IfG.CC – The Potsdam eGovernment

IfG.CC – The Potsdam eGovernment
Competence Center
Kompetenzen für (E-) Government:
Was müssen Beamte (noch) wissen?
Prof. Dr. Tino Schuppan
Leipzig, 02.06.2015
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Relevante Fragen
Wirkung: Wie ist der Zusammenhang zwischen IT
und Kompetenzen?
Anforderung: Welche neuen Kompetenzanforderungen entstehen für Staat und Verwaltung?
Zukunft: Brauchen wir überhaupt noch Menschen
als Kompetenzträger?
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Agenda
IT, Arbeitswelt und Kompetenzen
Vernetzung mit E-Government
Befunde von der Arbeitsebene
Was macht die Angebotsseite?
Was ist zu tun?
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IT und Arbeit: Einige Mega-Trends
 „Verwischung“ von Freizeit und Arbeit
 Tendenzen der Industrialisierung
 Erweiterte Vernetzung/Kollaboration
 Verbesserte technische Assistenz
 Neue Polarisierung: High Road or Low Road?
 Oder weitergehend: „Dünnt“ die Mittelschicht
aus?
 Was macht die Verwaltung: New jobs, bad
jobs, or no jobs?
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Kompetenzen
 Kompetenzen: Fähigkeiten, Fertigkeiten, Wissen, Motivation,
Persönlichkeitsmerkmale
 Klassische Kompetenzen: Fachlich, sozial, methodisch
 Neue Kompetenzen: Metakompetenzen, Dynamic Capabilities,
Sensemaking, E-Kompetenzen
Einordnung in die Wirkungskette:
IT
Soziotechnische
Gestaltung
(Neue) Kompetenzanforderungen
Arbeitsorganisation
Kultureller
Wandel
Skilling, De-Skilling or no Skills?!
(neue)
Tätigkeiten
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Vernetztes (E-)Government
… auf IT-basierende neue Arbeits- und/oder
Ressourcenteilung, die neue Organisationsformen
ermöglicht.




Einheitlicher Ansprechpartner
Shared Service Center
Maerker Brandenburg
D115 etc.
 Fast alle Großprojekte haben Vernetzungscharakter
 Generell schwierig umsetzbar
Service Center
Virtuelle
Poststelle
Service
Center
Personal
Gemeinde
Service
Center
Finanzen
Gemeinde
Gemeinde
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Individuelle Netzwerkfähigkeit
ist gefragt...
 Transformationskompetenzen
 Arbeitskompetenzen
 Führungskompetenzen
Erfordert neue Fähigkeiten, insbesondere:
 Vernetzte Prozessgestaltung
 Vernetzt denken
 Einlassen auf andere Organisationskulturen
 Interorganisatorische Teamarbeit
 Führung nach außen und auf Abstand
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Befunde: Shared Service Center –
Personalgewinnung/Beihilfeberechnung
Tätigkeiten
Kompetenzen
Vertrieb, Übernahme neuer Prozesse
Verhandlungsgeschick/
Verkaufsfähigkeiten
Spezialisierung in Folge neuer AT,
Professionalisierung
Prozessübergreifendes Denken,
vertiefende Fachkompetenzen
Häufiger Wechsel von Auftraggebern
Soziale Kompetenzen, ausgeprägte
Kommunikationsfähigkeiten
Verringerung von Handlungsspielräumen durch Automatisierung
Routinefälle, Tendenzen zu „DeSkilling“
Selbstbestimmtes Arbeiten,
Verhandlung
Selbstmanagement, Selbstreflexion
Kein ausschließliches „De-Skilling“, diverse neue Skill-Anforderungen
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Befunde: 115-Service-Center
Tätigkeiten
Interaktion mit dem Bürger
Kompetenzen
Flexibilität, Multitasking-Fähigkeiten, „VermittlerKompetenz“, Informationsverarbeitungskompetenz, „Ertragen von Unsicherheit“
Kooperation mit Fachbehörden Adaptive Fähigkeiten (Unterforderung
entgegenwirken), Verhandlungskompetenz,
Konfliktfähigkeit, Netzwerkkompetenz
Hoher Grad an
selbstbestimmtem Arbeiten
Fähigkeit zu selbstorganisiertem Lernen;
insbesondere informelles Lernen am Arbeitsplatz
Routineaufgaben, aber
weniger als bei SSC
Klassische Fachkompetenzen
Tendenzen der Überforderung, aber auch hoher Routine-Anteil
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Fallbeispiel: Interaktiver Funkstreifenwagen der Polizei Brandenburg (IFW)
 April 2006: Gründung der Projektgruppe
 September 2010: Testfahrzeuge in den Alltagsbetrieb überführt
 Aktuell ca. 45 IFW im Einsatz, sukzessive weiterer Ausbau
 (Ziel: Flächendeckung bis 2016)
 Komponenten des IFW:
Auftragsmanagement
Einsätze und einsatzrelevante Informationen
werden in Textform von der Leitstelle aus dem
Einsatzleitsystem an den Multifunktions-PC im
Funkstreifenwagen übermittelt.
