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PRESSE
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AIDS – NACH EINER WAHREN BEGEBENHEIT
AIDS – NACH EINER WAHREN BEGEBENHEIT
BILDER +++ MEDIEN +++ KUNST
5. September 2015 bis 21. Februar 2016
Eine Ausstellung des Deutschen Hygiene-Museums gefördert im Programm Fellowship
Internationales Museum der Kulturstiftung des Bundes und durch die Sächsische
Landesstelle für Museumswesen
INHALTSVERZEICHNIS
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Allgemeine Presseinformation
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Das kuratorische Konzept
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Ausstellungsabteilungen
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Daten & Fakten zur Ausstellung
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AIDS als Ausstellungsthema im Deutschen Hygiene-Museum
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Chronik HIV/AIDS
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Broschüre
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Scientist in Residence
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Begleitprogramm
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Vermittlungsangebote
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Pressefotos
Stand: 02.09.2015
AIDS – NACH EINER WAHREN BEGEBENHEIT _ 5. September 2015 bis 21. Februarr 2016
AIDS – NACH EINER WAHREN BEGEBENHEIT
AIDS – NACH EINER WAHREN BEGEBENHEIT
BILDER +++ MEDIEN +++ KUNST
5. September 2015 bis 21. Februar 2016
ALLGEMEINE PRESSEINFORMATION
AIDS ist bis heute eine unheilbare Infektionserkrankung mit oftmals tödlichem Ausgang. Obwohl das
1981 erstmals beschriebene Immundefektsyndrom nicht mehr permanent in den Medien präsent ist,
bleibt die Krankheit ein aktuelles Thema. Denn auch wenn die Diagnose HIV durch die medizinischen
Erfolge der Antiretroviral-Therapie seit 1996 kein sofortiges Todesurteil mehr bedeutet, ist eine
Heilung bislang nicht in Sicht. Und trotz umfassender Aufklärungskampagnen in vielen Ländern der
Welt ist die HIV-Infektionsrate mit geschätzten 2,1 Millionen Betroffenen noch immer hoch - und das
nicht nur in Ländern des afrikanischen Kontinents. Nach Schätzungen der WHO leben heute weltweit
34 Millionen Menschen mit HIV/AIDS - in Deutschland sind es 78 000. Im Jahr 2013 starben 1,5
Millionen Menschen an AIDS, und seit Beginn der Epidemie 1981 sind 36 Millionen Tote zu beklagen.
Vor diesem Hintergrund möchte das Deutsche Hygiene-Museum mit der Sonderausstellung AIDS –
Nach einer wahren Begebenheit dafür sensibilisieren, dass sich die Notwendigkeit einer individuellen und gesellschaftlichen Beschäftigung mit AIDS keineswegs erledigt hat. Den materiellen
Ausgangspunkt bietet hierzu der noch nie in seiner Komplexität gezeigte, weltweit einmalige Bestand
von rund 10.000 internationalen AIDS-Plakaten aus der Sammlung des Museums, von denen 240 in
der Ausstellung zu sehen sind.
Im Zentrum der multimedialen Inszenierung steht die Beobachtung, dass AIDS seit seinem Auftreten
immer noch etwas anderes war, als eine oft tödlich verlaufende Krankheit. AIDS war und ist auch
Gegenstand eines öffentlichen Diskurses, in dem es nicht allein um die wissenschaftlichen
Kenntnisse über den Erreger und seine Übertragungswege oder um die neuesten Diagnose- und
Therapieverfahren geht. Das Sprechen über AIDS berührt nämlich immer auch Einstellungen
gegenüber bestimmten Lebensentwürfen, eine Auseinandersetzung mit Fragen von Sexualität und
Tod, von Schuld und Scham, von Eigenverantwortung und Fürsorge. Parallel zur Verbreitung des HIVirus selbst hat sich in der Kommunikation über AIDS sozusagen eine weitere „Epidemie“
ausgebreitet, in der sich unterschiedliche Positionen und Symbole zu diesen kontroversen Themen
etabliert und immer wieder verwandelt haben. Dieses Spannungsfeld zu analysieren und in seiner
Vielschichtigkeit bis in die Gegenwart hinein nachzuzeichnen, hat sich diese bildkritische Ausstellung
zur Aufgabe gemacht.
Auch wenn es sich bei dieser Sonderausstellung nicht um eine Art musealer Präventionskampagne
handelt, wird sie ihre Besucherinnen und Besucher doch auch mit den Möglichkeiten vertraut
machen, mit denen man sich vor AIDS schützen kann, und sie möchte darüber hinaus das
AIDS – NACH EINER WAHREN BEGEBENHEIT _ 5. September 2015 bis 21. Februarr 2016
AIDS – NACH EINER WAHREN BEGEBENHEIT
Bewusstsein auf die schwierige Lebenssituation der Erkrankten richten. Damit steht die Ausstellung
in einer Kontinuität von Projekten, in denen sich das Deutsche Hygiene-Museum seit Jahrzehnten
aus unterschiedlichen Perspektiven mit dem Thema AIDS auseinandergesetzt hat.
„Auch angesichts der leicht steigenden Zahl der Neudiagnosen von HIV-Infektionen in Sachsen halte
ich es für außerordentlich wichtig, dass sich das Deutsche Hygiene-Museum aktuell dieses Themas
angenommen hat. Es hat dies nicht etwa in Form einer musealen Präventionskampagne getan,
sondern in Gestalt einer reflektierten Bilanz. Einer Bilanz darüber, wie und mit welchen Medien
weltweit in den letzen Jahrzehnten über diese nach wie vor unheilbare Krankheit kommuniziert wurde
– mit den Mitteln der Kunst, der Medien, der Bildung. Wer sich aufmerksam auf die Ausstellung
einlässt, wird ein faszinierendes Kapitel unserer jüngeren Kulturgeschichte erleben, denn AIDS hat in
den letzten Jahren auch sein gewaltiges gesellschaftsveränderndes Potential gezeigt. Die Ausstellung
betreibt nicht nur die immer noch nötige Aufklärung, sondern wir lernen auch, auf welche Weise den
Menschen, die von dieser Krankheit betroffen sind, offen und solidarisch begegnet werden kann.“
Dr. Eva-Maria Stange, Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst
AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG
4. September 2015, 19 Uhr, Großer Saal des Deutschen Hygiene-Museums
Begrüßung
Prof. Klaus Vogel
Direktor, Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung Deutsches Hygiene-Museum
Grußworte
Dr. Eva-Maria Stange
Vorsitzende des Stiftungsrates der Stiftung Deutsches Hygiene-Museum; Sächsische
Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst
Dr. Marie Cathleen Haff
Fellowship Internationales Museum, Kulturstiftung des Bundes
Vortrag
Prof. Dr. Elisabeth Pott
Vorstandsvorsitzende der Deutschen AIDS-Stiftung, ehemalige Direktorin der Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung
Einführung in die Ausstellung
Vladimir Čajkovac
Kurator
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AIDS – NACH EINER WAHREN BEGEBENHEIT
DAS KURATORISCHE KONZEPT
Die 10.000 AIDS-Plakate aus 147 Ländern in der Sammlung des Museums bieten eine eindrucksvolle
Gelegenheit, sich mit den Bildwelten auseinanderzusetzen, die durch AIDS in die Welt gekommen
sind. Anhand dieses umfassenden internationalen Bestands lassen sich nicht nur die Strategien der
Aufklärung über eine Krankheit nachvollziehen, die Plakate zeigen auch, wie unterschiedliche
Gesellschaften und Kulturen mit dem Phänomen AIDS umgegangen sind. Besonders bedeutsam ist
dabei die Tatsache, dass AIDS immer auch existentielle Themen berührt, die in den meisten
Gesellschaften hochgradig tabuisiert sind. Damit die Botschaften der Plakate von den Akteuren und
Adressaten überhaupt akzeptiert werden konnten, war es also zunächst erforderlich, angemessene
Informations- und Überzeugungsstrategien zu entwickeln.
