epd-Korrespondentenbericht Die sanfte Erziehung zum Gentle-Boy In der Knigge-Schule lernen Kinder und Jugendliche, wie „man“ sich benimmt Von Florian Höhne (epd) Nürnberg (epd). An Festtagen wird der Nachwuchs oft zum Störfaktor: Der Tisch ist edel gedeckt, Erwachsene unterhalten sich mit gedämpften Stimmen. Nur ein paar Kinder lärmen, kippeln und kleckern mit der Hollandaise. Szenen wie diese brachten die junge Mutter Anke Schulte-Epe vor zweieinhalb Jahren auf eine Geschäftsidee. Sie wollte mit ihrer heute fünf jährigen Tochter fein Essen gehen können, deshalb gründete sie eine Kniggeschule, in der die Kinder „Auftritt, Stil und Etikette“ lernen. Das Nürnberger Unternehmen hatte so viel Erfolg, daß es nun Schule macht. Fünf Kinder zwischen sechs und elf Jahren sitzen aufrecht um den Tisch an jenem Samstag morgen im Nürnberger mercure-Hotel. Die Tafel haben sie gerade selbst gedeckt: Den Teller einen Daumenbreit von der Tischkante, die Gabel links, das Messer rechts, den Löffel oben drüber. Während sie auf den ersten Gang warten, lauschen sie andächtig einem Hörspiel vom „Upps“. Das Upps ist eine kleiner Außerirdischer, der alles falsch macht – sozusagen eine moderne, weniger martialische Version von Doktor Hoffmanns Suppen-Kaspar und Zappel-Philipp in einem. Beim Tischdecken schmeißt das Upps die Gabel ins Glas. Die Kinder lachen, das haben sie schon besser gemacht. Anke Schulte-Epe will die Kleinen nicht dressieren, ihnen Benehmen nicht beibiegen. Sie will es kindergerecht und spielerisch beibringen. In geheimnisvollem Tonfall erzählt sie nach dem Essen von den „Messer- und GabelGeheimzeichen“. Besteck kreuzen heißt: Ich will noch weiter essen, Besteck nebeneinander dagegen: ich bin fertig. „Und die Serviette ist kein Waschlappen“, weist die gelernte psychologische Beraterin eines der Mädel zurecht, das sich gerade den Mund abputzte, „tupfen, nicht wischen, das ist eleganter.“ So ein richtiger Zappel-Philipp oder Suppen-Kaspar ist zu diesem Benimm-Kurs nicht gekommen, auch zu keinem früheren, wie Schulte-Epe sich erinnert. Die meisten wissen schon, wie „man“ sich beträgt: „Eltern oder Großeltern die ihre Kinder und Enkel zu mir schicken, achten selbst auf das Benehmen“, meint Schulte-Epe. Gefragt, wieso er Sohn und Tochter zu dem Kurs angemeldet hat, antwortet ein Vater lachend: „Weil die sich beide einfach nicht benehmen konnten.“ Sein Tonfall legt nahe: Eigentlich konnten sie es schon. Die „knigge-schule-nürnberg“ bietet einen Kurs für Kinder zwischen sechs und zwölf und einen anderen Kurs für Jugendliche an. Das Seminar dauert jeweils vier Stunden, findet immer Samstags statt und kostet pro Kind 75 Euro – Essen, Lernmaterial und T-Shirt inklusive. Auf dem Lehrplan stehen neben Tischmanieren vor allem alltägliche Umgangsformen: „Bitte“-, „Danke“- und „Entschuldigung“Sagen, Grüßen, Konversation. „Es geht nicht ums perfekte, etiketten-gerecht Hummeressen“, sagt Schulte-Epe, „sondern um alltäglich Achtsamkeit und Höflichkeit.“ Etikettentrainer für Erwachsenen gab es schon. Neu ist – Schulte-Epe zufolge – die Idee der Kinderkurse, die die Frau in Buisness-Outfit mit Seidentuch nun weiterverkauft an Franchise-Partner: Nach Stuttgart, Düsseldorf, Mannheim – und nach Österreich. Die gelernte Hotelkauffrau Andrea Pilz-Ringhofer will in Graz ein ähnliches Projekt starten. Sie findet die Kurse sinnvoll, weil gutes Benehmen auch fürs spätere Lebens etwas bringe: „Höflichkeit hilft auch im Berufsleben weiter“, bewirbt die Unternehmerin das Konzept. Und die Gründerin Schulte-Epe ergänzt: „Uns kommt der Trend zugute, wieder mehr auf Umgangsformen und Werte zu achten.“ Zum Abschied zeigen die Kinder noch, was sie gelernt haben: Mit freundlichem Lächeln drücken sie der Seminarleiterin fest die Hand, schauen ihr in die Augen und sagen „Tschüß“ oder „Auf Wiedersehen“, bevor sie zu ihren Eltern rennen, um aufgeregt von ihren Erlebnissen zu erzählen. Bleibt abzuwarten, wie der nächste Restaurantbesuch ausfällt. (XX.03.07) www.knigge-schule-nuernberg.de Kontkakt: Anke Schulte-Epe, 0911 / 950 57 83
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