Technik Anbaupflüge richtig einstellen: Der Schein pflügt Lassen Sie sich nicht nur von einem sauberen Pflugbild täuschen. Einige Stellschrauben am Anbaudrehpflug bieten trotz sauberer Arbeit erhebliches Sparpotenzial. Tobias Bensing M anche Dinge ändern sich eben nie. Deshalb berichten wir auch gern mal wieder über das Thema Pflugeinstellungen. Bes ser noch: Zusammen mit der Firma Lemken haben wir mit Hilfe von einfachen Diesel verbrauchsäulen im wahrsten Sinne „erfah ren“, wie sich die Einstellungen auf den Kraftbedarf, bzw. auf den stündlichen Die selverbrauch und den Schlupf bei der Arbeit mit dem Pflug im Feld auswirken. Bei fast keinem anderen Anbaugerät haben falsche Einstellungen derartige Auswirkungen auf den Verschleiß, den Zugkraftbedarf und das Arbeitsergebnis — und damit auch auf die Kosten. Der Schlepper muss zum Pflug passen. Damit sind weniger die grundsätz lichen Dinge wie Zugleistung und Hubkraft bedarf gemeint, sondern viel mehr Parameter wie das Innenspurmaß der Räder, die Reifendimensionen oder auch der Abstand der Anlenkpunkte der Unterlenker am Getriebeblock. Die Spur innenbreite sollte beim Traktor möglichst vorne und hinten gleich groß sein. Grund sätzlich gilt bei Anbaudrehpflügen, die in der Furche gefahren werden: Je breiter die Innenspur, desto besser. So verteilt sich das Gewicht nämlich besser auf alle vier Räder und nicht nur punktuell auf das Hinterrad in der Furche. Mit größeren Arbeitsbreiten und Anbaupflügen bis zu sieben Furchen ist eine breite Spur außerdem unbedingt nötig zum sicheren Drehen des Pflugs am Hang. Dass am Schlepper vor dem Anbauen des Pflugs insbesondere das Dreipunkt hubwerk vorbereitet werden muss, ist klar. Messen Sie vor dem Anbau den Abstand der UnterlenkerAnlenkpunkte am Schlep Nur ein optimal eingestellter Pflug reduziert den Zugkraftbedarf auf ein Minimum. Fotos: Tovornik, Bensing (1) pergetriebe. Nach diesem Abstand richtet sich der zu wählende Abstand der Kategorie am Pflug. Bei neueren Traktoren mit größeren Getriebeblöcken werden die Unterlenker meist breiter am Schlepper gekoppelt als bei älteren Modellen. Sind die Unterlen kerBefestigungspunkte am Schlepper mehr als 48 cm auseinander, sollte in jedem Fall die Schienenwelle der Kategorie III mit einem Bundmaß von 96,5 cm montiert sein. online Video Denn bei der Kategorie II (82,5 cm) würden die Unterlenker fast parallel zueinander laufen, und der Pflug wird nicht sauber geführt, bzw. es kann die Vorderfurchenbreite nicht konstant gehalten werden. Neben der Schienenwellenbreite ist auch die Koppelhöhe einzustellen, sofern diese denn einzustellen ist. Meistens werden die Unterlenker in der unteren Position angeschraubt. Das bringt Hubhöhe; und der Pflug dreht, ohne mit dem Stützrad den Boden berühren zu können. Besser ist es jedoch, die Hubarme der Unterlenker möglichst kurz zu drehen und die Schienenwelle in die obere Position zu verschrauben. Dann nämlich verlaufen die Unterlenker zum Schlepper weniger steil an, im besten Fall sogar parallel. Gemäß den Kraftlinien führen parallele Unterlenker zu einem besseren Sitz des Pfluges im Boden. Übrigens: Dass das Stützrad den Boden berührt, kann auch an einer falschen Einstellung des Zugpunktes oder der Vorderfurchenbreite liegen. Verfügen größere Angekommen auf dem Acker haben wir den Pflug hinsichtlich der Vorderfurchenbreite, der Neigung und präzisen Arbeitstiefe pro Schar eingestellt: Das Pflugbild sieht gut aus! Mit einem Liter Diesel, den wir in die Messsäulen des Zugschleppers (Claas Axion 850) gefüllt haben, haben wir die erste Furche gezogen. Immer mit 1 750 Motorumdrehungen und 7 km/h brachte uns der Axion mit der Energie aus einem Liter Diesel genau 154 