FOOD & KNOW-HOW. Giftige Konsorten Baummoos und Eichenmoos enthalten Duftstoffe mit starken Allergenen: Obacht, sensible Menschen! Verwendet werden die würzigen Düfte in Parfüms, Shampoos und Kosmetika. Die gelbe Wolfsflechte enthält Vulpinsäure, einen Pflanzengiftstoff, der für Füchse oder Wölfe giftig ist. Die Wolfsflechte ist so giftig, dass die Menschen beim Zermahlen der Flechte einen Mundschutz tragen mussten. Der Stoff, aus dem die Flechten sind Die Flechtenstärke – auch Lichenin genannt – ist eine zelluloseartige Substanz in den Zellwänden der Flechten. Der Unterschied zur Weizenstärke liegt darin, dass es mit heißem Wasser eine Lösung ergibt, welche beim Erkalten gallertartig gerinnt. So können Suppen angedickt oder gelierte Süßspeisen gefestigt werden. Hart im Nehmen Ewige Liebe Sie überstehen Trockenphasen und feuchtere Zeiten – Flechten zählen zu den längstlebigen Lebewesen und können ein Alter von mehreren Hundert Jahren, in Einzelfällen sogar von über 4500 Jahren erreichen, so wie etwa die Landkartenflechte aus Grönland. Pilze gehen mit Cyanobakterien oder Grünalgen eine Symbiose ein, wodurch beide Partner Vorteile haben. Allerdings hat der Pilz die Hosen an – er kontrolliert das Wachstum und die Zellteilungsrate. Er schützt im Gegenzug aber auch vor Austrocknung und Sonnenlicht. Dafür versorgen ihn Alge und Bakterium mit Zucker. Gute Aufgabenteilung! Erstes Date Überlebenskünstler Wie genau ein Pilz und sein Partner sich paaren, um als Wohngemeinschaft zu leben, weiß man noch nicht. Für den Pilz gilt: suchen und Kontrolle übernehmen! Das geschieht aber vermutlich erst, wenn sowohl Pilz als auch Alge oder Bakterium hungrig sind und die Symbiose für beide Vorteile besitzt. Ohne Wurzeln und Verdunstungsschutz ist so ein Wasserhaushalt gar nicht so leicht zu führen: Flechten können zwar wie ein Schwamm Flüssiges und Wasserdampf aufnehmen, vertrocknen aber auch schnell. Dabei verfallen sie in einen „leblosen“ Zustand, der bis zu 40 Jahre dauern kann, aus dem sie Feuchtigkeit wieder wachküssen kann. Rentierflechte und Isländisch Moos können gut über das Internet bestellt werden. Die Preise variieren zwischen fünf und 15 Euro pro 100 Gramm. Curry-Mischungen aus wenig bitterer Parmotrema, etwas Everniastrum für einen angenehmen Geruch und ein bischen Usnea für die Schärfe bekommt man in Indien oder – mit viel Glück – in indischen Supermärkten. Langsames Getümmel 36 Flechten sind auf eine hohe Luftqualität angewiesen und reagieren sehr sensibel auf Schadstoffe, weil sie Nährstoffe und Schadstoffe ungefiltert aus der Luft aufnehmen. Sie zeigen also auch den Gesundheitswert der Luft für den Menschen an. Kauflust Bunt, bunt, bunt Flechten gibt’s in vielen Farben: von weiß über leuchtendes Gelb, verschiedene Brauntöne, kräftiges Orange, tiefrot, rosa, olivgrün, blaugrün und grau bis zu tiefschwarz. Einige gelbe Flechten – so wie die Wolfsflechte – sind allerdings hochgradig giftig für den Menschen und Tiere. Obacht! Fotos: Shutterstock Flechten sind die Schnecken unter den Pilzen: Sie wachsen wenige Millimeter im Jahr. Daher können sie nur an Standorten überleben, an denen sie nicht von anderen Pflanzen überwuchert und an der Fotosynthese gehindert werden. Aber sie können extreme Lebensräume erschließen: Sie wachsen auf blankem Fels, unter Wasser oder in fast 5000 Meter Höhe im Himalaya-Gebirge. Sensible Messgeräte Ein Tütchen kann auch durchaus wechselnde Inhaltsstoffe haben, weil sich die Arten so ähnlich sehen. Das bedeutet leider auch, dass man auf bestimmte Flechten allergisch reagieren kann. Außerdem werden die Flechtensammler nach Gewicht bezahlt: Deshalb die Päckchen immer auf Baumrinde kontrollieren! WWW.ROLLINGPIN.EU » Ausgabe 164 37 FOOD & KNOW-HOW. Flechten treten in vielen Erscheinungen auf – die wichtigsten für die Küche auf einen Blick. Cetraria islandica Isländisch Moos ist grün, wenn es nass ist. Moos war in vielen Regionen der Name für alles, was nicht Baum oder Kraut war, und doch irgendwie pflanzlich wirkte. Die Flechte enthält bis zu 70 Prozent Schleimstoffe und ist daher für Breie gut geeignet. Außerdem ist sie antibakteriell und eignet sich gut zur Konservierung und als Tee aufgebrüht gegen Lungenkrankheiten. Parmotrema tinctorum Cladonia rangiferina Die Rentierflechte ist eine Strauchflechte mit auffälligen Ästchen, die sich besonders als Deko hervorragend machen. Sie ist in den Wintermonaten ein bedeutender Leckerbissen für Rentiere. Sie benötigen etwa zwei Kilogramm Flechten pro Tag. Als Bestandteil eines Gerichts benötigt, sollte man sie mehrere Stunden auskochen, um die Bitterstoffe zu entfernen. Fotos: Adriano A. Spielmann, www.herbs.com.ua, Shutterstock Curry, curry, curry: Parmotrema tinctorum, Everniastrum cirrhatum oder Rimelia reticulatum ergeben zusammen Curry-Pulver wie Dhagar Phool, Kalpaasi oder Black Stone Flower. Es kann durchaus vorkommen, dass in zwei Packungen Curry-Gewürz ganz unterschiedliche Flechten enthalten sind, die dann auch verschieden schmecken.
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