Herzogiella - Bryologisch-lichenologische Arbeitsgemeinschaft für

BLAM – Bryologisch-lichenologische Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa
Herzogiella
Mitteilungsblatt der BLAM
Heft 3 (2016)
ISSN: 2199-0379
Herausgeber:
Bryologisch-Lichenologische Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa e.V. (BLAM)
c/o Dr. VOLKER JOHN
Kaiserslauterer Str. 86
67098 Bad Dürkheim
Deutschland
Schriftleitung Herzogiella:
STEFAN KAUFMANN
Abteilung für Ökologie und Ökosystemforschung
Universität Göttingen
Untere Karspüle 2
37073 Göttingen
Deutschland
[email protected]
DIETMAR TEUBER
Rosenweg 1
35644 Hohenahr
Deutschland
[email protected]
Manuskripte bitte an STEFAN KAUFMANN schicken.
Redaktionsschluß ist jeweils der 31. Januar
Vorstand:
1. Vorsitzende: HEIKE HOFMANN, Institut für systematische Botanik, Universität Zürich,
Zollikerstrasse 107, 8008 Zürich, Schweiz, [email protected]
2.
Vorsitzender:
CHRISTIAN
BERG,
Botanischer
Garten,
Institut
für
Pflanzenwissenschaften, Karl-Franzens-Universität Graz, Holteigasse 6, 8010
Graz, Österreich, [email protected]
Schriftleitung Herzogia: FRANK MÜLLER, Institut für Botanik, Technische Universität
Dresden, Mommsenstr. 13, 01062 Dresden, Deutschland, [email protected]
Schatzmeister: VOLKER JOHN, Pfalzmuseum für Naturkunde, Hermann-Schäfer-Str. 17,
67098 Bad Dürkheim, Deutschland, [email protected]
Schriftführer & Redaktion Homepage: NORBERT J. STAPPER, Verresberger Str. 55, 40789
Monheim, Deutschland, [email protected]
Schriftleitung Herzogiella: STEFAN KAUFMANN, Universität Göttingen, s.o.
Homepage:
Das Passwort für den Zugang zum Mitgliederbereich teilt die Redaktion der Homepage
auf Anfrage mit.
Bankverbindung:
BryolLichenolArbeitsgem, bei der Sparkasse Rhein-Haardt, Bad Dürkheim
IBAN: DE49 5465 1240 0000 5793 00, BIC: MALA DE 51 DKH
Der Mitgliedsbeitrag beträgt 30,- € (Studenten und Rentner 20,- €) pro Jahr.
Titelbild: Eine in wärmeren Ländern Südosteuropas vorkommende, in Ungarn aber offenbar
überall seltene Art ist Riccia frostii, Foto: Csaba Németh, siehe Beitrag von Peter Erzberger.
Bryologisch-Lichenologische
Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa e.V.
www.blam-hp.eu
Die BLAM hat ein neues Ehrenmitglied
HEIKE HOFMANN
In der Vereinssatzung der BLAM steht: "Personen, die sich in besonderem Maße
Verdienste für den Verein erworben haben, können durch Beschluss der Mitgliederversammlung zu Ehrenmitgliedern ernannt werden." Bisher wurden erst vier Personen zu
Ehrenmitgliedern gewählt: Josef Poelt, Georg Philippi, Hans Ullrich und Hermann Lauer.
Seit der letzten Mitgliederversammlung am 28. August 2015, in Kirchberg in Tirol, ist neu
nun auch Regine Stordeur Ehrenmitglied unserer Gesellschaft. Ihr besonderer Verdienst
ist nicht nur die Herausgabe von 17 Herzogia-Heften(!), sondern ganz besonders auch
die Weiterentwicklung unserer Zeitschrift. Dank ihrer unermüdlichen und äußerst
sorgfältigen Arbeit, ist es ihr gelungen, die Herzogia zu dem zu machen, was sie heute
ist: eine international anerkannte Zeitschrift, die regelmäßig zweimal jährlich erscheint
und deren Artikel in der Wissenschaft Beachtung finden. Dazu waren unzählige Stunden
ehrenamtlicher und oft wenig attraktiver Arbeit nötig. Mit der Wahl zum Ehrenmitglied
möchten wir zeigen, wie sehr wir ihren Einsatz schätzen und dafür herzlich danken!
Abb. 1-3: Die Überraschung ist perfekt! Regine Stordeur nimmt an ihrem 65sten Geburtstag ihr
Geschenk entgegen: ein Sonderband der Herzogia zu ihren Ehren mit Beiträgen zahlreicher
Autoren. Fotos Natalia Tkach.
Durch glückliche Umstände ging die Wahl zum Ehrenmitglied Hand in Hand mit dem
Erscheinen eines Herzogia-Sonderbandes zu ihrem 65. Geburtstag. Bereits ein Jahr im
Voraus haben Ulf Schiefelbein und Volker John den Entschluss zu einem Sonderband
gefasst und die Buschtrommeln in der Welt der Lichenologen und Bryologen ertönen
lassen. Und sie wurden gehört! Über 50 Autoren haben 18 Publikationen für diesen Band
zu ihren Ehren verfasst! Das sagt sehr deutlich, wie sehr ihre Arbeit geschätzt und
anerkannt wird. Dass sogar zwei neue Arten nach ihr benannt wurden, unterstreicht
diese Anerkennung. Wir hoffen, Ovealmbornia reginae S.Y.Kondr., I.Kärnefelt & J.-S.Hur
Herzogiella 3 (2016)
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und Endophragmiella stordeuriana U.Braun, Zhurb., P.Diederich, Tsurykau & Heuchert
bringen lang anhaltende Freude.
Sicher war die Freude bei der Übergabe des Bandes groß (Abb. 1-3). Denn obwohl so
viele Menschen von diesem Sonderband wussten, ist bis zum Schluss nichts durchgedrungen und es war eine echte und riesige Überraschung. Die strahlenden Augen waren
ein wunderbarer Lohn für die "Macher" des Sonderbands, die ihrerseits ihre helle Freude
hatten (Abb. 4). Was bleibt da noch anderes als ein großer Applaus für alle Beteiligten!
Abb. 4: Die Macher und Überbringer des Herzogia-Sonderbandes: Ulf Schiefelbein, Volker John
und Herr Schaarschmidt von der Druckerei Druck Zuck (v.l.). Foto Natalia Tkach.
Der Sonderband enthält auch zwei Vorworte in denen die Arbeit von Regine Stordeur
ausführlicher gewürdigt wird: Schiefelbein et al. 2015 und Hofmann 2015. Beide sind im
Internet öffentlich zugänglich unter: http://www.blam-hp.eu/herzogia28_abstracts.html.
Literatur
HOFMANN, H. 2015. Ein herzliches Dankeschön! Herzogia 28: 301–302.
SCHIEFELBEIN, U., JOHN, V. & SEAWARD, M. R. D. 2015. Vorwort. Herzogia 28: 303 –306.
HEIKE HOFMANN
Institut für Systematische Botanik
Zollikerstrasse 107
8008 Zürich
Schweiz
[email protected]
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Bryologisch-Lichenologische
Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa e.V.
www.blam-hp.eu
Einladung zur Jahresexkursion 2016
Frankreich, Vogesen, 14. – 18. September
VOLKER JOHN & ALIX BADRÉ
Die BLAM-Exkursion 2016 führt in die Südvogesen, in den ‚Parc Naturel Régional des
Ballons des Vosges‘. Veranstaltungsort ist Kruth.
Wir haben 15 Doppelzimmer reserviert:
 Auberge de France, 20 Grand Rue, 68820 Kruth, Tél. 0033(0)389822802;
aubergedefrance @wanadoo.fr / www.aubergedefrance.fr (200 m vom Bahnhof)
HP 61,- €/Pers.
Hier werden wir uns am 14.9. ab 17 Uhr treffen und wie an den anderen Tagen
abends gemeinsam essen und die Veranstaltungen abhalten.
Wenn die Plätze vergeben sind, jemand ein Einzelzimmer wünscht oder in größeren
Gruppen unterkommen möchte, gibt es folgende Möglichkeiten:
 Les Bruyères, 9 route de Remiremont, 88319 Ventron, Tél. 0033(0)329241863;
www.hotel-restaurant-lesbruyeres.com (nur für Autofahrer und Mitfahrer)
 La Moraine du Lac. Annexe Hof, 68820 Kruth, Tél. 0033(0)607962906;
http://www.lamorainedulac.fr/chambres-hotes/
 Les Chalets, Camping du Schlossberg, 68820 Kruth, Tél. 0033(0)389822676
[email protected] / http://www.schlossberg.fr/fr/les-tarifs.html
Anmeldung bis 31. Mai 2016 unter Angabe folgender Daten:
Name, Adresse, e-mail, Telefon, Anreisedatum, Abreisedatum
Unterkunft in Quartier 1 – 2 – 3 – 4 (bitte einkreisen), im EZ (nicht in 1)
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Bitte die Anmeldung an Volker John ([email protected] oder
[email protected]) und wegen der Genehmigungen unbedingt auch an Alix Badré
([email protected]) schicken! Die Anmeldung ist auch analog an unten
stehende Adressen möglich.
Anreise
Mit der Bahn kann man bis Kruth reisen.
Mit dem Auto von Mulhouse N66 über Thann bis Felleren. In Felleren rechts ab über
Oderen bis Krüth. Quartier  liegt rechts direkt an der Hauptstraße.
In Kruth links abbiegen über den Col d’Oderen bis Ventron. Durch den Ort durch liegt
links bei einem großen Parkplatz Quartier .
Quartier  liegt zwischen Kruth und Wildenstein am See,  am Südrand des Sees.
Exkursionen
Kopien von Karten der Exkursionsgebiete werden vor Ort zur Verfügung gestellt (Topografische Karte IGN 3619OT Bussang La Bresse).
Auf Moose und Flechten hat die Naturpark-Verwaltung sogar in ihrem Managementplan
2008 – 2012 hingewiesen. Während drei Moosarten und die Sphagnen explizit genannt
sind, wird die Erfassung der Flechten dringend gefordet, da kein Inventar vorliegt. Eine
umfassende Liste des Moosinventars fehlt aber ebenfalls. Ziel der Exkursion ist es
deshalb, Artenlisten der Flechten und Moose der besuchten Wuchsorte zu erstellen, um
sie in die Datenbasis SERENA des Naturparks einzupflegen. Der unschätzbare Wert
solcher Erhebungen und das disziplinierte Verhalten der Teilnehmer lässt sich an den
Ergebnissen der BLAM-Exkursion 2010 im Pfälzerwald gut demonstrieren. Dabei stehen
nicht die bekannten hochkarätigen Sonderstandorte im Mittelpunkt, sondern weniger gut
erforschte Landschaftsteile. Es wird keine Sammelexkursion! Das Sammeln von Belegen
muß auf das Maß der zum sicheren Bestimmen notwendigen Proben begrenzt bleiben.
Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass diese Exkursion dennoch für Anfänger geeignet
ist, da sie beste Unterstützung durch sachkompetente Mitglieder erhalten. Damit wird die
BLAM auch ihrem Bildungsauftrag gemäß Satzung und der Gemeinnützgkeit gerecht.
Tagesexkursionen sind als ganztägige Touren geplant: Rucksackverpflegung.
Abendessen gemeinsam in Kruth. Dort finden auch die sonstigen Treffen statt
(Vorstandsitzung, Vorträge, Jahrehauptversammlung).
Vorträge
Am Donnerstagabend (15.9.2016) besteht die Möglichkeit, Kurzvorträge zu halten (ca. 15
Min.). Wer einen Vortrag halten möchte, meldet das bitte unter Angabe des Titels bei
Heike Hofmann an ([email protected]).
Jahreshauptversammlung
Am Freitagabend (16.9.2016) findet um 20.00 Uhr die Jahreshaupversammlung statt.
Einladung in diesem Heft auf Seite 7.
VOLKER JOHN
Pfalzmuseum für Naturkunde
Hermann-Schäfer-Str. 17
67098 Bad Dürkheim
Deutschland
[email protected]
[email protected]
Tel. 0049(0)6322 942325
mobil: 0049(0)15736225556
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ALIX BADRÉ
Bureau des Espaces Naturels
1 place des Verriers
68820 Wildenstein
Frankreich
[email protected]
Tél. 0033(0)3898222214
mobil: 0033(0) 670861011
Bryologisch-Lichenologische
Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa e.V.
www.blam-hp.eu
Einladung zur Mitgliederversammlung der BLAM 2016
HEIKE HOFMANN
Die Mitgliederversammlung der BLAM findet statt am Freitag, 16. September 2016,
20.00 Uhr, in der Auberge de France, Kruth (Frankreich). Alle Mitglieder des Vereins sind
hiermit eingeladen teilzunehmen. Anträge auf Erweiterung der Tagesordnung müssen bis
am 2.9.2016 schriftlich an die 1. Vorsitzende gerichtet werden
([email protected]).
Tagesordnung
1.
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4.
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7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
Begrüssung, Anwesenheitsliste und Beschlussfähigkeit
Tagesordnung / Anträge auf Erweiterung / Annahme
Protokoll der Mitgliederversammlung 2015 in Kirchberg (Österreich)
Bericht der Vorsitzenden
Bericht des Schriftleiters der Herzogia
Bericht des Schriftleiters der Herzogiella
Bericht des Schriftführers und Betreuers der Homepage
Bericht des Schatzmeisters
Bericht der Kassenprüfer
Antrag auf Entlastung des Schatzmeisters und des Vorstandes
Budget 2017
Mitgliederwesen, Mitgliederbeitrag 2017, Ehrenmitglieder
BLAM-Archiv / BLAM-Bildarchiv
Aktivitäten 2017 (Jahresexkursion, Fortbildungsveranstaltungen)
Vorschläge für „Moos und Flechte des Jahres“ 2017
Arbeitsgruppe Artenschutz
Verbreitungskarten Flechten / Moose Deutschland
Verschiedenes
Vorträge
Auch an der diesjährigen Jahresexkursion wird es die Möglichkeit geben, am Donnerstagabend, 17. September, kurze Vorträge zu halten. Die Themen sollten von allgemeinem Interesse sein und die Beiträge nicht länger als 15 Minuten. Im Anschluss an jeden
Vortrag besteht die Möglichkeit zu einer kurzen Diskussion.
Wer einen solchen Kurzvortrag halten möchte, gibt bitte bei der Anmeldung zur Exkursion den Titel des Vortrags an. Wir hoffen auf rege Teilnahme und freuen uns auf interessante Themen und einen regen Ideenaustausch!
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Bericht zur Jahresexkursion 2015
Österreich, Kitzbühler Alpen, 26. – 30. August
PETER GRUBER
Ziel der diesjährigen Jahresexkursion waren die Kitzbüheler Alpen, ein Bereich der
Ostalpen, der auch als Pinzgauer- und Tiroler Grasberge bekannt ist. Geologisch handelt
es sich um die Grauwackenzone der norischen Decke in Salzburg und des Tiroler
Unterlandes (eine der ältesten geologischen Einheiten Österreichs, Altpaläozoikums bis
unteres Perm). Sie bildet hier die Unterlage der nördlichen Kalkalpen, wie der
Panoramablick vom Wildseeloder nach Norden und Osten mit den auflagernden
Gebirgsstöcken des Wilden Kaisers und der Loferer Steinberge zeigt. Im Anschluss nach
Süden erscheint der Alpenhauptkamm mit seinen vergletscherten Dreitausendern.
Am Mittwoch, dem 26.08.15 erfolgte die Anreise der über 50 Teilnehmer nach Kirchberg.
Die Unterbringung im Hotel Alexander hat sich als sehr zufriedenstellend und preiswert
herausgestellt. Alle Exkursionstage waren vom herrlichen Schönwetter und auch in
Hochlagen über 2000 m von außergewöhnlicher Spätsommerhitze geprägt.
27.08.2015: Der erste Exkursionstag führte von Kirchberg über das Brixental bis
Hopfgarten, von dort nach Kelchsau und entlang der Kurze Grund Ache zum Gasthaus
Wegscheid (1148 m), dem Ausgangspunkt der Tagesexkursion. Bereits hier wurden
Bäume mit interessanten Flechten und Moosen angetroffen. Der Aufstieg zur Neuen
Bamberger Hütte (1761 m) erfolgte durch einen subatlantisch getönten, abwechslungsreichen und partiell durch Kahlschlag genutzten Fichten-Tannen-Buchenmischwald in
Steilhanglage. Dieser reich strukturierte und abseits der Steige nicht leicht begehbare
Unter- und Mittelhangwald zeigte breite ökologische Nischen mit Totholzstadien, was
sich in der Artengarnitur niederschlägt. Bereits ab 1600 m beginnt der allmähliche
Übergang des Baumbestandes in zunehmend lichter werdenden Fichten-Zirben-Mischwald, und ab 1700 m wird die Zirbe zunehmend zur dominanten Baumart.
Im Bereich der Kuhwildalm bei 1700 m treten im Almgebiet Felsen, zerstreutes Blockwerk und versteinte Weideflächen auf. Vorbei an der im Umbau befindlichen Neuen
Bamberger Hütte ging es entlang des Aufstieges zum Schafsiedel bis zum Unteren Wildalmsee (1937 m). Das als Almweide in Nutzung stehende Gebiet ist durch unterschiedliches anstehendes Gestein, Felsen und anmoorige Quellfluren gekennzeichnet.
Abwechslungsreich zeigen sich ebenfalls zuweilen rieselfeuchte und mit schwelenden
Moosdecken besetzte Felswände in den Latschenbeständen am Unteren Wildalmsee.
Nördlich dieses Gewässers eröffnet sich ein mehrere Hektar großes Moorgebiet in einer
Senke, das mit Trichophoum cespitosum-Beständen, Bulten und Schlenken, sowie
Schwingrasen sehr abwechslungsreich in Erscheinung tritt. Leider war die Zeit zur gründlichen Untersuchung dieses ausgedehnten Moorstandortes beschränkt. Sauere bis leicht
basische Gesteine des Innsbrucker Quarzphyllitkomplexes (Altpaläozoikum des östlichen
Abschnittes des Koralpe-Wölz-Deckensystems der Ostalpen) mit Schiefern, Phylliten und
Linsen aus Schwazer Augengneis bilden eine lithologisch diverse Unterlage.
28.08. 2015: Der zweite Exkursionstag führte über Kitzbühel in Richtung Pass Thurn bis
Jochberg. Über eine mautfreie einspurige Straße, der dann unvermittelt ein Güterweg mit
Schotterfahrbahn folgt, erreicht man das Tal des Aubaches nahe der Bruggeralm (1240
m). Daselbst wurde bereits während des Abstellens der Fahrzeuge an einer Salweide mit
Orthotrichum rogeri eine FFH-Art von Michael Lüth nachgewiesen.
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Bryologisch-Lichenologische
Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa e.V.
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Weiter ging es zu Fuß bergauf zur Gaux Niederalm, wo den Aubach querend auf den
Nordwesthang des Bärnbadkogels gewechselt wurde. Der Anstieg über die Almweide
dessen Unterhanges zeigt zahlreiche Quellfluren, sowie anmoorige Bereiche mit
Sphagnum. Anschließend verläuft der nunmehr in Verfall befindliche vormalige Almweg
zur Gaux Hochalm in einem über 200 Jahre alten, offenen Fichtenbestand mit starken
Altbäumen in sehr steiler Hanglage. Die reiche Flechten- und üppige Moosflora
veranlasste schon hier viele Kollegen zum intensiven Studium dieses interessanten
hochmontan-subalpinen Bergwaldes mit reichlicher Kraut- und Zwergstrauchschicht. Von
der Gaux Hochalm erfolgte der Anstieg zum Gauxjoch (1739), wo die Bryologen ihre
Mittagsrast einlegten. Darauf erfolgte botanisierender Weise der Aufstieg Richtung Blaue
Lacke (1920 m) und weiter entlang des Nordostgrates des Kleinen Rettenstein bis ca.
