REGION Südostschweiz | Mittwoch, 5. August 2015 Afrikanische Lebensfreude für den Bündner Spitalalltag Rahel Mafisa Forba leitet in Kamerun eine Krankenstation. Während der vergangenen zwei Wochen hat sie im Kantonsspital Graubünden ein Praktikum absolviert; im Kantonsspital eine seltene, aber keine neue Erfahrung. von Milena Caderas es dann noch nicht sein. In der Nacht spendet lediglich eine Laterne Licht, falls nötig. Elektrisches Licht gibt es da nicht. A ls sie ihren Vortrag im Hörsaal des Kantonsspitals Graubünden beendet, tanzt Rahel Mafisa Forba. So gross ist ihre Erleichterung und Freude. Ihr Vortrag über das kamerunische Gesundheitssystem vergangenen Donnerstag bildet den Abschluss eines zweiwöchigen Praktikums, das die afrikanische Krankenschwester in der Heimat ihres Mannes absolviert hat. In dieser Zeit hat Rahel verschiedene Abteilungen am Kantonsspital Graubünden besucht. Wirklich überall sei es sehr interessant gewesen, erzählt Rahel. Besonders beeindruckt hat sie die Notfallstation. Treffe beispielsweise die Nachricht ein, in Kürze lande ein Rega-Helikopter, würden in wenigen Minuten die nötigen Vorbereitungen getroffen. Nach der Ankunft des Helikopters gehe alles ganz schnell. «Alles zur gleichen Zeit», beschreibt Rahel nachhaltig beeindruckt die Notfallszenarien, die sie beobachtet hat. Für jemanden, der sich stunden- oder tagelange Fussmärsche bis zur nächsten Krankenstation – wo es möglicherweise gar keinen Arzt gibt – gewohnt ist, ein kleines Wunder. Krank in Kamerun Regelmässig müssten sie Patienten in die nächste grössere Stadt, Bamenda, schicken, erzählt Rahel. Mit der besseren Infrastruktur stiegen die Preise für die Behandlungen. Viele Kameruner könnten sich diese Behandlungen in städtischen Spitälern nicht leisten. Billiger böten da Medizinmänner ihre Dienste an. Viele Einheimische gingen daher erst einmal zu Medizinmännern. Diese afrikanischen Doktoren seien zwar billig, aber ohne fachliche Kenntnisse, sagt Rahel. Noch gibt es viele Orte in der Region, wo die fachmännische Betreuung Kranker nicht gewährleistet ist. Seit 2013 bauen Rahel und Joel Calonder, ihr Mann, in Assaka eine weitere Krankenstation. Ernst genommen in der Schweiz Abgelegen auf dem Land Rahel ist Leiterin der Krankenstation Messaga Ekol in Kamerun. Einmal im Jahr kommt ein Arzt vorbei. Für regelmässigere Besuche ist der Weg zu beschwerlich. Sie ist die Einzige der neun Mitarbeitenden der Krankenstation mit einer Ausbildung. Die Ausstattung der Krankenstation ist spärlich. Das eine Mikroskop ist der ganze Stolz des Teams. Manchmal fehlt es auch an Medikamenten oder anderen Arzneimitteln. Immer wieder gehen die Impfstoffe aus. In solchen Situationen ist das Improvisationstalent des Personals gefragt. Viele Fragen an die Ärzte: Am meisen hat Rahel Mafisa Forba die Notfallstation Bild Yanik Bürkli beieindruckt. «Wenn die Frauen den Weg bis zur Krankenstation auf sich genommen haben und wir nicht impfen können, so wiegen wir die Kinder mindestens», erzählt die 53-Jährige. Bis vor wenigen Tagen hat Rahel noch nie einen Computer berührt. Abends dokumentiert sie handschriftlich, was den Tag über auf der Krankenstation alles los war. Dunkel sollte Sie habe sich vor dem Praktikum schon gefragt, ob man sie am Kantonsspital akzeptieren werde. Jetzt kennt sie die Antwort: Ja, strahlt Rahel. Geduldig habe man ihr die Abläufe erklärt und all ihre Fragen beantwortet. Gleich zweimal hat ihr Mann in den letzten beiden Wochen im Kantonsspital angerufen und nachgefragt, wo seine Frau bleibe. Die Antwort: Rahel hatte noch ein paar Fragen und ob der faszinierenden Auskünfte die Zeit vergessen. Bis September bleibt die Pflegefachfrau in der Schweiz. Dann haben sie ihre drei Söhne und die beiden Töchter wieder. Die beiden Mädchen sind die Kinder einer verstorbenen Patientin. Rahel wurde Amme und Mutter der Verwaisten. Weitere Informationen zum Projekt von Rahel Mafisa Forba unter: www.messaga-ekol.ch Herzkranken soll wieder auf die Beine geholfen werden 5 Ein Rekrut stirbt auf der A13 Im Fall des tödlichen Unfalls eines Rekruten geht die Militärjustiz von einem Selbstunfall aus. Ein Rekrut ist gestern auf der A13 bei Andeer bei einem Motorradunfall im Dienst ums Leben gekommen. Nach dem derzeitigen Stand der Kenntnisse geht die Militärjustiz von einem Selbstunfall aus. Offenbar waren keine anderen Fahrzuge in den Unfall involviert. Was genau passierte, wird von der Militärjustiz untersucht, wie diese