Pfarrer Ruch - Kirchenkreis Wittstock

Ostern – Leben ohne Verfallsdatum
Wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung
Haltbar bis zum 08. Oktober 2016. Ein Datum, das Auskunft über die Haltbarkeit eines
Lebensmittels gibt. Bevor Nahrungsmittel verbraucht werden, „wissen“ sie, wann sie abgelaufen
sind. Dank der guten Chemie ist es möglich, Lebensmittel noch länger zu konservieren. Aber
vergehen müssen sie trotzdem. Das ist mit allen Dingen, die wir vor Augen haben. Und es gilt
auch für uns selbst. Sobald ein Mensch lebt, weiß er um seinen irdischen Verfall: „Ja, Herr Jesu,
bei dir bleib ich so in Freude wie im Leid; bei dir bleib ich, dir verschreib ich mich für Zeit und
Ewigkeit. Deines Winks bin ich gewärtig, auch des Rufs aus dieser Welt; denn der ist zum
Sterben fertig, der sich lebend zu dir hält.“ (Evangelisches Gesangbuch Nr. 406,4) Freilich, dank
der modernen Medizin und Pflege lässt sich auch das Leben eines Menschen auf Zeit verlängern.
Aber wird auch die Qualität des Lebens aufrechterhalten? Vielleicht fragen Sie jetzt: Was hat
denn das alles mit Ostern zu tun? Für viele ist dieses Fest ohnehin schon wieder vorbei. Dabei
dauert der Osterfestkreis noch bis Pfingsten. Seit 321 hat Kaiser Konstantin den Sonntag als
Ruhetag im römischen Reich eingeführt. Wir denken an diesem Tag an die Auferstehung Jesu
von den Toten und erinnern daran in jedem Gottesdienst. Ostern ist das Fest des Lebens, die
Mitte unseres Glaubens und „ein Leben ohne Verfallsdatum“. Letzteres Bild für Ostern hat der
katholische Altbischof von Erfurt Joachim Wanke verwendet. Es passt gut zum Wochenspruch
des kommenden Sonntags. „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns
nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die
Auferstehung Jesu von den Toten.“ (1. Petrus 1,3) Unter schwierigen Bedingungen schrieb der
Verfasser diese Worte an seine Leser und Hörer. Der düstere Schatten der Verfolgung war
Anlass seines Briefes überhaupt. Aufgrund der Abfassungszeit zwischen 70 und 100 n. Chr. darf
man dabei an die Verfolgung der Christen unter Nero oder unter Domitian denken. Letzterem
schrieb man die erste weltweite Verfolgung von Christen zu: „Macht euch bewusst, dass alle
Gläubigen in der Welt diese Leiden durchmachen!“ (1. Petrus 5,9) Rom wird als „Babylon“
bezeichnet. Ein Deckname für die Christen, die damit ihren Gefühlen Ausdruck gaben, ohne sich
zu verraten. Hinzu kommt, dass Petrus sich an „die auserwählten Fremdlinge“ wendet, die
„verstreut“ wohnen. Auch als Christen leben wir heute in der Minderheit verstreut. Entscheidend
jedoch ist, dass der Verfasser von einer „Wiedergeburt zu einer lebendigen Hoffnung“ spricht,
die alles Leid in den Hintergrund treten lässt. Gott hat sie uns geschenkt. Davon ist der
Verfasser überzeugt. Noch sind wir dem Tod verfallen. Aber seit Ostern sind wir zu einem Leben
ohne Verfallsdatum bestimmt. Sozusagen „haltbar gemacht“ für Gottes neue Welt! In Bildern
dürfen wir davon reden und uns jetzt schon freuen.
Christian Ruch
(Pfarrer)
Dahlhausen, den 16.03.2016