Die Auswahl der in der Ausstellung gezeigten 240 Plakate basiert darum nicht auf ästhetischen
Gesichtspunkten, sondern folgt inhaltlichen Kriterien. Präsentiert werden vor allem solche Plakate, die
zu Missverständnissen und Kontroversen geführt haben, die zwischen den gesellschaftlichen,
religiösen und wissenschaftlichen Vorstellungen über Moral, Sexualität und Intimität aufgebrochen
sind. Präsentiert im Kontext ihrer Entstehungs- und Bedeutungsgeschichte ermöglichen es die
Plakate somit, einen Blick hinter die Kulissen der Szenarien und Symbole der Krankheits-,
Aktivismus- und Kulturgeschichte von AIDS zu werden. Die Plakatmotive und -kampagnen werden so
als das Ergebnis eines Aushandlungsprozesses zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen,
politischen und wirtschaftlichen Interessensgruppen verständlich: Wer hat die Kampagne produziert
und wer hat sie mit welcher Intention finanziert? Wie bestimmen die Interessen der Geldgeber den
Inhalt der Plakate? Wieviel Produktmarketing darf in einer Gesundheitskampagne vorkommen?
Die Ausstellung konfrontiert die Plakate mit ausgewählten Materialien der Re-Inszenierung von AIDS
in der medialen Welt, die parallel zur Ausbreitung des Virus ebenfalls von neuen Symbolen,
Positionen und Rollenmodellen durchdrungen wurde. Die AIDS-Plakate sind untrennbar mit einem
vielschichtigen Medienkosmos verwoben: Zu diesem gehören Filme, dokumentarische Aufnahmen,
Magazinwerbung, Erzeugnisse der Popkultur, kollektive Bilder und individuelle Mythologien.
Ein weiteres Element der Ausstellung sind verschiedene künstlerische Arbeiten, die zumeist nicht in
einer direkten historischen oder thematischen Verbindung zu AIDS entstanden sind. Mit ihnen werden
Aspekte von Bildpolitik und Bildproduktion angesprochen und analysiert, die es erlauben, weitere
Bedeutungsebenen der Plakate assoziativ zu erschließen.
Das kuratorische Konzept der Sonderausstellung AIDS – Nach einer wahren Begebenheit nutzt die
Ergebnisse des ebenfalls von der Kulturstiftung des Bundes geförderten Forschungsprojekts "AIDS
als globales Medienereignis. Plakate und ihre Bildsprache im interkulturellen Vergleich (2013 – 2014)",
in dem der Kurator und Kunsthistoriker Vladimir Čajkovac den AIDS-Plakatbestand der Sammlung
des Deutschen Hygiene-Museums untersucht hat.
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AUSSTELLUNGSABTEILUNGEN
1. DIE KRANKHEIT DER ANDEREN
Am 5. Juni 1981 berichtet die US-amerikanische Seuchenschutzbehörde
über eine rätselhafte Pilzinfektion und Lungenentzündungen bei fünf
ansonsten völlig gesunden, jungen schwulen Männern aus Los Angeles.
Dieser kleine Bericht gilt als erster öffentlicher Auftritt von AIDS, der
Krankheit, die bis 2014 mehr als 36 Millionen Menschen weltweit töten wird.
Die Jahre nach der Entdeckung der neuen, sexuell übertragbaren Krankheit
sind von Unwissenheit und Angst geprägt – die Diagnose ist ein Todesurteil.
Die Öffentlichkeit wiegt sich zunächst in Sicherheit. AIDS ist die Krankheit der
Anderen: der Homosexuellen, Prostituierten und Drogenabhängigen mit
ihrem „unmoralischen Lebensstil“. Die Medien berichten nur wenig und die
Behörden bleiben untätig. Die ersten Aufklärungskampagnen entstehen auf Eigeninitiative von
Schwulenverbänden. Sie zeigen vor allem gesunde, makellose Körper und propagieren AIDSPrävention durch Safer Sex und Kondome. Gleichzeitig stehen die erotischen Torsi für Anonymität,
da niemand öffentlich mit AIDS in Verbindung gebracht werden will.
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2. DAS SCHWEIGEN WIRD GEBROCHEN
Ab Juli 1985 steigt das Interesse der Medien am Thema
AIDS rasant an. Der Fall des durch Blutkonserven mit HIV
infizierten Teenagers Ryan White und der AIDS-Tod des
Schauspielers Rock Hudson bilden die ersten
Höhepunkte in der medialen Berichterstattung. Die
Krankheit bekommt ein Gesicht. AIDS kann jeden treffen
und lässt sich nicht mehr ignorieren. Zu dieser Zeit bilden
sich in den USA die Kontroversen und Diskurse heraus, die weltweit für die Krankheit prägend
werden. Die US-Behörden müssen über Themen sprechen, die sie häufig selbst als anstößig
erachten. Die ersten staatlichen Kampagnen und das öffentliche Echo darauf zeigen den Konflikt
zwischen gegensätzlichen Wertvorstellungen und Tabus in Bezug auf Intimität, Moral und Sexualität.
Im Kontext von AIDS-Prävention können selbst „unschuldige“ Objekte wie eine Damenhandtasche
oder eine Jeans als obszön und geschmacklos gelten. Betroffene hingegen kritisieren, dass die
Plakatmotive zu harmlos sind oder die falsche Zielgruppe ansprechen. Als Reaktion auf das
jahrelange Schweigen und die Untätigkeit der US-Regierung in der AIDS-Krise gründet sich im
Frühling 1987 in New York die Protestbewegung ACT UP. Mit aufsehenerregenden Aktionen und
zivilem Ungehorsam kämpft sie für besseren Zugriff auf Medikamente und gegen die Diskriminierung
der Betroffenen.
3. AIDS ALS MEDIENEREIGNIS
Um 1990 entstehen die Symbole und Bilder, die bis heute die Vorstellung
über AIDS stark prägen. Die rote Schleife, die Schockkampagnen von
Benetton, der Kinofilm „Philadelphia“, die BZgA-Kampagnen „Tina, wat
kosten die Kondome?“ und „Mach's mit“ sind stark in das kollektive
Gedächtnis einer ganzen Generation eingeschrieben. Bilder der Krankheit
zirkulieren durch die Massenmedien: Talkshows und Fernsehbeiträge
widmen sich dem Thema; in Spielfilmen, Fernsehserien und Realityshows
wird das Schicksal von Menschen mit HIV/AIDS reinszeniert. Die großen
staatlichen Aufklärungskampagnen in den USA und in Deutschland
versuchen, der Ausbreitung von HIV/AIDS in der Gesamtbevölkerung
entgegenzuwirken. Die Bildsprache der Gesundheitsaufklärung und die
der kommerziellen Werbekampagnen sind dabei oft schwer zu unterscheiden. Bis heute lautet die
zentrale Botschaft der AIDS-Kampagnen: Jeder, der sich in eine Risikosituation begibt, ist in Gefahr.
Aber jeder kann sich schützen.
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4. DAS VIRUS
HIV steht für „Humanes Immunschwächevirus“, den Auslöser der
Krankheit AIDS. Das Virus wird 1983 von einem französischen
Forscherteam unter der Leitung von Luc Montagnier und Françoise BarréSinoussi entdeckt. Die Übertragung des Virus erfolgt über den Kontakt mit
HIV-infiziertem Blut, Sperma, Speichel oder Vaginalsekret. HIV ist im
Vergleich zu anderen Viren relativ schwer übertragbar. In Deutschland
wird HIV heute am häufigsten durch ungeschützten Geschlechtsverkehr
übertragen und – aufgrund verbesserter Prävention – nur noch in
Einzelfällen durch intravenösen Drogenkonsum oder bei riskanten
beruflichen Tätigkeiten in der Medizin. Wie ein Virus können sich auch
Bilder, Metaphern und Ideen verbreiten. Der Begriff „viral“ besagt in
diesem Zusammenhang, dass Informationen – ähnlich einem biologischen
Virus – von Mensch zu Mensch weitergetragen werden. Die „virale“ Verbreitung von Videos und
Bildern erfolgt heute vor allem über das Internet.
