Sonntagsgottesdienst 09.08.2015 Benjamin Mundt Die erste Liebe Dem Engel der Gemeinde in Ephesus schreibe: Das sagt, der da hält die sieben Sterne in seiner Rechten, der da wandelt mitten unter den sieben goldenen Leuchtern: Ich kenne deine Werke und deine Mühsal und deine Geduld und weiß, dass du die Bösen nicht ertragen kannst; und du hast die geprüft, die sagen, sie seien Apostel und sind's nicht, und hast sie als Lügner befunden und hast Geduld und hast um meines Namens willen die Last getragen und bist nicht müde geworden. Aber ich habe gegen dich, dass du die erste Liebe verlässt. So denke nun daran, wovon du abgefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke! Wenn aber nicht, werde ich über dich kommen und deinen Leuchter wegstoßen von seiner Stätte wenn du nicht Buße tust. Aber das hast du für dich, dass du die Werke der Nikolaïten hassest, die ich auch hasse. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, der im Paradies Gottes ist. Offenbarung 2,1-7: Einleitung: Johannes erhält diese Botschaft in einer Vision, als er auf die Insel Patmos verbannt wurde. Er schreibt sie schätzungsweise um das Jahr 95 oder 96 nieder. In der Offenbarung, die Jesus den Johannes schauen lässt, sieht Johannes Dinge, die auf der Erde und damit auch verknüpft in der geistlichem Welt im Himmel passieren und umgekehrt. Jesus hat in den Evangelien oft die Dinge beschrieben, die in der letzten Zeit, vor seiner Wiederkunft geschehen werden, z.B. Mat 24,1ff. Diese Beschreibungen gehen mit Gleichnissen einher (siehe Mat 25,1ff). In ihnen werden wir aufgefordert, wachsam zu sein wie ein Hausknecht, der die Ankunft seines Herren, auch unerwartet, erwarten soll. Weiter lesen wir in den neutestamentlichen Briefen u.a. vom Zerfall der Werte und der Frömmigkeit und Auflehnung gegen Gottes Ordnung (2Tim 3,1-9). Auch im Alten Testament lesen wir viele Hinweise über die Zeit vor Jesu Wiederkunft, wie im Buch Daniel. Ein starkes Zeichen ist nach Lukas 21,29-31 das Bild vom blühenden Feigenbaum. Jesus vergleicht sein Volk Israel immer wieder mit einem Feigenbaum. 1948 wurde der Staat Israel neu gegründet. Es scheint also nicht unerheblich zu sein, die Zeit, in der wir leben, im biblischen Heilsplan einzuordnen und darauf bedacht zu sein, was Jesus sagt: Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht (Luk 21,28). Und am Ende der Offenbarung lesen wir: Es spricht, der dies bezeugt: Ja, ich komme bald. Amen, ja, komm, Herr Jesus (Off 22,20)! Sendschreiben an die Epheser Im ersten Kapitel der Offenbarung hat Johannes eine Begegnung mit Jesus. Hier ist Jesus in seiner himmlischen Herrlichkeit beschrieben. Johannes hört die Stimme, die ihm aufträgt, das, was er gleich sehen wird, also die Offenbarung, aufzuschreiben und an sieben Gemeinden in Kleinasien (Westküste der heutigen Türkei) zu schicken. Johannes dreht sich um, um nach der Stimme zu schauen, die wie eine gewaltige Posaune mit ihm redet und sieht: Und ich wandte mich um, zu sehen nach der Stimme, die mit mir redete. Und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter und mitten unter den Leuchtern einen, der war einem Menschensohn gleich, angetan mit einem langen Gewand und gegürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel. Sein Haupt aber und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie der Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme und seine Füße wie Golderz, das im Ofen glüht, und seine Stimme wie großes Wasserrauschen; und er hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand, und aus seinem Munde ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert, und sein Angesicht leuchtete, wie die Sonne scheint in ihrer Macht. Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot; und er legte seine rechte Hand auf mich und sprach zu mir: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle (Off 1,12-18). In Vers 20 erklärt der Herr Jesus, was es mit den sieben Sternen und Leuchter auf sich hat. Die sieben Sterne sind Engel von sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter sind sieben Gemeinden. Sieben ist im biblischen Sinne die Zahl der Vollkommenheit. Die Botschaft an die sieben Gemeinden ist daher universell gemeint und heute genauso für den weltweiten Leib Christi und für uns in Ratzeburg ernst zu nehmen wie vor knapp 2000 Jahren. Das Schreiben an Ephesus Die Schreiben an die Gemeinden sind aufgebaut in: 1. Christus stellt sich der Gemeinde besonders vor: Das sagt, der da hält die sieben Sterne in seiner Rechten, der da wandelt mitten unter den sieben goldenen Leuchtern. 2. Lob: Ich kenne deine Werke und deine Mühsal und deine Geduld und weiß, dass du die Bösen nicht ertragen kannst; und du hast die geprüft, die sagen, sie seien Apostel und sind's nicht, und hast sie als Lügner befunden und hast Geduld und hast um meines Namens willen die Last getragen und bist nicht müde geworden. Aber das hast du für dich, dass du die Werke der Nikolaïten hassest, die ich auch hasse. 3. Tadel: Aber ich habe gegen dich, dass du die erste Liebe verlässt. 4. Ermahnung: So denke nun daran, wovon du abgefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke. 5. Verheißung: Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, der im Paradies Gottes ist. Wer waren die Epheser? Ephesus gehörte zum Römischen Imperium und war die Hauptstadt der damaligen Römischen Provinz Kleinasien. Zur Zeit des Apostels Paulus hatte Ephesus ca. 200-250.000 Einwohner. Damit war sie nach Rom, Alexandria und Antiochia in Syrien die viertgrößte Stadt des Römischen Reiches. Ihren Reichtum verdankte die Stadt zum einen ihrem bedeutenden Hafen, der Umschlagplatz zwischen dem östlichen und westlichen Römischen Reich war. Weiter war der aus dem 6. Jh. v. Chr. stammende Artemistempel, eines der sieben Weltwunder der Antike. Artemis (lat. „Diana") war eine Jagd- und Fruchtbarkeitsgöttin, die im östl. Mittelmeerraum auch unter dem Namen „Astarte" bekannt war. Biblische Zusammenhänge: Wir lesen in der Apostelgeschichte: Apollos hat 20 Jahre nach dem Wirken Jesu das Evangelium nach Ephesus gebracht (Apg 18,24-28). Die Gemeinde von Ephesus war eine der ältesten christlichen Gemeinden überhaupt. Eine Gemeinde in einer für damalige Verhältnisse absolut modernen Metropole. Paulus hielt sich kurz auf dem Rückweg von seiner zweiten Missionsreise (ca. 52 n. Chr.) dort auf (Apg 18,24), reiste dann aber weiter. Ungefähr ein Jahr später traf er erneut in Ephesus ein (Apg 19) und blieb vermutlich drei Jahre, von denen er wohl einige Zeit im Gefängnis verbringen musste. In Apg 19 begegnet Paulus 12 Jüngern aus Ephesus, denen er von der Kraft des Heiligen Geistes berichtete. Er taufte sie im Namen Jesu und legte anschließend die Hände auf sie, so dass der Heilige Geist auf sie kam. Er redet drei Monate in einer Synagoge, erfuhr dann aber heftigen Widerstand. Er nahm die Jünger, die er gewinnen konnte mit sich und lehre zwei Jahre lang täglich Tag und Nacht in der Schule des Tyrannus. "...so dass alle, die in der Provinz Asien wohnten, das Wort des Herrn hörten Juden und Griechen (Apg 19,10).“ Paulus tat In Ephesus große Zeichen und Wunder (Heilungen durch das Auflegen von Schweißtüchern des Paulus). Zauberer bekehrten sich, brachten ihre Bücher und verbrannten diese. "So breitete sich das Wort aus durch die Kraft des Herrn und wurde mächtig (Apg. 19,20).