Prävention und Hilfe für Kinder aus Familien mit

Prävention und Hilfe für Kinder aus
Familien mit einer Suchtbelastung
Fachtag des Netzwerkes präventives Hilfesystem im
Erzgebirgskreis
Referentin: Susann Bunzel, Fachstelle für
Suchtprävention im Direktionsbezirk Chemnitz
„Alles total geheim“
Familie und Sucht - Fakten
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ca. 2,7 Mio Kinder leben in einer Familie mit
mindestens einem suchtkranken Elternteil
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fast jedes 6. Kind kommt aus einer Suchtfamilie, die
meisten davon sind von einer elterlichen
Alkoholstörung betroffen
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40.000-60.000 Kinder leben in einer Familie, in
welcher Missbrauch oder Abhängigkeit von illegalen
Drogen vorliegt und/oder subsituiert wird
„Alles total geheim“
Familie und Sucht - Fakten
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Zahl der Kinder von medikamentenabhängigen oder
essgestörten Elternteilen ist unbekannt
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mehr als 140.000 Kinder sind allein im Freistaat
Sachsen betroffen
„Alles total geheim“
Familie und Sucht - Fakten
Kinder suchtkranker Eltern stellen die größte
bekannte Sucht-Risikogruppe dar:
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6fach-erhöhtes Risiko, als Erwachsene selbst
suchtkrank zu werden
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etwa 1/3 wird im Erwachsenenalter alkohol-, drogenoder medikamentenabhängig
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1/3 entwickelt psychische / soziale Störungen; häufig
Depressionen, Ängste, psychosomatische Störungen,
nicht-stoffliche Abhängigkeiten,…
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tendenzielle Neigung, sich einen süchtigen Partner zu
suchen
„Alles total geheim“
Familie und Sucht - Fakten
Ursachen des erhöhten Risikos:
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Beeinträchtigung Erziehung und Entwicklung
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Modell-Lernen: Stress- und Konfliktbewältigung gelingt
mit Alkohol
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genetische Disposition (vor allem bei Jungen)
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Alkohol während der Schwangerschaft ist die
häufigste Ursache nicht-genetisch bedingter
Entwicklungsverzögerungen
„Alles total geheim“
Familie und Sucht – „Die Suchtfamilie“
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Veränderungen bei einzelnen
bzw. Einflüsse von außen
haben Auswirkungen auf die
gesamte Familie
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Dauerbelastung für die ganze
Familie
nichtbetroffene
Familienmitglieder passen
sich der Krankheit an
„Alles total geheim“
Familie und Sucht - Kinder
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für Kinder stellt die familiäre Situation häufig eine
noch größere Belastung dar, da ihnen entsprechende
Bewältigungsmechanismen noch fehlen
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bei jüngeren Kindern kommen noch fehlende
Verbalisierungsmöglichkeiten erschwerend hinzu
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wichtigste familieninterne Aufgabe der Kinder: „Hüte
unser Familiengeheimnis!“
„Alles total geheim“
Familie und Sucht - Familiengeheimnis
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„Rede nicht!“
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„Vertraue nicht!“
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„Fühle nicht!“
„Alles total geheim“
Familie und Sucht - Auswirkungen
betroffene Kinder erleben häufig…
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Disharmonie im Familienleben
Unzuverlässigkeit und unberechenbares Verhalten
der Eltern
unklare Regeln und Strukturen
gebrochene Versprechen
mehr Streit, extreme Stimmungsschwankungen
„Alles total geheim“
Familie und Sucht - Auswirkungen
betroffene Kinder erleben häufig…
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Loyalitätskonflikte zwischen den Elternteilen
Trennungsszenarien in der Familie
Ängste und Sorgen um die Gesundheit und das
Leben der Eltern
Scham- und Schuldgefühle
soziale Isolation
„Alles total geheim“
Familie und Sucht – Gefühle der Kinder
betroffene Kinder fühlen häufig…
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Angst um, aber auch Angst vor dem betroffenen
Elternteil
Wechsel von Vorwürfen und Mitgefühl für den
suchtkranken Elternteil
Scham und Ekel angesichts der suchtbedingten
Entgleisungen
Loyalitätskonflikte
„Alles total geheim“
Familie und Sucht – Gefühle der Kinder
betroffene Kinder fühlen häufig…
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Schuldgefühle, die elterlichen und familiären
Probleme selbst verursacht zu haben
Wechsel von Liebe/Zuneigung einerseits und
Enttäuschung andererseits
Gefühl der eigenen Wertlosigkeit
Mangel an Freude bis hin zu kindlichen Formen von
Depression
„Alles total geheim“
Familie und Sucht
Wie stark ein Kind von der elterlichen Suchtproblematik
belastet ist, hängt von mehreren Faktoren ab:
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Alter des Kindes
in welcher Entwicklungsphase des Kindes der
betreffende Elternteil eine Abhängigkeit entwickelt
weitere Risikofaktoren wie etwa Depressionen,
kritische Lebensereignisse,…
Schutzfaktoren in der Person selbst sowie in der
Umwelt des Kindes
„Alles total geheim“
Familie und Sucht - Beispiel
Lisa ist fleißig. Nach der Schule räumt sie die Küche auf,
entsorgt die leeren Flaschen, leert die Aschenbecher
und lüftet die Wohnung. Dann bereitet sie das
Abendbrot für ihre beiden jüngeren Brüder vor. Lisa ist
zwölf Jahre alt. Ihre Mutter ist alkoholkrank.
