Gesundheit: Richtiger Umgang mit Stress

19. Jahrgang
Ausgabe 2016
Zeitschrift für die Pflege zu Hause
Leitthema:
Die Rückkehr
des Erzählens
Schwerpunkt:
Bluthochdruck
Gesundheit: Richtiger
Umgang mit Stress
Schwerpunkt
Entscheidende Fragen zur Pflege
Liebe Leserinnen und Leser,
Markus Lepack ist
Geschäftsführer der
Toll 24 Betreuung
GmbH & Co. KG
und Herausgeber der
Zeitschrift Pflegefreund
unser Land wird älter. Die am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe in Deutschland ist die
der über 65-Jährigen. Als Mann lebt man nach
dem 65. Geburtstag – statistisch gesehen – noch 17
Jahre und sechs Monate, als Frau 20 Jahre und neun
Monate. Sehr viele Menschen leben deutlich länger.
Die Chance, 100 Jahre und älter zu werden, war noch
nie so hoch wie heute.
Es gibt jedoch viele kompetente Stellen, bei denen
sich betroffene Familien Rat holen können. Jeder
gesetzlich Pflegeversicherte hat das Recht auf eine
umfassende und neutrale Beratung in Pflegefragen.
Die Fachkräfte der Patientenberatung in den Krankenhäusern und Kliniken helfen gerne weiter, ebenso
ihre Kolleginnen und Kollegen in den Pflegestützpunkten oder vergleichbaren Beratungsstellen.
Allerdings sind die späten Jahre oft von Krankheiten
und wachsender Pflegebedürftigkeit überschattet.
Das Risiko, auf Pflege angewiesen zu sein, steigt mit
dem Alter. Jeder dritte Mensch über 80 Jahre braucht
für solche einfachen Dinge wie das An- und Auskleiden, bei der Hygiene und bei der Mobilität regelmäßig und dauerhaft Hilfe und Unterstützung.
Doch nach dem Ende der Beratung sind es die
Betroffenen und ihre Familien, die selbst eine Entscheidung treffen müssen. Dazu werden sie sich
verschiedene Angebote einholen und vergleichen.
Welches der vorliegenden Angebote ist das beste?
Die zentrale Frage sollte lauten: Was ist die optimale
Lösung für den pflegebedürftigen Menschen? Eines
ist dabei klar: Wer nur über den Preis entscheidet,
greift sehr wahrscheinlich zu kurz. Gute Pflege kann
keine Billig-Dienstleistung sein.
Zur Altersvorsorge gehört deshalb auch, sich Gedanken darüber zu machen, wie und wo man leben will,
wenn man aus Alters- oder Krankheitsgründen nicht
mehr allein zurechtkommt. Wer den Frieden will,
solle sich auf den Krieg vorbereiten, sagte der römische Staatsmann Cicero. Wer im Alter unabhängig
sein will, könnte man abgewandelt sagen, soll sich
auf einen möglichen Pflegefall vorbereiten.
Nach unserer 30-jährigen Erfahrung in der häuslichen Rundum-Pflege sind es in den meisten Fällen
die Angehörigen, die bei einem familiären Pflegefall
gefordert sind. Dabei sind sie meist unvorbereitet
und tragen eine schwere Verantwortung. In kurzer
Zeit müssen sie schwerwiegende Entscheidungen
treffen, die langfristige Folgen für das eigene Leben
und das der Pflegebedürftigen haben.
Die Frage danach, wo man bei Hilfebedarf leben
will, ist schnell beantwortet. Die meisten Menschen
wollen in jedem Fall in der gewohnten Umgebung
bleiben – im eigenen Zuhause. Schwieriger zu beantworten ist die Frage nach dem „Wie“. Der aktuelle
Markt für häusliche Pflege ist selbst für Fachleute
kaum mehr überschaubar. Zudem sind gesetzliche
Rahmenbedingungen wie die Pflegeversicherung für
Laien nur schwer zu durchdringen.
2
l Pflegefreund 2016
Die Qualität in der häuslichen Rundum-Pflege
beruht nach unserer Überzeugung auf wenigen, aber
entscheidenden Faktoren: Qualifikation, Menschlichkeit und Service. Damit diese Faktoren stimmen,
finden Sie bei Toll 24 nur einheimische, geschulte,
und für ihre Aufgabe bestens vorbereitete Pflegepartnerinnen und -partner. Bei ihrer Auswahl steht
neben der Qualifikation die menschliche Eignung
für die Pflege an oberster Stelle. Für die Beratung
unserer Kunden und als ihr Ansprechpartner in
allen Fragen rund um die Pflege zu Hause stehen
Ihnen unsere Teams in den Regionalbüros zur Seite.
Gemeinsam mit der Firmenzentrale in Filderstadt
stellen sie den bestmöglichen Kundenservice sicher.
Unsere Kunden vertrauen darauf – seit 1986.
Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit und viel Freude
beim Lesen des aktuellen „Pflegefreund“.
Ihr Markus Lepack
Inhalt
Zuhören und erzählen
Im Roman „Momo“ des Dichters
Michael Ende hat die Hauptfigur eine
besondere Fähigkeit: „Was die kleine
Momo konnte wie kein anderer, das war
das Zuhören. (...) wenn jemand meinte,
sein Leben sei ganz verfehlt und bedeu­
tungslos und er selbst nur irgendeiner
unter Millionen, einer, auf den es über­
haupt nicht ankommt (...) – und er ging
hin und erzählte das alles der kleinen
Momo, dann wurde ihm, noch während
er redete, auf geheimnisvolle Weise klar,
dass er sich gründlich irrte, dass es ihn,
genauso wie er war, unter allen Men­
schen nur ein einziges Mal gab und dass
er deshalb auf seine besondere Weise für
die Welt wichtig war.“
Pflegewelt
4 Gute Versorgung erhöht die Lebensqualität
5 Wie Hoffnung sichtbar gemacht wird
6 Pflegekosten der Lebensgefährtin des Vaters
6 Transportable Sauerstoffflasche für Jugendliche 6 Vorläufiger Anspruch auf häusliche Kranken­pflege
8 Arztauskunft der Stiftung Gesundheit
9 Gespräche im Erzählsalon
10 Erbrecht Teil 2, das enterbte Kind
12 Infos zur Finanzierung der Pflege zu Hause
24 Mobil sein – ohne Wenn und Aber?
Leitthema
14 Die Rennaissance des Erzählens
16 Adressen zum Thema Erzählen
17 „Die Gegenwart dauert einen Herzschlag lang“
17 Buchtipps zum Thema Erzählen
Schwerpunkt
18 Bluthochdruck
22 „Wir haben es ein Stück weit selbst in der Hand“
23 Infos zum Thema Bluthochdruck
23 Buchtipps zum Thema Bluthochdruck
Pflege rund um die Uhr
26 „Leistungen auch bei Pflegestufe null“
26 Messen und Kongresse 2016
27 „Kunden sollen am Leben teilhaben“
28 Toll 24 Regionalbüros stellen sich vor
29 Toll 24 auf Messen
Alltagshilfen
29 ALUMINIUM-Auffahrhilfen von Altec
29 Gefährliches Vorhofflimmern erkennen
Gesundheit
30 Stress, lass nach!
33 Buchtipps zum Thema Stress
Buchtipps
11 Das richtige Hilfsmittel für mich
11 Denk auch an Dich
34 66 Tipps für ein genussvolles Leben
34 Kindertage bei Oma und Opa
34 Buchverlosung
34 Impressum
Tiltelbild: Ljupco Smokovski – Fotolia
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Betreuung & Pflege
rund um die Uhr –
in Ihrem Zuhause
Und noch etwas hatte Momo, das sehr
kostbar war und sehr knapp: Zeit für
andere. Wir leben heute in einer Zeit
großen Wohlstandes. Doch wir erkaufen ihn uns mit Lebenszeit. Wenn wir
aus dem Beruf ausscheiden oder durch
andere Umstände gezwungen werden,
innezuhalten, haben wir oft zu viel Zeit.
Zeit, die wir ohne eine erfüllende Aufgabe verbringen, will nicht vergehen.
Sie wird uns lang, sie quält uns.
• Überall in Deutschland
• Erfahrung seit 1986
• Deutsche Pflegekräfte
• Zertifiziertes Qualitätsmanagement
• Sehr gute MDK-Pflegenote
• Kostenloses Beratungstelefon 0800 / 7 24 24 24
Viele Menschen haben es verlernt zuzuhören. Andere laufen heute Gefahr, das
Reden zu verlernen. Smartphones und
Computer sind kein vollwertiger Ersatz
für Gesellschaft. Zeit, die wir mit anderen unmittelbar verbringen, hat eine
andere Qualität.
Die Wiedergeburt des Erzählens ist
Leitthema dieser Ausgabe des „Pflegefreund“. Erzählerinnen und Erzähler
zeigen einen hervorragenden Umgang
mit der Zeit. Und beide – Erzählende
wie Zuhörende – empfinden dabei das
Glück, das entstehen kann, wenn Menschen Zeit füreinander finden.
Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit.
Ihr Harald Spies
Chefredakteur
Toll 24 Betreuung GmbH & Co. KG
Pflegefreund
2016 l 3
Gottlieb-Manz-Str. 2 | 70794 Filderstadt-Bernhausen | www.toll-betreuung.de | info@
toll-betreuung.de
Pflegewelt
Inkontinenz: Gute Versorgung erhöht die
Lebensqualität
Die Pflege eines inkontinenten Verwandten belastet Millionen von pflegenden
Angehörigen. Eine Versorgung mit modernen und individuell passenden Inkontinenz-Produkten kann die Pflege entscheidend erleichtern und dem Pflegebedürftigen zu mehr Lebensqualität verhelfen.
bei denen Vorder- und Rückseite durch
wiederverschließbare Klebestreifen miteinander verbunden werden (z. B. TENA Slip).
Angehörige kommen mit diesen Produkten
meist gut zurecht und können sie besonders
schnell und einfach wechseln. Möglich ist
aber auch eine Versorgung mit so genannten
Vorlagen, die mit einer Netzhose fixiert werden. Vielen Pflegenden fällt hierbei jedoch
der Produktwechsel schwerer.
Bild: TENA
Weitere Infos:
Eine neue Broschüre für pflegende Angehörige mit vielen weiteren Informationen
und Tipps für den Alltag kann unter www.
verwandte-pflegen.de heruntergeladen
werden.
Unbeschwert leben auch bei Inkontinenz – eine Frage der richtigen Versorgung
Etwa die Hälfte aller Pflegebedürftigen, die
zu Hause von ihren Angehörigen gepflegt
werden, ist inkontinent. Für den Eingriff
in den Intimbereich bedarf es eines besonderen Einfühlungsvermögens. Je besser es
gelingt, die individuellen Bedürfnisse zu
erkennen und den Pflegebedürftigen entsprechend zu versorgen, desto höher ist
seine Lebensqualität. Das Ziel einer guten
Inkontinenz-Versorgung zu Hause ist es,
mit einem individuell angepassten Produkt
die physische und emotionale Zufriedenheit
des Pflegebedürftigen zu unterstützen und
ihm ein würdevolles Leben zu ermöglichen.
Urinverlust offen ansprechen
Inkontinenz lässt viele Angehörige verzweifeln. Bereits bei den ersten Anzeichen
von unfreiwilligem Urinverlust – etwa
nasser Unter- oder Bettwäsche – sollte
der Pflegebedürftige völlig offen und ohne
Vorwurf darauf angesprochen werden.
Gleichzeitig sollten Lösungen angeboten
werden. Beispielsweise können pflegende
Angehörige ihrem Verwandten anbieten,
gemeinsam ein passendes InkontinenzProdukt auszuwählen. Einlagen und
Pants-Produkte helfen, die Auswirkungen
der Inkontinenz zu minimieren und die
Lebensqualität des Angehörigen zu verbessern. Zudem sollte der Hausarzt aufgesucht werden. Er kann Ursache und Form
der Inkontinenz feststellen und die richtige Behandlungsmethode vorschlagen. Je
nach Diagnose gibt es eine Vielzahl von
medikamentösen, operativen oder thera4
l Pflegefreund 2016
peutischen Methoden zur Behandlung von
Blasenproblemen.
Wie finde ich das richtige Produkt?
Heutzutage gibt es eine Fülle von Inkontinenz-Produkten. Welches am besten
geeignet ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab – beispielsweise vom Ausmaß der
Inkontinenz, der körperlichen und geistigen Gesundheit und natürlich von den
jeweiligen Vorlieben. Je nachdem, ob der
Pflegebedürftige mobil oder bettlägerig ist,
benötigt er ein individuelles InkontinenzProdukt. Zudem gibt es Produkte, die speziell für Frauen und Männer entwickelt
wurden und sich perfekt an die jeweilige
Anatomie anpassen.
Die Produktsysteme
Für Pflegebedürftige mit sehr leichter bis
mittlerer Blasenschwäche eignen sich kleine
und diskrete Einlagen (z. B. TENA Lady
oder TENA MEN). Bei mittlerer bis starker
Blasenschwäche sollten hingegen Einweghosen verwendet werden (z. B. TENA Pants).
Sie bieten besondere Sicherheit und zugleich
uneingeschränkte Bewegungsfreiheit. PantsProdukte eignen sich zudem auch besonders für Menschen mit Demenz, wenn sie
noch selbstständig zur Toilette gehen können. Denn die Einweghosen können wie
normale Unterwäsche an- und ausgezogen
werden. Ist der Pflegebedürftige bettlägerig oder zusätzlich auch stuhlinkontinent,
sollten Inkontinenzslips verwendet werden,
Fragen rund um Inkontinenz und die Auswahl des passenden Produkts beantwortet die Beratungshotline für pflegende
Angehörige unter 0800 / 633 44 55 29.
Tipps für den Alltag
Neben einer individuellen InkontinenzVersorgung lässt sich noch einiges tun,
um die Kontinenz des Pflegebedürftigen
zu fördern. Das erhöht die Lebensqualität aller Beteiligten.
Genügend trinken!
Pflegebedürftige vergessen häufig zu
trinken oder nehmen absichtlich weniger Flüssigkeit zu sich. Die Vorstellung: Wenn man weniger trinkt, dann
muss man weniger zur Toilette. Das ist
jedoch falsch! Vielmehr verstärken sich
die Beschwerden. Der Grund: Wenn die
Niere zu wenig Flüssigkeit bekommt,
konzentriert sich der Harn und reizt
die Blase. Die richtige Empfehlung lautet daher, normal zu trinken. Das heißt,
täglich mindestens zwei Liter Flüssigkeit.
Wohnen ohne Hindernisse
Mit etwas Unterstützung schaffen es
viele Menschen mit Demenz auch
rechtzeitig auf die Toilette. Hilfreich ist
ein großes Schild mit einem vertrauten Symbol auf der Toilettentür. Auf
dem Weg zur Toilette sollten sich keine
Hindernisse und Stolperfallen befinden.
Praktisch ist zudem Kleidung, die sich
besonders leicht ausziehen lässt, beispielsweise Hosen mit Gummizug oder
Klettverschlüssen anstelle von Reißverschlüssen oder Knöpfen.
Pflegewelt
Wie Hoffnung sichtbar gemacht wird
Das internationale Kunsttherapieprojekt „Fahnen fürs Leben“ auf der REHAB in Karlsruhe
Aus Kalifornien stammt ein spannendes kunsttherapeutisches Projekt, das
auf der REHAB 2015 zu sehen war. Es
nennt sich Fahnen fürs Leben (im Original: Hope Made Visible). Bei einem Teil
dieses Projekts gestalteten Patienten
des Krebsforschungszentrums von San
Diego, ihre Angehörigen und Freunde
sowie Therapeuten Gebetsfahnen, angeleitet von Kunsttherapeutin Alessandra
Colfi. Die Idee lehnt sich an das Konzept
der tibetanischen Gebetsfahnen an. Mit
den Fahnen geben Patienten und Betroffene ihren Wünschen und Hoffnungen
Ausdruck. Die Fahnen werden in Museen,
Galerien und Krankenhäusern gezeigt.
Das Format ist etwas größer als A5. In der
Wahl des Materials und der Gestaltung
ist man völlig frei. Es gibt ganz aufwendig
gestaltete kleine Kunstwerke, andere Fahnen
beeindrucken durch ihre emotionale Wucht.
Die PR-Beraterin und Journalistin Gabriele
Heyd hat sich für das Projekt begeistert und
brachte es nach Deutschland. Hier läuft es
unter dem Namen „Fahnen fürs Leben“ und
war zuletzt auf der Messe REHAB 2015 in
Karlsruhe zu sehen. Unter der Adresse www.
facebook.com/fahnenfuersleben kann man
sich über den aktuellen Stand des Projekts
informieren und sich anschließen. Inzwischen haben auch in Deutschland Therapeuten begonnen, das Projekt in ihre Arbeit
einzubinden. „Für mich (ist) die Aktion
,Fahnen fürs Leben‘ eine geradezu perfekte
Idee, Menschen mit Krebs eine kreative
Stimme zu geben“, sagt die Kunsttherapeutin Ina Simone Petri aus Hechingen. Es fanden bereits mehrere Workshops zum Thema
statt; etwa 200 in Deutschland gestaltete
Fahnen schickte Gabriele Heyd nach San
Diego, damit sie dort ausgestellt werden
können. Das Projekt von Alessandra Colfi
hat Menschen in der ganzen Welt inspiriert.
Fahnenprojekte laufen in Nord- und Südamerika, Europa, Afrika und Australien.
400 Fahnen auf der REHAB gezeigt
Interview mit Gabriele Heyd
Frau Heyd, wie
sind Sie zu dem
T h e m a „ Fa h nen fürs Leben“
gekommen?
2013 habe ich in
der Nähe von San
Diego in Kalifornien die Tänzerin
und Therapeutin
Alessandra Colfi
Gabriele Heyd
kennengelernt.
Sie erzählte mir
von diesem Projekt, das sie gerade begonnen hatte. Es hat mich sehr angesprochen
und ich überlegte, wie ich es in Deutschland bekannt machen könnte. Ich habe
dann eine Facebookseite dafür eingerichtet.
Welche Reaktionen haben Sie hier auf der
Rehab bekommen?
Ein solch ruhiges Element wie unserer
Ausstellung wird hauptsächlich von Therapeuten wahrgenommen. Es sind vor allem
Pädagoginnen, Kunst- und Ergotherapeuten, die mich ansprechen. Mit ihnen hatte
ich schon einige sehr interessante Gespräche. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass
daraus etwas entsteht.
Über diese Facebookseite trat eine Selbsthilfegruppe aus Reutlingen an mich heran.
Die Kontaktperson hat vorgeschlagen, in
der Praxis einer Ergotherapeutin solche Wie wird es konkret mit dieser Ausstellung
Fahnen selbst herzustellen. Eine Kunst- weitergehen?
therapeutin aus Hechingen kam dazu und Die Fahnen sind zur Zeit wieder in San
ein Atelier in Esslingen. Im Sommer 2014 Diego, wo sie ausgestellt sind. Ich werde
haben wir etwa 200 solche Fahnen für das
mich auf die Suche nach Unternehmen im
Leben hergestellt. Diese Fahnen haben wir Gesundheitsbereich machen, die das Proin die USA geschickt und Alessandra hat jekt unterstützen können. Dann könnte
sie dort an drei verschiedenen Orten ausge- ich auch einen Katalog drucken lassen,
stellt. Ich bekam dann großes Interesse, die
der bereits in Vorbereitung ist. Mein Ziel
Fahnen fürs Leben auch hier in Deutsch- ist, die Fahnen im Jahr 2016 wieder in
land auszustellen. Auf der Kunstmesse Art Deutschland zu zeigen.
Karlsruhe traf ich die Projektleiterin der
Rehab. Sie zeigte sich sehr interessiert. Von Weitere Infos zu dem Projekt
den 800 Fahnen, die ich momentan habe, „Fahnen fürs Leben“ unter:
können hier 400 gezeigt werden.
www.facebook.com/fahnenfuersleben
Pflegefreund 2016
l5
Pflegewelt
Pflegekosten der Lebensgefährtin des Vaters –
Sohn muss nicht zahlen
Der Vater des betroffenen Beklagten
lebte ab 1998 mit seiner Lebensgefährtin in einer eheähnlichen Lebensgemeinschaft. 2012 wurden beide in
verschiedenen Pflegeheimen untergebracht. Die Lebensgefährtin des Vaters
erhielt Leistungen zur Pflege. Der Sohn
war Bevollmächtigter seines Vaters. Als
Lebensgefährte war der Vater gegenüber seiner Lebensgefährtin zum Unterhalt verpflichtet.
Nach Ansicht des zuständigen Sozialamts
sollte der Sohn nun als Bevollmächtigter
seines inzwischen verstorbenen Vaters für
die Pflegekosten der inzwischen ebenfalls
verstorbenen Lebensgefährtin des Vaters
aufkommen.