2050 m Seehöhe. Ein Teil der Gruppe untersuchte den südöstlichen Teil des anstehenden Metabasit-Härtlings des Kleinen Rettenstein nördlich der verfallenen Oberen
Trattenbachalm bei ca. 1900 m. Die an Gefäßpflanzen und Kryptogamen sehr artenreichen Quellfluren, alpinen Quellanmoore, Felsrasen und Blockwerk in verschiedenster
Exposition ließen die sommerliche Hitze während des Anstieges fast vergessen. Schon
geländemorphologisch deutlich erkennbar ragt Metabasit, den Gipfel des Kleinen
Rettenstein (2216) bildend, als steilflankiger, vergraster Härtling aus dem Quarzphyllit
der überlagernden Schattberg-Formation mit deutlich geringeren Hangneigungen hervor.
Nach Rückkehr aus dem Gelände und dem Abendessen wurde im Hotel Alexander die
Jahresversammlung abgehalten und anschließend in einer Sitzung der Artenschutzgruppe relevante Vorhaben und entsprechende Themenkreise diskutiert.
29.08.2015: Der dritte Exkursionstag am führte von Kirchberg über Kitzbühel und St.
Johann nach Fieberbrunn. Von dort wurde die Kabinenseilbahn auf den Lärchfilzkogel
(1654 m) als Aufstiegshilfe in Anspruch genommen. Über das Almgebiet der Wildalm
(1550 m) erfolgte der eigentliche Anstieg durch lockere, an Hochstauen und Kleinweiden
reiche Baumbestände bis zum Wildseeloderhaus bei hoher Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Der dann unvermittelte Anblick des malerischen Wildsees und die Labungsmöglichkeiten in der Wildseeloderhütte haben aber die Mühe entschädigt. Nach der Erholungsund Orientierungsphase wurde der Aufstieg auf den Wildseeloder in Angriff genommen
und/oder je nach Interessenslage anstehende Felswände aus roten Flaserdolomit bis hin
zu saueren Gesteinen des Blasseneck-Porhyroides südlich des Wildsees am Steig in
Richtung Seenieder und Henne aufgesucht und vielfältige Standorte mit moosreichen
Latschenbeständen bis hin zu windgefegten Gratlagen und Schneetälchenfluren in Augenschein genommen, untersucht und besammelt.
Nach der Rückkehr ins Hotel wurde nach ausgiebigem Abendmahl noch ein gemütlicher
Abend mit Fachdiskussionen und Informationsaustausch in angenehmer Atmosphäre
verbracht. Der allgemeine Abreisetag war der 30.08.2015, wobei die die Kollegen aus
Graz im Zuge der Rückreise noch einen Abstecher zum Hintersteiner See unternommen
haben.
Da die umfangreichen Artenlisten noch nicht komplettiert sind, wird eine gesonderte
Veröffentlichung ins Auge gefasst. Die Auswahl des ergiebigen Exkursionsgebietes und
die eigentliche organisatorische Abwicklung dieser interessanten Jahresexkursion erfolgte durch Josef Haffelner und Roman Türk, wofür ihnen herzlicher Dank ausgesprochen
wird! Weiterhin danken wir Michael Lüth, der das informative Gruppenbild zu Verfügung
stellte.
JOHANN PETER GRUBER
Gruberfeldweg 22
5322 Hof bei Salzburg
Österreich
[email protected]
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Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa e.V.
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Protokoll der Mitgliederversammlung 2015
NORBERT J. STAPPER
28. August 2015, 20.00 Uhr, im Hotel Alexander in Kirchberg in Tirol (Österreich).
Tagesordnung
1. Begrüßung, Anwesenheitsliste und Beschlussfähigkeit
2. Tagesordnung / Anträge auf Erweiterung / Annahme
3. Protokoll der Mitgliederversammlung 2014 in Ettal (D)
4. Bericht der Vorsitzenden
5. Bericht des Schriftleiters der Herzogia
6. Bericht des Schriftleiters der Herzogiella
7. Bericht des Schriftführers und Betreuers der Homepage
8. Bericht des Schatzmeisters
9. Bericht der Kassenprüfer
10. Antrag auf Entlastung des Schatzmeisters und des Vorstandes
11. Budget 2016 / Mitgliederbeitrag 2016
12. BLAM-Archiv / BLAM-Bildarchiv
13. Aktivitäten 2016 (Jahresexkursion, Fortbildungsveranstaltungen)
14. Vorschläge für „Moos und Flechte des Jahres“ 2016
15. Arbeitsgruppe Artenschutz
16. Verbreitungskarten Flechten / Moose Deutschland
17. Verschiedenes
Teilnehmende laut Unterschriftsliste:
Adelheid Landsteiner
Othmar Breuss
Norbert Stapper
Christoph Feichtfinger
Michael Lüth
Kristian Peters
Josef Hafellner
Philipp Resl
Martina Poeltl
Thomas Wolf
Heike Hofmann
Volker John
Christian Vonarburg
Wolfgang Wurzel
Johann Peter Gruber
Sebastian Dittrich
Jens Schramm
Roman Türk
Laetitia Merou
Willi Tratter
Peter Erzberger
Volker Otte
Uwe Schwarz
Silke John (Gast)
Petra Mair
Matthias Schultz
Helene Czeika
Gerhard Czeika (Gast)
Andrea Berger
Michael Berger (Gast)
Marion Eichler
Erich Zimmermann
Rainer Cezanne
Dietmar Teuber
Dieter G. Zimmermann
Beginn: 20:56 Uhr
(1-3): Die Vorsitzende Heike Hofmann eröffnet die Jahreshauptversammlung und
begrüßt die Mitglieder. Sie stellt die satzungsgemäße Einladung und die
Beschlussfähigkeit fest. Die Tagesordnung und das Protokoll der Mitgliederversammlung
von 2014 werden einstimmig angenommen (31 Abstimmungsberechtigte).
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(4): Heike Hofmann bittet zunächst um eine Gedenkminute für die verstorbenen Mitglieder Uwe de Bruyn, Eberhard Holste, Helmut Schludermann und René Schumacker.
Ihr Bericht über Aktivitäten der BLAM beginnt mit einem herzlichen Dankeschön an
Tassilo Feuerer für die Organisation der Jahresexkursion 2014 in Ettal. Ihr Dank geht
auch an die Schriftleiter, Frank Müller und Volker Otte, und auch die Redaktoren der
Herzogia; an die Herausgeber der Vereinszeitung Herzogiella, Dietmar Teuber und
Stefan Kaufmann, sowie Marion Eichler, Rainer Cezanne und Markus Meier für die
Übernahme von Rubriken und allen Autorinnen und Autoren, die Beiträge eingereicht
haben; an Wolfgang von Brackel für Öffentlichkeitsarbeit/Arten des Jahres; an Peter
Erzberger für die Organisation eines Mooskurses in Berlin, unterstützt durch Harald
Kürschner. Sie berichtet von einem unterjährigen Vorstandstreffen in Göttingen, an dem
eine neue Vorstands-Geschäftsordnung beschlossen wurde und über zukünftige
Projekte, technische Fragen und Vertragsangelegenheiten beraten wurden.
(5): Der stellvertretende Schriftleiter, Volker Otte, berichtet über die wissenschaftliche
Vereinszeitschrift Herzogia, die seit Band 23 (2010) jährlich regelmäßig in zwei Heften
erscheint. Die Anzahl der eingereichten Manuskripte nimmt zu, ebenso der Anteil
bryologischer Arbeiten. Der Impaktfaktor liegt derzeit bei 0,653. Die Kooperation mit
BioOne gestaltet sich gut, ca. 8000,- USD Einnahmen aus verkauften Beiträgen! Auch
zukünftig ist Farbdruck in der Herzogia bezahlbar. Am 23. Februar 2015 hat eine
Redaktionssitzung stattgefunden, bei der auch über die Ausrichtung der Zeitschrift
beraten wurde. Die Redaktion hält eine Beschränkung auf Beiträge über
mitteleuropäische Arten/Untersuchungsgebiete nicht für wünschenswert, spricht sich
aber dafür aus, reine Artenlisten nicht in die Druckfassung der Beiträge aufzunehmen,
sondern ggf. in ein online-Supplement zu verschieben. Ein Heft des nächsten
Herzogiabandes soll eine Festschrift zu Ehren von Regine Stordeur werden. Die
Redaktion dieses "Sonderbands" haben Volker John und Ulf Schiefelbein übernommen.
Die Herausgabe wird so erfolgen, dass es nicht zu Verzögerungen anderer Beiträge
kommt. [Nachtrag: die Festschrift wurde Teil 1 von Heft 28,2; Teil 2 wurde wenige
Wochen später verschickt].
(6): Dietmar Teuber bittet, Beiträge für die Herzogiella zu verfassen. Er regt zusätzliche
Rubriken an, wie "Taxonomische Änderungen die Flechten Mitteleuropas betreffend"
oder "In der Bryologie und Lichenologie angewendete Techniken".
(7): Norbert Stapper berichtet über seine Arbeit als Schriftführer, die die Protollführung,
die Mitgliederinformation über den Listenverteiler BLAM-web und die Redaktion der
Homepage einschließlich Veranstaltungskalender umfasst. Mit Umstieg auf einen neuen
Provider wird die zukünftige Adresse der BLAM-Homepage www.blam-bl.de lauten ("bl"
wie bryophytes & lichens). Die alte Domain blam-hp.eu soll erhalten bleiben, zumindest
für eine Übergangszeit. Zusätzlich wird die Herzogia unter www.herzogia.de auftreten.
Alle Veränderungen werden zeitnah über den BLAM-Listenverteiler kommuniziert.
Zusätzlich wurden Domains mit griffigen Namen für technische Projekte der BLAM
gesichert (Verbreitungskarten).
(8): Der Schatzmeister Volker John legt den Kassenbericht für das Jahr 2014 vor, der
bereits im Vereinsjournal Herzogiella abgedruckt wurde. Zurzeit sind 320 Personen
Mitglied der BLAM. Er dankt Thorsten Lumbsch und Josef Hafellner für ihre Anregung,
die Herzogia über BioOne anzubieten.
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Bryologisch-Lichenologische
Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa e.V.
www.blam-hp.eu
(9) und (10): Rainer Cezanne berichtet über die Kassenprüfung (R. Cezanne & MarieLuise Hohmann), dass es keine Unregelmäßigkeiten gebe und alles ordentlich verbucht
und belegt sei. Er beantragt, den Schatzmeister und danach den Vorstand zu entlasten.
Beide Anträge wurden einstimmig bei jeweils einer Enthaltung angenommen.
(11): Das Budget 2016 wurde ebenfalls in der Herzogiella 2 publiziert und so akzeptiert.
Der Mitgliederbeitrag 2016 soll unverändert bleiben. Im Rahmen des Mitgliederwesens
schlägt Heike Hofmann vor, Regine Stordeur als Ehrenmitglied der BLAM zu wählen
(Vorstandsbeschluss). Zur Begründung berichtet sie über Regines unermüdlichen Einsatz für die Herzogia, die dadurch zu einer umfangreichen, regelmäßig erscheinenden,
internationalen Fachzeitschrift wurde, die (ab Band 23) im ISI Web of Science aufgenommen ist, mit Listung in Current Contents oder Biosis Previews. Eng mit Regine verbunden
sind auch die jetzige Hoheit über die Verwertungsrechte, Eigenverlag und Eigendruck.
Alle Anwesenden stimmen diesem Vorschlag zu (der aus von allen akzeptierten Gründen
nicht Bestandteil der Tagesordnung war).
(12): Keine neuen Informationen.
(13): Volker John berichtet von Vorbereitungen einer Exkursion in die Vogesen (Parc
naturel régional des Ballons des Vosges), die vom 14. bis 18. September 2016 stattfinden soll. Als Ziele für 2017 werden das Allgäu (11 Stimmen) und das Riesengebirge
angesprochen (15 Stimmen). Peter Erzberger wird wieder einen Mooskurs für Einsteiger
in Berlin durchführen (siehe Kalender) und Matthias Schultz möglicher Weise einen Kurs
über cyanophile Flechten ("kleine Schwarze"). Es wird auch diskutiert, Exkursionen für
Einsteiger anzubieten.
(14) Arten des Jahres: Die Wahl fällt auf Icmadophila ericetorum und Sphagnum
magellanicum [siehe dazu Beiträge auf der Homepage].
(15): Arbeitsgruppe Artenschutz: Inzwischen wurde eine umfangreiche Rubrik hierzu auf
der Homepage eingestellt. Ein nächster Schritt besteht in der Benennung von Kontaktpersonen für bestimmte Themen bzw. Regionen.
(16) Verbreitungskarten: Heike führt aus, dass Verbreitungskarten von Moosen wahrscheinlich bald zu realisieren sind in Zusammenarbeit mit NetPhyt. Moose sollen als
neue Organismengruppe in ein bestehendes Datenbank/Kartensystem aufgenommen
werden. Kooperation BfN (finanzielle Unterstützung), NetPhyt und BLAM.
(17): Heike Hofmann weist darauf hin, dass die BLAM 2018 ihr 50jähriges Bestehen
feiert und lädt ein, Ideen zu unterbreiten, wie dies gebührend gefeiert werden kann.
Ende der Sitzung: 22:48 Uhr.
NORBERT J. STAPPER
Verresberger Str. 55
40789 Monheim
Deutschland
[email protected]
Herzogiella 3 (2016)
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Kassenbericht für das Jahr 2015
VOLKER JOHN
Der Kassenbericht betrifft das Geschäftsjahr (= Kalenderjahr) 2015.
Kassenstand 31.12.2014
Einnahmen
Mitgliedsbeiträge
Herzogia-Verkauf
BioOne
Ausgaben
Bankspesen
Herzogiella 2
Herzogia 27 (2)
Herzogia 28 (1)
Herzogia 28 (2) Teil 1
Geschäftsführung/Porto/Notar/Redaktion
Homepage
Differenz Einnahmen/Ausgaben
Kassenstand 31.12.2015
34.149,11 Einnahmen €
Ausgaben
€
5.289,00
2.280,00
7.350,11
– 12.134,12
14.919,11
-
18,50
2.535,95
5.025,51
8.174,06
8.882,98
2.125,54
290,69
27.053,23
14.919,11
12.134,12
22.014,99
Erstellt von Dr. Volker John, Bad Dürkheim, 17.1.2016
Spendenbescheinigung zur Vorlage beim Finanzamt
Die BLAM ist durch Bescheid des Finanzamtes 67429 Neustadt vom 26.11.2015 (Aktenzeichen
31/660/3844/0-KII/3)
wegen
Förderung
wissenschaftlicher
Zwecke,
gemeinnützigen Zwecken dienend und zu den nach § 5, Abs. 1, Nr. 9 KStG bezeichneten
Körper-schaften gehörend, anerkannt worden. Spenden und Mitgliedsbeiträge an uns
sind beim Geber nach § 10b, Abs. 1, Satz 2 bis 4 EStG, § 9, Abs. 1, Nr. 2, Satz 2 bis 4
KStG, § 9, Nr. 5, Satz 2 bis 4 GewStG als Sonderausgaben bzw. Betriebsausgaben
abzugsfähig.
Der Mitgliedsbeitrag beträgt 30,- € (Studenten und Rentner 20,- €) pro Jahr.
Bankverbindung:
BryolLichenolArbeitsgem, bei der Sparkasse Rhein-Haardt, Bad Dürkheim
IBAN: DE49 5465 1240 0000 5793 00, BIC: MALA DE 51 DKH
HERZOGIA 29(1) wird nur an die Mitglieder verschickt, die bis zum 30. Juni 2016
ihren Mitgliedsbeitrag bezahlt haben, oder die bis dahin eine Einzugsermächtigung
zum Einziehen des Beitrags mittels SEPA beim Schatzmeister (siehe UmschlagInnenseite) eingereicht haben.
Den fälligen Beitrag für 2016 werden wir im Mai 2016 per Lastschrift einziehen. Dieses
Lastschriftmandat wird gekennzeichnet durch die Gläubiger-Identifikationsnummer
DE18ZZZ00001518083 und Ihre Mandatsreferenz (4-stellige Mitgliedsnummer).
14
Bryologisch-Lichenologische
Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa e.V.
www.blam-hp.eu
Bitte teilen Sie Änderungen der Adresse oder der Bankverbindung dem Schatzmeister mit.
Planung 2016
Einnahmen:
Ausgaben:
Planung 2017
Einnahmen:
Ausgaben:
Mitgliedsbeiträge
BioOne
Herzogia-Verkauf
Herzogia 28(2) Teil 2
Herzogia 29(1)
Herzogia 29(2)
Herzogiella 3
Geschäftsführung
Bilanz:
Mitgliedsbeiträge
BioOne
Herzogia-Verkauf
Herzogia 30 (1)
Herzogia 30 (2)
Herzogiella 4
Geschäftsführung
Bilanz:
16.000,00
8.000,00
2.000,00
6.323,73
6.500,00
8.000,00
3.000,00
1.176,27
9.000,00
6.000,00
2.000,00
6.500,00
6.500,00
3.000,00
1.000,00
26.000,00
25.000,00
+ 1.000,00
17.000,00
17.000,00
0,00
VOLKER JOHN
Pfalzmuseum für Naturkunde
Hermann-Schäfer-Str. 17
67098 Bad Dürkheim
Deutschland
[email protected]
[email protected]
Herzogiella 3 (2016)
15
Neue Publikationen die Flechtenflora Mitteleuropas betreffend,
Zweite Folge
MARION EICHLER & RAINER CEZANNE
Die nachstehende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und berücksichtigt
überwiegend Publikationen aus dem Jahr 2015, aber auch solche aus dem Jahr 2014,
die im letzten Jahr nicht berücksichtigt wurden.
Über eine kritische Rückmeldung zu dieser Rubrik und Zusendungen für die dritte Folge
würden wir uns freuen.
AHRENS, M. & W OLF, T. 2015. Bunodophoron melanocarpum im Schwarzwald (Südwestdeutschland). –
Carolinea 73: 135–138.
AHTI, T., KONDRATYUK, S.Y., KÄRNEFELT, I. & THELL, A. 2015. Nomenclatural corrections and notes on some
taxa in the Teloschistaceae (lichenized ascomycetes). – Graphis Scripta 27(1–2): 37–41.
APTROOT, A., PARNMEN, S., LÜCKING, R., BALOCH, E., JUNGBLUTH, P., CÁCERES, M. E. S. & LUMBSCH, H. T.
2015. Molecular phylogeny resolves a taxonomic misunderstanding and places Geisleria close to
Absconditella s. str. (Ostropales: Stictidaceae). – Lichenologist 46(1): 115–128.
ARCADIA, L. IN, KNUDSEN, K. & W ESTBERG, M. 2015. Proposal to conserve the name Lichen fuscatus Schrad.
(Acarospora fuscata) against L. fuscatus Lam. with a conserved type (lichenised Ascomycota:
Acarosporaceae). – Taxon 64(1): 168–169.
BÄSSLER, C., CADOTTE, M.W., BEUDERT, B., HEIBL, C., BLASCHKE, M., BRADTKA, J. H., LANGBEHN, T., W ERTH,
S. & MÜLLER, J. 2015. Contrasting patterns of lichen functional diversity and species richness across
an elevation gradient. – Ecography: 10.1111/ecog.01789.
BÄSSLER, C., MÜLLER, J., CADOTTE, M.W., HEIBL, C., BRADTKA, J. H., THORN, S. & HALBWACHS, H. 2015. Functional response of lignicolous fungal guilds to bark beetle deforestation. – Ecological Indicators:
10.1016/j.ecolind.2015.07.008:
BECKER, P., HENZE, M. & W INDISCH, U. 2015. Punctelia borreri (Sm.) Krog erstmals auch in der Stadt Gießen/Hessen – ein chromatografischer Nachweis. – Herzogiella 2: 31–36.
BERGER, F. & TÜRK, R. 2015. Die amphibische Flechtenflora der alpinen Quellflur „Lackenböden“ im
Dösental (Mallnitz, Nationalpark Hohe Tauern, Kärnten, Österreich). – Herzogia 28(2): 348–358
BERGER, F., BRAUN, U. & HEUCHERT, B. 2015. Gonatophragmium lichenophilum sp. nov. – a new
lichenicolous hyphomycete from Austria. – Mycobiota 5: 7–13.
