Bewegende Erinnerungen im Flur

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DONNERSTAG, 31. DEZEMBER 2015
NUMMER 304
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Bewegende Erinnerungen im Flur
Demenz-Servicezentrum will emotionalen Ausdruck von Patienten durch Tanz fördern
VON THOMAS DAHL
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ENSEN. Ein neues Programm des „Demenz-Servicezentrums Region Köln und
südliches Rheinland“ soll den
emotionalen Ausdruck von Patienten des Porzer „AlexianerKrankenhaus“ durch regelmäßige Tanzveranstaltungen vor
Ort fördern. Unter dem Slogan
„Der Flur tanzt“ erlebte die
kleinere Variante der bereits
seit zehn Jahren bestehenden
bundesweiten Initiative „Wir
tanzen wieder“ auf der gerontopsychiatrischen
Station
„Konrad“ ihr Debut.
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Spaß und
Lebensqualität
Auf der gerontopsychiatrischen Station
„Konrad“ des
AlexianerKrankenhauses tanzte der
Flur. Das tat
auch Ideengeber Stefan
Kleinstück (r.).
(Fotos: Dahl)
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Rund zwanzig Teilnehmer
bewegten sich unter Anleitung
von Gesamtinitiator Stefan
Kleinstück und Tanzlehrerin
Constanze Stallnig-Nierhaus
zu nur scheinbar vergessenen
Melodien. Gassenhauer wie
„Oh,
du
wunderschöner
Rhein“, „Wenn das Wasser im
Rhein gold´ner Wein wär“,
Tanzlehrerin
Constanze
Stallnig-Nierhaus bringt ihre berufliche
Erfahrung in
das Projekt mit
ein.
„Grün ist die Heide“, „Man
müsste noch mal zwanzig sein“
oder „Mer schenke dä Ahl e
paar Blömcher“ setzten bei so
manchem der Demenzpatienten Erinnerungen an die Ver-
gangenheit frei, die sich im
Mitsingen ganzer Textblöcke
und einst erlernter Tanzschritte offenbarten.
„Wir möchten den Menschen Spaß und Lebensqualität
zurückgeben“, erklärte Hobbytänzer und Ideengeber Stefan
Kleinstück. Mit Constanze
Stallnig-Nierhaus griff Kleinstück auf einen Profi zurück.
„Unsere Schule in Bayenthal
hat schon viele Jahre Erfahrung in der Sache. Wir organisieren einmal im Monat ein Demenztanzen für 40 bis 50 Personen und stellen immer wieder
fest, welche positiven Auswirkungen die emotionale Zeitreise mit vertrauter Musik hervorrufen kann. Die Erinnerung
an vergangene Erlebnisse
bahnt sich ihren Raum und erreicht die Menschen wieder“,
berichtete Stallnig-Nierhaus.
„Die Leute lernen bei uns
nicht das Tanzen, sondern holen sich das zurück, was sie
können. Es ist ein unglaubliches Gefühl, mit anzusehen,
wie demente Männer plötzlich
wieder ihre Partnerinnen führen. Wir arbeiten mit den Stärken der Patienten, nicht mit
deren Schwächen“, so Kleinstück, der hauptberuflich für
das Demenz-Servicezentrum
tätig ist.
Die Grundidee der 20- bis 30minütigen
Veranstaltungen
stößt auch bei Fachärzten im
Hospitalkomplex an der Kölner Straße auf Zuspruch. „Ich
finde das großartig. Die Patienten werden aktiviert, bewegen
sich zu Musik und singen mit,
weil die Texte im Kopf noch
präsent sind. Die Angehörigen
erkennen, dass die Partner
oder Familienmitglieder nicht
nur eine Belastung darstellen,
sondern zudem Lebensfreude
ausstrahlen. Das stärkt ungemein“, urteilte Stationsarzt
Jasper Klose. Aus diesem
Grund hat er bereits sechs wei-
tere Flur-Termine für 2016 angesetzt.
Finanziert wird das Projekt
mit Zuwendungen der Landesinitiative
Demenz-Service
NRW. Als Träger fungiert die
Pia Causa Köln GmbH, eine
Tochter der Alexianer Köln
GmbH.
In einem persönlichen Gespräch gibt
es die Möglichkeit, sich über unterschiedliche Angebote im Stadtbezirk
Porz zu informieren.
psychiatrische Pflegeheime. Darüber
hinaus bietet das Demenz-Netz Porz
auch Hilfe bei der Beantragung der
Pflegestufe und Informationen rund
um die rechtliche Vorsorge wie
Patientenverfügung oder Vorsorgevollmachten.
