Besitzerinformationen zum Brachyzephalen

Besitzerinformationen zum Brachyzephalen-Syndrom
Brachyzephalie bedeutet Kurzköpfigkeit bzw. Rundköpfigkeit. Es handelt sich dabei um eine
angeborene, erbliche Deformation des Schädels, die zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen
führt. Vor allem Hunde, aber auch Katzen, sind betroffen. Aufgrund der Zuchtentwicklung der
letzten Jahrzehnte kommt Brachyzephalie bei folgenden Hunde- und Katzenrassen vor:
Hunde: Malteser, Mops, Englische Bulldogge, Französische Bulldogge, Boston Terrier, Boxer,
Shih-Tzu, Pekinese, Chihuahua, King-Charles-Spaniel, Belgische Zwerggriffons, Yorkshire-Terrier,
Zwergpinscher
Katzen: Perser, Exotisch Kurzhaar, Britisch Kurzhaar
Brachyzephalie führt zu verschiedenen anatomischen Besonderheiten, die unter der Bezeichnung
Brachyzephalen-Syndrom zusammengefasst werden. Als Folge dieser Missbildungen kommt es zu
Problemen im Bereich der oberen Atemwege, die eine starke Behinderung der Atmung und eine
gestörte Thermoregulation zur Folge haben können. Die häufigsten Missbildungen sind verengte
Nasenlöcher, ein verlängerter weicher Gaumen und bei Bulldoggen auch eine Unterentwicklung
(Hypoplasie) der Luftröhre. Eine ständige Verlegung der oberen Atemwege, welche die Einatmung
erschwert, kann eine Auswärtsdrehung der Kehlkopftaschen bewirken und schließlich auch zu
einem Kehlkopfkollaps führen. Die Schwere dieser Missbildungen ist von Fall zu Fall
unterschiedlich. Bei einem Tier mit Brachyzephalie können eine oder mehrere dieser Missbildungen
auftreten.
Gleichzeitig treten bei brachyzephalen Hunderassen häufig Magen-Darm-Probleme wie vermehrter
Speichelfluss, krankhafter Rückstrom von Futter aus Speiseröhre und Magen in die Maulhöhle
(Regurgitation) und Erbrechen auf.
Symptome
Durch die Missbildungen des Brachyzephalensyndroms wird der Luftstrom in den oberen
Atemwegen behindert. Die Tiere zeigen laute Atemgeräusche, Röcheln, angestrengte Einatmung,
eine bläuliche Verfärbung von Haut und Schleimhäuten (Zyanose) bis hin zur Bewusstlosigkeit.
Anstrengung, Aufregung und hohe Außentemperaturen verschlimmern die Symptome. MagenDarm-Probleme können ebenfalls häufig bestehen. Tückisch ist hierbei, dass im jungen Alter oft
noch keine oder nur milde Symptome zu beobachten sind.
Diagnostik
Rasse, klinische Symptome und äußerliches Betrachten der Nasenlöcher lassen schon eine
Verdachtsdiagnose zu. Eine Kehlkopfspiegelung (Laryngoskopie, in Narkose) und eine
röntgenologische Untersuchung der Luftröhre sichern die Diagnose und lassen den Schweregrad der
Missbildungen erkennen.
Therapie
Die Verlegung der oberen Atemwege muss behoben, und alle Faktoren abgestellt werden, welche
die klinischen Symptome verschlimmern (Anstrengung, Aufregung, Hitzestau). Mittel der Wahl ist
die chirurgische Korrektur der anatomischen Veränderungen. Je nach Art der Missbildung sind eine
Erweiterung der Nasenlöcher und/oder eine Entfernung der überstehenden Teile des weichen
Gaumens oder der ausgestülpten Kehlkopftaschen notwendig.
Die Korrektur der verengten Nasenöffnungen ist ein einfaches Verfahren und bewirkt oft eine
überraschend gute Verbesserung der Symptome. Verengungen der Atemwege sollten so früh wie
möglich behoben werden. Um das Auftreten gravierender klinischer Symptome zu vermeiden, ist
ein Eingriff bereits im Welpenalter ratsam.
Tiere mit akuter Atemnot müssen sofort notfallmedizinisch behandelt werden! In manchen Fällen
ist eine sofortige Tracheostomie (Luftröhrenschnitt) erforderlich, um das Tier vor dem
Erstickungstod zu retten!
Auf Magen-Darm-Erkrankungen und eine strikte Gewichtskontrolle ist bei brachyzephalen Tieren
zu achten.
Prognose
Die Prognose ist abhängig vom Grad der Missbildungen, dem Zeitpunkt der Diagnose und den
chirurgischen Therapiemöglichkeiten. Werden die Ursachen nicht behoben, kommt es zu einer
zunehmenden Verschlimmerung der Symptome. Wurden die Defekte jedoch frühzeitig korrigiert,
haben die meisten Tiere eine gute Prognose.
Bei einem Kehlkopfkollaps ist die Prognose ungünstig; eine Hypoplasie der Luftröhre lässt sich
nicht operieren.