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Evangelisch-Lutherische Freikirche
Zionsgemeinde Hartenstein
Predigt zum Sonntag Exaudi 2015
über 1Petr 4,12-19
Pastor M. Müller
WAS ZÄHLT VOR GOTT IN BEZUG AUF UNSERE SELIGKEIT?
Predigttext (1Petr 4,12-19):
Ihr Lieben, lasst euch durch die Hitze nicht befremden, die euch widerfährt zu eurer Versuchung, als widerführe euch etwas Seltsames, sondern freut euch, dass ihr mit Christus leidet, damit ihr auch zur Zeit
der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben mögt.
Selig seid ihr, wenn ihr geschmäht werdet um des Namens Christi willen, denn der Geist, der ein Geist der Herrlichkeit und Gottes ist, ruht
auf euch.
Niemand aber unter euch leide als ein Mörder oder Dieb oder Übeltäter oder als einer, der in ein fremdes Amt greift. Leidet er aber als ein
Christ, so schäme er sich nicht, sondern ehre Gott mit diesem Namen.
Denn die Zeit ist da, dass das Gericht anfängt an dem Hause Gottes.
Wenn aber zuerst an uns, was wird es für ein Ende nehmen mit denen,
die dem Evangelium Gottes nicht glauben? Und wenn der Gerechte
kaum gerettet wird, wo wird dann der Gottlose und Sünder bleiben?
Darum sollen auch die, die nach Gottes Willen leiden, ihm ihre Seelen
anbefehlen als dem treuen Schöpfer und Gutes tun.
Ihr Lieben in Christus unserem Herrn,
Das Christentum ist weltweit die am meisten verfolgte Religion.
Man nimmt an, dass gegenwärtig weltweit rund 100 Millionen
Christen wegen ihres Glaubens verfolgt werden. Als die fünf Länder wo es den Christen am schlimmsten ergeht, gelten Nordkorea, Somalia, Irak, Syrien und Afghanistan. In Nordkorea werden
Christen in sogenannte Umerziehungslager gesteckt, foltert oder
müssen härtete Zwangsarbeiten verrichten. Im Irak und Syrien
wütete die Terrorgruppe Islamischer Staat und bedroht Christen.
In Afghanistan sind es vor allem die Taliban, die das islamische
Recht mit Gewalt durchdrücken.
Die Verfolgung von Christen kann auf eine nun fast 2.000-jährige
Tradition zurückblicken. Schon zu Jesu Zeiten erhob sich Widerstand gegen den angeblich neuen Glauben. Nach Christi Himmelfahrt hat es nicht lange gedauert, bis die ersten Christen in den
Gefängnissen landeten und misshandelt wurden. Der erste Mann,
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der sein Leben für seinen Glauben an Christus lassen musste, ist
bekanntlich Stephanus. Ihm sind wohl Millionen von Christen in
den Märtyrertod gefolgt.
Petrus umschreibt die Verfolgung mit dem Wort Hitze. Christus
will uns hier durch seinen Apostel Mut machen, dass wir lernen,
diese Hitze zu ertragen. Deshalb die Frage:
WIE KANN MAN DIE HITZE DER VERFOLGUNG ERTRAGEN?
(1.)
Petrus wendet sich mit seinem ersten Brief an verfolgte Christen.
Ich frage mich, wie die Christen in den Foltergefängnissen in
Nordkorea oder die Christen die in Syrien vor der IS fliehen müssen, damit umgehen, wenn sie in ihren Bibel folgende Worte lesen:
„Ihr Lieben, lasst euch durch die Hitze nicht befremden, die
euch widerfährt zu eurer Versuchung, als widerführe euch
etwas Seltsames“ (1Petr 4,12).
Das ist das erste, was alle Christen aus Gottes Wort im Zusammenhang mit Verfolgung lernen müssen: Verfolgung ist für uns
das Normale.
Ja, es sollte uns Christen nicht wundern, wenn die Welt uns hasst.