Das Sozialgericht Gießen widersprach
dem klagenden Kostenträger. Dafür hatte
es zwei Gründe. Der Vater hatte sich zwi-
schenzeitlich einer anderen Dame zugewandt. Daher ging das Gericht davon
aus, dass die Lebensgemeinschaft mit der
unterhaltsberechtigten Dame für den fraglichen Zeitraum nicht mehr bestand. Der
Anspruch musste auch aus einem anderen
Grund abgelehnt werden. Es wurde vom
Sozialamt keine Rechtwahrungsanzeige
(siehe Kasten rechts) gefordert. Die Rechtswahrungsanzeige muss vorliegen, um einen
Anspruch des Anspruchsberechtigten – in
unseren Fall also der Lebensgefährtin – auf
den Sozialhilfeträger umzuleiten. Erst dann
können Leistungen für die Betroffenen
durch den Sozialhilfeträger angefordert
werden. Dies war nicht der Fall. Somit hatte
das Sozialamt weder einen Anspruch gegen
den Vater noch gegen den von ihm bevollmächtigten Sohn. cw
SG Gießen 21.4.15, S 18 SO 84/100
Transportable Sauerstoffflasche für Jugendliche –
Krankenkasse muss bezahlen
Die betroffene 16-Jährige leidet unter
anderen an einer starken Lungeninsuffizienz. Von ihrer Krankenkasse kam der
Vorschlag, nicht mehr wie bisher tragbare Sauerstoffflaschen zu verwenden,
sondern diese durch wiederauffüllbare
Druckflaschen zu ersetzen.
dem. Zum einen handelt es sich bei portablen Sauerstoffflaschen um ein anerkanntes
Hilfsmittel. Zum anderen war in diesem
Zusammenhang ebenso zu beachten, dass
das Hilfsmittel auch die Funktion haben
muss, der Jugendlichen ein unbeschwertes
Leben unter anderen Jugendlichen zu erhalten und Kontakt zu ermöglichen. Dies sei
am besten mit einer transportablen Sauerstoffflasche zu erreichen. cw
Nach Ansicht der Krankenkasse sei es der
Jugendlichen durchaus zumutbar, zum
Beispiel während eines Landschulheimaufenthalts, Druckflaschen zu befüllen. Diese
Landessozialgericht Niedersachsen-BreAnsicht wurde von der ersten Instanz bestä- men, Beschluss vom 21.12.2014
tigt. Die darauffolgende Instanz widersprach – L 4 KR 485/14 –
Vorläufiger Anspruch auf häusliche Kranken­
pflege bei Kindern Laut Sozialgericht hat ein Kind vorläufigen Anspruch auf häusliche Krankenpflege bis zur endgültigen rechtlichen
Beurteilung.
Bei dem betroffenen Kind handelt es sich
um ein schwer mehrfach körperlich und
geistig behindertes zweijähriges Mädchen, das aufgrund einer unzureichenden Atmung 16 Stunden häusliche Krankenpflege nach § 27 SGB V erhielt. Die
zuständige AOK reduzierte die Stundenzahl zunächst auf 13 Stunden. Nach Ent6
l Pflegefreund 2016
fernen des Tracheostomas wurde die Zahl
auf drei Stunden täglich reduziert, da der
von der Krankenkasse beauftragte Gutachter eine vollständige Überwachung
des Kindes nicht mehr für nötig hielt.
Diese Ansicht wurde in erster Instanz vom Sozialgericht Konstanz bestätigt. Nach Ansicht der Eltern ist ihr Kind
jedoch noch nicht so stabil, dass man auf
eine umfassende Überwachung verzichten
könnte.
Fortsetzung auf Seite 13
Rechtswahrungsanzeige
Die Rechtswahrungsanzeige ist ein
Anschreiben des Sozialamtes, in welchem es mitteilt, dass an eine bestimmte
Person Sozialleistungen erbracht werden
und dass der Adressat nach bürgerlichem Recht unterhaltsverpflichtet ist. Die
Behörde weist darauf hin, dass die Unterhaltsansprüche des Hilfebedürftigen bis
zur Höhe der geleisteten Sozialhilfe auf
das Sozialamt übergehen. Das Sozialamt
kann demnach nur denjenigen Unterhalt geltend machen, welcher benötigt
wird, um die verauslagten Kosten zu
decken. Der Adressat dieser Rechtswahrungsanzeige muss ab dem Zeitpunkt des
Zugangs damit rechnen, künftig für den
Unterhalt in Anspruch genommen zu
werden. Ansprüche, die vor Zugang dieser Überleitungsanzeige entstanden sind,
können nicht mehr geltend gemacht werden. Es kann deshalb durchaus sinnvoll
sein, sich bereits gegen eine solche Überleitung zur Wehr zu setzen.
Zu beachten ist jedoch, dass es kein
Rechtsmittel gegen die bloße Überleitungsanzeige gibt. Die Behörde gibt
hierin lediglich bekannt, dass ein Unterhaltsanspruch übergegangen ist. Dies ist
eine Rechtsfolge, welche sich aus dem
Gesetz ergibt. Dennoch können Einwendungen gegenüber dem Sozialamt
geltend gemacht werden. So kann es beispielsweise sein, dass der Adressat überhaupt nicht zum Kreis der Unterhaltsverpflichteten gehört. Die Behörde muss
etwaige Fehler auch ohne förmlichen
Antrag von Amts wegen korrigieren und
falsche Bescheide zurücknehmen.
Von der bloßen Überleitungsanzeige
zu unterscheiden ist der Überleitungsbescheid. Das Sozialamt hat nicht nur
die Möglichkeit, Unterhaltsansprüche
durchzusetzen, um für die erbrachten Leistungen Rückgriff nehmen zu
können. Vielmehr kann es zudem
Darlehensforderungen, Nutzungsentschädigungen, Ansprüche auf Schenkungswiderruf etc. geltend machen.
Derartige Ansprüche gehören zu
den nach § 93 SGB XII überleitbaren
Ansprüchen. Da diese – anders als beim
Unterhaltsanspruch – nicht per Gesetz
automatisch übergehen, muss das Sozialamt eine entsprechende Entscheidung
treffen und diese dem Betroffenen mitteilen. Dies erfolgt mittels Überleitungsbescheid, welcher wiederum mit dem
Widerspruch angefochten werden kann.
Quelle:www.sozialrechtler.de
Pflegewelt
Häusliche Pflege und Betreuung
rund um die Uhr
Pflege und Betreuung
• Bei Ihnen daheim
• Mit deutschen Pflegekräften
• MDK-Pflegenote 1,0
• Anerkannter Pflegedienst
Toll 24 Betreuung
Gottlieb-Manz-Str. 2
70794 Filderstadt
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Rufen Sie uns
gebührenfrei an:
0 800 / 7 24 24 24
Pflegefreund 2016
l7
Pflegewelt
Arztauskunft der Stiftung Gesundheit
Erleichterte Suche nach Ärzten und Kliniken im Internet
Besonders für mobilitätseingeschränkte Menschen, aber auch für ältere Patienten
ist es wichtig, einen Arzt, Zahnarzt oder Physiotherapeuten zu finden, dem sie vertrauen können und der für sie räumlich gut erreichbar ist. In den Städten und Metro­
polen stellt die Erreichbarkeit mit dem PKW oder öffentlichen Verkehrsmitteln ein
geringeres Problem dar. In den Randgebieten oder im ländlichen Raum wird die
Erreichbarkeit umso wichtiger. Insbesondere bei häufigeren oder längeren Untersuchungen stellen barrierefrei nutzbare Praxen aller Fachrichtungen für die Patienten
und ihre Begleiter eine komfortable Lösung dar und verbessern die Lebensqualität.
Ein Beitrag von Manfred Häpp.
ten in der Praxis, Qualitätsmanagement
oder nach dem Grad der Barrierefreiheit
deutschlandweit suchen.
Die Suchfunktion:
Es stehen zwei Felder zur Verfügung, um
die Suche zu formulieren:
lIm ersten Feld können Sie eingeben, was
Die Startseite der Arzt-Auskunft (Ausschnitt)
Die Alltagspraxis zeigt jedoch, dass die
Nachfrage nach barrierefreien Gesundheitseinrichtungen weit größer als das vorhandene Angebot ist. Die Arzt-Auskunft
der Stiftung Gesundheit bietet hierfür eine
leicht bedienbare Suchhilfe, die individuelle
Einschränkungen und räumliche Voraussetzungen gleichermaßen berücksichtigt.
Arzt-Auskunft (www.arzt-auskunft.de)
bringt Ärzte aller Fachrichtungen und Patienten zusammen – schnell, unkompliziert
und kostenlos. Patienten geben ihre Suchbegriffe in Form von gewünschten Fachgebieten, Ort, Postleitzahl, Diagnosen und
Behandlungen in das vorgesehene Suchfeld
ein und erhalten sofort eine Ergebnisliste
mit den passenden Ärzten, Fachärzten
sowie Psychotherapeuten oder Kliniken in
ihrer näheren Umgebung.
Alternativ haben Interessenten auch die
Möglichkeit, die Arztauskunft über die
kostenfreie Rufnummer 0800-739 00 99
montags bis freitags von 9:00 bis 17:00
Uhr anzurufen, um sich eine Praxis in der
gewünschten Nähe heraussuchen zu lassen.
Umfang der Suchmöglichkeiten
Die Arzt-Auskunft bietet umfangreiche
Suchfunktionen. Man kann z. B nach
Sprechzeiten, Parkplätzen, ÖPNV-Anbindung, Abrechnungsart (Kassenpatient/
Privatversicherung), Art der Terminvergabe (online oder telefonisch), Wartezei8
l Pflegefreund 2016
oder wen Sie suchen möchten. Sind
Sie auf der Suche nach einem Arzt für
ein bestimmtes Fachgebiet oder einem
Spezialisten für eine Erkrankung oder
Behandlung, so geben Sie diese Eingabe
dort ein. Suchen Sie nach einem ganz
bestimmten Arzt, z. B. um seine Praxis­
adresse zu erfahren, können Sie dort
einfach seinen Namen eingeben. Wenn
Sie einige Buchstaben in ein Suchfeld eingeben, klappt eine Vorschlagsliste unter
dem Eingabefeld auf. Sie soll Ihnen die
Suche erleichtern, indem zu Ihrer Eingabe
passende Ergänzungen angezeigt werden.
Klicken Sie einfach auf den passenden
Vorschlag, um nicht selbst lange Suchbegriffe eingeben zu müssen (Abb. 1 und 2).
lIm zweiten Feld sagen Sie, wo Sie Ihren
Arzt finden möchten.
An Ihrem eingegebenen Ortsnamen
oder einer Postleitzahl können die
passenden Suchergebnisse nach der
Entfernung sortiert werden. Sie können
der Arzt-Auskunft auch erlauben, Ihren
aktuellen Standort zu lokalisieren und
diesen als Ausgangspunkt für die Suche
zu verwenden.
Sie können auch etwas ganz Spezielles
suchen. Zum Beispiel:
leine Hausarztpraxis mit Rollstuhl-Zugang
leinen Orthopäden mit Sprechstunden am
Samstag
Auch solche sehr speziellen Suchen sind mit
der umfangreichen Datenbank der möglich.
Klicken Sie dafür auf den Button „Suche verfeinern“ rechts neben dem einfachen Suchformular bzw. neben der Ergebnisliste. Sie erhalten unter dem einfachen Suchformular, das
Sie weiterhin zur Eingabe von Ort und Fachgebiet nutzen können, eine umfangreiche
Liste möglicher Suchkriterien (Abb. 3 und 4).
Mit diesen Kriterien können Sie Ihre Suche
eingrenzen.
Abbildung 3
Abbildung 1
Abbildung 2
Abbildung 4
Pflegewelt
Qualitätsstandard der Datenbank
Die Stiftung Gesundheit führt die Pflege
der grundlegenden Strukturdatenbank
selbstständig durch. Der Qualitätsstandard
der Adressdatenbank wird dadurch gesichert, dass die Adressredaktion der Stiftung
Gesundheit:
Gespräche im Erzählsalon
ljährlich alle Ärzte und Kliniken
anschreibt,
ltäglich alle deutschen Tageszeitungen
2014 wurden alle 280.000 Einträge geprüft
und davon 130.000 aktualisiert.
Fazit
Mit der vorgestellten Datenbank „ArztAuskunft“ lässt sich eine individuelle und
wohnortnahe Praxissuche planen. Sie bietet komfortable Lösungen für verschiedene
Zielgruppen: Ältere Menschen, Personen
mit Handicap oder mit besonderen Bedürfnissen finden gleichermaßen Berücksich­
tigung. So sind die Nutzung eines Screenreaders für Blinde oder die Einstellung
„Leichte Sprache“ möglich. Alle Nutzer
haben unabhängig von einer Einschränkung die Möglichkeit, je nach Bedarf die
Schriftgröße mit einer Tastenkombination
zu vergrößern und die Inhalte mit verschiedenen Textbrowsern darstellen zu lassen.
Gestaltung und Technik der Webseite
passen sich automatisch an die Auflösung des genutzten Standardbildschirms,
Smartphones oder Tablets an. Interessenten bekommen mit diesem internetgestützten Angebot eine umfangreiche Hilfe.
Über das Portal Arzt-Auskunft können sie
einen leichteren Zugang zu Praxen planen
und eine passgenaue Behandlung finden,
die den eigenen Bedürfnissen entgegenkommt.
Bild: privat
Der Autor Manfred Häpp ist Referent in
der Fort- und Weiterbildung sowie Inhaber von
„concepts for
communication“
bmz-dueren.de
Autorenkontakt: Tel.:
0 24 21 / 44 07 71
E-Mail: m.haepp@
Bild: Rohnstock Biografien
nach neuen Niederlassungen, Praxis­
aufgaben und -übernahmen auswertet,
lÜberprüfungskriterien entwickelt hat,
nach denen Ärzte Nachweise über Qualifikationen erbringen müssen,
laufgrund der hohen Präsenz in den Medien
sehr viele initiative Meldungen erhält.
Erzählsalon „Jung und Alt“ in den Räumen der Fa. Rohnstock Biografien
Erzählen gehört zu den Grundbedürfnissen des Menschen. In Erzählungen
werden Erlebnisse beschrieben und
verarbeitet. Doch anders als in früheren
Gesellschaften fehlen dafür heute oft
Gelegenheit, Raum und Rituale.
Diesem Defizit begegnet der Erzählsalon:
In einem geschützten Raum sitzen bis zu
zwölf Menschen zusammen und erzählen
sich gegenseitig selbst erlebte Geschichten.
Der Erzählsalon ist eine von der Berliner
Firma Rohnstock Biografien vor 15 Jahren
entwickelte Veranstaltungsform, bei der der
Erfahrungs- und Wissensaustausch im Mittelpunkt steht. Das jeweilige Thema ist im
Voraus bekannt. Alle Teilnehmer können
sich gedanklich darauf einstimmen, brauchen sich jedoch nicht aufwendig vorzubereiten. Reihum erzählt einer nach dem
anderen seine Geschichte, während die
anderen zuhören. Niemand wird unterbrochen.
Ein Erzählsalon kann regelmäßig stattfinden oder sporadisch. Wichtig sind ein
gemütlicher Raum, ein animierendes
Thema (z. B. ein biografischer Meilenstein
oder ein historisches Ereignis), etwas zu
trinken (optimal: auch zu essen), die Erzähler und nicht zuletzt ein Moderator (die
Salonnière oder der Salonnier). Er sorgt
dafür, dass sich alle Teilnehmer wohlfühlen und ein paar wenige, aber elementare
„Gebote“ eingehalten werden.
Eine Geschichte hat einen Anfang und
ein Ende. Wie Aristoteles schon vor mehr
als 2000 Jahren in seiner Poetik herausarbeitete, handelt eine Geschichte vom Aufeinandertreffen widerstreitender Kräfte.
Die Geschichte bleibt so lange spannend,
bis entschieden ist, welcher Widerpart
gewinnt. Die Entscheidung über „Sieg“
oder „Niederlage“ ist der Höhepunkt der
Geschichte. Aus Erinnerungen werden
beim Erzählen Geschichten gebaut. Das ist
eine große geistige Leistung, die vor allem
älteren Menschen Bestätigung gibt, auch
demenziell erkrankten. Für sie überwiegt
das biografische Gedächtnis, nicht das
Kurzzeitgedächtnis.
Rohnstock Biografien veranstaltete
Erzählsalons bereits in Senioreneinrichtungen, Krankenhäusern, Mehrgenerationenhäusern, Hotels, Cafés, Buchhandlungen,
Museen, Galerien, Theatern, Wohnungen,
Unternehmen sowie auf Lesefesten und
Kreuzfahrtschiffen. Die über die Jahre
gesammelten Erfahrungen gibt Rohnstock
Biografien in Seminaren weiter.
Die Ausbildung zur Salonnière bzw. zum
Salonnier absolvieren sowohl interessierte
Privatmenschen als auch Mitarbeiter von
Seniorenwohn- und Pflegeeinrichtungen.
Ein großer bundesweiter Pflegedienstleister bietet seinen Mitarbeitern bei Bedarf in
allen seinen Einrichtungen entsprechende
Kurse an. Bei den Lehrveranstaltungen
erfuhren Katrin Rohnstock und ihre Mitarbeiter immer wieder, dass viele Seniorenbetreuer Furcht vor den Erinnerungen alter
Menschen haben. Die Pflegekräfte ängstigen sich vor ihren eigenen Emotionen,
wenn den Menschen die Tränen kommen.
Dabei ist es wichtig, dass die Leute weinen.
Denn wer weint, kann auch lachen. Werden
die Gefühle dagegen unterdrückt, verfallen
alte Menschen in Lethargie und drohen vor
sich hin zu dämmern – oder gar aggressiv
zu werden. Somit ist der Erzählsalon mit
hoch betagten Menschen wirkungsvoll für
alle Beteiligten: Erzähler, Pflegekräfte und
Angehörige.
Weitere Infos zu Terminen:
www.rohnstock-biografien.de
[email protected]
Pflegefreund 2016
l9
Pflegewelt
Erbrecht Teil 2, das enterbte Kind
Immer wieder erlebe ich im Beratungsgespräch Verwunderung, wenn ich „Enterbung“ erkläre. „Enterben“ bedeutet
letztendlich nur, dass eine nach der gesetzlichen Erbfolge zum Erben berufene Person
durch ein Testament als Erbe ausgeschlossen wird. Wer z. B. sagt: „Ich habe meinen
Sohn enterbt“, irrt sich, wenn er glaubt,
dass ein Pflichtteilsberechtigter im Erbfall
leer ausgeht. Denn trotz der testamentarischen Enterbung besteht das gesetzliche
Pflichtteilsrecht fort. Das Pflichtteilsrecht
ist das Recht des Ehegatten, der Abkömmlinge (Kinder und Kindeskinder) sowie
der Eltern des Erblassers (sofern keine
Abkömmlinge vorhanden sind), vom
Erben die Zahlung eines Geldbetrages in
Höhe des halben gesetzlichen Erbteils zu
verlangen. Zu den Kindern zählen auch
nicht eheliche und angenommene Kinder
des Erblassers. Großeltern und Geschwister
des Erblassers haben kein Pflichtteilsrecht.
Beispiel: Ein Ehepaar mit 2 Kindern.
Der Ehemann verstirbt. Die Eheleute
lebten im Güterstand der Zugewinnge­
meinschaft. Der gesetzliche Erbteil der
Ehefrau beträgt 25%, außerdem erhält
sie den Zugewinn 25%, d. h., die Ehefrau
ist Erbin zu 50%, die beiden Kinder zu je
25%. Der Pflichtteilsanspruch der Kinder
beträgt je 12,5%. Hat der Ehemann nun
mit seiner Ehefrau ein Berliner Testament
gemacht, die häufigste Form des gemein­
schaftlichen Testamentes unter Ehegatten,
dann wird die Ehefrau Alleinerbin, die
Kinder sind nicht zu Erben berufen, sind
also enterbt, haben aber immer noch
den gesetzlich garantierten Pflichtteils­
anspruch, den sie gegenüber der Mutter
als Erbin geltend machen könnten.
Die Entziehung des Pflichtteils
Das Pflichtteilsrecht ist zwingend, der
Anspruch kann nur unter ganz bestimmten
Voraussetzungen durch Testament oder
Gesetz entfallen. Im Bürgerlichen Gesetzbuch sind die Voraussetzungen dafür auf10
l Pflegefreund 2016
Bild: Syda Productions – Fotolia
Für die Generation des Wirtschaftswunders wird nun das Thema Vererben und
Erben akut. Es geht um ein insgesamt
beträchtliches Vermögen an Sach- und
Geldwerten. Die juristisch einwandfreie
Regelung des Nachlasses entscheidet
nicht selten über Frieden oder Unfrieden unter den Nachkommen. Im zweiten Teil dieser Artikelserie geht es um
das enterbte Kind. Die Autorin Isabel
Hutter-Vortisch hat sich auf Erbrecht
spezialisiert.
Familien sind nicht immer so idyllisch – ein ungeregeltes Erbe kann Streitigkeiten auslösen
gezählt, weitere Gründe können nicht geltend gemacht werden. Der Pflichtteil kann
per Testament entzogen werden, weil
lein Abkömmling dem Erblasser, dem
Ehegatten oder einem anderen Abkömmling des Erblassers nach dem Leben
trachtet,
lder Abkömmling sich einer vorsätzlichen
körperlichen Misshandlung des Erblassers oder des Ehegatten des Erblassers
schuldig macht, bei der Misshandlung des
Ehegatten muss der Abkömmling auch
vom Ehegatten abstammen,
lder Abkömmling sich gegenüber dem
Erblasser oder seinem Ehegatten eines
Verbrechens oder schweren Vergehens
schuldig macht,
lder Abkömmling seine Unterhaltspflicht
gegenüber dem Erblasser böswillig verletzt hat,
lder Abkömmling wegen einer vorsätzli-
chen Straftat zu einer Freiheitsstrafe von
einem Jahr ohne Bewährung bzw. der
Unterbringung in einem psychiatrischen
Krankenhaus oder einer Erziehungsanstalt wegen einer ähnlich schwerwiegenden Tat verurteilt wurde.
Neben diesen Fällen, in denen der Pflichtteil entzogen wird, weil sich der Pflichtteilsberechtigte dem Erblasser gegenüber
unangemessen verhalten hat, gibt es auch
noch die Möglichkeit, dass der Erblasser
den Pflichtteil beschränkt, weil der Pflichtteilsberechtigte ein Verschwender ist oder
überschuldet. Hier ist es also das fürsorgliche Element, das überwiegt, und nicht das
strafende, wie in den anderen Fällen.
Die eben genannten Gründe zum Entzug des Pflichtteils sind abschließend,
sodass es nicht die Möglichkeit gibt, einem
Pflichtteilsberechtigten den Pflichtteil zu
entziehen, weil zu ihm seit Jahren kein
Kontakt mehr bestanden hat.
