Klimaschutz jetzt!

KLIMASCHUTZ JETZT!
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© FoE Kroatien/Luka Tomac
© Global 2000
HARTE REALITÄT DER ERDERWÄRMUNG
Liebe Leserin, lieber Leser,
im Dezember werden sich Regierungen aus aller Welt in Paris
treffen, um einen international gültigen Klimaschutzvertrag
auszuhandeln. In Deutschland zeigt sich: Die Energiewende
funktioniert am besten „von unten“. Es sind vor allem Bürgerinnen und Bürger, Genossenschaften und Kommunen, die in
erneuerbare Energien investieren und den Ausstieg aus Kohle, Gas und Öl möglich machen. Paris muss den Rahmen dafür
schaffen, dass sich die Energiewende in Bürgerhand überall
auf der Welt entfalten kann.
Gleichzeitig lässt sich der Klimawandel nicht mehr gänzlich aufhalten. Er muss aber deutlich begrenzt werden, um
schlimmste Entwicklungen zu verhindern. Die Folgen – wie
häufigere Unwetter oder Hitzewellen – sind bereits heute
sichtbar. Den Betroffenen muss so schnell wie möglich geholfen werden. Deutschland und andere reiche Staaten, die
am meisten CO2 ausgestoßen haben, sind in der Pflicht.
Der BUND wird sich im Vorfeld der Klimakonferenz für den
„Klimaschutz von unten“ starkmachen. Wir werden gegen
Braunkohletagebaue genauso wie gegen Braunkohlekraftwerke und gegen Fracking protestieren und uns für mehr
Windräder und weniger Stromverschwendung einsetzen.
Auch in Paris werden wir deshalb auf die Straße gehen. Protestieren Sie mit und zeigen Sie den Regierungen, dass die
Zivilgesellschaft hinter der Energiewende und dem Klimaschutz steht. Zeigen Sie den Staatschefs der Welt, dass das
Ende der Atomenergie längst eingeläutet ist und das Ende
der fossilen Energieträger überfällig ist. Denn die Alternativen dazu sind heute weltweit vorhanden.
Mit den besten Grüßen
Hubert Weiger
Im Mai 2014 fiel bei heftigen Unwettern auf dem Balkan in
drei Tagen so viel Regen wie sonst in drei Monaten. Der Wind
erreichte für die Region ungewöhnlich hohe Geschwindigkeiten. Eine zerstörerische Jahrhundertflut und Erdrutsche
waren die Folge. Ganze Landstriche wurden verwüstet, es
kam zu tagelangen Strom- und Trinkwasserausfällen. Die
schlimmsten Schäden mussten Bosnien und Herzegowina,
Serbien und Kroatien verkraften. Hunderttausende Menschen
mussten evakuiert werden. Mehr als sechzig Menschen starben in den Fluten.
Überschwemmungen haben in den letzten zwei Jahrzehnten weltweit mehr Opfer gefordert und mehr Infrastruktur
zerstört als andere Naturkatastrophen. Die besondere Gefahr
liegt darin, dass Starkregen und Erdrutsche oftmals schlecht
vorausgesagt werden können und so enorme Schäden verursachen. Mit steigenden Temperaturen hat sich in den letzten
Jahrzehnten die Gefahr solcher extremer Wetter-Ereignisse
global generell erhöht. Durch den fortschreitenden Klimawandel wird sich dieser Trend fortsetzen und verstärken.
Auch wir in Deutschland werden davon betroffen sein.
Die Durchschnittstemperatur ist in Deutschland zwischen
1901 und dem Jahr 2000 um knapp ein Grad gestiegen. Die
Folge: mehr heiße Tage, mehr Tropennächte, mehr und längere Hitzewellen sowie weniger Schneetage. Und die Temperaturen werden aufgrund des Klimawandels weiter ansteigen. Im Sommer wird es immer weniger regnen, gefährliche
Starkniederschläge werden aber häufiger. In den Alpen wird
es immer weniger Schnee geben, und die Gletscher werden
sich weiter zurückziehen. Gleichzeitig werden die Meeresspiegel an den deutschen Küsten ansteigen.
Auch die Land-und Forstwirtschaft werden sich durch den
Klimawandel verändern. Einige Getreidesorten, wie zum Beispiel Winterweizen, werden von wärmeren Temperaturen
eher profitieren. Anderen Sorten wie Mais wird der Klimawandel dagegen zu schaffen machen und die Ernteaussichten verschlechtern. Durch höhere Temperaturen wachsen
zudem die gesundheitlichen Belastungen für die Bevölkerung
und werden sich in Deutschland Krankheiten ausbreiten, mit
denen wir bisher nicht konfrontiert waren – wie zum Beispiel das Dengue Fieber. Auch die von Zecken übertragenen
FSME-Vieren werden vom milderen Wetter profitieren.
