Der Spezialist im Hemdenbügeln

Wiga 11
Freitag, 11. September 2015
Der Spezialist im Hemdenbügeln
Was bringt es Unternehmen, wenn sie Menschen mit Beeinträchtigung in die Arbeitswelt integrieren? Und wie kann man dies fördern und
unterstützen? Diese Fragen standen gestern im Zentrum des Forums Integration an der Wiga.
HANSPETER THURNHERR
BUCHS. «Menschen mit Behinde-
rung arbeiten wie Du und Ich.
Wir alle haben Talente. Diese
Talente sehen und erkennen ist
der Grundstein für eine sinnstiftende Arbeit.» Mit diesen
zwei Aussagen traf Organisator
Hubert Hürlimann bereits bei
der Begrüssung den Kern der
nachfolgenden Aussagen.
Das Impulsreferat hielt Thomas Bräm, der in Schaffhausen
die Personalverleihfirma «mitschaffe.ch» für Menschen mit
Behinderungen gründete und
bereits 90 Firmen fand, welche
solche Menschen einstellen.
«Behinderte arbeiten gerne», so
seine Erfahrung. Für ihn ist «mitschaffe.ch» ein Türöffner und
entlastet als Temporärfirma die
Unternehmen administrativ. Sie
übernimmt auch Coachingfunktionen. Firmen sagten in einer
Umfrage nämlich, sie wüssten
nicht, wie mit Behinderten umgehen und fürchteten den administrativen Aufwand.
Packende Beispiele
Bräm zeigte an Beispielen, wo
und wie Menschen mit Behinderung was arbeiten. Da ist etwa
Benedikt mit Down-Syndrom,
der in zwei Heimen als «Spezialist» Hemden bügelt. Oder der
spastisch gelähmte Rollstuhlfahrer, der als Postfach-Kurier
eine Aufgabe gefunden hat. «Mir
ist es wichtig, dass Menschen
mit Behinderung eine Auswahl
haben, wo sie was arbeiten»,
verdeutlicht Bräm. Es gehe dabei meistens nicht um Vollbeschäftigung.
Beteiligte Unternehmen sehen
inzwischen auch den betriebswirtschaftlichen Nutzen, obwohl
sie einen leistungsabhängigen
Bruttolohn zwischen 15 und 25
Franken pro Stunde bezahlen.
Bräm hat ausgerechnet, dass nur
schon der Kanton Schaffhausen
Bild: Hanspeter Thurnherr
Sorgten für ein interessantes Podiumsgespräch (von links): Paul Schlegel, Heimo Steriti, Silvia Hermann, Organisator Hubert Hürlimann, Jakob Büchler, Claudia Siegrist, Moderator Urs
Baumgartner und Referent Thomas Bräm.
2014 durch sein Modell 350 000
Franken gespart habe.
Kreativität gefragt
Im Podiumsgespräch unter
der Moderation von Urs Baumgartner sagte Messeleiter Paul
Schlegel als Unternehmer, Integration von Menschen mit Behinderung sei eine Chance für
Arbeitgeber. Die Schlegel Group
habe gute Erfahrungen gemacht,
würden doch beide Seiten motiviert. Letztlich liege es an der
Kreativität, geeignete Arbeitsmöglichkeiten zu finden. Seine
Vision: Aus der Ich- wird eine
Wir-Gesellschaft. «Und hoffentlich gibt es weitere solche Anlässe.
Für Silvia Hermann vom
Verein Swiss Cross ist es wichtig,
Menschen mit Behinderung in
ihrer Art zu akzeptieren und ihre
Schwächen und Sorgen zu erkennen. Dann werden sie wieder
Entspannt Softeis für SVP-Chef
Bild: Silvia Frick
Der Präsident der SVP Schweiz, Nationalrat Toni Brunner,
zeigte sich an der Wiga entspannt und gut gelaunt mit der
Ex-Wirtin Barbara Knöpfel aus Sennwald.
wertvoll für die Gesellschaft. Sie
wünscht sich deshalb eine verständnisvolle Gesellschaft, welche jedem Wertschätzung entgegenbringt.
Wertvolle Kurzeinsätze
Heimo Steriti, Vater einer behinderten Tochter, sieht die Integration auch als Lernprozess.
«Arbeitgeber und deren Mitarbeitende gewinnen an Sozialkompetenz.» Aber man müsse
zwischen den Institutionen und
Unternehmen Brücken schlagen,
um Ängste wegzunehmen. Er
wünscht sich deshalb mehr
Plattformen wie sie Thomas
Bräms «mitschaffe.ch» biete und
so die Wirtschaft sensibilisiert
werde, welche Chance sie damit
bekomme.
Claudia Siegrist von der Heilpädagogischen Schule Trübbach
erzählte vom Projekt, ältere
Schüler einmal pro Woche in
einem Betrieb arbeiten zu lassen.
«Arbeitgeber beklagen eher die
kurze Dauer des Einsatzes», so
eine ihrer Feststellungen. Sie
habe gemerkt, dass es den Schülern einfacher falle, ihre Berufswünsche und Erwartungen nach
den Erfahrungen beim Arbeitseinsatz in Worte und Bildern zu
fassen.
Meistens sei durch die Ausbildung in Institutionen der weitere
Berufsweg in geschützter Umgebung vorgespurt. Deshalb sei
es wichtig, zu zeigen, dass noch
etwas anderes möglich sei. Ihre
Vision: «Dass Behinderte wirklich eine Wahlmöglichkeit haben,
wo sie ihre Ausbildung machen
und arbeiten wollen.
Anreizsysteme diskutieren
Für Nationalrat Jakob Büchler
ist klar, dass es dafür auch eine
politische Grundlage brauche.
Die fünfte AHV-Revision mit
dem Grundsatz «Eingliederung
vor Rente» habe diese Grundlage
geschaffen. Diskutieren könnte
man jedoch über ein Anreizsystem, zum Beispiel Steuererleichterung für Betriebe,welche
Menschen mit Behinderung beschäftigen. Die Landwirtschaft
könne sicher auch noch weitere geeignete Arbeitsplätze für
Menschen mit Behinderung anbieten.
Heute an der Wiga
Freitag, 11. September
13.30 Türöffnung für Feuerwehrtag für geladene Feuerwehrleute und Kaminfeger
14.05 GVA informiert
14.30 Vortrag «Feuerwehr der
Zukunft»
14.45 Aerobicshow
14.50 Referat «Politik und
unsere Feuerwehren»
15.00 Beat Hefti: «Feuer und
Flamme für den Bobsport»
15.40 Messeleiter Paul
Schlegel
15.45 Produkteshow
16.00 Imbiss, Autogrammstunde mit Bob-Weltmeister
Beat Hefti
16.00 Alpen-DJ Heiner
14.00–21.00 Messe geöffnet
ab 15.00 Musica dal Ticino
ab 17.00 Alpen-DJ Heiner
19.30 Musical-Präsentation «El
Dorado»
Ab 20.00 Western Dust und
«Bluet- und Leberwürscht»
21.30 Musical-Präsentation «El
Dorado»
Lunch Wirtschaft Buchs offerierte ein Mittagessen an der Wiga
Wirtschaft Buchs organisierte am Donnerstag einen Lunch
für seine Mitglieder und geladene Gäste. Um die 100 Personen waren anwesend und genossen das Mittagessen von
Bild: Melanie Steiger
«Marxers Kochwelt». Vorstandsmitglied Rolf Pfeiffer ist begeistert von den 670 Quadratmetern, auf welchen sich
Buchs mit seinen 24 Ausstellern präsentieren kann.