Geltendmachung und
Wert­ermittlung
Die Geltendmachung des Pflichtteils vollzieht sich in mehreren Schritten. Zunächst
wird der Pflichtteilsberechtigte beim Erben
ein Nachlassverzeichnis anfordern. Darin
muss der Erbe dem Pflichtteilsberechtigten die im Nachlass vorhandenen Aktiva
und die durch den Tod entstandenen
(Bestattungskosten) oder bereits vor dem
Tod des Erblassers bestehenden Schulden,
also die Passiva, auflisten. Sollte sich im
Nachlass ein Gegenstand befinden, dessen
Wert sich nicht ohne Weiteres beziffern
lässt, hat der Pflichtteilsberechtigte einen
Anspruch darauf, dass dieser Gegenstand
geschätzt wird. In der dritten Stufe hat der
Pflichtteilsberechtigte dann den Anspruch
auf Auszahlung seiner Quote in Geld. Der
Pflichtteilsanspruch verjährt innerhalb von
drei Jahren ab Kenntnis davon, dass man
Pflegewelt
enterbt wurde.Wichtig zu wissen ist für
den Erben, dass er, nur, um den Pflichtteil
auszahlen zu müssen, niemals das von ihm
bewohnte Haus verkaufen muss, wie viele
Menschen meinen. Hier hat der Gesetzgeber vorgesehen, dass die Stundung des
Pflichtteilsanspruchs beantragt werden
kann, um zu gewährleisten, dass niemand
durch die Begleichung des Pflichtteilsanspruchs in existenzielle Not kommt.
Pflichtteilsergänzungsanspruch
Schließlich gibt es noch die Fälle, in denen
der Erblasser kürzere oder auch längere
Zeit vor seinem Tode größere Schenkungen vorgenommen hat, sodass sich eventuell sein Nachlass erheblich verringert hat.
Sollte diese Schenkung innerhalb von zehn
Jahren vor dem Tode des Erblassers erfolgt
sein, so hat der Pflichtteilsberechtigte
einen so genannten Pflichtteilsergänzungsanspruch – also einen Anspruch da­rauf,
dass der Pflichtteil um den anteiligen Wert
der Schenkung ergänzt wird. Allerdings
muss sich der Pflichtteilsberechtigte auf
diesen Pflichtteilsergänzungsanspruch die
Schenkungen anrechnen lassen, die er zu
früheren Zeiten vom Erblasser erhalten
hat. Bei der Berechnung des Pflichtteilsergänzungsanspruchs ist entscheidend,
wie viele Jahre zwischen Schenkung und
Tod des Erblassers liegen, da für jedes
Jahr, welches zwischen Schenkung und
Tod liegt, ein Zehntel vom Wert der
Schenkung abgezogen wird, sodass nach
zehn Jahren die Schenkung nicht mehr
zu einem Pflichtteilsergänzungsanspruch
führt. Aber auch hier gibt es Ausnahmen:
Wenn die Schenkung an den Ehegatten
erfolgt ist, beginnt diese Frist nicht zu laufen, ebenso nicht, wenn sich der Erblasser
bei der Schenkung einen Nießbrauch an
dem verschenkten Gegenstand oder ein
Wohnrecht vorbehalten hat.
Grundsätzlich gilt – sowohl beim
Abfassen eines enterbenden Testamentes als auch wenn der Erbfall eingetreten
ist und ein Pflichtteilsanspruch geltend
gemacht oder seitens des Erben geregelt
werden muss –, dass hierzu anwaltliche
Beratung sinnvoll ist.
Bild: privat
Die Autorin Isabel
Hutter-Vortisch ist
Rechtsanwältin in
Pforzheim
Kontakt zur Autorin: Tel.: 0 72 31 / 42 42 12
E-Mail: [email protected]
Buchtipp: Das richtige Hilfsmittel für mich
Hilfsmittel gleichen Behinderungen aus,
ermöglichen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und sichern zum Beispiel
Mobilität und Kommunikation. Indem
sie Selbstständigkeit fördern und bewahren, reduzieren sie die Abhängigkeit von
Pflege. Hilfsmittel sind aber noch viel mehr.
Für Menschen mit Behinderungen sind
sie sind nicht nur Ausdruck einer körperlichen Funktionseinschränkung, sondern
Ausdruck ihrer Persönlichkeit.
Die Versorgung mit Hilfsmitteln ist in
Deutschland umfassend gesetzlich geregelt.
Sich im Dickicht der Gesetze und Verordnungen zurechtzufinden ist nicht einfach.
Dazu kommt, dass die Kostenträger oft
berechtigte Hilfsmittelanträge ablehnen.
Daher ist es für Menschen mit Behinderung, aber auch für engagierte Angehörige
unbedingt notwendig, zu wissen, welche
gesetzlichen Ansprüche sie haben.
Das Buch von Norbert Kamps erläutert in fünf Kapiteln das komplexe Thema
Hilfsmittel kompakt und verständlich. Es
zeigt alle Schritte vom Feststellen des Hilfebedarfs über die Beantragung bis hin
zum Widerspruch gegen eine abgelehnte
Versorgung.
Norbert Kamps zeigt Möglichkeiten der
Finanzierung auf und bewertet diverse Hilfestellungen wie zum Beispiel vorgefertigte
Anschreiben an die Krankenkassen, die
auf Internetforen angeboten werden. Ein
wichtiges Kapitel des Buches ist speziellen
Fragestellungen der Hilfsmittel-und Pflegehilfsmittelversorgung gewidmet.
In allen Kapiteln gibt der Autor sehr
nützliche Tipps aus der Praxis. Als beratender Ingenieur für die Hilfsmittelversorgung und Medizintechnik und Referent
für Hilfsmittelversorgung beim medizinischen Dienst des Spitzenverbandes Bund
der Krankenkassen e.V. (MDS) kennt er
sich in der komplexen Materie hervorragend aus.
Norbert Kamps
Das richtige Hilfsmittel
für mich
Mehr Lebensqualität im
Krankheits- und Pflegefall
Taschenbuch, 160 Seiten
ISBN 978380297322-2
WALHALLA Fachverlag
14,95 Euro
Buchtipp: Denk auch an Dich
Drei Viertel aller Pflegebedürftigen werden zu Hause gepflegt. Ein großer Teil von
ihnen allein durch die eigenen Angehörigen.
Wie sehr die Pflege eines Familienmitglieds
das Leben beeinflusst und umgestaltet, ist
Außenstehenden meist nicht bewusst. In vielen Fällen wird dieVersorgung des Pflegebedürftigen zum alleinigen Lebensinhalt. Die
sozialen Kontakte leiden; pflegende Angehörige fühlen sich oft isoliert und hilflos. Die
Gefahr ist groß, dass sich die Pflegenden verausgaben und über ihre Kräfte hinaus belasten. Vielfach ist die langfristige Pflege eines
Angehörigen der Einstieg in eine eigene Karriere als pflegebedürftige Person.
Die Autorin, selbst Pflegefachkraft mit
langjähriger Berufserfahrung, war von der
Intensität dieser Belastung überrascht, als
sie selbst im Angehörigenkreis mit dieser
Situation konfrontiert war. Sie schildert
sowohl aus der Sicht der Fachfrau als auch
aus der einer pflegenden Angehörigen die
Belastungen, aber auch, welche Hilfen es
gibt, um die Pflege leichter zu machen.
Dabei zeigt die Autorin verschiedene Wege
auf. Sie weist darauf hin, dass die persönliche Einstellung sehr viel ausmacht, wenn es
darum geht, wie belastend man eine Situation empfindet.
Pflegende Angehörige überhören oft
wichtige Signale ihres Körpers. Karin
Schels zeigt in ihrem Buch leicht durchzuführende Entspannungsübungen, die
helfen können, über die Wahrnehmung
der eigenen Körperlichkeit wieder zu sich
selbst und zu Ruhe und Entspannung zu
finden. Das stärkt die Gesundheit.
Ein wichtiger Teil des Buches ist dem
Thema finanzielle und persönliche Entlastung gewidmet. Die Autorin zeigt auf,
welche finanziellen Hilfen es gibt, wie man
Gleichgesinnte findet und wie man die Lasten der Pflege gleichmäßig verteilen kann.
Ein Anhang mit praktischen Anleitungen,
Checklisten, Literaturhinweisen und nützlichen Internetadressen rundet das gelungene Buch ab.
Karin Schels
Denk auch an Dich!
Wie pflegende Angehörige den Alltag gelassen
meistern
ISBN-9783497025091
Verlag Ernst Reinhardt
Taschenbuch, 160 Seiten
16,90 €
Pflegefreund 2016
l 11
Pflegewelt
Infos zur Finanzierung der Pflege zu Hause
Pflegeversicherung (SGB XI)
Präambel: „Häusliche Pflege hat Vorzug
gegenüber der Pflege im Heim.“
Die Leistungen der Pflegeversicherung
werden in drei Stufen eingeteilt. Die Stufe
bestimmt die Pflegekasse nach Begutachtung durch beauftragte Begutachter. Details
finden Sie in der Tabelle unten.
Die ambulanten Sachleistungsbeträge
zahlt die Pflegekasse an professionelle Pflegeleistungen ambulanter Dienste.
Das Pflegegeld erhalten pflegende Angehörige für ihre Pflegeleistungen. Die Höhe
der Beträge für ambulante Leistungen entnehmen Sie bitte der Tabelle auf dieser Seite.
Unterstützung für Maßnahmen zur
Verbesserung des Wohnumfeldes
bis zu 4000 € je Maßnahme (z. B. Badumbau)
Hilfsmittel/Pflegehilfsmittel
Besteht eine Krankheit bzw. liegt eine Behin­
derung vor, ist die Krankenkasse gesetzlich verpflichtet, Hilfsmittel zu bezahlen
(gemäß § 33 SGB V).
Pflegehilfsmittel werden nur dann
bezahlt, wenn Pflegebedürftigkeit besteht
und eine Leistungspflicht der Krankenkassen nicht vorliegt. Der Antrag für die Kostenübernahme eines Pflegehilfsmittels kann
ohne ärztliche Verordnung bei der Pflegekasse gestellt werden. Die Versorgung der
Versicherten mit Hilfsmitteln durch die
Krankenkassen bei einer zu behandelnden
Krankheit wird durch die Versorgung mit
Pflegehilfsmitteln bei bestehender Pflegebedürftigkeit nicht berührt. Ein Versicherter kann bei Bedarf also beides bekommen.
Zum Verbrauch bestimmte Hilfsmittel
monatlich bis zu 40 € (z. B. Betteinlagen,
Verbände, In­kontinenzmittel)
Technische Pflegehilfsmittel
Technische Pflegehilfsmittel (wie Rollstühle, Pflegebetten, Gehhilfen) werden
ohne finanzielle Obergrenze vergütet. Sie
sollen jedoch primär leihweise an Pflegebedürftige abgegeben werden. Pflegebedürftige, die das 18. Lebensjahr vollendet haben,
haben zu den Kosten der technischen
Hilfsmittel eine Zuzahlung von 10 Prozent,
höchstens jedoch 25 € je Pflege­hilfsmittel,
selbst zu entrichten. Darüber hinaus können Pflegebedürftige ganz oder teilweise
von der Zuzahlung befreit werden. Anträge
erhalten Sie bei den Pflegekassen.
Stufen der Pflegebedürftigkeit
Pflegestufe
Die stationären Sachleistungsbeträge
werden von der Pflegeversicherung an das
Pflegeheim in folgender Höhe gezahlt:
Stufe I: 1064 € Stufe II: 1330 €
Stufe III: 1612 € Härtefall: 1995 €
Stationäre Kurzzeitpflege
bis maximal 1612 € je Kalenderjahr für
längstens vier Wochen. Wenn die Kurzzeitpflege nicht in Anspruch genommen wird,
kann die Hälfte des Betrags für Verhinderungspflege umgewidmet werden.
Hilfe zur Pflege nach SGB XII
Leistungen unter der Rubrik „Hilfe zur Pflege“
werden in SGB XII, Kapitel 7, § 61 ff. geregelt:
§ 61 Leistungsberechtigte und Leistungen
Personen, die wegen einer körperlichen,
geistigen oder seelischen Krankheit oder
Behinderung für die gewöhnlichen und
regelmäßig wiederkehrenden Verrichtungen im Ablauf des täglichen Lebens
auf Dauer, voraussichtlich für mindestens
sechs Monate, in erheblichem oder höherem Maße der Hilfe bedürfen, ist Hilfe zur
Pflege zu leisten. Hilfe zur Pflege ist auch
kranken und behinderten Menschen zu
leisten, die voraussichtlich für weniger als
sechs Monate der Pflege bedürfen oder
Monatl. Leistungen für häusliche Pflege
Sachleistungen
Pflegegeld
1
normal
erhöht
normal
erhöht 1
Pflegeaufwand / Voraussetzung
erheblicher Bedarf an allgemeiner Beaufsichtigung und Betreuung / dauerhafte und regelmäßige Schädigungen oder Fähigkeitsstörungen der Alltagskompetenz in wenigstens zwei Bereichen aus einem Katalog von 13 Punkten
1
Erhebliche
mindestens 2 Verrichtungen mindestens 1 x tägl. / mindestens 90 Min.
Pflegebedürftigkeit Aufwand täglich (inkl. Haushalt), davon mehr als 45 Min. Grundpflege
468 Euro
689 Euro
244 Euro
316 Euro
2
Schwere
mindestens 3 Verrichtungen zu versch. Tageszeiten / mindestens 180 Min.
Pflegebedürftigkeit Aufwand tägl. (inkl. Haushalt), davon mindestens 120 Min. Grundpflege
1144 Euro 1298 Euro
458 Euro
545 Euro
3
täglich rund um die Uhr, auch nachts (Körper­pflege, Ernährung und Mobilität) /
Schwerste
mindestens 300 Min. Aufwand täglich (inkl. Haushalt), davon mehr als 240 Min.
Pflegebedürftigkeit
Grundpflege
1612 Euro
3
a) mind. 6 Std. tägl. Grundpflege, davon mind. 3 Verrichtungen in der Nacht oder
Härtefall (nur Sach­
b) Grundpflege kann auch nachts nur von mehreren Pflegekräften zeitgleich
leistungen)
(gemeinsam) durchgeführt werden
1995 Euro
Leistungen in allen
Pflegestufen
0
Erheblich eingeschränkte Alltags­
kompetenz
12
l
231 Euro
123 Euro
728 Euro
Verhinderungs­
pflege (bis max.
6 Wochen im
Jahr)
Bei Ausfall der Pflegeperson zahlt die Pflegekasse für Lebenspartner und Angehörige bis 2. Grades den 1,5-fachen Betrag des
jeweiligen Pflegegeldes. Nachgewiesene Kosten (Verdienstausfall, Fahrtkosten) werden bis zu einer Höhe von 1612 Euro übernommen. Für sonstige selbst beschaffte Pflegepersonen (z. B. Pflegedienst) zahlt die Pflegekasse bis zu 1612 Euro. Das Pflegegeld wird
währenddessen hälftig weitergezahlt. Voraussetzung ist, dass Angehörige den Betroffenen wenigstens 6 Monate gepflegt haben.
Zusätzliche
Betreuungs­
leistungen Der normale Satz beträgt monatlich 104 Euro, der erhöhte1 Satz 208 Euro. Voraussetzung sind eine dauerhaft erheblich eingeschränkte Alltagskompetenz und eine Pflegestufe (0 bis 3). Pflegebedürftige der Stufen 1 bis 3 können zusätzliche Betreuungsund Entlastungsleistungen (104 Euro) auch ohne erheblich eingeschränkte Alltagskompetenz in Anspruch nehmen.
1
Pflegefreund 2016
Betrifft Pflegebedürftige mit erheblichem allgemeinen Betreuungsbedarf
Pflegewelt
einen geringeren Bedarf als nach Satz 1
haben oder die der Hilfe für andere Verrichtungen als nach Absatz 5 bedürfen.
Die Hilfe zur Pflege umfasst häusliche
Pflege und erforderliche Hilfsmittel. Die
Hilfe zur Pflege kann auf Antrag auch als
Teil eines trägerübergreifenden persön­
lichen Budgets erbracht werden.
§ 70 Hilfe zur Weiterführung des Haushaltes
Personen mit eigenem Haushalt sollen
Leistungen zur Weiterführung des Haushaltes erhalten, wenn keiner der Angehörigen den Haushalt führen kann und die
Weiterführung des Haushaltes geboten
ist. Die Leistungen sollen in der Regel nur
vo­rübergehend erbracht werden.
Forsetzung von Seite 6
holt werden. Bis zu einer abschließenden
gerichtlichen Beurteilung müssen die bisherigen Leistungen weiter gestattet werden.
Die Begründung des Gerichts ist eine Stärkung des Rechts auf adäquate Versorgung:
Das Wohl und Interesse des Kindes haben
Vorrang gegenüber einem möglichen
Zuviel an Leistung der Krankenkassen. cw
Interessen des Kindes haben Vorrang
Aufgrund ihrer Einschätzung legten die
Eltern des Kindes Einspruch gegenüber
der Ansicht des Sozialgerichts Konstanz
ein. Das Landessozialgericht gab dem Einspruch statt. Denn, so die entscheidenden
Richter, aufgrund der Situation des Kindes
müssen die behandelnden Ärzte angehört Landessozialgericht Baden-Württemberg,
werden. Danach muss ein Gutachten eines Beschluss vom 14.04.2015
gerichtlichen Sachverständigen einge- – L 5 KR 605/15 –
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Übrigens …
Sozialämter dürfen pflegebedürftige Sozial­
hilfeempfänger nicht grundsätzlich in ein
Pflegeheim einweisen lassen. Entscheidend
sind die persönlichen Umstände. Es lohnt
sich, für sein Recht auf selbstbestimmtes
Leben zu kämpfen.
Weitere ­finanzielle Entlastung
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Einkommenssteuer
§ 33 Außergewöhnliche Belastungen
Erwachsen einem Steuerpflichtigen zwangsläufig größere Aufwendungen als der überwiegenden Mehrzahl der Steuerpflichtigen
gleicher Einkommensverhältnisse, gleicher
Vermögensverhältnisse und gleichen Familienstands, wird auf Antrag die Einkommenssteuer dadurch ermäßigt, dass der Teil der
Aufwendungen, der die dem Steuerpflichtigen
zumutbare Belastung übersteigt, vom Gesamtbetrag der Einkünfte abgezogen wird.
Mehr Auskünfte zu Leistungen erteilen Krankenversicherungen, Senio­renberatungsstellen, Pflegestützpunkte sowie die
Sozial­beratung in den Kliniken und Krankenhäusern.
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Pflegefreund
PFLEGEWELT
Leitthema
Die professionelle Erzählerin
Sigrid Maute beginnt ihre
wöchentliche Märchenzeit in
einem Seniorenwohnhaus
Das Erzählen ist die älteste menschliche Form der Wissensvermittlung und war für viele Jahrtausende die
wichtigste Kulturtechnik. Die Erzähler waren das kollektive Gedächtnis der alten Kulturen. Auch in unserer
Kultur sind die kostbaren Erfahrungen von vielen Jahrhunderten in den ältesten Erzählungen, den Märchen, aufbewahrt. Mit der Erfindung der Schrift verlor das Erzählen immer weiter an Bedeutung. Nur was
geschrieben steht, gilt heute als wertig. Doch im Zeitalter der digitalen Informationen erlebt das Erzählen
eine überraschende Renaissance als Kunstform, Arbeitstechnik und als Therapie.
W
Ein Griot vom Stamm der
Hausa in Niger begleitet
seinen Vortrag auf einer
zweisaitigen Laute
14
l Pflegefreund 2016
enn Sigrid Maute mit der Handglocke
In ihrer Arbeit erlebt Sigrid Maute oft, wie sich
die Märchenzeit einläutet und ein paar die Menschen während der Erzählung verändern.
Töne auf der Kalimba anschlägt, wird „Zu Beginn sitzen sie oft ganz verkrampft da. Andere
es still im Raum. Die professionelle
sagen, ich will jetzt gehen, oder sind sonst wie unruErzählerin nimmt ihr Publikum mit auf eine Reise
hig. Wenn ich dann mit der Erzählung beginne, sehe
in ein fernes Land, in eine lange, lange vergangene
ich, wie sich die älteren Menschen immer mehr entZeit. Ihr Publikum an diesem Frühlingsabend sind
spannen und ruhig werden, wie die Gesichter zu
Bewohner eines Seniorenwohnhauses in Rosenfeld, lächeln anfangen. Ein älterer Herr, der normalereiner kleinen Stadt in Süddeutschland. Hier prakti- weise sehr unruhig ist, schläft ein. Und er ist einer
ziert die ehemalige Marketingfachfrau das Erzählen von jenen Heimbewohnern, die garantiert nur dann
als eine Form der Seniorenbetreuung.
einschlafen, wenn sie sich wohlfühlen.“
Während sich Esel, Hund, Katze und Hahn auf
Worauf führt sie diese Wirkung zurück? „In dieden beschwerlichen Weg nach Bremen machen, um
sen Märchen sind viele Archetypen zu finden“, sagt
ihr Glück als Stadtmusikanten zu versuchen, sind Sigrid Maute. „Wenn wir in einem Märchen hören,
die älteren Zuhörerinnen und Zuhörer ganz in dass Rettung in einer schwierigen Situation geschieht,
der Märchenwelt versunken. Die Geschichte rührt dann passiert sehr viel in unserem Unterbewusstsein.
auch an ihr eigenes Leben. Haben nicht auch sie Und das können heilende Momente sein.“
aus Altersgründen ihr Zuhause verlassen, vielleicht
Nicht nur in Seniorenwohn- und Pflegeheimen
verlassen müssen? Und wie tröstlich ist es, wieder erzählt Sigrid Maute Märchen und eigene Geschichaufs Neue zu erfahren, wie tüchtig die vier Gesellen ten. Bei Kinderfesten, in Kindergärten und anderen
vorankommen und wie sie sich mit Mut und List Veranstaltungen tritt die professionelle Erzählerin
eine neue Heimat erkämpfen. Die „Alten-WG“ der ebenso auf. Sie hat auch Kunden, bei denen sie von
Stadtmusikanten steht zwar nicht in Bremen, aber den Angehörigen gebucht wird, um beispielsweise
was soll`s. Sie haben etwas viel Besseres gefunden der demenzkranken Mutter zu Hause Märchen zu
als den Tod, der ihnen zu Hause gedroht hatte.
erzählen. Sigrid Maute gehört zur wachsenden Schar
Leitthema
der Menschen, die das Erzählen zu ihrem Beruf
gemacht haben oder die Erzähltechniken in ihrem
Beruf anwenden.