Auf AIDS-Plakaten aus der ganzen Welt sind unterschiedlichste Darstellungen und Metaphern des
HI-Virus zu finden. Um über die Krankheit und die Ansteckungswege aufzuklären, zeigen die
Plakate sowohl elektronenmikroskopische Vergrößerungen und medizinische Schaubilder als auch
bildliche Darstellungen der Gefahr, die von dem Virus ausgeht. Aufklärungskampagnen zeigen das
Virus als Minenfeld und Zeitbombe, todbringende Giftschlange oder parasiten- und monsterhafte
Fantasiegestalt. Die bildliche Vorstellung, dass Viren als aggressive Wesen unseren Körper befallen
und seine Zellen von innen erobern, beeinflusst die Forschung über HIV und AIDS und die Präventionskampagnen maßgeblich. Auf die Frage, ob Viren Lebewesen sind, gibt die Wissenschaft
auch heute keine eindeutige Antwort. Die meisten Wissenschaftler betrachten sie als Textpartikel
oder Informationspakete.
5. DAS ZUSAMMENLEBEN
Mit der Einführung der Kombinationstherapie im Jahr 1996 wandelt sich AIDS von einer tödlichen zu
einer medizinisch behandelbaren, chronischen Krankheit. Dies ist ein großer Meilenstein sowohl für
die AIDS-Forschung als auch für die Betroffenen. Die hochaktive antiretrovirale Therapie, abgekürzt HAART, kann den Verlauf einer HIV-Infektion und den Ausbruch der AIDS-Erkrankung stark
verzögern. Eine Heilung ist jedoch noch immer nicht in Sicht.
Seit 1996 wird AIDS als Epidemie in den Gesellschaften der Industriestaaten immer unsichtbarer.
Nicht mehr Sterbende, sondern Menschen, die mit positivem HIV-Status ein sogenanntes „normales“
Leben führen, prägen die Bilder von AIDS. Die subsaharischen Länder Afrikas, Teile Asiens,
Osteuropas und der russischen Föderation gelten dagegen weiterhin als die weltweit am schwersten
von der AIDS-Epidemie getroffenen Regionen mit hohen Infektions- und Todesraten. In Deutschland
leben 2014 rund 80.000 Menschen mit HIV oder AIDS, darunter 2.500 in Sachsen. Die Zahl der
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Neuinfektionen ist wieder leicht ansteigend. Trotz des sich heute gesellschaftlich „normalisierenden
Umgangs“ mit HIV/AIDS sehen sich viele Betroffene weiterhin Diskriminierung und Ausgrenzung
ausgesetzt. Viele verbergen daher ihren HIV-positiv-Status vor ihrer Umwelt.
6. AIDS WELTWEIT
Nach Schätzungen von UNAIDS, dem AIDS-Programm der Vereinten Nationen, sind heute 35
Millionen Menschen HIV-positiv. Fast 70 % der HIV-Infizierten leben in der Subsahararegion Afrikas.
In Südostasien ist die Infektionsrate mit 3,8 Millionen am zweithöchsten. In Mittel- und Westeuropa
leben 850.000 Menschen mit HIV, 80.000 davon allein in Deutschland. Aber Aufklärung und Prävention zeigen Erfolge: Die Zahl der AIDS-Toten weltweit ist seit 2005 um 35 % gesunken. Daten und
Fakten aus dem aktuellen Bericht von UNAIDS geben wichtige Informationen zur derzeitigen globalen
Situation. Sie zeigen: Aufklärung und Prävention sind weiterhin unabdingbar – überall. Die AIDSBekämpfung wird dabei in den verschiedenen Ländern mit sehr unterschiedlichen Strategien geführt,
die stark von kulturellen Unterschieden geprägt sind.
Die internationale AIDS-Plakatsammlung des Deutschen Hygiene-Museums mit mehr als 10.000
Plakaten aus 147 Ländern bietet reichhaltiges Material für Untersuchungen zu Aufklärungsstrategien,
Bildsprachen und Kulturpraktiken des ausgehenden 20. und frühen 21. Jahrhunderts. Die in der
Ausstellung gezeigten 140 Plakate aus 37 Ländern verdeutlichen die Vielfalt der Symbole, der
Bildsprachen und Themen der Aufklärung über HIV und AIDS in den verschiedenen Kulturen.
KINORAUM
Am Ende der Ausstellung präsentiert ein Kinoraum 40 aktuelle Aufklärungs-Clips aus 20 Ländern, die
rund um die Welt verschiedene Zielgruppen für das Thema AIDS/HIV sensibilisieren. Mal drastisch,
mal humorvoll veranschaulichen die Filme kulturelle Besonderheiten und den unterschiedlichen Grad
der Bedrohung, die AIDS in diesen Ländern heute darstellt.
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DATEN UND FAKTEN ZUR AUSSTELLUNG
Kurator und Projektleiter:
Vladimir Čajkovac
Kuratorische Assistenz/
Wissenschaftliche Mitarbeit:
Kristina Kramer-Tunçludemir
Abteilung Sammlung
Susanne Roeßiger (Leitung), Sylke Schäfer
Marita Gottsmann, Julia Radtke, Marion Schneider,
Marion Thalheim
Recherchen:
Heidi Cope
Ausstellungsszenographie :
Michal Tomaszewski
Ausstellungsgrafik:
Veit Pätzug
Redaktionelle Mitarbeit:
Ute Meckbach
Konservatorische Betreuung:
Sybille Kreft
Carsten Wintermannn
Objekteinrichter
A-Team, Dresden
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Thomas Macho, Humboldt-Universität zu Berlin
Prof. Dr. Elisabeth Pott, Deutsche AIDS-Stiftung, Bonn
Ausstellungsfläche:
950 qm
Vladimir Čajkovac war vor seiner Tätigkeit am Deutschen HygieneMuseum Kurator am Museum of Contemporary Art in Zagreb (MoCA
Zagreb). Internationale Erfahrung sammelte er bei Ausstellungsorganisationen wie Gilbert & George: Jack Freak Pictures (2010), A Pair of
Left Shoes – Reality check in Eastern Europe (2010), Danica Dakic: A
Retrospective (2010) und L’amour du Risque – From the FRAC collection
(2012). Er kuratiert für die 31. Biennale of Young Artists Zagreb den YOUTH
SALON. Sein aktueller Forschungsfokus liegt auf der „Erfahrung des
Verschwindens“ innerhalb verschiedener Disziplinen. Von April 2013 bis September 2014 leitete er im
Rahmen des Programms „Fellowship Internationales Museum“ das Forschungsprojekt „AIDS als
globales Medienereignis“, in dessen Mittelpunkt die internationale AIDS-Plakatesammlung des
Deutschen Hygiene-Museums stand. Als Kurator interessiert er sich für die Strategien und Muster,
mittels derer Gesellschaft funktioniert sowie für Wandel und Dynamik gesellschaftlicher
Wertvorstellungen.
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AIDS – NACH EINER WAHREN BEGEBENHEIT
AIDS ALS AUSSTELLUNGSTHEMA IM DHMD
Seit seiner Neuprofilierung nach 1990 hat sich das Deutsche Hygiene-Museum aus immer neuen
Perspektiven mit der Krankheit AIDS beschäftigt und sie nicht nur als eine Epidemie, sondern auch
als kulturelles und gesellschaftliches Phänomen verortet. Das früheste Kapitel in der Auseinandersetzung mit AIDS liegt allerdings länger zurück: Im Jahr 1988, als das "Deutsche Hygiene-Museum
der DDR" noch ganz der staatlichen Gesundheitsaufklärung verpflichtet war, fand hier die erste
Ausstellung zum Thema in der DDR statt. Für Aufsehen sorgte dabei weniger der Ausstellungsort,
denn das DHMD war Mitglied einer durch das Gesundheitsministerium ins Leben gerufenen
„Arbeitsgruppe Aids“ und als solches offiziell mit der Koordinierung der AIDS-Aufklärung beauftragt.
