Schönheitsideal im alten Ägyten

Das Schönheitsideal der Ägypter- Vollkommenheit, Leben für Leben und Tod
Bildnerische Gestaltung zur Geschmacksbildung II
„Für die Alten Ägypter gehörte Schönheit in
die Welt der Götter und war dadurch ein
integraler Bestandteil guter, gelungener Kunst.
Vorraussetzung für Schönheit war immer die
Orientierung an den kanonischen Richtlinien
wie Projektionsregeln, Proportionskanon,
Bedeutungsperspektive, Farbkanon. Dies war
aber kein unveränderliches System, kleinere
Abweichungen, Neuerungen und Rückgriffe
waren immer möglich. Für Vollkommenheit
und Schönheit waren aber weitere „Zutaten“
nötig, wie ein gelungener Umgang mit Linie,
Farbe, Material, Wissen um Mode, Zeitstil,
sexuelles Schönheitsideal und die Schönheit
der Natur. Die Ordnung im Kunstwerk war
aber nicht absolut, mathematische Symmetrie
und identische Wiederholung galt es zu
vermeiden. Das Hässliche, Unvollkommene
und wohl auch das Komische wurden mit der
arbeitenden Unterschicht und auch mit der
chaotischen Welt der Wüste und des Auslandes
verbunden. Schönheit war somit Mittel sozialer
Abgrenzung. Von diesen Regeln gab es aber
auch immer Abweichungen und Ausnahmen.
So war in der Welt der Götter das Hässliche
nicht schlecht, sondern gut und schön und im
Neuen Reich gab es Ansätze zur realistischen
Menschendarstellungen oder Bilder des
Phantastischen. Da Schönheit letztlich aber ein
subjektives Phänomen ist, kann jeder selbst
Antworten auf die Frage suche, was die
Schönheit der ägyptischen Kunst ausmacht.“
Wintersemester 06/07
Klaus Möller
Eigener komplexer Schönheitsbegriff nfrw (neferu):
neben Körperlicher Schönheit auch Vollkommenheit,
Vollendung und Idealität.
nefer sein = Eigenschaft der Götter, erreicht durch Maatgerechtes Handeln (göttergefälliges Handeln)
Maat tut = äußert sich in Gerechtigkeit, Wahrheit,
Bewahrung der gottgegebenen Weltordnung (auch in
Erschaffung äußerer Schönheit)
Höchstes Bestreben der Ägypter- Schönheit schaffen auf
allen Gebieten, um Götter zu ehren, erfreuen, nähren
(Bsp. formvollendete Hieroglyphenschrift, idealisierte
Götter- und Menschendarstellung)
Natur wurde zu allen Zeiten idealisiert dargestellt.
Unschönes Hässliches missfällt den Göttern und ist
Ausdruck des isfet (Urweltliches Chaos). Überall wo
Maat abwesend ist, ist auch Schönheit abwesend.
Hässliche Götter: Seth - Herr der Wüste, symbolisiert
dort herrschende unwirkliche Lebensbedingungen.
Bes - Beschützer der Schwangeren, Mütter und Kinder,
hält mit seiner hässlichen Gestalt Böses fern.
Andere Vorstellung von Schönheit: Amarna – Zeit. Alle
Götter außer Aton werden verachtet. Echnatons Lehre:
Schön ist was alleiniger Gott Aton geschaffen hat, was
real existiert.
Marc Loth: “Sehr, sehr schön ist diese Statue...“, Zur Schönheit
in der altägyptischen Kunst und Architektur. In.: Kemet, 1/2006
Mirjam Baumgarten, Antonia Schmidt, Wiebke Scholz