Typologie der Lebensformen

KAPITEL LIEBEN. Typologie der Lebensformen (vgl. Kapitel 1.2, insbesondere Grafik
6)
Um verschiedene Lebensformen für die Daten 2008 zu unterscheiden, wurde aus einigen der
im Fragebogen vorhandenen Fragen zu Beziehungen, Partnerschaften, Familienstand und
Haushaltszusammensetzung eine Typologie erstellt.
Hierbei wurde nicht so vorgegangen, dass Befragte in eine theoretische Lebensform aufgrund
bestimmter Merkmale zugeordnet wurden (d.h. aufgrund von Bedingungen berechnet),
sondern es wurden umgekehrt, ausgehend von den empirisch vorhandenen Informationen in
den Daten, alle vorkommenden Kombinationen entsprechend theoretisch benannt. Letztere
Vorgehensweise
erfordert
die
Konstruktion
einer
„Mustervariablen“
oder
„Kombinationsvariablen“. Hierbei werden die Ausprägungen mehrerer Variablen in einer
Variable zusammengefasst, sodass ersichtlich wird, welche Ausprägungskombinationen
(„Muster“) überhaupt vorkommen. Dies geschieht mittels einer simplen Berechnung: jede der
Variablen, die kombiniert werden sollen, wird jeweils mit 1, 10, 100, 1000, usw. multipliziert,
so dass jede der Variablen eine bestimmte Stelle in der Ausprägung der neuen
„Mustervariablen“ erhält, an der die jeweilige Originalausprägung der jeweiligen Variablen
steht. Die Funktionsweise dieser Methode wird anhand der nachfolgenden Beschreibung der
Vorgehensweise zur Erstellung der Lebensformentypologie ersichtlich.
Für die Konstruktion einer umfassenden Typologie der Lebensformen wurden zunächst
mehrere „Mustervariablen“ erstellt: im ersten Schritt „Partnerschaftsformen“, im zweiten
Schritt „Haushaltstypen“ - aus diesen beiden neu gebildeten Variablen wurde schließlich im
dritten Schritt eine weitere Mustervariable berechnet, die die Lebensformtypologie definiert.
Schritt 1: Mustervariable „Partnerschaftsformen“:
Zunächst wurde eine neue Variable konstruiert, die alle vorkommenden Kombinationen der
folgenden Variablen darstellt:
Q97 (v313) Familienstand (verheiratet, verwitwet, geschieden, getrennt lebend, ledig –
Achtung wurde in die dichotomen Ausprägungen „verheiratet“=1/“nicht
verheiratet“=2 umkodiert!)1
Q99 (v315) Leben mit Partner zusammen (ja/nein) – diese Frage ist nur für nicht
Verheiratete
Q 100 (v316) Feste Beziehung (ja/nein) – diese Frage ist nur für nicht-Verheiratete,
die nicht mit einem Partner zusammenleben
Die Mustervariable wurde mit Hilfe der folgenden Formel berechnet:
partnerschaftsform = (v316*1 + v315*10 + v313_dichotom*100)
Daraus ergibt sich die Ausprägung der neuen Mustervariablen „Partnerschaftsform“ (siehe
Spalte 4). Diese wird dann umkodiert in „praktischere“ Werte und inhaltlich benannt (siehe
letzte Spalte):
1
In dieser Typologie wird daher nicht unterschieden, warum jemand nicht verheiratet ist, um die Komplexität zu
reduzieren.
v313 Familienstand
v315 Leben mit Partner
(umkodiert in:
verheiratet ja=1/nein=2) zusammen (ja=1/nein=2)
v316 Feste
Beziehung
(ja=1/nein=2)
Vorläufige Ausprägung
in „Mustervariable
Partnerschaftsformen“
(7 steht für fehlenden
Wert)
Umkodierung
der
vorläufigen
Ausprägung
in:
Bezeichnung der
Partnerschaftsform
1
-
-
177
1
2
1
-
217
2
2
2
1
221
3
Ehepaare
NELG
(Nichteheliche
Lebensgemeinschaft)
LAT (Living-ApartTogether)
2
2
2
222
4
Singles
Schritt 2: Mustervariable „Haushaltstypen“:
Eine zweite Variable wurde aus der Frage Q107 (Wer lebt im Haushalt) konstruiert, die alle
vorkommenden Kombinationen der folgenden Variablen darstellt:
V323 PartnerIn (ja/nein)
V324a Kinder (ja/nein)
V325a Eltern (ja/nein) und v326a Großeltern (ja/nein) zusammengefasst als älteste
Generation2:
Wie zuvor wurde auch diese Mustervariable mit derselben Formel berechnet:
hh_typ = (HH_eltern_großeltern*1+v324a*10+ v323*100)
Daraus ergibt sich wiederum die Ausprägung der neuen Mustervariablen „Haushaltstyp“
(siehe 1. Spalte), die dann wiederum in „praktischere“ Ausprägungen umkodiert werden (2.
Spalte) und inhaltlich benannt werden (letzte Spalte)3:
Vorläufige Ausprägung in
„Mustervariable
Haushaltstyp“:
100er Stelle: v323, 10er
Stelle: v324a,
1er Stelle: (v325a bzw.
v326a)
2
Umkodierung der
vorläufigen
Ausprägung in:
Bezeichnung des Haushaltstyps
111
1
Großfamilien (inkl. Partner) --> 3 Generationenfamilien
112
2
Kleinfamilien (Beide Partner und Kinder)
121
3
Partner und (Groß)eltern
122
4
Nur beide Partner
211
5
Kinder und (Groß)eltern (d.h. Alleinerzieher in 3 Generationen Familien)
212
6
Einelternfamilien
221
7
222
8
Nur mit (Groß)eltern
"Alleinlebende" (hier sind aber auch alle anderen Formen inkludiert,
z.B. wenn man mit anderen Verwandten oder nicht verwandten zusammenlebt, z.B.