Die Wiederentdeckung des Erzählens
Gebannte Zuhörerinnen
bei Sigrid Mautes
Märchenzeit
Bildquelle: Wikipedia
Die längste Zeit der Menschheitsgeschichte war das
Erzählen die wichtigste Methode, gesammelte Erfahrungen an die nächste Generation weiterzugeben.
Erzählungen, Lieder und Gedichte waren das kollektive Gedächtnis der Kulturen. Das Erzählen von
Geschichten ist so alt wie die Sprache selbst. Noch
heute gibt es beispielsweise in Westafrika die traditionellen Griots, singende Geschichtenerzähler. Es
sind stets die gleichen Familien, aus denen die Griots stammen. Sie heißen z. B. Diabaté, Koyaté und
Sissoko in Mali oder Jobarteh, Susso und Konteh in
Gambia. Stirbt ein Griot, ohne dass er seine Lieder
und Geschichten an einen Erben weitergeben kann,
sei es so, als ob eine große Bibliothek abbrenne, heißt
es in Westafrika.
Mit der Erfindung der Schrift wurde die Überlieferung zwar präziser und haltbarer, sie verlor jedoch
gleichzeitig an Lebendigkeit. Das geschriebene Wort
ist starr. Mit der Zeit entfernte sich die Schriftsprache immer weiter von der gesprochenen. Wer heute
Gesetzestexte liest oder sich durch Dokumente der
Bürokratie quälen muss, kämpft mit einer fremden,
sprechfeindlichen Sprache. Auch im Journalismus
hat sich in vielen Publikationen eine verkomplizierte
gegen engagiert erzählt, schlägt die Zuhörenden
und unnatürliche Schreibweise durchgesetzt, die mit in Bann, entführt sie. Gemeinsam verlassen sie die
der Alltagssprache nur mehr wenig zu tun hat.
Ebene der Realität und betreten das Reich der FanDie verschriftlichte Sprache hat gesellschaftlich tasie. Dabei ist der oder die Erzählende immer Teil
das größere Gewicht. Es gilt mehr das geschriebene
der Reisegesellschaft. Auch das Publikum ist einals das gesprochene Wort. Wenn man heute von den
bezogen. Sigrid Maute lässt einzelne Zuhörer – oft
deutschsprachigen Erzählern spricht, so ist die Rede
sind es ältere Menschen oder Kinder – manchmal
von Adalbert Stifter, Eduard Mörike, Hugo von Hoff- kleine Rollen in den Märchen spielen, lässt sie den
mannsthal, Arthur Schnitzler oder Robert Musil – Hahnenschrei nachahmen, das Miauen der Katze
also von Schriftstellern.
oder das Bellen des alten Hofhundes.
In Deutschland ging das Erzählen als Kunstform
Sigrid Maute und ihre Kolleginnen und Kollegen
und Kulturtechnik weitgehend verloren, meint Michl
sind Teil einer neuen Kultur der Mündlichkeit. Das
Zirk. Der promovierte Literaturwissenschaftler tritt Erzählen hat in der kurzen Zeit seit seinem Wieseit 1998 als Erzähler auf. Er organisiert Erzählver- dererwachen eine stürmische Entwicklung genomanstaltungen und gibt Workshops zum Thema. Seit men. Nicht nur das traditionelle Märchenerzählen
2008 trifft er sich regelmäßig mit Gleichgesinnten nimmt zu. Neue Erzählformen werden ausprobiert.
aus ganz Deutschland. Aus diesem Kreis ging 2012 Märchen werden gerappt – im Sprechgesang vorgeder Verband der Erzählerinnen und Erzähler e. V. tragen. Zu Michl Zirks umfangreichem Repertoire
hervor.
gehören Schillers „Die Räuber“ und Shakespeares
Das Erzählen wird inzwischen wieder als Kultur- „Ein Sommernachtstraum“ oder ein fiktiver Dialog
technik zunehmend ernst genommen. So lehrt Michl
zwischen Mark Twain und Johann Peter Hebel. Auch
Zirk seit 2011 an der Erziehungswissenschaftlichen der „Poetry Slam“, ein Dichterwettbewerb, bei dem
Fakultät der Universität Erlangen/Nürnberg zum die Künstler ihre Texte mit thea­tralischen Einlagen
Thema: „Erzählend lehren“ sowie „Märchen erzäh- und meistens gereimt vortragen, gehört zu dieser
len im Unterricht“. Bundesweit gibt es immer mehr neuen Kultur der Mündlichkeit.
Erzählerinnen und Erzähler und die Zahl der Veranstaltungen rund um das Erzählen nimmt zu; Sym- Professionelles Erzählen
posien, Erzählertreffen und Festivals des Erzählens
locken ein wachsendes interessiertes Publikum an.
In den angelsächsischen Ländern blieb die Tradition
des Erzählens ohne Bruch und hat sich bis heute
weiterentwickelt,
sagt Michl Zirk. Man unterscheiDas Erzählen als Kunstform
det dort drei Anwendungsbereiche: Erzählen als
Erzählen war immer mehr als reine Wissensver- Kunst, als unterstützende Technik in der Ausübung
mittlung. Es war immer auch Unterhaltung. Es gibt des Berufs oder Erzählen als Therapie. Auch in
kaum etwas Ermüdenderes als einen Vortragsred- Deutschland ist dieser Trend zu erkennen. Mit seiner, der den Text seiner PowerPoint-Präsentation nem Lehrauftrag an der Uni Erlangen bildet Michl
mit monotoner Stimme vom Blatt liest. Wer hin- Zirk zukünftige Lehrer darin aus, das Erzählen als
Die Sprachforscher
Wilhelm Grimm (links)
und Jacob Grimm sammelten im 19. Jahrhundert
deutsche Märchen und
gaben das erfolgreichste
deutsche Märchenbuch
heraus: Grimms Märchen.
Doppelportrait von
Elisabeth JerichauBaumann, 1855
Pflegefreund 2016
l 15
Leitthema
Technik der Wissensvermittlung einzusetzen. Viele
seiner Studenten sind am Anfang sehr verunsichert.
Professor Zirk trägt seine Vorlesungen frei vor, es gibt
keine PowerPoint-Präsentation und die Seminaristen erhalten kein „Handout“. Die Studenten lernen
wieder etwas, das lange selbstverständlich war: sich
Dinge zu merken.
Spannung ...
Sorge ...
Schrecken ...
Mitgefühl ...
Erzählen als Therapie
Die Psychotherapie nutzt das Erzählen schon länger.
Mithilfe einer erfundenen Figur können manche
Menschen leichter darüber sprechen, was sie bewegt.
Und an diesem anderen Selbst können sie ausprobieren, was passieren würde, wenn … In der Narrativen
Therapie wird das Problem zur Person gemacht, die
sich außerhalb des Patienten befindet. Es entsteht
eine Erzählung, in der der Patient sich aktiv mit seinem Problem auseinandersetzt. Den Verlauf dieser
Erzählung kann er aktiv verändern.
Wenn Kinder ohne Erzählungen aufwachsen, lernen sie nicht, ihre Anliegen in Worte zu fassen. Bei
empfundenen Benachteiligungen sind sie durch ihre
Sprachlosigkeit doppelt frustriert. Bei vielen Projekten zur Gewaltprävention in den Schulen gehört es
daher zum festen Programm, den schwierigen jungen Leuten das Erzählen beizubringen. Wer sich verbalisieren kann, braucht nicht zuzuschlagen.
Erzählen für Senioren
Sich mitzuteilen ist ein fundamentales Grundbedürfnis. Es ist heilsam und wohltuend, sich etwas von der
Seele zu reden – den Stress im Beruf, die Sorgen des
Alltags, aber auch die Freuden und die Hoffnungen.
Viele ältere Menschen haben jedoch niemanden, der
ihnen zuhört, niemanden, dem sie erzählen können,
was ihnen wichtig ist. Da sie sich nicht mitteilen können, leidet auch die Erinnerung, denn das Erzählen
hält die Erinnerung lebendig.
Die Biografin Kathrin Rohnstock hatte 2011 in
einem Berliner geriatrischen Krankenhaus einen
Erzähl-Salon für hochbetagte Patienten eröffnet.
Auch Demenzkranke nahmen teil.
„Man erkannte sie nicht einmal, weil sie genauso
aus ihren Erinnerungen schöpfen können und mit
den anderen gleichgestellt sind. Das heißt, sie erlebten
sich dabei als gleichwertige Mitglieder der Gemeinschaft. Das gab ihnen Selbstbewusstsein, baute sie auf,
machte sie fröhlich und ihr Leben noch lebenswert“,
sagt Kathrin Rohnstock, die den Salon leitete.
Begleitet wurde der Salon von der Psychologin
Stefanie Roessler. Das Erzählen aus der eigenen Biografie fördert bei Demenzkranken den Erhalt der
vom Zerfall bedrohten Identität, sagt sie.
„Ärzte müssten die Teilnahme an einem ErzählSalon genauso verschreiben können wie eine Physiotherapie. Dabei ist es wirklich kostengünstig: Denn
es können zehn Menschen in einer Runde erzählen“,
meint Kathrin Rohnstock.
Fazit
Das Erzählen ist auf dem Vormarsch. Zunehmend
findet man öffentliche Veranstaltungen von Erzählerinnen und Erzählern. Die Veranstalter erfinden
immer neue Formate, wie etwa Märchenerzählungen mit einer Whiskyverkostung. An einem solchen
Abend kommen natürlich die Erwachsenen und nicht
die Kinder. Überhaupt ist ein Wandel in der Zuhörerschaft zu bemerken. Michl Zirk: „Als ich angefangen
habe, hatte ich fast nur Zuhörerinnen. Das Verhältnis
Frauen zu Männer war neun zu eins. Inzwischen sind
die Frauen zwar immer noch in der Mehrzahl, aber
das Verhältnis ist jetzt etwa sechs zu vier.“
Die professionellen Erzählerinnen und Erzähler
haben 2012 ihren eigenen Verband gegründet. Erster
Vorsitzender des Erzählerverbandes ist Michl Zirk.
Und nicht nur im Unterhaltungsbereich wird erzählt.
„Parallel zu unserem Verband hat sich eine Gruppe
gebildet, die sich ,Erzähler ohne Grenzen‘ nennt. Sie
arbeiten im Grenzbereich des Erzählens. Sie arbeiten zum Beispiel mit traumatisierten Kindern aus
Kriegsgebieten, sie leisten Trauerbegleitung durch
Märchen und Geschichten. Die Mitglieder dieser
Gruppe loten gewissermaßen die Grenzen und Möglichkeiten des Erzählens aus“, sagt Michl Zirk.
Aussichten
Wir haben offensichtlich einen starken Nachholbedarf an mündlichem Erzählen und an guten Erzählerinnen und Erzählern, trotz aller digitalen Möglichkeiten. Michl Zirk und seine Mitstreiter arbeiten an
einer qualifizierten Ausbildung als berufliche Grundlage für diejenigen, die sich dem Thema beruflich
nähern wollen. Die Wiedergeburt einer Kultur der
Mündlichkeit ist ein weiterer Trittstein auf dem Weg
in eine sprechende und zuhörende, in eine menschlichere Gesellschaft. Adressen zum Thema „Erzählen“
Beruhigung ... eine Reise
durch die Welt der Gefühle
mit Märchenerzählerin
Sigrid Maute
16
l Pflegefreund 2016
Verband der Erzählerinnen u. Erzähler e. V.
Tauchersreuther Hauptstr. 22, 91207 Lauf
Telefon: 0 170 / 7 5 54 63 29
www.erzaehlerverband.org
E-Mail: [email protected]
Märchenzentrum DornRosen e. V.
Hagenstraße 9, 90461 Nürnberg
Telefon: 09 11 / 53 39 11
www.maerchenzentrum.de
E-Mail: [email protected]
Europäische Märchengesellschaft e. V.
Bentlager Weg 130, 48432 Rheine
Telefon: 0 59 71 / 9 18-420
www.maerchen-emg.de
E-Mail: [email protected]
Erzählerin Sigrid Maute
Roschbachstr. 4, 72336 Balingen-Zillhausen
Telefon: 0 74 35 / 91 16 04 49
www.maerchenfreude.de
E-Mail: [email protected]
Erzählkunst e. V.
Görschstr. 21, 13187 Berlin
Telefon: 0 30 / 75 77 44 32
www.erzaehlkunst.com
E-Mail: [email protected]
ROHNSTOCK BIOGRAFIEN
Schönhauser Allee 12, 10119 Berlin
Telefon: 0 30 / 4 05 04 33
www.rohnstock-biografien.de
E-Mail: [email protected]
Leitthema
„Die Gegenwart dauert einen Herzschlag lang“
Foto: ©Walter Grzesiek
Michl Zirk ist Deutschlands bekanntester Erzähler. Doch noch immer liest der promovierte Sprachwissenschaftler über sich in der Presse, „Michl Zirk liest vor“. Über Missverständnisse um das Erzählen, den Unterschied von Schrift- und Sprachdeutsch und die
Zukunft des Erzählens sprach er mit Redakteur Harald Spies.
Michl Zirk, 1. Vorsitzender des Verbands der
Erzählerinnen und Erzähler e. V.
Herr Zirk, was ist der Unterschied zwischen Vorlesen und Erzählen?
Geschriebene Texte sind Schriftlichkeit –
wir Erzähler bewegen uns aber in der
Mündlichkeit. Man spricht anders, als man
schreibt. Sobald wir anfangen zu schreiben,
haben wir einen anderen Satzbau. Man hat
in geschriebenen Texten Dinge wie indirekte Rede, Konjunktiv etc. Stellen Sie sich
vor, Sie würden zu Ihren Kollegen sagen,
der Herr Müller hat mir gesagt, er wolle
heute eine Stunde früher nach Hause gehen.
Wir reden so nicht, aber wir schreiben seltsamerweise so.
Erzählen bedeutet kürzere Satzlängen.
Die Neurowissenschaft erklärt uns, die
Gegenwart dauert drei Sekunden. So lange
dauert ein Herzschlag, und in dieser Zeit
kann man sechs bis acht Wörter sagen. Das
ist die ideale Satzlänge für die mündliche
Kommunikation.
Was bedeutet Erzählen aus Ihrer Sicht?
Erzählen ist eine wichtige Kulturtechnik
und eine Kunstform. Der frühzeitliche
Erzähler am Lagerfeuer kann einerseits
Ereignisse des Tages erzählen, er kann
aber auch Geschichten erfinden, warum
bestimmte Dinge so sind, wie sie sind.
Das sind die berühmten ätiologischen
Geschichten, etwa, warum dieser Baum
eine bestimmte Form von Blättern hat.
Solche Geschichten waren immer auch
schon Kunst. Sie unterscheiden sich vom
Erzählen der Alltagsgeschichten. Das formhafte Erzählen ist immer mit Fiktion verbunden. Alltag und Fiktion mischen sich
beim Erzählen. Man fängt in einer All-
tagsgeschichte an und findet sich plötzlich
in einer Fiktion wieder. Und oft merken
die Leute erst im Nachhinein, dass sie da
quasi auf ihrem Stuhl abgeholt und in eine
andere Realität gebracht worden sind.
Das moderne Erzählen reicht vom Märchenerzählen bis hin zum experimentellen Theater. Und dazwischen haben wir
inzwischen zehn bis fünfzehn verschiedene Erzählformen. Es gibt Leute, die
rappen zum Beispiel Märchen. Es gibt
den so genannten Poetry Slam, bei denen
die Geschichten teilweise gereimt und in
einem bestimmten Rhythmus erzählt werden. Und ständig kommen neue Formen
des Erzählens hinzu. Es ist eine Kunstform,
die zu neuem Leben gefunden hat und sich
momentan rasant entwickelt.
Wie sehen Sie die Rolle des Erzählens im
Zeitalter der digitalen Kommunikation?
Eigentlich recht positiv. Wenn man heute
z. B. Studenten fragt, welches Buch sie
zuletzt gelesen haben, dann müssen viele
ziemlich lange nachdenken. Es wird oft
beklagt, dass durch den Einfluss von Twitter oder SMS, die eine begrenzte Zeichenzahl haben, die Sprache verhunzt wird.
Aber gehen Sie mal auf YouTube und geben
Sie das Suchwort „Erzählen“ ein. Sie haben
sofort Zigtausende von Clips im Angebot.
Gerade durch solche Kanäle wie YouTube
sind wir in einer neuen Mündlichkeit.
Manche beklagen das, auf der anderen
Seite gibt es sehr viele Möglichkeiten, neue
Kunstformen zu finden und mit der Sprache poetisch, witzig, geschliffen, eben nicht
alltäglich umzugehen. Ich sehe das durchaus als Chance für das Erzählen.
Wie soll sich nach Ihrer Meinung das Erzählen in der Gesellschaft weiterentwickeln?
Das Erzählen muss wieder mehr Gewicht
bekommen. Sowohl an Schulen als auch
an Universitäten gibt es inzwischen Lehrer,
die die Zeichen der Zeit erkannt haben. Im
Herbst veranstalten wir ein Symposium mit
dem Ziel, das mündliche Erzählen wieder
in die Schulen und in die Ausbildungen für
Erzieher und Lehrer zu kriegen. Wenn eine
gut erzählte Geschichte genauso viel gilt wie
ein gut geschriebener Aufsatz – also wenn
es dafür genauso gute Noten gibt –, dann
befördert das all das, was Erzählen leisten
kann: von der Gewaltprävention über das
„Sich-Erleichtern“, über einen neuen Umgang
miteinander bis hin zu einem neuen Lehren.
Und wir wollen den Erzählern ein gutes
berufliches Fundament geben. Uns schwebt
eine dezentrale Ausbildung von 400 Stunden vor, davon etwa 50 Stunden Unterricht
in Dramaturgie, dazu Hospitationen, und
100 Stunden Eigenarbeit. Nach diesem
Basisteil kann man sich entscheiden, ob
man Bühnenerzähler wird, ob man eher
in Altenheime gehen will oder ob man
Erzählen als Technik im Beruf anwenden
will. Wenn alles gut geht, werden wir im
Jahr 2016 starten. Buchtipps zum Thema „Erzählen“
Johannes Merkel
Hören, Sehen, Staunen
Kulturgeschichte des
mündlichen Erzählens
ISBN-103-487-15168-5
Verlag Olms Georg AG
gebundene Ausgabe
576 Seiten
58,00 Euro
Tabea Becker
Kinder lernen erzählen
ISBN-103-89676-922-7
Schneider Verlag GmbH
Taschenbuch
226 Seiten
19,80 Euro
Kristin Wardetzky,
Christiane Weigel
Sprachlos?
Erzählen im inter­kul­
turellen Kontext
ISBN-103-8340-0473-1
Schneider Verlag GmbH
Taschenbuch
19,80 Euro
Sören Ohlhus
Erzählen als Prozess
ISBN-103-95809-500-3
Stauffenburg Verlag
Taschenbuch
279 Seiten
44,80 Euro
Pflegefreund 2016
l 17
Blut
Hoch
Druck
Mörder auf leisen Sohlen
Bild: Ocskay Bence – Fotolia
Schwerpunkt
Unser Blutdruck wechselt ständig; bei körperlicher Anstrengung oder Stress ist er höher als bei Ruhe. Wenn
er jedoch ohne physiologische Ursache ständig erhöht ist, besteht große Gefahr für Gesundheit und Leben.
Bluthochdruck und seine Folgen zählen zu den tödlichsten Zivilisationskrankheiten. Das Heimtückische
dabei: Ein krankhaft erhöhter Bluthochdruck verursacht so gut wie keinerlei Symptome. Zu spüren bekommt
der Patient erst die Folgen des Bluthochdrucks. Herzinfarkt und Schlaganfall haben zumeist eine lange
Vorgeschichte von erhöhtem Blutdruck.
N
ahezu alle Gewebe und Zellen unseres
Körpers sind auf den Blutkreislauf angewiesen. Der gesamte Stoffwechsel funktioniert nur, wenn sowohl die Zufuhr von
Sauerstoff und Nährstoffen als auch der Abtransport
von Abfallprodukten gewährleistet sind. Das Blut
verteilt auch Hormone und Abwehrzellen an die
jeweils benötigten Stellen. Damit dieses Transportorgan funktioniert, muss das Blut mit genügend Druck
durch den Körper gepumpt werden. So erreicht es
noch die entlegensten Zellen.
Bild: Wikipedia
Physiologie und Anatomie
Historisches Blutdruckmessgerät mit Quecksilbersäule
18
l Pflegefreund 2016
Der Mensch hat einen geschlossenen Blutkreislauf.
Sauerstoffreiches und sauerstoffarmes Blut fließen
getrennt und vermischen sich nicht. Der Gasaustausch findet in der Lunge und in den Zellen statt.
Das sauerstoffreiche Blut gelangt durch die Arterien (Schlagadern) von der Lunge in die Zellen
und Organe. Hier fließt das Blut mit relativ hohem
Druck und hoher Geschwindigkeit. Entsprechend
stabil sind die Wände dieser Blutgefäße. Die Arterien
verzweigen sich zu den dünneren Arteriolen und
schließlich zu den Kapillaren, die zu den einzelnen
Zellen führen. Die Arterien und die linke Herzhälfte
nennt man deshalb den Hochdruckbereich des Blutkreislaufs. Das Hochdrucksystem dient zur Versorgung der Organe.
