P A N O R A M A Eine erste Ikone einer neuen Kunstbewegung Christa Dichgans: Die Bildsprache der Grande Dame der German Pop Art Ausstellung im Rahmen der Berlin Art Week, 10.9. bis 10.10.2015, in der Galerie Köppe Contemporary Christa Dichgans; Schicksalsgemeinschaft; 1974, 120 cm x 120 cm; Aquatec auf Leinwand © Köppe Contemporary ARTPROFIL Ein Bericht aus: ARTPROFIL - Magazin für Kunst, Heft 110-2015 / Nr. 110, © SYNTAX. Medienproduktion + Verlag GmbH, 68219 Mannheim, Deutschland 3 P A N O R A M A „In ihrem einzigartigen und realitätsgela- „In New York prägte denen Pop-Surrealismus ist das Festhalten Christa Dichgans jene der Zeit vereint mit den Dramen des Alltäg- zwischen heiter und lichen“. Mit dieser Einschätzung würdigte hintergründig, spiele- die Ausstellung ‚Power Up - Female Pop Art‘ risch und zeitkritisch 2010 in der Kunsthalle Wien die Bedeutung changierenden, von des Œuvres der Berliner Künstlerin Christa vielfältigen Brechun- Dichgans. Und die Frankfurter Allgemeine gen bestimmten Pop- Zeitung attestierte der Künstlerin, dass stil heraus, der 1966 ihr bereits Mitte der 1960er Jahre eine zu dem ästhetischen deutsche Pop Art Variante ganz eigener Markenzeichen ih- Prägung „mit einem Zug ins Surreale“ rer Arbeit wird“, so gelungen sei. schreibt die amerika- Jetzt hat die Berliner Galerie Köppe Con- nische Kunstkritikerin temporary der Grande Dame der Pop Art und Kuratorin Belinda eine Ausstellung eingerichtet, die neben Grace-Gardner. wie frühen Werken jüngste, bisher selten oder beim Popstar Andy gar nicht öffentlich gezeigte Gemälde, Warhol die Campbell- druckgrafische Arbeiten und Zeichnungen Dosen-Stillleben, so präsentiert. werden bei Dichgans Bald nach ihrem Studium an der Hochschule das Spielzeug und ab für Bildende Künste Berlin begann sie ihren 1968 die aufblasba- ganz eigenen Weg in der Kunst zu verfol- ren Gummitiere und gen. „In ihrem ornamentalen ‚All-Over-Stil‘, die Plastikherzen zu der den illusionistischen Tiefenraum traditi- einem stillen Protest oneller gegenständlicher Malerei einebnete, gegen den Materi- war ihre Entwicklung zu einem formal redu- alismus, Konsumismus und soziale Kälte. Wolkenkratzern oder Türmen in der 1984 zierten Realismus bereits angelegt“ (Heinz Fast fünfzig Jahre später sollten Kunst- begonnenen Werkserie ‚Turmbau zu Babel‘ Stahlhut). Und auch ihr Prinzip der ‚Masse‘ historiker in Dichgans Kunststoffwolken erschrecken heute angesichts der Parallelen und der ‚Häufung‘, dass die Künstlerin mit und Kunststoffherzen sowie in ihren Spiel- zu den Ereignissen um die Twin Towers am der Kritik an Konsum und oberflächlichem zeuggemälden verblüffende Parallelen zu 11. September 2001 in New York. Lebensstil unmittelbar in Bezug zur inter- den Gemälden mit Spielzeugen und den national vorherrschenden Pop-Art bringen Installationen mit Gummi- und Ballontieren sollte, erprobte die Künstlerin schon Mitte von Jeff Koons sehen. der 1960er Jahre. Im Begleitkatalog der Schirn-Kunsthalle, 1966 trat Christa Dichgans ihr DAAD- Frankfurt von 2014 heißt es: „Bereits Stipendium in New York an. Während der 1968 nahm Christa Dichgans formal eine beiden Jahre, die sie in der amerikanischen Bildsprache vorweg, die in den USA unter Metropole verbrachte, kam sie in Berührung anderem über den Post-Pop-Artisten Jeff mit der amerikanischen Pop Art. Koons in den 1990er und 2000er-Jahren Als sie bei der Salvation Army (Heilsarmee) populär werden sollte“. aus Bergen von wie achtlos weggeschmis- In der Folgezeit weitete die Künstlerin ihre senem Kinderspielzeug etwas für ihr Kind Themen aus. Zunehmend fokussierte Chris- heraussuchte, wurde diese Begegnung ta Dichgans ihre Motive auf die Bühnen zur Initialzündung für die sozial-kritisch- des realitäts- und aggressionsgeladenen wirklichkeitsnahe Kunstpraxis, für die die Lebens. Manche Bilder, beispielsweise Künstlerin ein Leben lang stehen wird. der dramatische Zusammenbruch von 4 Christa Dichgans; Turmbau zu Babel; 1987, Öl auf Leinwand, 116 cm x 89 cm © Köppe Contemporary André Lindhorst, 2015 Weitere Infos: Köppe Contemporary Dr. Wolfgang Köppe Knausstraße 19 14193 Berlin-Grunewald Deutschland Telefon: +49 (0) 30-8255443 Mobil: +49 (0) 176-23379278 Web: www.villa-koeppe.de E-Mail: [email protected] Öffnungszeiten: Dienstag-Freitag: 16-19 Uhr Samstag: 11-17 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung ARTPROFIL Ein Bericht aus: ARTPROFIL - Magazin für Kunst, Heft 110-2015 / Nr. 110, © SYNTAX. Medienproduktion + Verlag GmbH, 68219 Mannheim, Deutschland
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