Wie zeichnet Wild?

Wild - Jagdpraxis
Getroffen!
Getroffen?
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WILD UND HUND | 23/2012
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INDIZIEN
FÜR DEN TREFFERSITZ
Foto: Burkhard Winsmann-Steins
Der Schuss ist draußen, das
Wild ist weg und der Schütze
inmitten eines Wechselbades
der Gefühle. Doch es gibt
eindeutige Hinweise für
Erfolg und Misserfolg, wie
Wolfram Osgyan aus
jahrzehntelanger Praxis weiß.
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Durch die 24-fache Vergrößerung
des Victory 6 – 24 x 72 angesprochen,
entpuppte sich das einzelne Stück
Rehwild auf der kurzgemähten Wiese
als Kitz. Im Vergleich zu der später anwechselnden Geiß sogar als schwaches. Es sollte zu kriegen sein, obwohl
die Entfernung jenseits der 150 Meter
siedelte. Sorgfältig stabilisierte ich die
Büchse, ruhig stand das mikrofeine Fadenkreuz hinter dem Blatt, und mit
Bedacht zog ich den Abzug. Der
Schuss peitschte, und das Kitz war aus
dem Zielbild verschwunden. So sehr
hohe Vergrößerungen das punktgenaue Abkommen erleichtern, so nachteilig wirkt sich im Schuss das kleine
Zielbild aus. Die geringste Bewegung
des Laufes aufgrund von Mündungshochschlag lässt das Objekt verschwinden – auch beim Scheibenschießen!
Aber da war noch etwas. „Schtt“ hörte
ich unmittelbar nach dem Mündungsknall und sah die Geiß sowie das Kitz
in rasender Flucht schräg auf mich zu
in den deckenden Waldrand eintauchen. In der Gewissheit, im Waldessaum das Kitz aufsammeln zu können,
holte ich mein Auto und steuerte zu
der markanten Stelle, an der sich die
beiden meiner Blicke entzogen hat-
WILD UND HUND | 23/2012
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Fotos: Kristofer Hansson (3)
Wild - Jagdpraxis
Der Treffer vor dem Blatt lässt das Damtier in
tiefer Flucht abgehen. Das tief gehaltene Haupt
ist ein gutes Indiz für einen Treffer.
ten. Vor Ort machte der Waldrand eine
kleine Einbuchtung, die ich von meiner
Leiter nicht einsehen konnte. Auf einer
Länge von 20 Metern gab es demnach
mehrere Möglichkeiten des Einwechsels.
Auf dem kurzen Gras ließ sich kein
Schweiß finden, daher versuchte ich mein
Glück bei den längeren Halmen am Waldrand – wiederum ohne Erfolg. Noch war
Deutlich zeichnet die Sau auf einen
Gescheidetreffer, gut zu sehen am aufgerissenen
Gebrech und der gekrümmten Haltung.
ich mir meiner Kugel sicher und legte dem
Teckel nahe dem Anschuss die Schweißhalsung an, ließ ihn kurz am langen Riemen hin- und hersuchen und folgte ihm
alsbald in das nächste Loch, das Schwarzdorn und Sträucher als Wechsel freigaben.
Der Hund legte sich stramm in den Riemen, doch nach einigen Metern beschlich
mich das Gefühl, dass er einer anderen
Hat das Wild die Kugel, liegt aber
nicht am Anschuss, muss nachgesucht werden. Schnitthaare liefern
einen guten Anhalt für den Sitz der
Kugel. Viele Schweißhundführer legen
sich dazu ein Schnitthaarbuch an. Das
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WILD UND HUND | 23/2012
Foto: Stefan Mayer
Das WILD UND HUND
Schnitthaarbuch
Fährte folgte. Schließlich hatte ich nicht
ein einziges Pürschzeichen entdeckt. Ich
holte den Kurzhaarigen bei Fuß, veranlasste ihn zu einer Richtungsänderung
und suchte im Bestand parallel zum Waldrand in Richtung Hochsitz. Bald mit der
Gewissheit, dass diesmal die Kugel ihr Ziel
nicht gefunden hatte. Und das von mir als
Kugelschlag gedeutete Geräusch? Es war
vernehmbar, aber an der Hörgrenze.