“ Paulus kam dann, als er den Menschen in Ephesus einen neuen Weg aufzeigte, in Konflikt mit einem Goldschmied mit Namen Demetrius (Apg. 19, 23-40). Dieser und andere Kunstgewerbler verdienten viel Geld, indem sie silberne Tempel und Statuen der Göttin Artemis anfertigten, die man sich als Reliquie kaufen konnte. Da sich scheinbar viele bekehrten und zu Christus hielten, fürchtete Demetrius wohl um seine Einkünfte. Er beschuldigte Paulus, mit seiner monotheistischen Verkündigung die Geschäfte der Silberschmiede geschädigt zu haben. Darüber hinaus habe der Apostel das Ansehen der Artemis geschmälert, woraufhin die aufgebrachte Menge skandierte: „Groß ist die Diana der Epheser!" Die Reisebegleiter des Paulus werden in das 22.000 Plätze fassende Theater geschleppt, das nur wenige hundert Meter vom Artemision entfernt liegt. Eventuell wurde Paulus aufgrund dieses Konfliktes und des Aufruhrs auch ins Gefängnis geworfen. Während dieser Gefangenschaft schrieb er die Briefe an die Philipper und an Philemon. Auch weitere seiner Briefe sind höchstwahrscheinlich in Ephesus entstanden (so der Römerbrief, der erste und zweite Brief an die Korinther sowie der Galaterbrief). In 2. Kor 1,8-10 lesen wir von dem Gefängnisaufenthalt. Denn wir wollen euch, liebe Brüder, nicht verschweigen die Bedrängnis, die uns in der Provinz Asien widerfahren ist, wo wir über die Maßen beschwert waren und über unsere Kraft, sodass wir auch am Leben verzagten und es bei uns selbst für beschlossen hielten, wir müssten sterben. Das geschah aber, damit wir unser Vertrauen nicht auf uns selbst setzten, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt, der uns aus solcher Todesnot errettet hat und erretten wird. Auf ihn hoffen wir, er werde uns auch hinfort erretten. Dazu helft auch ihr durch eure Fürbitte für uns, damit unsertwegen für die Gabe, die uns gegeben ist, durch viele Personen viel Dank dargebracht werde. Zum Abschluss seiner dritten Missionsreise fordert Paulus die Ältesten der Gemeinde von Ephesus dazu auf, sich vor falschen Lehren von außen und auch vor Irrlehrern aus ihrer Mitte in Acht zu nehmen (Apg. 20,29-31). In Off 2,2 lesen wir, dass es der Gemeinde gelungen ist, die falschen Lehrer am Eindringen zu hindern. Wenn wir daran denken, dass Paulus diese Ermahnung ca. 56 n.Chr. an die Ältesten ausgab und uns das Lob aus dem Sendschreiben anschauen, dann sehen wir, dass die Gemeinde knapp 40 Jahre lang nicht müde wurde und getreulich an ihrem Dienst für Gott festhielt. Der Brief an die Epheser - Tadel Die Gemeinde in Ephesus muss nichts desto trotz eine herbe Zurechtweisung hinnehmen. Aber ich habe gegen dich, dass du die erste Liebe verlässt. Jesus gebraucht hier das Wort agape für die tiefe Liebe, die Gott den Menschen entgegenbringt. In dem Brief des Paulus an die Epheser, den er wahrscheinlich während seines Arrestes zwischen 60 und 62 n. Chr. in Rom verfasste, gebraucht er oft das Wort Liebe. Das Verb "lieben" (agapo) findet sich im Epheserbrief neun Mal (in allen anderen Paulus Briefen nur 23-mal, 13 Briefe + eventuell der Hebräerbrief). Das Nomen Liebe (agape) benutz Paulus im Epheserbrief 10-mal, in den übrigen 65-mal). Der Brief hebt also die Liebe, die Gott in Christus zu uns hat, die wir zu Gott und untereinander haben sollen, hervor. Ephesus - eine Gemeinde aus Juden und Heiden Wir haben gesehen, mit welcher Vollmacht Paulus das Wort verkündigte. Die Menschen wurden tatsächlich von dämonischen Bindungen befreit. Jesus wurde ihnen vor Augen gemalt. Ich denke, auch Paulus war von dem überwältigt, was er hier