m weit. Umgerechnet werden somit 29 l/ha verbrannt — ohne Wendemanöver natürlich. Die Bedingungen waren hart: Der Boden war nach dem ersten Grasschnitt sehr trocken und wurde für die anschließende Maisaussaat 28 cm tief gepflügt (Kasten: „Die Testbedingungen“). Pflüge mit mehr als fünf Körper nicht über eine hydraulische Rahmeneinschwenkung vor dem Drehvorgang, kann es eng werden. Außerdem müssen die Unterlenkerstabilisatoren in der Arbeitsstellung unbedingt frei beweglich sein, damit sich die TraktorPflug-Zuglinie überhaupt einstellen lässt. Sind die Unterlenker starr, können Sie den Zugpunkt am Pflug einstellen, wie Sie wollen: Die Wirkung wird verfehlt. Für die sichere Straßenfahrt sollten die Stabilisatoren im ausgehobenen Zustand verriegelt sein. Stichwort Straßenfahrt: Nachdem der Pflug angebaut ist, haben wir uns auf den Weg zum Acker gemacht. Dabei wird deutlich, wie wichtig ein angemessenes Frontgewicht ist. Außerdem muss der Luftdruck in den Schlepperrädern den Belastungen des schweren Anbaugerätes angepasst sein — hier hilft nur der Blick in die Reifentabelle. Die Unterlenker sollten zum Schlepper hin möglichst wenig ansteigen. Der Schnittpunkt von Unterund Oberlenker sollte möglichst kurz hinter der Vorderachse liegen. Die Testfahrten mit Pflug und Schlepper im Überblick Mit nur einem Liter Diesel erzielte das Gespann beim Pflügen folgende Reichweite je nach Optimierung der Einstellung: 154 m (Dieselverbrauch 29 l/ha) Die Ausgangssituation: Neigung, Vorderfurchenbreite und Tiefe sind so eingestellt, dass das Pflugbild sauber erscheint. 189 m (Dieselverbrauch 24 l/ha) Die erste Optimierung: Luftdruck von 2,0 auf 1,0 bar abgesenkt 200 m (Dieselverbrauch 22 l/ha) Die zweite Optimierung: Vorschäler richtig eingestellt 219 m (Dieselverbrauch 20 l/ha) Die dritte Optimierung: Veränderung der Zugpunkteinstellung 240 m (Dieselverbrauch 19 l/ha) Die vierte Optimierung: Korrektur der Oberlenkerlänge profi 8/2015 87 www.profi.de Technik T L T Z L klein 100/100 100/40 Damit der Pflug am Hang nicht wandert, sollten die Unterlenker leicht schräg hin zum Traktorgetriebe laufen und nicht parallel zueinander stehen. Entscheidend ist die Koppelbreite. Grafik: Raulf Im folgenden Schritt haben wir den Luftdruck in den Reifen des Schleppers angepasst. Den Innendruck haben wir von zwei auf ein bar halbiert. Die größere Aufstandsfläche bringt deutlich mehr Zugkraft auf den Boden: Mit 189 m ackert der Claas genau um 35 m weiter als zuvor. In der nächsten Bahn haben wir die Vorschäler des Lemken Juwel 8 richtig eingestellt. Hier gilt: Die Arbeitstiefe der Dungeinleger sollte in etwa ein Drittel der Arbeitstiefe der Pflugschare betragen. Weil die Dungeinleger eher steiler geformt sind, damit der Oberboden schnell gedreht wird, ist eine möglichst flache Einstellung optimal für den effizien- Mit eingedrehten Unterlenkern kann der Pflug trotz oben montierter Schienenwelle drehen. Das ist bei Rädern mit kleinerem Durchmesser für den idealen Zugpunkt die bessere Position. Die Testbedingungen während unserer Messungen Der Claas Axion 850 wurde mit Dieselmesssäulen bestückt. Mit diesem System ist der Dieselverbrauch einfach visuell zu erfassen. Aufgrund der Testbedingungen mussten wir zweimal ackern. Denn der erste Versuch mit einem Claas Axion 850 samt sechsfurchigem Lemken-Juwel-Anbaupflug ist während der Messfahrt schlicht ins Wasser gefallen. Damit waren die vorigen Messfahrten nicht mehr vergleichbar. Mit dem Case IH Maxxum 130 CVX samt angebautem VariOpal-Pflug haben wir die Schienenw elle in unterschiedlichen Höhen befestigt, um die Kraftlinien der Unterlenker zu verdeutlichen. Bei dem Anbaubock des Juwel 8 kann diese Welle nicht mehr