17. und 18. Juli 2015

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17. und 18. Juli 2015
Goethe Universität, Campus Westend, Raum 1.411 und Künstlerhaus Mousonturm
VERANSTALTUNGSPROGRAMM
freitag 17 juli 2015
Dramaturgien der Überwachung in Theater und Performance
samstag 18 juli 2015 Grundrechte und Überwachungsstaat
Campus Westend IG-Farben-Haus (Norbert-Wollheim-Platz 1, Raum 1.411)
Künstlerhaus Mousonturm (Waldschmidtstraße 4)
10 00 Eröffnung (Markus Wessendorf)
10 30 Panel 1
Vorträge studentischer Teilnehmer*innen des Seminars zu „Theatre and Performance ‚Post-9/11’:
From the ‚War on Terror’ to Edward Snowden and the NSA“ (Lisa-Marie Radtke, Lenja Busch, u.a.)
11 30 Kaffeepause
12 00 Panel 2
Vorträge studentischer Teilnehmer*innen des Seminars zu „Theatre and Performance ‚Post-9/11’:
From the ‚War on Terror’ to Edward Snowden and the NSA“ (Teresa Bernauer, Melanie Hirner,
Stella Karaca, u.a.)
13 00 Mittagessen
Künstlerhaus Mousonturm (Waldschmidtstraße 4)
15 00 Vortrag 1
James Harding: „Of Sheep, Shepherds and Surveillance: DeFrocking the Cultures of Surveillance.“
Die jüdisch-christlichen Traditionen westlicher Gesellschaften begünstigen nicht nur die
Ausweitung des Überwachungsstaates sondern verleihen ironischerweise auch den neueren
Überwachungswissenschaften in wesentlichen Punkten Legitimität und Autorität. Die kritische
Auseinandersetzung mit der Überwachung sollte sich deshalb deutlich von diesen Traditionen
absetzen. Erst dann wäre eine ernstzunehmende Kritik an der Bedrohung, die von der zunehmenden Vormachtstellung der Überwachungstechnologien ausgeht, überhaupt möglich.
(Vortrag in englischer Sprache)
09 00 Dialog
Daniel Wetzel, Konstantin Küspert, Jan Christoph Gockel, und studentische Teilnehmer*innen
an den „Devised Theatre“-Projekten: „Werkstattgespräch zu szenischen Arbeiten über Stasi,
NSA und Edward Snowden“ (Moderation: Nikolaus Müller-Schöll)
10 30 Kaffeepause
11 00 Vortrag 2
Antonia Birnbaum: „In & Out“
Die Attentate auf die Journalisten von Charlie-Hebdo und auf den jüdischen Supermarkt werden in Frankreich als Ereignis oder Wendepunkt stilisiert. Sieht man auf die Folgen, so scheint
es sich eher um eine gravierende Weiterführung einer bestimmten Politik zu handeln. Die Ablehnung der Attentate wurde unmittelbar in einen Konsens über die vermeintlich herrschende
Presse- und Meinungsfreiheit umgebogen. Dies führte zu einer Demonstration, auf der sowohl
„Je suis Charlie“ wie „J’aime la police“ gerufen wurde. Der mit dieser Freiheit verknüpfte Laïzismus ist inzwischen nicht mehr eine Trennung von Staat und Religion, er wird dem Individuum
aufgebürdet als Konformitätszwang mit den “freiheitlichen“ Werten und ihrem „Verteidiger“:
dem Staat. Im folgenden möchte ich nochmals Foucaults Analyse der Räumlichkeit aufgreifen,
die die Vernunft von ihren Rändern aus zu verstehen versucht, also von den Elementen aus,
welche die Vernunft aus sich selbst ausgeschlossen hat, um sie in ein Außen zu überführen. Anhand dieser Analyse möchte ich fragen, welches Außen diese aktuelle Verteidigung der Werte
produziert.