erlebte. Hier dokumentierte sich eindrücklich, dass Gott die Heiden in seinen Heilsplan mit aufnahm (vgl. Eph: 3,6: ...nämlich dass die Heiden Miterben sind und mit zu seinem Leib gehören und Mitgenossen der Verheißung in Christus Jesus sind durch das Evangelium. Gott hat in Jesus diesen Plan ausgeführt. Scheinbar war das besondere Kennzeichen für diese Gemeinde "die Lebendigkeit ihrer ersten Liebe" gewesen, die sich zu Jesus und untereinander zeigte. Darum auch ich, nachdem ich gehört habe von dem Glauben bei euch an den Herrn Jesus und von eurer Liebe zu allen Heiligen,... (Eph 1,15). Was sollen die Epheser verändern? Im Sendschreiben fordert Jesus die Epheser auf: So denke nun daran, wovon du abgefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke (Off 2,5)! In der Übersetzung von Heinz Schumacher heiß es: …und ändere dein Sinnen und Denken... Sich der Stellung in Christus wieder bewusst werden Paulus führte in seinem Brief an die Gemeinde in Ephesus vor Augen, was Gott der Vater uns in Christus geschenkt hat, wie er an jedem einzelnen handelt, was er tat und tut (...in ihm hat er uns erwählt..., ...in seiner Liebe hat er uns vorherbestimmt..., ...er hat uns begnadet..., ...in ihm haben wir die Erlösung..., ...in ihm sind wir zu Erben eingesetzt worden..., ...in ihm seid ihr versiegelt worden mit dem heiligen Geist,...). Weiter zeigt Paulus der Gemeinde, den einzelnen Menschen in der Gemeinde, wie ihr Leben vor dieser Gnade des Glauben aussah, welchen Einflüssen sie ausgesetzt waren: 1. Auch ihr wart tot durch eure Übertretungen und Sünden, 2. in denen ihr früher gelebt habt nach der Art dieser Welt, 3.... und taten den Willen des Fleisches und der Sinne... Auch hier verdeutlicht Paulus, dass Gott an den Gläubigen gehandelt hat (...Gott hat in seiner großen Liebe..., ...mit der er uns geliebt hat..., ...hat uns in Christus lebendig gemacht..., ...hat uns mit auferweckt und mit eingesetzt im Himmel...). Was wir aktiv tun sollen Nachdem Paulus den Ephesern vor Augen geführt hat, was für einen Stand sie in Christus haben, verdeutlicht er ihnen ihren Teil, den sie aktiv in dieser Beziehung zu Gott und Jesus und untereinander tun sollen, wie wir nun wandeln, handeln und denken sollen: dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne und ihr in der Liebe eingewurzelt und gegründet seid (Eph 3,17). Weiter lesen wir in den Kapiteln Aufforderungen wie: ...in Demut und Sanftmut ertragt einander in Liebe..., ...bewahrt die Einigkeit durch Frieden..., ...nicht mehr leben dürft wie die Heiden..., ...legt von euch ab den alten Menschen..., ...Erneuert euch in eurem Geist und Sinn ...(Eph. 4,23), ...zieht den neuen Menschen an..., legt die Lüge ab..., redet die Wahrheit, ...lasst die Sonne über eurem Zorn nicht untergehen..., lasst kein faules Geschwätz aus eurem Munde gehen, sondern redet was gut ist..., ...betrübt nicht den heiligen Geist..., seid untereinander freundlich und herzlich, vergebt einer den anderen, wie Gotte euch vergeben hat in Christus.... Fazit Jesus wandelt selbst in der Gemeinde und tut sein Werk (...der da wandelt mitten unter den sieben goldenen Leuchtern...). Es ist eine Beziehung zu ihm und untereinander, in der wir unseren Teil dazu beitragen müssen. Hast du...die Liebe Christi erkannt...(Eph. 3,19)? Weißt du, dass du ein geliebtes Kind bist? Jedes Kind sehnt sich nach Liebe. Und die Eltern schenken diese gerne. Gott der Vater liebt dich in Christus. Das zeigt Paulus im Epheserbrief auf: So folgt nun Gottes Beispiel als die geliebten Kinder und lebt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat... (Eph. 5).
© Copyright 2024 ExpyDoc