BILOVITZ, P.O., W ALLNER, A., TUTZER, V., NASCIMBENE, J. & MAYRHOFER, H. 2015. Terricolous Lichens in the
Glacier Forefield of the Pasterze (Eastern Alps, Carinthia, Austria). – Phyton (Horn, Austria) 55(2):
201–214.
BOMBLE, F. W. 2015. Die epiphytischen Candelariella-Arten im Aachener Stadtgebiet und Umgebung. / The
epiphtic Candelariella species in the urban area of Aachen and the surroundings. – Veröff. Bochumer Bot. Ver. 7: 1–10.
BRACKEL, W. VON 2015. Flechte und Moos des Jahres 2015. – Herzogiella 2: 53.
BRACKEL, W. VON 2015. Lichenicolous fungi from Central Italy with notes on some remarkable hepaticolous,
algicolous and lichenized fungi. – Herzogia 28(1): 212–281.
BÜRGI-MEYER, K. & DUCRY, J. 2015. Online-Bestimmungsdienst für Flechten am Natur-Museum Luzern.
Zielsetzung, Arbeitsweise, Erfahrungen und Grenzen. – Meylania 56: 19–25.
CEZANNE, R. & EICHLER, M. 2015. Verbreitungsatlas der Flechten von Darmstadt. – BNH, Beiheft 13: 1-239.
CZARNOTA, P. 2015. Lecania cuprea and Micarea pycnidiophora (lichenized Ascomycota) new to Poland. –
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(Garov.) Ertz & Tehler aus dem Kanton Uri neu für die Schweiz . – Meylania 55: 8–12.
DIETRICH, M. & BÜRGI-MEYER, K. 2015. Pilophorus cereolus kam im 19. Jahrhundert in der Schweiz vor!
Entdeckung im Flechtenherbar von Anton Gisler (1820-1888). – Meylania 56: 26–29.
DIETRICH, M. & DANNER, E. 2015. Flechten, Faszinierende Vielfalt in der Bergwelt um Engelberg. Auf den
Spuren von Pater Fintan Greter (1899–1984), Naturforschende Gesellschaft Obwalden und Nidwalden (Hrsg.), 239 S.
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(Zentralschweiz): 100 weitere. – Meylania 56: 5–18.
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Bryologisch-Lichenologische
Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa e.V.
www.blam-hp.eu
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Buxbaumiella 102: 30–31.
SPIER, J. L. 2015. Caloplaca diffusa Vondrák & Llimona, een nieuw korstvormig licheen voor Nederland. –
Buxbaumiella 101: 45–47.
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SPIER, J. L. 2015. Lecidella elaeochroma (Ach.) M. Choisy (gewoon purperschaaltje) als kameleon. –
Buxbaumiella 103: 27–31.
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MARION EICHLER & RAINER CEZANNE
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Taxonomische und nomenklatorische Neuerungen – Flechten,
Erste Folge
MATTHIAS SCHULZ & PHILIPP RESL
Einleitung
Für die Bryologie, bereits in der letzten Ausgabe eingeführt, möchten wir hier eine ähnliche Rubrik zur Taxonomie der Flechten starten. Wir behandeln Neubeschreibungen und
Namensänderungen, sofern sie die Flora Mitteleuropas betreffen und im vergangenen
Jahr publiziert wurden. Weil seit Erscheinen der Flora von Deutschland (W IRTH et al.
2013) einige umfassendere Bearbeitungen verschiedener Flechtengruppen vorgenommen wurden, weisen wir diesmal auch auf taxonomisch relevante Literatur vor 2015
hin, sofern diese mitteleuropäische Arten berücksichtigt.
Es ist oftmals schwer, den Überblick über Namensänderungen und Neubeschreibungen
zu behalten und so kann auch die angefügte Liste nur als unvollständig gelten. Wir
möchten deshalb auch die Leserschaft bitten, uns in Zukunft neue Publikationen mit
taxonomischen Änderungen zukommen zu lassen, damit sie an dieser Stelle Beachtung
finden können.
Absconditella rubra van den Boom, M.Brand & Suija
Van den BOOM et al. 2015 beschreiben die neue Absconditella –Art Absconditella rubra.
Die Arbeit enthält auch einen Schlüssel zu den Absconditellen Europas.
Acarospora cinarescens J.Steiner
In einer Arbeit von KNUDSEN et al. (2015) wird eine lange Zeit mit A. versicolor zusammengefasste Art der Südalpen als eigenes Taxon anerkannt. A. cinarescens könnte in
extrem trockenen Habitaten in inneralpinen Trockentälern gefunden werden.
Fellhaneropsis almquistiorum S.Ekman
EKMAN (2015) beschreibt diese neue Art, die auch bereits einmal in Hessen auf Basalt
Gestein nachgewiesen wurde. Es ist davon auszugehen dass diese, wahrscheinlich oft
übersehene Art, auch anderswo in Mitteleuropa angetroffen werden kann.
Lambiella furvella (Nyl. ex Mudd) M.Westb. & Resl
Der Arbeit von SPRIBILLE et al. (2014) folgend werden in RESL et al. (2015) einige Umkombinationen von Rimularia in Lambiella vorgenommen, siehe dazu auch unten. Für
Mitteleuropa relevant ist L. furvella.
Leproplaca chrysodeta (Vain.) J.R.Laundon ex Ahti
Der Name wurde bisher nicht korrekt publiziert, weil das Basionym falsch angegeben
wurde (AHTI et al. 2015).
Marfloraea S. . ondr., .
& J.-S.Hur
Eine Arbeit von KONDRATYUK et al. (2015) beschäftigt sich mit einem nomenklatorischen
Problem in Pertusaria s. lat. Die Autoren dieser Studie schlagen für die Pertusaria (Variolaria) armara Gruppe den Namen Marfloraea vor. Variolaria Pers. als Gattungsname ist
wegen seines Status als Homonym von Variolaria Bull. ungültig (In der Publikation wird
der Autor von Variolaria fälschlicherweise mit Ball. angegeben). Folgende Kombinationen
von Pertusaria Arten wurden daher von KONDRATYUK vorgeschlagen (fett markiert sind
die lt. W IRTH et al. (2013) in Deutschland vorkommenden Arten):
Herzogiella 3 (2016)
21
Marfloraea albescens (Huds.) S. . ondr., .
& J.-S.Hur
Marfloraea amara (Ach.) S.Y. ondr., .
& J.-S.Hur
Marfloraea aspergilla ( h.) S. . ondr., .
& J.-S.Hur
Marfloraea corallina (L.) S.Y.Kondr., L.
& J.-S.Hur
Marfloraea corallophora (Vain.) S.Y.Kondr., L.L kös & J.-S.Hur
Marfloraea erythrella (Müll.Arg.) S.Y.Kondr., L.L kös & J.-S.Hur
Marfloraea excludens (Nyl.) S.Y.Kondr., L.
& J.-S.Hur
Marfloraea mammosa (Harm.) S.Y.Kondr., L.L kös & J.-S.Hur
Marfloraea ophthalmiza (
.) S. . ondr., .
& J.-S.Hur
Marfloraea panyrga (Ach.) S.Y.Kondr., L.L kös & J.-S.Hur
Marfloraea pulvinata (Erichsen) S.Y.Kondr., L.L kös & J.-S.Hur
Marfloraea scaberula (A.W.Archer) S.Y.Kondr., L.L kös & J.-S.Hur
Marfloraea subventosa (Malme) S.Y.Kondr., L.L kös & J.-S.Hur
Melaspilea enteroleuca (Ach.) Ertz & Diederich
Diese neue Kombination einer corticolen, mit Trentepohlia assozierten früheren Lecidea
Art wurde von ERTZ & DIEDERICH (2015) auf Basis molekular-phylogenetischer Daten
vorgeschlagen. Laut ERTZ & DIEDERICH beziehen sich wohl viele Literaturangaben
europöischen Materials von Melaspilea arthonioides und M. urceolata auf dieses Taxon.
Ob die ursprünglich aus Mexico beschriebene M. urceolata tatsächlich in Europa anzutreffen ist,bleibt somit zweifelhaft.
Myriolecis Clements.
In einer Arbeit über die Gattungseinteilung von Lecanora-ähnlichen Arten nehmen ZHAO
et al. 2015 zahlreiche Umkombinationen vor, die meisten betreffen Arten außerhalb
Europas.
Für Arten aus der Lecanora dispersa Gruppe wird der Name Myriolecis vorgeschlagen.
Folgende Arten wurden in diese wiedererweckte Gattung gestellt. Die in Mitteleuropa
nachgewiesenen lt. W IRTH et al. (2013) sind fett markiert:
Myriolecis agardhiana (Ach.) Śli a, Zhao Xin & Lumbsch
Myriolecis albescens ( o
.)
a, Zhao Xin & Lumbsch
Myriolecis andrewii (de Lesd.) Śli a, Zhao Xin & Lumbsch
Myriolecis antiqua (J.R. aundon)
a, Zhao Xin & Lumbsch
Myriolecis carlottiana (Lewis & Śli a) Śli a, Zhao Xin & Lumbsch
Myriolecis contractula (Nyl.) Śli a, Zhao Xin & Lumbsch
Myriolecis crenulata ( oo .)
a, Zhao Xin & Lumbsch
Myriolecis dispersa ( er .)
a, Zhao Xin & Lumbsch
Myriolecis expectans (Darb.) Śli a, Zhao Xin & Lumbsch
Myriolecis flowersiana (H. Magn.) Śli a, Zhao Xin & Lumbsch
Myriolecis fugiens (
.)
a, Zhao Xin & Lumbsch
Myriolecis hagenii ( h.)
a, Zhao Xin & Lumbsch
Myriolecis invadens (H. Magn.) Śli a, Zhao Xin & Lumbsch
Myriolecis juniperina (Śli a) Śli a, Zhao Xin & Lumbsch
Myriolecis mons-nivis (Darb.) Śli a, Zhao Xin & Lumbsch
Myriolecis percrenata (H. Magn.) Śli a, Zhao Xin & Lumbsch
Myriolecis perpruinosa ( r er )
a, Zhao Xin & Lumbsch
Myriolecis persimilis ( h. r.)
a, Zhao Xin & Lumbsch
Myriolecis poeltiana (Clauzade Cl. Roux) Śli a, Zhao Xin & Lumbsch
Myriolecis pruinosa ( hau .)
a, Zhao Xin & Lumbsch
Myriolecis reuteri (S haer.)
a, Zhao Xin & Lumbsch
Myriolecis salina (H. Magn.) Śli a, Zhao Xin & Lumbsch
Myriolecis schofieldii (Brodo) Śli a, Zhao Xin & Lumbsch
Myriolecis semipallida ( . a n.)
a, Zhao Xin & Lumbsch
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Myriolecis straminea (Ach.) Śli a, Zhao Xin & Lumbsch
Myriolecis sverdrupiana ( vstedal) Śli a, Zhao Xin & Lumbsch
Myriolecis thuleana (Poelt) Śli a, Zhao Xin & Lumbsch
Myriolecis torrida (Vain.) Śli a, Zhao Xin & Lumbsch
Myriolecis wetmorei (Śli a) Śli a, Zhao Xin & Lumbsch
Myriolecis zosterae (Ach.) Śli a, Zhao Xin & Lumbsch
Ochrolechia dactylina ( h.) S. . ondr., .
& J.S.Hur
Die bisher zu Pertusaria s.lat gerechnete Art P. dactylina Ach. wurde auf Basis molekularer Daten in die Gattung Ochrolechia transferiert.
Olegblumia demissa (Flot.) S.Y.Kondr., L.
, J.Kim, A.S.Kondr., S.O. Oh &
J.S.Hur
KONDRATYUK et al. (2015) stellen Caloplaca demissa (Flot.) Arup & Grube in die neue
Gattung Olegblumia S.Y.Kondr., L.L kös et J.-S.Hur. Arup et al. (2013) hatten Caloplaca
demissa unter Pyrenodesmia s.l. geführt, aber von einer Umkombination in diese Gattung auf Grund noch unzureichender Daten verzichtet.
Parainoa Resl & T.Sprib.
In einer Arbeit von RESL et al. (2015) wird die monotypische Gattung Parainoa beschrieben, die sich von Ainoa durch das Vorhandensein von Depsidonen unterscheidet.
Parainoa subconcolor (Anzi) Resl & T.Sprib
Die Typuslokalität von P. subconcolor liegt in Südtirol (Prov. Sondrio). Es ist daher
möglich dass diese Art auch in den Österreich oder der Schweiz anzutreffen ist.
Parvoplaca nigroblastidiata Arup, Halici & Vondrák
Diese von ARUP et al. 2015 beschriebene Art wurde bisher in Schweden, der Türkei und
Alaska nachgewiesen. Sie wächst corticol auf Populus tremula (in der Türkei auch auf
Juniperus excelsa und Abies cilicica). Es ist möglich dass sie auch in Mitteleuropa
angetroffen werden kann.
Placynthium caesium (Fr.) Jatta
KOŠUTHOVÁ et al. (2016) zeigen anhand molekularer Daten sowie Ascus- und Sporenmerkmalen, dass die monotypische Gattung Collolechia A.Massal. in die Placynthiaceae
gehört und in die Variation der Gattung Placynthium (Ach.) Gray fällt. Sie schlagen daher
die Wiedereinführung des Namens Placynthium caesium (Fr.) Jatta vor.
Verrucaria humida Orange
Der locus classicus dieser neu von ORANGE in THÜS et al. (2015) beschriebenen Art liegt
im Schwarzwald. Sie besiedelt Steine in kleinen Bächlein in Wäldern und wurde bisher in
Deutschland, Wales, Norwegen und Polen gefunden.
Verrucaria alpicola Zschacke
V. alpicola wird von THÜS et al. (2015) mit Verrucaria elaeomelaena (A. Massal.) Arnold
synonymisiert.
Verrucaria jurana Zschacke
Diese Art mit Typuslokalität in der Schweizer Jura, wird von THÜS et al. (2015) in
Synonymie mit Verrucaria elaeomelaena (A. Massal.) Arnold gestellt.
Herzogiella 3 (2016)
23
Vor dem Jahr 2015 und seit der Veröffentlichung der Flechten Flora von Deutschland im
Jahr 2013 gab es außerdem einige größere Bearbeitungen verschiedener Gattungen die
auch die heimische Flora betreffen und nomenklatorische Änderungen gebracht haben.
Arctomia
OTÁLORA & W EDIN (2013) zeigen, dass der Ozeaniker Collema fasciculare (L.) Weber ex
F.H.Wigg. in die Arctomiaceae (nicht Collemataceae) gehört und schlagen die
Umkombination zu Arctomia fascicularis (L.) Otálora & Wedin vor. Damit erweitert sich
das Verbreitungsgebiet der Gattung Arctomia Th.Fr. auf ozeanische Lagen der Gebirge
Mitteleuropas und der Alpen.
Collema/Leptogium/Epiphloea
Auf Grundlage umfassender Analysen molekularer und morpholgischer Daten (OTALORA
et al. 2013) wurde die Familie der Collemataceae einer neuen Klassifikation unterzogen
(OTALORA et al. 2014). Statt vormals nur zwei enthält die Familie nun zehn Gattungen,
davon neun in Mitteleuropa. Die zahlreichen Umkombinationen betreffen eine Reihe
heimischer Arten. Scytinium turgidum aus der Verwandtschaft von S. plicatile wird als
eigenständige Art akzeptiert.
Abb. 1: Callome multipartita auf Kalkgestein
Abb. 2: Lathagrium fuscovirens auf Kalkgestein
SCHULTZ et al. (2016) zeigen, dass Epiphloea in die Collemataceae (nicht Heppiaceae)
gehört und in die von OTALORA et al. (2014) neu umrissene Gattung Leptogium fällt. Sie
schlagen daher vor, Epiphloea byssinum und E. terrenum bei Leptogium zu führen.
Blennothallia crispa (Huds.) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Collema crispum (Huds.)
Weber ex F.H.Wigg.)
Callome multipartita (Sm.) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Collema multipartitum Sm.)
Enchylium bachmanianum (Fink) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Collema bachmanianum (Fink) Degel.)
Enchylium coccophorum (Tuck.) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Collema coccophorum
Tuck.)
Enchylium conglomeratum (Hoffm.) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Collema conglomeratum Hoffm.)
Enchylium confertum (Arnold) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Collema confertum
Arnold)
Enchylium ligerinum (Hy) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Collema ligerinum (Hy)
Harm.)
Enchylium limosum (Ach.) Otálora, P.M.Jørg. &Wedin (syn. Collema limosum (Ach.)
Ach.)
Enchylium polycarpon (Hoffm.) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Collema polycarpon
Hoffm.)
Enchylium tenax (Sw.) Gray (syn. Collema tenax (Sw.) Ach. em. Degel.)
24
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Lathagrium auriforme (With.) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Collema auriforme (With.)
Coppins & J.R. Laundon)
Lathagrium cristatum (L.) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Collema cristatum (L.) Weber
ex F.H.Wigg.)
Lathagrium dichotomum (With.) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Collema dichotomum
(With.) Coppins & J.R.Laundon)
Lathagrium fuscovirens (With.) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Collema fuscovirens
(With.) J.R. Laundon)
Lathagrium undulatum (Flot.) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Collema undulatum Flot.)
Pseudoleptogium diffractum (Körb.) Müll.Arg. (syn. Leptogium diffractum Kremp. ex
Körb.)
Rostania occultata (Bagl.) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Collema occultatum Bagl.)
Scytinium aquale (Arnold) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Leptogium aquale (Arnold)
P.M.Jørg.)
Scytinium aragonii (Otálora) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Leptogium aragonii
Otálora)
Scytinium biatorinum (Nyl.) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Leptogium biatorinum
Oliver)
Scytinium callopismum (A. Massal.) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Collema
callopismum A.Massal.)
Scytinium fragrans (Sm.) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Collema fragrans (Sm.) Ach.)
Scytinium gelatinosum (With.) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Leptogium gelatinosum
(With.) J. R. Laudon)
Scytinium imbricatum (P.M.Jørg.) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Leptogium
imbricatum P.M.Jørg.)
Scytinium intermedium (Arnold) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Leptogium
intermedium (Arnold) Arnold)
Scytinium lichenoides (L.) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Leptogium lichenoides (L.)
Zahlbr.)
Scytinium magnussonii (Degel. & P.M.Jørg.) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Leptogium
magnussonii Degel. & P.M.Jørg.)
Scytinium massiliense (Nyl.) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Leptogium massiliense
Nyl.)
Scytinium parvum (Degel.) Otálora, P.M.Jørg. &Wedin (syn. Collema parvum Degel.)
Scytinium plicatile (Ach.) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Leptogium plicatile (Ach.)
Leight.)
Scytinium pulvinatum (Hoffm.) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Leptogium pulvinatum
(Hoffm.) Otálora)
Scytinium rivale (Tuck.) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Leptogium rivale Tuck.)
Scytinium schraderi (Bernh.) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Leptogium schraderi
(Bernh.) Nyl.)
Scytinium subtile (Schrad.) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Leptogium subtile (Schrad.)
Torss.)
Scytinium subtorulosum (Stizenb.) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Leptogium
subtorulosum (Stizenb.) Degel.)
Scytinium tenuissimum (Dicks.) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Leptogium
tenuissimum (Dicks.) Körb.)
Herzogiella 3 (2016)
25
Scytinium teretiusculum (Wallr.) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Leptogium
teretiusculum (Wallr.) Arnold)
Scytinium tetrasporum (Th. Fr.) Otálora, P.M.Jørg. & Wedin (syn. Leptogium tetrasporum
Th.Fr.)
Scytinium turgidum (Ach.) Otálora, P.M.Jørg. &Wedin (syn. Leptogium turgidum (Ach.)
Cromb.)
