Mehr Rechte für die Arbeiterinnen in China Arbeiterinnen informieren sich über ihre Rechte. Foto: CWWN Ethisch Wirtschaften 835.8014 Projekt: Chinese Working Women Network China In der Nähe einer der zahlreichen Computerfabriken in Shenzhen steht ein kleiner Büchertisch am Strassenrand. Einige junge Arbeiterinnen bleiben neugierig stehen. Andere sind schon in die Lektüre vertieft. Was wie eine gemütliche Freizeitbeschäftigung aussieht, ist für viele der Frauen ein erster Schritt zu mehr Selbstbewusstsein und gegen die Ausbeutung in den Fabriken. Denn mit diesem Stand informiert das Chinese Working Women Network (CWWN) die Frauen über ihre Rechte. Rechte, die ihnen oft verwehrt bleiben. Die meisten Arbeiterinnen stammen aus ländlichen Gebieten und suchen Arbeit bei den grossen Herstellern von Spielzeugen, Textilien oder Elektronikgeräten. Sie hoffen auf ein Leben über dem Existenzminimum. Doch der Arbeitsalltag ist hart, insbesondere für Frauen. Dies zeigt auch die Geschichte von Xiao Wen: Wie viele Frauen leidet sie unter der Mehrfachbelastung als Arbeiterin, Frau und Mutter. Von ihrem Mann missbraucht, versuchte sie mit ihrem Kind zu fliehen. Doch der Wunsch, dass ihr Kind in einer «intakten» Familie aufwachsen kann, liess sie umkehren. Heute arbeitet Xiao Wen weit weg in einer Elektronikfabrik und kann ihr Kind nur an wenigen Tagen im Jahr sehen. Wie Xiao Wen arbeiten die Frauen und Männer in den Industriestätten nicht selten zehn bis zwölf Stunden am Tag und haben kein Anrecht auf ärztliche Versorgung oder soziale Absicherungen, was gerade bei einer Schwangerschaft zu grossen Problemen führt. Der Grund ist das Sozialsystem Chinas, welches die Sozialleistungen nur am vorgeschriebenen Wohnsitz erbringt. Projekt Brot für alle engagiert sich gemeinsam mit CWWN für die Rechte der Arbeiterinnen. Das Netzwerk vermittelt zwischen Hochschulaktivisten, Arbeitenden, NGOs, Konsumenten und der Politik. So schafft sie ein Verständnis zwischen den verschiedenen Gruppen, um die Arbeitssituation der Fabrikarbeiterinnen zu verbessern. Konkrete Unterstützung erhalten die © Wikipedia Dauer 2014 bis 2016 Projektsumme Fr. 30 000.- / Jahr Verantwortung Daniela Renaud Kontakt Brot für alle Projektauskunft Maria Dörnenburg Bürenstrasse 12 3007 Bern Tel +41(0) 31 380 65 62 Fax +41(0) 31 380 65 64 [email protected] [email protected] www.brotfueralle.ch PC 40-984-9 Frauen vor Ort in zwei Kurszentren. Diese befinden sich im Süden Chinas, wo viele Elektronikfirmen angesiedelt sind. In diesen Zentren können die Arbeiterinnen über ihre Arbeitssituation sprechen, sich vernetzen, von ihren Familien erzählen, ihre Wünsche und Hoffnungen teilen und ihre Freizeit verbringen. In verschiedenen Kursen erhalten die Frauen unter anderem Einblick in das chinesische Arbeitsrecht. Sie lernen, wie sie in ihrer täglichen Arbeit ihre Gesundheit schützen können und erfahren mehr über die international anerkannten Arbeitsstandards oder Umwelt- und Sozialrechte. Die Mitarbeitenden von CWWN stehen vor grossen Herausforderungen. Die chinesische Regierung setzt NGOs immer stärker unter Druck. Schulungszentren werden geschlossen, Internetseiten gesperrt. Für CWWN ist dies ein zermürbendes Katz-und-Maus-Spiel. Doch ihre Arbeit ist zentral für die Frauen. Xiao Wen hat in ihrem Zentrum nicht nur Unterstützung, sondern auch eine neue Aufgabe gefunden: Das juristische Wissen in Bezug auf Arbeitsrechte, das sie sich in den Kursen angeeignet hat, gibt sie heute an andere Arbeiterinnen weiter. Zudem hat sie ihre persönliche Geschichte in einem Theaterstück verarbeitet, in dem sie die alltäglichen Probleme der Frauen, ihre Doppelbelastung durch Arbeit und Familie, die Gesundheitsprobleme und häusliche Gewalt thematisiert. Wie Xiao Wen haben schon rund 14 000 Frauen Kurse im Qinghu-Center der Community School besucht. 37 von ihnen wurden zu Volontärinnen ausgebildet, die in ihren eigenen Gruppen ihr Wissen weitergeben können. Projektziele Aktivitäten im Süden – CWWN erarbeitet Materialien für die Schulung von Angestellten zu Themen wie Arbeitsrechte oder Selbsthilfegruppen. – CWWN führt Trainings in den Zentren von Shenzhen durch und baut ein weiteres Zentrum in Chonqing auf. Engagement im Norden – Um die Arbeitsbedingungen in der Elektronik- und Textilindustrie flächendeckend zu verbessern, macht Brot für alle die Arbeit von CWWN in der Schweiz bekannt. – Konsumentinnen und Konsumenten werden für die Arbeitsbedingungen in der chinesischen Textil- und Elektronikindustrie sensibilisiert und lernen ihre individuellen Handlungsmöglichkeiten kennen. – Brot für alle unterstützt CWWN in der aktuellen schwierigen politischen Situation, bei der die Arbeit von chinesischen NGOs unter Druck steht. Ihr Beitrag Mit einer Spende für das Chinese Working Women Network unterstützen Sie zum Beispiel den Aufbau des neuen Zentrums in Chongqing. PC: 40-984-9, Vermerk: CWWN Brot für alle ist die Entwicklungsorganisation der Evangelischen Kirchen der Schweiz. Wir bewegen Menschen im Norden zu einer verantwortungsvollen Lebensweise und engagieren uns entwicklungspolitisch für das Recht auf Nahrung und Ethisch Wirtschaften. Im Süden unterstützen wir Menschen, sich aus Not und Hunger zu befreien und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Gemeinsam mit Partnern vor Ort zeigen wir Missstände auf und setzen uns für die Rechte der Betroffenen ein. Zuletzt geändert am 24.09.2015/dr/md CWWN (Chinese Working Women Network) wurde 1996 als Non-ProfitOrganisation in Shenzhen gegründet mit dem Ziel, die Lebensbedingungen der Chinesischen Wanderarbeiterinnen zu verbessern sowie ihr feministisches Bewusstsein zu fördern und ihr Selbstbewusstsein zu stärken. CWWN wurde von einer Gruppe rund um Pun Ngai gegründet. Sie ist Professorin für Soziologie an der Technischen Universität in Hongkong. Zu dieser Gruppe gehören auch Lehrerinnen, Sozialarbeiterinnen und Gewerkschaftsmitglieder. CWWN hat grosse und langjährige Erfahrung im Aufbau von alternativen Projekten in China, gestützt auf solider Recherchearbeit und mittels Entwicklungstrainings.
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