Videotechnologie
Aufzeichnung, Dokumentation und Wiedergabe
von Sachverhalten und Anhalte- und
Kontrollvorgängen im Funkstreifenwagen.
Anschlussstation für mobile
Endgeräte
Ermöglicht elektronische Vorgangserfassung vor
Ort unmittelbar im Fahrzeug.
Navigation
Automatische Routenführung in Verbindung mit
dem Auftragsmanagement.
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Befunde von der Arbeitsebene:
Interaktiver Funkstreifenwagen
Veränderte
Arbeitsorganisation
 Flexiblere Arbeitsteilung zwischen Leitstelle und
Streifenbeamten
 Verlagerung der administrativen Arbeiten in den
IFW, Entlastung von Papierarbeit in der Wache
 Mehr Handlungsspielraum ggü. der Leitstelle
 Mehr Raum für Mit-Entscheidungen beim Einsatz
Veränderte
Tätigkeiten
 Erweiterung der Tätigkeiten, bspw. durch direkte
Datenbankabfragen im Funkstreifenwagen
 Improvisationskompetenzen
Veränderte
Kompetenzen  Priorisieren/Filtern von zunehmenden Informationen
 Mehr Entscheidungskompetenz, schnellere
Entscheidung
 „Professionalitätsperformanz“ im Umgang mit IT
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Fazit mit weiteren Implikationen
Fallübergreifende Befunde
Implikationen für Kompetenzen
IT hat Handlungsspielräume nicht reduziert
(Gesprächsleitfäden wurden ignoriert)
Fachliche Kompetenzen bleiben wichtig, aber:
Selbstmanagement, kritische Selbstreflexion;
Zunahme von Kapazität Informationen zu
verarbeiten
IT hat nicht die Kooperation verbessert
Netzwerk- und Kooperationsfähigkeit
Neue Unsicherheiten bei der Führung trotz
verbesserter Informationslage
Neue Führungskompetenzen an Schnittstellen
Gleichzeitig (Neo-)Taylorisierung und
Subjektivierung
Schneller Wechsel von
Tätigkeitsanforderungen
 Neue Unsicherheiten durch neue
Schnittstellen
 Mit zunehmender IT-Nutzung nehmen
soziale Kompetenzanforderungen zu.
Keine System-LevelBureaucrats!
Weder Skilling noch De-Skilling,
sondern Re-Skilling
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Zusammenfassende Befunde
 Zunehmend „non-teachable“ Kompetenzen
 mehr soziale Kompetenzen
 Neue Ungleichzeitigkeit
 Projekt- und Prozessmanagement nicht ausreichend
 Zunehmende Unsicherheit an Schnittstellen
 Führung auf Abstand, Unsicherheit, De-/Rehierarchisierung
Vieldeutigkeit von Arbeitssituationen
nimmt zu
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Angebotsseite: Was machen Hochschulen?
