Weinviertel: Konkurrenz für den Süden

IMMOBILIEN I 13
SAMSTAG/SONNTAG, 19./20. SEPTEMBER 2015
Weinviertel: Konkurrenz
für den Süden
Gewerbeflächen. Nördlich von Wien entsteht ein neuer Wirtschaftspark. Zwei Gemeinden suchen ihren Anschluss an die Großstadt.
wir sind zinshäuser // wien.salzburg.graz // www.hudej.com
NACHRICHTEN
VON RAINER HENNING
W
ien wächst. Während im
Zentrum der Metropole
die Grundstücke knapp
werden und in der Folge die Immobilienpreise steigen, sehen Regionen im Umland große Chancen
für ihre lokale Wirtschaft. In den
nächsten Jahren könnte dabei besonders der Nordosten rund um
den Speckgürtel der Bundeshauptstadt in den Fokus von Gewerbetreibenden kommen. Denn mit
dem Bau der Autobahn A5 steigt
auch das Ansiedlungsinteresse von
Unternehmen auf der Verkehrsachse Wien–Brünn–Prag.
Günstiger als der Süden
Ein aktuelles Beispiel hierfür ist der
neue, rund 50 Kilometer vom Zentrum Wiens entfernte, interkommunale Wirtschaftspark. Er ist ein
Gemeinschaftsprojekt von Mistelbach und Wilfersdorf, das seit etwa
fünf Jahren zunehmend Gestalt annimmt. Auf einer Fläche von insgesamt 35 Hektar wollen die beiden
Gemeinden, die zusammen rund
14.000 Einwohner zählen, zahlreiche Firmenansiedelungen generieren.
Auch wenn bereits zwölf Hektar an sieben Unternehmen verkauft sind, ist heute vor Ort noch
nicht besonders viel los. Nur
Keider Elektro, ein Unternehmen
für Installationstechnik, ist bereits
auf das neue Gelände übergesiedelt. Das Großhandelsunternehmen Audio Tuning will bis Ende
2016 ein Logistikzentrum an dem
Standort errichten. „Ich kann keinen verstehen, der jetzt im Süden
von Wien baut“, sagt dessen CEO
Heinz Lichtenegger. Sein Unternehmen, das jährlich 120.000 Plat-
INFO
Um einen Wirtschaftspark zu
entwickeln, arbeiten Gemeinden häufig
zusammen. Die Einnahmen, aber auch
die finanziellen Risken teilen sich
hierdurch auf. In Niederösterreich gibt es
nach Informationen der Wirtschaftsagentur Ecoplus derzeit 15 interkommunale Wirtschaftsparks, an denen
insgesamt 73 Gemeinden beteiligt sind.
Im Nordosten, entlang der künftigen
Autobahn A5, sind Mistelbach und
Wilfersdorf die ersten beiden
Gemeinden, die sich für dieses Modell
entschieden haben.
Projekte für
Superscape gesucht
Noch ist er eine Baustelle: Der Wirtschaftspark A5 in der Nähe von Mistelbach soll aber bald aufblühen.
tenspieler verkauft, schätzt außer
der Anbindung zu den Produktionswerken in Tschechien auch
die günstigen Grundstückspreise.
An Firmen, die sich bei Mistelbach niederlassen, hat die Gemeinde jedoch auch gewisse Anforderungen: „Wir streben technologieorientierte und qualitativ hochwertige Unternehmensansiedlungen an“, sagt Mistelbachs Bürgermeister Alfred Pohl. Die Errichtung
eines Schotterwerks passe beispielsweise nicht in den angestrebten Branchenmix.
Dass es grundsätzlich ein
Preisgefälle zwischen dem südlichen und nördlichen Umland von
Wien gibt, kann Immobilienberater
Eduard Praitenlachner bestätigen.