Im Niederdruckbereich nimmt das sauerstoffarme Blut seinen Weg von den Zellen in entgegen-
gesetzter Richtung durch die Venen (Blutadern). Die
Gefäßwände des Venensystems sind deutlich dünner
als die Schlagadern. In der rechten Herzhälfte, in den
Venen, den Venolen, den Arteriolen und den Kapillaren herrscht deutlich niedrigerer Druck. Etwa 80
Prozent der Blutmenge wird im Niederdrucksystem
gespeichert. Bei einem Blutverlust kann das Venensystem den Blutverlust bis zu einem gewissen Grad
ausgleichen, indem es die Gefäße verengt. Bei einer
Bluttransfusion erhöht sich hauptsächlich die Menge
des Blutes in den Venen.
Der Blutdruck im Hochdruckteil des Blutkreislaufes ist nicht überall gleich. In der Aorta und den großen Schlagadern beträgt er etwa 100 mmHG. In den
Arterienästen sind es noch 40 mmHG und in den
Kapillargefäßen sinkt der Druck auf ca. 25 mmHG.
Die Blutgefäße passen sich den körperlichen Erfordernissen an. Sie weiten oder verengen sich je nach
Bedarf. Somit ist der Körper in der Lage, auf jede
Situation zu reagieren. Bei Ruhe ist er auf „Stand-by“
geschaltet, bei Anstrengung auf „volle Leistung“.
Der Blutdruck schwankt zwischen dem höheren
Wert der Systole (die Phase, in der das Herz Blut in
die Gefäße pumpt) und dem niederen Wert der Dias­
tole (der Phase, in der sich das Herz füllt). Man gibt
den Blutdruck als Doppelwert an, beginnend mit
dem höheren Wert, z. B. 130/90. Die Werte werden
in der traditionellen Einheit mmHg (MillimeterQuecksilbersäule) angegeben, weil früher für die
Druckmessung üblicherweise Quecksilbermanometer verwendet wurden.
Grafik: vonuk – Fotolia
Wenn man vom Blutdruck als medizinischem
Wert spricht, meint man den Druck in den Arterien.
Gemessen wird er meistens an der Brachialarterie
des Oberarmes. Die Deutsche Herzgesellschaft nennt
als Grenzwert einen Blutdruck von 140 zu 90 mmHg,
wenn vom Arzt gemessen wird. Für Selbstmessungen
zu Hause gilt eine Obergrenze von 135 zu 85 mmHg.
Ist der Wert höher, liegt Bluthochdruck vor.
Was sind die Ursachen?
Venensystem
Herz-Kreislauf-Systems sowie bestimmte Nierenschäden sein. Wenn man diese Krankheiten behandelt, sinkt zumeist auch der erhöhte Blutdruck.
Es gibt Patienten, die ihre Neigung zu hohem
Blutdruck ererbt haben. Eine erbliche Veranlagung
zu Bluthochdruck führt dazu, dass die Betroffenen
anfälliger für die Auswirkungen eines risikoreichen
Lebensstils sind. Vor allem vier Faktoren haben
dabei negative Auswirkungen: Bewegungsmangel,
ungesunde Ernährung, Übergewicht und Stress.
Unser Kreislaufsystem ist eine hoch komplexe Ange- Epidemiologie
legenheit. Das sympathische Nervensystem, die
Nieren und die Nebennieren sind die wichtigsten Bluthochdruck ist weit verbreitet. Die Deutsche
Regulatoren. Ob sich die Blutgefäße dehnen oder Hochdruckliga schätzt, dass etwa 20 bis 30 Milliozusammenziehen, wird maßgeblich über die Aus- nen Bundesbürger einen erhöhten Blutdruck haben
schüttung von Botenstoffen (Hormonen) gesteuert. – also nahezu jeder Dritte. Bei den 70- bis 79-Jährigen
Eine zentrale Rolle spielt dabei das sympathische
sind es sogar drei Viertel.
Nervensystem. Ist dieses gereizt, etwa bei Stress,
Die Folgen des überhöhten Blutdrucks sind draschlägt das Herz schneller und der Blutdruck steigt. matisch. Allein in Deutschland sterben daran pro
Gleichzeitig regt es die Nieren an, vermehrt das Jahr etwa 400 000 Menschen. Anders ausgedrückt:
Hormon Renin zu produzieren. In der Folge werden Hoher Blutdruck kostet im Durchschnitt sieben
weitere Hormone ausgeschüttet, die Angiotensine, Lebensjahre.
die den Blutdruck steigen lassen. Die Nebennieren
produzieren das Stresshormon Aldosteron.
Folgeerkrankungen
Das so genannte Renin-Angiotensin-AldosteronSystem (RAAS) ist ein maßgeblicher Regelmecha- Ist der Blutdruck für längere Zeit zu hoch, werden
nismus für den Blutdruck. Es kann selbstständig das viele Organe geschädigt. Herzinfarkt und Schlagsympathische Nervensystem aktivieren. Und es ist in
anfall gehen in vielen Fällen auf einen jahrelangen
der Lage, den Blutdruck auf einem erhöhten Niveau Bluthochdruck zurück. Das wichtigste Ziel bei der
zu halten, selbst wenn gar kein Stress mehr besteht.
Behandlung von Bluthochdruck ist deshalb die dauEine weitere wichtige Rolle im Blutdrucksystem
erhafte Senkung des Blutdrucks auf einen normalen
spielt auch der Salz-Wasser-Haushalt. Sind die Mine- Wert.
ralsalze Kalium und Natrium im Ungleichgewicht,
oder herrscht im Körper Flüssigkeitsmangel, so kann Arteriosklerose
dies direkt die Freisetzung von Aldosteron beeinflus- Unter zu hohem Druck leiden zunächst die Gefäße
sen. Bis heute hat die Wissenschaft diese komplexen
selbst. Sie sind nicht für eine solche Belastung ausZusammenhänge nicht völlig verstanden.
gelegt. Ihre empfindlichen Innenwände werden
80 bis 85 Prozent der Erkrankten leiden unter geschädigt. Kleine Risse entstehen. Es bilden sich
der primären Hypertonie – dem Bluthochdruck an Ablagerungen. Die Gefäße verlieren dadurch an
sich, für den die Ärzte keine genaue Ursache nen- Elastizität und verengen sich. Das führt dazu, dass
nen können. Bei der sekundären Hypertonie führen der Blutstrom gegen Widerstand ankämpfen muss,
bestimmte Erkrankungen zum Bluthochdruck. Das was wiederum den Blutdruck erhöht. Ein sich selbst
können Störungen des Hormonsystems und des verstärkender negativer Kreislauf beginnt.
Vereinfachte Darstellung
des gesunden Herzens:
1 Aorta
2 Lungenarterie
3 linker Vorhof
4 Mitralklappe
5 Aortenklappe
6 Linke Kammer
7 Septum
Aktuelles manuelles Gerät
Bild: aponorm
Arteriensystem
Elektronisches Gerät zur
Messung am Handgelenk
Bild: Omron
Grafik: vonuk – Fotolia
Schwerpunkt
Schwerpunkt
Elektronisches Gerät zur
Messung am Oberarm
Pflegefreund 2016
l 19
Schwerpunkt
Schlaganfall
Bluthochdruck ist ein Hochrisikofaktor für
Schlaganfall. Unter Druck kann ein durch
Arterienverkalkung vorgeschädigtes Blutgefäß im Gehirn reißen. Dann kommt es zu
Einblutungen und Gewebeschädigungen.
Der Schlaganfall ist eine der häufigsten
Ursachen für dauerhafte Pflegebedürftigkeit.
Hypertensive Retinopathie
Die feinen Blutgefäße in der Netzhaut des
Auges versorgen unter anderem die Sehzellen mit Sauerstoff und Nährstoffen. Bei
Bluthochdruck ist die Versorgung gefährdet. Die Netzhaut wird geschädigt, Sehzellen können absterben.
Nierenerkrankungen
Jahrelanger unerkannter Bluthochdruck
schädigt auch die Nierenfunktion. Dann
können schädliche Stoffwechselprodukte
nicht mehr ausreichend ausgefiltert werden.
Bild: Robert Kneschke – Fotolia
Herzleiden
Sind die Herzkranzgefäße betroffen, spricht
man von einer koronaren Herzkrankheit.
Dadurch wird der Herzmuskel nicht mehr
ausreichend durchblutet. Eine mögliche
Folge ist die Herzschwäche, auch Herzinsuffizienz genannt. Die davon Betroffenen
erleiden zunehmende Einschränkungen
ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit.
Anfangs geht ihnen bei starker Anstrengung „die Puste aus“, im weiteren Verlauf
sogar bei Ruhe.
Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen
können zum Herzinfarkt führen. Dabei
verschließt ein Blutgerinnsel (Thrombus)
ein wichtiges Blutgefäß des Herzmuskels.
Der betroffene Muskel wird nicht mehr mit
Sauerstoff versorgt und stirbt ab. Je nach
Größe des betroffenen Areals kann das zum
plötzlichen Herztod führen.
Entspannungsübungen gehören zur Therapie bei Bluthochdruck
Diagnose
Bluthochdruck spürt man nicht. Wer über
35 Jahre alt ist, sollte daher seinen Blutdruck regelmäßig messen lassen, etwa bei
den zweijährlichen kostenlosen Vorsorgeuntersuchungen. Wenn der Wert bei mehreren Messungen über 140 zu 90 mmHg
liegt, wird der Arzt genauer hinschauen.
Zunächst wird er die genaue Krankengeschichte des Patienten erheben (Anamnese)
und den Patienten ausführlich untersu-
Das richtige Blutdruckmessgerät
Für Menschen mit Bluthochdruck ist es
wichtig, ihren Blutdruck regelmäßig zu
kontrollieren und die Werte zu notieren.
Die Messergebnisse helfen dem Arzt bei
der Behandlung.
Viele der angebotenen Geräte messen
allerdings ungenau. Die Deutsche Hochdruckliga hat daher ein eigenes Prüfsiegel
für Messgenauigkeit entwickelt. Regelmäßig werden neue Geräte getestet.
Die Geräte messen den Blutdruck je
nach Bauart am Handgelenk oder am
Oberarm. Elf Geräte erhielten 2014 das
Prüfsiegel der Hochdruckliga. Darunter
ist nur ein Handgelenksgerät, zehn sind
Oberarmgeräte. Grundsätzlich liefern
Oberarmgeräte die genaueren Messwerte.
Das liegt nicht an der Bauart, sondern
20
l Pflegefreund 2016
daran, dass speziell bei älteren Patienten stärkere Gefäßschäden, wie Arteriosklerose, die Messung am Handgelenk
erschweren können.
Es ist sinnvoll, das Gerät im Fachhandel
(Apotheke, Sanitätshaus) zu kaufen. Dort
erhält man auch gleich eine Einweisung,
wie das Gerät richtig bedient wird. Wenn
man das Gerät falsch bedient, indem beispielsweise die Manschette nicht richtig
angelegt wird oder man sich während der
Blutdruckmessung bewegt, sind die Messresultate fehlerhaft.
Manche Geräte ermöglichen es, die
Messdaten zu einem PC zu übertragen.
Eine aktuelle Liste der empfohlenen
Geräte ist bei der Deutschen Hochdruckliga erhältlich.
chen. Dabei misst er den Blutdruck an beiden Armen. Zum Standardprogramm der
Diag­nose gehören auch labormedizinische
Untersuchungen des Blutes und des Urins.
Der Arzt wird ein Elektrokardiogramm
(EKG) erstellen, um den Herzzustand
zu begutachten. Um ganz sicherzugehen,
wird er eine Langzeit-Blutdruckmessung
(ABDM = ambulantes Blutdruck-Monitoring) anordnen. Dabei trägt der Patient für
24 Stunden ein Gerät am Körper, das den
Blutdruck von 7 bis 22 Uhr alle 15 Minuten
und nachts alle 30 Minuten misst und aufzeichnet. Liegt der durchschnittliche Wert
aller Messungen über 130/80 mmHg, gilt
der Betroffene als Bluthochdruckpatient.
Um die Diagnose abzusichern, kann der
Arzt weitere Untersuchungen durchführen
oder veranlassen. Bei einem BelastungsEKG wird untersucht, wie sich Herz und
Blutdruck bei zunehmender körperlicher
Anstrengung verhalten. Mit einer Ultraschalluntersuchung kann der Arzt feststellen, ob das Herz korrekt arbeitet. Ebenfalls
mit Ultraschall kann er die Halsgefäße,
die Bauchschlagader, Nieren, Nebennieren, Leber, eventuell auch die Beingefäße
untersuchen. Er kann den Patienten zum
Augenarzt überweisen, um die Augen auf
bluthochdruckbedingte Netzhautschäden
überprüfen zu lassen. Wichtig ist es für den
Arzt, zu klären, ob dem Bluthochdruck des
Patienten eine andere Krankheit zugrunde
liegt. Denn davon hängt ab, welche Therapie er wählt.
Schwerpunkt
Therapie
Je früher Bluthochdruck erkannt wird,
desto eher kann er behandelt werden und
umso weniger Schaden kann er anrichten.
Die Chancen, den Blutdruck durch die
passenden Gegenmaßnahmen zu senken,
stehen sehr gut. 75 Prozent der behandelten Patienten erreichen wieder normale
Werte. Insgesamt lassen sich 88 Prozent
der Betroffenen, die von ihrer Erkrankung wissen, auch behandeln. Doch es gibt
Unterschiede zwischen dem Verhalten der
Geschlechter. Mehr Frauen als Männer
lassen sich untersuchen und behandeln.
Grundsätzlich unterscheidet man zwei sich
ergänzende Therapieansätze, eine Behandlung mit Medikamenten und eine Umstellung beim Lebensstil der Patienten. Viele
Menschen mit einer primären Hypertonie
können ihren Blutdruck senken, indem sie
ihren Lebensstil ändern. Unser gegenwärtiger Lebensstil ist nicht gesund. Im Beruf sitzen wir zu viel und bewegen uns zu wenig.
Zudem ernähren wir uns ungesund, haben
oft Stress und in vielen Fällen ein zu hohes
Gewicht. Das bedeutet aber auch, dass man
durch eine Änderung der Lebensweise
viel erreichen kann. Eigenmotivation und
Durchhaltevermögen entscheiden maßgeblich über den Erfolg.
Bewegung
Hilfreich ist regelmäßige körperliche Bewegung. Dreimal pro Woche eine halbe Stunde
Schwimmen, Walken, Tanzen oder flottes
Spazierengehen helfen bereits. Vor allem
Ausdauertraining hat sich als gut erwiesen.
Wer kürzere Strecken regelmäßig mit dem
Rad fährt, anstatt das Auto zu nehmen,
bekämpft aktiv seinen Bluthochdruck.
Entspannung
Wer beruflich oder privat viel Stress hat,
dem helfen Entspannungsübungen wie
Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung. Auch Yoga und Qi Gong
können gestressten Zeitgenossen helfen,
wieder zur Ruhe zu finden. Volkshochschulen bieten meist kostengünstige Kurse an.
Wurst zum Teil erhebliche Mengen Salz
enthalten. Man kann den Salzgehalt von
Lebensmitteln leicht selbst ausrechnen. Auf
der Verpackung ist der Natriumgehalt (Na)
angegeben. Mit 2,5 multipliziert erhält man
den Salzgehalt.
Kaffee reduzieren
Mehr als zwei Tassen Kaffee am Tag sind
bei Bluthochdruck zu viel, warnt die Hochdruckliga. Das im Kaffee enthaltene Koffein
verengt die Blutgefäße, was den Blutdruck
naturgemäß ansteigen lässt.
Alkohol reduzieren
Auch Alkohol sollte man bei Bluthochdruck meiden oder nur kleine Mengen
zu sich nehmen, rät Prof. Dr. med. Dieter
Klaus, Herzspezialist und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung. Zwar erweitert der Alkohol die
Blutgefäße, doch der Effekt ist nur begrenzt
und kurzfristig. Wenn man Alkohol unter
Stress trinkt, etwa bei Ärger, steigt der
Blutdruck, ebenso wenn man dabei raucht.
Bis 20 Gramm Alkohol am Tag gelten als
unbedenklich. Die Menge entspricht etwa
zwei Gläsern Bier (à 0,25 Liter) oder einem
Viertel Liter Wein.
Nicht rauchen
Ganz sicher sollte man das Rauchen aufgeben. Denn die Giftstoffe im Rauch schädigen die Innenauskleidung der Blutgefäße.
Das begünstigt Ablagerungen. Das Risiko
für einen Herzinfarkt ist bei Rauchern im
Vergleich zu Nichtrauchern um ein Mehrfaches höher.
„Jede Zigarette verkürzt das Leben
durchschnittlich um acht Minuten“, betont
Prof. Dr. med. Helmut Gohlke, Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung.
„Dies gilt sowohl für Frauen als auch für
Männer.“
Salzgehalt von Lebensmitteln
Wer seinen Salzverbrauch reduzieren
will, sollte darauf achten, wieviel Salz
die einzelnen Lebensmittel enthalten.
Zusätzliches Würzen mit Salz ist oft
verzichtbar. Die angegebene Salzmenge
ist in je 100 g Lebensmittel enthalten:
Weißbrot
Dunkles Brot
Weichkäse
Salami
Roher Schinken
Matjesheringe
bis 1,3 g
bis 1,5 g
bis 3,0 g
bis 3,4 g
bis 3,6 g
bis 6,3 g
Gewichtsreduktion
Bei Übergewicht müssen alle Organe
Mehrarbeit leisten. Auch der Blutkreislauf
wird höher belastet. Darüber hinaus ist vor
allem das Bauchfett problematisch. Wenn
der Taillenumfang bei Männer 102 cm und
bei Frauen 88 cm übersteigt, droht Gefahr.
Das Bauchfett hat sehr ungünstige Auswirkungen auf den Insulinhaushalt. Die Körperzellen sprechen weniger stark auf das
Hormon Insulin an. Es entwickelt sich eine
Insulinresistenz, die den Blutdruck steigen
lässt. Das Risiko wächst, an Diabetes Typ 2
zu erkranken.
Medikamentöse Therapie
Bei schwerem Bluthochdruck wird der
Arzt sofort eine Behandlung mit Medikamenten beginnen. Stellt der Arzt eine
leichte bis mittelschwere Hypertonie
fest, wird er den Patienten in aller Regel
zunächst motivieren, seinen Blutdruck
über die Umstellung seiner Lebensgewohnheiten zu normalisieren. In vielen
Fortsetzung auf Seite 22
Anzeige
Ernährung und Gewicht
Ein Sprichwort sagt, ein Drittel von dem,
was wir essen, ernährt uns, die restlichen
zwei Drittel ernähren die Ärzte. Stärkeres Übergewicht begünstigt (unter vielem
anderen) einen hohen Blutdruck.
Kochsalz reduzieren
Ein Zuviel an Natriumchlorid (Kochsalz)
wirkt sich ungünstig auf den Bluthochdruck aus. Die Empfehlung der Deutschen
Gesellschaft für Ernährung: höchstens
sechs Gramm Kochsalz pro Tag zu sich
nehmen. Dabei muss man wissen, dass
viele Lebensmittel wie Brot, Käse und
Pflegefreund 2016
l 21
Schwerpunkt
„Wir haben es ein Stück weit selbst in der Hand“
Interview mit Chefarzt Dr. Hanel zum Thema Bluthochdruck
Dr. med. Klaus-Dieter Hanel ist Chefarzt der
Klinik für Nephrologie, Hochdruckkrankheiten
und Dialyse an der Klinik am Eichert Göppingen
Herr Dr. Hanel, warum ist bei medizinischen Bluthochdruckzentren das Fachgebiet Nierenheilkunde so häufig beteiligt?
In den meisten Kliniken und nephrologischen Praxen sind Diagnostik und Therapie
der Nieren- und Hochdruckkrankheiten
eng verbunden. Das Thema Bluthochdruck
ist auch wesentlicher Teil der Weiterbildung
der Nephrologen. Die Nierenärzte haben
es häufig mit den gravierenden Folgen von
schlecht eingestelltem Bluthochdruck zu
tun, insbesondere wenn die Patienten dialysepflichtig werden.
Renin – ein Hormon der Niere – spielt
eine wesentliche Rolle in der Blutdrucksteuerung und bei der Entstehung des
Bluthochdrucks. Und schließlich sind viele
sekundäre Formen der Hypertonie auf Störungen im Bereich der Nieren und Nebennieren zurückzuführen.
Gibt es eine Forschung, die sich mit der
Heilung der Hypertonie beschäftigt?
Eine solche Forschung gibt es, und es wäre
natürlich schön, wenn sich Bluthochdruck
ganz heilen ließe. Eine grundlegende Heilung des Bluthochdrucks, so dass keine
Medikamente mehr notwendig sind, ist
jedoch nicht in Sicht. Es gibt seltene Ausnahmen, wenn eine Überfunktion der
Nebenniere frühzeitig erkannt wird oder in
Einzelfällen z. B. eine Einengung der Nie22
l Pflegefreund 2016
renarterie frühzeitig beseitigt wird. Sonst
kann man ihn nur durch Medikamente
und ergänzende Allgemeinmaßnahmen
gut einstellen. Die Menschen haben es ein
Stück weit auch selbst in der Hand, ob sie
im späteren Leben einen hohen Blutdruck
bekommen. Die Grundlagen für diese
Krankheit werden in vielen Fällen schon
in der Jugend gelegt. Natürlich leben wir
in einer Leistungsgesellschaft, es ist auch
richtig, Leistung zu erbringen. Aber man
sollte darauf achten, wenn der Druck zu
belastend wird. Man sollte rechtzeitig lernen, wie man diesen Druck auch wieder
abbaut, durch Sport, Entspannung und
genügend Schlaf.
Auch die Ernährung während des
gesamten Lebens spielt eine entscheidende
Rolle. Die Generation der heutigen Hochdruckpatienten hat in der Regel eine lange
Geschichte der falschen Ernährung hinter sich. In den Jahren nach dem Zweiten
Weltkrieg ernährten sich die Menschen
sehr salzbetont und aßen reichlich tierische
Fette. Durch eine entsprechende ausgewogene Ernährung, Gewichtsabnahme und
Vermeidung von zu viel Kochsalz ließe
sich die Zahl der Neuerkrankungen drastisch senken.