WGs usw.)
Damit die Typologie nicht zu komplex wird, wird die Generation der Eltern bzw. Großeltern neben der
Generation der Kinder als dritte Generation betrachtet. Eltern bzw. Großeltern werden daher substitutiv
verwendet, um nicht noch eine vierte Generation berücksichtigen zu müssen (Berechnung einer extra Variablen
vorher: wenn v325a oder v326a =1 neue Variable HH_eltern_großeltern =1)
3
Achtung: bei dieser Variablen gibt es keine Information über Partnerschaften: wenn keinE PartnerIn im
Haushalt lebt, so heißt dies nicht, dass die Person gar keinen Partner hat. Es könnte sich um getrennt lebende
verheiratete oder Living-Apart-Together Beziehungen handeln, d.h. „Alleinlebende“ könnten trotzdem einen
Partner haben, mit denen sie nicht zusammenwohnen.
Zwischenschritt: Variable Familiale/Nicht-familiale Lebensformen
Ausgehend von einer Definition von Familie, in der das Vorhandensein von zwei
Generationen (die in einem Haushalt zusammenleben), lassen sich die gefundenen
Haushaltstypen in „familiale Lebensformen“, also solche wo mehr als eine Generation im
gemeinsamen Haushalt lebt, und „Nicht-Familiale Lebensformen, in denen nur eine
Generation im Haushalt lebt, unterscheiden bzw. zu einer eigenen Variablen
zusammenfassen:
HH Typ
1 Familial
1,2,3,5,6,7
2 Nicht Familial
4,8
Schritt 3: Lebensformtypologie
Die zuvor gebildeten Mustervariablen „Partnerschaftsform“ und „Haushaltstypen“ wurden
nun in einem letzten Schritt zusammengeführt.
Mit Hilfe folgender Formel wurde die Lebensformtypologie berechnet:
lebform = (hh_typ*+ partnerschaftsform*10)
Daraus ergibt sich wiederum die Ausprägung der neuen Mustervariablen
„Lebensformtypologie“ (siehe Spalte 1) mit der Partnerschaftsform an der 10er Stelle (siehe
oben genannte Ausprägungen) und dem Haushaltstyp an der 1er Stelle (siehe oben genannte
Ausprägungen), die dann wiederum in „praktischere“ Ausprägungen umkodiert werden (3.
Spalte) und inhaltlich benannt werden (letzte Spalte):
Vorläufige Ausprägung
in Mustervariable
„Lebensformtypologie“:
10er Stelle:
Partnerschaftsform, 1er
Stelle Haushaltstyp
Vorläufige Bezeichnung
11
Ehepaare in Großfamilien
1
12
Ehepaare in Kleinfamilien
1
13
Ehepaare mit (Groß)Eltern
2
14
2
20
Ehepaare (alleine)
Getrenntlebende verheiratete mit Kindern und
(Groß)Eltern Dateninkonsistenz (sollten sich als
Familienstand „getrennt lebend“ eintragen)
Getrenntlebende verheiratete mit Kindern
("Alleinerzieher") Dateninkonsistenz (sollten sich als
Familienstand „getrennt lebend“ eintragen)
Getrennt lebende verheiratete ") Dateninkonsistenz
(sollten sich als Familienstand „getrennt lebend“
eintragen)
Keine Information über Haushaltstyp, daher als fehlend
definieren
21
NELG in Großfamilien
3
22
NELG in Kleinfamilien
3
NELG mit Kindern
15
16
18
Umkodierung
Familien Typen:
Neue Bezeichnung
Verheiratete mit
Kindern
Verheiratete mit
Kindern
Verheiratete ohne
Kinder
Verheiratete ohne
Kinder
Fehlend
Fehlend
Fehlend
Fehlend
NELG mit Kindern
23
NELG mit (Groß)Eltern
4
NELG ohne Kinder
24
4
NELG ohne Kinder
28
NELG (alleine)
NELG mit Kindern (Alleinerzieher) --> Dateninkonsistenz
- Widerspruch (Partner im HH = nein, NELG haben
jedoch einen Partner)
NELG mit (Groß)Eltern --> Dateninkonsistenz Widerspruch (Partner im HH = nein, NELG haben jedoch
einen Partner)!
NELG - Alleinlebend --> Dateninkonsistenz Widerspruch (Partner im HH = nein, NELG haben jedoch
einen Partner)!
35
LAT mit Kindern und (Groß)Eltern
26
27
Fehlend
Fehlend
Fehlend
5
LAT mit Kindern
36
LAT mit Kindern
5
LAT mit Kindern
37
LAT mit (Groß)Eltern
6
LAT ohne Kinder
38
6
LAT ohne Kinder
45
LAT
Keine Information über Haushaltstyp, daher als fehlend
definieren
Singles mit Kindern und (Groß)Eltern - Alleinerzieher in
3 Generationen Familien
46
Singles mit Kindern ("echte" Alleinerzieher)
8
Alleinerzieher
47
Singles mit (Groß)Eltern
7
Singles
48
Alleinlebende Singles ("echte" Singles)
7
Singles
40
Fehlend
Alleinerzieher
8