BITTE NICHT LÄCHELN! „DAVON ERZÄHLE ICH NOCH MEINEN ENKELN!“ Von Dr. Sead Husic Als ich im Winter 2013 erfuhr, dass die Möglichkeit bestehe, im Auftrage des Bayerischen Brauerbunds eine Porträtserie von Brauern in ganz Bayern zu erstellen, war ich noch ein wenig ungläubig. Denn ein solches Projekt ist mit vielen Risiken verbunden. Die Teilnehmer müssten bereit sein, dachte ich, sich auf die Ideen einzulassen, die der Fotograf vorschlägt oder selbst welche entwickeln, die genauso viel Mut bei der Umsetzung erfordern. Die Porträts wären auch keine klassischen Werbeaufnahmen, die später zur Anpreisung des eigenen Produktes dienen, sondern Momentaufnahmen von Persönlichkeiten – ein klein wenig vielleicht auch eine Selbstentblößung –, die durch die Medienlandschaft geistern. Die Teilnehmer müssten also bereit sein, sich in die Hände des Porträtisten zu begeben, mit einer gehörig großen Portion Vertrauensvorschuss. Es gab also, so dachte ich, eine ganze Menge an Hürden zu nehmen, bevor eine Serie entstehen könnte. Doch dann geschah etwas Wunderbares. Denn die Brauer zeigten sich von ihrer besten Seite. Sie verstanden sofort, worauf ich hinaus wollte und dass die Porträts ein bisschen mehr zu bieten haben müssten als gewöhnliche Aufnahmen. An dieser Stelle könnte ich viele, viele Geschichten erzählen, die ich für immer in Erinnerung behalten werde und die mich stolz machen, dass ich an diesem Projekt mitwirken durfte. Auch auf die Gefahr hin, eine Brauerei ein wenig zu bevorzugen, muss ich doch beispielhaft den Tag in Arnschwang bei der Brauerei Mühlbauer beschreiben. Wie immer sah ich mir zunächst alle Ecken und Enden des Gebäudes an und suchte nach dem richtigen Winkel, in den ich die Protagonisten setzen würde. Dabei zeigte mir Peter Mühlbauer die Porträts seiner Vorfahren. Sie zogen mich gleich in ihren Bann. Ich bat ihn und seinen Sohn, sich doch mit den groß gerahmten Bildern in das Braugerstenfeld zu stellen. Das war nicht ganz einfach. Wir benötigten einen Stromgenerator für die Blitzanlage, ferner Stühle, auf die wir die Ahnen stellen könnten und Ausdauer, denn an jenem Junitag war es heiß und wir schwitzten. Zudem mussten wir weite Wege um die Braugerste machen, damit wir die Gerste in der Szene nicht zertrampelten. Hinzu kam, dass wir uns alle gedulden mussten, bis die launischen Wolken über die Sonne zogen. Und wie immer bat ich darum, „ernst wie ein Wächter“ in die Kamera zu blicken. Als ich durch den Sucher auf die Szene schaute, lief mir ein Schauer über den Rücken. Peter Mühlbauer und sein Sohn Stephan erschienen mir größer als das Leben selbst. Wie die Amerikaner sagen, die Szene war „Bigger than life!“ Es ging mir oft bei den Fototerminen in den verschiedenen Brauereien so und die Gänsehaut oder die Freude, die mir die vielen Wächter während der Shootings bescherten, werde ich nicht vergessen. Ich werde meinen Enkeln erzählen, dass ich fast zwei Jahre lang zwischen Garmisch und Aschaffenburg unterwegs war und ganz besondere Persönlichkeiten porträtieren durfte. Für diese fantastische Erfahrung, für diese wunderbare Zeit, danke ich an erster Stelle allen „Wächtern des Reinheitsgebotes“. Ich danke Bernhard Sailer, der das Projekt angestoßen sowie dem Bayerischen Brauerbund, der es auf genommen und ins Rollen gebracht hat. Besonderer Dank gilt hier Peter Zacharias, der sich unermüdlich für das Gelingen des Projektes eingesetzt hat und viele Brauer zum Mitmachen begeistern konnte. Großer Dank gebührt auch Dr. Lothar Ebbertz, der jederzeit persönlich zur Stelle war und das Projekt auch durch unwegsames Gelände führte. Besonders danke ich auch Petra Hein, die mit Rat und Tat im Hintergrund half. Nicht zuletzt bedanke ich mich bei der Agentur Murner Wagner, die die Fotografien in der Ausstellung und im Buch leuchten lässt. Insbesondere gilt der Dank den Bildbearbeitern Alexandra Wagner und Johannes Kallsperger. Mögen die Bilder lange Bestand haben und das Reinheitsgebot auch in 500 Jahren noch gültig sein. München, im Februar 2016 Es gilt das gesprochene Wort.
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