Je früher man mit einer gesunden
Lebensweise beginnt, desto größer ist die
Chance auf einen guten Blutdruck im
höheren Lebensalter. Man kann nicht früh
genug im Leben damit anfangen. Allzu oft
essen Kinder große Mengen Pommes frites
mit viel Salz oder ähnliche Dinge. Gerade
im Kindesalter müsste schon das Bewusstsein geweckt werden.
Ist Bluthochdruck so etwas wie eine Stressreaktion, die sich verselbstständigt hat?
Wenn jemand über Jahrzehnte sich falsch
ernährt, nicht richtig entspannt, kommt es
schon zu einem höheren Tonus der Blutgefäße, so dass diese irgendwann nicht
mehr entspannen können. Dann werden
Medikamente notwendig, damit die Blutgefäße wieder weiter werden können und
der Blutdruck nicht andauernd zu hoch ist.
Wichtig ist auch zu bedenken, dass
wir Menschen unterschiedlich genetisch
ausgestattet sind. So gibt es Patienten, die
ihren Blutdruck auch durch eine Veränderung ihrer Lebensweise nicht ausreichend senken können. Aber meiner Einschätzung nach könnte etwa die Hälfte
aller Fälle von Bluthochdruck durch eine
gesunde Lebensweise vermieden werden.
Viele der heute übergewichtigen jungen
Menschen werden später Bluthochdruckpatienten sein.
Männliche Blutdruckpatienten haben oft
Bedenken, dass sich ihre Medikamente
negativ auf ihre Potenz auswirken – zurecht?
Die Angst ist nicht ganz unberechtigt.
Bei Betablockern ist diese Nebenwirkung
bekannt und auch bei Diuretika. Wenn die
eingenommene Menge der Medikamente
angemessen ist, halte ich das Risiko für
relativ gering. Was allerdings viele Patienten nicht bedenken, ist, dass ein nicht
behandelter Bluthochdruck die Potenz
noch viel stärker beeinträchtigt als blutdrucksenkende Medikamente.
Die Fragen stellte Harald Spies
Fortsetzung von Seite 21
Fällen führt eine konsequente Lebens­
umstellung innerhalb von drei Monaten
zum Erfolg. Wenn nicht, wird der Arzt
entsprechende Medikamente verschreiben.
Dabei wird er den angepeilten Normwert
auch nach dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten festlegen: Je mehr Risikofaktoren wie Diabetes oder Organschädigungen vorliegen, desto niedriger wird der
angestrebte Wert sein. Die gebräuchlichen
Medikamente gegen Bluthochdruck lassen
sich in vier Gruppen unterteilen:
Diuretika
Diuretika senken den Blutdruck, indem
sie die Gefäße erweitern. Zudem fördern
sie die Ausscheidung von Kochsalz und
Wasser.
Betablocker
Betablocker schirmen den Organismus
gegen die Wirkung der „Stresshormone“
Adrenalin und Noradrenalin ab, indem sie
die entsprechenden Andockstellen der Zellen blockieren.
Kalziumantagonisten
Vielfach werden heute lang wirksame Kalziumantagonisten verschrieben. Sie verringern die Zufuhr von Kalzium in die Zellen.
Indem sie die Gefäßmuskulatur entspannen,
verbessern sie die Elastizität der Blutgefäße.
ACE-Hemmer und andere
Die vierte Medikamentengruppe greift in
das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System
(RAAS) ein. Dieses Hormonsystem ist weit
Schwerpunkt
Infos zum Thema Bluthochdruck
ORGANISATIONEN
Deutsche Hochdruckliga e. V. DHL®
Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und
Prävention
Die Deutsche Hochdruckliga setzt sich
dafür ein, dass möglichst viele Betroffene
von ihrer Krankheit erfahren und dass
möglichst viele von ihnen gute Werte erreichen. Die Organisation ist im regelmäßigen
Dialog mit der Politik, fördert Forschungsprojekte, unterstützt Ärzte und klärt die
Bevölkerung auf. Für Bluthochdruck-Patienten, Ärzte, Wissenschaftler, Apotheker,
Journalisten und Unternehmen hält die
DHL aktuelle Informationen rund um das
Thema arterielle Hypertonie bereit.
Die DHL gibt die Mitgliederzeitschrift
„Druckpunkt“ heraus. Auf der informativen
und übersichtlichen Homepage der Hochdruckliga findet man viele Informationen
zum Thema Bluthochdruck. Es gibt Adressen von medizinischen Fachzentren und
spezialisierten Ärzten. Betroffene finden
hier auch Ansprechpartner von regionalen Selbsthilfegruppen. Zudem kann man
aktuelle Infobroschüren bestellen.
Berliner Str. 46
69120 Heidelberg
Telefon: 0 62 21 / 5 88 55-0
Telefax: 0 62 21 / 5 88 55-25
E-Mail: [email protected]
www.hochdruckliga.de
im Körper verbreitet und regelt den Blutdruck. Einen langfristigen hohen Blutdruck
hält es für die Norm und ist immer bestrebt,
ihn hochzuhalten. Die Medikamente dieser
Gruppe, ACE-Hemmer, AT-1-RezeptorAntagonisten und die Substanz Aliskiren,
blockieren das RAAS. Dadurch können
sich die Gefäße weiten und der Blutdruck
sinkt.
Kombinationstherapie
Es kommt häufig vor, dass ein einziges
Medikament nicht ausreicht, den Blutdruck zu senken. In diesem Fall wird der
behandelnde Arzt zwei oder mehr Medikamente kombinieren. Der Blutdruck kann
mit einem zweiten Medikament bei 75 Prozent der Betroffenen in den gewünschten
Bereich gesenkt werden. Wird noch ein
drittes Medikament hinzugegeben, können
sogar 90 Prozent der Patienten den Normwert erreichen.
Deutsche Herzstiftung e. V.
Auch die Deutsche Herzstiftung informiert
umfangreich zum Thema Bluthochdruck.
Sie wurde 1979 gegründet und hat heute
mehr als 89.000 Mitglieder (einschließlich
1.700 Eltern herzkranker Kinder). Zu den
Hauptaufgaben der Deutschen Herzstiftung gehört es, Patienten in unabhängiger
Weise über Herzkrankheiten aufzuklären:
Welche Therapien sind sinnvoll und welche können heute nicht mehr empfohlen
werden.
Auf der umfangreichen Homepage finden sich viele Informationen für Menschen
mit Bluthochdruck.
Bockenheimer Landstr. 94-96
60323 Frankfurt am Main
Tel. 069 955128-0
Fax 069 955128-313
E-Mail: [email protected]
www.herzstiftung.de
Buchtipps
Prof. Dr. med. Martin
Middeke, Edita Pospisil,
Prof. Dr. med. Klaus Völker
Bluthochdruck senken
ohne Medikamente
Verlag Trias
ISBN: 9783830430620
Taschenbuch, 235 Seiten
22,95€
Paolo Bavastro
Bluthochdruck
Ganzheitlich und individuell behandeln
ISBN-9783825180058
Verlag Urachhaus
Taschenbuch, 176 Seiten
18,90 Euro
INTERNETPORTALE
Das Internet bietet eine Fülle von Informationen für Betroffene. Hier sind zwei Empfehlungen der Redaktion:
Apothekenumschau
www.apothekenumschau.de/bluthochdruck
Netdoktor
www.netdoktor.de/krankheiten/bluthochdruck
Fazit
Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit.
Die gegenwärtigen Lebens- und Ernährungsgewohnheiten vieler jüngerer Menschen lässt befürchten, dass dies so bleiben
wird. Ein großer Teil der Erkrankungen
geht auf schädliche Lebensgewohnheiten
zurück. Oft lässt sich der Blutdruck durch
eine Änderung des Lebensstils senken.
Wenn dies nicht gelingt, lässt sich ein
hartnäckiger Bluthochdruck medikamentös kontrollieren. Die zugrunde liegende
Erkrankung kann man jedoch nicht heilen.
Das bedeutet: Betroffene sind lebenslang
auf ihre Medikamente angewiesen. Mit
einem gut behandelten Bluthochdruck
können Bluthochdruckpatienten nahezu
beschwerdefrei leben und haben kein
wesentlich höheres Risiko, an einer HerzKreislauf-Erkrankung zu sterben, als Menschen ohne Bluthochdruck.
Gabi Hoffbauer
Die 50 besten
Bluthochdruck-Killer
Blutdruck senken ohne
Pillen
Verlag Trias
ISBN: 9783830439851
Taschenbuch, 88 Seiten
9,99 Euro
Anke Nolte
Bluthochdruck
Vorbeugen, erkennen,
behandeln
ISBN-9783868511444
Stiftung Warentest
Taschenbuch, 208 Seiten
16,90 Euro
Sven-David Müller,
Christiane Weissenberger
Das große Kochbuch
gegen Bluthochdruck
ISBN-9783899938654
Verlag Schlütersche
Taschenbuch, 196 Seiten
26,99 Euro
Pflegefreund 2016
l 23
Pflegewelt
Mobil sein – ohne Wenn und Aber?
Mobilitätseingeschränkte Menschen im ländlichen Bereich leiden zunehmend unter den Einsparungen im ÖPNV
Bild: M. Glasow
In einem Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern mit dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) unterwegs zu sein, wird sich in den kommenden Jahren
zunehmend zu einer großen Herausforderung entwickeln. Denn die Fahrgastzahlen sinken und wirtschaftliche Angebote fehlen. Besonders schwierig ist die Situation zum Teil schon jetzt für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. Innovative
Lösungen sind nun gefragt. Text und Bilder: Margit Glasow
Marlen Deutsch hat seit der Umstellung Probleme bei Zugreisen
„Selbstbestimmt zu leben bedeutet für mich
als Frau mit einer schweren Behinderung
nicht, leidlich versorgt in meiner Wohnung
zu leben“, berichtet die 55-jährige Marlen
Deutsch. „Ich will dazugehören und teilhaben am Leben der Nichtbehinderten. Ich
will mobil sein und durch die Stadt und die
Natur fahren, wann immer ich dazu Lust
verspüre. Ich will ein normales Leben führen ohne Fremdbestimmung. Und ich will
die Chance haben, mich im Leben mit meinen Begabungen einzubringen und mich
zu engagieren.“
Marlen Deutsch, die diese Worte sagt,
erkrankte bereits im Kleinkindalter an
einer progressiven Muskeldystrophie. Sie
lebt in dem verträumten kleinen Städtchen
Ueckermünde am Stettiner Haff im Osten
Mecklenburg-Vorpommerns. Hier hat die
Rollstuhlfahrerin seit vielen Jahren eine
barrierefreie Wohnung – Ausgangspunkt
für Spazierfahrten durch die liebevoll restaurierte Altstadt, über den Marktplatz und
den Stadthafen. Sie fährt aber auch gern
mit der Bahn in Nachbarorte, zum Beispiel
zum Blaubeerfest nach Eggesin. Diese
Kleinstadt ist der Mittelpunkt der Städtekette Ueckermünde – Eggesin – Torgelow,
24
l Pflegefreund 2016
gelegen in der Ueckermünder Heide, ein
flacher und waldreicher, aber zunehmend
bevölkerungsarmer Landstrich. Oft macht
sie sich auch auf den Weg nach Neubrandenburg, um sich dort mit Mitgliedern des
Allgemeinen Deutschen Behindertenverbandes zu treffen, in dem sie sich engagiert.
Doch seit die Züge der Privatbahn Ostseeland Verkehr GmbH (OLA) nicht mehr
fahren, ist das für sie als Rollstuhlfahrerin
kaum noch möglich.
So geht es nicht nur Marlen Deutsch.
Die OLA war mit Niederflur-Triebwagen
bis Ende 2013 auf mehreren Linien, unter
anderem zwischen Ueckermünde und
Bützow, unterwegs, jetzt ist die Deutsche
Bahn Regio im Nahverkehr zwischen
Ueckermünde und Pasewalk im Einsatz.
Drei hohe Stufen liegen nun zwischen
Bahnsteig und Reisewagen. Stufen, die für
viele Menschen beschwerlich sind – oder
das Bahnfahren ganz scheitern lassen: für
Menschen im Rollstuhl, für Familien mit
Kinderwagen oder für diejenigen, die mit
einem Rollator unterwegs sind. Und das
sind in dieser ländlichen Gegend nicht
wenige. Neue Triebwagen sind bestellt,
voraussichtlich sollen sie im dritten
Quartal 2015 kommen. Bis dahin werden
Marlen Deutsch und andere Rollstuhlfahrer mit einem Taxi auf Kosten der Deutschen Bahn chauffiert. Teuer für die Bahn,
beschwerlich für die Betroffenen. Und die
neuen Triebwagen sind noch immer nicht
in Sicht.
Die Mobilität für alte Menschen bzw.
Menschen mit Behinderung in einem Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern
zu sichern, wird sich in den kommenden
Jahren zunehmend als eine große Herausforderung gestalten. Denn aufgrund der
Bevölkerungsentwicklung wird es immer
schwieriger, wirtschaftliche Angebote für
den ÖPNV aufrechtzuerhalten. Lebten
1990 noch über 1,9 Millionen Menschen
im nordöstlichen Bundesland, so werden
es 2030 nur noch 1,45 Millionen sein.
Zeitgleich steigt das Durchschnittsalter
von 36 auf 51 an. Dabei gehörte Mecklenburg-Vorpommern 1990 zu den Ländern
mit der jüngsten Bevölkerung in Deutschland. Hinzu kommt, dass die Schülerzahlen in den dünn besiedelten, peripheren
Gebieten durch Abwanderung und Geburteneinbrüche stark zurückgegangen sind.
Doch der Schülerverkehr bildet bisher
den entscheidenden Nachfragefaktor beim
ÖPNV. Die Konsequenz: Es gibt geringere
finanzielle Spielräume.
Innovative Konzepte sind
gefragt
So sind die Verkehrsbetriebe bereits
heute gezwungen, Verbindungen zu streichen. Viele Bushaltestellen auf dem Land
werden nur an Werktagen bedient. Die
Zukunft verlangt nun innovative Konzepte,
um die Mobilität von einkommensschwachen Menschen, Senioren und Menschen
mit Behinderung ohne Auto im ländlichen Raum gewährleisten zu können.
Wer zum Beispiel von einem kleinen vorpommerschen Dorf am Wochenende zu
einer Theater­vorstellung in die Kreisstadt
Greifs­w ald fahren möchte, ist zwangsweise auf das Auto angewiesen. Öffentliche Verkehrsmittel verkehren nicht.
Jugendliche und junge Erwachsene haben
ohne eigenen fahrbaren Untersatz keine
Möglichkeit, das Wochenende außerhalb
ihres kleinen Heimatdorfes zu verbringen. Eine Abfrage beim Online-Fahrplan
des Verkehrsbetriebs Greifswald-Land,
zuständig für die Anbindung der umliegenden Gemeinden an die Kreisstadt,
ergab, dass lediglich drei Linien auch am
Wochenende bedient werden – einmalig
samstags mit einem Linientaxi.
Senioren, Rollstuhlfahrer und Familien mit Kleinkindern würden gerne Bahn fahren, wenn es denn ginge
Die Konsequenz der niedrigen
Fahrgastzahlen
Es stellt sich die Frage: Sind die wenigen
Verbindungen eine sinnvolle Reaktion
auf die geringe Beförderungsnachfrage
am Wochenende – oder sind die wenigen
Fahrgäste eine Konsequenz der ungenügenden Angebote der Verkehrsbetriebe?
Daten des Statistischen Bundesamtes
belegen eine allgemeine Zunahme der
deutschlandweiten Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs – die Bereitschaft, das
Auto stehen zu lassen und Bus zu fahren,
wächst also. In Bayern stiegen die jährlichen Fahrgastzahlen von 709,9 Millionen
im Jahr 2007 auf 734 Millionen im Jahr
2011. Auch Hessen verzeichnet einen
markanten Zuwachs von 279,6 Millionen
Fahrgästen 2007 auf 318,1 Millionen im
Jahr 2011. Betrachtet man die gesamtdeutsche Entwicklung, so stiegen die Zahlen
von 2007 bis 2011 von rund 5,26 Milliarden auf 5,34 Milliarden beförderte Personen. Da in Mecklenburg-Vorpommern
die demografischen Entwicklungsprozesse
andere sind, stehen die lokalen Verkehrsbetriebe vor weniger rosigen Zukunftsaussichten. Trotzdem birgt die steigende
Busfahrbereitschaft der Menschen das
Potenzial, den Nahverkehr durch innovative Angebote wie zum Beispiel das
Rufbus-System oder Bürgerbusse mit
ehrenamtlichem Engagement zumindest
teilweise wiederzubeleben. Innovative
Angebote könnten einerseits eine positive
Entwicklung ländlicher Räume des nordöstlichen Bundeslandes initiieren und
andererseits Vorbildcharakter für andere
Bundesländer haben. Ziel muss dabei sein,
so umfassend wie möglich eine flächendeckende Barrierefreiheit zu gewährleisten.
Vonseiten der beim Landtag Mecklenburg-Vorpommern angesiedelten
Enquete-Kommission „Älter werden in
MV“ wird empfohlen, ein landesweites
Kompetenzzentrum einzurichten, das mit
den entsprechenden Finanzmitteln und
Personalkapazitäten ausgestattet wird
und in dem man Wissen zu alternativen
Mobilitätsformen abrufen kann. Regionale
Mobilitätszentralen sollen die verschiedenen Verkehrsmittel disponieren. Dabei
setzt Mobilität der Zukunft laut Handlungsempfehlungen der Kommission eine
neue Beteiligungs- und Planungskultur
voraus. Bürgerbeteiligung müsse auf allen
wichtigen Ebenen verankert werden.
Bild: © Uwe Klees
Bild: M. Glasow
Pflege rund um die Uhr
Die Autorin Margit Glasow ist freie
Journalistin und
Herausgeberin des
Magazins „inklusiv! Von uns – mit
uns – für uns“
Autorenkontakt:
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„Leistungen auch bei Pflegestufe null“
Verhinderungspflege entlastet pflegende Angehörige
Viele pflegende Angehörige verausgaben sich bei der Betreuung ihrer Familienmitglieder bis zur Erschöpfung. Denn viele wissen nicht, auf welche gesetzlichen
Leistungen sie Anspruch haben. Das muss nicht sein, denn die Pflegeversicherung
bietet mit der Verhinderungspflege eine Möglichkeit zur Entlastung. Bei Ausfall oder
Erholungsbedarf der Pflegeperson übernimmt die Pflegeversicherung die Kosten
für die Ersatzpflege. Die Leistungen wurden durch die letzte Pflegereform spürbar
verbessert. Im Interview gibt Pflegeberater Siegfried Janser Tipps in Bezug auf die
Leistungen der Verhinderungspflege und wie man sie erhält.
die pflegenden Angehörigen selbst zum
Pflegefall werden.
Toll 24 Pflege-Experte Siegfried Janser
Herr Janser, für wen gibt es die Verhinderungspflege?
Verhinderungspflege ist für alle Menschen,
die aufgrund ihrer Pflegebedürftigkeit
mindestens schon sechs Monate eingestuft
sind. Dabei ist unwichtig, welche Pflegestufe sie haben. Auch wer Pflegestufe null
hat, hat Anspruch auf Verhinderungspflege.
Wer keine Pflegestufe hat, hat auch keinen
Anspruch auf Verhinderungspflege.
Welche Leistungen können die Berechtigten erwarten?
Im Rahmen der Verhinderungspflege hat
man Anspruch auf 1612 € im Jahr. Zuzüglich hat man seit Anfang 2015 Anspruch
auf 806 € für nicht abgerufene Leistungen
der Kurzzeitpflege. Zusammen stehen den
Betroffenen damit jährlich 2418 Euro zur
Verfügung.
Was ist der Zweck der Verhinderungspflege?
Generell ist Verhinderungspflege dafür
gedacht, dass pflegende Angehörige entlastet werden. Die Pflegeversicherung übernimmt mit dieser Leistung Kosten für die
Ersatzpflege. Diese Ersatzpflege kann stunden- oder tageweise sein oder für längere
Zeit. Dadurch soll verhindert werden, dass
26
l Pflegefreund 2016
Gibt es noch weitere Möglichkeiten, Leistungen abzurufen?
Wenn man einen Pflegedienst mit Kassenzulassung beauftragt, würde ich empfehlen,
dass sich Angehörige stundenweise vertreten lassen. Dadurch hat der Pflegedienst
die Möglichkeit, Sachleistungen im vollen
Umfang abzurechnen. Die Sachleistungen
sind rund doppelt so hoch wie das Pflegegeld, das die pflegenden Angehörigen von
der Kasse erhalten. Nach dem Einsatz des
Pflegedienstes wird wieder auf Pflegegeld
umgestellt.
Seit Anfang 2015 hat jeder Pflegebedürftige Anspruch auf Entlastungsleistungen in
Höhe von 104 € im Monat. Einige Kassen
handhaben das so, dass man diese Leistung
erst dann bekommt, wenn man einen entsprechenden Antrag stellt. Mein Rat daher:
Sobald man den Bescheid über die Einstufung durch die Pflegekasse in die Pflegestufe erhält, sollte man umgehend einen
Antrag für diese Entlastungsleistungen stellen. Auch wenn man bereits eingestuft ist,
kann man diese Leistungen rückwirkend
erhalten.
Was müssen Versicherte tun, um Leistungen der Verhinderungspflege in Anspruch
zu nehmen?
Sie müssen bei der Pflegekasse Bescheid
geben. Bei der Kasse gibt es ein Formular,
in das man den Zeitraum der Verhinderungspflege einträgt. Auch hier empfiehlt
es sich, auch wenn man 24-Stunden-Pflege
in Anspruch nimmt, entsprechend der Pflegestufe stundenweise (unter sechs Stunden
täglich) Verhinderungspflege zu beantragen. Für pflegende Angehörige macht es
Sinn, Verhinderungspflege für den Zeitraum des gesamten Jahres zu beantragen.
Dann braucht man im Anschluss an die
Pflege durch den Pflegedienst bei der Kasse
nur noch die Rechnung des Pflegedienstes
einzureichen.
Wo erhalten pflegende Angehörige qualifizierte Informationen zu diesem Thema?
