Beteiligung_Krippe - Stadt Schwäbisch Hall

27.10.2015
Partizipation gestalten – Bildung stärken
Schwäbisch Hall 24.10.2015
BETEILIGUNG IN DER KRIPPE:
(WIE) GEHT DAS DENN?!
Workshop zur Partizipation von Krippenkindern
Yvonne Rehmann
Institut für Partizipation und Bildung
THEMEN DES WORKSHOPS
Was wir heute über Krippenkinder wissen
Partizipation am Beispiel des Wickelns
Austausch über eigenen Erfahrungen
Was Partizipation von Krippenkindern meint
und was das Kind davon hat
Die besondere Bedeutung von Macht
Gute Ideen für die Praxis
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WAS WIR HEUTE ÜBER KRIPPENKINDER
WISSEN:
Jeder Mensch ist von Geburt an kompetent! Und
jeder Mensch hat das Recht, als Mensch behandelt zu
werden. (Emmi Pikler, Jesper Juul, Alison Gopnik et.al. /Art. 1 GG, §1BGB)
Säuglinge und Kleinkinder kooperieren – dazu muss
man sich nicht zwingend in die Lage des anderen
hineinversetzen können (Susanne Viernickel)
Sie sind zum Helfen geboren (und erzogen): Sie
wollen „mitmachen“ (Michael Tomasello)
Krippenkinder können gut für sich selbst sorgen –
wenn die Erwachsenen ihnen dies zutrauen und sie
dabei unterstützen (Michael Priebe)
EIN BEISPIEL…
„Ein fünf Monate altes Mädchen liegt auf dem Boden, …
Was geschieht
dazwischen?
…Die Betreuerin nimmt sie hoch und geht mit ihr in den
Wickelbereich.“
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EIGENE ERFAHRUNGEN
Bitte machen Sie sich zu zweit Gedanken darüber,
wie Entscheidungen bei Ihnen in der Krippe
üblicherweise getroffen werden…
(Arbeitsblatt)
WAS PARTIZIPATION VON KRIPPENKINDERN
MEINT… UND WAS DAS KIND DAVON HAT
das Kind als Person zu respektieren
o
o
o
anstatt es zum Empfänger fürsorglicher Betreuung zu machen
es nicht als Objekt oder „niederen Menschen“ zu behandeln
es nicht zuerst abzulenken um es dann zu überraschen
das Kind als kompetenten Menschen zu betrachten
o
o
mit seiner Eigenaktivität und seinem Eigensinn
seiner Kommunikationsfähigkeit, seiner sozialen Kompetenz und seinem
Bedürfnis nach Zugehörigkeit
das Kind an Entscheidungen und Alltagshandlungen
zu beteiligen
o
o
o
o
d.h. seine Bestrebungen und Willensäußerungen als grundsätzlich
berechtig anzuerkennen
seine Bedürfnisse feinfühlig wahrzunehmen und zu achten
Aushandlungsprozesse zu führen anstatt es „gut gemeint“ zu umsorgen
Kinder mithelfen zu lassen und aktiv einzubinden
Ich bin
wer!
Ich kann
was!
Ich habe eine
Meinung und
treffe
Entscheidungen!
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WAS PARTIZIPATION VON KRIPPENKINDERN
MEINT… UND WAS DAS KIND DAVON HAT
Partizipation heißt, in einen Dialog zu treten - mit und ohne Worte:
der auf Reziprozität (Auf-Einander-Bezogenheit) beruht
in dem beide Seiten „zu Wort“ kommen und sich gegenseitig achten
dessen Ergebnis offen ist
Partizipation von Krippenkindern findet zunächst in der direkten
ErzieherInnen-Kind-Interaktion statt!
Zählt meine
Meinung?
Merkt er/sie,
was ich
brauche?
Kann ich
(hier) etwas
bewirken?
Darf ich
zeigen, was
ich schon
kann?
(Kind)
DIE BESONDERE BEDEUTUNG VON MACHT
Je kleiner das Kind…
desto mehr ist es auf unsere Fürsorge und unseren
Wohlwollen angewiesen
desto einfacher können wir über seine Interessen,
Äußerungen und Bedürfnisse hinweggehen
Es liegt an Ihnen,
ob Sie bereit sind,
Ihre Macht mit den Kindern zu teilen.