Bemerkenswert war vielmehr der Titel der Ausstellung: Gib AIDS keine Chance. Die Organisatoren
hatten den mit großem Erfolg im Vorjahr eingeführten Slogan der Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung (BZgA) aus Westdeutschland übernommen, weil ihnen der ursprünglich angedachte Titel
„AIDS – ein Schatten auf unserer Welt“ zu düster schien.
Der BZgA-Slogan stand auch Pate für eine 1989 produzierte Dia-Serie, die Besucher von „AIDS –
Nach einer wahren Begebenheit“ nun auf einem zeittypischen Projektor Revue passieren lassen
können. Ähnlich wie die Ausstellung von 1988 propagieren die Dias eine konservative Sexualmoral
und die stabile Partnerschaft als „sicherstes Rezept“ gegen eine HIV-Infektion – noch vor
Präservativen, an denen es in der DDR aufgrund von Produktionsschwierigkeiten ohnehin mangelte.
AUSSTELLUNGEN
Gib AIDS keine Chance!, 1988
SILENCE = DEATH, 1994/1995
Plakatausstellung zum Welt-AIDS-Tag, 1995
PositHiv – Vom Umgang mit Sexualität, Abteilung der Alten Dauerausstellung 1995-2004
Das große Sterben – Seuchen machen Geschichte, 1995/1996
Hauptsache gesund! Gesundheitsaufklärung zwischen Disziplinierung und Emanzipation, 1998/1999
5.000 Plakate gegen AIDS, 2000
Neue Dauerausstellung „Abenteuer Mensch“, Abteilung „Sexualität“, ab 2004
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HIV UND AIDS
EINE CHRONIK NACH EINER WAHREN BEGEBENHEIT
Seit 35 Jahren hält AIDS die Welt in Atem. Es ist unmöglich, die Entwicklung und Ausbreitung
dieser Krankheit auf einigen wenigen Seiten zusammenzufassen. Diese Chronik macht
dennoch den Versuch, mit ausgewählten Fakten und Daten eine erste Orientierung zu
vermitteln. Unerzählt bleiben die vielen Millionen Geschichten des individuellen Leids, die mit
AIDS verbunden sind.
Das Jahr 1981 gilt als Beginn der AIDS-Epidemie. Der tatsächliche Anfang der Geschichte von AIDS
liegt jedoch viel weiter zurück.
Um 1920
Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse lokalisieren die Ursache für die globale AIDS-Pandemie in
einem Stamm von HI-Viren, die in den 1920er Jahren erstmals in Kinshasa, damals Teil von BelgischKongo, auftauchen.
1959 – 1968
Wissenschaftler können das HI-Virus in rückblickenden Untersuchungen bereits Ende der 1950er
Jahre nachweisen, u. a. im Kongo (1959) und in Großbritannien (1959/60).
1969
Robert Rayford, ein amerikanischer Teenager aus Missouri, stirbt an einer rätselhaften Krankheit. Erst
Mitte der 1980er Jahre stellt sich mit einem HIV-Test heraus, dass es sich um den ersten AIDS-Toten
in Nordamerika handelt.
1976
In Norwegen sterben der Seemann und LKW-Fahrer Arvid Noe und kurz darauf seine Frau und seine
siebenjährige Tochter an den Folgen von AIDS. Auch in ihren Fällen kann die Todesursache erst nach
Einführung des HIV-Tests geklärt werden.
1981
In den USA, vor allem in Kalifornien und New York, sterben immer mehr junge, gesunde,
homosexuelle Männer an einer mysteriösen Krankheit, die das Immunsystem der Betroffenen
ausschaltet. Die ersten Berichte in medizinischen Fachzeitschriften erscheinen.
1982
Am 27. Juli 1982 bekommt die offenbar sexuell übertragbare Erkrankung des menschlichen
Immunsystems den Namen „Acquired Immune Deficiency Syndrome - AIDS“
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AIDS – NACH EINER WAHREN BEGEBENHEIT
Im Juli wird in Frankfurt am Main erstmals bei einem deutschen Patienten AIDS diagnostiziert. In
anderen europäischen Ländern treten weitere Fälle auf.
1983
Als Auslöser von AIDS wird ein Virus entdeckt, das 1986 den Namen „Human Immunodeficiency
Virus – HIV“ erhalten wird. Das HI-Virus wird über Körperflüssigkeiten wie Muttermilch, Blut oder
Sperma übertragen, am häufigsten beim ungeschützten Geschlechtsverkehr. Die Viren vermehren
sich im Körper und setzen das Immunsystem außer Kraft. Der Körper des Infizierten ist so einer
Vielzahl von Erregern ausgesetzt. Wenn die Krankheit AIDS ausbricht, entstehen lebensbedrohliche
Infektionen oder Tumore, die schließlich zum Tod führen.
In der Bundesrepublik werden 135 AIDS-Krankheitsfälle registriert. Im Juni bringt „Der Spiegel“ eine
viel beachtete Reportage mit dem Titel „Aids: Eine Epidemie, die erst beginnt“ heraus. In Berlin
gründet sich im September der Verein „Deutsche AIDS-Hilfe e. V.“.
In der DDR sorgt im Dezember 1983 der „Leipziger Fall“ im Ministerium für Gesundheitswesen für
Aufregung: Ein HIV-infizierter Messebesucher aus Hessen leidet unter hohem Fieber und wird
umgehend außer Landes gebracht.
1984
Die „Deutsche AIDS-Hilfe“ gibt ihr erstes Faltblatt heraus: „Wenn ein Freund AIDS hat“.
Der französische Philosoph Michel Foucault stirbt an den Folgen der Krankheit.
1985
In den USA sterben in diesem Jahr 6.300 Menschen an AIDS. Durch den AIDS-Tod des HollywoodSchauspielers Rock Hudson erfährt das Thema große mediale Aufmerksamkeit. Auch der Fall Ryan
White sorgt für Schlagzeilen: Der Teenager hatte sich über eine Blutkonserve mit dem HI-Virus
infiziert und wird wegen seiner HIV-Infektion von der Schule ausgeschlossen.
Das Paul-Ehrlich-Institut lässt in der Bundesrepublik den ersten HIV-Antikörper-Test zu. Die
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) wendet sich mit einer Postwurfsendung “AIDS
– Was Sie über AIDS wissen sollten” an alle 27 Millionen Haushalte in Deutschland. An den Folgen
der Krankheit sterben in diesem Jahr offiziell 148 Menschen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) registriert weltweit 20.303 Fälle von AIDS-Erkrankungen,
15.948 davon in den USA.
1986
Der US-Kongress stellt 47 Millionen US-Dollar zur Verfügung, um ein Netzwerk von AIDSForschungseinrichtungen zu gründen.
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Nachdem 1985 in der DDR die erste HIV-Infektion diagnostiziert wurde, gründen Schwule und
Lesben mit überwiegend kirchlichem Hintergrund den „Zentralen AIDS-Arbeitskreis“.
1987
In der DDR wird 1987 beim Minister für Gesundheitswesen die „Ständige AIDS-Beratergruppe“
eingerichtet; sie vertritt die Meinung, in der DDR sei keine zielgruppenspezifische Prävention
erforderlich. Die offizielle AIDS-Aufklärung beginnt mit dem Politbürobeschluss des ZK der SED vom
1.September 1987. Das Deutsche Hygiene-Museum wird mit der Koordinierung der
Aufklärungskampagnen beauftragt. Nach Angaben der Ostberliner Charité sterben in der DDR bis
1988 drei DDR-Bürger an der Immunschwächekrankheit; 44 weitere haben sich mit HIV infiziert und
6 sind an AIDS erkrankt.
Die westdeutsche Bundesregierung gibt rund 20 Millionen D-Mark für den Kampf gegen AIDS aus,
davon 15 Millionen für die Forschung. Die BZgA startet eine große Präventionskampagne zu HIV und
AIDS. Ihr Slogan „GIB AIDS KEINE CHANCE“ wird in Deutschland zum Markenzeichen.
In den USA wird mit AZT das erste AIDS-Medikament zugelassen. Das bis dato teuerste
verschreibungspflichtige Medikament kann den Verlauf der Krankheit verlangsamen, sie aber nicht
heilen. AZT hat schwere Nebenwirkungen.
