Ein Beispiel zur Situation der ursprünglichen Bachforellen-population in Kärnten Aus: Wolfgang HONSIG-ERLENBURG & Klaus KUGI Im Bundesland Kärnten kann die donaustämmige Bachforelle als autochthon angesehen werden. Durch Fischbesatz, vor allem seit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die heimischen Populationen insbesondere mit atlantischstämmigen Bachforellen durchmischt, sodass heute kaum mehr eine Population zu finden ist, die zu 100 % donaustämmig ist. Im Zuge eines Projektes, welches gemeinsam vom Naturschutzbund Kärnten, dem Amt der Kärntner Landesregierung, dem Naturwissenschaftlichen Verein und der Universität Graz durchgeführt wurde, wurde die DNA von 10 Bachforellenpopulationen aus Bächen untersucht, von denen angenommen wurde, dass dort nie ein Fischbesatz stattgefunden hat und die durch das Vorhandensein natürlicher oder künstlicher Aufstiegshindernisse vom Unterlauf her von wandernen Fischen nicht erreichbar sind: Eine einzige Population wurde in einem Bach des Unteren Gailtals gefunden, die zu 100 % donaustämmiges Erbmaterial besitzt (Da-9). Zur Erhaltung deses Gen-Pools wurde das Gewässer vom Naturschutzbund Kärnten angepachtet. Erkenntnisse/Ausblick aus diesem Projekt: Letzendlich gibt es zwar keine sogenannte „Urforelle“, die sich ideal für Besatzmaßnahmen quer durch ganz Österreich anbietet. Bachforellen leben in zahlreichen kleinen Populationen, jede davon ist bestens an ihre spezifischen Umweltbedingungen angepasst. Trotz intensiver Bewirtschaftung mit nichtheimischen Bachforellen, existieren noch einige „reine“ Donaustämme in Österreich, v.a. in sehr isolierten kleinen Gewässern. Um die Anpassungsfähigkeit von Bachforellen an unsere unterschiedlichen Umweltbedingungen zu erhalten, sollte der Besatz mit Stämmen außerhalb des Einzugsgebietes unbedingt vermieden werden. Nicht angepasste Besatzfische sterben zu mehr als 90 % nach einem Jahr oder wandern ab (Holzer et al 2005). Ein kleiner Teil , überlebt aber und nimmt am Laichgeschäft teil. So wird das Erbgut der noch vorhandenen autochthonen Stämme mit nicht absehbaren Folgen für die nächsten Generationen verändert. Die ursprünglich heimische Bachforelle ist sehr gut an die jeweiligen okologischen Faktoren ihrer Stammgewässer angepasst und hat somit die besten Überlebenschancen. Autoren: Weiss Steven, Assoc. Prof. Karl-Franzens University Graz, Graz Austria; IUCN Focal Point Authotity for Salmonid Fishes in Eurasie Belanyecz Helmut, ÖKF Österreichisches Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz Behr Sonja, ÖKF Österreichisches Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz Referenzen: Laikre (1999) Conservation Genetic Management of Brown Trout (Salmo trutta) in Europe Report by the Concerted Action on Identification, Management and Expoitation of Genetic Resources in the Brown Trout (Salmo trutta) (EU FAIR CT 97-3882) EU-Project: TroutExamInvest – Die “Urforelle”,2008, N. Medgyesy Honsig-Erlenburg Wolfgang, Amt der Kärntner Landesregierung, Landesfischereiinspektor Kärnten, Fischereisachverständiger Kugi Klaus, Österreichischer Naturschutzbund Kärnten/Austria @ Jean-Martin Fierz (FIBER/CH) Ein Positionspapier der Europäischen Anglerallianz, übersetzt von Sonja Behr @ Florian Jurgeit NP Hohe Tauern/A European Anglers Alliance Rue du Luxembourg 47 1050 Brussels Belgium Tel: +32 (0)2 286 5956 Fax: +32 (0)2 732 5958 E-mail : [email protected] Web: www.eaa-europe.eu EAA, The European Anglers Alliance ist ein Zusammenschluss von 14 nationalen Fischereiverbänden und repräsentiert die Interessen von mehr als 3 Millionen Angelfischern EU-weit. Ihr Ansprechpartner in Österreich: ÖKF Österreichisches Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz A-1230 Wien, Breitenfurter Strasse 335 A-1230 Wien Tel: 01 869 53 00 Fax: 01 869 53 39 E-mail: [email protected] www.oekf.at, www.fischerei-dachverband.at Dachverband Österreichischer Fischereivereine und Angler Mitglied der EAA, Europäischen Anglerallianz Donaustämmige Bachforelle in den Flüssen und Bächen der Alpen Grundsatzerklärung zum Schutz der donaustämmigen Bachforelle Unsere Forderungen: Erhalt der ursprünglichen und lokalen Die Bachforelle Salmo trutta ist einer der Obwohl die Wissenschaft sich ständig bedeutendsten Süßwasserfische in Europa. 