Projekt: Chinese Working Women Network

Mehr Rechte
für die Arbeiterinnen in China
Arbeiterinnen informieren sich über ihre Rechte. Foto: CWWN
Ethisch Wirtschaften
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Projekt: Chinese Working Women Network
China
In der Nähe einer der zahlreichen Computerfabriken in Shenzhen steht ein
kleiner Büchertisch am Strassenrand. Einige junge Arbeiterinnen bleiben
neugierig stehen. Andere sind schon in die Lektüre vertieft. Was wie eine
gemütliche Freizeitbeschäftigung aussieht, ist für viele der Frauen ein erster
Schritt zu mehr Selbstbewusstsein und gegen die Ausbeutung in den
Fabriken. Denn mit diesem Stand informiert das Chinese Working Women
Network (CWWN) die Frauen über ihre Rechte. Rechte, die ihnen oft
verwehrt bleiben.
Die meisten Arbeiterinnen stammen aus ländlichen Gebieten und suchen
Arbeit bei den grossen Herstellern von Spielzeugen, Textilien oder
Elektronikgeräten. Sie hoffen auf ein Leben über dem Existenzminimum.
Doch der Arbeitsalltag ist hart, insbesondere für Frauen. Dies zeigt auch die
Geschichte von Xiao Wen: Wie viele Frauen leidet sie unter der Mehrfachbelastung als Arbeiterin, Frau und Mutter. Von ihrem Mann missbraucht,
versuchte sie mit ihrem Kind zu fliehen. Doch der Wunsch, dass ihr Kind in
einer «intakten» Familie aufwachsen kann, liess sie umkehren. Heute
arbeitet Xiao Wen weit weg in einer Elektronikfabrik und kann ihr Kind nur an
wenigen Tagen im Jahr sehen.
Wie Xiao Wen arbeiten die Frauen und Männer in den Industriestätten nicht
selten zehn bis zwölf Stunden am Tag und haben kein Anrecht auf ärztliche
Versorgung oder soziale Absicherungen, was gerade bei einer Schwangerschaft zu grossen Problemen führt. Der Grund ist das Sozialsystem Chinas,
welches die Sozialleistungen nur am vorgeschriebenen Wohnsitz erbringt.
Projekt
Brot für alle engagiert sich gemeinsam mit CWWN für die Rechte der
Arbeiterinnen. Das Netzwerk vermittelt zwischen Hochschulaktivisten,
Arbeitenden, NGOs, Konsumenten und der Politik. So schafft sie ein
Verständnis zwischen den verschiedenen Gruppen, um die Arbeitssituation
der Fabrikarbeiterinnen zu verbessern. Konkrete Unterstützung erhalten die
© Wikipedia
Dauer
2014 bis 2016
Projektsumme
Fr. 30 000.- / Jahr
Verantwortung
Daniela Renaud
Kontakt
Brot für alle
Projektauskunft
Maria Dörnenburg
Bürenstrasse 12
3007 Bern
Tel +41(0) 31 380 65 62
Fax +41(0) 31 380 65 64
[email protected]
[email protected]
www.brotfueralle.ch
PC 40-984-9
Frauen vor Ort in zwei Kurszentren. Diese befinden sich im Süden Chinas,
wo viele Elektronikfirmen angesiedelt sind.
In diesen Zentren können die Arbeiterinnen über ihre Arbeitssituation
sprechen, sich vernetzen, von ihren Familien erzählen, ihre Wünsche und
Hoffnungen teilen und ihre Freizeit verbringen. In verschiedenen Kursen
erhalten die Frauen unter anderem Einblick in das chinesische Arbeitsrecht.
Sie lernen, wie sie in ihrer täglichen Arbeit ihre Gesundheit schützen können
und erfahren mehr über die international anerkannten Arbeitsstandards oder
Umwelt- und Sozialrechte.
Die Mitarbeitenden von CWWN stehen vor grossen Herausforderungen. Die
chinesische Regierung setzt NGOs immer stärker unter Druck. Schulungszentren werden geschlossen, Internetseiten gesperrt. Für CWWN ist dies ein
zermürbendes Katz-und-Maus-Spiel. Doch ihre Arbeit ist zentral für die
Frauen.
Xiao Wen hat in ihrem Zentrum nicht nur Unterstützung, sondern auch eine
neue Aufgabe gefunden: Das juristische Wissen in Bezug auf Arbeitsrechte,
das sie sich in den Kursen angeeignet hat, gibt sie heute an andere
Arbeiterinnen weiter. Zudem hat sie ihre persönliche Geschichte in einem
Theaterstück verarbeitet, in dem sie die alltäglichen Probleme der Frauen,
ihre Doppelbelastung durch Arbeit und Familie, die Gesundheitsprobleme
und häusliche Gewalt thematisiert.
Wie Xiao Wen haben schon rund 14 000 Frauen Kurse im Qinghu-Center
der Community School besucht. 37 von ihnen wurden zu Volontärinnen
ausgebildet, die in ihren eigenen Gruppen ihr Wissen weitergeben können.
Projektziele
Aktivitäten im Süden
–
CWWN erarbeitet Materialien für die Schulung von Angestellten zu
Themen wie Arbeitsrechte oder Selbsthilfegruppen.
–
CWWN führt Trainings in den Zentren von Shenzhen durch und baut
ein weiteres Zentrum in Chonqing auf.
Engagement im Norden
–
Um die Arbeitsbedingungen in der Elektronik- und Textilindustrie
flächendeckend zu verbessern, macht Brot für alle die Arbeit von
CWWN in der Schweiz bekannt.
–
Konsumentinnen und Konsumenten werden für die Arbeitsbedingungen
in der chinesischen Textil- und Elektronikindustrie sensibilisiert und
lernen ihre individuellen Handlungsmöglichkeiten kennen.
–
Brot für alle unterstützt CWWN in der aktuellen schwierigen politischen
Situation, bei der die Arbeit von chinesischen NGOs unter Druck steht.
Ihr Beitrag
Mit einer Spende für das Chinese Working Women
Network unterstützen Sie zum Beispiel den Aufbau des
neuen Zentrums in Chongqing.
PC: 40-984-9, Vermerk: CWWN
Brot für alle ist die Entwicklungsorganisation der Evangelischen Kirchen
der Schweiz. Wir bewegen Menschen im Norden zu einer verantwortungsvollen Lebensweise und engagieren uns entwicklungspolitisch für das
Recht auf Nahrung und Ethisch Wirtschaften. Im Süden unterstützen wir
Menschen, sich aus Not und Hunger zu befreien und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Gemeinsam mit Partnern vor Ort zeigen wir
Missstände auf und setzen uns für die Rechte der Betroffenen ein.
Zuletzt geändert am 24.09.2015/dr/md
CWWN (Chinese Working
Women Network) wurde
1996 als Non-ProfitOrganisation in Shenzhen
gegründet mit dem Ziel, die
Lebensbedingungen der
Chinesischen Wanderarbeiterinnen zu verbessern
sowie ihr feministisches
Bewusstsein zu fördern und
ihr Selbstbewusstsein zu
stärken. CWWN wurde von
einer Gruppe rund um Pun
Ngai gegründet. Sie ist
Professorin für Soziologie
an der Technischen Universität in Hongkong.
Zu dieser Gruppe gehören
auch Lehrerinnen, Sozialarbeiterinnen und Gewerkschaftsmitglieder. CWWN
hat grosse und langjährige
Erfahrung im Aufbau von
alternativen Projekten in
China, gestützt auf solider
Recherchearbeit und mittels
Entwicklungstrainings.