Bei Collema verbleiben C. flaccidum, C. furfuraceum, C. glebulentum, C. nigrescens, C.
subnigrescens
Bei Leptogium verbleiben L. burnetiae C.W. Dodge, L. cyanescens (Rabenh.) Körb., L.
hildenbrandii (Garov.) Nyl., L. saturninum (Dicks.) Nyl.
Zu Leptogium hinzu kommt L. byssinum (Hoffm.) Zwackh. ex Nyl. (syn. Epiphloea
byssina (Hoffm.) Henssen & P. M.Jørg.). Ein Vorkommen von Leptogium terrenum Nyl.
(syn. Epiphlora terrena (Nyl.) Trevis. in geeigneten, termophilen Habitaten im südlichen
Mitteleuropa ist nicht ausgeschlossen.
Degelia/Pectenia
Nach umfassenden molekuaren Studien von EKMAN et al. (2014) zur Familie der Pannariaceae ist die Gattung Degelia Arv. & D.J.Galloway nicht monophyletisch. Für die
Gruppe um die heimische Degelia plumbea (Lightf.) P.M.Jørg. & P.James wird die Gattung Pectenia P.M.Jørg., L.Lindblom, Wedin & S.Ekman eingeführt sowie für letztere Art
die Umkombination zu Pectenia plumbea (Lightf.) P.M.Jørg., L.Lindblom, Wedin &
S.Ekman vorgenommen.
Hypocenomyce
In der Arbeit von BENDIKSBY & TIMDAL (2013) wird gezeigt, dass es sich bei der Gattung
Hypocenomyce um ein Beispiel von konvergenter Evolution handelt. Hypocenomyce
Arten werden in 5 Gattungen (Carbonicola (neu), Fulgidea (neu), Hypocenomyce,
Xylospora (neu), Xylographa) aufgeteilt. Mitteleuropa betreffen folgende Taxa:
Carbonicola anthracophila (Nyl.) Bendiksby & Timdal (syn. Hypocenomyce antracophila
(Nyl.) P.James & Gotth.Schneid.)
Xylospora caradocensis (Nyl.) Bendiksby & Timdal (syn. Hypocenomyce caradocensis
(Nyl.) P.James & Gotth.Schneid.)
Xylospora friesii (Ach.) Bendiksby & Timdal. (syn. Hypocenomyce friesii (Ach.) P.James
& Gotth.Schneid.)
Fuscopannaria/Moelleropsis/Nevesia
EKMAN et al. (2014) zeigen, dass die heimische Art Moelleropsis nebulosa (Hoffm.)
Gyeln. in die Gattung Fuscopannaria P.M.Jørg. fällt. Um die aus Prioritätsgründen notwendigen, aber unerwünschten zahlreichen Umkombinationen diverser Fuscopannarien
zu Moelleropsis zu vermeiden, soll erstere Gattung konserviert werden.
Für die westeuropäisch, atlantisch-mediterrane Fuscopannaria sampiana (Tav.)
P.M.Jørg. wird die monotypische Gattung Nevesia P.M.Jørg., L.Lindblom, Wedin &
S.Ekman eingeführt.
Rimularia
In der Arbeit von SPRIBILLE et al. (2014) hat sich gezeigt dass die Gattung Rimularia
keine einheitliche Gruppe darstellt. Für Rimularia Arten mit amyloider Medulla wurde
bereits von HERTEL (1984) der Name Lambiella vorgeschlagen. Dieser wird von SPRIBILLE
et al. (2014) aufgegriffen. Für Rimularia insularis wird der neue Name Lambiella insularis
(Nyl.) T.Sprib. eingeführt.
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Xylographa
In der Monographie von SPRIBILLE et al. (2014) werden acht neue Arten der Gattung
Xylographa beschrieben. Für Mitteleuropa ist folgende Änderung relevant: Xylographa
parallela (Ach.: Fr.) Fr. (syn. Xylographa minutula Körb.)
Nicht in der Deutschen Flora enthalten sind die Arten X. pallens und X. trunciseda. Diese
Arten wurden in Bayern und Österreich nachgewiesen und es sollte weiter nach ihnen
Ausschau gehalten werden.
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MATTHIAS SCHULTZ
Universität Hamburg
Biozentrum Klein Flottbek
Ohnhorststraße 18
D-22609 Hamburg
[email protected]
28
PHILIPP RESL
Universität Graz
Institut für Pflanzenwissenschaften
NAWI Graz
Holteigasse 6
8010 Graz
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Taxonomische und nomenklatorische Neuerungen – Moose,
Zweite Folge
MARKUS K. MEIER
Auch im vergangenen Jahr wurden zahlreiche Untersuchungen zur Abgrenzung von
Arten und ähnlichen taxonomischen Fragen publiziert. In Bezug auf die mitteleuropäische
Moosflora sind die Ergebnisse zum Glück ziemlich übersichtlich. Nebst einer neu
beschriebenen Schistidium-Art ist allenfalls auf eine neu beschriebene Amblystegiaceae
zu achten; in den Gattungen Dicranum, Brachythecium, Homalothecium, Polytrichum und
Ulota wurden verschiedene Varietäten besser abgegrenzt und in den Artrang erhoben
(oder teilweise neu beschrieben), wobei die meisten bisher nicht aus Mitteleuropa
bekannt sind. Umgekehrt wird vorgeschlagen, Rhynchostegium arcticum nicht mehr als
Art zu führen.
Interessant, aber für die Praxis in Mitteleuropa nicht relevant, ist die Aufdeckung einiger
kryptischer (morphologisch nicht unterscheidbarer) Arten, z.B. bei Aneura pinguis
(BĄCZKIEWICZ & BUCZKOWSKA 2016) oder Sphagnum magellanicum (KYRKJEEIDE & al.
2016), die Beschreibung von neuen endemischen Arten von den Azoren (Rhynchostegiella azorica, VANDERPOORTEN & al. 2015) und Madeira (Isothecium montanum
(DRAPER & al. 2015), die Abspaltung nordamerikanischer Populationen von Metzgeria
furcata (als Metzgeria setigera, SÖDERSTRÖM & al. 2015) oder eine Untersuchung über
Areal und Identität von Orthotrichum acuminatum (VIGALONDO & al. 2016).
Hingegen werden nachfolgend noch einige interessante Neufunde aufgeführt, auch
solche ausserhalb Mitteleuropas. Gerade arktische oder atlantische Arten werden immer
wieder auch in den Alpen entdeckt – es sollte auf sie geachtet werden! Dieser kurze
Literatur-Überblick erhebt auch dieses Jahr keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Aus
Platzgründen verzichten wir auf die Autorenzitate zu den Artnamen.
Neu beschriebene Arten und in den Artrang erhobene Varietäten
Arvernella: Die von HUGONNOT & HEDENÄS (2015) beschriebene Arvernella microclada,
eine winzige Amblystegiaceae mit dorsal proraten Zellen, ist bisher erst aus der
Auvergne (Frankreich) bekannt – könnte aber in Mitteleuropa übersehen worden sein.
Brachythecium: Brachythecium udum wird meist als Varietät von B. mildeanum geführt,
neuerdings häufiger aber auch als eigene Art (IGNATOV & al. 2008, HEDENÄS 2015).
Dicranum: IGNATOVA & al. (2015) trennen aufgrund molekularer Untersuchungen das
semi-kryptische Dicranum schljakovii von D. spadiceum ab. Die Art liess sich morphologisch nur durch die Grösse (bzw. ihre Kleinheit) unterscheiden und ist bisher nur aus
Russland, auch westlich des Urals, bekannt.
Homalothecium: HEDENÄS & al. (2014) trennen vom weit verbreiteten H. sericeum s.str.
den makaronesischen Endemiten H. mandonii und das mediterrane H. meridionale ab (=
var. meridionale). Die Arten sind allein aufgrund von Merkmalen des Gametophyten oft
schwer zu trennen, in Mitteleuropa aber kaum zu erwarten.
Herzogiella 3 (2016)
29
Polytrichum: IVANOVA & al. (2014) trennen P. alpinum in mehrere Arten auf: Nebst dem
arktischen P. fragile unterscheiden sie P. septentrionale, welches als Varietät schon
lange bekannt ist und nach MÖNKEMEYER (1927) auch in den Alpen vorkommt, sowie das
neu beschriebene Polytrichastrum altaicum (in Europa bisher aus Finnland bekannt).
Leider wurden in dieser Untersuchung keine Belege aus den Alpen überprüft.
P. densifolium war früher – meist als Varietät von P. formosum – vor allem aus Japan
und China bekannt, wurde dann in Nordamerika nachgewiesen und schliesslich auch in
Finnland und dem Baltikum (IVANOVA & al. 2015). Hinweise, dass die Art auch in Mitteleuropa oder den Alpen vorkommt, fehlen bis jetzt. Allerdings sind die morphologischen
Unterschiede sehr subtil, am auffälligsten ist die etwas längere Kapsel.
Rhynchostegium: GUERRA & al. (2014) schliessen aus genetischen Untersuchungen,
dass bestimmte abweichende Formen von R. murale nicht als eigene Art anerkannt
werden können, akzeptieren jedoch eine Varietät, R. murale var. julaceum, worin sie
auch R. arcticum mit einschliessen.
Schistidium: BLOM & al. (2016) beschreiben in einer ersten Publikation aus einer vorgesehenen Reihe "Studies on Schistidium in Europe, with particular reference to the Alps"
als neue Art S. marginale aus der Confertum-Gruppe.
Ulota: CAPARRÓS & al. (2016) anerkennen nach eingehendem Studium der morphologischen Variation sowie genetischen und und ökologischen Merkmale drei altbekannte
Formen im Ulota crispa-Komplex wieder als zwar nah verwandte, aber unabhängige
Arten: Ulota crispa s.str., U. crispula und U. intermedia.
Nomenklatorisches
Brachythecium: Bereits MEYLAN (1940) kam nach Studium der Typen zum Schluss,
dass B. groenlandicum identisch mit dem alpinen B. tauriscorum ist. In "nordischer"
Literatur wird B. coruscum I.Hagen [1908] als ältester Name für B. groenlandicum (= B.
albicans var. groenlandicum) verwendet. Bei Durchsicht einiger Herbarbelege durch L.
Hedenäs (pers. Mitt.) zeigte sich, dass zahlreiche mit B. tauriscorum beschrifteten
Belege aus den Schweizer Alpen der Umschreibung von B. coruscum (im Sinne z.B. von
DRAPER & al. 2014) entsprechen. Da B. tauriscorum Molendo [1866] der älteste dieser
drei Artnamen ist, ist davon auszugehen, dass dieser künftig für alle Formen verwendet
werden sollte – allerdings muss der Typus nochmals überprüft werden, um die Synonymie auch aus heutiger Sicht zu bestätigen.
Im Weiteren sei darauf hingewiesen, dass der Typus von B. alpinum sich nach MEYLAN
(1940) klar von B. tauriscorum unterscheidet und im Gegensatz zu letzterem zu B.
glareosum zu stellen sei (B. glareosum var. alpinum).
Ephemerum: Nach ELLIS & PRICE (2014) sind in Hedwigs Typus von E. serratum die üblicherweise als E. minutissimum bezeichneten Formen mit feinwarzigen Sporen und
hyalinem Schleier enthalten. Für die grobwarzigen Formen ("E. serratum" auct.) muss
daher ein anderer Name verwendet werden: E. stoloniferum. Nach URMI (2016) gibt es
allerdings noch eine dritte, bisher nicht benannte Form, mit feinwarzigen Sporen, aber
ohne Schleier. Fasst man alle zusammen, so muss die Art weiterhin E. serratum
heissen.
Marchantiales: Nach LONG & al. (2016) sollten die Gattungen Marchantia, Preissia und
Bucegia zusammengelegt werden, so dass neu die Namen Marchantia quadrata und
Marchantia romanica zu verwenden wären. Dieselben Autoren schlagen ausserdem
vor, für Clevea hyalina (= Athalamia hyalina, siehe RUBASINGHE & al. 2011) den Namen
Clevea nana zu verwenden, doch ihre dazu notwendige Neukombination ist ein späteres
Homonym (bereits für eine andere Art verwendet) und daher illegitim.
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Neue Nachweise in Mitteleuropa und angrenzenden Gebieten
Brachythecium coruscum: siehe oben unter 'Nomenklatorisches'
Cephaloziella uncinata (Frankreich, Normandie; PREY & al. 2014): Bisher nur aus der
Artkis bekannt.1
Hedwigia striata (Belgien; BUCHBENDER & al. 2014): Die erst seit kurzem unterschiedene
Art kommt in atlantisch geprägten Gebieten vor. Nebst den ursprünglichen iberischen
Fundorten wurden nun auch solche aus Grossbritannien, Schweden und Belgien
bekannt.
Hypnum uncinulatum (Frankreich und Schweiz, bei Grindelwald; RÍOS & al. 2014). Die
Art war bisher nur aus Makaronesien, Portugal und Irland bekannt.
Orthotrichum vittii (Schweiz, Kanton Bern; BÜSCHLEN 2014): Die Art war nur aus Iberien
und Frankreich (Hautes Alpes) bekannt.
Sarmentypnum tundrae (Frankreich, Hautes-Alpes; BONTE & BOUDIER 2014): Ein
Flachmoor mit Carex bicolor ist der einzige bekannte Fundort in den Alpen. Es ist unklar
ob es sich um ein Relikt oder eine spontane Neubesiedlung handelt.
Sphagnum majus subsp. norvegicum (Frankreich, Auvergne; HUGONNOT & CELLE
2014): Bisher wurden die Unterarten nur selten unterschieden. Möglicherweise kommt
subsp. majus nur in Nordeuropa vor.
Syntrichia minor (Frankreich, Auvergne; HUGONNOT 2015): Die Art gleicht S. papillosissima, kommt zum Beispiel auf Granitfelsen vor, und könnte auch in Mitteleuropa an
geeigneten Standorten gefunden werden. Ähnliches gilt für die mit S. sinensis verwandte
S. submontana, deren bekanntes Areal durch die Untersuchungen von AFONINA & al.
(2014) erheblich erweitert wurde (aber noch nicht ganz Europa erreicht).
Riccia crustata (Frankreich, Burgund, HUGONNOT & al. 2014): Bisher nur aus dem
Mittelmeergebiet bekannt.
Nebst diesen Neunachweisen gab es auch weitere Funde von seltenen, bereits aus
Mitteleuropa bekannten Arten. Eine Auswahl: Brachythecium udum (Schweiz, Kantone
Graubünden, Obwalden, Wallis, verif. L. Hedenäs. Darunter auch der von MÖNKEMEYER
(1927) erwähnte, später aber angezweifelte Beleg vom Simplon); Coscinodon humilis
(Schweiz, Graubünden und Italien, LÜTH 2015a); Orthotrichum hispanicum (Schweiz,
Kanton Bern, KIEBACHER 2015); Tortella alpicola (Schweiz, Kanton Tessin, LÜTH
2015b); Sematophyllum adnatum (Schweiz, Kanton Tessin, SCHNYDER 2015).
Neue Nachweise für Europa (aus Nordeuropa)
Sphagnum venustum: Die Art aus der Sektion Acutifolia wurde von FLATBERG (2008)
aus Kanada beschrieben und 2011 in Norwegen und damit erstmals in Europa
nachgewiesen (FLATBERG 2016).
Sphagnum beothuk: Nach KYRKJEEIDE & al. (2015) sind dunkelbraune Formen von S.
fuscum, welche in Europa bisher in atlantischen Gebieten Norwegens und Schottlands
gefunden wurden, genetisch identisch mit dem nordamerikanischen S. beothuk. Ein
Vorkommen dieser Art in Mitteleuropa oder den Alpen scheint wenig wahrscheinlich, ist
aber nicht auszuschliessen.
Tortella arctica (= T. tortuosa var. arctica) wurde von HEDENÄS & ECKEL (2011) in
Mittelschweden neu für Europa nachgewiesen (siehe auch WERNEr & al. 2014).
1
Anmerkung der Redaktion: Die Art ist auch aus Deutschland bekannt, siehe MEINUNGER & SCHRÖDER
(2007).
Herzogiella 3 (2016)
31
Dank
Mein Dank geht an Lars Hedenäs, Naturhistoriska riksmuseet, Stockholm, für Anmerkungen zum Manuskript und die Revision zahlreicher kritischer Herbarbelege anlässlich
seines Brachythecium-Kurses in Zürich.
Literatur
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Hardturmstrasse 269/6
8005 Zürich
Schweiz
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Herzogiella 3 (2016)
33
Untersuchung von Flechten-Inhaltsstoffen aus CetrariaHerbarmaterial und eines Isländisch-Moos-Tees aus Island
ULRICH SCHIRMACHER & MANFRED HENZE
Zusammenfassung. Sekundäre Inhaltsstoffe aus Herbarmaterial von Cetraria-Arten
sowie eines Tees aus Island werden mittels Hochleistungs-Dünnschichtchromatografie
(HPTLC) aufgetrennt. In allen Proben werden Anthrachinone und rot fluoreszierende
Chlorophyll-Derivate vorgefunden. Durch die für Cetraria islandica charakteristischen
Depsidone Fumar- und Protocetrarsäure sowie die Fettsäure Rocellsäure werden zwei
von drei Herbarproben sowie der Heil-Tee als C. islandica bestätigt. In diesen werden
zudem Spuren von Usninsäure erkennbar. Eine weitere Flechte, die nach
morphologischen Kriterien ebenfalls als C. islandica angesprochen wird, ist hinsichtlich
der sekundären Inhaltsstoffe von diesen drei deutlich unterschieden. Es handelt sich um
eine ökologische Rasse ohne dem Fumar-/Protocetrarsäure-Komplex. Sie hat das
gleiche Stoffmuster wie die ebenfalls untersuchte Cetraria aculeata, in der keine
Depsidone, jedoch die Fettsäure Lichesterinsäure vorliegt.
Einleitung. Isländisch Moos ist eine weit verbreitete Flechte, die als Lichen islandicus
und Muscus islandicus in Apotheken vertrieben und wegen ihrer Heilwirkung im
Deutschen Arzneibuch als DAB 9 geführt wird (STAHL & SCHILD 1981). Sie wurde schon
frühzeitig als Tee ver endet gegen „hartnäckigen Husten, Auszehrung und Sch indzucht“ (MARZELL 1922; dort weitere volkstümliche Verwendungen). Die Droge wird heute
noch als Muscilaginosum bei Husten und Gastroenterididen angewandt (STAHL & SCHILD
1981). Die Parmeliaceae Cetraria islandica (L.) Ach. ist nicht die einzige ihrer Gattung: In
Island beispielsweise sind mindestens 6 Arten bzw. Unterarten beschrieben (siehe
Tabelle im Anhang). Schon FLÜCKIGER (1894) nennt Inhaltsstoffe wie die Zucker-Derivate
Lichenin und Dextrolichenin, die Flechtensäuren Cetrarsäure und Lichesterinsäure,
sowie Chlorophyll.
Problemstellung. In der vorliegenden Arbeit soll Herbarmaterial von Cetraria islandica
aus Island und aus Deutschland (Schwarzwald) sowie ein kommerzieller Heil-Tee aus
Island auf darin enthaltene sekundäre Inhaltsstoffe chromatografisch untersucht werden.
Zum Vergleich wird auch Cetraria aculeata (Schreber) Fr. einbezogen. Als Referenzflechten werden in einem Versuch Cladonia symphycarpia (Flörke) Fr. und Flavoparmelia
caperata (L.) Hale eingesetzt.
Im Folgenden werden die Flechten-Inhaltsstoffe mit Aceton extrahiert und mittels
hochauflösender Dünnschicht-Chromatografie (HPTLC = high performance thin layer
chromatography) aufgetrennt. Die Flecken werden über ihre Rm-Werte* und Farben im
sichtbarem und im UV-Licht angesprochen.
Material. Zum Vergleich steht das nachfolgend aufgelistete Flechtenmaterial zur Verfügung (Tabelle 1).
