16. Juni 2015 Seite: 18 Autor: Roland Wyss-Aerni Alimenta 3001 Bern tel. 031 340 30 30 www.alimentaonline.ch Auflage Reichweite Erscheint Fläche Wert Eine Hochpreisinsel 2'720 n. a. 14-tgl 80'367 4'700 - so what? Ex. Leser mm2 CHF Die Hochpreisinsel bleibt ein Thema. Sollen Markenhersteller transparenter über ihre hohen Schweizer Kosten informieren? Darüber war man sich am «Tag der Marke» von Promarca uneinig. WYSS-AERNI. Silvio Borner, der streitbare Basler Ökonomieprofessor, war der heimliche Star des diesjährigen «Tages der Marke» von Promarca, dem Verband der Markenartikelhersteller. Seine Attacken gegen die Grossverteiler, gegen übereifrige Politiker, gegen Bauern und Konsumentenschützer ernteten unter den Teilnehmern beifälliges Gemurmel und Gelächter. Borner kritisierte aber nicht nur Abwesende, sondern legte sich auch mit Reto Corazza, dem Präsidenten der Wettbewerbskommission (Weko), an. Dieser hatte vor ihm referiert und die Markenartikelhersteller gewarnt, dass «inakzeptable Preisdifferenzierungen» sprich zu grosse Preisunterschiede zwischen der Schweiz und Deutschland oder Frankreich von den Konsumenten nicht verstanden würden. Letztlich führe dies dazu, dass von der Politik her noch mehr geregelt werde. Das könne nicht im Sinn der Unternehmen sein. Borner widersprach scharf: «Was heisst denn <inakzeptabel>? Wenn mir als Konsument ein Preis nicht passt, dann kaufe ich das Produkt halt nicht.» Alternativen gebe es immer. Wenn man in der Schweiz die Agrarmärkte abschotten wolle, wenn man eine Lohninsel mit flankierenden Massnahmen wolle und eine Zinsinsel mit Negativzinsen, dann müsse man auch mit den Konsequenzen leben, nämlich mit der Hochpreisinsel. «Das Leiden an der Hochpreisinsel ist eine eingebildete Krankheit, und es verleitet zur wirtschaftspolitischen Falschbehandlung.» Man habe seit 1995 ein sehr gutes Kartellgesetz, aber es werde immer wieder versucht, dieses für politisch-opportunistische Interventionen zu missbrauchen. Die politischen Vorstösse von SP-Nationalrätin Priska Birrer-Heimo zum «Lieferzwang» zu ausländischen Preisen (bereits abgelehnt) und von FDP-Ständerat Hans Altherr zur «relativen Marktmacht» (noch hängig) seien gefährlich: weil so praktisch jede Marke zum Monopol ROLAND - - erklärt werden könne. Der Wettbewerb unter den Marken werde so negiert. Dass auch die Migros solche Vorstösse unterstütze, sei klar, weil sie «in den Genuss risikoloser Renten auf den Produkten der Markenhersteller» kommen wolle, sagte Borner. Hohe Preise in der Schweiz habe man beispielsweise auch, weil Coop und Migros zusammen ein «Kuschel-Duopol» bildeten, ohne formelle Abreden, aber mit gemeinsamem Ausweichen der Preiskonkurrenz, sagte Borner weiter. Und der um io bis 20 Prozent überbewertete Franken führe auch dazu, dass man als Schweizer jenseits der Grenze die Euro-Preise als umso tiefer wahrnehme, weil die eigene Kaufkraft grösser sei. Vertikale Preisabsprachen, die oft kritisiert würden, seien nur dann schädlich, wenn sie mit horizontalen Absprachen oder horizontalem Missbrauch von Marktmacht einhergingen, sagte Borner weiter. Normalerweise seien «verticals» notwendige Instrumente, um Preis- und Leistungsdifferenzierungen umzusetzen. Potenzielle Abnehmer seien nur dann bereit, in Regalplätze, Servicekapazitäten, Logistik, Werbung und anderes zu investieren, wenn sie sicher sein