1988
Die Aktivisten der Bewegung ACT-UP besetzen in New York das Gebäude der Food and Drug
Administration, um gegen die hohen Preise der AIDS-Medikamente zu protestieren.
Die ARD Vorabendserie „Lindenstraße“ macht AIDS erstmals in Gestalt des HIV-Positiven Benno
Zimmermann zum Thema.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärt den 1. Dezember zum Welt-AIDS-Tag.
1990
In Ostdeutschland registrieren die Behörden Ende April 268 HIV-positive Menschen. Experten
rechnen mit einer hohen Dunkelziffer.
1991
Die New Yorker Künstlergruppe „Visual AIDS“ entwickelt das Red Ribbon. Die rote Schleife wird zu
dem internationales Symbol für die Solidarität mit HIV-positiven Menschen.
Freddie Mercury, der Sänger der britischen Rockband „Queen“, stirbt an den Folgen von AIDS.
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AIDS – NACH EINER WAHREN BEGEBENHEIT
1992
Weltweit sind 501.272 AIDS-Fälle erfasst, davon 277.042 in Amerika, 66.545 in Europa, 152.463 in
Afrika und 5.222 in Asien und Ozeanien. Offiziellen Schätzungen zufolge sind 12,9 Millionen
Menschen HIV-positiv.
Das Robert Koch-Institut registriert 1992 in Deutschland 1.308 AIDS-Sterbefälle. Der Zeitraum
zwischen der Diagnose AIDS und dem Tod liegt durchschnittlich bei 13 Monaten. Der Verband
Deutscher Rentenversicherungsträger vermerkt in diesem Jahr 586 Rentenzugänge infolge von AIDSund HIV-Erkrankungen.
1993
Im so genannten „Bluterskandal“ wird bekannt, dass sich in der Bundesrepublik in den 1980er Jahren
mehrere hundert Menschen durch Transfusionen mit HIV infiziert hatten. Der
Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) löst daraufhin das Bundesgesundheitsamt auf. Mit
einem neuen Transfusionsgesetz werden 1998 Kontrollpflichten im Blutspendewesen eingeführt, um
weitere Infektionen zu verhindern.
1994
In Afrika leben nach Schätzungen der WHO zwei Drittel der weltweit 19 Millionen HIV-infizierten
Menschen.
In den USA ist AIDS zur häufigsten Todesursache unter den 25- bis 44-Jährigen geworden. 250.000
Menschen sind bereits an den Folgen von AIDS verstorben.
1996
Die Einführung der hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART) bedeutet einen Durchbruch bei der
Behandlung der HIV-Infektion. Die Medikamente dämmen die Anzahl der HI-Viren im Blut so stark
ein, dass die Krankheit AIDS nicht ausbricht. Sie können das Leben von Menschen mit HIV deutlich
verlängern und die Lebensqualität verbessern, haben aber oft schwere Nebenwirkungen wie Durchfall
oder Schwächeanfälle. Um das Auftreten lebensbedrohlicher Erkrankungen zu verhindern, müssen
die Medikamente lebenslang eingenommen werden.
In Deutschland nimmt die Zahl der Menschen, die mit HIV leben, ab Mitte der 1990er Jahre
kontinuierlich zu. Die hochwirksame Therapie führt dazu, dass weniger Menschen an AIDS
versterben, als sich neu mit HIV anstecken. Auch weltweit erkranken immer weniger Infizierte an AIDS
- das gilt allerdings nur in den Industrieländern mit guter Gesundheitsversorgung.
In Deutschland werden 194 Millionen Kondome verkauft, 1986 waren es lediglich 93 Millionen.
Die Vereinten Nationen gründen die Organisation UNAIDS, um AIDS weltweit zu bekämpfen.
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AIDS – NACH EINER WAHREN BEGEBENHEIT
1997
Die US-amerikanischen Seuchenschutzbehörden berichten, dass die Zahl der jährlichen AIDS-Toten
erstmals gesunken ist. Dennoch leben Ende 1997 weltweit etwa 30 Millionen Menschen mit HIV und
AIDS. 2,3 Millionen sterben in diesem Jahr an den Folgen der Krankheit.
1998
Der südafrikanische AIDS-Aktivist Zackie Achmat gründet die „Treatment Action Campaign“. Die
Organisation setzt sich für intensive Aufklärungsarbeit und eine bessere und vor allem
kostengünstigere Versorgung mit AIDS-Medikamenten ein.
1999
Nach Angaben der „Deutschen AIDS-Hilfe“ ist AIDS weltweit die vierthäufigste Todesursache.
2001
Die „Deutsche AIDS-Gesellschaft“ warnt davor, die Gefahr von AIDS zu unterschätzen. In
Deutschland und anderen Industrieländern nimmt die Zahl neuer HIV-Infektionen wieder zu. Die
Therapie-Erfolge erzeugen den Irrglauben, die Krankheit sei heilbar. Nur noch ein Drittel der
Bevölkerung in Deutschland stuft AIDS als gefährlich ein.
Tabo Mbeki, der Präsident der Republik Südafrika, leugnet den Zusammenhang zwischen HIV und
AIDS. Die Regierung lehnt die Gabe von antiretroviralen Medikamenten ab. Dies führt Schätzungen
zufolge zum AIDS-Tod von mehr als 300.000 Menschen und zu über 170.000 vermeidbaren, neuen
HIV-Infektionen. Südafrika zählt zu einem der von der Epidemie am schlimmsten betroffenen Länder.
2002
Der von UN-Generalsekretär Kofi Annan geforderte „Globale Fonds zur Bekämpfung von AIDS,
Tuberkulose und Malaria“ wird eingerichtet. Bis 2014 sammelt die Organisation Mittel in Höhe von 31
Milliarden US-Dollar von Staaten und privaten Geldgebern. Sie unterstützt damit Programme in 140
Ländern zur Eindämmung der drei großen Infektionskrankheiten.
2003
Als Teil seines außenpolitischen Engagements ruft der neu gewählte US-Präsident George W. Bush
die PEPFAR-Initiative ins Leben. „The President´s Emergency Plan for AIDS Relief“ ist ein
umfangreiches Aufklärungsprogramm für den afrikanischen Kontinent, das Abstinenz, Treue und die
Benutzung von Kondomen propagiert.
2006
In den USA wird im Juli mit „Atripla“ ein HIV-Medikament zugelassen, das aus nur noch einer
einzigen Tablette pro Tag besteht.
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2007
Der in Berlin lebende US-Amerikaner Timothy Ray Brown wird 1995 positiv auf HIV getestet. Elf Jahre
später wird bei ihm zusätzlich eine Leukämie diagnostiziert. Nach einer Stammzelltransplantation
2007 ist bei ihm das HI-Virus nicht mehr nachweisbar. Brown, der so genannte „Berliner Patient“, gilt
als der erste von HIV Geheilte. Mit einer zweiten Stammzelltransplantation besiegt er auch die
Leukämie.
2009
Die Sängerin der deutschen Pop-Band „No Angels“, Nadja Benaissa, steht wegen gefährlicher
Körperverletzung vor Gericht. Sie soll ungeschützten Sex mit mehreren Personen gehabt haben,
ohne auf ihre HIV-Infektion hinzuweisen. 2010 wird sie zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt.
2010
Nach 22 Jahren hebt der US-Präsident Obama das Einreiseverbot für HIV-Positive auf.
2012
UNAIDS teilt mit, dass die Zahl der Neuinfektionen weltweit zurückgegangen ist.
Zur Vorbeugung gegen eine HIV-Infektion wird in den USA das Medikament Truvada zugelassen.
Menschen mit risikoreichem Sexualverhalten können sich nun statt mit einem Kondom mit einem
Medikament schützen.
2013
In den USA wird der erste Fall eines von einer HIV-Infektion geheilten Kindes bekannt. Das so
genannte „Mississippi-Mädchen“ wurde bei der Geburt mit HIV infiziert und unmittelbar danach einer
Therapie unterzogen. Ein Jahr später wird das Virus jedoch wieder in seinem Blut nachgewiesen.