Kannst du meine
Entscheidungen
aushalten?
Bist du dazu
bereit?
(Kind)
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DIE BESONDERE BEDEUTUNG VON MACHT
Überlegen Sie mal…
Was macht meine
Macht mit mir?
Was macht meine
Macht mit dem
Kind?
(Erzieherin)
DIE BESONDERE BEDEUTUNG VON MACHT
Ist es nicht so….?
Oft treffen wir Entscheidungen für die Kinder, statt mit ihnen.
In der Regel treffen wir unsere Entscheidungen willkürlich wenn auch in guter Absicht.
Kinder tolerieren unsere Machtausübung aus verschiedenen
Gründen.
Insofern sind wir also „mächtig“. Wenn wir unsere Macht
jedoch gegen den Willen der Kinder durchsetzen, wird daraus
Zwang.
Kinder können durch unsere Mächtigkeit deshalb sowohl
Schutz als auch Gewalt erfahren.
Deshalb braucht Partizipation Verbindlichkeit!
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GUTE IDEEN FÜR DIE PRAXIS…
(Trinkgläserhalter auf
Kinderhöhe mit Fotos
der Kinder)
(Essensplan mit
Fotos)
(Wickeltisch mit
Treppe)
Wie können wir den
Kindern Partizipation
ermöglichen?
(Hochebene mit
unterschiedlichen
Möglichkeiten hinauf
und hinunter zu
kommen)
(Tischsets mit
Symbolen für Teller,
Tasse und Besteck)
(Bücher sicht- und
greifbar in
Kinderhöhe)
Alles was das Kind selbst machen kann, sollte es selbst tun
dürfen (aber nicht müssen)!
PARTIZIPATION VON KRIPPENKINDERN FINDET
KONKRET STATT (WENN SIE ES ZULASSEN!) …
beim Wickeln
beim Anziehen
Die entscheidende Frage lautet:
beim Essen
beim Spielen
wenn Kinder sich einander
helfen oder etwas für die
Gemeinschaft tun
aber vielleicht auch…
•
bei der Raumgestaltung
•
bei Anschaffungen
•
…?
Wie können wir Kinder dabei
unterstützen, eigene
Entscheidungen zu treffen
und
sich als aktiv Mit-Handelnde in
der Gemeinschaft der
Krippengruppe zu erleben?
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ZUM SCHLUSS:
Partizipation in der Krippe bedeutet
Kinder ernst nehmen und ihnen etwas zutrauen
Punktuelles Engagement zugestehen und
zumuten
Aufgaben und Herausforderungen transparent
gestalten
Aufgaben und Herausforderungen demokratisch
gestalten
… und somit mehr mit den Kindern als für die Kinder zu machen!
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Yvonne Rehmann
www.partizipation-und-bildung.de
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VERWENDETE LITERATUR:
•
Gonzales-Mena, Janet; Widmeyer Eyer, Dianne (2008): Säuglinge, Kleinkinder und ihre
Betreuung, Erziehung und Pflege. Ein Curriculum für respektvolle Pflege und Erziehung.
Arbor Verlag: Zwickau.
•
Ministerium für Bildung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein (Hrsg.) (2011):
Erfolgreich starten. Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren. Grundlagen und Empfehlungen für
die Bildung, Erziehung und Betreuung. Kiel.
•
Hansen, Rüdiger, Knauer, Raingard; Sturzenhecker, Benedikt (2011): Partizipation in
Kindertageseinrichtungen. So gelingt Demokratiebildung mit Kindern! Verlag das Netz:
Berlin.
•
Hansen, Rüdiger, Knauer, Raingard (2015): Das Praxisbuch. Miteintscheiden und
Mithandeln in der Kita. Wie pädagogische Fachkräfte Partizipation und Engagement
fördern. Verlag BertelsmannStiftung.
•
Rehmann, Yvonne (2015, i.E.): Partizipation von Anfang an – Auch schon in der Krippe
(?) ! Beitrag im Tagungsband zur KiTa-Fachtagung des Studentenwerks Berlin vom 24.25.03.2014.
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