© CARE/Josh Estey
© Global 2000/Christoph Liebentritt
DEUTSCHLAND WIRD NICHT VERSCHONT
WELTKLIMAKONFERENZ IN PARIS
Statt wie notwendig zu sinken ist der globale KohlendioxidAusstoß in den letzten Jahrzehnten gestiegen. Obschon im
Jahr 2014 erstmals weniger Emissionen freigesetzt wurden,
war der Ausstoß mit 37 Milliarden Tonnen CO2 immer noch
zu hoch. Die Folge: Seit Ende des 19. Jahrhunderts hat sich
die globale Durchschnittstemperatur um fast ein Grad erhöht. Wollen wir die Erderwärmung und ihre Folgen noch
einigermaßen unter Kontrolle haben, darf diese Temperatur
um nicht mehr als 1,5 Grad steigen. Der UN-Weltklimarat
hat berechnet, dass bis zu dieser Grenze noch 400 Milliarden
Tonnen CO2 ausgestoßen werden dürfen.
In Paris geht es zentral um die Frage, welches Land wie viel
CO2 reduzieren muss, um den Klimawandel auf unter zwei
Grad zu beschränken – die Grenze, auf die sich die Staaten
geeinigt haben. Bis zu dieser Grenze dürfen noch 1000 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen werden.
Viele Länder und Ländergruppen, so auch die Europäische
Union, haben ihre Reduktionsversprechungen für den Pariser Vertrag schon verkündet. Zusammengerechnet werden
sie jedoch nicht ausreichen, die Erwärmung unter zwei oder
1,5 Grad zu halten.
Zudem soll geregelt werden, wie die Länder, die am stärksten
unter dem Klimawandel zu leiden haben, unterstützt werden
können. Bereits eine Erwärmung um 1,5 Grad wird katastrophale Folgen für viele Menschen auf der Welt haben. Dies
sind nicht nur menschliche Tragödien. Es entstehen auch
enorme Kosten für die Betroffenen. Laut UN müssen zur Entschädigung 100 Milliarden US-Dollar jährlich bereitgestellt
werden. Der Betrag soll ab 2020 zur Verfügung stehen. Noch
ist jedoch völlig unklar, woher das Geld kommen soll.
© BUND/Jakob Huber
© BUND/Jakob Huber
UNSERE FORDERUNGEN FÜR PARIS
ZUKUNFT STATT KOHLE
KLIMASCHUTZ JETZT: In Paris müssen strenge und verbindliche CO2-Emissionsreduktionen beschlossen werden. Diese
müssen gerecht unter allen Staaten aufgeteilt werden. Faktoren wie die Gleichverteilung der Emissionsberechtigungen
pro Kopf, historische Verantwortung für den Klimawandel,
Armut oder Reichtum und Entwicklungsbedürfnisse eines
Landes müssen berücksichtigt werden. Die Maßnahmen zur
Reduktion klimaschädlicher Gase dürfen nicht erst mit dem
Inkrafttreten des Klimaabkommens im Jahr 2020 beginnen.
Sie müssen sofort eingeleitet werden.
Die Verbrennung von Kohle hat weltweit den größten Anteil
an den Energieemissionen. Kohle ist der Energieträger, dessen Emissionen am schnellsten steigen. 2014 lag der Anteil
der Kohle am deutschen Strommix bei 44 Prozent. Während
alle anderen fossilen Energieträger seit 2000 abgenommen
haben, ist ausgerechnet die besonders klimaschädliche
Braunkohle um 3 Prozent angestiegen. Hauptursache ist der
wirkungslose Emissionshandel. Den steigenden Emissionen
wird bisher nichts entgegengesetzt.
GERECHTIGKEIT FÜR BETROFFENE: Den Menschen, die unter
den Folgen des Klimawandels leiden, muss geholfen werden,
damit sie in ihrer Heimat überleben können. Länder müssen in
die Lage versetzt werden, Frühwarnsysteme aufzubauen, um
ihre Bevölkerung vor Starkregen und Stürmen zu warnen.
Wer sich nicht an die veränderten klimatischen Bedingungen anpassen kann, muss einen Finanzausgleich für die erlittenen Schäden bekommen. Das Geld für diese Maßnahmen
muss von den Ländern kommen, die am meisten zum Klimawandel beigetragen haben.
ENERGIEWENDE VON UNTEN UND SUBVENTIONSSTOPP:
Noch immer werden weltweit Kohlekraftwerke gebaut und
fossile Energieträger staatlich begünstigt. Um die Energiewende zu beschleunigen und den Zugang zu sauberem
Strom auch in armen Ländern breiten Bevölkerungsschichten zu ermöglichen, müssen diese Subventionen gestoppt
werden. Stattdessen müssen erneuerbare Energien dezentral
und in den Händen der Menschen vor Ort gefördert werden.
Deutschland muss vor der eigenen Haustür kehren und die
Treibhausgase schnell reduzieren, sonst ist das deutsche Klimaziel für 2020 – 40 Prozent weniger Treibhausgase gegenüber 1990 – nicht mehr zu schaffen.
