Zielsetzungstraining Dr. Maite Iriarte Rego Diplom- Psychologin, Sportpsychologin C-Trainerin (DTB) 1. Die Wichtigkeit von Zielen 2. Das passende Ziel finden 3. Der Umgang mit Zielen 4. Ziele visualisieren 5. Der Erfolgsplan 5.1. Zielumsetzung im Leistungssport 5.2. Trainingstagebuch 5.3. Wettkampftagebuch Zielsetzungstraining Praxisbeispiele Motivation „Am Montag nach einem verlorenen Spiel fällt es mir oft schwer meine Spieler aufzubauen und sie zu motivieren“ (Fußballtrainer) „Schwierig ist es vor allem pubertierende Jugendliche zum harten Training zu motivieren, es gibt so viele andere Einflüsse, die sie vom konsequenten Training abhalten“ (Schwimmtrainer) „Mein Motiv für diesen ungeheuren Trainingsaufwand ist ganz einfach erklärt: es macht mir Spaß an die Grenzen zu gehen! (Profitriathlet Langdistanz) „Ich weiß, dass mein Trainer und meine Eltern recht haben und für Tennis das Konditionstraining sehr wichtig ist. Mir fehlt es schwer, mich dafür zu motivieren, mich zu quälen und Disziplin beizubehalten“ (Nachwuchs Tennisspielerin) 1. Die Wichtigkeit von Zielen Definition Ziel: Der Begriff Ziel (griechisch τέλος [telos], lateinisch finis, englisch objective, goal) bezeichnet einen in der Zukunft liegenden, gegenüber dem Gegenwärtigen im Allgemeinen veränderten, erstrebenswerten und angestrebten Zustand (Zielvorgabe). Ein Ziel ist somit ein definierter und angestrebter Endpunkt eines Prozesses, meist einer menschlichen Handlung. Mit dem Ziel ist häufig der Erfolg eines Projekts bzw. einer mehr oder weniger aufwendigen Arbeit markiert. Beispiele hierfür sind das Ziel einer Reise, Qualitätsziele, Unternehmensziele oder das Erreichen einer Zeitvorgabe oder Marke bei einem sportlichen Wettkampf. (http://de.wikipedia.org/wiki/Ziel) Ganz einfach gesagt, Ziele sind erwünschte Endzustände, auf die man sein Handeln ausrichtet. Warum lesen Sie dieses Heft und machen die Ausbildung zur Mental Training (Trainer?)? Vielleicht weil Sie ein konkretes Problem haben und dafür eine Lösung suchen. Oder weil Sie etwas Neues erfahren und ausprobieren möchten. Sie verfolgen mit Ihrem Verhalten „dieses Heft zu lesen“ ein Ziel, eine Absicht. Alle unsere Handlungen sind auf ein Ziel hin ausgerichtet. Praxisbeispiel Nach der Flugsicherheitsordnung werden bei jedem Flug die Sicherheitsvorkehrungen von dem Flugpersonal vorgemacht und erklärt. Zu beobachten ist, dass die Aufmerksamkeit der Passagieren unterschiedlich ist. Einige hören aufmerksam zu, andere schlafen, andere lesen und vielleicht ein paar schauen aus dem Fenster. Jetzt stellen wir uns vor, der Kapitän macht folgender Aussage: „Sehr geehrte Damen und Herren, in diesem Flug werden wir nach Sicherheitsvorschriften eine Test-Wasserlandung durchführen. Wir möchten Sie darum bitten die Sicherheitsvorkehrungen aufmerksam zuzuhören, damit die Wasserlandung erfolgreich getestet werden kann“. Was denken Sie, wie jetzt die Passagiere des Fluges sich verhalten werden? Wahrscheinlich werden alle aufmerksam zuhören und sicher zu sein, dass sie die Wasserwesten, die Sauerstoffmasken finden und nutzen können. Die Aufmerksamkeit und das Handeln der Passagiere hat eine neue Richtung genommen weil sie alle den Test sicher überleben möchten. Die Absicht und das Ziel während des Fluges (Wasserlandung erfolgreich durchzuführen) bestimmt das Verhalten, das Denken und Fühlen. Wenn hinter allem was wir machen, ein Ziel steckt, dann beginnen wir jetzt damit bewusster umzugehen! Ziele, Absichten und Visionen werden eher erreicht, wenn man sie benennt. Wenn Ziele passend und effektiv formuliert sind, haben sie eine motivierende, kraftvolle und inspirierende Wirkung (positive Energie). Wir beginnen jetzt damit! Zielsetzungstraining Praktische Übung Fragen, die mich unterstützen, meine Ziele und Visionen zu benennen! (nach Craemer, 2006). - Was ist mein Lebenstraum? - Was ist ein Traum / ein starker Wunsch von mir? - Was sind meine wichtigsten Probleme und Fragen? - Was vermisse ich? - Wenn ich jetzt nur noch ein Jahr Zeit hätte, um das im Sport zu erreichen, was ich möchte: was würde ich gerne verwirklichen? - Wenn ich am Ende meines Lebens stünde: Worum täte es mir leid, wenn ich es nie gesagt / erfahren / getan hätte? Zielsetzungstraining „Der Weg ist das Ziel. Aber das Ziel bestimmt den Weg“ Oft erkläre ich den Sportler die Wichtigkeit von Zielen mit einem einfachen Beispiel: wenn ich in ein