Erneut zog der Hund an und einige
Meter vor ihm entdeckte ich im Altholz
das Kitz. Perfekter konnte die Kugel
eigentlich nicht sitzen. Nach der roten
Arbeit buchstabierte ich die Schweißfährte rückwärts, denn mein Begleiter
zeigte verständlicherweise mehr Interesse an der Beute als für den Weg zu ihr.
Leider fanden sich im Licht der Taschenlampe nur wenige Schweißspritzer, sodass
ich meine Neugier anderntags zu
befriedigen trachtete. Bis zum Einwechsel
ließ sich jetzt die Wundfährte halten,
doch auf der Wiese suchte ich die Stecknadel im Heuhaufen. Alles in allem war
die Fluchtstrecke nicht lang. Kaum mehr
als 25 Meter. Und doch hatte sie mir mehr
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Beim gutem Kammerschuss unterbrach dieser Frischling seinen
Bewegungsablauf minimal. Vor allem getriebenes Schwarzwild ruckt
häufig nur kurz zusammen und setzt dann die Flucht fort.
Kopfzerbrechen als hundert andere zuvor
bereitet. Es kommt eben auch auf das Gelände, respektive den Bewuchs an.
Wild reagiert immer auf den Erhalt
der Kugel, wenngleich unterschiedlich.
Sind die Augen des Schützen in der Millisekunde der Schussabgabe noch auf dem
Objekt, die Lichtverhältnisse akzeptabel
und das Sehfeld des Zielfernrohres groß
genug, lassen sich Bewegungen des Wildkörpers, das Zeichnen, im Schuss erkennen. Mal zuckt oder ruckt das getroffene
Stück nur kurz, um dann zu flüchten, mal
steilt es mit den Vorderläufen auf
beziehungsweise keilt mit den Hinterläufen aus oder hebt mit allen Vieren ab. Bis
zu einem gewissen Grad lassen sich dar-
aus Rückschlüsse ziehen. Unsere Altvorderen fassten sie sogar zu Lehrmeinungen
zusammen, die heute noch als gültig gelten. So lesen wir in Raesfelds „Das Rehwild“: „Viele Schützen können das Zeichnen nicht beobachten; sie sehen eben
nicht, wie der ruhige Schütze es tun soll,
kaltblütig durch das Feuer, sondern sie
mucken, kneifen im Augenblick des
Schusses die Augen zu. … Diesen Schützen entgeht dann das Zurückklappen der
Lauscher, das jeden Treffer eines schnellfliegenden Geschosses begleitet. Ihnen
entgehen auch viele andere Zeichen, die
infolge unserer modernen Büchsen mit
ihren starken Ladungen und kleinkalibrigen Geschossen wohl manche Abwandlung erfahren, im Großen und Ganzen
aber ihre alte Bedeutung beibehalten haben.“ Was die Lauscherbewegung im
Schuss angeht, muss ich mich trotz 47
ausgefüllter Jagdjahre und einer Schalenwildstrecke im vierstelligen Bereich
in die Schar der Angesprochenen einreihen. Nicht einmal ist mir dieses Phänomen aufgefallen, zumal sich das Auge auf
den Zielpunkt konzentriert und weniger
die Extremitäten des Wildkörpers im Blick
hat. Letztlich erfasst man doch nur dessen Gesamtbewegung.
Das Auftreffen der Kugel wiederum
konnte ich nur ein einziges Mal beim Abschuss von Gehegewild beobachten, als
ich bereits auf dem Ziel war, der Schuss
eine Millisekunde zu früh brach und ich
Deutlich zeichnet der beschossene Bock, er fährt regelrecht zusammen (r.) und
krümmt den Rücken. Der Schuss sitzt etwas hinten, so dass der Pansen getroffen wurde.