Uni BA
Uni MA
FH BA
MA
BA
MA
E-Gov-Schwerpunkt
0
2
Mehrere E-Gov-Angebote
0
Ein E-Gov-Modul/-Seminar
FH Ma
Summe
5
2
9
1
5
2
8
2
5
9
5
21
E-Gov als Randthema
0
0
3
2
5
Kein E-Gov
11
18
12
7
48
BA
91
Aus: ifG.CC 2014, „Aktuelle Ausprägung sowie Gestaltungsmöglichkeiten der E-Government- Aus- und Fortbildung von Fach- und Führungskräften der
Verwaltung“, Studie für IT-PLR.
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Angebotsseite: Was macht die Aus- und
Weiterbildung?
über die Hälfte der verwaltungs-bezogenen
Programme weisen keinerlei Bezug zu
E-Government oder relevanten IT-Inhalten auf
64% der Programme an FHs weisen E-GovernmentLehrinhalte auf; bei den Universitäten lediglich 24%
bei etwa 9% der Programme stehen E-Government und IT in
der öffentlichen Verwaltung im Mittelpunkt des Studiums;
diese rücken Technik in den Fokus und sind im Kern Informatikstudiengänge
mit Verwaltungsbezug
(Wirtschafts-)Informatik-Programme weisen nur selten einen Bezug zur
öffentlichen Verwaltung auf; Verwaltungsthemen sind nicht systematisch integriert
in juristischen Studiengängen sind zwar zunehmend Themen mit IT-Bezug in die
Curricula integriert, diese werden jedoch nicht im Kontext von Verwaltungsmodernisierung oder staatlicher Transformation behandelt
12 von 17 untersuchten Fort- und Weiterbildungsakademien bieten
keine einschlägigen Kurse an, sondern lediglich Anwenderschulungen
für IT-Fachverfahren und andere Programme
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Analyse der Ergebnisse
 Insgesamt breites und vielfältiges Angebot
 Keine systematische Integration und „richtige“ Interdisziplinarität
 Kaum E-Government-Studiengänge, die nicht Informatik in den
Mittelpunkt rücken bzw. kaum Verwaltungsstudiengänge mit
 E-Government-Vertiefung
Wichtige Rollen im E-Government
 Für Rollen der IT-Koordination
 existieren durchaus geeignete
 Studiengangsprofile
 Für Rollen, die Organisation mit IT
gestalten, keine spezialisierten
Angebote an Hochschulen und
kaum Weiterbildungsangebote
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Herausforderungen für Aus- und
Weiterbildung
 Mehr (Fach-)Wissen hilft nicht unbedingt
 Erweiterte soziale Kompetenzen erforderlich
 „An-akademisierte“ Sachbearbeiter nicht ausreichend
 Neue Lehrformate gefragt; z.B. mehr Lernen in Projekten;
Kompetenzerwerb!!
 Vertiefte Analytische Durchdringung
 Mehr Architekturkompetenzen mit Interdisziplinarität
 Modernisierungsansätze mit IT integriert lehren, z.B. Auslagerung,
Deregulierung, Soziotechnik
 Profilbildung notwendig, z.B. eJustice
 Vernetzung/strategische Kooperation
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(Weitere) Perspektiven IT und Arbeit
 Zunehmende Divergenz zwischen High Road and Low Road
 Aber auch Abwanderung von Kompetenzen nach unten
(Tendenzen der Selbstorganisation und Planung)
 Wissen wandert zunehmend in Technik; Wegfall einfacher
Arbeiten
 Mensch dient der Verantwortungssicherung
 Weitere De-Hierarchisierung mit Informationsüberflutung
 Unsicherheit kann nicht durch IT absorbiert werden
Nicht alles kann/sollte durch (neue)
Kompetenzen kompensiert werden!!
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Anforderungen an Personalentwicklung
 Mehr lernen im Arbeitsprozess und in
Projekten
 Führung auf Abstand, vernetzte Führung
 Weg von starren Stellenbeschreibungen
 Berücksichtigung von nicht beruflich
erworbenen Kompetenzen
 Neue Lernformen zum Kompetenzerwerb
Vermeidung von Neo-Taylorisierung
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 Die neuen
digital natives!
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Prof. Dr. Tino Schuppan
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Am Neuen Markt, 14467 Potsdam
eMail: [email protected],
Web: www.ifg.cc