Taxi einsteige und den Taxifahrer nicht sage, wohin ich will, werden wir entweder stehen bleiben oder wir irren durch die Gegend ohne wirklich anzukommen. Wenn ich genügend Geld und Zeit habe (innere Ressourcen, Fähigkeiten oder Können), der Taxifahrer sich gut auskennt und sein Taxi gut funktioniert (äußere Ressourcen) - steht noch nicht fest, dass ich dahin komme, wo ich hin will. Erstmal muss ich ganz klar sagen, wohin genau ich will und je genauer ich das sage, desto einfacher wird es, hinzukommen (trotz Widerstände und Hindernisse wie Stau, Panne, etc.). Je großer die Absicht, die Vision und die Ziele die wir haben, desto wahrscheinlicher ist, dass wir die Bereitschaft haben, alle Hindernisse und Blockaden zu bewältigen. Desto großer ist unsere Bereitschaft zur persönlichen Wachstum und die Bereitschaft uns diesen neuen Herausforderungen zu stellen. Wie wirken die Ziele auf uns? Sie lenken unsere Aufmerksamkeit und damit das Handeln: • mobilisieren Energie und Anstrengungsbereitschaft • erhöhen das Durchhaltevermögen • unterstützen die Entwicklung von Aufgabenlösungen bzw. Lösungsstrategien (z.B. bei Problemen) Ziele erlauben uns die Aufmerksamkeit und unsere Wahrnehmung auf das gewünschte Ergebnis zu fokussieren. Wir machen immer wieder die Erfahrung, dass wenn wir ein neues Auto kaufen wollen und wir ein Modell bevorzugen, dieses Auto öfters auf der Straße sehen oder Information darüber plötzlich in Zeitschriften oder im Internet finden. Unsere Wahrnehmung ist dafür offen und filtert eher diese Inputs aus. Das erlaubt uns Energie und Bereitschaft notwendige Schritte zu gehen und das gewünschte Ergebnis zu erreichen. Und wenn das Ziel uns wirklich wichtig ist und wir ein Gewinn daran sehen, dieses zu erreichen bzw. das Ziel uns wirklich inspiriert, dann steigern sich das Durchhaltevermögen gegenüber Hindernissen und Probleme, und unsere Bereitschaft, Probleme zu lösen, bzw. die Personen und Umstände zu finden die zur Lösung beitragen können. Was ist der Unterschied zwischen Absicht, Vision und Zielen? Die Absicht (Intention) hat den größeren Rahmen. Ist der Zweck mit dem wir etwas tun oder nicht tun. Absicht ist der Beweggrund unseres Handeln. Es gibt unterschiedliche Absichten oder Beweggründen, die für jede Person ganz individuell sind. Mögliche Absichten sind das Überleben oder ein erfülltes Leben bzw. Selbstverwirklichung. Die Absichten stützen sich auf die Grundbedürfnisse und Grundmotive des Menschen. In einer Absicht eingebetet ist eine Vision, und diese Vision beinhaltet gleichzeitig verschiedene Ziele, die zur Verwirklichung der Vision dienen. Z.B. ein Sportler kann die Absicht haben, der beste in seiner Sportart zu sein und unmögliches, möglich zu machen - als Ausdruck seiner Selbstverwirklichung. In dieser Absicht ist die Vision enthalten, ein Rekord in seiner Sportart zu brechen (z.B. Roger Federer in Tennis, Michael Schumacher in Autorennsport, Severiano Ballesteros und Tiger Woods in Golf, Michael Phelps in Schwimmen oder Lance Armstrong in Radsport). Diese Vision kann erst verwirklicht werden, in dem man sich konkrete Ziele setzt, und zwar für jede Saison und jeden einzelnen Wettkampf bzw. Phase des Wettkampfs. Die Stärke unserer Absicht können wir daran ablesen, ob wir Ziele erreicht haben oder nicht, und anhand unserer Ergebnisse können wir ablesen, welche wirklich unsere Absicht war. Deswegen sind Ziele so wichtig, weil sie wie die Landkarte unseres Lebens sind. Sie zeigen uns den roten Pfaden, unsere wirkliche Absicht. An den Ergebnissen können wir ablesen, ob wir wirklich erfolgreich sein wollen (was unsere tatsächliche Absicht ist), oder ob wir eine versteckte Absicht haben, z.B. das Vermeiden, abgelehnt zu werden, wenn wir zu erfolgreich sind weil wir wirklich denken zu große Erfolge sind unverschämt, arrogant oder anmassend. Diese innere Überzeugung wurde uns nicht erlauben, wirklich große Erfolge zu feiern oder den großen Durchbruch in unserer sportlichen Karriere zu haben. Dann gilt es sich das Ganze genau anzuschauen. Die beste Orientierung oder Kompass im Hinblick auf unsere tatsächliche Absicht sind die Ziele bzw. ob wir das gewünschte Ergebnis (Ziel) erreicht haben oder nicht. Wichtig in diesem ganzen Prozess ist, das passende Ziel zu finden, das unserer Absicht entspricht und uns weder unterfordert noch überfordert.
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