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Wild - Jagdpraxis
durch die 12-fache Vergrößerung sah, wie
sich die Haare am Einschuss trichterförmig
weiteten. Die berühmte rote Dampfwolke
hinter der Ausschussseite hingegen registrierte ich in all den Jahren wohl ein Dutzend Mal, damit auch nicht gerade häufig.
Fraglos zeichnet vertraut beschossenes
Wild am intensivsten.
Doch erlebte ich bei den von mir vorrangig angestrebten Kammertreffern recht
unterschiedliches Zeichnen, das möglicherweise auch von der Schussentfernung
und der damit verbundenen Auftreffgeschwindigkeit des Geschosses sowie seiner Wucht abhängt. Einen generellen Unterschied zwischen kleinkalibrigen, sehr
schnellen Geschossen wie der .22-250
oder einer langsameren, schweren Kugel
konnte ich jedoch nicht feststellen. In der
Regel heben die Stücke im Schuss ab. Zumeist mit den Vorderläufen, um dann sofort in rasende Flucht überzugehen. Hohe,
steile Fluchtsprünge wiederum konnte ich
nur in wenigen Ausnahmefällen beobachten. Doch erlebte ich, wenngleich seltener, Bocksprünge mit allen Vieren gefolgt
von rascher Flucht, Vorderhandüberschlag ohne Flucht und Salto rückwärts
mit gleichem Ergebnis. Die vergleichsweise seltenen Fälle von ruckartigen Flucht-
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WILD UND HUND | 23/2012
sprüngen mit eigentümlich steif gehaltenem Lauf fußten immer auf einem einseitigen Treffer der Blattschaufel.
Krummer Rücken im Schuss, mit und
ohne Flucht, signalisiert den Pansentreffer.
So getroffenes Wild flüchtet schwerfällig
und nicht mit Höchstgeschwindigkeit, verhofft gelegentlich und bietet die Chance
für eine zweite Kugel. Diese sollte dann
auch unbedingt genützt werden. Krummer Rücken mit Ausschlagen der Hinterläufe weist auf einen Waidwundtreffer hin.
Vorsicht jedoch bei blitzartigem Zusammenbrechen im Schuss. Nachladen und
Draufbleiben heißt hier die Devise. Fangen die Stücke nach einer kurzen Phase
der Ruhe heftig zu schlegeln an, zieht sich
der Wildkörper ruckartig zusammen, um
wieder auseinanderzuschnellen, heben
sich Haupt und Träger, dann haben wir es
mit höchster Wahrscheinlichkeit mit einem Krellschuss zu tun. Hier mit der
schnellen zweiten, hoffentlich tödlichen
Kugel zu zögern, wäre fatal. Taumelt das
Stück wieder auf die Läufe, wird es im Nu
schnell und entschwindet meist auf Nimmerwiedersehen.
Dass das Abschnellen mit allen Vieren
im Schuss nicht automatisch den Treffer
indiziert, musste ich einmal bei einem
Gamsbock erleben. Wie die Inspektion
des Anschusses ergab, war er glatt unterschossen. Ein anderes Mal duckte sich
ein Stück Scharwild im Schuss weg, weil
die Kugel knapp drüberpfiff. In beiden
Fällen lieferte jedoch das Verhalten
unmittelbar nach dem Schuss wertvolle
Fingerzeige. Vom Pansentreffer einmal
abgesehen, ergreift getroffenes Wild in
aller Regel sofort mit hoher Geschwindigkeit die Flucht, in Gesellschaft noch vor
den Artgenossen, während es sich bei
Fehlschüssen oft genug umgekehrt verhält. Aufwerfen nach dem Schuss wiederum, verhaltene Fluchtsprünge mit Verhoffen oder Wegtrollen nach der Schussabgabe lassen ebenfalls auf gesundes
Wild schließen. Bleibt hingegen ein beschossenes Stück auf der Flucht hinter
seinen Artgenossen deutlich zurück oder
sondert sich gar ab, dann hat es mit hoher Wahrscheinlichkeit die Kugel.
