10. Philosophischer Tag der Wilhelm-von-Oranien-Schule, Dillenburg Das Jubiläumsthema: „Heimat“ Was ist das – Heimat? Manchen erscheint der Begriff vielleicht schwülstig belastet. Bei näherem Hinsehen zeigt sich der Begriff aber in vielen spannenden Facetten. Einigen wenigen wollen wir gemeinsam am Philosophischen Tag für die Schüler in der Einführungsphase auf die Spur kommen. Nachfolgend werden die Gruppenangebote vorgestellt. Ein Hinweis: Die Informationen zum Ablauf und die Wahlzettel zur Einwahl in die Gruppen werden am Mittwoch, 20.01., in die Klassen gegeben. Gruppe 1: „Digitale Heimat“ Im Netz daheim – Heimat in der Hosentasche? Kurzbeschreibung: Maximilian, 16 Jahre alt, hat zwei Freundinnen. Die eine ist aus Fleisch und Blut. Die andere hat einen hochauflösenden Bildschirm und Maximilian trägt sie in der Hosentasche. „Natürlich darf ein Gerät keinen Menschen ersetzen“, sagt er, und doch kommt er oft nicht recht weg davon. Seine erste Freundin ist gerade nicht da. Seine zweite, so nennt er sein Smartphone, vibriert leise auf dem Schreibtisch. Maximilians Alltag wird vom Internet bestimmt. Im Schnitt schaut jeder Jugendliche alle sieben Minuten auf sein Smartphone. Mehr als die Hälfte der Smartphone-Nutzer sagen, dass sie das Smartphone auch im Bett nutzen – und ein Großteil sogar auf der Toilette. Das Smartphone ist Maximilians Lebensmittelpunkt, es ist sein Fotoalbum, Adressbuch, Musiksammlung, Einkaufskorb, Tageszeitung und Parkbank für eine erste Liebelei. Alles digital. Wenn er mit seiner Freundin zusammen ist, mit der aus Fleisch und Blut, legen beide das Handy weg. Sie versuchen es zumindest. „Manchmal ermahnen wir uns gegenseitig“, sagt Maximilian. „Ich bin schon abhängig von dem Teil.“ Er macht eine Pause. „Aber nicht süchtig.“ Noch eine Pause. „Geht das überhaupt?“ Seit einer Stunde hat er nicht auf sein Handy geschaut. Angekommene Nachrichten seitdem: drei bei WhatsApp, fünf bei Snapchat, sieben bei Facebook. Quelle: Jäger, Monica (22.09.2014): Ich bin abhängig, aber nicht süchtig. Gekürzt und abgeändert. Online abgerufen (letzter Zugriff: 08.01.2015) von: http://www.faz.net/aktuell/politik/denk-ich-an-deutschland-1/digitale-welt-ich-bin-abhaengig-aber-nicht-suechtig13164795-p2.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2 Der Begriff Heimat ist immer mit einer Beziehung von Mensch und Raum verknüpft, in dem Sozialisationserlebnisse stattfinden. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind heute permanent im digitalen Raum des Internet präsent und hiervon sozialisiert - nicht umsonst spricht man bei Maximilian von „digital natives“. Maximilian ist jedoch kein Einzelfall. Daher möchten wir mit Euch (selbst-)kritisch das Nutzerverhalten von Smartphone-Usern betrachten und uns über den Stellenwert sozialer Medien in der digitalisierten Gesellschaft austauschen. Um das Thema im Rahmen der Medienkompetenz ernst zu nehmen, ist der Name dieses Projekts auch Programm: Wir haben für den Tag ein professionelles mobiles Kameraset (mit Stativ, Richtmikrofonen, Tonangel und was sonst noch dazu gehört) von einem Fernsehstudio ausgeliehen und möchten gerne mit Euch einen Kurzfilm als Ergebnis produzieren. Euren Ideen sind dabei so gut wie keine Grenzen gesetzt. Wir freuen uns auf geistreiche Gespräche und einen spannenden Videodreh. Viele Grüße Stefan Riemer und Lisa Theile Gruppe 2: Sprache, Werte, Essen - Was macht Heimat aus? Viele sprechen von Heimat und jeder hat eine Vorstellung davon, was das ist. Aber hat jeder die gleiche Vorstellung? Meint der eine das, was der andere versteht, wenn er von Heimat spricht? In dieser Arbeitsgruppe wollen wir gemeinsam versuchen, uns darüber klarzuwerden, wie der Begriff „Heimat“ mit Inhalt gefüllt wird. Gehören die Menschen aus einer gemeinsamen Heimat irgendwie zusammen oder gibt es vielleicht mehr Trennendes als Verbindendes? Könnte ein Bayer in der Eifel erfolgreicher nach dem Weg fragen als ein Migrant? Wo fängt