Bürgermeister Wolfgang Metzner in Vertretung von

Bürgermeister Wolfgang Metzner in Vertretung von Oberbürgermeister
Andreas Starke zur Weihnachtsfeier am Ehrenfriedhof am Donnerstag,
24. Dezember 2015, um 16.30 Uhr
Sperrfrist: 24.12.2015 – Ende der Rede
– Es gilt das gesprochene Wort –
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
ich begrüße Sie alle im Namen der Stadt Bamberg sehr herzlich zur
traditionellen Weihnachtsfeier hier auf dem Ehrenfriedhof. Herzliche Grüße
überbringe ich Ihnen auch von Oberbürgermeister Andreas Starke und
Bürgermeister Dr. Christian Lange.
Danke, dass Sie so zahlreich gekommen sind. Gemeinsam stimmen wir uns,
unterstützt von der Stadtkapelle Bamberg und dem Bamberger
Oratorienchor, auf die kommenden Weihnachtsfeiertage ein. Mein Dank gilt
allen, die diese schöne und stimmungsvolle Weihnachtsfeier begleiten und
mit vorbereitet haben. Herzlichen Dank dafür.
Die Weihnachtsfeier hier am Ehrenfriedhof hat eine lange Tradition. Aus allen
Stadtteilen und auch aus dem Landkreis sind Sie heute wieder
zusammengekommen, um gemeinsam miteinander den Heiligen Abend
einzuläuten. Gemeinsam wollen wir innehalten nach den Tagen der
Betriebsamkeit und des oft hektischen Vorbereitens.
Für viele Menschen ist die Advents- und Weihnachtszeit der Inbegriff von
Sehnsucht. Sehnsucht nach Frieden. Sehnsucht nach Harmonie. Sehnsucht
nach Mitmenschlichkeit. Sehnsucht nach Zeit, die miteinander geteilt oder
verschenkt wird.
Christen in aller Welt verbinden diese Sehnsucht mit der Geburt Jesu Christi,
der als Hoffnungsbringer in die Welt gekommen ist. In allen Kirchen, nicht nur
hier in Bamberg, wird dazu heute die Weihnachtsgeschichte aus dem LukasEvangelium gelesen, in der es heißt: „Fürchtet Euch nicht! Siehe ich
verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird“.
Unabhängig nun davon, ob man ein gläubiger Mensch ist oder nicht, ob man
christlich, jüdisch oder muslimisch geprägt ist: Tröstende, aufmunternde
Wort, die Ankündigung einer froh machenden Botschaft für die ganze Welt –
das hört jede und jeder von uns gerne.
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Und leider ist es in der Tat so, dass wir Zuversicht und Hoffnung heute mehr
denn je brauchen: Wo wir hinschauen herrschen Krieg und Terror. Die
Medien berichten tagtäglich davon, dass Millionen Menschen vor dieser
Gewalt auf der Flucht sind. Auch Naturkatastrophen und die
Klimaveränderung führen dazu, dass immer mehr Menschen Hunger und
Durst leiden müssen und deshalb ihre Heimat verlassen. Auch diese
Menschen haben Sehnsucht. Sehnsucht nach Sicherheit für Leib und Leben.
Sehnsucht nach einem Dach über dem Kopf. Sehnsucht nach einer warmen
Mahlzeit. Sehnsucht nach einer Zukunft für sich und ihre Kinder.
Maria und Josef waren mit dem neugeborenen Jesus selbst auch auf der
Flucht vor den Soldaten des Herodes. Sie flohen über die Grenze nach
Ägypten und brachten sich dort vor der Verfolgung in Sicherheit. Sie taten
genau das, was hunderttausende Flüchtlinge derzeit auch tun: Sie fliehen –
alleine oder mit ihrer Familie – in ein sicheres Land und hoffen so, Krieg,
Folter oder Verfolgung, Hunger oder anderem Leid zu entgehen.
Ich glaube niemand von uns kann und mag sich vorstellen, welch anderen
Verlauf die Weihnachtsgeschichte genommen hätte, wenn Maria und Josef
auf geschlossene Grenzen und Zäune gestoßen wären…
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
die Stadt Bamberg versteht es als ihre humanitäre Pflicht, Menschen, die auf
der Flucht sind, mit einer trockenen und warmen Bleibe zu helfen. Unser
Grundgesetz, auf das unser Land seit seiner Verabschiedung am 23. Mai
1949 zu Recht stolz sein kann, beinhaltet eben auch den Artikel 16a zum
Asylrecht. Ich persönlich bin froh und dankbar, in einem Land zu leben, das
Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen, integriert und nicht
ausgrenzt. Ich bin froh und dankbar, dass sozial Schwache und Bedürftige,
Kinder und Jugendliche ohne Eltern sowie Flüchtlinge, die aus
Kriegsgebieten zu uns kommen und Furchtbares erlebt haben, in unserem
Land eine Chance bekommen.