--------------------------------------* Rm-Wert: Quotient aus Entfernung des Fleckenmittelpunktes vom Startpunkt und Entfernung der Fließmittelfront vom Startpunkt x
100
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Tabelle 1: Cetraria-Untersuchungsmaterial, Vergleichsmaterial (C. symphycarpia und Cetraria
aculeata) und Flechten-Tee; Nummerierung bzw. Bezeichnung der Extrakte (Diese werden auch
für die Startflecken auf den Chromatogrammen verwendet.)
1) Cetraria islandica, Julur (Akureyri, Island) 30.06.2013, leg.: U.
Schirmacher ②
3) Cetraria islandica, Kaltenbronn (Schwarzwald, Deutschland) 24.
11.2013, leg.: U. Schirmacher
2) Cetraria islandica, Fjallagrös, Firma heilsa (Reykjavik,
Island), gekauft Juli 2013, leg.: U. Schirmacher ①
4) Cetraria aculeata, Traiser Steinberg bei Münzenberg
(Wetterau, Deutschland), 24.11.2013, leg: M. Henze
C.s.)
Cladonia
symphycarpia
(Norstictinsäure, Atranorin)
(Flörke)
Fr.**
F.c.) Flavoparmelia caperata (L.) Hale (Protocetrarsäure)
5) Cetraria islandica, gerebelte Thalli (iceland moss Tee, Firma
Islensk hollusta, Island), 2012**
** Das Originalmaterial von Cladonia symphycarpia wurde von D. Teuber (PLANTAGO, 35394 Gießen), der
iceland moss Tee von S. und E. Golf (35444 Biebertal) zur Verfügung gestellt.
Herzogiella 3 (2016)
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Methoden. Die Aufarbeitung erfolgt nach der zu Kurszwecken im Mittelhessischen
Lichenologischen Arbeitskreis Gießen eingesetzten Vorschrift (HENZE 2013). Auf die
Extraktion von 15 mg trockenes Material mit 0,3 ml Aceton folgt ein Zentrifugationsschritt.
Die Extrakte werden auf hochauflösende Kieselgel-Dünnschichtplatten (HPTLC, 5 x 5 cm
mit Fluoreszenzindikator 254 nm s; siehe auch SCHUMM 2002) auf 5 Startflecken
aufgetragen. Die Reihenfolge der aufgetragenen Flechten-Extrakte ist in den Fotografien
eingetragen. Die Chromatografie wird horizontal in eigens gebauten Kammern
durchgeführt (M. Henze). Eluiert wird mit den Laufmitteln A (Toluol-Dioxan-Eisessig,
180:45:5), B‘ (Cyclohexan-methyl tert.-Butylether-Ameisensäure, 130:100:20) oder C
(Toluol-Eisessig, 200:30) (siehe auch ORANGE & al. 2001).
Die fotografische Dokumentation der unbehandelten Dünnschichtplatten erfolgt im kurzwelligem (254 nm) und im langwelligem UV-Licht (365 nm), die der mit 10%iger Schwefelsäure und anschließender Erhitzung auf 110 oC nachbehandelten Dünnschichtplatten
geschieht im UV-Licht (365 nm). [Chromatografische Daten siehe ORANGE & al., 2001;
HUNECK & YOSHIMURA 1996]
Abb. 1: Eindimensionale Trennung sekundärer
Inhaltsstoffe auf Kieselgelmaterial mit Fluoreszenzindikator (254 nm) von Cetraria-Arten
und C. symphycarpia (Vergleichsmaterial).
Ent icklung mit dem Laufmittel B‘ (siehe
Methoden) und Betrachtung unter kurzwelligem UV. Die Lage der Substanzen (Abkürzungen im Anhang) wird durch Fluoreszenzlöschung erkennbar.
Abb. 2: Fluoreszierende sekundäre Inhaltsstoffe von Cetraria-Arten und C. symphycarpia
(Vergleichsmaterial) derselben HPTLC von
Abb. 1. Betrachtung unter langwelligem UV.
Die Substanzen (Abkürzungen im Anhang) mit
Eigen-Fluoreszenz werden erkennbar.
Ergebnisse und Diskussion. Um zu klären, ob das C. islandica-Material zutreffend
bestimmt ist, werden die Fleckenmuster der Extrakte auf Übereinstimmungen hinsichtlich
bekannter Substanzen überprüft. Dazu werden die Extrakte hochauflösender Chromatografie (HPTLC) unterzogen und die Laufstrecken der Substanzflecken mit aus der Literatur bekannten Werten (Rm-Werte: ORANGE & al. 2001) verglichen. Das Ergebnis dieses
Vergleichs (hier nicht detailliert) führt zur Substanz-Bezeichnung, die in die Fotografien
eingetragen wird.
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Um die Identität der als „Cetraria islandica“ bezeichneten Proben sicherzustellen, erden
auf drei hochauflösenden Dünnschichtchromatogrammen (HPTLCs) die Extrakte 1, 2,
C.s., 3 und 4 (von links nach rechts) aufgetragen und mit A, B‘ oder C eluiert. Hier
erden nur die mit dem Laufmittel B‘ entwickelten Dünnschichten abgebildet, da diese
die Ergebnisse klar belegen. Zunächst wird im kurzwelligem UV (254 nm) fotografiert
(Abbildung 1), anschließend im langwelligem UV-Licht (365 nm) (Abb. 2).
Im kurzwelligem UV werden durch Fluoreszenzlöschung dunkle Flecken sichtbar: die
Referenz-Substanzen Norstictinsäure und Atranorin aus Cladonia symphycarpia, sowie
Fumarprotocetrarsäure und Protocetrarsäure in den Extrakten 2 und 3. Letztere überlagern sich wegen ihrer recht ähnlichen Laufeigenschaften, werden daher im Folgenden
als Komplex Fumarsäure/Protocetrarsäure bezeichnet. Dieser Komplex, kommt nicht in
den Extrakten 1 und 4 vor. Usninsäure ist als schwacher, manchmal grüner Fleck in allen
Extrakten sichtbar. (Abkürzungen s.u.)
Abb. 3: Sekundäre Inhaltsstoffe von CetrariaArten und C. symphycarpia (Vergleichsmaterial) auf derselben HPTLC wie in Abb. 1
bzw. 2 nach Tauchen in Schwefelsäure und
Hitzebehandlung sowie anschließender Betrachtung bei 365 nm. Die Fettsäuren Rocellund Lichesterinsäure sind als opake Flecken
(Abkürzungen im Anhang) sichtbar.
Abb. 4: Sekundäre Inhaltsstoffe der Flechten
in einem Tee (iceland moss Tee, 5), von
Cetraria-Arten (2, 3) sowie von C. symphycarpia und F. caperata (Vergleichsmaterial)
aufgetrennt auf einer HPTLC, die schwefelsäurebehandelt, erhitzt und bei 365 nm fotografiert
wird. Im Heil-Tee (Tee, 5) treten Fumarprotocetrarsäure und Protocetrarsäure als dunkle
Flecken, Usninsäure als graugrünlichgrauer
Fleck und die Fettsäure Rocellsäure als opaker
Fleck auf. (Abkürzungen im Anhang).
Im langwelligem UV sind die dunklen Flecken ebenfalls sichtbar. Es kommen fluoreszierende hinzu, u.a. rote Chlorophyll-Derivate (Abb. 2).
Werden die HPTLCs in 10% Schwefelsäure getaucht und dann bei 110 oC erhitzt, so
entstehen oftmals farbige Reaktionsprodukte, die im sichtbaren Licht erkennbar und zur
weiteren Identifizierung hinzugezogen werden können. Bei Anregung mit UV-Licht (365
nm) ergibt sich der Aspekt der folgenden Abbildung. (Abb. 3)
Herzogiella 3 (2016)
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Die milchig-weißen Flecken sind Fettsäuren: Im Fall der C. islandica-Extrakte (1, 2, 3)
handelt es sich um die Fettsäure Rocellsäure. Im Fall des C. aculeata-Extrakts (4) muß
Lichesterinsäure vorliegen. Wegen der nur geringfügig unterschiedlichen Rm-Werte
dieser beiden Fettsäuren, können diese hier nur im Kontext mit Literaturangaben auseinandergehalten werden. Diese belegen, dass in C. aculeata die Rocellsäure durch
Lichesterinsäure ersetzt ist (siehe Tabelle im Anhang).
Fumarprotocetrarsäure und Protocetrarsäure, die meistens als überdeckende Flecken
entwickelt werden (Abb. 1 und 2; Fumar-/Protocetrarsäure-Komplex), sind nach
Schwefelsäurebehandlung klar als zwei getrennte Flecken auszumachen (Abb. 3). Diese
Depsidone treten in den C. islandica-Extrakten 2 und 3, nicht aber im C. islandica- 1 und
C. aculeata-Extrakt 4 auf.
Aufgrund des fehlenden Fumar-/Protocetrarsäure-Komplexes in Extrakt 1 [Cetraria
islandica, Julur (Akureyri, Island)], der hierin dem Extrakt 4 [Cetraria aculeata] gleicht,
dürfte es sich bei Extrakt 1 um eine Unter-Art von C. islandica handeln.
Ein weiterer Versuch ist der Untersuchung des Heil-Tees 5 gewidmet, mit der Frage, ob
in diesem tatsächlich Cetraria islandica enthalten ist. Aufgetragen werden daher im
Folgenden zwei als C. islandica ausgewiesene Proben 2 und 3 sowie die Extrakte der
Referenzflechten C.s. und F.c. (C.symphycarpia bzw. F. caperata). (Abb. 4) Hier ist
ausschließlich eine schwefelsäurebehandelte Dünnschichtplatte dargestellt, die
fotografisch im Licht einer UV-Lampe (365 nm) wiedergegeben wird (Abb. 5)
Die schwefelsäurebehandelte und nacherhitzte HPTLC läßt den Fumar-/Protocetrarsäure-Komplex sowie Rocellsäure in den beiden C. islandica-Extrakten aber auch in dem
Heil-Tee 5 im UV-Licht (Abb. 4) erkennen. Damit wird C. islandica als Komponente des
Tees bestätigt.
Meist rotbraun gefärbte Substanzen, die z.T. wenig unterhalb von Atranorin oder oberhalb von diesem wandern (Abb. 4), bedürfen gesonderter Identifizierung. Es mag sich
dabei um die von BOUSTIE & al. (2011) sowie STEPANENKO & al. (2002) beschriebenen
Anthrachinone („Red-Quinone-like“ substances bz . dem „Islandoquinone“) handeln.
In dieser Untersuchung konnte das Herbarmaterial der Firma heilsa, Island, (2), als auch
das aus dem Schwarzwald, Deutschland, (3), sowie der Heil-Tee der Fa. Islensk hollusta,
Island, (5), durch die Akkumulation der sekundären Inhaltsstoffe Fumar-/Protocetrarsäure, Rocellsäure als Cetraria islandica bestätigt werden. Spuren von Anthrachinonen,
Chlorophyllen sowie Usninsäure sind ebenfalls detektierbar.Der Extrakt aus Cetraria
aculeata (4) zeigt deutliche Übereinstimmungen mit dem Extrakt des Cetraria-Thallus [1
Akureyri, Island] hinsichtlich des Fehlens der Depsidone Fumar- und Protocetrarsäure
und des Vorkommens der Fettsäure Rocellsäure. Es handelt sich um eine ökologische
Rasse, wie sie KRISTINSSON (1969) beschreibt. Aufgrund morphologischer Ähnlichkeit
(u.a. kräuselige Thallusstruktur) handelt es sich um C. islandica ssp. crispiformis (Räs.)
Kärnefelt (mündl. U. Kirschbaum). Das Fehlen der Depsidone bestätigt die Unterart, für
die hier erstmals chemische Marker aufgezeigt werden.
Danksagung. Wir danken E. und S. Golf, Biebertal, für die Überlassung eines C.
islandica-Tees aus Island und Ulrich Kirschbaum, Wismar, für die Nachbestimmung der
Fumar-/Protocetrarsäure-defizienten C. islandica.
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Literatur
BOUSTIE, J., TOMASI, S. & GRUBE, M. 2011. Bioactive lichen metabolites: alpine habitats as an untapped
source, Phytochem. Rev. 10: 287-307.
FLÜCKIGER, F. A. 1894. Pharmacognosie, R. Gaertner’s Verlagbuchhandlung, Hermann Heyfelder SW,
Schönefelderstraße.
HENZE, M. 2013. Flechtenstoffe - Identifizierung mittels HPTLC.
HUNECK, S. & YOSHIMURA, I. 1996. Identification of Lichen Substances, Springer Vg., Berlin-Heidelberg-New
York.
KRISTINSSON, H. 1969. Chemical and morphological variation in the Cetraria islandica complex in Iceland.
Bryologist 72(3): 344-357.
MARZELL, H. & W AGNER C. A. 1992. Buchdruckerei A.-G., Freiburg in Baden.
ORANGE, A., P., JAMES W. & W HITE, F. J. 2001. Microchemical Methods for the Identification of Lichens,
British Lichen Society.
SCHUMM, F., 2002. Dünnschichtchromatogramme – Auch für den Amateur möglich. Aktuelle Lichenologische Mitteilungen, Neue Folge Nr. 9, 8-22.
STAHL, E. & SCHILD, W. 1981. Pharmazeutische Biologie, 4 Drogenanalysen: Inhaltsstoffe und Isolierungen,
Gustav Fischer, Stuttgart-New York.
STEPANENKO, L. S., KRIVOSHCHEKOVA O. E. & SKIRINA I. F. 2002. Functions of phenolic secondary metabolites in lichens from far east Russia, Symbiosis 32: 119-131.
Abkürzungen:
Atr = Atranorin
Fumar. = Fumarprotocetrarsäure HPTLC = high performance thin layer chromatography
Lic = Lichesterinsäure
Nor = Norstictinsäure
PCR = Polymerase Chain Reaction, Polymerase-Kettenreaktion
Prot.= Protocetrarsäure
Roc = Rocellsäure
Usn = Usninsäure
ULRICH SCHIRMACHER
Herrengut 15
76532 Baden Baden
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MANFRED HENZE
Tannenweg 45
35440 Linden
Deutschland
[email protected]
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Mooskartierung in Ungarn
PETER ERZBERGER
Seit über zwanzig Jahren beschäftige ich mich mit der Moosflora von Ungarn, und nach
meinem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben, vor drei Jahren, habe ich mit einer
klassischen Quadrantenkartierung des Landes begonnen, zusammen mit dem
ungarischen Botaniker Csaba Németh und mit Zu- und Mitarbeit einiger weiterer Ungarn
(und Deutscher).
Auch um weitere Mitarbeiter für die Kartierung zu gewinnen, haben Csaba und ich im
Juni 2015 an einer Budapester Universität einen zweitägigen Moosbestimmungskurs für
Anfänger durchgeführt, zu dem immerhin 25 Teilnehmer aus allen Landesteilen
zusammenkamen und von denen jetzt einige auch bereits bei der Kartierung aktiv sind.
Ungarn hat eine Fläche von ca. 93 000 km 2, das ist etwas mehr als die Fläche von
Österreich oder etwas weniger als die kombinierte Fläche der drei Bundesländer
Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Mehr als zwei Drittel des
Landes sind Tiefland (weniger als 200 m über NN), das meiste davon mehr oder weniger
intensiv landwirtschaftlich genutzt. Der Rest umfasst Mittelgebirge (höchste Erhebung
1015 m), rund 20% des Landes sind bewaldet. Dies ist zu berücksichtigen, wenn man die
Moosflora von Ungarn mit der anderer Länder vergleichen will.
Aktuell sind 672 Moosarten in Ungarn nachgewiesen: 659 in PAPP et al. (2010), seitdem
überwiegend im Laufe der Kartierung weitere 19 Arten: u.a. Bruchia flexuosa
(Schwaegr.) Müll.Hal. (MESTERHÁZY & NÉMETH 2015), Callicladium haldanianum (Grev.)
H.A. Crum (bisher unveröffentlicht), Campylium decipiens (Warnst.) Walsemann
(ERZBERGER & NÉMETH 2015), Campylopus flexuosus (Hedw.) Brid. (ERZBERGER &
NÉMETH (2014), Campylopus fragilis (Brid.) Bruch & Schimp. (DEME & al. 2015). 6 Arten
müssen ausgeschlossen werden. Zum Vergleich: Baden-Württemberg 835 Arten (NEBEL
& PHILIPPI 2000), Hessen 812 (DREHWALD 2013), Niedersachsen 758 (KOPERSKI 2011),
Brandenburg 580 (KLAWITTER & al. 2002), Mecklenburg-Vorpommern 557 (BERG et al.
2009), damit ergibt sich für Ungarn ein Erforschungsstand, der durchaus dem einiger
deutscher Bundesländer vergleichbar erscheint.
Das ist hauptsächlich der Arbeit zweier ungarischer Bryologen des zwanzigsten
Jahrhunderts zu verdanken: Ádám Boros (BOROS 1953, 1968) und László Vajda (ORBÁN
& VAJDA 1983), deren umfangreiche Sammlungen in den Herbarien des
Naturhistorischen Museums in Budapest und der Pädagogischen Hochschule in Eger
aufbewahrt werden. Das ist ein günstiger Umstand, da sie so für Revisionen verfügbar
sind, mit denen der Weiterentwicklung der Taxonomie Rechnung getragen werden
konnte und kann (ERZBERGER 1999, 2001, 2002, 2005, 2009, ERZBERGER & SCHRÖDER
2008, 2013).
Liest man die Darstellung der Moosflora einzelner Landschaften Ungarns in dem (immer
noch lesenswerten!) klassischen Buch von BOROS (1968), so kann man sich des
Eindrucks nicht erwehren, dass hier recht subjektiv bestimmte Arten hervorgehoben
werden. Ein Verbreitungskartenatlas auf Messtischblattquadrantenbasis soll ein
objektiveres Bild ergeben.
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Bisheriger Stand der Kartierung
Von den 2832 Quadranten Ungarns liegen bisher (Stand August 2015) aus 312 (11%)
Daten vor, schließt man jedoch Quadranten mit nur 10 oder weniger Daten aus, so
ergeben sich 238 bearbeitete Quadranten (8,4 %) mit einer durchschnittlichen
Sippenzahl von 60,8. Den bisherigen Rekord hält ein Quadrant im Börzsöny-Gebirge
nördlich von Budapest (8079.2) mit 178 Sippen.
Ungarn kann also wohl nicht mit den Spitzengebieten deutscher Mittelgebirge
konkurrieren, was sicher auch klimatische Ursachen hat: In den niederschlagreichsten
Quadranten in und um Thüringen wurden Rekordzahlen von über 300 Arten erreicht
(MEINUNGER 1992).
Dennoch ergibt sich schon jetzt ein nicht unerheblicher Zuwachs an Kenntnissen
gegenüber der Roten Liste von 2010 (PAPP & al. 2010), was sich zeigt, wenn man die
Ergebnisse nach den Gefährdungsgraden ordnet:
Tab. 1: Erfasste Sippenzahlen im Vergleich zur Roten Liste (PAPP & al. 2010).
Kategorie
RE
CR
EN
VU
NT
LC-att
LC
DD
DD-va
DD-n
Sippenzahl in PAPP et al.
(2010)
3
20
90
63
114
94
136
101
37
1
Erfasste
Sippenzahl
1
11
61
56
110
94
136
33
4
0
Anteil
33.3%
55.0%
67.8%
88.9%
96.5%
100%
100%
32.7%
10.8%
0%
Erläuterung der Abkürzungen:
RE – regionally extinct (regional erloschen)
CR – critically endangered (vom Aussterben bedroht)
EN – endangered (stark gefährdet)
VU – vulnerable (gefährdet)
NT – near threatened (Vorwarnliste)
LC-att – Least concern attention (noch ungefährdet, aber zu beobachten)
LC – Least concern (ungefährdet)
DD – data deficient (ohne aktuelle Nachweise)
DD-va – data deficient vanished (ohne aktuelle Nachweise und am Ort der alten
Nachweise verschwunden)
DD-n – data deficient new (neu für Ungarn nachgewiesen und ohne ausreichende
Datenlage zur Beurteilung der Gefährdungssituation)
Statt dieser etwas trockenen Statistik ist für den mitteleuropäischen Leser vielleicht die
Vorstellung einiger Arten interessanter, die in Ungarn, aber nicht in Deutschland vorkommen bzw. in Deutschland sehr selten sind, und die uns bei der Kartierung begegnen.
