16 _________________________________________________________________________ 28. Oktober 2015 Expertengespräch des Ausschusses für Arbeit, Gesundheit und Soziales STELLUNGNAHME 16/3135 A01 Alkohol in der Schwangerschaft Problem: Nach aktuellen Schätzungen gibt es in Deutschland zwischen 1,3 und 2,5 Millionen alkoholabhängige Menschen in Deutschland, davon 30 Prozent Frauen. Etwa 9,5 Millionen Menschen konsumieren Alkohol in riskanter (gesundheitsgefährdender) Weise, nehmen also mehr als 24 g (Männer) bzw. 12 g (Frauen) reinen Alkohol pro Tag zu sich. Etwa 5,9 Millionen Bundesbürger konsumieren mehr als 30 g (Männer) bzw. 20 g (Frauen) täglich (Global status report on alcohol and health 2014). Da Alkoholabhängigkeit bei Frauen stärker geächtet wird, tendieren Frauen stärker als Männer dazu ihren Alkoholkonsum zu verheimlichen. Fragen nach dem Alkoholkonsum in der Schwangerschaft werden ausweichend beantwortet oder negiert. Knapp jeder 5. Bürger findet kleine Mengen Alkohol in der Schwangerschaft nicht schlimm. 20 Prozent der Männer und 16 Prozent der Frauen halten ein gelegentliches Glas Sekt oder Bier während der Schwangerschaft für vertretbar. (Umfrage der privaten Krankenversicherung 2015). Rund 2000 Kinder kommen jedes Jahr mit massiven Behinderungen zur Welt. Nach Schätzungen werden pro Jahr rund 10 000 Neugeborene mindestens Teilstörungen erleiden. Ziel: Sensibilisierung der breiten Öffentlichkeit, im Hinblick auf eine Verringerung der Geburten von Kinder mit einer alkoholbedingten Schädigung. Gebräuchliche Umschreibung in der deutschen Fachliteratur: Alkoholembryopathie (AE) / Fetales Alkoholsyndrom (FAS) / Fetale Alkoholeffekte (FAE) FASD: Die Alkoholexposition im Mutterleib kann zu einer Vielzahl von Behinderungen und Schädigungen führen, die man in 3 Bereiche unterteilt: a Wachstumsstörungen b Anzeichen von Fehlbildungen (Dysmorphie) c Störungen des zentralen Nervensystems. Langzeitschäden äußern sich in Verhaltungsstörungen und intellektuellen Beeinträchtigungen. Diese verschiedene Störungen werden unter dem Begriff " Fetal Alcohol Spectrum Disorders"- FASD zusammengefasst. Die am stärksten ausgeprägten klinischen Symptome werden als Alkoholembryopathie (AE)oder Fetales Alkoholsyndrom (FAS) bezeichnet und umfassen alle o.a. 3Bereiche (a bis c). Für weniger schwere Ausprägungsformen wird der Begriff Fetale Alkoholeffekte (FAE) verwendet. (Bergmann et al., Spohr et al. 2006, Merzenich et al. 2002). Rund 2000 Kinder kommen jedes Jahr mit massiven Behinderungen zur Welt. Nach Schätzungen werden pro Jahr rund 10 000 Neugeborene mindestens Teilstörungen erleiden. Besondere Aspekte beim Alkoholkonsum: Nach Meinung der Mehrheit hierdurch erleichterter Kontakt zu anderen Menschen, verschafft Entspannung, stärkt das Selbstvertrauen, fördert Humor und Einfallsreichtum, hilft bei Niedergeschlagenheit und erleichtert sexuelle Annäherungen. Knapp jeder 5. Bürger findet kleine Mengen Alkohol in der Schwangerschaft nicht schlimm. Besondere Aspekte beim Alkoholkonsum der Frau: Änderung der gesellschaftlichen Stellung, Gleichstellung. Hierdurch veränderte Moralvorstellungen und Angleichung des Trinkverhaltens (Schmidt 1997). "Mediterrane Trinkgewohnheiten" (Weinkonsum zum Essen (Baumberg 2006). Bessere Verfügbarkeit und leichtere erschwinglichkeit alkoholischer Getränke (Anderson 2006). Höherer täglicher Alkoholkonsum bei hohem sozioökonomischen Status (Bundes Gesundheitssurvey 2003). Durch den regelmäßigen Genuss gibt es mehr unwillentlichen Alkoholkonsum während der Frühphase der Schwangerschaft und eine Unterschätzung des Risikos für den gesamten Verlauf der Schwangerschaft. 20 Prozent der Männer und 16 Prozent der Frauen halten ein gelegentliches Glas Sekt oder Bier während der Schwangerschaft für vertretbar. (Umfrage der privaten Krankenversicherung 2015). Erfassung des Alkoholkonsums in der Schwangerschaft: Frage und Beratung durch den FA/FÄ/Heb. Ausschnitt Seite 5 Mutterpass Anonyme Studie 2006(Seidentopf et al.): 1 von 125 Schwangeren hatte Alkoholkonsum zugegeben. Im Urin war Alkohol bei 9 der 125 Schwangeren nachweisbar. Eine Untererfassung des Alkohols ist wahrscheinlich. Grund: Stigmatisierung und die Annahme geringe Mengen seien nicht schädlich. Beratung in der Schwangerschaft: Eine Beratung zielt auf eine Änderung des Trinkverhaltens: Motivierende Gesprächsführung (Ziel ist die Erkennung und Stärkung der Aspekte, die für eine Verhaltensänderung sprechen) wenn ein Wunsch zur Verhaltensänderung gegeben ist, die bisherigen Trinkgewohnheiten aber nicht aus eigenem Antrieb aufgegeben werden. Schwangere mit Alkoholabhängigkeit bedürfen einer besonderen Aufmerksamkeit: Ziel ist die ambulante oder stationäre Entwöhnung. Kontaktstellen: Frauen beraten / donum vitae Düsseldorf e.V. Bernburger Str. 44-46 40229 Düsseldorf Tel. 0211-7952300 Fax 0211-7952301 www.duesseldorf.donumvitae.org LVR- Klinikum Düsseldorf Institutsambulanz der Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen Priv.-Doz. Dr. med. Petra Franke Telefon 0211 922-3608 Telefax 0211 922-3615 [email protected] Weitere Adressen: www.bzga.de/infomaterialien/suchtvorbeugung www.frauengesundheitsportal.de www.dhs.de/web/infomaterial/broschueren.php www.embryotox.de Sinnvolle Prävention: Schwangere und Partner so informieren, dass die Nachricht "kein Alkohol in der Schwangerschaft" auch ankommt. Risikoaufklärung und Motivation und professionelle Suchthilfen zur Verfügung stellen. Öffentlichkeitsarbeit (Schule/Betriebe). Flyer http://www.avnr.de/index.php?id=365&type=0&jumpurl=fileadmin%2FDownloads%2FKundenhandzettel_Plakate%2FFlyer_Sie_sind_schwanger.pdf&juS ecure=1&mimeType=application%2Fpdf&locationData=365%3Att_news%3A3509&juHash=be60a98383309595a9a9b137555e32d26ef5f8f7 Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Dr. Tobias Resch Bankstr. 6 Telefon: 0211/22 95 05 20 40476 Düsseldorf [email protected]
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