Der BUND fordert die Bundesregierung auf, jetzt den Kohleausstieg einzuleiten. Als erster Schritt müssen deshalb die
ältesten Braunkohlekraftwerke mit ihrem besonders hohen
CO2- und Schadstoff-Ausstoß vom Netz. Darüber hinaus
muss das riskante und klimaschädliche Fracking verboten
werden. Wir brauchen weniger und nicht mehr fossile Energieträger, um den Klimawandel zu begrenzen.
Deutschland könnte mit diesen Schritten im Vorfeld der Klimakonferenz in Paris andere Staaten motivieren. Der Druck
auf die Staaten, die sich bislang nicht um Klimaschutz bemühen, könnte so deutlich erhöht werden.
© BUND/Jakob Huber
© BUND/Jörg Farys, die.projektoren
ENERGIE SPAREN, ERNEUERBARE AUSBAUEN
Klimaschutz und Energiewende werden ohne Energiesparen
nicht funktionieren. Je weniger Strom und Wärme wir verbrauchen, desto schneller lassen sich diese zu 100 Prozent
aus erneuerbaren Energiequellen produzieren. Ein gewaltiges Einsparpotenzial liegt in der Sanierung des Gebäudebestandes: Fast 40 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in
Deutschland entfallen auf diesen Sektor. Auch im Verkehr,
bei Verbrauchern in der Wirtschaft und in den Haushalten
müssen Energiesparen und Energieeffizienz höchste Priorität erlangen. Wer energiesparend lebt, arbeitet, produziert
und konsumiert, soll Vorteile haben. Energieverschwendung
muss verboten oder verteuert werden.
Zur Verringerung des CO2-Ausstoßes müssen zudem natürlich die erneuerbaren Energien weiter ökologisch verträglich
ausgebaut werden. Zentrale Elemente sind dabei Wind- und
Sonnenenergie. Wind und Sonne sind überall in Deutschland verfügbar. Windkraft auf zwei Prozent der Landesfläche
Deutschlands reicht aus, um etwa 60 Prozent des heutigen
Strombedarfs zu decken. Photovoltaik und Solarthermie haben
ebenfalls ungenutzte Potenziale, Solarthermie speziell für den
Wärmebedarf. Windenergie an Land ist zudem die preiswerteste Form von Strom aus erneuerbarer Energie. Und: Windräder
zu errichten und Sonnenenergie zu nutzen ist erschwinglich.
Die Anlagen können kooperativ von Genossenschaften, Stadtwerken oder Eigentümergemeinschaften betrieben werden.
Auf diese Weise stehen hinter einem Großteil der Anlagen
Tausende von Eigentümern – und keine Großkonzerne.
SEIEN SIE DABEI!
Der Schutz unseres Klimas wird nicht allein an den Verhandlungstischen entschieden. Millionen Menschen weltweit
kämpfen vor Ort mit den Folgen des Klimawandels, lehnen
sich gegen fossile Energien auf und bringen die Erneuerbaren und die Energieeffizienz voran.
Reihen Sie sich ein in die weltweite Online-Menschenkette
„We are the energy revolution – Klimaschutz jetzt!“. Stehen
Sie gemeinsam mit Mary aus Schottland, Godwin aus Nigeria, Dipti aus Indien und vielen anderen Klimaschützern aus
der ganzen Welt.
Sie, der BUND, unser internationales Netzwerk Friends of the
Earth, wir alle sind Teil einer großen und starken Bewegung
für den Klimaschutz. Dies gilt es vor, in und nach Paris den
Politikern und Lobbyisten zu zeigen!
11. und 12. Dezember: Aktionswochenende in Paris
An diesem Wochenende kommt es drauf an! Die Weltklimakonferenz wird in ihrer entscheidenden Phase sein. Der
BUND und Friends of the Earth rufen zusammen mit einem
weltweiten Bündnis und der französischen Klima-Allianz
zu einer Großaktion auf. Zusammen mit Hunderttausenden
wollen wir den Staats- und Regierungschefs zeigen: Wir
sind die Energierevolution – wir sind gegen Atom, Kohle und
Fracking – wir sind für die Energiewende!
Hand in Hand für den Klimaschutz:
www.bund.net/klimaschutz-jetzt
Kommen Sie nach Paris!
© BUND/Jakob Huber
Die Erde braucht Freundinnen und Freunde!
Der BUND ist ein Angebot an alle, die unsere Natur schützen
und den kommenden Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen erhalten wollen. Vor Ort, national und weltweit.
Unterstützen Sie unsere Arbeit, für den Klimaschutz und eine
nachhaltige Energiewende und werden Sie BUNDmitglied.
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Impressum: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
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Text: A.K. Schneider, S. Euen, A. Gaude • Redaktion: Dr. Norbert Franck (V.i.S.d.P.)
Titelbild: natanaelginting, Fotolia • Gestaltung: dieprojektoren.de • Druck: lokay, Mai 2015