Herzogiella 3 (2016)
41
Kurzportraits ausgewählter Arten der Moosflora Ungarns
Eine erst zu Beginn des Jahres 2015 erstmalig in Ungarn nachgewiesene Art ist Bruchia
flexuosa (Schwaeg.) Müll.Hal (Abb. 1). Von der in Nordamerika verbreiteten Art gab es
in Europa bisher überhaupt nur vier Nachweise, davon drei aus dem 19. Jahrhundert.
Diese echte Jahrhundertrarität wurde von Attila Mesterházy in der Drau-Tiefebene im
Südwesten Ungarns unweit der Grenze zu Kroatien am Rande einer Pfütze in einem
Luzernenfeld mit hochinteressanten Begleitern wie Anthoceros agrestis, Phaeoceros
carolinianus und Riccia bifurca entdeckt (MESTERHÁZY & NÉMETH 2015). Von der in
Europa ebenfalls extrem seltenen (in Ungarn fehlenden) B. vogesiaca unterscheidet sich
B. flexuosa durch eine kürzere Seta (0,5-3 mm), so dass die Sporenkapsel nur aus den
Blättern hervorragt (während sie bei B. vogesiaca darüber emporgehoben ist) und durch
igelstachelige Sporen (bei B. vogesiaca nur warzig).
Abb. 1: Bruchia flexuosa.
Abb. 2: Riccia frostii.
Eine in wärmeren Ländern Südosteuropas vorkommende, hier aber offenbar überall
seltene Art (HODGETTS 2015) ist Riccia frostii Austin (Abb. 2). In ihrem gesamten
Verbreitungsgebiet (das auch Nordamerika umfasst) ist sie auf die Uferbereiche größerer
Flüsse beschränkt, in Ungarn z.B. Donau, Theiß und Maros, und erscheint nur im Herbst
bei Niedrigwasser auf abgelagertem und abtrocknendem Schlamm im Nanocyperion, oft
zusammen mit Riccia cavernosa und immer mit Aphanorrhegma patens (BOROS 1968).
Abb. 3 und 6: Verbreitungskarten von Riccia frostii (li) und Fissidens gymnandrus (re).
In diesem Jahr konnten wir sie bei niedrigem Wasserstand im September und Oktober
am Donauufer in fast allen daraufhin untersuchten Quadranten nachweisen (Abb. 3). Wir
hoffen, in einem der nächsten Jahre bei günstigen Bedingungen das Verbreitungsbild der
Art in Ungarn weiter vervollständigen zu können. Vielleicht ist sie ja auch in anderen
Ländern gar nicht so selten, sondern aufgrund ihres sporadischen und streng an den
Herbst gebundenen Erscheinens nur schwer nachzuweisen.
42
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Ebenfalls fast ausschließlich an großen Flüssen kommt offenbar Fissidens
gymnandrus Büse (auch in Deutschland nicht selten, in Ungarn aber bisher verkannt)
vor (Abb. 4-6). Abb. 5 zeigt den typischen Standort der Art auf einem schrägen, mit
Schlick bedeckten Baumstamm im Überschwemmungsbereich an der Donau.
Abb. 4 und 5: Fissidens gymnandrus (li) und typisches Habitat (re).
Eine andere Art, die in Deutschland fehlt, in Ungarn aber zerstreut vorkommt, ist
Taxiphyllum densifolium (Broth.) Reimers (Abb. 7). Sie unterscheidet sich vom
verbreiteten T. wissgrillii durch kräftigeren Wuchs und Fehlen des typischen
Gurkengeruchs beim Zerreiben frischer Pflanzen. Die Art wurde zunächst für ein
endemisches Moos des Kaukasus gehalten, von Boros und Vajda jedoch in mehreren
ungarischen Mittelgebirgen nachgewiesen (BOROS 1968). Auch in den Karpaten und auf
der Balkanhalbinsel kommt die Art vor (HODGETTS 2015). Wir fanden sie bisher nicht
häufig (in 8 Quadranten) bei der Kartierung, sowohl auf schattigen Kalk- als auch
vulkanischen Felsen.
Ein in Deutschland sehr seltenes (MEINUNGER & SCHRÖDER 2007) Moos ist Entosthodon
hungaricus (Boros) Loeske, ein Charaktermoos der Salzböden in der ungarischen
Tiefebene (Abb. 8). Wenn im Frühjahr die im Winter oft unter Wasser stehenden
Standorte z.B. am Rand von Natronseen abtrocknen, erscheint das Moos oft in Massen.
Es ähnelt oberflächlich Physcomitrium pyriforme, unterscheidet sich jedoch durch einen
deutlicheren Kapselhals, enge, lange Exothecialzellen und ganzrandige Blätter.
Herzogiella 3 (2016)
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Oxymitra incrassata (Brot.) Sergio & Sim-Sim (Abb. 9) ist ein thallöses Lebermoos, das
in Deutschland nicht sicher nachgewiesen ist (MEINUNGER & SCHRÖDER 2007). In Ungarn
kommt es vielfach in Kalkfelsrasen und Steppenrasen vor (Nachweise bisher aus 9
Quadranten, aber sicher viel weiter verbreitet), oft zusammen mit Riccia ciliifera, Mannia
fragrans und der selteneren Asterella saccata (Wahlenb.) A.Evans (Abb. 10; bisher in
18 Quadranten gefunden). Wenn die mit kleinen „Säckchen“ (Name!) versehenen
Rezeptakeln nicht vorhanden sind, lässt sich Asterella an einem schwachen Fischgeruch
von der aromatischen Mannia fragrans unterscheiden. Und wenn die Nase (nach Prüfung
zahlreicher steriler Proben im Gelände) schon überstrapaziert ist, muss das Mikroskop
herhalten: Die Epidermiszellen von Asterella saccata sind dünnwandige Vielecke, die von
Mannia fragrans abgerundet und dickwandig.
Abb. 7: Taxiphyllum densifolium.
Abb. 8: Entosthodon hungaricus.
Ein in Deutschland aktuell nur von einer Stelle im Saarland bekanntes Moos (MEINUNGER
& SCHRÖDER 2007) ist Pyramidula tetragona (Brid.) Brid. (Abb. 11), auch in Ungarn
nicht gerade häufig und offenbar im Auftreten von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich, in
Abhängigkeit vom Witterungsverlauf des Winterhalbjahres. Das Frühjahr 2015 war für die
Art sowohl in Deutschland (S. Caspari, pers. Mitt.) als auch in Ungarn sehr günstig, wir
fanden die Art in viel größeren Individuenzahlen als sonst und in insgesamt 7
Quadranten, sowohl in Kalkfelsrasen der westlich der Donau gelegenen Mittelgebirge
Budai-hegység und Pilis-hegység als auch in Basaltfelsrasen auf den Vulkankegeln des
Balatonoberlandes.
Abb. 9 bis 11: Oxymitra incrassata (li), Asterella saccata (mi) und Pyramidula tetragona (re).
Fazit: Kommt alle nach Ungarn und helft mit bei der Mooskartierung!
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Dank:
Beáta Papp (Abb. 8) und Csaba Németh danke ich für die Überlassung der Fotos (Abb.
1-7, 9-11) bzw. Hilfe bei der Erstellung der übrigen Abbildungen. Allen an der Kartierung
beteiligten danke ich für ihre Mitarbeit.
Literatur:
BERG, CH., LINKE, CH. & W IEHLE, W. 2009. Rote Liste der Moose (Bryophyta) Mecklenburg-Vorpommerns.
Stand: November 2009. Mecklenburg-Vorpommern, Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und
Verbraucherschutz.
BOROS, Á. 1953. Magyarország mohái. Akadémiai Kiadó, Budapest, 360 pp.
BOROS, Á. 1968. Bryogeographie und Bryoflora Ungarns. Akadémiai Kiadó, Budapest, 466 pp.
DEME, J., CSIKY, J. & ERZBERGER, P. 2015. Campylopus fragilis (Brid.) Bruch & Schimp. [Hungary]. In: Ellis,
L.T. (ed.): New national and regional bryophyte records, 43. – Journal of Bryology 37: 131-132.
DREHWALD, U. 2013. Rote Liste der Moose Hessens (1. Fassung, Stand April 2013). Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUELV).
ERZBERGER, P. 1999. Distribution of Dicranum viride and Dicranum tauricum in Hungary. – Studia botanica
hungarica 29: 35-47.
ERZBERGER, P. 2001. Ditrichum crispatissimum (Muell. Hal.) Paris, a new species of the Hungarian bryoflora, and Ditrichum flexicaule (Schleich. ex Schwaegr.) Hampe in Hungary. – Studia botanica hungarica 32: 87-105.
ERZBERGER, P. 2002. Funaria muhlenbergii and Funaria pulchella (Funariaceae, Bryophyta) in Hungary. –
Studia botanica hungarica 33: 47-63.
ERZBERGER, P. 2005. The bulbilliferous species of Pohlia (Bryaceae, Musci) in Hungary. – Studia botanica
Hungarica 36: 67-75.
ERZBERGER, P. 2009. The genera Grimmia and Coscinodon (Grimmiaceae, Musci) in Hungary. – Studia
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S.; Bd. 3: Akrokarpe und pleurokarpe Laubmoose: Schitostegaceae bis Hypnaceae, 709 S. Verlag
der Regensburgischen Botanischen Gesellschaft, Regensburg.
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Herzogiella 3 (2016)
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PETER ERZBERGER
Belziger Str. 37
10823 Berlin
Deutschland
[email protected]
Anmerkung der Redaktion:
Am 12. Februar 2016 wurde dem Autor dieses Beitrages in Budapest anlässlich der 11.
Internationalen Konferenz „Advances in research on the flora and vegetation of the
Carpato-Pannonian region“ der Ádám-Boros-Preis verliehen, in Anerkennung seiner
hervorragenden Arbeit zur besseren Kenntnis der ungarischen Moosflora und der
Anstrengungen, dieses Wissen weiterzugeben, unter Hervorhebung seiner Endeckung
für Ungarn neu nachgewiesener Moosarten und der Einrichtung mooskundlicher Kurse.
Der Ádám-Boros-Preis ist die höchste fachliche Auszeichnung der ungarischen Floraund Vegetationsforscher, die alle zwei Jahre bei der Konferenz über Flora und
Vegetation in der Karpato-Pannonischen Region vergeben wird (http://molnar-vattila.blogspot.de/2016/02/boros-adam-dij-2016.html).
46
Bryologisch-Lichenologische
Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa e.V.
www.blam-hp.eu
Ackermoose im Deister-Süntel-Tal
(Niedersachsen, Norddeutschland)
SEBASTIAN DITTRICH
Abstract
This communication presents historic and recent stands of arable bryophyte associations
(Phascion cuspidati) as well as bryophytes in the recent segetal vegetation (Stellarietea
mediae) in the Deister-Süntel-Valley (Lower Saxony, Northern Germany). Compared to
the 1950s and 1960s, diversity of arable bryophytes has dramatically declined. As many
arable bryophytes do not occur in pre-harvest segetal vegetation either, adapted postharvest treatment of arable fields is critical for the conservation of arable bryophytes.
Durch Veränderungen in der Landnutzung, insbesondere durch zeitigen Umbruch von
Äckern nach der Ernte sind Ackermoose und ihre Gesellschaften stark zurückgegangen.
Zahlreiche spezialisierte Arten werden als hochgradig gefährdet eingestuft, so auch in
Niedersachsen (KOPERSKI 2011). In Ackerwildkrautgesellschaften kann aber bereits vor
der Ernte eine Moos-Schicht vorhanden sein, die bisher nur selten mit erfasst wurde (z.B.
MANTHEY 2003).
Abb. 1: Riccia sorocarpa und Pohlia melanodon (Ausschnitt aus Vegetationsaufnahme 6b).
Im Deister-Süntel-Tal (Weserbergland) dominieren nährstoffreiche, tiefgründige Lehmäcker. Kleinflächig kommen auch steinig-flachgründige, kalkreiche Ackerböden vor
(„Kalkscherbenäcker“). Das Klima ist subatlantisch geprägt, in den tieferen Lagen mit
750-800 mm Jahresniederschlag (BRÜNING 1952). Von den regionalen Ackermoosgesellschaften liegen Vegetationsaufnahmen aus den 1950er bis 1960er Jahren vor (HÜBSCHHerzogiella 3 (2016)
47
1960, 1986; KÜHNER 1971). Über Moose in Ackerwildkraut-Gesellschaften der Region gab es bisher keine Informationen, ebenso keine neueren Daten zu den Ackermoosgesellschaften.
Im Bereich der Gemeinde Bad Münder im Deister-Süntel-Tal (Lkr. Hameln-Pyrmont)
wurden in den Jahren 2013 und 2014 repräsentative Bestände von Ackerwildkrautgesellschaften untersucht. Hierbei wurden Acker-Randstreifen (20-40 m²) nach der Methode
von Braun-Blanquet aufgenommen. Kleinere Aufnahmeflächen wurden auch in Gartenbeeten untersucht. Ackermoosgesellschaften wurden im Gebiet in den vergangenen
Jahren kaum noch angetroffen; als Beispiele werden hier Aufnahmen jeweils 4 dm²
großer Probeflächen aus einem Acker (August 2011) und einem Gemüsegarten (Oktober
2015) dokumentiert (beide TK 3822.2-2).
Die vor Jahrzehnten dokumentierten Ackermoos-Gesellschaften (Tab. 1: 1, 2) wie auch
viele einzelne Arten konnten nicht mehr nachgewiesen werden. Die aktuellen Aufnahmen
von Ackermoos-Gesellschaften können dem Pottietum truncatae zugeordnet werden
(Tab. 1: 6a, 6b). Die meisten Äcker waren im Spätsommer und Herbst umgebrochen und
neu eingesät oder mit Grüneinsaat bedeckt. Wenige Moosarten kommen sowohl in den
Ackerwildkrautgesellschaften als auch den historischen und rezenten AckermoosGesellschaften vor. Die Lehmäcker werden vor der Ernte durch das Aphano-Matricarietum Tx. 1937 (Wintergetreide, Raps) und das Veronico persicae-Lamietum hybridi
Krusem. & Vlieg. 1939 (Rüben, Sommergetreide, Gartenkulturen) gekennzeichnet. In
den Kalkscherbenäckern (Wintergetreide, Raps) sind noch vereinzelt Bestände des Euphorbio exiguae-Melandrietum noctiflori G. Müller 1964 festzustellen. Hier treten jeweils
nur wenige Ackermoose mit meist geringer Stetigkeit auf (Tab. 1: 3-5).
Die Ergebnisse stimmen mit Beobachtungen überein, dass viele typische Ackermoose
erst nach der Ernte der Kulturpflanzen erscheinen (W EHRHAHN 1921, BISANG 1999). Das
Vorhandensein einer Diasporenbank dürfte die entscheidende Voraussetzung für die Erhaltung der Ackermoose sein (BISANG 1999). Es ist dringend zu prüfen, ob mindestens in
den in der Region vorhandenen Schutzäckern die früher nachgewiesenen Arten noch in
der Diasporenbank vorhanden sind. In diesem Falle sollte zumindest in Randbereichen
auf den Umbruch direkt nach der Ernte verzichtet werden. Auch die aus Sicht des
Bodenschutzes sehr sinnvollen Grüneinsaaten stehen der Erhaltung seltener Ackermoose offenkundig entgegen.
MANN
Literatur
BISANG, I. 1999. Welche Faktoren bestimmen das Vorkommen von Hornmoosen (Anthocerotales)
in intensiv genutzten Agrarökosystemen des Schweizer Mittellandes? – Stuttgarter Beitr.
Naturk. A 594: 1-10.
BRÜNING, K. (Hrsg.) 1952. Der Landkreis Hameln-Pyrmont (Regierungsbezirk Hannover). Kreisbeschreibung und Raumordnungsplan nebst statistischem Anhang. Landkreise in Niedersachsen D, 7. – W. Dorn, Bremen-Horn: 328 S.
HÜBSCHMANN, A. V. 1960. Einige Ackermoosgesellschaften des nordwestdeutschen Gebietes und
angrenzender Landesteile und ihre Stellung im pflanzensoziologischen System. – Mitt.
Flor.-Soz. Arbeitsgem. N.F. 8: 118-123. Stolzenau/Weser.
HÜBSCHMANN, A.V. 1986. Prodromus der Moosgesellschaften Zentraleuropas. – Bryophytorum
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WEHRHAHN, W. 1921. Flora der Laub- und Lebermoose der Umgebung von Hannover. Eine geographisch-floristische Heimatkunde für das Gebiet. – Engelhard, Hannover: 126 S.
48
Bryologisch-Lichenologische
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Tab. 1: Übersicht von historischen Ackermoos-Gesellschaften (1-2), Moosen in rezenten Ackerwildkraut-Gesellschaften (3-5) sowie Einzel-Aufnahmen rezenter Ackermoos-Gesellschaften im
Deister-Süntel-Tal (6a, 6b).
Einheit
12
2
3
4
5
6a3 6b
RL4
1
Artenzahl Moose
8,7 7,8
1,3 0,7 0,8
5
6
D/AC 1
Anthoceros agrestis5
78
3
Fossombronia wondraczekii
78
V
Phaecoceros carolinianus
67
2
D/AC 2
Pottia davalliana
11
89
3
VC Phascion cuspidati
Riccia glauca
100 22
14
1
V
Pottia truncata
56
56
25
25
*
Phascum cuspidatum
33 100
13
+
*
Pottia intermedia
22
14
*
Riccia warnstorfii
67
D
Ditrichum cylindricum
22
*
Bryum violaceum
11
*
KC Psoretea decipientis, OC Barbuletalia unguiculatae
Barbula unguiculata
11
33
14
25
4
*
Dicranella staphylina
x6
x
50
25
*
Riccia sorocarpa
100
2a
*
Didymodon fallax
22
*
Pohlia melanodon
4
*
Begleiter
Pohlia annotina agg.
33
67
14
1
*
Bryum argenteum
22
33
+
*
Pohlia bulbifera
44
33
G
Barbula convoluta
11
44
*
Weissia brachycarpa
11
2a
*
Marchantia polymorpha
r
1
*
Pottia starckeana
44
0
Je einmal – in 1: Ephemerum serratum 44, Dicranella varia 22, Blasia pusilla 11, Dicranella rufescens 11;
in 2: Bryum caespiticium 44, Ephemerum recurvifolium 44, Ceratodon purpureus 33, Weissia longifolia 33,
Fissidens bryoides 22; in 3: Bryum spec. 13, Pottia spec. 13; in 6a: Fallopia convolvulus +; in 6b:
Amblystegium serpens 1, Sagina procumbens 1, Cardamine hirsuta +.
1
2
3
4
1-5: Mittelwerte; 1-5: Stetigkeit der Arten in %; 6a, 6b: Artmächtigkeiten nach der Skala von Barkman;
5
Rote Liste Niedersachsen, Berg- und Hügelland (Koperski 2011);
inkl. ‚Anthocerus punctatus‘
6
(zweifelhafte Diagnosen); früher wohl übersehen.
1, Riccio glaucae-Anthocerothetum crispuli Koppe ex Neum. 1971 (9 Aufn. Nowak in Hübschmann 1960);
2, Pottietum davallianae Marst. 1981 (3 Aufn. Hübschmann in Kühner 1971, 6 Aufn. Hübschmann 1986). 3,
Aphano-Matricarietum chamomillae (8 Aufn.); 4, Veronico persicae-Lamietum hybridi (7 Aufn.); 5,
Euphorbio exiguae-Melandrietum noctiflori (4 Aufn.). 6a Pottietum truncatae v. Krus. 1945 typicum; 6b
Pottietum truncatae pohlietosum melanodontis Ahrens ex Marst. 2006.