Die zu Christus gehören sind Fremdkörper in dieser Welt. Der
Teufel wütet gegen die Kirche Christi. Solange die Kirche noch
auf dieser Erde ist, herrscht Krieg. Satan wütet in dieser Welt, um
die Kirche Christi zu zerstören und die Christen vom Glauben
abzubringen. Dieser Krieg ist nicht immer blutig. Auch hier bei
uns in Deutschland tobt dieser Krieg – allerdings ganz ohne dass
Christenblut fließt. Hier bei uns in Deutschland hat der Teufel
eine andere Strategie gewählt. Er redet den meisten Menschen
ein, dass sie keinen Heiland und Retter, keinen Gott brauchen,
um glücklich zu sein. Christen müssen in der Regel in unserem
Land nichts erleiden. Nur ganz, ganz selten, kann man auch in
unserem Land etwas von dem Krieg merken –etwas von der Hitze, wie Petrus das sagt. Zum Beispiel bei Übergriffen, die es gege3
ben hat auf einen sog. Marsch des Lebens, wo Christen sich gegen
die Tötung von ungeborenen Kindern eingesetzt haben. Wir können die Hitze des Kampfes spüren, wenn wir einen Bekannten
oder einen Kollegen auf seine Sünden hinweisen, vielleicht seine
wilde Ehe oder einen Betrug, den er gemacht hat. Oder es kann
sein, dass wir Nachteile in Kauf nehmen müssen, weil wir Christen sind. Dann spüren wir auch die Hitze von der Petrus hier redet.
Für viele Menschen ist es unerträglich, sich an Regeln und Gesetze zu halten. Das kennen wir von uns selber. Uns geht es da oft
nicht viel anders als dem Rest. Schon die staatlichen Gesetze sind
für viele eine Last. Und wenn wir Christen dann noch von den
zehn Geboten anfangen, ist es bei vielen ganz vorbei: ‚Nach den
Geboten leben?! Bist du ganz von Sinnen?!‘, kann man dann
schnell hören, ‚Kein Sex vor der Ehe und Sonntags immer in die
Kirche rennen! Nein das ist nichts für mich!‘
Ja, die Gebote eines allmächtigen Richters anzuerkennen ist für
viele eine Zumutung. Noch schlimmer ist es manchmal mit dem
Evangelium. Vielen Menschen können den Gedanken nicht ertragen, dass Gott seinen eigenen Sohn für die ganze Welt ans Kreuz
schlagen ließ. ‚Den eigenen Sohn für Sünden der Menschheit ermorden zu lassen?! An so einen Gott kann und will ich nicht glauben!‘ Auch das hab ich schon mehr als einmal gehört.
Und wenn wir dazu stehen – zu Gottes Gesetz auf der einen Seite,
bleibt uns nichts anderes übrig, als unseren Freunden und Bekannten zu sagen: ‚Ja Gottes Gebote gelten für uns. Er hasst es,
wenn wir sie übertreten. Ja, Gott verbietet Sex vor der Ehe. Ja,
Gott will dass wir im Großen wie im Kleinen ehrlich sind. Auf der
anderen Seite müssen wir auch zum Evangelium stehen: ‚Ja, es ist
so: Gott, der Vater hat seinen Sohn für uns in den Tod geschickt,
damit wir leben dürfen!‘ Es ist es ganz normal, dass dann Hitze,
Unverständnis bis starke Abneigung entgegenschlägt.
Verwunderlich wäre es, wenn wir als Christen keine Hitze der
Verfolgung spüren. Dann kann es sein, dass wir als Christen, un4
sere Freikirche als Ganzes und sicher auch unsere Zionsgemeinde zu wenig mit Gottes Gesetz und Evangelium nach außen treten. Ich schließe mich da voll mit ein. Ich bin oft zu ängstlich gegenüber Außenstehenden klar und deutlich auf Gottes Gesetz
und sein Evangelium hinzuweisen. Der einzige der uns allen helfen kann, mehr Mut in dieser Sache zu bekommen ist Christus.