2014
Noch immer gibt es kein Medikament, das den HI-Virus ausschalten oder AIDS heilen kann. Dank der
hochaktiven antiretroviralen Therapie ist die Lebenserwartung der Betroffenen in den Industrieländern
mit guter Gesundheitsversorgung stark gestiegen. Nach Schätzungen von UNAIDS haben derzeit
aber nur 15 von 36,9 Millionen HIV-positiven Menschen Zugang zu solchen Therapien.
Das Robert Koch-Institut registriert 2014 in Deutschland 3.263 HIV-Neudiagnosen, etwa zehn
Prozent mehr als 2012. 82 Prozent der Betroffenen sind Männer. Insgesamt leben in Deutschland
heute 78.000 Menschen mit HIV. Seit Beginn der Epidemie sind 27.000 Menschen an den Folgen von
AIDS gestorben. 2013 waren es 550 Menschen.
Weltweit sind nach Angaben von UNAIDS heute 36,9 Millionen Menschen mit HIV infiziert. Mehr als
die Hälfte davon sind Frauen. 1,5 Millionen Menschen sterben 2013 an den Folgen der Krankheit. Die
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Zahl der neuen Infektionen ist insgesamt gefallen. Doch nur 41 Prozent der HIV-infizierten
Erwachsenen und nur 32 Prozent der Kinder haben Zugang zu Medikamenten.
In Afrika ist AIDS eine der größten humanitären Katastrophen unserer Zeit. Südlich der Sahara leben
fast 26 Millionen Menschen mit HIV, darunter 2,3 Millionen Kinder. AIDS ist dort die häufigste
Todesursache.
2030
Wenn eintrifft, was UNAIDS am 1. Dezember 2014 als Ziel formuliert hat, sieht die Welt jetzt so aus:
95 Prozent aller HIV-Positiven wissen von ihrer Infektion, 95 Prozent haben Zugang zu HIVMedikamenten und bei 95 Prozent der Behandelten ist die Viruslast so gering, dass sie HIV nicht
weitergeben können. Die Epidemie AIDS wäre nahezu besiegt.
Wichtige allgemeine Quellen:
http://aidshilfe.de/
http://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/H/HIVAIDS/hiv_node.html
http://www.unaids.org/
Zur Frühgeschichte von AIDS:
https://en.wikipedia.org/wiki/Timeline_of_early_HIV/AIDS_cases
https://en.wikipedia.org/wiki/History_of_HIV/AIDS
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AIDS – NACH EINER WAHREN BEGEBENHEIT
BROSCHÜRE
AIDS – Nach einer wahren Begebenheit
Broschüre
Herausgeber: Vladimir Čajkovac für das Deutsche HygieneMuseum,104 Seiten, 95 Abb., Deutsch / Englisch
Preis: 9,95 € im Museumsshop
ISBN 978-3-86043-062-0
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SCIENTIST IN RESIDENCE
WAS DU NICHT WEISST, KÖNNTE EIN GANZES MUSEUM FÜLLEN!
ROBERT RAYFORD – AIDS BEVOR ES AIDS GAB
Ein Workshop von und mit Theodore Kerr, New York
14. Januar 2016, 10 bis 14 Uhr
Zielgruppe: 10 bis 15 Personen aus den Bereichen Körper- und Kulturgeschichte, Public Health
und AIDS-Beratung
1969 starb Robert Rayford, ein 16-jähriger schwarzer Teenager aus St. Louis, der den Mittleren
Westen der USA nie verlassen hatte. Todesursache waren HIV-typische Erkrankungen, die ihn im
Rückblick zum ersten nachweisbaren Opfer der AIDS-Epidemie in Nordamerika werden ließen. Seine
behandelnden Ärzten hatten die Geschichte von seinem Leben und Sterben 1987 in den Medien
publiziert, nachdem sie in Gewebeproben, die nach seinem Tod aufbewahrt worden waren, den HIVirus nachgewiesen hatten.
Noch in der gleichen Woche wurde der Weltöffentlichkeit jedoch ein anderer „Patient Zero“
vorgestellt: Der kanadische Flugbegleiter Gaetan Dugas wurde von den Herausgebern des Magazins
„And the Band Played On“ als der Mann bezeichnet, der HIV nach Nordamerika eingeführt hatte. Fast
dreißig Jahre später hat sich die Spur von Robert Rayford weitestgehend in der Geschichte verloren,
während der Mythos von „Patient Zero“ bis heute fortbesteht.
In diesem von dem New Yorker Autor und AIDS-Aktivist Theodore Kerr geleiteten Workshop werden
die Teilnehmer mehr über die Lebensumstände von Robert Rayford und die mediale Sensation
erfahren, die mit dem Erscheinen von „Patient Zero“ verbunden war. In Auseinandersetzung mit der
Ausstellung „AIDS – nach einer wahren Begebenheit“ wird untersucht, auf welche Weise unsere
Kenntnisse über HIV zustande gekommen sind, wie Vorurteile erzeugt werden und welchen Einfluss
mediale Voreingenommenheiten auf unser heutiges Verständnis der fortbestehenden AIDS-Epidemie
haben.
Theodore Kerr wird sich als „Scientist in residence“ im Januar und Februar 2016 am Deutschen
Hygiene-Museum aufhalten und die Sonderausstellung „AIDS – nach einer wahren Begebenheit“
begleiten. Er war lange Jahre Mitarbeiter des New Yorker Aktivisten- und Künstler-Initiative Visual
AIDS: www. visualaids.org
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BEGLEITPROGRAMM
15. September, Dienstag, 19 Uhr, Eintritt frei
HUMANES IMMUNSCHWÄCHEVIRUS
Was weiß die Medizin heute über HIV und AIDS?
AIDS (= Aquired Immune Deficiency Syndrome) bezeichnet das Vollbild einer bis heute unheilbaren
Krankheit, die als Folge der Infektion durch das HI-Virus auftritt. Dank der in den 1990er Jahren
entwickelten antiretroviralen Therapie kann die Viruslast fast immer bis unter die Nachweisgrenze
gedrückt werden, so dass Infizierte, die Zugang zu diesen Therapien haben, mittlerweile mit der
Infektion alt werden können.
In dieser Veranstaltung möchten wir die medizinischen Erkenntnisse zur Entdeckung und Erforschung
des HI-Virus vorstellen, ebenso Behandlungs- und Präventionsmethoden, wir möchten wissen, wie
Patienten mit der Infektion leben, welchen Einschränkungen sie unterliegen und in einem Ausblick auf
die neueste Forschung u. a. auch die Frage klären, ob AIDS irgendwann heilbar sein wird.
23. September, Mittwoch, 19 Uhr, Eintritt frei
BEDROHTE ORDNUNG
AIDS als Politikum in DDR und BRD
Ob in der DDR als Angriff vom kapitalistischen Klassenfeind oder in der Bundesrepublik als
schleichende moralische Zersetzung der Gesellschaft durch Randgruppen wie Schwule,
Drogensüchtige oder Stricher - AIDS wurde in beiden deutschen Staaten nach Bekanntwerden der
ersten Infektionen in den 1980er Jahren als akute Bedrohung der gesellschaftlichen Ordnung, der
bestehenden moralischen Werte und nicht zuletzt des politischen Systems wahrgenommen.
Verschwörungstheorien über die Ursprünge und Übertragungswege der HI-Infektion machten sich
ebenso breit wie gezielte politische Kampagnen im Interesse bestimmter Parteien oder
Gruppierungen. Wie reagierten beide deutsche Staaten auf die tödliche Bedrohung durch AIDS,
welche Maßnahmen und Forschungsprogramme legten sie auf und wie wurden diese Reaktionen
durch moralische oder politisch-ideologische Überzeugungen beeinflusst und möglicherweise
verzerrt?