SEBASTIAN DITTRICH
TU Dresden, Fachrichtung Forstwissenschaften
Professur für Biodiversität und Naturschutz
Pienner Straße 7
01737 Tharandt
Deutschland
[email protected]
Herzogiella 3 (2016)
49
Orthotrichum acuminatum – zweiter Nachweis in Deutschland
JAN ECKSTEIN
Orthotrichum acuminatum kommt in den Ländern rund ums Mittelmeer sowie auf den
Kanarischen Inseln teilweise häufig vor (VIGALONDO et al. 2016). Da das Verbreitungsgebiet fast auf diesen Bereich beschränkt ist, wurde es als eines der typischsten Beispiele für mediterran-makaronesische Verbreitung genannt (MATEO et al. 2013). Außerhalb
dieses Areals gibt es nur vereinzelte Nachweise aus den Niederlanden (PLUIJM 2001),
aus Großbritannien (BLOCKEEL 2009) und Deutschland (AHRENS 2004). Erst kürzlich
wurde über überraschende Funde in Kalifornien und Äthiopien berichtet (VIGALONDO et al.
2016). Für die meisten dieser Vorkommen außerhalb des Hauptareals wird als Ursache
Sporenferntransport vermutet, der im Falle von Kalifornien und Äthiopien viele Tausend
Kilometer überbrückt haben muss.
Orthotrichum acuminatum unterscheidet sich von allen anderen heimischen Arten durch
das reduzierte Exostom, so dass vom Peristom meist nur das immer kräftig entwickelte
weißliche Endostom zu sehen ist. Habitus und Kapselform sind nicht unähnlich zu O.
affine, jedoch ist bei O. acuminatum die Kapsel nur schwach gefurcht bis fast glatt und
besitzt eine charakteristisch verengte Mündung (Abb. 1).
Abb. 1: Orthotrichum acuminatum mit frisch entdeckelten Kapseln. Maßstab jeweils 1 mm.
Der einzige bisher bekannte deutsche Fundort liegt im Nordschwarzwald bei Lautenbach
(Baden-Württemberg, MTB 4216/1). Hier wuchs die Art in der Astgabel einer Esskastanie
zusammen mit Brachythecium rutabulum, Dicranoweisia cirrata, Frullania dilatata,
Hypnum cupressiforme, Lophocolea heterophylla, Metzgeria furcata, Orthotrichum affine,
O. diaphanum, O. lyellii, Platygyrium repens, Radula complanata, Ulota bruchii und U.
crispa (AHRENS 2004).
Kürzlich konnte O. acuminatum erstmals in Thüringen und damit zum zweiten Mal in
Deutschland nachgewiesen werden. Hier wurde die Art im FFH-Gebiet Hainich, in West50
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Thüringen, nordöstlich Hallungen, MTB 4828/31, auf 350 m über Meereshöhe gefunden.
Der Fundort befindet sich in einem kleinen, flachen Tal, dessen Grund von Grünland eingenommen wird und dessen Hänge mit Laubwald bestanden sind. Hier wuchs O. acuminatum am Stamm eines frei stehenden, jungen Berg-Ahorns am Rand eines Wirtschaftsweges zwischen Wiesen. Der Stamm war nur mäßig mit Epiphyten bewachsen und als
Begleiter wurden Orthotrichum affine, O. diaphanum, O. lyellii, O. pallens, O. patens, O.
pulchellum, O. tenellum, Ulota crispa und U. bruchii sowie die Flechten Parmotrema
perlatum und Punctelia subrudecta festgestellt. Allerdings wuchsen nicht alle genannten
Arten in unmittelbarer Nachbarschaft von O. acuminatum und es kamen noch weitere
häufige Arten wie z.B. Physcia tenella vor, die aber nicht notiert wurden.
Beim Thüringer Fund handelt es sich lediglich um ein kleines Polster mit wenigen
Sporophyten, von dem zwei Stämmchen zur Bestimmung entfernt wurden (leg. J.
Eckstein Nr. 42237, 27.08.2015, Beleg in JE). Aufgrund des kleinen Bestandes und der
Tatsache, dass die Region noch in den 1990er Jahren fast epiphytenfrei war, ist auch
hier eine Neuansiedlung durch Sporenfernverbreitung anzunehmen. Die Meereshöhe
und die Begleitarten sind vergleichbar mit der Situation am Baden-Württemberger
Fundort, allerdings sind in Thüringen die Jahresniederschläge mit etwa 650 mm (Station
Göttingen VOHL 2016) deutlich geringer als im Nordschwarzwald mit etwa 1200 mm
(AHRENS 2004).
Der Thüringer Standort zeichnet sich weder durch besonders wärmebegünstigte
Bedingungen noch durch besonders saubere Luft aus. Standorte wie diesen gibt es viele,
und so erscheint es als reiner Zufall, dass sich gerade hier O. acuminatum angesiedelt
hat. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man meist nur das sieht, was man kennt und
erwartet. Deswegen sollte in Zukunft auch in Deutschland auf dieses mediterrane Moos
geachtet werden, zumal ein häufigeres Auftreten hierzulande im Zuge des Klimawandels
denkbar ist.
Literatur
AHRENS, M. 2004. Zum Vorkommen von Orthotrichum acuminatum H. Philib. und O. consimile Mitt.
(Bryopsida, Orthotrichaceae) im Nordschwarzwald. – Carolinea 62: 81–85.
BLOCKEEL, T. L. 2009. A transient occurrence of Orthotrichum acuminatum H. Philib. in Derbyshire, a new
British moss. – Journal of Bryology 31: 47–49.
MATOE, R. G., VANDERPOORTEN, A., MUNOZ, J., LAENEN, B. & DESAMORE, A. 2013. Modeling Species Distributions from Heterogeneous Data for the Biogeographic Regionalization of the European Bryophyte
Flora – PLOS one 8: e55648. doi:10.1371/journal.pone.0055648
PLUIJM, A. VAN DER 2001. Orthotrichum acuminatum H.Philib., a Mediterranean Moss New to the Netherlands. – Lindbergia 26: 111–114.
VIGALONDO, B., LARA, F., DRAPER, I., VALCARCEL, V., GARILLETI, R. & MAZIMPAKA, V. 2016. Is it really you,
Orthotrichum acuminatum? Ascertaining a new case of intercontinental disjunction in mosses. – Botanical Journal of the Linnean Society 180: 30–49.
VOHL, A. 2007. Wetterstation Göttingen. – URL: http://www.wetterstation-goettingen.de/klima.htm (aufgerufen am 28.01.2016).
JAN ECKSTEIN
Heinrich-Heine-Str. 9
37083 Göttingen
Deutschland
[email protected]
Herzogiella 3 (2016)
51
Report on the Symposium
„B od ver t and E o o o un ,
hen and o e ,
in commemoration of Jo e oe t’ death 20 ear a o“
PAUL BLANZ
On the occasion of JOSEF POELT’s death 20 years ago, a scientific symposium was
arranged under the title “Biodiversität und Ökologie von Pilzen, Flechten und Moosen”. It
was held from August 31 to September 3 2015 at the Institute of Plant Sciences of Karl
Franzen’s University in Graz here POELT was professor for his last 23 years. About 30
participants from various countries had been invited to present oral contributions at the
symposium. They are going to be published all together in elaborate versions this year.
Selected participants were mainly gathered among POELT’S former students and again
their students, together with a few former colleagues. The symposium was completed by
a scientific excursion to one of POELT’s favoured areas near Graz and by social events.
The oral presentations covered fields of research on which POELT’s studies had focused
between the 1950ies and 1995. In the first of two introductory lectures, HANNES HERTEL
presented such a detailed overview of JOSEF POELT’s life that even many of his closest
former coworkers learned enlightening aspects, which they had not experienced before.
HERTEL’s talk as extensively illustrated by photos taken from many even remote
archives.
Fig. 1: Josef Poelt während des IAL-2 (1992), Båstad (Schweden). Foto H. Hertel.
In a comprehensive overview FRANZ OBERWINKLER spread out the research on
biodiversity of cryptogams from its very beginning up to present days’ kno ledge in this
field. With special respect to JOSEF POELT’s share he outlined the most influential
contributors as well as the work they had done and the methods they had used.
OBERWINKLER added many figures illustrating complex correlations and details.
The following main section was grouped into fungi, lichens and mosses. PETER DÖBBELER
reported on Hypocrealean hyperepiphyllous ascomycetes, a group of easily overlooked
Ascomycetes on hepatics. JOSEF HAFELLNER focused on lichenicolous fungi: Diversity and
taxonomy under the principle „one fungus – one name“. REINHARD BERNDT‘s contribution
52
Bryologisch-Lichenologische
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followed: Taxonomy of the polyphyletic family Pucciniosiraceae of the rust fungi
(Uredinales). Also concentrating on rust fungi, PETER ZWETKO talked on the distinctiveness of aecia and aeciospores on conifers. PAUL BLANZ continued with remarks on
European florae of smut and rust fungi, while DOMINIK BEGEROW pointed out the
phylogeny, biology and specificity of taxa in smut fungi. A study on the ultrastructure in
Basidiomycetes of which many data had been contributed by the late ROBERT BAUER,
was put together and discussed by FRANZ OBERWINKLER. GERHARD KOST gave an
overview on the phylogeny of the Agaricales, while ZHIU-LIANG YANG from Kunming,
China, concentrated on the families Boletaceae and Amanitaceae. An applied aspect
was added by JEE-CHEN CHEN, Taiwan, by reporting on mushroom development and
cultivation in Taiwan. INGEBORG HAUG explained diversification in mycorrhizal fungi with
special regard to South America, and DIRK HOFFMEISTER stressed fungal natural products
and organismal diversity, seen from an (bio)chemical angle. ROLAND KIRSCHNER’s
contribution on interactions between fungi and plants was presented by MEIKE
PIEPENBRING. EWALD LANGER talked on ecological aspects in the Aphyllophorales, while
his wife GITTA LANGER focused on pathogenic fungi in forests of northwestern Germany, a
theme which BERTHOLD METZLER broadened to new trends in forest pathology. At the end
of the talks on fungi, MEIKE PIEPENBRING reported on challenging tropical fungi, while
ANDREAS BRESINSKY by returning to Bavaria gave an overview of its fungal flora with
reference to POELT’s input to its exploration.
Fig. 2: Audience of the symposium. Foto: W. Obermayer.
JOSEF POELT’s most prominent focus of research as dedicated to lichens. For this,
allowance was made by talks to various aspects of this diverse group of organisms.
ROSEMARIE HONEGGER showed data on early devonian fossile lichens and their bacterial
and fungal epi- and endobionts. MARTIN GRUBE pointed out that lichens represent a rich
habitat for many microorganisms. The following talks emphasized geographical aspects
which POELT was very well familiar with because of his collecting lichens in many parts of
the world. By doing so, the Graz herbarium of lichens was an especially privileged
institution worldwide. VOLKMAR W IRTH gave a summary of the lichens of Germany,
showing their diversification and biogeographic coordination. HELMUT MAYRHOFER
Herzogiella 3 (2016)
53
concentrated on alpine lichens, while W ALTER OBERMAYER reported on the lichens in
Tibet, the Himalayas and some neighboring areas. PIER-LUIGI NIMIS finally recounted the
golden period of Italian lichenology between 1830 and 1861.
Bryology, a discipline with which POELT dealt only incidentally in his earlier years besides
his main interest in lichens and fungi, was treated in one talk only, when MARTIN NEBEL
reported on systematics and ecology of Hepaticae and Bryidae, praising POELT’s
influence to research in this field.
One major aspect was covered only casually in this symposium when HANNES HERTEL
also referred to POELT as a general botanist with profound knowledge of biodiversity and
ecology of higher plants as well. This was a key issue in his teaching. In research it was
especially helpful in his work on parasitic fungi, mainly the rust fungi. For this, as well as
for many other aspects of JOSEF POELT’s scientific ork not dealt ith at the symposium,
HANNES HERTEL’s comprehensive portrayal ill be a substitute.
The symposium was organized by PAUL BLANZ and MARTIN GRUBE, Graz, by HANNES
HERTEL and PETER DÖBBELER, Munich, and by FRANZ OBERWINKLER, Tübingen. It was
financially supported by the Austrian Academy of Sciences, the government of Styria,
and Graz University. The volume containing the contributions of the symposium’s
participants is expected to be released by summer of this year.
PAUL BLANZ
Institut für Pflanzenwissenschaften
Karl-Franzens Universität Graz
Holteigasse 6
8010 Graz
Österreich
[email protected]
54
Bryologisch-Lichenologische
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THW-Hanomag im Dienste der Flechten
VOLKER JOHN
Eigentlich sollte der ausgediente THW-Hanomag AL 28, Baujahr 1964 als Versorgungsfahrzeug während der Sammelexkursionen in der Türkei dienen. Die türkischen Zoll- und
Importbestimmungen machten diesen Plan aber rigoros zunichte und die neuen
Reglementierungen in der Türkei machen selbst das Sammeln von Flechten so gut wie
unmöglich. So sollte das Fahrzeug mehr oder weniger freiwillig einer neuen Bestimmung
zugeführt werden: Substrat für Flechten.
Abb. 1 und 2: Taschenmesser, Hammer und Meisel sind übliche Hilfsmittel zum Sammeln von
Flechten. In Ausnahmefällen muss jedoch die Flex ran. Fotos: Moritz John.
Schon nach zwei bis drei Jahren konnten die ersten Anflüge von Flechten beobachtet
werden. Auf den Gummidichtungen der Fenster fand sich zuerst Candelariella vitellina
ein, wenig später gesellten sich Lecanora dispersa, Physcia adscendens und Phaephyscia orbicularis hinzu, später noch Protoparmeliopsis muralis.
Herzogiella 3 (2016)
55
Der erste Pionier auf der blauen Farbe der Blechteile war Melanohalea exasperatula.
Schliesslich kamen noch weitere 16 Arten hinzu, darunter neun Arten die normalerweise
ebenfalls epihytisch wachsen, wenn auch nicht alle ausschliesslich. Mit der Ausnahme
von Candelariella aurella bevorzugen die übrigen Arten üblicherweise saure Gesteine als
Unterlage.
Rote-Liste-Arten nach W IRTH et al. (2011) haben sich nicht angesiedelt, dafür aber mit
der sehr häufigen und weitverbreiteten Parmelia sulcata eine Art, die nach der
Bundesarten-schutzverordnung besonders geschützt ist. Ich habe mir schon ein
längsgestreiftes Hemd zurecht gelegt ……
Abb. 3 bis 8: Bunte Vielfalt von Flechten auf intensivem Blau. Fotos: Volker John.
Auf dem gesamten Fahrzeug konnten 20 Flechtenarten registriert werden, die sich im
Laufe von 10 Jahren angesiedelt hatten:
Acarospora nitrophila H.Magn.
Amandinea punctata (Hoffm.) Coppins &
Scheid.
Buellia aethalea (Ach.) Th.Fr.
Candelariella aurella (Hoffm.) Zahlbr.
Candelariella coralliza (Nyl.) H.Magn.
Candelariella vitellina (Hoffm.) Müll.Arg.
Hypogymnia tubulosa (Schaer.) Hav.
Lecanora polytropa (Hoffm.) Rabenh.
Lecanora varia (Hoffm.) Ach.
Myriolecis albescens (Hoffm.) Śli a, Zhao Xin
& Lumbsch
Myriolecis dispersa (Pers.) Śli a, Zhao Xin
Lumbsch
56
Myriolecis hagenii (Ach.) Śli a, Zhao Xin
Lumbsch
Parmelia sulcata Taylor
Phaeophyscia orbicularis (Neck.) Moberg
Physcia adscendens H.Olivier
Physcia dubia (Hoffm.) Lettau
Physcia tenella (Scop.) DC.
Polycauliona polycarpa (Hoffm.) Frödén et al.
Protoparmeliopsis muralis (Schreb.) M.Choisy
Rusavskia elegans (Link) S.Y.Kondr. et al.
Xanthoria parietina (L.) Th.Fr
Bryologisch-Lichenologische
Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa e.V.
www.blam-hp.eu
Wichtiger Hinweis: Man sollte solche Sammelaktionen nur an eigenen Fahrzeugen
durchführen.
Literatur
W IRTH, V., HAUCK, M., VON BRACKEL, W., CEZANNE, R., DE BRUYN, U., DÜRHAMMER, O., EICHLER, M., GNÜCHTEL, A., JOHN, V., LITTERSKI, B., OTTE, V., SCHIEFELBEIN, U., SCHOLZ, P., SCHULTZ, M., STORDEUR, R.,
FEUERER, T. & HEINRICH, D. 2011. Rote Liste und Artenverzeichnis der Flechten und
flechtenbewohnenden Pilze Deutschlands. – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70(6): 7-122.
VOLKER JOHN
Pfalzmuseum für Naturkunde
Hermann-Schäfer-Str. 17
67098 Bad Dürkheim,
Deutschland
[email protected]
Herzogiella 3 (2016)
57
Genuss ohne Reue – Bericht zum Flechtenkurs 2015 des
Mittelhessischen Lichenologischen Arbeitskreises in Gießen
ANDREA UND MICHAEL BERGER
Vom 24. bis 26 April 2015 veranstaltete der Mittelhessische Lichenologische Arbeitskreis
(MLA) einen Flechtenkurs für interessierte Laien und Studenten an der Technischen
Hochschule Mittelhessen (THM) in Gießen. Fast ein Dutzend hoch motivierter Lichenologen des MLA hatte viel Zeit und Mühen aufgewandt, um den 20 Kursteilnehmern –
junge bis sehr viel ältere Semester vor allem aus der Umgebung, aber auch bis hin nach
Königsberg - ein unvergessliches Wochenende „rund um Flechten“ zu bereiten. Z ischen Freitag 15:00 Uhr und Sonntag 17:00 Uhr entfaltete sich ein didaktisches Feuererk aus Vorträgen, gemeinsamen, moderierten Bestimmungsübungen, „Hausaufgaben“, Kurz-Exkursion, Gerätedemonstrationen, chemisch-physikalischer Laborarbeit
und Flechten-Kartierung, alles harmonisch dirigiert von Prof. Dr. Ute Windisch. 25 KursStunden, in denen sich alles um Flechten drehte – herzlichen Dank für diesen fulminanten Genuss ohne Reue.
Abb. 1: Im Kreise der Flechten-Jünger: Dr. Manfred Henze (Bildmitte) bei der Auswertung der
Chromatographie-Platten.
Freitag, 24.04.2015
Die Einführung in die Biologie und Morphologie von Flechten übernahm Prof. Dr. Ulrich
Kirschbaum, und beleuchtete dabei besonders das Verhältnis zwischen Pilz und
Photobiont – Symbiose bis hin zum Helotismus. Bei der praktischen Einführung in die
Flechtenbestimmung mit dichotomem Schlüssel zeigte er auf, mit welchen einfachen
Fragen Flechten vor der eigentlichen Bestimmung schnell charakterisiert werden können.
Zu den vielgestaltigen Vermehrungsstrategien von Flechten trug Beatrix Mattonet vor –
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Sex ist nicht alles. Gemeinsam bestimmt wurden an diesem Tag z.B. Xanthoria parietina,
Parmelia sulcata, Physcia adscendens, Collema cristatum und Leptogium pulvinatum.
Samstag, 25.04.2015
Den Tag begannen die Teilnehmer mit der Erläuterung von Fachbegriffen, die sie am
Vortag auf der Rückseite ihrer Namensschilder als „Hausaufgabe“ gefunden hatten. Dr.
Michael Schessl präsentierte die physiologischen Leistungen und Wechselwirkungen
zwischen Pilzen und Photobionten in Flechten.
Abb. 2: Dietmar Teuber und Prof. Dr. Ute Windisch (Bildmitte) zwischen Flechten auf anthropogenen Substraten.