verändert werden. In einem zweiten Anlauf ist dann alles glatt gegangen, und wir hatten die Messreihe in trockenen Tüchern. Stichwort trocken: Die Bodenbeschaffenheit war aufgrund der Witterung deutlich trockener als am ersten Messtag. Der Boden profi 8/2015 war sehr hart, so dass der Pflug noch mehr auf die Scharspitzen gedreht werden musste, damit genügend Untergriff für den sicheren Halt im Boden gewährleistet war. Schlepper Pflug Bereifung Claas Axion 850 mit 194 kW/264 PS Lemken Juwel 8 fünffurchig mit dem Körper CS 50 und Dungeinlegern sowie Scheibensech 600/70 R 30 vorne; 650/85 R 38 hinten Innenspurbreite 1,30 m Arbeitsbreite 45 cm/Schar; 2,25 m Arbeitstiefe 28 cm Fahrgeschwindigkeit 7,0 km/h Frontgewicht 1 200 kg 88 Die Arbeitstiefe der Dungeinleger sollte etwa ein Drittel der Arbeitstiefe der Pflugkörper betragen. ten „Pflüger“. Uns brachte die flachere Einstellung elf Meter (200 m) weiter, obwohl die gleiche Menge Boden bewegt wurde. Die nächste Optimierung galt dem Zugpunkt. Die Zuglinie beginnt im Schnittpunkt der verlängerten Unterlenkerlinien. Sie endet in der Mitte des angebauten Pfluges, also bei unserem fünffurchigen Juwel-Drehpflug genau am Streichblech des dritten Körpers. Für den idealen Kraftverlauf ohne Seitenzug sollte diese Zuglinie mittig durch die www.profi.de Das Langloch für den Oberlenker dient eigentlich nur dem schnelleren Einzug in den Boden am Vorgewende. Während der Arbeit sollte der Bolzen vorne anliegen. So übertragen die Regelimpulse des Hubwerks zusätzlich Gewicht auf die Antriebsachse des Schleppers. Schlepperhinterachse verlaufen. Weil sich bei steigenden Furchenzahlen der Zugpunkt am Pflug seitlich verschiebt, kann der Oberlenker in der idealen Position nicht mehr gerade stehen! Auch die oben erwähnte Schlepperspur spielt hier eine Rolle, denn mit breiterer Spur wird das Hubgestänge eher gerade zum Pflug stehen als mit schmaler Spur. Die optimale Einstellung des Zugpunktes ohne zu großen Anlagendruck brachte uns in der Furche um 19 m weiter — immer mit einem Liter Diesel natürlich. Der letzte zu optimierende Punkt betrifft den Schlupf. Anders als bei Aufsattelpflügen haben Sie bei Anbaupflügen immer die Möglichkeit, einen Teil des Pfluggewichts auf die Schlepperhinterachse zu übertragen. Daraus resultiert in den meis- Bei großen Anbaupflügen ragen die Schare weit über die Schlepperbreite hinaus. Für einen optimalen Zugpunkt durch die Mitte der Hinterachse muss der Oberlenker in Richtung des Mittelpunktes vom Pflug zeigen (hier zwischen dritten und viertem Pflugkörper). ten Fällen weniger Schlupf der Räder und damit eine effektivere Zugkraftübertragung. Der Bolzen des Oberlenkers darf ruhig im Langloch montiert sein, damit der Pflug am Vorgewende schneller in den Boden einzieht. Während der Arbeit aber sollte der Bolzen vorne anliegen, denn nur so können sie bei einem einsetzenden Regelimpuls einen Teil des auf dem Stützrad lastenden Pfluggewichtes auf den Schlepper übertragen. Im Feld konnten wir mit dieser optimierten Einstellung eine Strecke von 240 m zurücklegen. Mit diesen wenigen Einstellungen, die im Feld schnell zu kontrollieren sind, konnten wir so den Dieselverbrauch von anfänglich 29 l/ha auf 19 l/ha senken! Fazit: Der Schein trügt. Drehen Sie an den kleinen Schrauben beim Pflügen. Bei uns erbrachten die wenigen Optimierungen an Schlepper und Anbaudrehpflug in nur kurzer Zeit ein erhebliches Sparpotenzial. Das Maß der Einsparung ist natürlich abhängig von den örtlichen Gegebenheiten und den Bodenparametern. Trotzdem: Nehmen Sie sich die Zeit beim Einsetzen des Pfluges, und freuen Sie sich über einen geringeren Dieselverbrauch und weniger Verschleiß.
© Copyright 2025 ExpyDoc