könnten, dass nicht nach erfolgreichem Markteintritt die lokale Konkurrenz unentgeltlich davon profitiere. Ohne vertikale Preisbindungen könne der Markt gar nicht erfolgreich bearbeitet werden. Wie transparent kommunizieren? In der Podiumsdiskussion äusserte sich Alexander Kühnen, Country Manager von Unilever Schweiz, kritisch zu den Rahmenbedingungen in der Schweiz. Noch vor ein paar Jahren habe er das Land als liberal und wirtschaftsfreundlich wahrgenommen, inzwischen habe es politische Vorstösse gegeben, allen voran die Swissness-Vorlage, die vieles schwieriger machten. Die Kostenstruktur in der Schweiz sei bei Unilever ein ständiges Thema, es gebe vorerst keine Pläne, die Produktion aus der Schweiz zu verlagern, aber seine tel. 041 624 99 66 www.management-tools.ch Clipping-Nr. 2067006233 Clipping-Seite 1/3 16. Juni 2015 Seite: 18 Autor: Roland Wyss-Aerni Alimenta 3001 Bern tel. 031 340 30 30 www.alimentaonline.ch internationalen Kollegen im Konzern verstünden nicht, wie man in der Schweiz unter diesen Bedingungen produziere. Kühnen wehrte sich auch gegen die Annahme, dass bei importierten Gütern die Kosten nur im Ausland entstünden. Wegen höherer Löhne in Marketing und Vertrieb entstehe ein Grossteil der Kosten auch bei importierten Produkten in der Schweiz. Von diesen Zusammenhängen hätten auch die Politiker erstaunlich wenig Ahnung, sagte Kühnen. WekoPräsident Corazza meinte dazu, die Unternehmen müssten transparenter darüber informieren, welche Kosten entstünden. Etwas bissig fügte er hinzu: «Dann müsste man eben kommunizieren, dass Nivea viel Marketing ist, viel Dienstleistung, und dann noch ein wenig Crme.» Das brachte wiederum Silvio Borner in die Sätze: «Nein, man muss doch nicht mit den Kosten argumentieren und sich rechtfertigen. Entweder gibt es einen Markt oder nicht.» Erland Brügger, CEO von Rivella, sagte, dass er den Kontakt zu Politikern suche und dabei als Chef einer urschweizerischen Marke vielleicht einen Vorteil habe. Öffentlich über Auflage Reichweite Erscheint Fläche Wert 2'720 n. a. 14-tgl 80'367 4'700 Ex. Leser mm2 CHF Kosten zu diskutieren, könne aber tatsächlich heikel sein. Viele Konsumenten seien an Markenprodukten zwar interessiert, die Werbung dafür wollten sie aber nicht bezahlen. Unilever-Mann Kühnen übte vorsichtige Kritik an Coop und Migros, die mutmasslich deutlich höhere Margen einstrichen als der Detailhandel im Ausland. Dabei wurde er kräftig unterstützt von Borner. Rivella-Chef Brügger relativierte: In Dänemark etwa seien die Preise ähnlieh hoch wie in der Schweiz, weil der Markt klein sei. Die Schweizer Detailhändler hätten letztlich mit ähnlichen Problemen und Kosten zu kämpfen wie die Hersteller auch. Nicht zuletzt, so fand Borner, sei ein Grund für die heutige Situation eine Art allgemein akzeptierter «nationalpolitischer, ideologischer Protektionismus». Im Fernsehen werde mit staatlichen Geldern Werbung für Schweizer Fleisch und für Schweizer Zucker gemacht. Das sei der «grösstmögliche Blödsinn», den man sich leisten könne. rojand.wyssarubmedia.ch tel. 041 624 99 66 www.management-tools.ch Clipping-Nr. 2067006233 Clipping-Seite 2/3 16. Juni 2015 Seite: 18 Autor: Roland Wyss-Aerni Alimenta 3001 Bern tel. 031 340 30 30 www.alimentaonline.ch Auflage Reichweite Erscheint Fläche Wert Umsatzsteigerung dank Export Die im Verband Promarca organisierten