Dezember Interview

Interview „GlaubensVerLust“ mit Rahel Lüscher
Rahel ist 16 Jahre alt und besucht das Gymnasium. Sie ist dieses Jahr in Bümpliz konfirmiert worden. Rahel
hat die WG-Woche besucht und den Segeltörn der kirchlichen Jugendarbeit mitgesegelt. Sie engagiert sich
als Freiwillige an der Gemeinde-Weihnachtsfeier im Chleehus und an den Kinderbibeltagen.
Wir sind per du.
Bei welchen Erlebnissen in deinem Leben war der Glaube wichtig?
Das beginnt ja schon schwierig (lacht). Für mich gibt es nicht ein bestimmtes Ereignis. Ich erlebe den
Glauben vor allem in Situationen, in denen ich traurig bin, als wichtig. Ich kann mich dann an etwas fest
halten.
Wann erlebst du die Kirche als lustvoll?
Bei guten Erlebnissen mit der Kirche, zum Beispiel die Kinderbibeltage. Ich ging immer sehr gerne dort hin.
Heute helfe ich diese zu leiten. Toll war natürlich auch der Segeltörn, der von der Kirche organisiert wurde.
Das war ein grosses Highlight (Rahel und ich schmunzeln, da wir uns gerne daran erinnern). Sonst bin ich
mehr in der EMK und erlebe die Jungschar als gut.
Soll die Kirche eher Fragen stellen oder Antworten geben? Weshalb?
Es ist beides. Im Glauben stellen sich ja sehr viele Fragen. Der Glaube an sich ist schon eine Frage. Er ist
aber auch Antwort, wie man leben soll. Es ist sicher beides.
Wofür braucht es den christlichen Glauben in unserer Gesellschaft?
Es ist etwas, an dem sich die Menschen festhalten können. Man kann Gemeinschaft haben und sich
austauschen. Dies gilt aber nicht nur für den christlichen Glauben. Ich denke, dies ist bei allen Religionen so.
Wie lebst du deinen Glauben im Alltag?
Ich lebe meinen Glauben besonders in der Jungschar. Wir treffen uns einmal pro Woche im Leitungsteam.
Dort beten wir immer gemeinsam. An den Jungschi-Nachmittagen singen wir mit den Kindern und es gibt
eine Andacht, die meistens ich halte.
In diesen Ferien war ich mit meiner Familie in einem christlichen Lager. Dort genoss ich das Zusammensein
mit Kollegen. Besonders das gemeinsame Singen, also worshipen war schön.
In welcher Situation half dir dein Glaube, den Alltag zu bewältigen?
Diese Frage ist für mich ähnlich wie die erste. Es gibt kein konkretes Ereignis. Ich erlebe den Glauben
besonders in schwierigen Situationen als hilfreich, dann kann er tragend sein. Wenn ich glücklich bin, denke
ich weniger an meinen Glauben.
Wann erlebst du deinen Glauben als lustvoll und wann als belastend?
Sehr cool finde ich das Zusammensein mit anderen Christen. Besonders toll ist das gemeinsame Singen.
Was ich nicht so gerne mache, ist der Glaube vor nicht Christen zu verteidigen.
Welche religiöse Aussage ist dir besonders wichtig?
„Dass du einzigartig bist und Gott dich so liebt wie du bist. Du musst dich nicht ändern. Du bist gut.“ – Es ist
aber auch schwierig, dies so anzunehmen. Oft vergleichen wir uns mit anderen, wollen besser oder anders
sein. Doch mir gefällt dieser Gedanke und es ist gut danach zu leben.
An was kannst oder willst du nicht (mehr) glauben?
Eigentlich glaube ich immer noch an das was ich immer geglaubt habe. Es hat sich nicht viel verändert. Doch
was ich nicht glaube ist, dass alles von Gott vorbestimmt ist. Ich denke, dass wir selbst Entscheidungen
treffen und unser Leben beeinflussen können. Gott weiss nicht jede Entscheidung von uns oder hat sie
festgelegt. Vielleicht hat Gott einen Weg vorgesehen - eine Richtung - aber wir können immer noch selbst
Entscheidungen treffen.
Was denken du über die Aussage „Glauben kann Berge versetzen“?“
Ich denke, dass wenn man fest an etwas glaubt, kann man viel bewirken. Dies bezieht sich nicht nur auf die
Religion, sondern aufs Leben an sich. Wenn ich an mich glaube, heisst das, mein Selbstvertrauen ist grösser
und ich kann mehr erreichen.
Das Gespräch führte Barbara Bregy