Wenn wir ihn darum bitten, wird er uns diesen Mut schenken –
das steht fest.
(2.)
Gott sagt uns durch Petrus noch ein zweites zum Thema Verfolgung: „Freut euch, dass ihr mit Christus leidet, damit ihr auch zur
Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben
mögt. Selig seid ihr, wenn ihr geschmäht werdet um des Namens
Christi willen, denn der Geist, der ein Geist der Herrlichkeit und
Gottes ist, ruht auf euch“ (1Petr 4,13f).
Petrus weiß, wovon er spricht, wenn er von der Hitze der Verfolgung schreibt. Er hat die Verfolgung am eigenen Leib gespürt. Er
war mehrfach im Gefängnis. Er ist für seinen Glauben an Christus
gefoltert worden. Nach allem, was wir wissen, ist auch Petrus
dann in Rom als Märtyrer gestorben.
Und was Petrus hier in Gottes Auftrag von uns verlangt, dazu hat
Christus ihm die Kraft gegeben - nämlich sich zu freuen, mit
Christus zu leiden. Petrus wurde einmal vom Hohen Rat streng
verboten, weiter von Jesus zu predigen. Um dieses Verbot zu unterstreichen, ließ man ihn und Johannes auspeitschen. Und dann
heißt es in der Apostelgeschichte:
„Sie gingen aber fröhlich von dem Hohen Rat fort, weil sie
würdig gewesen waren, um Seines Namens willen [also Jesu]
Schmach zu leiden“ (Apg 5,41).
Mit Leid ist hier das Leid gemeint, was für Christus in Kauf nehmen – das Leid der Verfolgung. Er will uns helfen, auch Krankheit, Verlust, Schmerzen, Einsamkeit zu ertragen. Aber das ist
hier nicht gemeint.
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WIE ABER KANN MAN DIE HITZE DER VERFOLGUNG ERTRAGEN?
„Freut euch, dass ihr mit Christus leidet, damit ihr auch zur
Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne
haben mögt“ (1Petr 4,13).
Wir können das Leid der Verfolgung ertragen, weil wir wissen:
wer hier auf Erden mit Christus leidet, wird sich dort im Himmel
mit Christus freuen dürfen.
Niemand hat das bisher wohl besser zum Ausdruck gebracht als
der lutherische Pastor und Liederdichter Paul Gerhardt, der übrigens auch wusste was Verfolgung ist. Er wurde seines Amtes
enthoben, weil er seine Stimme gegen das reformierte Bekenntnis gewehrt hatte, was immer mehr in die lutherische Kirche eindrang. Paul Gerhard wollte beim lutherischen Bekenntnis und
damit bei der Lehre der Bibel bleiben. Deshalb verbot man ihm,
weiter Pastor sein zu dürfen. Und dieser Paul Gerhardt singt in
dem wunderbaren Osterlied „Auf, auf mein Herz mit Freuden“
genau das, was Christus allen verfolgten Christen zum Trost sagt.
In der letzten Strophe geht es um Christus, der uns in den Himmel bringt:
„Er bringt mich an die Pforten,
die in den Himmel führt,
daran mit güldnen Worten
der Reim gelesen wird:
Wer dort wird mit verhöhnt,
wird hier auch mit gekrönt,
wer dort mit sterben geht,
wird hier auch mit erhöht.“
Es ist selbstverständlich, dass - wenn wir uns etwas zu Schulden
kommen lassen - die Konsequenzen dafür tragen müssen:
„Niemand aber unter euch leide als ein Mörder oder Dieb
oder Übeltäter oder als einer, der in ein fremdes Amt greift“
(1Petr 4,15).
Wenn wir aufgrund unserer eigenen Schuld zu leiden haben, ist
es nur gerecht.
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„Leidet er aber als ein Christ, so schäme er sich nicht, sondern
ehre Gott mit diesem Namen“ (1Petr 4,16).