Zum einen bei demjenigen, der diese Leistung erbringt – also dem beauftragten Pflegedienst, beispielsweise Toll 24 Betreuung.
Die Kolleginnen und Kollegen vor Ort
beraten ausführlich über die Leistungen.
Gute Anlaufpunkte sind die Pflegestützpunkte und selbstständige Pflegeberater.
Auch die Pflegekassen haben eine Informa
tionspflicht. Messen und Kongresse 2016
25. und 26. Februar
10. Nachsorgekongress der Arbeitsgemeinschaft „Teilhabe, Rehabilitation, Nachsorge und Integration
nach Schädelhirnverletzung“
Fachkongress mit Ausstellung
Eventpassage, Berlin
8. bis 10. März
Altenpflege
Die Leitmesse der Pflegewirtschaft
Messe Hannover
7. bis 9. April
Miteinander Leben
Pflege und Mobilität
STATION Berlin
8. bis 10. April
„Die 66“
Deutschlands größte Seniorenmesse
M.O.C. München
26. bis 28. April
Pflege und Reha
Fachmesse für Pflege, Krankenpflege
und Rehabilitation
Messe Stuttgart
29. bis 31. Mai
Pflegemesse Rostock
Fach- und Kongressmesse für Reha
und Pflege
Stadthalle Rostock
28. September bis 1. Oktober
REHACARE
Internationale Fachmesse für
Rehabilitation und Pflege
Messe Düsseldorf
28. und 29. Oktober
MAIK
Münchener außerklinischer
Intensivpflegekongress
Holiday Inn Munich, München
Pflege rund um die Uhr
„Kunden sollen am Leben teilhaben“
Interview mit Pflegepartnerin Elke Scholz
Toll 24 bietet bundesweit häusliche 24-Stunden-Pflege und -Betreuung. So können
Menschen mit Pflegebedarf ein Leben in Selbstbestimmung und Würde in ihrer
gewohnten häuslichen Umgebung führen. Wer sind die Menschen, die diese Pflege
und Betreuung leisten? Der Pflegefreund stellt regelmäßig Pflegepartnerinnen und
Pflegepartner in Kurzporträts vor. In dieser Ausgabe kommt Pflegepartnerin Elke
Scholz zu Wort. Redakteur Harald Spies traf sie auf der Messe REHAB in Karlsruhe.
fühlt und die ich mit der eigenen Körperkraft leicht bedienen kann. Dazu habe ich
dort auch noch die so genannten Rutschfolien. Das sind zwei Folien, die gut aneinandergleiten. Damit klappt der Transfer
prima. Für den Kunden ist der Transfer
absolut schmerzfrei und für mich körperlich leicht zu bewerkstelligen.
Pflegepartnerin Elke Scholz
Frau Scholz, ist diese Messe interessant
für Sie?
Die Messe ist für mich als Pflegepartnerin
sehr interessant. Hier kann ich sehen, wie
sich die Pflege und Betreuung von Menschen mit Hilfebedarf weiterentwickelt. Ich
bin zu den Ständen von bestimmten Herstellern gegangen und habe mich nach den
neuesten Hilfsmitteln erkundigt. Da gibt es
ja gute Aufstehhilfen, die in der täglichen
Arbeit als Pflegepartnerin sehr nützlich
sind. Es gibt viele interessante Neuerungen. Und in den Gesprächen habe ich viele
Anregungen bekommen. Die Mitarbeiter
an den Ständen haben mir die Produkte
vorgeführt und mir neue Möglichkeiten
gezeigt, wie ich sie einsetzen kann. Manche
der älteren Hilfsmittel, die an Pflegestellen
sind, wo ich Einsätze habe, lassen sich mit
den aktuellen Neuerungen aufrüsten.
Manche Hilfsmittel lehne ich persönlich
ab. Ich habe manche Lifter während meiner Schulungen selbst ausprobiert, indem
ich mich reingesetzt habe und damit hochgehoben wurde. Dabei habe ich mich als
gesunder Mensch sehr unwohl gefühlt; wie
muss es da erst einem pflegebedürftigen
Menschen gehen?
Der Transfer eines eingeschränkt mobilen Menschen ist nie ganz einfach. Wenn
der Toilettenstuhl niedriger ist als das Pflegebett, ist der Transfer problematisch. Über
eine Sozialstation, die an eine Pflegestelle
kam, konnte ich eine prima Aufstehhilfe
kennenlernen, in der sich der Kunde sicher
Wie sind Sie zur häuslichen RundumPflege gekommen?
Wo soll ich da anfangen zu erzählen? Also,
mein Vater ist Rettungssanitäter gewesen
und seine zweite Frau, meine Stiefmutter,
war Krankenschwester. Das Thema Pflege
und Gesundheit war bei uns zu Hause
immer präsent. Zur Arbeit als Pflegepartnerin bin ich über eine Zeitungsanzeige
gekommen. Ich habe dann an der Akademie für Aus- und Weiterbildung alle
Schulungen gemacht und meine ersten
Pflegeeinsätze bekommen. Ich mache diese
Tätigkeit nun seit zehn Jahren. Momentan
nehme ich von verschiedenen Unternehmen in Deutschland und in der Schweiz
Aufträge an.
Was ist für Sie das Wichtigste an der Pflegestelle?
Dass die Chemie zwischen Pflegekraft und
Kunde stimmt. Dann stimmt auch das
Umfeld und man kann Pflege in guter Qualität leisten. Für mich selbst ist das Wichtigste, wenn ich die Pflegestelle verlasse,
dass ich mit reinem Gewissen sagen kann,
ich habe meine Sache hier gut gemacht, der
Kunde, die Kundin ist zufrieden. Wenn die
Kunden das dann auch noch ausdrücken
und sagen, man soll bald wiederkommen,
dann fühlt sich das sehr gut an.
Mir geht es darum, dass pflegebedürftige Menschen sich rund um die Uhr
wohlfühlen können, dass sie möglichst am
Leben teilhaben können. Das ist für mich
wichtig. Es gab Kunden, die konnten fast
nichts mehr selbstständig tun, als ich die
Pflege übernommen habe. Ich erinnere
mich an einen Einsatz, bei dem ich einen
Kunden vom Krankenhaus nach Hause
begleitet habe. Der Kunde war in einem
sehr schlechten Zustand; er wollte einfach
nach Hause zum Sterben. Seine Frau war
skeptisch, wie er auf mich reagieren würde.
Nachdem ich ihn ins Bett gebracht hatte,
sagte sie: „Er hat sie gleich akzeptiert!“ Dieser Herr, früher Geschäftsführer einer großen Druckerei, war ein Eisenbahnfan. Er
hatte ein Zimmer mit einer großen Modelleisenbahnanlage. Das Zimmer lag etwas
vom Pflegezimmer entfernt. Er wollte aber
unbedingt in dieses Zimmer gehen.
In den zwei Wochen meines Einsatzes
habe ich diesen Kunden so weit mobilisiert,
dass er erst sitzen und dann stehen konnte.
Er fing dann auch an zu gehen – ganz langsam am Rollator. Mit meiner Unterstützung
schaffte er es schließlich, in das Zimmer
zu kommen. Dort sagte er, das machen
wir morgen noch mal. Am vorletzten Tag
meines Einsatzes ist er dann verstorben, zu
Hause, wie er es sich gewünscht hatte, im
Kreise seiner Familie. Und er hatte noch
einmal seine geliebte Modelleisenbahn
bedient. Dieser Einsatz war ein einschneidendes Erlebnis für mich. Mit der Familie
habe ich noch immer Kontakt. Vor nicht
allzu langer Zeit habe ich die Frau wieder
einmal besucht.
Ein Pflegeeinsatz kann aber auch sehr
kräftezehrend sein. Wie lösen Sie dieses
Problem?
Ich kann nicht zum Einsatz fahren mit Problemen im Kopf. Ich muss „den Rücken frei
haben“. Sicher, kleine Sachen gibt es immer
mal, aber die eigene Familie muss hinter
einem stehen. Und wenn die Chemie an
der Pflegestelle stimmt, dann schafft man
das auch. Die ersten drei Tage an einer
neuen Pflegestelle sind entscheidend. Man
muss in dieser Zeit alle Informationen auf­
saugen und filtern, ganz besonders auch bei
der Übergabe mit dem Pflegepartner, der
nach Hause fährt. Deshalb ist es auch so
wichtig, wenn man selbst abreist, eine optimale Übergabe zu machen. Auch wenn der
Einsatz sehr anstrengend war, muss ich den
nächsten Pflegepartner genau informieren.
Wie tanken Sie zwischen den Pflegeeinsätzen auf?
Die Familie ist eine große Kraftquelle für
mich und ich freue mich jetzt schon auf
meine Enkelin, die ich bald wieder in
meine Arme schließen kann. Sie ist die
neueste „Tankfüllung“ für mich. Ansonsten
verbringe ich viel Zeit im Garten. Ich habe
noch meine Mutti; sie ist kürzlich 87 Jahre
alt geworden. Es ist immer viel Leben in der
Familie, die Tochter ist umgezogen, es gibt
runde Geburtstage zu organisieren und
man unternimmt gemeinsame Dinge, die
Freude machen.
Pflegefreund 2016
l 27
Pflege rund um die Uhr
Regionalbüros von Toll 24 stellen sich vor
Der bundesweite Pflegedienst Toll 24 Betreuung sichert die Qualität seiner häuslichen 24-Stunden-Pflege durch sieben Regionalbüros. Die Teams in den Regionalbüros betreuen Kunden und die Pflegepartner/-innen vor Ort. Die Teams sind der erste
Ansprechpartner der Kunden und deren Angehörigen in allen Fragen rund um die
häusliche Pflege. Unterstützt werden sie dabei von der Firmenzentrale in Filderstadt.
An dieser Stelle wollen wir unsere Regionalbüros und Teams kurz vorstellen.
Essen
Das Regionalbüro Stuttgart existiert seit
2012. Von hier aus wird das nördliche und
mittlere Baden-Württemberg betreut. Die
Adresse in Filderstadt ist die gleiche wie die
der Firmenzentrale von Toll 24.
Berlin
Das Team Essen besteht aus den vier Pflegefachkräften Area Managerin Jessica Rohleder (2. v. r.), Pflegedienstleiterin Gina Fiscella (Mitte), Einsatzleiterin Sabina Korgel
(2. v. l.) und Einsatzleiterin Susanne Milz
(1. v. l.). Unterstützt werden sie von Bürofachkraft Dagmar Aldenhoff (1.v.r ).
Frau Sanne Lessinnes (links) ist Area
Managerin für den Bereich Deutschland Nord. Ihre Teammitglieder sind
Urszula Warncke (Mitte) und Einsatzleiterin Anette Bolz (rechts).
Frankfurt
Das Regionalteam Frankfurt am Main
besteht aus den Pflegefachkräften Maik
Schlegelmilch (rechts) und Johanna Zerb
(links). Bürofachkraft Anita Wald-Brehler
komplettiert das Team.
Im April 2015 zog das Regionalbüro von
Neu-Isenburg in den Frankfurter Süden.
In einem neuen Gebäude in der Schweizer Straße liegen die hellen, großzügigen
Räume. Von hier aus betreut das Team
Kunden in Hessen, Rheinland-Pfalz und
dem Saarland.
Hamburg
Das Regionalbüro Essen wurde 1988
eröffnet. Seit dieser Zeit ist es auch in der
Goethestraße im Essener Stadtteil Rüttenscheid ansässig. Vor zwei Jahren wechselte
das Büro das Haus und bezog neue und
freundliche Räume in einem nebenan neu
errichteten Bürogebäude. Zum Einzugsbereich des Büros Essen gehören NordrheinWestfalen und das südliche Niedersachsen.
Stuttgart
Das Team Stuttgart zählt zurzeit vier Mitglieder: Area Manager Siegfried Janser (1.v.
r.), Team- und Pflegedienstleiterin Julia
Köbernick (2. v. l.), stellvertretende Pflegedienstleitung und QM-Beauftragter Peter
Schmid (1 v. l.) und Bürofachkraft Sandra
Seidel (2.v. r.).
28
l Pflegefreund 2016
Die Räumlichkeiten liegen in Berlin-Grunewald, gegenüber des „Martin-LutherKrankenhauses“, an der Kreuzung AugusteViktoria-Straße und Caspar-Theys-Straße.
Einsatzgebiet: Berlin und neue Bundesländer.
Augsburg
Bayern wird von Augsburg aus betreut.
Pflegefachkraft Iris Grad (rechts) ist Teamleiterin und wird von Sylke Paul-Herbst
unterstützt. Das Regionalbüro liegt im
Augsburger Stadtteil Lechhausen. Toll 24
ist bereits seit 1994 in Augsburg tätig.
Teamleiterin in Hamburg ist die examinierte Fachkraft Dagmar Pässler (rechts).
Ihre Fachkollegin Susanne Henk ist Einsatzleitung.
Das Regionalbüro Hamburg ist im Stadtteil
Uhlenhost, nahe der Außenalster gelegen.
Das Team betreut von hier aus Kunden
Alltagshilfen
Konstanz
Im südlichsten Regionalbüro von Toll 24
ist Teamleiterin Astrid Reinl tätig. Die
examinierte Pflegefachkraft mit Zusatzstudium ist für die Region südliches
Baden-Württemberg zuständig. Die hellen
und freundlichen Büroräume liegen im
Stadtteil Petershausen-West, zwischen der
Reichenau­straße und dem Seerhein.
Infoveranstaltungen bei Toll 24
In fast allen Regionalbüros von Toll 24
finden im Jahresverlauf immer wieder
öffentliche Informationsveranstaltungen
für Angehörige von Pflegebedürftigen statt.
Fachreferenten sprechen zu aktuellen Pflegethemen. Auch zum jährlichen Tag der
offenen Tür sind Besucher immer herzlich
willkommen. Die Termine für das Jahr
2016 finden Interessierte auf der Homepage
von Toll 24 unter www.toll-betreuung.de
oder im Blog www.pflegefreund.de.
Toll 24 auf Messen
Toll 24 stellte seine Pflegeleistungen auch
2015 auf Messen und Kongressen vor. Auf
Deutschlands größter Seniorenmesse
„Die 66“ war Toll 24 in München vertreten.
Bei der Fachmesse REHAB in Karlsruhe
fanden viele Besucher den Weg zum Messestand in Halle 1. Bereits im Januar zeigte
sich Toll 24 mit einem Infostand auf dem
9. Nachsorgekongress in Berlin. Die Messepräsenz von Toll 24 im Jahr 2016 erfahren
Sie zeitnah auf www.toll-betreuung.de.
ALUMINIUM-Auffahrhilfen – Typ RLK bestehen
die G-20-Prüfung nach DIN 75078-1
Die Firma Altec in Singen führt ein
um­fang­reiches Programm an AluminiumAuffahrhilfen für Rollstuhlfahrer. Die
faltbare und rutschfeste Rampe vom Typ
RLK ist besonders leicht und lässt sich mit
geringem Kraftaufwand mittels Gasfeder
ausklappen. Ein besonderer Vorteil der
RLK-Rampe ist das problemlose Montieren und Demontieren der Rampe, sodass
der Fahrzeuginnenraum variabel genutzt
werden kann. Bei Bedarf wird die Rampe
schnell montiert, sodass ein sicherer und
problemloser Einstieg für einen Rollstuhlfahrer gewährleistet ist. Während
der Fahrt steht die Rampe in senkrechter
Position und wird durch leicht zu lösende
Verschlüsse gehalten. Integrierte Gummidämpfer verhindern Klappergeräusche.
Sonderanfertigungen sind auf Anfrage
möglich.
Sicherheit wird bei der Fa. Altec groß­
geschrieben, sämtliche Produkte sind
sicherheitsgeprüft und CE-konform.
Zusätzlich hat die Auffahrrampe RLK die
sogenannte G-20-Prüfung nach DIN 75078
bestanden; dabei wurde die Rampe auf
einer Testanlage der DEKRA der 20-fachen
Belastung des Eigengewichtes ausgesetzt;
dies bedeutet, dass sich bei dieser Belastung
keine Teile der Rampe lösen dürfen, die im
Falle einer Kollision die Fahrzeuginsassen
gefährden könnten.
Informationen über weitere Altec-Produkte, die zusätzliche Barrierefreiheit
bieten, sind auch im Internet unter www.
altec.de zu finden. Auf der RehaCare in
Düsseldorf steht das Team von Altec in
Halle 03 auf dem Stand A75 zwischen
dem 14.10. und 17.10.2015 zur Verfügung.
Gefährliches Vorhofflimmern beim Blutdruck­
messen erkennen
Vorhofflimmern ist die häufigste und klinisch bedeutsamste Herzrhythmusstörung. Dabei verbleibt Blut über
längere Zeit im Vorhof des
Herzen. Dort können
sich Blutgerinnsel
bilden. Wenn diese
in den Blutkreislauf
geraten, können sie
wichtige Blutgefäße im
Gehirn verstopfen und
zum Schlaganfall führen.
Allein in Deutschland sind
rund 1,8 Millionen Menschen betroffen, Tendenz
steigend. Dabei ist Vorhofflimmern meist „still“: Etwa
70 % der VorhofflimmernAttacken bleiben vom Patienten
unbemerkt.
Die meisten Blutdruckmessgeräte sind nicht in der Lage, diese
spezielle Herzrhythmusstörung zu
entdecken. Das Blutdruckmessgerät aponorm® Professionell ist hier eine Ausnahme.
Es kann Vorhofflimmern erkennen und
liefert so wichtige Informationen für
Ihren Arzt.
Das Oberarm-Blutdruckmessgerät Professionell
von aponorm® vereinigt
modernste Technologien
in einem Gerät. Die
Afib-Technologie sorgt
für eine automatische
Erkennung von Vorhofflimmern bei
der Messung im
MAM-Modus.
Das innovative
Blutdruckmessgerät aponorm®
Professionell ist
nur in Apo­theken
erhältlich.
Gewinner der Verlosung Pflegefreund 2/2014
Das freundliche Messeteam von Toll 24 auf der
REHAB: Ebru Dogan und Nicole Grandel (v. l.)
Je ein Buch „Guten Morgen Herr Lehrer“
haben gewonnen:
Monika Leah Camargo, 24143 Kiel
Hans Hündgen, 55490 Gemünden
K. u H.-W. Hug, 88487 Mietingen
Den Gewinnern einen herzlichen Glückwunsch!
Pflegefreund 2016
l 29
Foto: aponorm
in Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein
und im nördlichen Niedersachsen.
Gesundheit
Stress, lass nach!
Bild: eelnosiva – Fotolia
Der richtige Umgang mit
psychischem Druck
Das Wort Stress hat einen üblen Klang. Es klingt nach Überlastung, Erschöpfung, man
denkt an Burn-out und Magengeschwüre. Und tatsächlich macht Stress viele Menschen
krank. Doch aktuelle Studien zeigen, dass wir dem Stress etwas entgegensetzen können.
Und unter bestimmten Umständen ist Stress für Menschen sogar gesund.
Bild: PROMA – Fotolia
S
Stress für die Herde: Der
Fressfeind nähert sich
30
l Pflegefreund 2016
tress ist ein weitverbreitetes Phänomen unserer gegen das Einwirken von Kräften getestet werden.
Gesellschaft. Wir sind einerseits zu recht stolz Auch Kreditinstitutionen wurden in der jüngsten
auf unsere modernen Errungenschaften, ande- Vergangenheit einem Stresstest unterzogen. Wenn
rerseits haben sie ihren Preis. Die Arbeitsbelas- wir das Wort umgangssprachlich verwenden, meinen
tung im Berufsleben ist durchgehend hoch. Wie viel wir zumeist eine seelische oder geistige Belastung:
davon tatsächlicher Stress ist und wie viel zur Schau „Meine Güte, was war das wieder für ein Stress, bis wir
gestellte Wichtigkeit, lässt sich nicht immer sagen. alles gepackt hatten und in Urlaub fahren konnten…“
Viele Menschen sind auch in ihrer Freizeit auf Leis- Interessanterweise gibt es im Bereich der Psychologie
tung getrimmt. Und wer ein Familienmitglied pflegt, keine eindeutige Erklärung dafür, was Stress ist. Statthat in der Regel eine hohe seelische und körperliche
dessen gibt es mehrere Modelle, die versuchen, Stress
Belastung. Die Widerstandskraft gegen Stressfolgen
zu beschreiben
ist bei jedem anders ausgeprägt. Um auch bei starker
Belastung auf Dauer gesund zu bleiben, reicht es nicht, Biologischer Stress
einfach durchzuhalten. Man muss den Stress auch
wieder abbauen können. Dafür gibt es Techniken und Also halten wir uns an etwas Konkretes, an die BioÜbungen. Und dann gibt es ja auch noch Leute, denen
logie nämlich. In den Lebenswissenschaften wird
scheint der Stress gar nichts anhaben zu können.
Stress als Reaktion auf eine Bedrohung verstanden.
Ob diese Bedrohung real ist oder nicht, spielt keine
große Rolle. Die Reaktion wird ausgelöst, sobald sich
Definition – was ist (überhaupt) Stress?
ein Lebewesen bedroht fühlt. Das kann zum Beispiel
Dem Wortsinn nach bedeutet Stress eigentlich nur Lärm sein oder der Geruch eines Fressfeindes. Was
Belastung. Der Begriff wird in der Physik gebraucht, dann abläuft, kann man messen und untersuchen.
wenn z. B. Materialien auf ihre Widerstandsfähigkeit Der Körper reagiert auf eine essenzielle Bedrohung
Bild: Robert Kneschke – Fotolia
Gesundheit
Stress beim Menschen
Der Mensch ist – biologisch gesehen – ein Säugetier,
und sein Körper verfügt über die entsprechenden
Reflexe und Mechanismen. Die typische menschliche Stressreaktion unterscheidet sich daher nicht
grundsätzlich von der tierischen. Wenn wir unter
Stress stehen, schütten die Nebennieren Adrenalin
aus, der Blutdruck geht nach oben, und ja, die Denkleistung nimmt spürbar ab. Unter Stress lassen wir
den Hausschlüssel in der Wohnung liegen, vergessen
Reisende ihre Koffer im Zug und Handwerker fassen
den Lötkolben an der falschen Seite an. Es kommt
aber oft noch schlimmer. Gestresste Autofahrer neigen zu fatalen Fehleinschätzungen der Verkehrslage,
manche genervten Eltern und pflegende Angehörige
verlieren die Geduld.
