Beziehungsstatus: Single - Solo leben. Und zwar glücklich.

F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN
Beziehungsstatus: Single
LEBENSFORM Jeder dritte Deutsche und jeder vierte Schweizer lebt allein. Auch Tina Tschage (33, München)
ist solo. Und zwar glücklich. Aber sie versteht alle Singles, denen es nicht so geht. In ihrem Buch, das Mitte
September erscheint, versucht sie, Singles Mut zu machen. idealisten.net hat mit ihr gesprochen.
Momentan ist Hochzeitshochsaison. Fühlt man sich als Single auf
diesen ganzen Feiern der Zweisamkeit nicht total oft fehl am Platz?
Ich gehe supergerne auf Hochzeiten! Aber es gibt viele, denen es damit überhaupt nicht gut geht. Diese Zeiten hatte ich auch. Ich habe
mich aufgeregt und mich gefragt, was an mir falsch ist, dass mich
keiner will. Ich erinnere mich auch mindestens an eine Hochzeit, wo
es einen Programmpunkt extra für Singles gab, die dann alle nach
vorne kommen mussten. Das war nicht schön. Lasst das, Leute!
Jetzt bist Du aber mit Deinem Beziehungsstatus ganz zufrieden …
Man muss sich hinterfragen, wenn man neidisch auf andere ist oder
nach einem Abend mit Pärchen tränenüberströmt nach Hause geht.
Diese Trauer muss man bewältigen. Außerdem hängt viel mit einer
positiven Lebenseinstellung zusammen. Mir persönlich hilft es auch
zu wissen, dass ich nicht alleine bin, weil ich in einer Gemeinschaft
lebe, einem christlichen Mehrgenerationen-Wohnprojekt.
Würdest Du das Singles empfehlen?
Es hat mir das Thema Einsamkeit erspart. Ich muss mich nicht fragen, mit wem ich in den Urlaub fahre. Wenn ich nach Hause komme, ist immer jemand da. Ich gehöre zu anderen Menschen dazu.
Das hat natürlich auch seine schwierigen Seiten, aber es ist auch
eine gute Probe für jede Ehe. Viele Singles können sich irgendwann nämlich nur noch schwer auf andere Menschen einstellen.
Woran kann es sonst noch liegen, dass man allein ist?
Die Individualisierung unserer Gesellschaft ist das Kernproblem:
Man kann alles alleine, braucht niemanden. Es gibt außerdem gerade im christlichen Bereich zu viele Frauen für zu wenige Männer.
Die Ansprüche haben sich zudem verändert. Man will den perfekten Partner. Das geht – gerade wenn man noch nie eine Beziehung hatte – mit sehr hohen Erwartungen einher. Die kann kein
Mensch der Welt erfüllen.
In der Bibel steht: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.“
Gerade in Gemeinden lastet auf Singles ein großer Druck. Ehe und
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Familie werden als das höchste zu erreichende Ziel dargestellt,
und wenn ich es verpasst habe, stimmt irgendetwas nicht mit mir.
Wenn dann jemand sagt, ich hätte nicht genug geglaubt, ist das
ein Messerstich in die Seele von jemandem wie mir.
Du schreibst: „Menschen, die warten, vergessen ihr Leben.“ Muss man
irgendwann mal aufhören zu warten und zu suchen?
Ich darf natürlich immer auf einen Ehepartner warten. Aber es
darf nicht mein Leben bestimmen. Die Grenze ist ereicht, wenn
es verbissen wird. Ich habe Freunde, die alles, aber auch alles probieren. Bei denen weiß ich, wenn da in den nächsten Jahren nichts
passiert, landen sie im seelischen Elend. Ich selbst habe irgendwann festgestellt, dass ich nicht mehr aktiv suchen will. Ich kann
von Herzen sagen, dass mir außer der Sexualität mit einem Mann
momentan nichts fehlt. Und natürlich hätte ich total gerne eigene Kinder. Aber ich weiß, dass das, was ich habe, mache und bin,
nicht so wäre, wenn ich schon einen Mann hätte. Das muss man
eben auch zu schätzen lernen.
Wie würde Deine Hochzeit aussehen?
Das weiß ich schon genau! Wenn ich
das nötige Kleingeld hätte, würde ich
das Kreuzjochhaus in Garmisch mieten, 50 Leute einladen und mindestens ein ganzes Wochenende dort mit
allen verbringen!
P
idealisten.net verlost
3 Exemplare. Schickt bis
zum 21. 9. eine E-Mail an
[email protected]
Tina Tschage: Einzelstück. Solo leben.
Und zwar glücklich, SCM Hänssler,
272 Seiten, 14,95 Euro
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