Unmenschliche Regime und Diktaturen gibt es genug auf dieser Welt. Seien
wir froh und dankbar, dass in unserem Land jeder einzelne zählt und wichtig
ist. Seien wir dankbar, dass sich in unserem Land so viele Mitmenschen für
andere engagieren. Als Bürgermeister bin ich stolz darauf, wie viele
Bambergerinnen und Bamberger sich in unserer Stadt ehrenamtlich
engagieren. Nicht nur für Flüchtlinge, sondern allgemein: sozial, kirchlich, in
Sport und Kultur. Unsere Gesellschaft wäre ohne dieses hohe Engagement
so vieler ungleich ärmer. Die große Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge aktuell
und das seit Jahrzehnten gezeigte gesamtgesellschaftliche Engagement ist
die beste Werbung, die von Bamberg ausgehen kann. Bamberg steht für
Mitmenschlichkeit und Humanität.
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Herzlichen Dank allen, die sich gemeinsam für dieses vorbildliche
Miteinander in unserer Stadt einsetzen.
Danke auch für die gute Solidarität und den Zusammenhalt innerhalb der
christlichen Kirchen und gemeinsam mit der israelitischen Kultusgemeinde
und unseren muslimischen Freunden. Der interreligiöse Dialog und die
gemeinsamen Feiern und Gebete unter anderem im Zelt der Religionen auf
dem Markusplatz sind ein sichtbares Zeichen für den gegenseitigen Respekt
und das gelebte Miteinander. Das friedliche Zusammenleben von Menschen
aus vielen verschiedenen Nationen und mit unterschiedlichsten religiösen
Prägungen ist ein Schatz, den wir auch in Zukunft hüten und gemeinsam
pflegen wollen. Gerade angesichts des weltweiten Terrors, der nicht selten
religiöse Gründe vorschiebt. Terror hat nichts mit Glauben zu tun. Religionen
kennen keinen Terror!
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
Weihnachten ist wie kaum eine andere Zeit im Jahr mit ganz persönlichen
Erinnerungen verbunden.
Bei mir sind es die Bilder, wie ich als Kind und Jugendlicher im Domchor
während der Mitternachtsmette gesungen habe. Zum Ende, früh um halb
zwei, gingen dann alle Lichter aus. Nur die zwei Christbäume am Altar
spendeten Licht, während wir leise „Stille Nacht“ sangen. Wunderschön war
das.
Eine besondere Atmosphäre waren auch die Auftritte mit dem Posaunenchor
der Musikschule auf dem Weihnachtsmarkt bei klirrender Kälte. Die
gespannten Gesichter der Zuhörer. Die anderen Kinder, die uns mit großen
Augen ansahen. Der ganze Trubel auf dem Weihnachtsmarkt. Wer bei all der
Ablenkung nicht aufpasste und sein Mundstück rechtzeitig wärmte, brachte
anschließend kaum einen richtigen Ton bei seinem Einsatz heraus.
Und am allerschönsten war natürlich der Heilige Abend. Wir Kinder mussten
nach dem leckeren Abendessen, das Mama wieder gezaubert hatte, im
Esszimmer warten, bis Papa das Glöckchen läutete und wir erst dann im
Wohnzimmer den Christbaum sehen durften. Und natürlich lockte es uns, die
Geschenke auszupacken, die darunter lagen, und anschließend gemeinsam
die selbst gebackenen Plätzchen zu vertilgen.
Friede, Harmonie, gemeinsame Zeit – all das wünschen sich die Menschen
am allermeisten zu Weihnachten, wie aktuelle Umfragen immer wieder
bestätigen. Es sind nicht die teuren Geschenke und perfekt zelebrierten
Mehr-Gänge-Menüs, an die wir uns Jahre später erinnern werden. Es sind
die heimeligen Momente im Kreise lieber Menschen, die vertrauten Rituale
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und lieb gewonnenen Traditionen, die wir am meisten mit Weihnachten
verbinden.
Sehr treffend hat die Lyrikerin Roswitha Bloch dieses „Weihnachts-Gefühl“
mit folgenden formuliert:
„In der Geborgenheit der Familie Weihnachten zu feiern, ist in der heutigen
Zeit das wohl schönste aller Geschenke.“
Und ein anderes Mal formulierte die Lyrikerin – ebenfalls passend und sehr
aktuell:
„Durch ein Fenster schauen und den Frieden sehen – dann wäre
Weihnachten wirklich wunderschön.“
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien nun genau diese so schön
beschriebene Weihnachtsfeier voller Geborgenheit und Fröhlichkeit – und
uns – und allen Menschen – Frieden auf Erden.
Kommen Sie gut durch die Weihnachtsfeiertage und gesund und munter ins
neue Jahr 2016.