Schreibwettbewerb „Bi iisch...“ SHKENDIJE MEHAJ Verliebt, verarscht, vergessen Postfach 65 | 3970 Salgesch | Tel. +41 (0)27 452 60 60 | [email protected] | www.pfyn-finges.ch Verliebt, verarscht, vergessen Hauptcharaktere Leona,(18 Jahre), Ibo (18 Jahre, Leonas Exfreund) Ich, Leona, lebe in einem Dorf in der Schweiz, genauer im Kanton Wallis, nämlich in Susten, das ich schon von Anfang an hasste. Ursprünglich bin ich aus Kosovo. Ich arbeite in einem Laden in Visp als Verkäuferin. Ich führe ein Doppelleben: Eines ist das "glückliche" Leben mit meiner Familie und meinem Umfeld; das zweite ist mein schreckliches Liebesleben. Ich leide sehr unter Liebeskummer wegen Ibo, meinem Ex. Er hatte mich von Anfang an verarscht. Alle hatten mich vor ihm gewarnt, aber ich war so naiv und hörte niemandem zu. Eines Tages verschwand er spurlos und verpackte seine ganze "Männlichkeit" in Worten in einem Brief. Ich konnte es immer noch nicht fassen, ich las diesen Brief schon zum 78-sten Mal durch, in der Hoffnung, dass es eine Stelle gibt, an in der sich die Situation in einen schlechten Witz auflöste. Aber so war es nicht. Ich dachte jede einzelne Sekunde an ihn. Wie konnte er mir das bloss antun? Wird er denn nie erwachsen? Hatte er es mit uns nicht ernst gemeint? Diesen Abend ging ich um 20.00 Uhr schlafen, weil ich diese Sache mit Ibo nicht verkraften konnte. Seitdem bin ich kraftlos und frage mich: Werde ich denn nie mehr glücklich? Ibo war derjenige, der mir gezeigt hatte, dass alle Jungs gleich sind. Alle lieben es, uns Mädchen zu verarschen und auszunutzen. Das Leben geht aber weiter..... Ich erinnere mich noch gut an die alte Zeit mit Ibo. Wir waren ganze drei Monate zusammen. Aber alles war gelogen. Wie gut er schauspielern konnte. Ich kann es immer noch nicht glauben. Er hatte mich die ganze Zeit nur verarscht. Alle ausser ich wussten, dass er ein Lügner ist. Ich war mit der Zeit pleite, weil er mir das ganze Geld nahm. Ich habe es ihm gegeben, weil ich dachte, dass er mir eine grosse Überraschung machen wolle. Aber vergebens, mein ganzes Geld war für eine andere. Jeden Tag warnten mich meine Freunde vor ihm, aber Leona glaubte natürlich keinem. Am Besten erinnere ich mich an die Nacht vor fünf Wochen. Wir waren beide Hals über Kopf ''verliebt'', also ich zumindest. Als er am nächsten Morgen spurlos verschwunden war, hinterliess er einen Brief. Ich hatte alles verstanden, aber ich konnte es trotzdem nicht glauben. ,,Kann ich Ihnen behilflich sein ?'', ist im Momentan mein am meistgehasster Satz. Ich musste daran denken, während ich einen Kunden mittleren Alters bediente. In solchen Fällen bereute ich jedes Mal, dass ich dies den Kunden gefragt hatte. Ich versuchte höflich, ihm eine Hose zu verkaufen, während meine Chefin mich dabei beobachte. Normalerweise vergehen Samstage total schnell, wenn ich Dienst habe. Aber dieser Samstag war schon der dritte in Folge, an dem ich arbeitete, und er wollte einfach nicht vergehen. Vor drei Wochen hatte meine Chefin mich in ihr Büro bestellt. Sie hatte mich gefragt wieso ich so geworden bin? Worauf ich so tat, als wüsste ich nicht, wovon sie sprach. Dann fing sie mit ihrer Predigt an: ,,Leona, ich habe Sie damals eingestellt, weil sie gestrahlt haben. Ich weiss schon gar nicht mehr, wie Ihr Lachen aussieht. Sie waren voller Energie und die Kunden haben sie geliebt. Gibt es Probleme? Gefällt es Ihnen bei uns nicht mehr ? Ich mache mir Sorgen.'' Natürlich wusste ich, wovon sie sprach, aber was hätte ich schon Grossartiges sagen sollen? Ich konnte mich ihr nicht öffnen, obwohl ich wusste, dass ich ihr alles hätte anvertrauen können. Denn welche Chefin würde so nett auf einen zukommen, wenn man seit Wochen keinen Ton über die Lippen gebracht hatte? Keine. Sie war echt der Hammer, jeder andere hätte mich schon lange rausgeworfen. Aber trotzdem konnte ich es ihr nicht einfach so sagen, stattdessen antwortete ich:,, Es tut mir leid, ich bin total kaputt, ich kann nicht mehr weiter, ich… ich ... ich...” und schon verliess ich weinend das Büro. Seitdem zwang ich mich jeden Tag, sobald ich drinnen, war mein Lachen aufzusetzen und der Chefin aus dem Weg zu gehen, weil ich ihr nicht alles erzählen wollte. Wahrscheinlich wusste sie dies und liess mich in Ruhe. Doch sobald ich den Laden verließ, wollte ich am liebsten losheulen. Kennt Ihr dieses Gefühl? Nicht atmen zu können, weil Ihr an den Tränen zu ersticken droht? Ich kannte es leider zu gut. Jeden Tag zu wissen, es hört nicht auf und es wird auch nicht besser, obwohl alle behaupten, es würde besser werden... Nein, es wird nicht besser. Es wird schlimmer. Elhamdulillah (arb. = Danke Gott) und ich weiss: Andere Menschen haben es tausend Mal schlimmer als ich, Aber wieso kommt es mir so vor, als würden alle Sorgen auf meinen Schultern lasten? Ich weiss, dass Allah mich prüft, aber diese Prüfung droht mich zu zerstören. Ich kann das nicht mehr, dieses schreckliche Doppelleben. Ich kann nicht jeden Tag so tun, als wäre ich das glücklichste Mädchen der Welt und lachen, obwohl ich lieber weinen würde. Also so tun, als würde mir das Leben Spass machen, obwohl dies gar nicht der Fall war. Dabei war es nicht immer so. Also zumindest früher nicht…
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