Dr. Henning Tümmers, Postdoc am Sonderforschungsbereich „Bedrohte Ordnungen" an der
Eberhard Karls Universität Tübingen, Forschungsprojekt: Aids als Bedrohung der ärztlichen
Berufsordnung und der politischen Ordnung. Mediziner und Aids in der Bundesrepublik und der DDR
(1981 - 1989) und Leiter des DFG-Projekts Resistente Mikroben
Prof. Dr. Malte Thießen, Juniorprofessor für Europäische Zeitgeschichte und Leiter der Arbeitsstelle
Regionale Geschichtskulturen an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Herausgeber u. a.
von "Infiziertes Europa Seuchen im langen 20. Jahrhundert", Berlin / München 2014
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Donnerstag, 5.November, 20 Uhr, Eintritt frei
KANT & CO: WAS IST GESCHLECHT?
Philosophische Gesprächsrunde im Museum unter Gesprächsleitung der Philosophin Prof. Dr. Theda
Rehbock und des Theologen Ulrich Braun
Gast: Prof. em. Dr. Gertrud Nunner-Winkler, feministische Soziologin und Psychologin, Leiterin der
AG ‚Moralforschung’ am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in München
17. November, Dienstag, 20 Uhr, Eintritt: 7 €, Ermäßigungsberechtigte 3 €, Jahreskarteninhaber frei
DIE NÄCHTE AUF IHRER SEITE
Ein Abend mit der Autorin Annika Reich über Beziehungen, Paartherapien und den Gegensatz
zwischen Privatheit und Weltgeschehen, zwischen Liebe und bloßem Begehren.
Moderation: Undine Materni, Dresden
Natürlich ist es die Liebe, die das Leben bestimmt. Aber während Ada sich in ihrem eigenen Kosmos
verläuft, bricht eine Welt über sie herein, die sich in Ost und West, in Krieg und Frieden, in Ordnung
und Chaos teilt. Ada beobachtet Paare, die auf dem Weg zur Therapiesitzung durch ihren Innenhof
laufen. Was hält diese Paare zusammen, fragt sie sich, während ihr Exmann Farid schon längst ein
neues Leben begonnen hat, während sie wahllos Männer mit nach Hause nimmt, während sie um
ihre berufliche Zukunft als Kamerafrau bangt und ihrer gar zu vernünftigen Tochter Fanny insgeheim
die Schuld an allem gibt. Doch dann will Adas Schwägerin Sira vor Beginn ihres Studiums noch
einmal die Familie in Kairo besuchen und gerät dabei unversehens in die Arabische Revolution. Als
sie nach Berlin zurückkehrt, ist sie verändert. Ihr altes Leben ist ihr fremd geworden. Und Ada muss
sich ihrer annehmen.
Annika Reich schreibt über zwei eigensinnige Frauen, die mitten im Leben stehen – bis sie auch noch
gezwungen werden, an der Weltgeschichte teilzunehmen.
Annika Reich wurde 1973 in München geboren und lebt in Berlin. Für die Frankfurter Allgemeine
Zeitung betreibt sie gemeinsam mit anderen Autorinnen den Blog Ich. Heute. 10 vor 8. 2003 erschien
die Erzählung Teflon, 2010 folgte der Roman Durch den Wind, 2012 der Roman 34 Meter über dem
Meer.
Lesung und Gespräch in der Reihe „Diagnosen. Literatur und Medizin“ in Kooperation mit der
Landesärtzekammer
Donnerstag, 26. November, 19 Uhr, Eintritt frei
WHY SEX MATTERS? EIN PUBLIKUMSABEND ÜBER SEX
Wie hat AIDS den Sex verändert? Haben Feminist_innen besseren Sex? Muss man Sex lernen? War
die DDR sexuell weniger prüde? Wie hat die 68-iger Bewegung den Sex verändert? Braucht Sex
Regeln? Muss man über Sex reden? Was sind feministische Pornos? Wie viel Sex ist „normal“? Kann
man ohne Sex leben? „Um zu wissen, wer du bist, musst du wissen, was mit deinem Sex los ist“,
schreibt der französische Philosoph Jean Baudrillard in „Oublier Foucault“ und bringt damit die
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seither noch immer einschlägigen Überlegungen seines Kollegen Michel Foucault auf den Punkt.
Dieser hatte behauptet, dass in modernen Gesellschaften der Sex eine Schlüsselfunktion habe: Der
Sex unterwirft das Subjekt und soll dann als subjektives „Geheimnis“ aus jedem Einzelnen
herausgekitzelt, erforscht, klassifiziert, in normal und abnorm, erlaubt und verboten eingeteilt werden,
um schließlich zur Kontrolle und Regulation der Bevölkerung, von Familienformen und Lebensweisen
eingesetzt werden zu können. Aber stimmt das denn? Ist Sex wirklich so politisch? Und bestimmt
umgedreht die Politik, welchen Sex Menschen haben? Wie hängt mein Bedürfnis nach und mein
Erleben von Sexualität mit anderen Aspekten meiner Persönlichkeit zusammen, mit meinem
Rollenverständnis als Mann oder Frau, meinem Bildungsgrad oder meinen religiösen
Überzeugungen?
Diese und viele andere Fragen beantworten dem Publikum:
Prof. Dr. Ilka Quindeau, Soziologin, Psychologin und Psychoanalytikerin an der Fachhochschule
Frankfurt a.M., Vorsitzende der Sigmund-Freud-Gesellschaft e.V.; sie entwickelte eine
psychoanalytische Genealogie der Sexualität, kritisiert sie die Heteronormativität vieler
psychologischer Theorien und schlägt vor, auf die gängige Unterscheidung einer männlichen und
einer weiblichen Sexualität sowie von Hetero- und Homosexualität zu verzichten
Prof. Dr. Martin Dannecker, Sexualwissenschaftler, Berlin, seine Forschungsschwerpunkte sind
männliche Homosexualität, HIV/AIDS, Pädosexualität, Theorie der Sexualität und Internetsexualität.
Dienstag, 1. Dezember 2015, 19 Uhr, Eintritt frei
VON „PHILADELPHIA“ ZU „BOSTON LEGAL“
Erzählweisen und Ikonographie von HIV/AIDS in Film und Fernsehen
Dr. Beate Schappach, Theaterwissenschaftlerin, Universität Bern, Autorin von AIDS in Literatur,
Theater und Film. Zur kulturellen Dramaturgie eines Störfalls (2012)
14. Januar 2016, 10 bis 14 Uhr
WAS DU NICHT WEISST, KÖNNTE EIN GANZES MUSEUM FÜLLEN!
ROBERT RAYFORD – AIDS BEVOR ES AIDS GAB
Ein Workshop von und mit Theodore Kerr, New York
Zielgruppe: 10 bis 15 Personen aus den Bereichen Körper- und Kulturgeschichte, Public Health und
AIDS-Beratung
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VERMITTLUNGSANGEBOTE
FÜR ERWACHSENE
treffpunkt Ausstellung: HIV und AIDS - Gestern und Heute
Öffentliche Führung und Gespräch mit ExpertInnnen der AIDS-Hilfe Dresden e. V.
Termine: Sonntag, 4. Oktober, 1. November, 6. Dezember 2015, 3. Januar und 7. Februar 2016, 16
Uhr, ohne Anmeldung mit Eintrittskarte
AIDS als globales Medienereignis: Die Krankheit im Spiegel der Medien
öffentliche Führung, sonntags, 16 Uhr, ohne Anmeldung mit Eintrittskarte
AIDS - eine Krankheit macht Geschichte
Buchbare Führung für Erwachsene
FÜHRUNGEN UND PROJEKTE FÜR SCHUKLASSEN UND JUGENDLICHE AB 13 JAHREN
L(i)ebe in Zeiten von AIDS: Bilder in den Medien - Bilder im Kopf
Ausstellungserkundung ab Klasse 7, ca. 90 min
Noch heute stecken sich in Deutschland täglich Menschen mit dem HI-Virus an. Das bedeutet, dass
Aufklärung und Prävention weiterhin uneingeschränkt wichtig sind. Doch wie sehen überzeugende
Kampagnen aus? Und wie sehr prägten Plakate und Filme das Bild, das wir von der Krankheit AIDS
hatten und haben? In der Ausstellungserkundung wird zum einen elementares Wissen über die
Krankheit vermittelt – über ihre Übertragungswege und den möglichen Schutz vor Ansteckung sowie
über die Schwierigkeiten, denen HIV-Infizierte in ihrem Alltag begegnen. Die Betrachtung der Plakate
und Filme aus drei Jahrzehnten motiviert zum anderen aber auch zum Sprechen über die eigene
Einstellung gegenüber verschiedenen Lebensentwürfen und zu einer Auseinandersetzung mit
Sexualität und Tod, Ängsten und Vorurteilen, Schuldzuweisungen und Verantwortung. Die
inhaltlichen Schwerpunkte können je nach Altersgruppe variiert werden.
