2016 Vinzenz Pallotti Predigt Spiegel –bild: Bild-ung und Mensch werden (Der) Spiegel – BILD(zeitung): Lassen Sie sich nicht blenden. Hintergründig! Wir Menschen müssen uns ein Bild machen. Sich ins Bild setzen. Von uns selbst und von der Situation, in der wir leben. Aber es besteht die Gefahr, sich dabei blenden lassen, zu kurz springen. Es besteht die Gefahr, bei BILD-Überschriften über Spiegel-analysen stehen bleiben. Für die religiöse Welt- und Lebensdeutung, für die christliche Welt- und Lebensdeutung hat vor 40 Jahren hat die Würzburger Synode der Katholischen Kirche in Deutschland festgehalten: „Die Welt braucht keine Verdoppelung ihrer Hoffnungslosigkeit durch Religion; sie braucht und sucht (wenn überhaupt) das Gegengewicht, die Sprengkraft gelebter Hoffnung.“ Und sie stellt schon vor 40 Jahren fest: „In der Angst vor innerem Sinnverlust und vor wachsender Bedeutungslosigkeit steht uns kirchliches Leben zwischen der Gefahr kleingläubiger oder auch elitärer Selbstabschließung in einer religiösen Sonderwelt und der Gefahr der Überanpassung an eine Lebenswelt, auf deren Definition und Gestaltung es kaum mehr Einfluss nimmt.“ Bild-ung: das Wort Bild steckt auch in Bild-ung. Bild-ung will helfen, sich ein Bild zu machen, von uns selbst und von der Situation in der wir leben. Es gibt Orte der Bild-ung: allen voran Schulen, Hochschulen und Bild-ungs-stätten. Z.B. auch die PTHV mit ihrer Bildungs- und Begegnungsstätte Forum Vinzenz Pallotti. Immer geht es darum, sich ein möglichst wahrheitsgetreues Bild zu machen. Bildungs- und Begegnungsstätten: schon mit ihrem Namen weisen sie darauf hin, dass Bild-ung immer auch ein dialogisches Geschehen ist, dass Bildung durch Begegnung geschieht: Begegnung und Dialog zwischen Menschen ganz persönlich, Begegnung und Dialog zwischen Kulturen und Religionen, Begegnung mit Wissenschaft, Kunst, Literatur, den Weisheitstraditionen, die in dieser Welt lebendig sind. Bildung hat immer etwas mit Aufmerken zu tun, mit sich in Bewegung setzen lassen, sich verändern lassen, reicher zu werden an Leben und Lebenserfahrung Bild-ung: die biblische Botschaft deutet unser Menschsein als Bild-sein, Abbild-sein oder Spiegel-bild. Spiegel-bild: was mehr ist, tiefer greift, allerdings dann auch grundsätzlicher und allgemeiner ist, als das, was ein Nachrichtenmagazin Spiegel liefern kann oder eine BILD-zeitung. Auf den ersten Seiten der Bibel lesen wir: „Gott schuf den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie“ (Gen 1, 27). Für Vinzenz Pallotti ist das nichts Statisches, nicht so etwas wie eine ein für allemal festgelegte Kopie, nicht wie aus Holz, Stein oder Metall, sondern lebendig entworfen und von der Schöpfung auf Entfaltung angelegt. Lebendiges Abbild. Nicht festgelegt, im gewissen Sinne noch „unfertig“, im Werden, im Entstehen, Bild im Prozess, Bild, das Gestalt annimmt. Vinzenz Pallotti ist zutiefst davon überzeugt, dass alles davon abhängt, dass wir ganz Mensch werden, dass wir so werden, wie Gott uns möchte, indem wir unsere persönliche Berufung erkennen. Jeder und jede ist einmalig mit seinen Gaben, ihren Talenten. Das ganze Leben eines Menschen hat eine einmalige Bedeutung, die so niemand anderem gegeben ist. Wobei er allerdings auch in seiner Sprache anmerkt, dass nicht alle darin treu befunden werden, sie (= ihre einmalige Berufung und Erwählung) zu nutzen. Bild-ung könnte dann (in diesem Sinne) bedeuten: immer mehr dem nachzuspüren und das zu werden, was wir eigentlich schon sind: lebendiges Abbild Gottes. Dabei können und dürfen wir uns orientieren an Jesus Christus. Er ist für Vinzenz Pallotti das vollkommene lebendige Abbild Gottes. So meint denn auch für die katholische Kirche in Deutschland die Synode der deutschen Bistümer in Würzburg schon vor 40 Jahren: „Die Krise des kirchlichen Lebens beruht letztlich nicht auf Anpassungsschwierigkeiten gegenüber unserem modernen Leben und Lebensgefühl, sondern auf Anpassungsschwierigkeiten gegenüber dem, in dem unsere Hoffnung wurzelt und aus dessen Sein sie Höhe und Tiefe, ihren Weg und ihre Zukunft empfängt: Jesus Christus mit seiner Botschaft vom „Reich Gottes“. Und wie hieß es in unserem Evangelium: Geht! Doch müsst ihr wissen: ihr seid wie Schafe. Die ich mitten unter die Wölfe schicke. Und dann, übertragen: sichert euch nicht ab, damit man euch eure friedliche Absicht glaubt, damit man euch glaubt, dass ihr ohne Argwohn und Hintergedanken kommt. Stellt euch dem, wo das Leben krank ist und der Heilung bedarf und redet von der Hoffnung, die euch bewegt, vom Reich Gottes. Amen.
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