Weshalb dieses Organisations- und Teamklima-Inventar? Zu anerkannten und in der betrieblichen Praxis bewährten Methoden organisationspsychologischer Forschung gehören Befragungsinstrumente, die Stimmungen, Sichtweisen, Einstellungen und Urteile messen, aus denen sich das psychologische Klima in Organisationen und Arbeitsgruppen zusammensetzt (vgl. Opgennoorth, 1985). Die Palette von Instrumenten zur Organisationsklimamessung reicht von relativ kurzen, nur wenige Klimamerkmale umfassenden Fragebögen (Wilpert & Rayley, 1983) über Fragebögen mittleren Umfangs, die fünf bis sieben Klimadimensionen messen (von Rosenstiel, 1983) bis hin zu Verfahren, die zehn und mehr Dimensionen des Organisationsklimas erfassen (Daumenlang, Müskens & Harder, 2004). Ähnlich stellt sich die Situation bei Instrumenten zur Messung des Teamklimas dar (vgl. Kauffeld, 2001). Auch hier gibt es Fragebögen mit eher kleiner Domäne und wenigen Klimadimensionen (Brodbeck & Maier, 2001, Kauffeld & Frieling, 2001; Knab & Pietruschka, 2001) und Verfahren, in eine umfassendere Diagnose des Teamklimas (Francis & Young, 1996). Weshalb also ein weiteres Klima-Inventar, weshalb LOTI? Hierfür gibt es vier Gründe: • Integrative Vorzüge: Vorliegende Verfahren haben einen begrenzten Gültigkeitsbereich, da sie entweder nur zur Organisationsklima- oder Teamklimadiagnose eingesetzt werden können. Organisations- und Teamklima lassen sich oftmals jedoch nur künstlich voneinander trennen, so dass ein kombiniertes Verfahren Vorteile bietet, wenn an breitere Anwendungsmöglichkeiten gedacht wird. Organisationsentwicklungsmaßnahmen etwa zielen oftmals auf strukturelle wie auch sozial-kooperative Veränderungen ab, so dass deren Evaluation auch von einem breiteren methodischen Ansatz profitieren kann. • Inhaltliche Vielgestaltigkeit: Herkömmliche Verfahren erfassen eher allgemeine Organisations- und Teamklima-Dimensionen, die in den meisten Organisationen und Arbeitsgruppen von Bedeutung sein können. Besonderheiten einzelner Organisationen und Arbeitsgruppen lassen sich auf diese Weise oft nur graduell, in Form von Messwertunterschieden abbilden. Qualitative Besonderheiten des Klimas in Organisationen und Arbeitsgruppen sind auf diese Weise jedoch nur bedingt zu erkennen. LOTI ist deshalb so konzipiert, dass sich durch inhaltliche Vielgestaltigkeit auch organisations- und teamspezifische Besonderheiten umfassend erheben lassen. Ein entsprechender Fragen-Pool besteht aus 40 Modulen mit insgesamt 320 Organisationsklimamerkmalen und 10 Modulen mit insgesamt 280 Teamklimamerkmalen, was einem Gesamtumfang von 600 Klimamerkmalen entspricht. Diagnostische Flexibilität: Bei vorliegenden Verfahren handelt es sich zumeist um standardisierte Fragebögen, die sich durch festgelegte Befragungsinhalte und vorgegebene Antwortformate auszeichnen. Zu den Vorteilen einer Standardisierung gehört, dass Ergebnisse von Klimamessungen über Organisationen und Arbeitsgruppen hinweg verglichen werden können. Es gibt jedoch auch Nachteile (vgl. Borg, 2006). Nachteilig ist ein eingeengter diagnostischer Fokus. Ebenso, dass einzelfallspezifische Zielsetzungen von Klimadiagnosen unberücksichtigt bleiben und Fragenformulierungen zumeist nicht dem Jargon der jeweiligen Organisation entsprechen. LOTI ist flexibler in dieser Richtung. Klimamerkmale können je nach Erkenntnisinteresse ausgewählt und ihre Abfrage sowohl terminologisch angepasst als auch mit verschiedenen Antwortformaten kombiniert werden. • • Modularer Aufbau und variables Anwendungsprinzip: Der zu Modulen zusammengefasste Fragen-Pool ermöglicht es Anwendern, so mit LOTI zu arbeiten, wie dies den Informationsbedürfnissen von Organisationen und Teams am besten entgegen kommt. LOTI ist ein Verfahren, das klimarelevante Besonderheiten von Organisationen und Teams besonders genau zu messen erlaubt, da aus seinen Modulen passgenaue Fragebögen zusammengestellt werden können. Quellen: Borg, I. (2006). Mitarbeiterbefragungen. In H. Schuler (Hrsg.), Lehrbuch der Personalpsychologie (S. 409-432). Göttingen: Hogrefe. Brodbeck, F. C. & Maier, G. W. (2001). Das Teamklima-Inventar (TKI) für Innovation in Gruppen: Psychometrische Überprüfung an einer deutschen Stichprobe. Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie, 45, 59-73. Daumenlang, K., Müskens, W. & Harder, U. (2004). Fragebogen zur Erfassung des Organisationsklimas (FEO). Göttingen: Hogrefe. Francis, D. & Young, D. (1996). Mehr Erfolg im Team. Hamburg: Windmühle. Kauffeld, S. (2001). Teamdiagnose. Göttingen: Hogrefe. Kauffeld, S. & Frieling, E. (2001). Der Fragebogen zur Arbeit im Team (F-A-T). Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie, 45, 26-33. Knab, J. & Pietruschka, S. (2001). Instrumente zur Analyse von Autonomie und Gruppenentwicklung selbst regulierter Arbeitsgruppen. (Mannheimer Beiträge zur Wirtschafts- und Organisationspsychologie). Universität Mannheim: Lehrstuhl für Psychologie I. Opgenoorth, W. P. (1985). Informationsbedarf in der Personalführung – Die Mitarbeiterbefragung als Instrument in unterschiedlichen Problemfeldern. In A. Töpfer & E. Zander (Hrsg.), Mitarbeiter-Befragungen (S. 170-231). Frankfurt/M.: Campus. Rosenstiel, L. v. (1983). Betriebsklima geht jeden an. München: Bayrisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung. Wilpert, B. & Rayley, J. (1983). Anspruch und Wirklichkeit der Mitbestimmung. Frankfurt/M. Campus.
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