Teil 3: Unterschiedliche Charaktere

19.2007 · ZertifikateJournal
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Serie: Strukturierte Anleihen
Teil 3: Unterschiedliche Charaktere
In dieser Ausgabe unserer Serie werden wir einfache
Formen von Ausstattungen kennen lernen, die eine Anleihe zu einer „Strukturierten Anleihen“ werden lassen.
„Callable“: Dies lässt sich am besten mit „kündbar“
oder „abrufbar“ übersetzen. Der Emittent eines Produktes mit entsprechender „Callable“-Option besitzt ein
Recht auf vorzeitige Kündigung. Nicht nur zufällig erinnert der Name an einen altbekannten Freund: Die
„Call“-Option, die in die Anleihe implementiert ist. Sie
räumt dem Emittenten das Recht (aber nicht die Pflicht)
ein, die Anleihe vorzeitig zu kündigen. Aus Sicht des
Emittenten ist das ein Vorteil, da er diese Wahlmöglichkeit nutzen kann, wenn das Marktzinsniveau stark fällt.
Er kündigt dann die „alte“ Anleihe und refinanziert sich
zu einem niedrigeren Zinssatz, beispielsweise mit einer
neuen Anleihe. Der Anleger trägt in diesem Fall ein Wiederanlage-Risiko, da er jetzt sein vorzeitig freigesetztes
Kapital zu einem niedrigeren Zinssatz investieren muss.
Dieses zusätzliche Risiko des Anlegers wird vom Emittenten mit einem Risikoaufschlag in Form einer höheren
Kuponverzinsung kompensiert.
Der Konterpart zum oben beschriebenen Fall heißt
„Puttable“. Hier hat der Investor (Gläubiger) der Anleihe das Recht, vorzeitig zu kündigen. Nun werden also
die Kündigungsrisiken vertauscht und der Emittent muss
für das Risiko kompensiert werden, dass der Anleger bei
steigenden Zinsen kündigt. Der Emittent (Schuldner)
muss dann einen neuen „teureren“ Kredit aufnehmen.
Aus diesem Grund zahlen „Puttable“-Anleihen in der Regel einen niedrigeren Kupon als eine „normale“ Anleihe.
Die möglichen Kündigungstermine werden vor Emission
individuell festgelegt und unterscheiden sich von Produkt
zu Produkt hinsichtlich Häufigkeit und Zeitfenster, in
dem eine Ausübung des Rechtes erfolgen kann.
Besonders deutlich wird der Zusammenhang von Rendite und Risiko bei den folgenden Sonderaustattungen:
„Cap“ und „Floor“. Unter einem „Cap“ versteht man
die Deckelung der Rendite. Der Anleger partizipiert nur
bis zu einer vorher festgelegten Obergrenze am Basis-
wert. Im Gegenzug fällt die Partizipationsrate (bzw. der
Kuponzins) in dem jeweiligen Intervall höher aus. Ein
„Floor“ bildet das Gegenstück: Hier wird dem Anleger
eine Mindestverzinsung gewährt, welche dafür aber die
Partizipationsrate verringert.
Eine weitere Spielart ist der „Collar“ (Kragen): Hier
werden „Cap“ und „Floor“ kombiniert, beide Effekte
laufen also zusammen. Das heißt: Mindestverzinsung bei
höherer Partizipation bis zum Cap (siehe Grafik). Bei der
„TARN“-Funktion (Target Redemption Note), auch als
Zielzins-Funktion bekannt, wird vor Emission ein Zielzins festgelegt. Wird dieser durch die kumulierten Zinszahlungen der Perioden erreicht oder überschritten, erfolgt die sofortige Tilgung. Dabei gilt: Je schneller der
Zielkupon erreicht wird, desto höher fällt die Rendite
pro Periode aus, da die maximal erzielbare Rendite in einer kürzeren Zeit erreicht wurde. Das Risiko besteht in
einer am Laufzeitende unterdurchschnittlichen Gesamtrendite, wenn der Zielkupon nicht erreicht wurde. Je
nach Präferenz kann der Anleger eine strukturierte Anleihe mit entsprechender Sonderaustattung wählen.
Spannendes Auszahlungsprofil eines Floaters
3-M o nats-E uribo r
Flo or-Niveau
11/02
5/04
Cap-Niveau
K upon
5,5
5,0
4,5
4,0
3,5
3,0
2,5
2,0
2/02
8/03
2/05
11/05
8/06
Die Grafik zeigt das Auszahlungsprofil einer variabel verzinsten
Anleihe (Floater), die einen Kupon von einem Prozent über
dem Drei-Monats-Euribor zahlt. Sie ist mit einem Cap bei 4,25
Prozent und einem Floor bei 3,25 Prozent ausgestattet.
Die 25-teilige Serie „Strukturierte Anleihen“ erscheint in Zusammenarbeit
mit der US-Investmentbank Morgan Stanley.
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