Forellen sind nicht einfach Forellen
Unterschätzte Vielfalt
© B. Gysin
Eine komplizierte Verwandtschaft
Folgenschwere Vermischung
Vielfältige Erscheinung
Die in der Schweiz - dem Wasserschloss Europas entspringenden Flüsse entwässern in verschiedene
Meere: Atlantik, Schwarzes Meer, Mittelmeer. Jeder
dieser Flüsse beherbergt mindestens eine eigene Forellenart. Dadurch ist die Schweiz Heimat von fünf Forellenarten: Atlantische Forelle (Bach- und Seeforelle),
Doubsforelle, Marmorata, Adriatische Forelle, Donauforelle.
In den letzten Jahrzehnten wurden Forellen zwischen verschiedenen Gewässern hin
und her bewegt. Insbesondere Bachforellen
(aus dem Rhein-Einzugsgebiet) wurden in
Heutige Verbreitung der Forellenarten in der Schweiz. Ob die
Donauforelle in der Schweiz noch vorkommt, ist ungewiss.
andere Gebiete ausgebracht. Dort verdrängten
sie die lokalen, heimischen Forellen. Eine Folge davon
ist, dass von den Schweizer Forellen nur die Bachforelle nicht vom Aussterben bedroht ist.
Durch Grundwasser gespiesene Gewässer unterscheiden sich von denjenigen, die mit Oberflächenwasser
gespiesenen sind, durch einen stabileren Abfluss und
durch geringere Temperaturschwankungen.
Sämtliche in der Schweiz heimischen Forellen gehören
zur Gattung Salmo. Mit den künstlich in die Schweiz
eingeführten Regenbogenforellen, Bachsaibling und
Namaycush sind sie nur entfernt verwandt.
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Möglicherweise auf Grund des übermässigen Besatzes
ist auch die Bachforelle selber potenziell gefährdet.
Durch den Besatz wurden Fische ausgebracht, die
nicht an den lokalen Lebensraum angepasst sind. Die
grössten Überlebenschancen in einem Gewässerabschnitt haben die Fische der lokal heimischen Population, welche sich über Generationen an ihren Lebensraum angepasst haben. Diese Fische kommen mit ihrer Umwelt besser zurecht als durch Besatz eingesetzte, nicht angepasste, Fische.
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Seeforellen
Forscher konnten zeigen, dass sich die Forellen in diesen beiden Gewässertypen in vielerlei Hinsicht unterscheiden. Forellen in Grundwasserbächen haben eine
dunklere bräunlichere Färbung, und sind Nahrungsspezialisten. Forellen in mit
Oberflächenwasser gespiesenen Bächen haben hingePrächtig gefärbte Forelle aus einem mit Obergen eine hellere, silberne
flächenwasser gespiesenen Bach
Färbung und sind Nahrungsgeneralisten.
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Forellen sind aber generell sehr variabel in der Färbung. So können im selben Bach unterschiedliche
Farbvarianten vorkommen.
Farbunterschiede im selben Bach
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Seeforellen unterscheiden sich
zwar äusserlich stark von den
Bachforellen, gehören jedoch zur
selben Art (Salmo trutta).
Ein Teil der Jungforellen wandert in den See ab und
wird zu Seeforellen. Forscher vermuten, dass sowohl
Gene ('Wandergene') als auch Umweltbedingungen
(z. B. Nahrungsangebot) einen Einfluss darauf haben,
ob eine Forelle sich zu einer abwandernden Seeforelle
entwickelt oder als Bachforelle im selben Gewässer
bleibt.
Bei der Bewirtschaftung von See- und Bachforellen ist
es ganz wichtig, dass keine Forellen aus anderen Bächen eingesetzt werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Überlebenswahrscheinlichkeit aller Forellen im Gewässer deutlich
sinkt. Insbesondere falls die
eingesetzten Forellen sich mit
der lokalen Population verpaaren, haben deren Nachfahren eine geringere Überlebenswahrscheinlichkeit.
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Ursprüngliche Verbreitung der Forellenarten in der Schweiz.
Forellen-Larven
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Saprolegnia (Saprolegnia parasitica)
Bachforellenfischerei
Seit 2009 werden am Doubs regelmässig Fischsterben
beobachtet. Schuld daran ist der Pilz Saprolegnia. Befallene Fische werden vor allem an Kopf und Flossen
von einer dicken Pilzschicht bedeck. Der Pilz verbreitet
sich aber auch innerhalb des Körpers und führt häufig
zum Tod. Meldungen von Saprolegnia-Beobachtungen
gibt es mittlerweile auch von anderen Gewässern wie
z. B. der Lorze (Kanton Zug). Neben Forellen sind
auch Äschen und Schmerlen betroffen.
Die Bachforelle hat für die Fischerei im Kanton Schwyz
eine grosse Bedeutung.
In den letzten Jahrzehnten wurde – wie in der ganzen
Schweiz – ein Rückgang der Forellenfänge beobachtet. Seit 1980 hat sich der Fang um etwa zwei Drittel
reduziert. Forscher führen den schweizweiten Fangrückgang neben einer geringeren Befischung auch auf
einen Bestandesrückgang zurück. Verantwortlich dafür
dürften vorwiegend die schlechte Situation der Lebensräume, die Krankheit PKD sowie eine die genetischen
Grundlagen missachtende Besatzwirtschaft sein.
Eingeschleppt wird Saprolegnia wahrscheinlich durch
den Menschen. Die Erreger können an Stiefeln, Fischereigerätschaften, Wanderschuhen oder Kanus von
einem Gewässer ins Nächste transportiert werden.
Aber auch Köderfische und Besatzfische sind mögliche
Übertragungswege.
Mit Saprolegnia befalllene Bachforellen.
Konzept und Bearbeitung: Fischwerk Luzern, August 2015
1000
20
500
10
Jahr
2010
2005
2000
0
1995
0
1990
2013
2012
30
1985
Verbreitung Bachforellen © Kanton Schwyz
Hintergrund © Bundesamt für Landestopografie
andere Arten
1500
1980
Bach-/Seeforelle
2011
2010
2009
0
40
1975
Forellenfang in Schweize
BAFU, 2010
Jahr
Fang Angelf
1970
1971
2008
Fang [1000 Stück]
50
2000
1970
© FIWI
100
Fang Schweiz [1000 Stück]
Fangzahlen pro Jahr Kanton Schwyz
Um die weitere Ausbreitung einzudämmen, müssen die verwendeten Gerätschaften desinfiziert oder
zumindest gut getrocknet werden.
Fang Kt. Schwyz [1000 Stück]
Durch die Erwärmung unserer Bäche auf Grund der
Klimaerwärmung könnte die Forelle in den nächsten
Jahren weiter in Bedrängnis geraten.
Forellenfang in Schweizer
For
Fliessgewässern
(nur Angelfischerei)
Quelle: BAFU, 2010
Salmonidenfang im Kanton
Salm
Schwyz (97 % Bachforellen)