Dass man auch und gerade in der Verfolgung als Christ seinem
Gott ehren kann, das zeigt sich immer wieder. Christus hat für die
römischen Soldaten gebeten, die ihn ans Kreuz nagelten. Stephanus hat für die gebetet, die ihn zu Tode steinigen. Die ganze Kirchengeschichte ist voll mit Beispielen von Christen, die selbst im
Tod standhaft geblieben sind und den Namen ihres Herrn nicht
verleugnet haben. Und das macht Eindruck auf Andere. Ich habe
gelesen, dass das Ansehen der Christen im Irak in letzter Zeit
teilweise bei den gemäßigten Moslems gestiegen ist. Sie sind beeindruckt von den Christen, die auch angesichts von Tod und
Verfolgung bei ihrem Glauben bleiben.
WIE KANN MAN DIE HITZE DER VERFOLGUNG ERTRAGEN?
„Darum sollen auch die, die nach Gottes Willen leiden, ihm ihre Seelen anbefehlen als dem treuen Schöpfer und Gutes tun“
(1Petr 4,18).
Ja, Gott lässt es zu, dass wir manchmal wegen unseres Glaubens
etwas ertragen müssen. Aber dann sollen wir nicht versuchen,
dass irgendwie alleine durchzustehen. Wir sollen und müssen
ihm, unserem Heiland, unsere Seele anbefehlen. Anders geht es
nicht. Wir dürfen von unserem Heiland im Gebet fordern: ‚Herr
Jesus, du hast durch dein Leiden meine Seele gerettet. Nun hilft
mir auch in meinem Leiden. Rette meine Seele, dass ich im Glauben durchhalten kann.‘
WIE KANN MAN DIE HITZE DER VERFOLGUNG ERTRAGEN?
Ganz egal, was wir für unseren Glauben ertragen müssen. Es geht
nur so, wie uns das Gott durch Petrus sagen lässt:
„Freut euch, dass ihr mit Christus leidet“ (1Petr 4,13).
Die Freude ist erstmal nicht das alles entscheidende. Das entscheidende ist, dass wir MIT CHRISTUS leiden. Alleine schaffen
wir das niemals. Wir müssen, wenn Gott uns etwas auflegt, sie es
um uns stärker zu machen, sei es, dass es uns die Möglichkeit
geben will, ihn im Leiden die Ehre zu geben, wir müssen zu Chris7
tus hin. Anders halten wir es nicht aus. Gerade wenn wegen unseres Glaubens unter Druck geraten – ganz gleich durch wen
oder was, ganz gleich in welcher Form, ob nun durch Spott oder
Verachtung, Beleidigungen oder offener Hass oder Benachteiligung – gerade dann, brauchen wir Christi Wort. Dann brauchen
wir seinen Trost. Dann müssen wir hören, warum es sich lohnt,
das alles für den Glauben zu ertragen. Wer mit Christus leidet,
der wird sich auf mit ihm freuen. Und zwar nicht erst im Himmel,
aber dann erst Recht. Doch wenn Gott sagt:
„Freut euch, dass ihr mit Christus leidet“ (1Petr 4,13),
dann kann er uns ganz sicher auch mitten im Leiden Freude
schenken. Das ist die Freude des Glaubens. Man hat manchmal
nichts erfreuliches vor Augen, aber der Glaube erkennt in Christus trotzdem viele Dinge, über die er sich freuen kann. Wir sind
nicht immer standhaft im Leiden. Aber Christus war standhaft im
Leiden und deshalb sind wir gerettet. Ganz gleich, wie sehr man
über uns spottet oder uns belächelt, was Christus für uns getan
hat, steht felsenfest da: wir sind mit Gott versöhnt und bei ihm
willkommen. Christus beschützt uns. Und jeder der uns etwas
antut, weil wir zu ihm gehören, der muss einmal dafür vor ihm
Rede und Antwort stehen. Und wir dürfen den Himmel sehen.
Amen.
Zionsgemeinde Hartenstein
Kontakt:
Pastor M. Müller
Kleine Bergstr. 1
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Funk: 01577/3365611
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Die Predigt können Sie auch im Internet nachhören oder –lesen.
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