Selber Schuld? HIV, Beziehungen und Verantwortung
Thematische Führung mit ExpertInnen der AIDS-Hilfe Dresden e.V.
ab Klassenstufe 9, Dauer ca. 90 min
jeweils am 1. Mittwoch im Monat, 10:30 bis 12:00 Uhr (Anmeldung über den Besucherservice)
In Deutschland wird HIV bis heute in den meisten Fällen durch ungeschützten Sex übertragen. Aber
auch der intravenösen Konsum von Drogen spielt weiterhin eine große Rolle. Menschen, die mit
HIV/AIDS leben, verschweigen in der Regel ihre Infektion bzw. Erkrankung – aus Sorge, dass sie von
ihrem sozialen Umfeld abgewertet werden. Auch die moderne Medizin kann Diskriminierung und
Stigmatisierung als gefährliche Nebenwirkungen der HIV-Infektion nicht lindern. Die Veranstaltung
bietet Raum für Diskussionen über die Frage von Schuld oder Nichtschuld und über die
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AIDS – NACH EINER WAHREN BEGEBENHEIT
Verantwortung in der Sexualität. Die Expert_innen der AIDS-Hilfe Dresden diskutieren diese Themen
mit den Teilnehmenden und ermutigen sie, eigene Standpunkte zu überprüfen und neue Perspektiven
zu gewinnen.
AIDS: Die Anderen und Ich. Ein Projekt zu AIDS, Medien und der eigenen Sexualität
ab Klasse 7, alle Schultypen, Dauer ca. 3 Stunden
Würdest du jemanden küssen, der HIV-positiv ist? Mit dieser Frage kann man schnell herausfinden,
was junge Leute eigentlich über die Krankheit AIDS wissen. Im Projekt bringen die Jugendlichen
zunächst ihre eigenen Bilder von der Krankheit auf Papier und tauschen sich darüber aus, was AIDS
für sie bedeutet. Der anschließende Ausstellungsbesuch in kleinen Gruppen lädt dazu ein, Motive und
Wirkung einzelner Plakate zu diskutieren. Die Kampagnen und Filme bieten auch Gelegenheit darüber
zu sprechen, wie Neuinfektionen verhindert werden können und wie ein gesellschaftliches Klima
geschaffen werden kann, in dem sich HIV-positive Menschen nicht benachteiligt und ausgegrenzt
fühlen.
LEHRERFORTBILDUNG
9. September 2015, Mittwoch, 15 bis 17 Uhr
EINFÜHRUNG FÜR PÄDAGOGEN
Führung und Vorstellung der Bildungsangebote mit Kurator Vladimir Cajkovac
Teilnahme kostenlos, um Anmeldung wird gebeten
INFORMATIONEN UND BUCHUNGEN
über den Besucherservice
0351 -4846 – 400, [email protected]
Montag bis Freitag 8 – 16 Uhr
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PRESSEFOTOS
Aus urheberrechtlichen Gründen können die Pressefotos zur Sonderausstellung „AIDS – Nach einer
wahren Begebenheit“ nicht öffentlich zur Verfügung gestellt werden. Gern lassen wir Ihnen auf
Nachfrage einen Link mit Benutzernamen und Passwort zum Download zukommen. Bitte senden Sie
uns hierzu eine kurze E-Mail unter Angabe des Mediums und des Beitrags/Formats, in denen die
Bilder erscheinen sollen an [email protected]. Bitte beachten Sie, dass alle Bilder ausschließlich in
Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Sonderausstellung verwendet werden dürfen.
Plakatmotiv der Ausstellung
Grafik: Dina Fluck
sicher besser / Safer Sex
Plakat, Deutsche Aids-Hilfe e.V., Deutschland, 1985
Conspiracy Theory (Verschwörungstheorie)
Malerei, Allen Grubesic, 2010
Rock Hudson
Zeitschriftencover, National Enquirer, USA, 1985
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Good boys always wear their rubbers.
(Brave Jungs tragen immer gern Gummi.)
Plakat, Turtledove Clemens, Inc. für Oregon Health Division
(Hrsg.), USA, 1987
Silence = Death (Schweigen=Tod)
Plakat, ACT UP New York – AIDS Coalition to Unleash
Power (Hrsg.), USA, 1987
Aidsgate / This political scandal must be investigated!
(AIDSGATE / Dieser Politskandal
muss untersucht werden!)
Plakat, ACT UP New York – AIDS Coalition to Unleash
Power (Hrsg.), USA, 1987
Dress for the occasion (Kleide dich dem Anlass
entsprechend)
Plakat, San Francisco AIDS Foundation (Hrsg.), USA, 1988
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Wichtiges über Kondome
Dia-Serie, Deutsches Hygiene-Museum in der DDR, 1989
The Horizon (Der Horizont)
Videostill, Maja Cule, 2013
Todesengel
Fotocollage, Christa Näher, 1991-1994
AIDS
Malerei, General Idea, Deutsche AIDS-Stiftung, Bonn 1989
I use condoms
Holzskulptur, Zephania Tshuma, Simbabwe, 1992
Foto: David Brandt
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Can you spot which person carries HIV?
(Kannst du erkennen, wer den Virus in sich trägt?)
Plakat, Ministry of Health & Education, Uganda, vor 1990
Le Sida ne pardonne pas, soyons très vigilants (AIDS
kennt keine Gnade / Lasst uns sehr wachsam sein)
Plakat, Ministère de la Santé Publique, Royaume du Maroc
(Hrsg.), Marokko, um 1990
AIDS, Bharat mai fail chuka hain leken aap issey bach
sakte hai (AIDS hat sich in Indien ausgebreitet, aber du
kannst dich schützen.)
Municipal Corporation of Greater Bombay, AIDS STD
Control and Prevention, Indien, um 1990
Human immunodeficiency virus (HIV-1)
Plakat, Du Pont Company, USA, 1990
If you think this looks dangerous, try doing it without a
condom (Du findest, dass das gefährlich aussieht?
Dann versuch’s mal ohne Kondom.)
Plakat, Pi Kappa Phi Foundation (Hrsg.), USA, um 1990
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Lesbians ... A.I.D.S. ... Safer Sex. Do it! They'll love you
for it ((Lesben… A.I.D.S. ... Safer Sex. Mach es! Sie
werden dich dafür Lieben)
Plakat, The Lesbians & A.I.D.S. Education Project (Hrsg.),
Kanada, um 1990
Hey San Diego! Cool dudes choose safer sex! (Hey, San
Diego! Coole Kerle wählen Safer Sex!)
Plakat, AIDS Foundation of San Diego; Kevin L. Miller,
1990
Todos Unidos en la Prevencion del SIDA (Vereint in der
AIDS-Prävention)
Plakat, Ministerio de Sanidad y Asistencia Social de Salud
(SAS), Luis J. Querecuto (D),
Venezuela, um 1990
Yzmer' temperaturu svoeho ryska zaraženyja VIČ
(Messen Sie die Temperatur Ihres HIV-Risikos)
Russland, um 1995
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AIDS
Plakat, Korean Anti-AIDS Federation, Korea, um 1995
ser homossexual não é crime / não é pecado / não é
doença / é direito fundamental da pessoa humana
(Homosexuell zu sein ist kein Verbrechen / keine Sünde
/ keine Krankheit/ sondern ein Menschenrecht)
Plakat, Grupo Gay da Bahia (Hrsg.), Brasilien, 2002
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