„Man googelt Europa und sieht Lachen, man reflektiert und hört die Schreie“ Schüler der Beruflichen Oberschule eröffnen die Präsentation des „Wertebündnis Bayern“ im Bayerischen Landtag „In der Jugend steckt so viel Gutes, man muss es nur hervorholen“ - so äußerte sich Landtagspräsidentin Barbara Stamm bei der Eröffnungsrede zur Präsentation des Wertebündnis Bayern im Bayerischen Landtag. Seit 2010 arbeiten bayerische Vereine, Verbände, Stiftungen und Organisationen zusammen, um mit Kindern und Jugendlichen über wichtige Werte zu sprechen und ihr Wertebewusstsein zu fördern. Ganz nach dem Motto „gemeinsam stark für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene“. Dabei setzen sich Schülerinnen und Schüler in sieben unterschiedlichen Projekten damit auseinander, was Werte konkret für sie bedeuten. Im Mittelpunkt der Präsentation stand das Projekt „MehrWert Demokratie“: Bei gemeinsamen Fahrten ins Schullandheim nehmen die Kinder und Jugendlichen an Workshops teil, die zum reflektierten Umgang mit Demokratie führen sollen. In einem dieser Workshops entstand auch ein kritisch-kreativer Poetry Slam, den Marie Klein und Daniel Hirschmann von der Beruflichen Oberschule Amberg bei der Eröffnung der Landtagspräsentation vor begeistertem Publikum vortrugen. Am Ende des vergangenen Schuljahres, während ihres Schullandheimaufenthalts in Gleißenberg, hatten diese beiden Schüler gemeinsam mit ihren Klassen und der bekannten Slamerin, Franziska Holzheimer, jenen Poetry Slam über die Demokratie und Europa geschrieben. Im Anschluss daran präsentierte die Schülergruppe aus Amberg, die sich aus Linda Kneißl, Marie Klein, Tessa Georgiadis, Daniela Prechtl, Daniel Hirschmann und Stefan Jendretzke zusammensetzte, ihr Projekt mit dem Schwerpunkt „Partizipation und Europa“, das im letzten Schuljahr im Schullandheim Gleißenberg durchgeführt wurde. Vor sehr interessiertem Publikum aus Mitgliedern anderer Projektgruppen und Abgeordneten des Bayerischen Landtages erläuterten sie die wichtigsten Punkte ihres Vorhabens: spielerische Einübung demokratischen Verhaltens, Erkennen der Bedeutung Europas für den Einzelnen, den Frieden und für den Alltag, Ausdrücken der mit Europa verbundenen Emotionen im Rahmen eines Poetry-Slam- bzw. Theater-Workshops, das Hineinschlüpfen in die Rolle eines EUAbgeordneten mit anschließender Diskussion und vor allem der Besuch einer ehemaligen deutsch-tschechischen Grenzanlage sowie eines deutsch-tschechischen Unternehmens. Politik in Europa beginnt – so ein Ergebnis des Projektes – ganz unten: beim einzelnen Bürger. Jeder einzelne von uns ist ein kleiner Baustein dieses großen Konstrukts und muss zu seinem Gelingen beitragen. Gleichzeitig ist Europa mittlerweile ein wesentlicher Bestandteil unseres Alltags geworden und nicht mehr wegzudenken. Selbst wenn man nicht immer alle Entscheidungen nachvollziehen kann. Aber gerade von der Auseinandersetzung mit der Demokratie und mit Europa lebt unsere heutige Gesellschaft. Europas Europa ist mitten unter uns, mehr denn je. (Unter http://www.youtube.com/watch?v=Im3VXIjIEZY ist ein Filmbeitrag zur Präsentation im Bayerischen Landtag zu finden) Auszug aus dem kreativen europakritschen Poetry Slam der Klassen FW11b und FS11b (Schuljahr 2011/2012): (...) „Ein Kontinent mit Meer und Berg, innen wie eine Blume blühend. Wie ein Vulkan, zerstörerisch, doch mit viel Energie. Mit Freude und Lachen alles bereinigen? Doch können wir uns einigen? Um nicht nur das Schlechte zu sehen – denn es muss ja weiter gehen – braucht man viel positive Energie. Kapitalismus hat uns zu dem gemacht was wir sind. Fernseher tragen wir auf unseren Schultern als Last und Kette, die uns am Boden kriechend schleifen lässt. Anziehsachen im Überfluss. Nein, der Schrank ist leer. Aber es wird sich dennoch niemand beklagen. Wieso auch, passt doch jedem der Kragen. So eng, dass er die Luft abschnürt. Doch Besitz ist keine Last und moralische Werte hat man ja dann doch noch genug. Denn ein Griff nach oben ist gleichzeitig ein Tritt nach unten. Europa, ja ja, Europa, Kontinent der fehlfunktionierenden Architektur. Kontinent des Materiellen und der Herrschaft des Dämonen Geld. Die Währung, der Euro, das Spielgeld. Es wird gepokert wie im Casino. Feine Anzüge, gutes Aussehen. Schulden werden mit Schulden bezahlt. Wir lügen und wir gieren, wir neiden, hassen, lieben, töten, beschweren uns über Dinge aus Gründen, die wir nicht kennen. Natürlich glaubst Du mir nicht, ich bin ja nicht Dein Fernseher. Mehr Raketen, mehr Macht, weniger Politik wagen, mehr, mehr, immer mehr, bis nichts mehr geht. Doch zurück zur Demokratie. Demokratie und Bäume haben eine wichtige Gemeinsamkeit. Der Euro und ein zerbröselnder Kern sind sich zum Verwechseln ähnlich. Ein Puzzle das wächst, sich verändert, wird bunter und bunter je größer es wird. Was, wenn ein Teil verloren geht? So wird das Puzzle gehütet von menschlichen Mächten. Doch ist menschliche Macht bereit dazu? Sie versucht ihr Bestes. Doch ist es genug, das Beste zu versuchen? Schon ein fehlendes Stück kann lebenswichtig sein, genau wie viele weitere Stücke noch mehr Verwirrung stiften würden. Ein weiteres wichtiges Stück ist die Flagge der EU. Sie hat wie das Meer eine schöne blaue Farbe. 12 Sterne formen einen Kreis im blauen Meer. Ein Kreis als würde man sich an den Händen halten. Ein Kreis der den Zusammenhalt untereinander symbolisiert. Nur ist genau dieses Bild von der EU nur schön gefaselt? Ist nicht eigentlich alles von der EU nur schön gefaselt? Alles wird inszeniert, genauso wie wenn Leute im Internet besser aussehen als in der Realität. Photoshop für alles! Gäbe es ein Programm für eine leichtere Politik, so wäre das der Verkaufsschlager in allen Parlamenten Europas. Man googelt Europa und sieht Lachen, man reflektiert und hört die Schreie. Du Wicht! Natürlich glaubst Du mir nicht! Ich bin ja nur Dein Fernseher!“
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