„Südlich kostet ein Quadratmeter
aktuell zwischen 250 und 300 Euro,
im Norden hingegen nur rund
150 bis 200 Euro“, sagt der Experte,
der bei Otto Immobilien speziell
mit Industrie- und Gewerbeflächen
vertraut ist. Seine Angaben beziehen sich jedoch auf Gebiete, die
deutlich näher am Stadtzentrum
liegen als Mistelbach. Im Wirtschaftspark A5 liegt der Quadratmeterpreis mit rund 56 Euro nochmals um einiges niedriger. Mit
einem Blick in die politische
Vergangenheit der grenznahen Region betont der Immobilienberater
auch, dass der Norden in der Ver-
gangenheit abgeschnitten gewesen
sei, heute aber durch die Ostöffnung immer interessanter werde.
Bei einem interkommunalen
Wirtschaftspark ist jedoch nicht
nur die Einnahmen- und Ausgabenseite der sich ansiedelnden Unternehmen entscheidend, auch die
Investoren müssen davon profitieren – in diesem Fall Mistelbach
und Wilfersdorf. Konkret bedeutet
dies, dass erst einmal eine öffentliche Anschubfinanzierung notwendig ist. Diese muss sich zu einem
späteren Zeitpunkt für die Gemeinden auch auszahlen.
Öffentliche Gelder
Die Errichtungsinvestitionen liegen
bei 3,2 Mio. Euro, teilt der Stadtamtsdirektor von Mistelbach, Reinhard Gabauer, mit. Die Wirtschaftsagentur von Niederösterreich und
der Bund fördern das Projekt mit
insgesamt etwa 400.000 Euro. Der
Deal zwischen den Gemeinden
sieht vor, dass Mistelbach 60 Prozent und Wilfersdorf 40 Prozent
der Investitionen trägt. Eine Kostendeckung wird laut Gabauer
„entsprechend der zugrunde liegenden Wirtschaftlichkeitsberechnung nach 20 Jahren bei vollständiger Verwertung“ erreicht.
Bevor die beiden Gemeinden
also von dem Wirtschaftspark mit
Autobahnanschluss monetär profi-
[ Stadt Mistelbach]
tieren können, müssen sie selbst
erst einmal eine Menge öffentliche
Gelder in die Hand nehmen. Der
Mehrwert soll dem Stadtamtsdirektor zufolge dauerhaft darin liegen, dass über 300 Arbeitsplätze
entstehen und diese auch eine entsprechend positive Wirkung auf die
Kommunalsteuereinnahmen haben. Weil 20 Jahre allerdings eine
lange Zeit sind und auch andere
Regionen im Weinviertel sich von
der neuen Verkehrsanbindung positive Effekte erhoffen, bleibt abzuwarten, ob sich der Wirtschaftspark
A5 wirklich für die beiden Gemeinden rechnet.
Wer nämlich von Wien kommt,
fährt auf halber Strecke erst einmal
an Wolkersdorf vorbei, das ansiedlungsinteressierten Unternehmen
auf 63 Hektar auch gute Entwicklungsmöglichkeiten bietet. 34 Unternehmen haben sich bereits für
diesen Standort entschieden. Wer
sich über die Vorteile beider Wirtschaftsparks informiert, erfährt nahezu das Gleiche: Die Verkehrsanbindungen sind sehr gut, die Flächenverfügbarkeit ist sehr groß,
und Wien ist quasi um die Ecke.
Dies mag alles stimmen, aber dennoch zeigt es auch eine Konkurrenzsituation zwischen den einzelnen Standorten auf, die – zumindest in Mistelbach – sehr deutlich
kommuniziert wird.
Auch heuer wird wieder der Superscape, ein Innovationspreis
auf dem Feld der Architektur
und Stadtentwicklung, von JP
Immobilien
ausgeschrieben.
Die zweite Edition des biennal
ausgelobten Preises sucht im
Rahmen des Themas „Future
Urban Living – Funktionale Reduktion mit maximalem Raumgewinn“ visionäre Ideen und
Konzepte, die Lösungsvorschläge für das Zusammenspiel von
privatem Wohnraum und urbanem Kontext mit einem Zeithorizont von 40 bis 50 Jahren liefern. Einreichungen können ab
28. September bis 7. März 2016
unter der E-Mail-Adresse [email protected] erfolgen. Alle Infos dazu unter:
Web: www.superscape.at
Immobilienball: Start
des Kartenverkaufs
Am 21. Jänner 2016 wird die Immobilienwirtschaft in der Wiener Hofburg wieder das Tanzbein schwingen. Karten für den
traditionellen Immobilienball
sind ab sofort für zehn Euro pro
Ballkarte beziehungsweise um
100 Euro pro Tisch (inkl. vier
Ballkarten) online erhältlich.