Schwarzwild signalisiert das häufig durch
hängenden Pürzel. Cerviden wiederum
reagieren durch gespreizten Spiegel
beziehungsweise abstehenden Wedel.
Auch bei Boviden wie Stein- oder Gamswild sind zittrige Wedelbewegungen nach
Erhalt der Kugel zu erkennen.
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Fotos: Kristofer Hansson (4)
Nicht immer zeichnet krankes
Schwarzwild – hier ein Frischling mit
Gebrechschuss – so eindeutig. Deutlich wird
der Aufprall des guten Kammerschusses
(2. Bild v. l.) durch das wegspritzende
Wasser hervorgehoben.
Der Hirsch, den eine Jungjägerin mit einbrechender Dämmerung auf einer
Schneise beschoss, war mit einem Satz in
der Dickung. Am Einwechsel fanden sich
weder Schweiß noch Schnitthaar. Doch
der angesetzte Vorstehhund legte sich
schnell in den Riemen und zog seinen
Führer zielstrebig zu Tal. Brunftgeruch
hing überall, sodass der Hundeführer
nach circa 100 Metern die Nachsuche ab-
M A D E I N
brach und sicherheitshalber einen
Schweißhundführer für den nächsten
Morgen verständigte. Auf dem Heimweg
ließ ich mir von der Schützin noch einmal den ganzen „Film“ erzählen. Als sie
im Begriff war, den Abzug durchzuziehen, setzte sich der Hirsch in Bewegung,
machte im Schuss einen hohen Satz und
tauchte in den Bestand ein. Meine Frage,
ob der Geweihte vor dem Verschwinden
die Vorderläufe noch einmal aufgesetzt
hat, wurde verneint. „Dann hat er die Kugel“, war mein Resümee. Quälende Stunden später erfolgte der erlösende Anruf: „
Hirsch liegt mit gutem Kammerschuss,
Hund war auf der Wundfährte, wurde leider 20 Meter zu früh abgetragen“.
Bereits getroffenes Wild zeichnet
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Fotos: Kristofer Hansson (5)
Wild - Jagdpraxis
nicht, beunruhigtes bei Weitem nicht so auffällig wie vertrautes. Liegt bei Bewegungsjagden
das beschossene Stück nicht in Sichtweite, bedeutet das oft stundenlange Ungewissheit.
Schließlich wird zu Recht das Verlassen des
Standes untersagt, wie auch in vielen Fällen
das Produzieren von mehr als zwei Anschüssen. Wohl dem, der bei der Schussabgabe den
Kugelschlag vernimmt und die richtigen
Schlüsse daraus ziehen kann. Trifft nämlich
die Kugel auf ein Objekt, so erzeugt der Aufschlag immer ein mehr oder minder starkes
Geräusch. Dessen Klangfarbe hängt wesentlich von der Konsistenz des Zielmediums ab.
Stark wasserhaltige, zudem voluminöse Körper erzeugen einen dumpfen, weit tragenden
Klang, bei Holz und Knochen klingt der Ton
hart und hell. Treffer bei Wild ziehen also immer einen Kugelschlag nach sich.
Je mehr Zeit zwischen Mündungsknall und
Lehrbuchmäßig
zeichnet dieser
Rehbock auf den
Kammertreffer
mit Aufsteigen
(2. v. o.) und
Ausschlagen (3. v. o.).
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WILD UND HUND | 23/2012
dem Widerhall der auftreffenden Kugel verstreicht, desto mehr steigt die Wahrscheinlichkeit, ihn zu hören. Weil bei zunehmender Dämmerung das Augenwesen „Mensch“ immer
weniger erkennt, stützt sich das Gehirn vorrangig auf andere Sinne. Mit einem Mal nehmen
wir vorhandene Geräusche viel intensiver
wahr. Auch den Kugelschlag. Ab einem bestimmten Dämmerungsgrad liefert er allein
Informationen über Treffer oder Fehlschuss.