„Alles total geheim“
Familie und Sucht – Rolle der Kinder
Kinder übernehmen unbewusst bestimmte Rollen zur
Aufrechterhaltung des Familiensystems und zur Sicherung
ihres eigenen Überlebens
der „Clown“
der „Held“
der „Sündenbock“
das „stille Kind“
(nach Martin Zobel)
häufig werden diese Rollen im Erwachsenenalter beibehalten
„Alles total geheim“
Familie und Sucht – „Clown“*
*Bildquelle: Homeier, Flaschenpost nach irgendwo
„Alles total geheim“
Familie und Sucht – „Held“
„Alles total geheim“
Familie und Sucht – „Sündenbock“
„Alles total geheim“
Familie und Sucht – „Stilles Kind“
„Alles total geheim“
Prävention
Was tun?
 mit
Eltern sprechen
 Kindeswohl im Blick
 Resilienz fördern
 für Kinder da sein
„Alles total geheim“
Ansprechen –
oder lieber
nicht?
„Alles total geheim“
Was tun?
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Leitgedanke: Eltern und Erzieher sind Partner
„Alles total geheim“
Was tun? - Fakten
Kontaktaufnahme zum Jugendamt – Hilfen zur Erziehung
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Eltern mit einer Suchtbelastung erfragen seltener Hilfen
besonders Kinder von Eltern mit unbehandelter
Suchtproblematik sind deutlich benachteiligt im Zugang zu
Hilfen
Kinder aus suchtbelasteten Familien sind im Durchschnitt
wesentlich älter, wenn sie erstmals Hilfe erhalten – oftmals
erst durch selbst eingeleiteten Kontakt zum ASD
Kita‘s und Schulen sind als Vermittler umso wichtiger!
„Alles total geheim“
Was tun? - Kindeswohl
Kindeswohl im Blick
…Erwachsene, die bei vorliegender Kindeswohlgefährdung
zugunsten der Kinder handeln
…gesetzlicher Schutzauftrag der Jugendhilfeeinrichtungen bei
Vernachlässigung, Misshandlung oder sexueller Gewalt
Klare + transparente Regeln:
„Alles total geheim“
Was tun? – rechtliche Aspekte
Empfehlung
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größtmögliche Transparenz
präventive Maßnahmen zur Transparenz (wie Vereinbarung
zum Alkoholkonsum)
Meldung beim Jugendamt gegenüber den Eltern transparent
halten (im Vorfeld, notfalls im Nachgang)
„Alles total geheim“
Was tun?
Suchtentwicklung
Risikofaktoren
Schutzfaktoren
Resilienz
Früh fördern statt später
draufzahlen
Langfristig
angelegt
So früh wie
möglich
Stark und gesund
in der Grundschule
Gesundheitsförderung
Gewalt- und Suchtvorbeugung
„Alles total geheim“
Familie und Sucht - Resilienz
Merkmale von resilienten Kindern (nach Zobel):
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INITIATIVE
schwierige Lebensumstände als
Herausforderung begreifen
EINSICHT
nicht sich selbst Schuld geben,
sondern der Sucht
HUMOR
zur Erleichterung
MORAL
eigenständiges Wertesystem
KREATIVITÄT
Talente nutzen und zeigen
UNABHÄNGIGKEIT
spezielles Hobby, Freundeskreis
und Gruppenaktivitäten
BEZIEHUNGSFÄHIGKEIT mindestens eine enge
Freundschaft, informelles Netzwerk
für Krisen
Kita bzw. Schule als Wohlfühlbereich
„Alles total geheim“
Gespräche mit Kindern
„Meine Mama hat gestern gebrochen und ist plötzlich
eingeschlafen. Da wusste ich gar nicht, was ich machen soll.“
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Keine falschen Versprechungen
Kritisieren Sie die Eltern nicht
Rat suchen – auch als Profi
Geben Sie dem Kind das Gefühl, dass es richtig war, bei
Ihnen Hilfe zu suchen
„Alles total geheim“
Gespräche mit Kindern
7 Dinge, die Kinder aus suchtbelasteten Familien wissen sollten:
Sucht ist eine Krankheit
1)
Du hast sie nicht verursacht!
2)
Du kannst sie nicht heilen!
3)
Du kannst sie nicht kontrollieren!
4)
Du kannst für dich selbst sorgen.
5)
Indem du mit Erwachsenen, denen du vertraust, über deine Gefühle
sprichst.
6)
Du kannst für dich gesunde Entscheidungen treffen.
7)
Du kannst stolz auf dich sein und dich selbst lieb haben.
„Alles total geheim“
Gespräche mit Kindern
Was wir brauchen
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Lebenskompetenz langfristig fördern
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Resilienzförderung
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Gruppen-/Einzelangebote für Kinder
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Angebote zur Elternunterstützung
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Schulungen für Fachkräfte Kita / SPFH…
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Enge Vernetzung Suchthilfe – ASD – frühe Hilfen –
SPFH – Kita – Schule
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Entwicklung passender Maßnahmen
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AUGEN AUF IM ALLTAG
Achtsamkeit
„Alles total geheim“
Vielen Dank!