Markenartikelhersteller erzielten 2014 inklusive Export einen Umsatz von knapp 13 Milliarden Franken, was eine leichte Steigerung von 0,67 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Ohne Export sank der Umsatz leicht um 0,47 Prozent. Insgesamt boten die PromarcaMitglieder 19 700 Vollzeitstellen. Nespresso ist die stärkste Schweizer Marke Am Tag der Marke in Bern wurde erstmals die «Promarca Brand of the year 2015», die erfolgreichste Marke» gekürt. Anhand einer repräsentativen Umfrage und einer Medienanalyse mit den Kriterien «Dynamik der Marke» und «Vertrauen in die Marke» wurden im Rahmen der brand predictor-Studie der Werbeagentur Havas insgesamt 540 Marken aus 20 Nationen abgefragt. Davon gehörten 127 Marken Mitgliedfirmen von Pro- marca. Nespresso gewann die Ausmarchung mit Abstand, auf den weiteren Plätzen folgen Lindt, Zweifel, Cailler, Emmi, Caffü Latte, Ricola, Thomy, Toblerone und Rivella. www.brand p-reaictor.cn/ ' 2'720 n. a. 14-tgl 80'367 4'700 Ex. Leser mm2 CHF Rot de chertö, et Mors? Eliot de cherte reste d'actualite. Les fabricants de marques doivent-ils etre plus transparents sur leurs coüts en Suisse? A la «Journee de la marque» de Promarca, les avis etaient partages. Silvio Borner, professeur d'economie controverse, fut la star surprise de la «Journee de la marque» 2015 organisee par Promarca, Union suisse de l'article de marque. Ses attaques contre les Brands distributeurs, les politiciens trop empresses, les agriculteurs et les defenseurs des consommateurs n'ont pas manque d'agiter l'assistance. Avant lvi, le president de la Commission de la concurrence (COMCO) avait denunce les «differentes de prix inacceptables» entre la Suisse et les pays voisins. Pour Silvio Borner, l'arglment nest pas recevable: il y a toujours des alternatives. «Si un prix ne me convient pas, je n'achete simplement pas le prodult». Quand an veut, en Suisse, proteger ies marches agricoles et crcer un Hot de salaires eleves ou d'interets negatifs, il faut 'etre pret a vivre avec les consequences de cc choix. Supprimer la concurrence entre les marques et faire de chacune d'entre elles un monopole est une voie hasardeuse a ne pas suivre. Et de noter encore que Tune des raisons de la cherte en Suisse reside aussi dans le «duopole amical» de Migros et Coop, qui s'arrangent pour eviter la concurrence au niveau des prix. Pour Reto Corazza, president de la COMCO, les entrcprises devraient informer de maniere plus transparente sur leurs coüts. Ei donc «communiquer que Nivea, c'est beaucoup de marketing et de service, et aussi un peu de creme». Silvio Borner est dun autre avis: «Il nest pas necessaire d'argumenter avec les coüts et de se justifier. Il y a un marche ou il n'y en a pas». La «Promarca Brand of the year 2015» a par ailleurs ete designee pour la premiere fois lors de la cette «Journee de la marque» a Berne. Sur la base dun sondage representatif et dune analyse des medias, 540 marques (dont 127 d'entreprises membres de Promarca) de 20 nations ont ete analysees dans le cadre de l'etude «brand predictor» de l'agence publicitaire Havas. En Suisse, Nespresso arrive clairement premiere, devant Lindt, Zweifel, Cailler, Emmi, Calfe Latte, Ricola, Thomy, Toblerone et Rivella. rw tel. 041 624 99 66 www.management-tools.ch Clipping-Nr. 2067006233 Clipping-Seite 3/3
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