Newsletter des BfHD, 21.8.2015 Wie man sich unglaubwürdig macht

Newsletter des BfHD, 21.8.2015
Wie man sich unglaubwürdig macht, zweiter Teil
Da hat also der DHV soeben den Versicherungsmakler gewechselt. Wie merkwürdig. Man war doch
so zufrieden mit Securon?
Jetzt hat man Ecclesia.
Ecclesia ist ein kirchlicher Versicherungsmakler, mit dem wir schon seit letztem Jahr in intensiver
Verbindung standen und die uns klipp und klar gesagt haben, wir seien trotz unserer sehr guten
Schadensstatistik zu wenige, als dass sie etwas für uns mit Geburtshilfe finden würden. Sie hätten
uns nur ein Angebot für ohne Geburtshilfe machen können...
Wir konnten mit Ecclesia dann allerdings so oder so nicht abschließen, weil man dort durchblicken
ließ, man sehe Hebammen doch eher in Kliniken. Mit dieser Sichtweise konnten wir uns angesichts
der vielen Mitgliedsfrauen in der außerklinischen Geburtshilfe nicht anfreunden.
Nun haben sie beim DHV also Securon verlassen und Ecclesia engagiert. Aber: die Ecclesia wird eine
extra GmbH dafür gründen, so wie es bisher mit Securon auch war (dort war eine der
Versicherungsgesellschaften des Konsortiums maßgeblich) und die alten Sachbearbeiterinnen
bleiben auch dabei. Neuer Wein in alten Schläuchen? Wohl eher des Kaisers neue Kleider... Der DHV
muss wirklich ein sehr starkes existenzielles Interesse am Fortbestehen des bisherigen
dysfunktionalen Systems haben.
Es soll eine Versicherung mit Geburtshilfe ab 2016 geben. Sogar für drei Jahre. Schreibt der DHV.
Es wird also das Verfahren aus 2014 wiederholt. Erst verkünden, es gäbe keine Versicherung mehr.
Dann plötzlich, auf dem Höhepunkt des daraufhin mit Hilfe der Bevölkerung und der Medien
erzeugten politischen Drucks, doch eine Versicherung aus dem Ärmel holen und nur für die eigenen
Mitgliedsfrauen zugänglich machen. Woraufhin der Druck spurlos verpufft und Hebammen in Berlin
seitdem bzw. weiterhin nicht mehr ernst genommen werden. Dann jede Verhandlung mit dem GKV
verzögern, und jetzt ist ja auch klar, warum – Pfründe sichern, andere Verbände ausschalten. Drei
Jahre Versicherung sind jetzt angeblich anvisiert.
Wenn man sich in seinen Handlungen politisch so unglaubwürdig gemacht hat, wie will man denn
dann noch politischen Druck und Änderungswillen erzeugen? Wie erklärt man das den Mitgliedern,
Eltern, Hebammenunterstützern, Mother Hood und allen anderen, die versuchen, den
Hebammenstand zu retten? Alles wie letztes Jahr. Kein Fortschritt. Nirgends.
Wir sehen hier möglicherweise aber auch eine klare politische Zielsetzung am Werk. Schon Anfang
2014 bei Herrn Gröhe sagte der DHV, die Versorgung mit Hebammenhilfe könne man sich künftig in
medizinischen Versorgungszentren mit Arzt etc. vorstellen. Bei Gröhe war in letzter Zeit von
freiberuflichen Hebammen auch keine Rede mehr. Die GKV-Sprecherin findet, freiberufliche
Hebammen müssten doch nicht sein. Und das Verhalten der DHV-Verhandlungsführerinnen beim
GKV spricht entsprechende Bände. Wohl unvermeidlich, wenn man 15.000 Angestellte und 3.000
Freiberuflerinnen, davon die Mehrheit Belegerinnen im Schichtdienst vertritt.
Ich habe noch etwas vergessen, liebe Kolleginnen. Das ist natürlich „exklusiv“ für DHV-Mitglieder,
dieses Versicherungsversprechen.
Liebe Mitgliedsfrauen, da begreift ein ganzer Verband – der größte unter den Hebammenverbänden!
- immer noch nicht, was die Stunde geschlagen hat. FÜR UNS ALLE. Und für die Frauen. Und die
Kinder. Dass es hier um die Zukunft der Hebammenarbeit und der Kultur des Kinderkriegens als
Ganzes geht. Um eine eminent frauenpolitische Frage.
Dieses kranke System muss geändert werden, und wer das immer noch aus Eigeninteresse am Leben
erhält und die Zustände betoniert, handelt mehr als kurzsichtig und ohne Rückgrat. Das ist doch der
Grund, warum wir uns weigern, in diesem Versicherungszirkus weiter mitzuspielen und uns selbst
zugrunde zu richten! Wir brauchen keine Monopol - „Lösung“, die es der Politik ermöglicht, am alten
Modell festzuhalten!
Schluss mit dem Dasein als Spielball der Versicherer und des GKV, die auf diesem Wege die
Hebammenarbeit bestimmen wollen! Her mit einem steuer- oder sonstwie finanzierten Fonds für
alle Gesundheitsberufe, egal ob verbandlich organisiert oder nicht!
RP