12 00 Mittagessen
13 00 Vortrag 3
Gerhart Baum: „Weltüberwachungsstaat und Überwachungskapitalismus? Wie bewahren wir
die Menschenwürde gegenüber den Gefahren des Internets?“
16 30 Aufführung
Studentische „Devised Theatre“-Projekte der Gruppen Leave Blank und Brain Watch
zum Thema „Überwachung“
Es ist keine offene Frage, was der 11. September bewirkt hat. Wir sind auf dem Weg in einen
Weltüberwachungsstaat. Viele der vor allem von den Vereinigten Staaten eingeleiteten Maßnahmen leisten keinen wirksamen Beitrag zur Bekämpfung des Terrorismus, sondern beschädigen unsere Grundrechte und Werte, ohne dass wir die langfristigen Folgen überblicken. Es
muss weltweit ein Weg gefunden werden, die großen Vorteile des digitalen Zeitalters zu nutzen, ohne die freiheitliche Substanz unserer Gesellschaft zu gefährden. Europa kommt bei der
Gestaltung eines neuen internationalen Gesellschaftsvertrages besondere Verantwortung zu.
18 00 Abendessen
14 00 Ausklang
16 00 Kaffeepause
20 00 Aufführung
„Ich bereue nichts“ (Staatstheater Karlsruhe)
Ein NSA-Projekt von Jan-Christoph Gockel, Thomas Halle & Konstantin Küspert
symposium
17. und 18. Juli 2015
Dem Thema des Symposiums liegt die Einsicht zugrunde, dass sich die lange Geschichte der sicherheits- und machtpolitisch motivierten Überwachung stets auch in
Theater und Drama niedergeschlagen hat (von Shakespeares „Hamlet“ zu Schillers
„Don Karlos“ zu Brechts „Leben des Galileo“). Man könnte umgekehrt allerdings
auch formulieren, dass traditionelle Formen der Überwachung insofern selbst als
theatral gelten können, als sie Zuschauerschaft implizieren und die überwachten
Subjekte, häufig ohne deren Wissen, als Performer behandeln. Was neu ist an den
von Edward Snowden aufgedeckten Praktiken der amerikanischen National Security Agency (NSA) ist nicht der zugrundeliegende Impuls zur totalen Überwachung
jeglicher Kommunikation sondern die historisch erstmalige technische Umsetzbarkeit dieses Impulses, zumindest im Hinblick auf globale digitale Kommunikation. Zu
fragen wäre nicht nur, welche Folgen das von der NSA repräsentierte gegenwärtige
Überwachungsdispositiv langfristig für den öffentlichen Raum, die politische Gewaltenteilung, und internationale Beziehungen einerseits, sowie für die Privatsphäre,
die Ausübung freier Meinungsäußerung, und die Verfasstheit des Subjekts selbst
andererseits haben wird, sondern auch, wie Theater und Performance diese Entwicklungen nicht nur in den Blick bekommen sondern sich ihnen gegenüber auch kritisch positionieren können. Dies ist angesichts der Pariser Anschläge vom 7. Januar
dieses Jahres noch von zusätzlicher Dringlichkeit.
Leitung: Prof. Dr. Markus Wessendorf, Friedrich-Hölderlin-Gastprofessor für Allgemeine und Vergleichende Dramaturgie
(Sommersemester 2015), Goethe-Universität.
Eine Kooperation der Theaterwissenschaft am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität
mit dem Künstlerhaus Mousonturm und dem Staatstheater Karlsruhe.
Gefördert vom DAAD aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) sowie durch das International Office der Goethe-Universität, die Hessische Theaterakademie und das Staatstheater Karlsruhe.
dramaturgien
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chung: edward snowden der
sicherheits
staat und das
theater
Campus Westend Goethe-Universität und
Künstlerhaus Mousonturm
James Harding (University of Maryland); Antonia Birnbaum (Université de Paris 8);
Gerhart Baum (Bundesminister des Innern a. D.); Daniel Wetzel (Rimini Protokoll);
Konstantin Küspert (Dramaturg) und Jan-Christoph Gockel (Regisseur);
Thorsten Thiel (Goethe-Universität); Nikolaus Müller-Schöll (Goethe-Universität);
Markus Wessendorf (University of Hawaii) und studentische Teilnehmer*innen