Folgen von Dauerstress
Unser Körper geht bei Stress in den Kampf- oder
Fluchtmodus. So etwas ist in einer lebensbedrohlichen
Situation sehr nützlich. Weniger nützlich ist das aber
bei einer anstehenden Prüfung, einem Bewerbungs-
gespräch, bei dichtem Autoverkehr oder in der häuslichen Pflege.
Wird der Stress zur Dauerbelastung, kann er die
Gesundheit beeinträchtigen. Wenn bestimmte belastende Situationen immer wieder auftreten, kann der
Körper auch in Entspannungssituationen nicht mehr
in den Normalmodus umschalten. Der Stress verstetigt sich. Das ist extrem belastend. Wenn der Körper
das Notfallprogramm „Überleben in lebensbedrohlichen Situationen“ dauerhaft ausführt, sind unter anderem Bluthochdruck, Herzprobleme und ein Abbau der
Gehirnmasse nachgewiesene Folgen (für weitere Folgen siehe Tabelle).
Das weitverbreitete Burn-out-Syndrom, ein Gefühl
nachhaltiger Erschöpfung, geht in vielen Fällen auf
dauerhaften, nicht bewältigten Stress zurück. Auch
Depressionen können als Folge von schwerer Stressbelastung entstehen.
Sportliche Gymnastik
kann helfen, Stress
abzubauen
Folgen von Dauerstress
Körperbereich
Mögliche Erkrankungen
Eingeschränkte mentale Leistungs­
Gehirn
fähigkeit, Hirndurchblutungsstörungen,
Hirninfarkt
Bluthochdruck, koronare Herzkrankheit,
Herz-Kreislauf-System
Angina Pectoris, Herzinfarkt
Bewegungsapparat Kopf-, Gelenk- und Rückenschmerzen
Magen-Darm-Geschwüre, VerdauungsVerdauungsorgane
störungen
Stoffwechselorgane Diabetes, erhöhter Cholesterinspiegel
Anfälligkeit für Infektionserkrankungen,
Immunsystem
ungünstiger Verlauf von u. a. Tumor­
erkrankungen
Tinnitus, Hörsturz, Ohrgeräusche, AugenSinnesorgane
probleme
Geschlechtsorgane
Zyklusstörungen, Unfruchtbarkeit,
Impotenz
Schmerzrezeptoren
Erhöhte Schmerzempfindlichkeit
Bild: Maridav – Fotolia
mit einer Reihe von Notfallmaßnahmen. Die entsprechenden Drüsen geben dem Blut eine kräftige Dosis
Adrenalin zu. Sofort steigen Blutdruck, Blutzucker
und Muskelspannung an. Der Körper ist nun gewissermaßen im Kriegszustand. Gleichzeitig wird das
Großhirn deaktiviert. Es funktioniert zwar präzise,
aber langsam und ein wenig umständlich. Schnelle
Entscheidungen müssen gefällt und sofort umgesetzt
werden. Das ist die Spezialität des Stammhirns. Dafür
ist es fehleranfälliger. Das Tier – sagen wir, es ist eine
Pferdeantilope – prescht los und ist, falls es nicht in
die falsche Richtung läuft oder versehentlich gegen
einen Baum springt, bald in Sicherheit. Es atmet durch
und beruhigt sich wieder. Die Stresshormone werden
zurückgefahren, der Blutdruck sinkt und der Körper
geht wieder in den Normalmodus über.
Eine sportliche
Herausforderung
ist positiver Stress
Pflegefreund 2016
l 31
Gesundheit
Entspannungstechniken
Zwei Arten von Stress
Es gibt, so sagen die Stressforscher, zwei
Arten von Stress: den Dystress – der ist
schädlich und macht auf Dauer krank,
und den Eustress, den guten Stress, der den
Menschen voranbringt. Was unterscheidet
die beiden Arten von Stress? Die Antwort
Bild: © Bob Born
Nach Phasen der Anspannung ist es wichtig, wieder zu entspannen. Die aufgestaute
Energie – oft auch Aggression – muss abgebaut werden. Sport und Bewegung helfen
uns, wieder in den Normalmodus zu kommen, ebenso bestimmte Entspannungstechniken. Zwei besonders populäre, aber gänzlich ungeeignete Entspannungstechniken
sind der Genuss von Alkohol und Nikotin.
Entspannungstechniken basieren oft
darauf, dass die Stressbelasteten das Gefühl
für ihre Körperlichkeit zurückgewinnen.
Das geschieht über meditative, autosuggestive Übungen, wie etwa beim Autogenen Training, oder durch Anspannen und
Entspannen der Muskeln, wie bei der Progressiven Muskelentspannung, auch Progressive Relaxation genannt.
Falls Sie unter Stress leiden, sollten Sie
Ihren Arzt aufsuchen und sich beraten lassen. Es ist gut möglich, dass er Ihnen einen
Kurs zur Stressbewältigung verschreibt.
Krankenkassen fördern solche Kurse. Sie
wissen, wie viel gesundheitlichen Schaden –
und damit Kosten – unverarbeiteter Stress
verursachen kann. Eine kurze Übersicht zu
drei bekannten Entspannungstechniken
finden Sie im Kasten unten.
ist verblüffend. Äußerlich unterscheidet die
beiden Formen des Stress nichts. Die gleiche Belastung wirkt sich sehr unterschiedlich aus, je nachdem, wie der Belastete mit
der Belastung umgeht. Was für den einen
Mensch Anregung und Herausforderung
ist und von ihm gerne angenommen wird,
stellt für den anderen eine unerträgliche
Situation dar.
Die Zeitschrift „Psychologie Heute“
nahm sich in ihrer Ausgabe August 2015
unter der Überschrift „Schöner Stress“ des
Themas an. Der Tenor des Artikels: Nicht
der Stress an sich macht krank, sondern die
Bewährte Entspannungstechniken gegen Stress
Autogenes Training
Entwickelt wurde die Methode vom Berliner Psychiater Johannes Heinrich Schulz.
Er veröffentlichte 1926 ein Buch mit dem
Titel „Das Autogene Training“.
Ziel der Übungen ist, dass die Teilnehmer dieses Trainings aus sich selbst heraus
(autogen) entspannen.
Grundlage des autogenen Trainings
ist die Erfahrung, dass Menschen über
Autosuggestion und Selbsthypnose gewissermaßen, bestimmte Körpererfahrung
wie Wärme, Kühle oder Schwere machen
können.
Autogenes Training wird in einem
dreistufigen Programm vermittelt, wobei
bereits bei den ersten beiden Stufen große
Erfolge erzielt werden. Gelehrt wird die
Methode meist in Gruppen von speziell
geschulten Trainern, Psychotherapeuten
oder Ärzten. Die Gesamtdauer der Kurse
liegt zwischen drei und vierzehn Stunden.
32
l Pflegefreund 2016
Progressive Muskelrelaxation
Achtsamkeitstraining
Der US-amerikanische Arzt Edmund Die Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion
Jacobson hatte bei seinen Patienten beob- (Mindfulness-Based Stress Reduction –
achtet, dass sich psychische Belastungen MBSR) wurde von dem Molekularbiolound Muskelverspannungen gegenseitig gen Jon Kabat-Zinn in den USA entwickelt.
verstärken können. Daraufhin entwickelte
Die Methode wird oft in psychosomaer eine Methode zur Lockerung der Mus- tischen Kliniken angewandt. Das Traikulatur und seelischen Entspannung.
ningsprogramm wird über acht Wochen
Dazu spannen die Patienten ihre Mus- mit einer täglichen Übungseinheit von 45
keln bewusst an und lockern sie anschlie- Minuten durchgeführt. Die Teilnehmer
ßend wieder. Dabei lernen sie mit der Zeit, lernen Achtsamkeit für das, was momensich durch die bewusst erlebte Muskelent- tan wahrnehmbar ist. Und sie lernen, es
spannung auch innerlich zu entspannen. unvoreingenommen anzunehmen. Auf
Sie werden dafür sensibilisiert zu bemer- den Atem achten sie dabei besonders. Sie
ken, wann sie beginnen, sich zu verspan- üben in achtsamer und sanfter Weise eine
nen. So werden sie dazu angeleitet, in Reihe von Yoga­stellungen. Sie erlernen das
Stresssituationen gelassen zu bleiben. Nach „stille Sitzen“ und eine Form der traditioeiniger Übung sind sie in der Lage, sich nellen Geh-Meditation.
innerhalb einer Minute zu entspannen.
Das Ziel der Methode ist das Erlernen
Es ist sinnvoll, die Progressive Muskel- einer inneren Haltung, die es erlaubt, achtrelaxation bei einem erfahrenen Thera- sam und gelassen zu bleiben, wenn Stress
peuten zu erlernen.
droht.
Gesundheit
Einstellung zum Stress. Die Stressforschung
hat in der jüngsten Vergangenheit Studien
veröffentlicht, die aufhorchen lassen. So ist
die Lebenserwartung in Deutschland dort
am höchsten, wo die Leute laut einer repräsentativen Umfrage der TechnikerKrankenkasse den meisten Stress haben – in BadenWürttemberg. Andererseits leiden gerade
jene Menschen am stärksten unter den
typischen Folgen von Stress, die versuchen,
Stress möglichst zu vermeiden. Sie klagen
am häufigsten über chronische Belastungen
und haben die Tendenz zu Depressionen.
Das zeigt eine Untersuchung von Charles
Holohan und anderen an der University of
Texas in Austin.
Positives Verhalten bei Stress
Und noch etwas hat die Forschung herausgefunden. Aggression und Flucht sind nicht
die einzigen möglichen Antworten auf
Bedrohung. Der Mensch kann auch anders,
nämlich besser und gesünder. Es gibt den
Impuls, sich bei Stress sozial zu verhalten.
Untersucht wurde dieses Phänomen bisher
überwiegend bei Frauen, was nicht heißen
soll, dass Männer so etwas nicht könnten.
Wer sich in einer Stresssituation um Familie, Freunde oder die Gemeinschaft sorgt,
tut nicht nur seinen Nächsten etwas Gutes,
sondern auch sich selbst. Es zeigte sich
in Untersuchungen, dass Menschen, die
in Stresssituationen sozial reagiert hatten,
ihr Sterberisiko um 30 Prozent senkten.
Verglichen wurde diese Gruppe mit einer
anderen, die ebenfalls Stresserfahrungen
hatte, die sich dabei allerdings nicht sozial
engagiert hatte.
Uneigennütziges Verhalten schützt also
nachweislich vor den gesundheitsschädlichen Auswirkungen von Stress. Wer hätte
das gedacht! Wer sich bei Stress nur um
sich selbst kümmert, dem drohen zum Teil
lang anhaltende seelische Probleme. Auch
das posttraumatische Stress-Syndrom,
bei dem die heftige Stressreaktion auf ein
schweres seelisches Trauma immer wieder
unkontrolliert ausbricht, tritt seltener bei
Menschen auf, die sich bei Stress menschenfreundlich verhalten.
Einen Grund für die gemachten Beobachtungen sehen die Wissenschaftler darin,
dass bei sozialem Verhalten das Hormon
Oxytocin ausgeschüttet wird. Dieser Stoff
hat eine Reihe von positiven Nebenwirkungen. Es schützt das Herz-Kreislauf-System,
indem es den Blutdruck senkt. Es ist ein
natürlicher Entzündungshemmer und es
hilft, Herzschäden zu mildern. Es wirkt bei
der Regeneration der Herzzellen mit, die
bei Stress Schaden genommen haben.
Eine andere positive Reaktion auf Stress
ist es, ihn als Herausforderung willkommen zu heißen. Dabei schlägt das Herz
sehr stark, es fließt viel Adrenalin, aber
Buchtipps
Edmund Jacobson
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Therapie
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die Blutgefäße verengen sich nicht. Das
gesamte Gehirn wird gut durchblutet, nicht
nur das Kleinhirn. Sportler erleben diesen
Zustand vor einem Wettkampf. Sie sind in
der Lage, Höchstleistungen zu erbringen.
Auch berufliche Herausforderungen, positiv aufgenommen, können beflügeln. Es ist
nachgewiesen, dass dieser Zustand eine
Frage des Bewusstseins ist. Wer Nervosität
und Spannung vor einer wichtigen Prüfung
oder einem großen Auftritt begrüßt, kann
mehr leisten. Total entspannt zu sein ist
nicht immer hilfreich.
Stress beeinflusst unser Leben. Wir können
ihm nicht ausweichen. Womöglich sollten
wir das auch gar nicht versuchen. Wenn wir
den Stress nicht selbst beeinflussen können,
so können wir doch die Auswirkungen
begrenzen. Mit Entspannungstechniken
können wir schädlichen Stress abbauen
und wieder zu Ruhe und Ausgeglichenheit
finden. Wir sollten uns immer bewusst
machen, dass wir dem Stress etwas entgegensetzen können. Mit der richtigen Einstellung kann uns Stress sogar voranbringen, uns stärker und klüger machen.
Entlastung für pflegende Angehörige
weit
s
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Buchtipps
66 Tipps für ein
genussvolles Leben
Kindertage bei Oma
und Opa
Neuer Senioren-Ratgeber
Wer denkt nicht mit Wärme und Dankbarkeit an Oma und Opa? Für Kinder, die ja
die Welt erst entdecken, sind sie mit ihrer
Lebenserfahrung, mit ihrer Liebe und Fürsorge wichtige Bezugspersonen. Sie geben
ihren Enkeln Geborgenheit und schenken ihnen Aufmerksamkeit und Selbstvertrauen. Und sie haben meistens mehr
Geduld als ihre Eltern. Da ist es kein Wunder, wenn bei vielen Kindheitserinnerungen Oma und Opa im Mittelpunkt stehen.
Nicht umsonst heißt eine der Geschichten
in diesem Buch: „Er war mir von allen der
Liebste – Großvater“.
Mit „Meine Großeltern aus Holstein und
Sachsen“ beschreibt Elisabeth Balzer deren
vom lokalen Umfeld, konfessioneller Prägung und sozialer Stellung geformte Charaktere und zeichnet damit zugleich ein kleines
Sittenbild der späten Dreißigerjahre des
vorigen Jahrhunderts. Alle hier geschilderten Erinnerungen erhalten das Kolorit durch
detailreiche Schilderungen der Lebensgewohnheiten von einst.
Nach dem ersten Band „Damals bei
Oma und Opa“ gibt es auch im vorliegenden Folgeband wieder Heiteres und Ernstes,
Nachdenkliches und ein bisschen Verrücktes zu lesen. 28 Verfasserinnen und Verfasser sorgen für kurzweilige Lesestunden, die
nebenbei auch Alltags- und Zeitgeschichte
des vergangenen Jahrhunderts vermitteln.
Die Lebens­
er­war­tung in
Deutschland
steigt weiter.
Damit die späten Lebensjahre auch als
ein Gewinn
e mp f u n d e n
werden können, sind Fitness und Gesundheit eine
Voraussetzung. Viele Altersleiden sind so
genannte Zivilisationskrankheiten: Diabetes und Gicht beispielsweise sind die Folge
falscher Ernährung. Viele Erkrankungen
des Herz-Kreislauf-Systems lassen sich
durch ein gesundes Maß an Bewegung vermeiden oder zumindest mildern.
Die kostenlose Broschüre „66 Tipps
für ein genussvolles und aktives Leben
mit 66+“ gibt auf unterhaltsame und verständliche Weise alltagstaugliche Tipps für
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Geborgen bei Oma
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sich an ihre Großeltern.
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ISBN: 9783866142244
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Herausgeber/Copyright: Toll 24 Betreuung GmbH
& Co. KG | Gottlieb-Manz-Straße 2 | 70794 Filderstadt
Tel. 0711 / 54 89 88 0, Fax / 54 89 88 99 | ISSN: 1435-4217 |
Auflage: 50 000 | Erscheint jährlich | Nächste Ausgabe:
September 2017 | Redaktion: Markus Lepack (ml),
Ebru Dogan (ed), Harald Spies (hs) (verantw. i. S. d. P. ),
Tel. 0711 / 54 89 88 21, E-Mail [email protected]
Internet: www.toll-betreuung.de | www.pflegefreund.de |
Anzeigenannahme: 0711 / 54 89 88-22 | Mitarbeit an dieser Ausgabe: Christian Winter (cw), Isabel Hutter-Vortisch,
Margit Glasow, Manfred Häpp | Titelfoto: Fotolia | Bilder,
Grafiken / Illustrationen: soweit nicht anders bezeichnet,
Toll 24 Betreuung | Druck: Bechtle Druck&Service, Esslingen |
Dis­claimer: Die in diesem Heft veröffentlichten Tipps
und Ratschläge sind nicht als Ersatz oder Alternative für
34
l Pflegefreund 2016
ärztliche Behandlungen oder verschreibungspflichtige
Therapien gedacht. Bei gesund­heitlichen Beschwerden
raten wir Ihnen zu einem Arztbesuch. Für alle in dieser
Ausgabe gemachten Angaben, Daten und Ergebnisse
werden vom Herausgeber keine Verpflichtungen übernommen – Produkt­haftungsausschluss. | Namentlich
gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des
Autors wieder, die sich nicht zwingend mit der Ansicht des
Herausgebers deckt. | Keine Haftung für unverlangt eingereichte Manuskripte, Grafiken oder Fotos. | Nachdruck
von Texten oder Bildern nur mit schrift­licher Genehmigung des H­ erausgebers | Die Produktinformationen der
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ist der 31. August 2016. Unter den
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Redaktionsadresse:
Toll 24 Betreuung
Redaktion Pflegefreund
Gottlieb-Manz-Straße 2
70794 Filderstadt
[email protected]
Das lesen Sie im Pflegefreund 2017:
Leitthema: Die neue Pflegereform
Fünf Bedürfnisgrade statt drei Pflegestufen – das ist nur die auffälligste Änderung
der Pflegereform 2017. Welche Vor- und
welche Nachteile bringt das Pflegestärkungsgesetz zwei? Wir klären auf.
Schwerpunkt: Demenz – Krankheit oder nicht?
Manche rufen zum „Krieg gegen die
Demenz“ auf. Doch führende Forscher
haben Zweifel, ob Demenz eine behandelbare Krankheit ist. Bisher sind alle Hoffnungen auf Heilung gescheitert. Vielleicht
sollten wir nach Lösungen suchen, wie wir
mit Demenz leben können.
Gesundheit: So bleiben Sie beweglich
Wer rastet, der rostet, sagt man. Das gilt
nicht nur für den sprichwörtlichen Pflug.
Beweglich bleibt, wer sich regelmäßig
bewegt. Wir zeigen Wege zur Fitness.
Pflege rund um die Uhr
Die Toll Unternehmensgruppe
Die Toll 24 Betreuung GmbH & Co. KG und der Private Pflegedienst D. Toll GmbH
Süd-Hessen KG bieten häusliche Rund-um-die-Uhr-Dienste überall in Deutschland an.
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mit geschulten deutschen Kräften. Gegründet im Jahr 1986 ist die Unternehmensgruppe
Pionier der häuslichen Rundum-Pflege und -Betreuung. Zum Leistungsangebot gehören
auch Dienste für Assistenznehmer. Die Toll Unternehmensgruppe wurde im Sommer 2014
durch die Toll 24 Intensivpflege GmbH & Co. KG erweitert. Das Unternehmen hat sich
auf die häusliche Versorgung intensivpflichtiger Patienten spezialisiert. Zentraler Sitz der
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Service bundesweit überall und in kürzester Zeit durchzuführen.
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[email protected]
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Baden-Württemb. Mitte / Nord
Gottlieb-Manz-Straße 2
70794 Filderstadt-Bernhausen
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Fax 07 11 / 54 89 88-99
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Auguste-Viktoria-Straße 7
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Telefon 02 01 / 78 08 74
Fax 02 01 / 78 08 74 91
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Reichenaustr. 9a, 78467 Konstanz
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Fax 0 75 31 / 9 76 79 68
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Hessen, Rheinland-Pfalz
Saarland, Unterfranken
Schweizer Straße 116
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0 800 / 7 24 24 24. Wir nehmen uns
persönlich Zeit für Ihr Anliegen und
senden Ihnen auf Wunsch gerne
aktuelles Informationsmaterial zu.
2. Schritt: Ihr Wunschtermin
Vereinbaren Sie einen Besuchster­
min bei Ihnen zu Hause oder im
Krankenhaus unter 0 800 / 7 24 24 24.
3. Schritt: Persönliches Gespräch
Kompetente Mitarbeiter des zu­
ständigen Regionalteams werden
mit Ihnen gemeinsam die optimale
Lösung für Ihre Pflegesituation er­
arbeiten. Gerne bestätigen wir die
getroffenen Absprachen mit einem
verbindlichen Pflege- und Betreu­
ungsangebot.
4. Schritt: Ihr(e) Pflegepartner/-in
Nachdem Sie sich für Toll 24 Betreu­
ung entschieden haben, wählen wir
für Sie eine kompetente, zuverlässi­
ge und auch menschlich zu Ihnen
passende Pflegepartnerin bzw.
einen Pflegepartner aus.
5. Schritt: Beginn der Pflege
Am vereinbarten Termin beginnt
die Pflege und Betreuung rund um
die Uhr bei Ihnen zu Hause.
Toll 24 Betreuung bei Twitter:
twitter.com/toll24betreuung
Pflegefreund 2016
l 35
Häusliche Pflege und Betreuung
rund um die Uhr
Pflege und Betreuung
• Bei Ihnen daheim
• Mit deutschen Pflegekräften
• MDK-Pflegenote 1,0
• Anerkannter Pflegedienst
Toll 24 Betreuung
Gottlieb-Manz-Str. 2
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gebührenfrei an:
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