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www.wir-tanzen-wieder.de
DEM ENZ -N ET Z POR Z
Rat und Hilfe bei Demenz und
anderen Gedächtnisstörungen
erhalten Betroffene und ihre Angehörigen vom Demenz-Netz
Porz.
Die nächsten Sprechstunden
finden statt jeweils am Dienstag,
12. und 26. Januar, in der Zeit
von 11 bis 12 Uhr im Porzer
Bezirksrathaus, Friedrich-EbertUfer 64-70, in Raum 248.
Dazu gehören familienentlastende
Dienste, Betreuungscafés, Angehörigengesprächskreise, Pflegekurse,
Kurzzeit- und Tagespflegeeinrichtungen, ambulante Pflegedienste, Hausund Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz und geronto-
Die Beratung unterliegt der Schweigepflicht und ist kostenfrei. Informationen gibt es unter der Rufnummer 022 03/935 44 13. (rde)
Veraltete Zahlen vorgelegt
Erweiterungsbau und Turnhalle für das Rheingymnasium werden teurer – BV bleibt bei Beschluss
VON RENÉ DENZER
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MÜLHEIM. Die Errichtung ei-
nes Erweiterungsbaus für den
Ganztag sowie der Neubau einer Einfachturnhalle für das
Rheingymnasium waren eigentlich schon längst beschlossene Sache. Rund sechs Millionen Euro wurden für die Bauarbeiten veranschlagt und von
der Politik abgesegnet.
Nun stand in der jüngsten
Sitzung der Bezirksvertretung
(BV) Mülheim erneut das Thema auf dem Plan. Auf den ersten Blick sieht die Vorlage der
Verwaltung zwar keine anderen Pläne vor, doch der Teufel
steckt wie so oft im Detail. Während sich die Verwaltung dafür
ausgesprochen hatte, für den
Erweiterungsbau das Energiesparmodell Passivhaus und für
die Sporthalle Wärmeschutz
und energiesparende Anlagentechnik nach der Energieeinsparverordnung
(EnEV)
2009 zu nehmen, sprach sich
die Bezirksvertretung in ihrer
Oktober-Sitzung dafür aus, sowohl den Erweiterungsbau als
auch die Sporthalle als Passivhäuser zu errichten.
Dieser Beschluss, so die Verwaltung, sei aber mit veralteten Kostenberechnungen gefasst worden. „Da ist falsch gerechnet worden“, sagte Bezirksbürgermeister Norbert
Fuchs. In der jetzigen Vorlage
seien die Kosten korrigiert und
auf knapp 6,5 Millionen Euro
erhöht worden.
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Zeitliche
Verzögerungen
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Der Beschlussvorschlag der
Verwaltung sieht die Errichtung des Erweiterungsbaus für
den Ganztag nach EnEV 2014
sowie der Einfachturnhalle
nach EnEV 2009. Da zum 1. Januar 2016 die EnEV 2016 in
Kraft treten soll, müsse, so die
Verwaltung, zur Vermeidung
weiterer Verzögerungen eine
Nach der Vorstellung des Architekturbüros trint + kreuder d.n.a. könnte so die neue Turnhalle aussehen. (Foto: privat)
Beschlussfassung und anschließende
Bauantragstellung noch in diesem Jahr erfolgen.
Sorgen der Verwaltung, dass
das Projekt sich weiter verzögern könnte, waren aber unbegründet. Die Bezirksvertretung Mülheim blieb auch auf
der Grundlage der aktualisierten Kostenberechnungen bei
ihrer Entscheidung. Verschie-
dene Änderungen während
des Planungsverfahrens hatten bereits zeitliche Verzögerungen zur Folge. Mitte 2010
wurden die Energieleitlinien
beschlossen und die Entscheidung getroffen, bei allen Neuund Erweiterungsbauten sowie größeren Sanierungen den
Passivhausstandard anzuwenden. Dies hatte zur Folge, dass
die bereits weitgehend auf der
11.01.2016
Grundlage der EnEV 2009 abgeschlossene
Entwurfsplanung grundlegend überarbeitet werden musste.
Nach Einreichung des Bauantrages wurde 2014 eine Ausnahmegenehmigung durch die
Untere Landschaftsbehörde
hinsichtlich einer Platane als
Naturdenkmal erteilt, welche
im Dezember 2014 die Erteilung der Baugenehmigung er-
möglichte. Diese liegt für die
Turnhalle nach EnEV 2009 vor.
Damit die Gültigkeitsdauer
der Baugenehmigung nicht
überschritten wird, soll im Dezember 2016 mit den Baumaßnahmen begonnen werden,
der ursprünglich für das Frühjahr vorgesehene Baubeginn
kann aufgrund der notwendigen Umplanung auf EnEV 2014
nicht gehalten werden.
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