1 Besonders akut wirkt sich dies in der Alpenregion Fischbestände, der donaustämmigen weiterentwickelt und sich immer wieder neue aus, wo gezüchtete (atlantischstämmige) Bachforelle in unseren Gebirgsflüssen. Eine spezielle Unterart ist die donaustämmige Details und Erkenntnisse zur Genetik und Bachforellen in großem Maße frei gesetzt werden. Bachforelle, die im gesamten Donauraum Entwicklung der Bachforelle ergeben, bleiben Sowohl Eier als auch Jungfische von diversen mitsamt seinen Zubringerflüssen beheimatet die grundlegenden Managementempfehlungen (autochthon) ist. aus diesem Bericht gültig: In vielen europäischen Flüssen wird die Grenzen gehandelt. Umfassende wissenschaftliche Aufzeichnungen zeigen die wirtschaftliche Ineffizienz 1. Dementsprechend, darf die Bachforelle bewirtschaftet, das bedeutet von Bachforelle nicht als genetische der Fischerei ausgesetzt bzw. ausgewildert Einheit betrachtet werden. und geschützt. genetische Ursprungsstämmen werden frei über EU- 2 3 als auch die ökologische Unwirksamkeit dieser Maßnahmen. 2. Darüber hinaus sollte die Basis für die 1. Stopp der Besatz-, Schutz- und Managementmaßnahmen von atlantischstämmigen Bachforellen, zumindest in den Gewässern, wo noch die ursprünglich heimische donaustämmige Bachforelle zu finden ist. 2. Anpassung der Management-Praktiken, Das Projekt TROUTCONCERT (EU FAIR CH Bewirtschaftung und für den Schutz Obwohl die atlantischstämmige Bachforelle durch gemäß der Empfehlungen des EU- 97-3882) fasste wissenschaftliche der autochthonen Bachforelle immer Aufzucht und Handel von Besatzfischen immer mehr Projekts TROUTCONCERT : Erkenntnisse über die Genetik der die heimische autochthone in Österreichs Flüssen zu finden ist, war es möglich, unterschiedlichen Bachforellenarten (Laikre Unterart sein, so z.B. in Österreich die typische donaustämmige Bachforelle noch in der 1999) aus Untersuchungen in über 12 die donaustämmige und nicht die Ländern zusammen. atlantische Bachforelle. 3 3 Obwohl fast alle europäischen Genetiker hier (in Blühnbach, Lohnbach, Gossenkollersee und gleichen Flusseinzugsgebietes, Anrasersee) zu finden. Weitere Besatzmaßnahmen bevorzugt sogar aus Laichmaterial aus demselben Fluss • die natürliche Reproduktion Bachforelle bis zu einem gewissen Maße durchaus das EU-Recht zum grenzüberschreitenden (Vermehrung) mangels ökologischen natürlich ausgebreitet haben (z.B. im späten Post4 Potenzials, wie Laichplätzen und Pleistozän), der Großteil stammt aber sicherlich aus veränderten Lebensraumbedingungen Fischzuchten und dem europaweiten Handel. nicht möglich ist. • 5 Der Einsatz von Zuchtfischen sollte auf Gewässer beschränkt werden, wo Bachforelle. Zwar kann sich die atlantische Management-Praktiken oft unbeachtet. Auch diesen Erkenntnissen. Besatzfischen als Zuchtanlagen des gefährden die heimische donaustämmige ergebnisse bei Auswilderungs- bzw. Verwendung von Zucht- bzw. oberen Donau und auch einige isolierte Vorkommen mit nichtheimischen genetischen Bachforellenarten übereinstimmen, bleiben diese Forschungs- Handel mit lebenden Forellen widerspricht • Zuchtbestände sollten dieselben So muss der Einsatz von genetisch nichtheimischen genetischen Grundlagen wie die Bachforellen für ein nachhaltiges erfolgsorientiertes ursprünglich heimischen Bestands- und Schutzmanagement dringenst Fischbbestände aufweisen, z.B. durch überdacht werden, zumal es sich auch noch als Aufzucht von Eimaterial aus lokalen wirtschaftlich und ökologisch ineffizient (Weiss & heimischen Fischbeständen. Schmutz 1999 a, b) erwiesen hat. Ein Überblick über die Donau und einige der größten Nebenflüsse in Österreich. Die Mur mündet in die Drau, bevor sie die Donau bei Flusskilometer 1367 in Kroatien erreicht. 6 1. Bachforellenpärchen (Rogner und Milcher) auf der Suche nache einem geeigneten Laichplatz 2. Bachforelleneier 3. Laichplatz von Bachforellen, Bild 1 – 3 @ Jean-Martin Fierz (FIBER/CH) 4.5.6. Aus dem Projekt “Trout ExamInvest” im Nationalpark Hohe Tauern zur Entwicklung von Schutzstrategien, Bilder 4-6 @ Florian Jurgeit NP Hohe Tauern
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