Der gesamte Erlös aus dem Kartenverkauf geht an ein ausgewähltes Charity-Projekt. Im
Vorjahr kamen so insgesamt
rund 26.000 Euro für das wohltätige Projekt Casa Alianza Nicaragua zusammen.
Web: www.immobilienball.at
IMPRESSUM: IMMOBILIEN
Redaktion: Madeleine Napetschnig,
Erich Ebenkofler, Daniela Tomasovsky
Telefon: 01/514 14-283, 01/514 14-217,
01/514 14-417
E-Mail:
[email protected]
Anzeigen: Irene Sandraschitz
Telefon: 01/514 14-235
Immobilien im Internet:
Immobilien.DiePresse.com
3SI IMMOGROUP
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Wohnbau. Mit Oktober beginnt der Neubau eines „grünen Hauses“ im neunten Wiener Bezirk.
Start für ökologisches Neubauprojekt
Die 3SI Immogroup war bislang als
Immobilienentwickler auf dem
Wiener Zinshausmarkt erfolgreich
tätig. Mit einem ersten Projekt in
der Sobieskigasse investiert das Familienunternehmen nun in den
Neubau. Baubeginn des „grünen
Hauses“ ist Anfang Oktober. „Neben dem seit Jahren erfolgreichem
Kauf und der anschließenden Revitalisierung von Zinshäusern in
Wien starten wir nun auch im Neubaugeschäft durch!“, erklärt Michael Schmidt, Geschäftsführer der 3SI
Immogroup: „Als Familienunternehmen müssen wir innovativ sein
und für die Zukunft bauen. Deshalb
setzen wir bei diesem ersten Haus
ganz bewusst ökologische Schwerpunkte.“
24 Wohnungen entstehen
Das 2013 von der 3SI Immogroup
erworbene Haus in der Sobieskigasse 35 (1090 Wien) wurde abgerissen. Ab Anfang Oktober entsteht
dort ein Haus im Niedrigenergiestandard mit begrünter Fassade.
Gleichzeitig werden 24 Wohnungen – jede davon mit Freiflächen –
und in der Garage Ladestationen
für E-Bikes und Elektroautos errichtet. Die Wohnungsgrößen sind
noch frei wählbar zwischen 40 und
Begrünte Fassade: SOB 35.
[ beigestellt]
120 Quadratmetern. Schmidt: „Bei
den Wohnungen waren mir zwei
Aspekte besonders wichtig: geringe
Betriebskosten eines Niedrigenergiehauses und dass die Preise für
Wohnungen unter 200.000 Euro
beginnen.“ Die Fertigstellung des
Projekts SOB 35 ist für Sommer
2016 geplant.
Neben dem Objekt in der Sobieskigasse hat die 3SI Immogroup
bereits zwei weitere Neubauprojekte in Wien in Planung. In das Kerngeschäft, den Kauf und die Sanierung von Zinshäusern, hat die 3SI
Immogroup im ersten Halbjahr
über 20 Millionen Euro investiert.
Schmidt: „Bis Ende 2015 planen wir
noch Zukäufe in einer ähnlichen
Größenordnung.“
In den sanierten Häusern wird
das Konzept der 3SI-Musterwohnungen fortgesetzt. Interessenten
können ihre individuelle Wohnung
bestellen: entweder Stilaltbau mit
hohen Räumen und Deckenstuck,
Stiltüren aus Vollholz, Echtholzparkett mit Fußbodenheizung oder
modern mit abgehängten Decken,
indirekter Beleuchtung mit Wandund Bodenleuchten, sowie TV und
Deckenradio im luxuriösen Bad.
Weitere Infos: www.3SI.at