Heimat an – im Ort, dem Landkreis, dem Bundesland, der Nation? Oder sind wir Europäer? Haben diejenigen die gleiche Heimat, die die gleichen Werte teilen, unabhängig davon, woher sie kommen? Angeregt durch kurze Videosequenzen, Texte und Bilder soll versucht werden, sich diesen Fragen in Diskussionen zu widmen. Die Ergebnisse sollen auf Plakaten oder mittels selbst verfasster Texte gesichert werden. Ich freue mich auf Ihre Teilnahme! Alexander Wien Gruppe 3: „Kein Raum in der Herberge – Das Boot ist voll“ Weihnachten liegt noch gar nicht so lange zurück. Und vielleicht hat man den Wortlaut der bekannten Weihnachtsgeschichte noch im Ohr. Wenn beschrieben wird, wie Joseph mit der hochschwangeren Maria in Bethlehem auf der Suche nach einer Unterkunft ist und beide überall abgewiesen werden. Denn lapidar festgestellt, es war dort „kein Raum in der Herberge“. Ein biblisches Flüchtlingsdrama! Viele Bilder gibt es dazu. Heute erleben wir ganz aktuell ein ganz anderes Flüchtlingsdrama. Da handelt es sich nicht um ein einzelnes Ehepaar, sondern um hunderte und tausende von Menschen. Und hier klingt es vor Ort ganz ähnlich: „das Boot ist voll!“ Und auch hier finden sich viele Bilder, wie etwa das Titelbild des politischen Magazins Cicero. Biblische Geschichten – nicht nur die Weihnachtsgeschichte – enthalten viele Bezüge zu Flüchtlingen. Sie bieten mancherlei Ansatzpunkte zum Nachdenken bis in unsere Gegenwart hinein. In der Gruppe soll unter die Oberfläche geschaut werden. Und wir wollen versuchen, ganz neue Zugänge zu finden, die mehr den bzw. die Menschen in den Blick nehmen, die so zahlreich nach Deutschland gekommen sind. Herzliche Einladung zur Mitarbeit Arnold Führer Bildnachweis: http://www.nikolaus-weihnachten.de/weihnachtsgeschichte/die-weihnachtsgeschichte-2.jpg http://www.cicero.de/sites/default/files/field/image/cicero_fluechtlinge_cover.jpg Gruppe 4: Poetry Slam zum Thema „Heimat“ Vielleicht hast du ja schon einmal von Poetry Slam gehört, aber fragst dich, was genau dahinter steckt?! Was ist also Poetry Slam?! Poetry Slam (deutsch: Dichterwettstreit) ist eine Art und Weise selbstverfasste literarische Texte in Form eines Wettbewerbes vorzutragen. Diese werden von dem Publikum bewertet, wobei der Inhalt sowie die Art des Vortragens berücksichtigt werden. Bist du also interessiert an einer kreativen Arbeit mit Texten, macht es dir Spaß eigene Texte zu schreiben und diese dann vor einem Publikum vorzutragen, und könntest du dir vorstellen dies zum Thema „Heimat“ zu machen?? – Dann bist du bei uns genau richtig! Wir würden uns sehr freuen, dich am Philosophischen Tag bei uns im Team zu begrüßen und gemeinsam DEINE Auffassung von „Heimat“ auf diese Art und Weise kennenlernen zu dürfen! Viele Grüße Alessandra Lengler und Katharina Sänger P.S.: die Beiträge werden nicht vor den anderen Gruppen vorgeführt; wir bleiben unter uns. Quellen: www.myslam.net www.staatstheater-hannover.de www.arte.tv Gruppe 5: Heimat - oder besser: "High-matt"? Ausgehend von einem Film aus der HEIMAT-Trilogie des berühmten Regisseurs Edgar Reitz mit dem Titel "Heimatfront" wollen wir die wesentlichen Aspekte des Heimatbegriffes klären. Dabei spielen bei mir als Pfarrer auch biblisch-theologische Themen eine Rolle. In einem weiteren Teil nehmen wir einige Auseinandersetzungen des vor 20 Jahren früh verstorbenen heimischen Schriftstellers Roderich Feldes (Foto) mit dem Thema zur Kenntnis. Feldes stammte aus dem Dillkreis und hat sich nach seinem Philosophie- und Germanistik-Studium in Frankfurt bei Adorno u.a. mit einem scharfen Blick in seinen Romanen und Essays mit seiner sich verändernden Heimat um Dillenburg beschäftigt. Er wohnte in Eiershausen. Von ihm stammt auch das Wortspiel "Heimat" oder "High-matt". Friedhelm Ackva http://cdn1.abendzeitung-muenchen.de/media.media.a889f41e-13d8-4cef-aa40-d417b2b0c80a.normalized.jpeg http://cult-mag.de/wp-content/uploads/2013/10/Die-andere-Heimat.jpg Gruppe 6: HEIMATmein/ Ein Fall! Welche Bedeutung hat „Heimat“ für Sie? Dieselbe wie für Ihre MitschülerInnen? Wie denken andere Kulturen und vor allem Flüchtlinge darüber? Welchen Stellenwert hatte dieser Begriff für die Menschen in den unterschiedlichsten Epochen, …? Diesen Fragen werden wir uns auf kreative, künstlerische Art und Weise nähern. Bildimpulse, Zeitzeugenberichte, Gedichte, Lieder und kurze Textabschnitte sollen Sie dazu anregen, den Begriff „Heimat“ unter verschiedenen Gesichtspunkten zu reflektieren. Eine Auseinandersetzung wird durch eigenes kreatives Gestalten gewährleistet: Neben der Erstellung eigener kurzer Texte wird auch eine tänzerische Interpretation gewagt. Sind Sie mutig genug etwas Neues zu wagen? Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme! Bringen Sie bitte Buntstifte mit! Frau Rothe und Frau Schönborn Gruppe 7: Meine musikalische Heimat Es wird einem erklärt, der Kopf wird einem verdreht, dass man durch Ausländer in eine Bedrohung gerät, somit denkt der Bürger, der Vorurteile pflegt, dass für ihn eine große Gefahr entsteht er sie verliert, sie ihm entgeht, seine ihm so wichtige deutsche Lebesqualität. Advanced Chemistry: „Fremd im eigenen Land“ Diese Zeilen dichtete im Jahre 1992 die Heidelberger Hip-Hop-Formation Advanced Chemistry in ihrem Song „Fremd im eigenen Land“. Und sie sind aktueller denn je. Gerade in der Musik ist die „Heimat“ ein vielfach verwendetes Thema in Liedern – angefangen mit Freddy Quinns „Heimweh“ von 1956 über Udo Jürgens „Griechischer Wein“ bis hin zu „Fremd im eigenen Land“. In unserem Workshop beschäftigen wir uns mit den psychologischen Grundlagen der musikalischen Heimat sowie mit der Umsetzung von Heimatgefühlen in verschiedenen Liedern. Auch praktische Umsetzungen von verschiedenen Songs sind geplant. Eigene Liedvorschläge sind dabei gerne willkommen. Herr Kögel und Herr Schneider http://streamd.hitparade.ch/cdimages/john_denver-take_me_home_country_roads_s_1.jpg https://img.posterlounge.de/images/wbig/poster-bruce-springsteen-born-in-the-usa-24661.jpg http://ecx.images-amazon.com/images/I/512gj6TnNPL._SL500_AA280_.jpg Gruppe 8: Von Lachsen und Menschen – Biologie der Heimat Während Lachse und Meerforellen den Hauptteil ihres Lebens im Meerwasser verbringen und zum Laichen die Flüsse aufwärts ziehen, ist das bei den Aalen genau umgekehrt. Sie leben meist im Süßwasser und suchen oft tausende Kilometer von ihrem Heimatfluss entfernt liegende Laichplätze auf. Der Lachs (Salmo salar) Dabei war die Wanderung der Aale jahrhundertelang ein Rätsel. Sie tauchten plötzlich als Jungaale an den Mündungen der Flüsse auf und schwammen in die Oberläufe, verblieben dort und kehrten dann als ausgewachsene Tiere zurück zum Meer. Es gibt viele weitere, ganz erstaunliche Beobachtungen und Phänomene aus dem Tierreich, wie Tiere in Heimatgewässer oder Heimatregionen zurückfinden. Einige wollen wir uns in der Gruppe näher anschauen und die zugrundeliegende Biologie etwas besser verstehen. Doch wir bleiben nicht bei den Tieren stehen. Wir wollen auch danach fragen, wieviel grundlegende Biologie vielleicht auch in uns Menschen steckt. Gibt es so etwas wie eine Prägung auf die Heimat? Spielt die Kultur eine wesentliche Rolle dabei? Was ist mit der Sprache? Bestimmt Revierdenken unser Verhalten? Wir wollen auch darüber philosophieren, ob wir biologisch determiniert (= festgelegt) sind und inwieweit die Biologie unser Menschen- und Weltbild mitbestimmt. Denn Heimat hat auch sehr viel damit zu tun, wie jeder von uns seine Umwelt und sein Lebensumfeld wahrnimmt. Über die Biologie ergeben sich viele interessante und spannende Anknüpfungspunkte. Ich freue mich auf eine neugierige Zusammenarbeit. Michael Kämpfer http://www.suednorwegen.org/fische/bilder/lachs_mittel.gif https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8e/0758_Volkstrachten_Paar_in_traditioneller_OberkrainerTracht_(Slowenien),_Sanok_2013.JPG
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