Teil 3: Treffersuche

UNSERE HUNDE
ANSCHUSS
KNIGGE
NACHSUCHEN-SERIE, TEIL 3
Treffersuche
Kugelschlag und Kugelriss lassen viel zu oft falsche Schlüsse auf den
Treffersitz zu. Wie man diese Merkmale richtig deutet, zeigt STEFAN MAYER.
G
anz gleich, ob das Projektil auf
dem Wildkörper, auf einem
Baum, einem Stein oder dem
Erdboden einschlägt, ein Kugelschlag
entsteht immer! Denn jeder Einschlag
eines Geschosses verursacht ein Geräusch. Zudem soll nur bei sicherem Kugelfang geschossen werden.
Ob der Schütze den Kugelschlag wahrnehmen kann, hängt von vielen Faktoren ab (siehe auch WuH 16/2010). Wenn
das beschossene Stück nicht liegt, ist es
völlig unerheblich, ob der Jäger einen
Kugelschlag gehört hat oder nicht. Denn
eine Kontrollsuche muss immer erfolgen!
Selbst, wenn der Jäger einen Kugelschlag vernommen hat, bedeutet dies
nicht zwangsläufig, dass der Hund eine
Wundfährte anfallen kann. Denn das
Geräusch könnte auch der Einschlag der
Kugel im Waldboden gewesen sein. Auch
das Echo des Mündungsknalls, das an einem landwirtschaftlichen Anwesen oder
einer Felswand reflektiert wird, könnte
als Kugelschlag fehlgedeutet werden.
68
Merke: Der Kugelschlag hat keine Aussagekraft! Er liefert auch keinerlei Informationen über den Treffersitz.
Ein weiterer Mythos ist der Kugelriss.
Dieser lässt sich nämlich nicht immer
finden. Dies kann bei Steckschüssen vorkommen oder dann, wenn das Restprojektil im stumpfen Winkel auf den Boden auftrifft.
Geht man von dem markanten Punkt
hinter dem Standplatz des Wildes, wie in
Teil 1 beschrieben, in Richtung des
Hochsitzes, findet sich der Kugelriss
zwangsläufig zuerst. Die erste Vermutung vieler Jäger: Der Schütze hat gefehlt.
Doch falsch gedacht! Der Kugelriss besagt lediglich, dass an dieser Stelle das
Restprojektil (manchmal auch das Projektil oder ein starker Knochensplitter)
die Bodenoberfläche aufgerissen hat.
Dieser Riss ist ein wichtiger Hinweis, um
später die Treffpunktlage mit Hilfe der
Eingriffe und Ausrisse (Standplatz des
Wildes bei Schussabgabe) genauer zu lokalisieren. Wurde der Kugelriss gefun-
Merke: Kugelriss immer markieren und
zur Bestimmung der Treffpunktlage nutzen.
e
FOTO : S TEFAN M AYER
So wird der Treffersitz ermittelt: Vom Kugelriss zum Ort der Schussabgabe peilen. Der
Hilfsstock steht am Standplatz des Wildes, die orange Farbe signalisiert die ungefähre
Körperhöhe eines Rehes.
den, muss er sofort deutlich erkennbar
markiert werden. Sucht man langsam
und aufmerksam in einer Line vom Kugelriss in Richtung Schützenstandort,
finden sich häufig weitere Pirschzeichen.
Sind diese nicht eindeutig oder werden
nur Eingriffe und Ausrisse des Wildes gefunden, kann man mit einem Helfer den
Treffersitz ermitteln.
Die Hilfsperson wird zu den Schaleneingriffen gestellt. Dann wird vom Beginn des Kugelrisses zu der Stelle gepeilt,
an der der Gewehrlauf bei der Schussabgabe war. Nun muss der Helfer seine flache Hand genau in diese Visierlinie bringen. Die Hand zeigt nun die Höhe des
Treffersitzes auf dem Wildkörper. Ist die
Größe des beschossenen Wildes bekannt
(Rehwild etwa 65 bis 75 Zentimeter), ist
ein weiteres Indiz im gesamten
„Anschuss-Puzzle“ gefunden.
Findet sich ein Kugelriss, bedeutet dies
nicht automatisch, dass der Schütze
gefehlt hat.
WILD UND HUND 18/2011
068_068_Sieben_Suenden_18_11.indd 68
29.08.2011 13:10:35 Uhr