Nach einigen gemeinsamen Flechtenbestimmungen machte Dietmar Teuber unseren
Gang in die Mittagspause, von der THM zum Botanischen Garten, zu einer echten
Flechten-Exkursion: Von der „Kaugummi-Flechte“ Lecanora muralis bis hin zur seltenen
Normandina pulchella zeigte er gemeinsam mit Prof. Dr. Ute Windisch und Dr. Michael
Schessl, den derzeitigen Flechten-Reichtum der Stadt Gießen, die in den 1970er-Jahren
noch nahezu Flechten-frei war. Früher teilweise seltene, heute oft schon allgegenwärtige
Flechten konnten auch auf anthropogenen Substraten wie Beton, Zement und Kunststoff
gefunden werden. Identifiziert wurden z.B. Buellia griseovirens, Caloplaca citrina,
Candelariella aurella, Candelaria concolor, Circinaria (Aspicilia) contorta, Lecanora
dispersa, Lecidella stigmatea, Lepraria incana, Melanelia subaurifera, Parmelia saxatilis,
Phaeophyscia orbicularis, Physcia caesia, Punctelia subrudecta, Sarcogyne regularis,
Trapelia placodioides, Verrucaria nigrescens und Xanthoria elegans.
Herzogiella 3 (2016)
59
Die ökologischen Ansprüche der Flechten und ihre Umsetzung in Form und Lebensweise
zeigte Martin Heerd in seinem eindrucksvollen Vortag auf. Mit einer Geschmacksprobe
an Pertusaria amara schuf Dr. Manfred Henze den Übergang zu seinem Vortrag zu den
Inhaltsstoffen der Flechten, der seinerseits nahtlos in eine aufwendige, aber perfekt
vorbereitete Labor-„Übung“ einmündete, eine Dünnschicht-Chromatographie in Gruppenarbeit. Die fotografische Auswertung der Dünnschicht-Platten erfolgte in einer von Dr.
Manfred Henze konstruierten UV-Kammer – eine Demonstration von Erfindergeist und
technischer Perfektion bei relativ geringem Aufwand. Dies galt auch für das Thema
Flechtenfotografie, wo Prof. Dr. Ulrich Kirschbaum und Dr. Manfred Henze wertvolle
Tipps vermittelten und raffinierte Makrofoto-Selbstbaugeräte vorstellten.
Abb. 3: Prof. Dr. Ute Windisch glücklich mit Normandina pulchella.
Sonntag, 26.04.2015
Als Zusatz-Bonbon demonstrierte Prof. Dr. Ulrich Kirschbaum ein Spezialstativ für die
Fotografie von Flechten auf Baumstämmen. Mit großer Begeisterung führte anschließend
Prof. Dr. Ute Windisch in das Flechten-Biomonitoring als Verfahren zur LuftgüteBestimmung ein, as dann in z ei Gruppen gemeinsam an 2 „echten“ Bäumen aus dem
lokalen Biomonitoring-Programm im Stadtpark von Gießen praktisch angewendet wurde.
Unter den vielen gefundenen Flechtenarten waren allerdings auch Eutrophierungszeiger
wie Phaeophyscia orbicularis, Physcia adscendens, Physcia tenella, Polycauliona
polycarpa und Xanthoria parietina. Nach dem Essen berichtete Dr. Lothar Kalok über die
Verwendung der Flechten durch den Menschen, vom Wolfsgift bis hin zum
Sexuallockstoff (Parfum). Der Kurs wurde beendet mit der Bestimmung des umfangreichen, von den Teilnehmern mitgebrachten Herbar-Materials.
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Abb. 4: Flechtenkurs 2015 des Mittelhessischen Lichenologischen Arbeitskreises an einem
Monitoring-Baum im Stadtpark von Gießen.
ANDREA UND MICHAEL BERGER
C/O UTE W INDISCH
Technische Hochschule Mittelhessen
Fachbereich Life Sciences Engineering
Wiesenstr. 14
35390 Gießen
Deutschland
[email protected]
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61
30 Jahre Mittelhessischer Lichenologischer Arbeitskreis (MLA)
EWALD HEERD, ULRICH KIRSCHBAUM, BEATRIX MATTONET & UTE W INDISCH
Im Jahre 1985 trafen sich in Gießen drei Herren sehr unterschiedlicher Herkunft, um sich
gemeinsam der einheimischen Flechtenflora – vor allem den Epiphyten – zu nähern: Ein
Professor der Medizin, der sich beruflich u. a. mit dem Wasseraustausch der menschlichen Haut beschäftigte. Ihn faszinierte an den Flechten besonders der Stoffwechsel des
Wassers und der Mineralien. Der zweite der Gruppe kam von der Mikroskopie (Leitz) her
und befasste sich z. B. mit polarisationsmikroskopischen Untersuchungen des mechanischen Gewebes von Strauchflechten (v. a. Zentralstrang der Usneen). Der dritte, ein
Pflanzenökologe, war über die Bioindikation zu den Flechten gestoßen.
Das Unternehmen wurde mit großem Enthusiasmus und sehr hoffnungsfroh angegangen. Gerade war ein erster, wirklich brauchbarer Bestimmungsschlüssel (WIRTH
„Flechtenflora“, 1980 herausgekommen – zuvor war das Standard-Werk der BERTSCH
„Die Flechten Süd estdeutschlands“, 1964). Dort hießen damals die meisten Blattflechten noch Parmelia (z.B. P. furfuracea, P. physodes, P. acetabulum, P. borreri, P.
tiliacea, P. flaventior, P. exasperata) und die Krustenflechten ließen sich meistens
entweder bei den Gattungen Lecidea oder Lecanora unterbringen … das ist – zugegebenermaßen – ein wenig vereinfacht . Zudem beschränkte sich die Epiphytenwelt in
dieser Zeit wegen der immer noch starken Luftverunreinigungen (v. a. Schwefeldioxid)
auf wenige Arten. Dass deren Bestimmung dennoch nicht immer einfach war, hatte sich
bereits seit den Kartierungen zum Zweck der Bioindikation gezeigt: Fast alle gefundenen
Exemplare waren verkümmert und untypisch ausgebildet. Man wendete sich also in
solchen Fällen als angehender Biologe vertrauensvoll an eine der damaligen
lichenologischen Größen mit der Bitte um Bestimmung und erhielt dann sinngemäß –
und in freundlichem Ton geschrieben – et a folgende Ant ort: „Können Sie eventuell
besser ent ickelte Exemplare senden“? Konnte man leider nicht. Frau Klement, Gattin
eines damaligen Flechtenkenners, hat dieses Problem an einer Stelle in ihrem
humorvollen Gedicht „Die Flechtenklage“ über die Flechtenbesessenheit ihres Mannes
sehr treffend ausgedrückt:
Die Studenten - Sie erlauben
- leben auch im guten Glauben;
doch in ihren Päckchen ist
meist - zu sagen - Flechtenmist!
Diese missliche Situation änderte sich allerdings bald auf erfreuliche Weise. Infolge der
Reduzierung der Schwefeldioxid-Immissionen erholten sich die Flechten und begannen
allmählich (mit normal entwickelten Exemplaren), Mittelhessen wieder zu besiedeln.
Musste man bei den ersten Exkursionen noch nach Bayern, Baden-Württemberg oder in
die Alpen ausweichen, so wurden allmählich auch Vogelsberg und Rhön wieder
lohnenswerte Ziele.
Im Verlauf der nächsten Jahrzehnte erweiterte sich die Arbeitsgruppe auf ca. 10 Personen, die ± regelmäßig an den Flechtenbestimmungsabenden teilnehmen: E. und M.
Heerd, M. Henze, L. Kalok, U. Kirschbaum, E. Klein, B. Mattonet, M. Scheßl, D. Teuber
und U. Windisch.
Wir treffen uns an jedem zweiten Freitag um 18 Uhr mit nach hinten offenem Ende in der
THM (Technische Hochschule Mittelhessen), die Termine werden unter http://www.mla62
Bryologisch-Lichenologische
Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa e.V.
www.blam-hp.eu
giessen.flechtenkartierung.de/ angekündigt. Das Biologie-Labor ist mit Mikroskopen und
Binokularlupen ausgestattet. Wer unbestimmte Flechten mitgebracht hat, legt diese vor,
damit sie gemeinsam identifiziert werden. Dieses Vorgehen ist zwar zeitaufwendig und
nicht sehr produktiv, was die Menge bestimmter Arten betrifft, hat aber den Vorteil, dass
wir gemeinsam neue Merkmale kennen lernen bzw. uns darüber austauschen, wie die
Bestimmungsschlüssel bei bestimmten Fragen zu interpretieren sind was gelegentlich zu
heftigen (jedoch bisher stets unblutigen) Kontroversen zwischen den Diskutierenden
führt. Weiterhin gibt es in unserer Gruppe keine ausgewiesenen Lichenologen, sondern
lediglich mehr oder weniger erfahrene Laien, so dass diese Art des Bestimmens von
allen Beteiligten als sehr fruchtbar angesehen wird.
Abb. 1: Bei einem Treffen am Freitagabend (v.l.): Michael Schessl, Lothar Kalok, Werner Eger,
Gerhard Kesper, Ute Windisch, Ulrich Kirschbaum, Beatrix Mattonet, Ewald Heerd, Martin Heerd,
Bernhard Bauch, Elisabeth Klein und Manfred Henze.
In regelmäßigen Abständen führen wir Kurse für flechtenkundlich interessierte Anfänger
durch, die sich einer überaus großen (und – hinsichtlich des abseitigen Themas – erstaunlichen) Resonanz erfreuen. Die Teilnehmer werden zunächst in wichtige Kapitel der
Biologie der Flechten eingeführt, lernen die für die Identifizierung wichtigen Merkmale
kennen und bestimmen dann im Verlauf des Kurses ca. 30 (häufige einheimische)
Flechtenarten. Dabei werden neben optischen und herkömmlichen chemischen Bestimmungshilfen (Tüpfelreaktionen) auch dünnschichtchromatographische Methoden vorgeHerzogiella 3 (2016)
63
führt. In weiteren kleinen Vorlesungen werden Themen, wie Reproduktion, Bioindikation,
Physiologie, Ökologie und Nutzung der Flechten angesprochen. Für speziell Interessierte
findet auch je eils ein Workshop mit dem Thema „Makrofotografie von Flechten“ statt.
Die Kurse waren zunächst nur für Biologie- und Umweltschutzstudierende gedacht; auf
Grund des großen Interesses Außenstehender werden sie jetzt jedoch auch für eine
breitere Zielgruppe durchgeführt (z. B. Förster, Naturschutzbeauftragte, aber auch Personen, die ein allgemeines naturwissenschaftliches Interesse mitbringen).
Aus diesen Kursen gibt es immer wieder Einzelne, die sich längerfristig der Arbeitsgemeinschaft angeschlossen haben. Einige von ihnen sind exzellente Kenner der
Höheren Pflanzen und seit Jahren im Naturschutz bzw. bei Kartierungsarbeiten engagiert. Diese Arbeiten haben sie – beinahe zwangsläufig – zu jener unscheinbaren Gruppe
von Organismen geführt, die gelegentlich in ihren Kartierungen vorkam, aber nicht
angesprochen werden konnte.
Immer wieder sind es auch Studierende, die für einige Zeit an den Bestimmungsübungen
teilnehmen, wenn sie ihre Abschlussarbeit im Bereich der Bioindikation machen.
Darüber hinaus unternimmt der MLA in jedem Jahr eintägige – gelegentlich auch mehrtägige – Exkursionen; zumeist innerhalb von Hessen. Hierbei wird uns unbekanntes
Material gesammelt (und anschließend herbarisiert), um unsere Artenkenntnis zu
erweitern. Anfragen der Öffentlichkeit zu Flechten werden regelmäßig beantwortet.
Gerade in den letzten Jahren sind die Flechten im Landschaftsbild auffälliger geworden,
bedingt durch die häufigen, oft kräftig gelb gefärbten Eutrophierungszeiger.
Dass der Arbeitskreis über einen für Deutschland ungewöhnlich langen Zeitraum existiert, dürfte einerseits dem glücklichen Umstand zu verdanken sein, dass die Gründungsmitglieder über einen derart langen Zeitraum in Gießen geblieben sind (der älteste
aktive Teilnehmer ist gerade 90 Jahre alt geworden). Andererseits ist es aber vielleicht
auch auf das bekannte Beharrungsvermögen der Hessen zurückzuführen: Wie allgemein
bekannt sein dürfte, hat der Stamm der Chatten die Völkerwanderung nicht mit gemacht,
sondern ist seit mindestens zweitausend Jahren kontinuierlich in seinem
Ursprungsgebiet z ischen Diemel und Main ansässig … das ist ahres Beharrungsvermögen!!!
EWALD HEERD, ULRICH KIRSCHBAUM, BEATRIX MATTONET & UTE W INDISCH
Mittelhessischer Lichenologischer Arbeitskreis (MLA)
Technische Hochschule Mittelhessen
Fachbereich Life Sciences Engineering
Wiesenstr. 14
35390 Gießen
Deutschland
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64
Bryologisch-Lichenologische
Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa e.V.
www.blam-hp.eu
Flechte und Moos des Jahres 2016
WOLFGANG VON BRACKEL
2016 wurden Icmadophila ericetorum (Heideflechte) und Sphagnum magellanicum
(Mittleres Torfmoos) als Flechte und Moos des Jahres gewählt. Beide verbindet das
Vorkommen an ausgesprochen basen- und nährstoffarmen Standorten, wobei das
Mittlere Torfmoos Hochmoore und verwandte Lebensräume, die Heideflechte Rohhumusdecken, Torfwände oder Sandstein in luftfeuchter Lage bevorzugt.
Icmadophila ericetorum ist mit ihrem weißlichen, im feuchten Zustand leicht grünlichen
Thallus, der mehrere Quadratdezimeter groß
werden kann, und den hellrosa bis orangerosa, oft kurz gestielten Fruchtkörpern eine
auffällige Art. Wegen ihrer Ansprüche an die
Feuchtigkeit und ihrer geringen Toleranz
gegenüber Nährstoffen kommt sie in Mitteleuropa vor allem in den Gebirgslagen vor.
Während die einst weit verbreitete Art in den
Alpen noch größere Vorkommen besitzt und
nur als regional gefährdet gilt, ist sie in Norddeutschland bereits regional ausgestorben
oder vom Aussterben bedroht.
Sphagnum magellanicum bildet große Bulten von bis zu einem Meter Durchmesser und
darüber, die in der Sonne rötlich, weinrot oder tief purpurn gefärbt sind, im Schatten dagegen meist mehr oder weniger grün
bleiben. Als Angehörige der Sektion Sphagnum hat die Art große, hohle und breite
Blättchen, die die Äste als wurmförmig
geschwollen erscheinen lassen. Keine
andere Art der Torfmoose zeigt diese Kombination aus kräftigen Pflanzen mit wurmförmigen Ästen und der purpurroten
Färbung. Sie ist in Mitteleuropa weit verbreitet, jedoch auf Hochmoore, Hochmoorheiden und –wälder bzw. stark saure Niedermoore beschränkt. Durch den Verlust an
Hochmooren im letzten Jahrhundert hat die
Art große Verluste erlitten und gilt je nach
Region als potenziell gefährdet bis gefährdet.
WOLFGANG VON BRACKEL
Institut für Vegetationskunde und Landschaftsökologie
Georg-Eger-Straße 1b
91334 Hemhofen
Deutschland
[email protected]
Herzogiella 3 (2016)
65
Veranstaltungen 2016/2017
Genauere Angaben zu allen Veranstaltungen finden sie im Veranstaltungskalender auf
der Homepage der BLAM: www.blam-hp.eu. Zahlreiche weitere Veranstaltungen sind bei
Schweizerischen Vereinigung für Bryologie und Lichenologie (http://www.bryolich.ch/
aktuell/veranstaltungen_de.html) und der Bryologische + Lichenologische Werkgroepvan
de Koninklijke Nederlandse Natuurhistorische Vereniging (http://www.blwg.nl/mossen/
excursie.aspx) angekündigt.
1.-3. April
Flechtenkartierungstreffen in Altkünkendorf vom Botanischen
Verein von Berlin und Brandenburg e.V.
8.-10. April
Flechtenkurs für Einsteiger, durchgeführt vom Mittelhessischen Lichenologischen Arbeitskreis (MLA) in Gießen
26. April
Gemarkung RT-Gönningen TK 7520/4, Moose und Frühblüher
an Wald- und Feldwegen sowie am Bachlauf, Treffpunkt:
14.00 h am Rathaus/Bezirksamt Gönningen, 72770
Reutlingen,
In
Kooperation
mit
Naturkundemuseum
Reutlingen und Bund Naturschutz Alb-Neckar e.V., Leitung
Laetitia Merou - Info: [email protected]
30. Juni – 3. Juli
Flechtenbestimmungskurs über die Gattung Toninia mit Einar
Timdal (Oslo, Norwegen). Do. & Fr. Exkursionen, Sa. & So.
Einführung und Bestimmung in Bern
3. & 4. September
Flechtenexkursion ins Wispertal im Westlichen Hintertauns
(Hessen), organisiert vom Mittelhessischen Lichenologischen
Arbeitskreis (MLA)
14.-18. September
BLAM-Jahresexkursion nach Kruth in die Südvogesen, Parc
Naturel Régional des Ballons des Vosges, Frankreich,
organisiert von VOLKER JOHN und ALIX BADRÉ
24. September
Kartierungsexkursion der Thüringischen Botanischen Gesellschaft im Trias-Hügelland um Bürgel (TK 5036) mit Schwerpunkt Moose/Flechten, Führung: H. Grünberg (Unterwellenborn) Treffpunkt: 9.00 Uhr Parkplatz an der Klosterkirche in
Thalbürgel
29. & 30. Oktober
Moos-Bestimmungskurs über die Gattung Hypnum mit Markus
Reimann (Allgäu, Deutschland)
Möchten Sie Ihre Veranstaltung in der nächsten Herzogiella und auf der Homepage der
BLAM ankündigen? Dann schicken Sie die notwendigen Informationen an Norbert Stapper: [email protected]
66
Bryologisch-Lichenologische
Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa e.V.
www.blam-hp.eu
Inhalt
Die BLAM hat ein neues Ehrenmitglied
H. HOFMANN
3
V. JOHN & A. BADRÉ
5
H. HOFMANN
7
P. GRUBER
8
N. J. STAPPER
11
V. JOHN
14
Neue Publikationen die Flechtenflora Mitteleuropas
betreffend, Zweite Folge
M. EICHLER & R. CEZANNE
16
Taxonomische und nomenklatorische Neuerungen
Flechten, Erste Folge
M. SCHULZ & P. RESL
21
Taxonomische und nomenklatorische Neuerungen Moose, Zweite Folge
M. K. MEIER
29
Untersuchungen von Flechten-Inhaltsstoffen aus
Cetraria-Herbarmaterial und eines Isländisch-Moos-Tees
aus Island
U. SCHIRMACHER &
M. HENZE
34
P. ERZBERGER
40
Ackermoose im Deister-Süntel-Tal
(Niedersachsen, Norddeutschland)
S. DITTRICH
47
Orthotrichum acuminatum – zweiter Nachweis in
Deutschland
J. ECKSTEIN
50
Report on the Symposium „Biodiversity and Ecology of
Fungi, Lichens and Mosses, in commemoration of Josef
Poelt’s death 20 years ago“
P. BLANZ
52
THW-Hanomag im Dienste der Flechten
V. JOHN
54
ANDREA & MICHAEL
BERGER
57
30 Jahre Mittelhessischer Lichenologischer Arbeitskreis
(MLA)
U. KIRSCHBAUM
62
Flechte und Moos des Jahres 2016
W. V. BRACKEL
65
…
66
Einladung zur Jahresexkursion 2016
Frankreich, Vogesen, 14. – 18. September
Einladung zur Mitgliederversammlung der BLAM 2016
Bericht zur Jahresexkursion 2015
Österreich, Kitzbühler Alpen,Ettal, 26. – 30. August
Protokoll der Mitgliederversammlung 2015
Kassenbericht für das Jahr 2015
Mooskartierung in Ungarn
Genuss ohne Reue – Bericht zum Flechtenkurs 2015 des
Mittelhessischen Lichenologischen Arbeitskreises in Gießen
Veranstaltungen 2016/2017
Herzogiella 3 (2016)
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