Das Problem freilich besteht darin, dass ihn
viele Jäger nicht hören, weil ihr Gehirn nicht
gelernt hat, ihn aus anderen Geräuschen herauszufiltern beziehungsweise sich darauf zu
konzentrieren. Ich hatte schon eine gute dreistellige Zahl an Schalenwild erlegt, bevor bei
einem Pansenschuss der Groschen fiel. Seither
vernehme ich bewusst die „Klangkörper“ und
ihre Töne. Dumpf und deutlich bei LeberPansen-Treffern, leiser und hell bei Knochentreffern und eher klatschend bei solchen im
Kammerbereich. Wer allerdings mit Gehörschutz schießt, unterdrückt selbstredend diese
Informationsquelle. Die Schussabgabe aus geschlossenen Kanzeln wirkt diesbezüglich
ebenfalls kontraproduktiv, weil deren Wände
den Schall zurückwerfen und die Ohren mehr
vertauben als das bei offenen Leitern der Fall
ist. Weil aber auch Baumstämme, nasses Erdreich, Apfeltresterhaufen, Rüben und gepresste Strohballen als Resonanzkörper fungieren,
kann es im Einzelfall auch zu Fehlinterpretationen kommen. Bei annähernder Windstille
lässt sich übrigens der Kugelschlag recht ver-
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Fotos: Burkard Winsmann-Steins (2)
Dieser Frischling (l.) quittiert den Erhalt der Kugel mit Fallenlassen des Pürzels.
Der gesunde Frischling rechts im Bild flüchtet mit erhobenem Pürzel.
Von Züchtern
empfohlen!
Der beschossene Frischling (r.) sollte weiter beobachtet werden. Da er nicht sichtbar
zeichnet, muss der Jäger aus dem Verhalten während der Flucht seine Schlüsse ziehen.
lässlich ab circa 80 Meter Entfernung und
mehr vernehmen, auf die halbe Distanz dagegen nur ausnahmsweise.
Bin ich gut abgekommen, und höre ich
den Kugelschlag, darf ich mir insbesondere
auf Schnee des Erfolges so gut wie sicher sein.
Im umgekehrten Fall dagegen muss ich den
Fehlschuss ins Kalkül ziehen. Dazu noch ein
Erlebnis von der letzten Gamsjagd. Obwohl ich
sauber hinter dem Blatt einer alten Gais abgekommen war, signalisierte der dumpfe Kugelschlag einen „weichen“ Treffer. Dieser wurde
durch den Beobachter mit dem Spektiv bestätigt. Beim zweiten Schuss mit Haltepunktkorrektur nach vorne vernahm ich erneut Kugelschlag, doch der Jäger meinte: „Des is amol
vorbei ganga!“ Meinen Hinweis auf den Kugelschlag konterte er mit der Bemerkung: „Sie hot
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überhaupt koan Zucka gmacht!“ Nachdem die
Getroffene sich zunächst ins Wundbett gesetzt
und sich dort wenig später gestreckt hatte, stiegen wir auf und fanden beide Einschüsse seitlich versetzt. Ursache für die abgedrifteten Kugeln war übrigens heftiger Seitenwind im Kar,
von dem wir in unserer Mulde nichts mitbekommen hatten.
„Kugelschlag“ von Mitjägern oder Reviernachbarn, das berühmte Doppelgeräusch
„bubb – bumm“, erlaubt hingegen nur bedingt
und in bestimmten Konstellationen Rückschlüsse auf Wildtreffer. Dann nämlich, wenn
Mündungsknall und Geschossknall für den Hörer zusammenfallen und der Abstand zwischen
dieser Schallquelle und der des Objektes groß
genug ist, um die Geräusche zu trennen. Das
konnten wir bereits vor Jahren in einem groß
angelegten Feldversuch belegen.
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