gestern mitteilte. Der junge Mann war auf dem Weg vom Militärplatz Monte Ceneri im Tessin, wo er die Rekrutenschule absolvierte, nach Cazis, als er verunfallte. Warum der Rekrut nach Cazis unterwegs war, konnte Frank Zellweger, Sprecher der Militärjustiz, auf Anfrage nicht sagen. Der Verletzte wurde von Rettungskräften vor Ort versorgt und von der Rega ins Kantonsspital nach Chur geflogen. Dort erlag er seinen Verletzungen. Nähere Angaben zur Identität und Herkunft des Verstorben macht die Militärjustiz aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes und aus Rücksicht auf die Angehörigen nicht. Diese werden von einem Care Team der Armee betreut. (sda) GRATULATIONEN 25 Jahre für Landquart tätig In diesem Monat feiert Elsbeth Casutt-Bott ein 25-Jahr-Jubiläum bei der Gemeindeverwaltung Landquart. Nach dem Start bei der Gemeinderatskanzlei ist sie nun als Leitern des Zivilstandesamts tätig. Dienstjubiläen bei Brüniger + Co. Diesen Monat kann Teresa Kyriakidis aus Summaprada auf 30 Jahre Dienst bei Brüniger + Co., dem Ingenieurbüro für elektrische Anlagen, zurückblicken. Adrian Leopold aus Chur ist dem Unternehmen seit 15 Jahren treu. IMPRESSUM Die Davoser Hochgebirgsklinik eröffnet in Kooperation mit dem Spital Davos die neue Abteilung Herz Reha. Damit tritt man in direkte Konkurrenz zur Reha-Klinik in Seewis. von Béla Zier Der Herzinfarkt ist in der Schweiz sowie weltweit Todesursache Nummer eins. In der Schweiz sind jährlich rund 30 000 Menschen von einem Herzinfarkt und/oder einer sogenannten Brustenge (Angina pectoris) betroffen. Dies gemäss Angaben der Schweizerischen Herzstiftung. Die Hochgebirgsklinik Davos sieht im Rehabilitationsbereich nach einem Herzvorfall noch Potenzial und eröffnet per 1. September die neue Abteilung Herz Reha Davos. Dafür bündeln die Hochgebirgsklinik und die Spital Davos AG ihre Kompetenzen im kardiologischen Bereich. Diese Kooperation werde beiden Institutionen zusätzliche Patienten bringen, sagte Stefan Drechsel, leitender Arzt Kardiologie am Spital Davos, gestern an einer Medieninformation. Die Zahl der Herzereignisse werde aufgrund der demografischen Ent- Unabhängige schweizerische Tageszeitung mit Regionalausgaben in den Kantonen Graubünden, Glarus, St. Gallen und Schwyz. wicklung zunehmen, ist Drechsel überzeugt. Chefarzt war vorher in Seewis Gestartet wird mit einem Angebot von 20 Betten. Erwartet wird eine grosse Nachfrage. Gemäss Drechsel werde mit der stationären Herz Reha auch eine Versorgungslücke für die lokale Bevölkerung geschlossen. Mit dem neuen Angebot tritt man in direkte Konkurrenz zur Reha-Klinik in Seewis, die sich schon lange auf Herzerkrankungen spezialisiert hat. Von Joseph Rohrer, Stiftungsratspräsident der Hochgebirgsklinik Davos, wird das nicht bestritten: «Das mag eine Konkurrenz sein». Jürg Sigerist, Mediensprecher der Reha-Klinik Seewis, wollte sich gestern auf Anfrage nicht zum neuen Angebot äussern: «Wir kommentieren Projekte der Konkurrenz natürlich nicht.» Man habe weiterhin Wachstumsziele und werde «Die Qualität wird überzeugen und wir müssen höchste Qualität leisten.» Joseph Rohrer Stiftungsratspräsident Hochgebirgsklinik Davos auch mit dem Ausbau der Klinik weiterfahren. Erwartet die Reha-Klinik Seewis künftig wegen der Konkurrenz aus Davos weniger Patienten? Sigerist: «Das kommentieren wir eben nicht. Wir glauben an unser Angebot.» Dass die Reha-Klinik Seewis Federn lassen muss, ist nicht auszuschliessen. Dies aufgrund der personellen Leitung der Herz Reha Davos. Ihr steht Wilhard Kottmann als Chefarzt vor. Dieselbe Funktion bekleidete er bis 2014 während 20 Jahren in der Reha-Klinik Seewis, die er auch geleitet hatte. Kottmann verfügt über ein grosses Netzwerk. «Viele Zuweiser kenne ich seit 20 Jahren und werde sie jetzt wieder ansprechen», sagte er der «Südostschweiz». Kottmann zeigte sich zu den Marktchancen der Herz Reha Davos sehr zuversichtlich und erwartet in erster Linie Patienten aus Zürich. Als Konkurrenz zum Zürcher RehaZentrum Davos sieht Rohrer sein Angebot nicht, sondern als Ergänzung. Er geht davon aus, das Herz Reha Davos finanziell den erhofften Erfolg bringt: «Sonst würde ich es nicht machen Die Qualität wird überzeugen und wir müssen höchste Qualität leisten.» Herausgeberin Somedia Publishing AG Verleger: Hanspeter Lebrument CEO: Andrea Masüger Redaktionsleitung David Sieber (Chefredaktor), Pieder Caminada, René Mehrmann (Stv. 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