Verhalten im Schuss

ANSCHUSSKNIGGE
UNSERE HUNDE
N A C H S U C H E N S E R I E , !T E I L ! 2
Verhalten im Schuss
Im Moment der Schussabgabe muss der Jäger hochkonzentriert sein und
eine Fülle von Informationen sekundenschnell verarbeiten.
Schweißhundeführer STEFAN MAYER gibt Ratschläge, wie es funktioniert.
1. Körperhaltung und Verhalten
des Wildes
Zusammenbrechen des Wildes. In diesem
Fall kann fast immer von einem „Schlag“
auf das zentrale Nervensystem ausgegangen werden. Entweder durch die Schussverletzung oder nur durch die im Wundkanal entstandene Druckwelle.
Position und Haltung des beschossenen
Stückes lassen Rückschlüsse darauf zu,
welche Körperteile getroffen wurden und
welche Pirschzeichen gefunden werden
können. Liegt Darminhalt am Anschuss
und stand das Stück schräg, könnte der
Schuss trotzdem in der Kammer sitzen.
Stand das Stück aber breit, ist eher von
einem nicht sofort tödlichen Treffer auszugehen. Genauso wichtig ist es zu wissen, auf welcher Körperseite der Einschuss sitzt. Kombiniert mit der Stellung
und den Pirschzeichen lassen sich daraus
Folgerungen auf die mögliche Verletzung
ableiten.
4. Wie sprang das Stück ab?
Um den Ort, an dem das Absehen beim
Schuss saß, genau benennen zu können,
bedarf es einer gewissen Routine. Die
kann man sich sehr leicht beim Übungsschießen erarbeiten. Nur am Schießstand
lässt sich sofort das wahrgenommene
Abkommen mit der Treffpunktlage vergleichen. Viele Jäger sind vor dem Schuss
derart angespannt, dass sie nicht realisieren, wo sie abgekommen sind. Andere
kneifen in Erwartung des Knalls und
Rückstoßes beide Augen zu und mucken.
Als Mittel gegen diese Schussangst haben
sich elektronische Gehörschützer bestens bewährt. Dem Schützen wird die
Angst vor dem Mündungsknall genommen, sodass er zumindest das Zielauge
offen halten und „durchs Feuer“ sehen
kann.
Merke: Beim Schuss Auge offen lassen.
Gehörschützer helfen gegen das Mucken!
3. Wie hat das Wild gezeichnet?
In jedem jagdlichen Lehrbuch finden
sich Zeichnungen, die zeigen, wie Wild
auf bestimmte Treffer reagiert. Aber die
Meist verschwindet beschossenes Wild an
Vegetationsübergängen aus dem
Sichtbereich des Jägers. An diesen Stellen
findet sich häufig abgestreifter Schweiß.
Realität sieht anders aus – Das beschossene Stück hält sich meist nicht an diese
Regeln! Die besagten Skizzen entstanden
in einer Zeit, in der fast ausschließlich
Kaliber über 7 Millimeter und langsame
Teilmantelgeschosse verwendet wurden.
Dadurch konnten durchaus gewisse Regelmäßigkeiten festgestellt werden. Bei
der heutigen Vielzahl an Kalibern, Geschossen und Laborierungen haben die
Lehrzeichnungen jedoch keine große
Aussagekraft mehr. Vielmehr lässt sich
nur eine Regel festlegen: Das Stück weicht
dem Schmerz aus oder es krümmt sich
zum Schmerz hin.
Eine genauere Trefferbestimmung lässt
das Zeichnen, sofern erkannt, nicht zu.
Ausgenommen ist das schlagartige
Merke: Fluchtverhalten und Einwechsel
einprägen – gut hinschauen und
genau horchen.
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FOTOS : S TEFAN M AYER, U LF M UUSS, H EINO PETERSEN
2. Wo bin ich abgekommen?
Mehr Hinweise kann die Flucht des beschossenen Stückes liefern. Flüchtet es
orientierungslos, panisch oder unauffällig? All diese Beobachtungen sind
wichtige Hinweise, die eine „Diagnose“
ermöglichen. Die Stelle, an der das Stück
aus dem Sichtbereich verschwindet, muss
sich der Jäger gut einprägen. Häufig sind
dort, bedingt durch Vegetationswechsel,
Pirschzeichen zu finden. Schwierig wird
es im Dunkeln oder bei dichter Vegetation. In diesem Falle muss der Schütze
Informationen wie Fluchtrichtung, Lautäußerungen und Bewegungsabläufe über
das Gehör wahrnehmen, ohne sich durch
die Geräuschkulisse eines abgehenden
Rudels oder einer Rotte täuschen lassen.
Falsch abgekommen? Dies kann nur
beantwortet werden, wenn das Auge im
Schuss offen bleibt.
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WILD!UND!HUND!!17/2011
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