Erfahrungsbericht: Mein Auslandssemester in Südafrika (Universität Stellenbosch) Vorbereitung: Die Vorbereitung meines Auslandssemesters erforderte viel Zeit und Geduld. Wenn du dein Auslandssemester im 5. Semester planst solltest du dich bereits im 3. Semester über die Möglichkeiten eines Auslandsaufenthaltes informieren. Welche Partneruniversitäten hat meine Universität? Welche finanzielle Unterstützung kann ich während meines Auslandssemesters in Anspruch nehmen? In welchem Land würde ich gerne studieren? An den meisten Universitäten ist es so, dass die Anmeldefrist für das Auslandssemester im 3. Semester sind, somit muss man sich 1 Jahr im Voraus Gedanken über sein Auslandssemester machen. Für die Bewerbung von Stipendien hat man in der Regel ein wenig mehr Zeit, jedoch sollte man auch dies rechtzeitig machen, da oftmals noch eine Reihe an Dokumenten erforderlich ist, die eventuell noch beschaffen werden müssen. Es war mir eine große Hilfe Studenten aus höheren Semestern zu fragen, wie sie sich auf das Auslandssemester vorbereitet haben oder welche Schritte in dieser Phase wichtig sind. Der größte Kampf war jedoch der Antrag auf ein Studentenvisum. Da die südafrikanische Regierung die Gesetze zur Einwanderung immer mehr verstärkt hatte ich das Gefühl, dass mir der Antrag auf ein Visum in Südafrika nicht einfach gemacht wurde. Für das Visum sind sehr viele Dokumente erforderlich (Führungszeugnis, Röntgenbericht, Gesundheitszeugnis etc.) somit nochmal ein Plädoyer an die frühzeitige Planung. Obwohl ich meine Dokumente fristgerecht eingereicht habe, wurden sie mir immer wieder zurückgeschickt, obwohl sie alle erforderlichen Dokumente erhalten haben. Mal war die Unterschrift zu klein, mal war sie zu groß. Und somit habe ich sehr viel Zeit verloren und hatte Angst, dass ich mein Visum bis zu meinem Abflugstag nicht erhalte, jedoch kam das Visum zum Glück noch ein paar Tage vor meinem Abflug an. Also versucht euch sehr früh um euer Visum zu kümmern, und versucht nicht in der Botschaft anzurufen, denn dort wird einem nur gesagt, dass sie keine Auskunft über den Bearbeitungsstand geben könnten. Und versucht immer geduldig zu bleiben, am Ende klappt dann doch alles irgendwie! Da es ratsam ist sich in Südafrika ein Auto zu mieten, müsst ihr euch auch um den internationalen Führerschein kümmern, dies dauert jedoch meist nur maximal 2 Wochen. Desweiteren solltet ihr euch Gedanken machen, wie ihr im Ausland Geld abheben wollt. Ich habe die Kreditkarte meines comdirect Kontos genutzt, wobei dort mittlerweile auch Gebühren für die Barauszahlung berechnet werden, jedoch sind es glaube ich nur 1-2%. Soweit ich weiß, kann man mit dem DKB Konto weltweit kostenlos Bargeld abheben. Auch wenn du in deinem Studium kein Bafög beziehst, kannst du speziell für dein Auslandssemester Auslandsbafög beantragen, welches unabhängig vom normalen Bafög ist. Da im Auslandssemester oftmals hohe Kosten entstehen, ist es ratsam Auslandsbafög zu beantragen. Zudem hat mir die finanzielle Unterstützung von PROMOS sehr weitergeholfen. Meine Zeit in Südafrika Im Gegensatz zu vielen anderen Kommilitionen, wollte mich vor meinem Auslandssemester noch nicht festlegen wo genau ich wohnen werde. Somit bin ich in Südafrika angekommen und habe mir meinen Studienort Stellenbosch als auch Kapstadt (50km entfernt von Stellenbosch) genau angeschaut um zu schauen, mit welcher Stadt ich mich wohler fühle. Da ich nur 3 Tage in der Woche zur Universität musste, habe ich mich entschieden in Kapstadt zu wohnen. Somit war ein Mietwagen notwendig für mich und wenn ich nicht in der Rush Hour gefahren bin, habe ich auch nur 40 min bis nach Stellenbosch gebraucht. Zudem war Kapstadt für mich praktischer, weil ich nebenbei noch als Volunteer in einer NGO dort gearbeitet habe. Da Stellenbosch eine kleine und wirklich schöne Stadt ist, ist es möglich alles mit dem Fahrrad zu erreichen. Nur nachts sollte man nicht alleine durch die Straßen fahren, sondern immer mindestens zu dritt sein. Die Universität Stellenbosch vermietet auch zahlreiche Fahrräder für das Semester, sodas man sich kein Fahrrad kaufen muss. Der Campus von der Universität Stellenbosch ist sehr schön und bietet wirklich alles was das Herz begehrt. Es gibt zahlreiche Sportmöglichkeiten und durch die zentrale Lage, sind alle Einkaufsläden geschwind zu erreichen. Darüber hinaus gibt es auch direkt auf dem Campus eine kleine Mall, in der es einen günstigen Food Court und sogar ein Kino gibt. Wie man bereits erkennen kann, unterscheidet sich das Campusleben in Stellenbosch schon sehr von dem Campusleben in Deutschland. Es gleicht eher dem amerikanischen Campusleben, wo sehr viel Freizeitleben in der Universität bzw. auf dem Campus stattfindet. Euch wird garantiert nicht langweilig auf dem Campus!! Es gehört auch fast zur Normalität, dass man sich in das Campusleben einfügt, sich engagiert und Teil der Universität wird. Und auch generell, wird euch in Südafrika nicht langweilig warden, insbesondere wenn ihr ein Fan von Outdoorsport seid. Es gibt Kitesurfen, Mountainbiking, Paragliding, Hiking, Surfen, Klettern und noch vieles mehr. Und auch für die weniger Aktiven gibt es wunderschöne Orte und Aktivitäten. Ich glaube ich kann die Tage, an denen ich nicht wusste, was ich machen soll an einer Hand abzählen. Die Orientierungswoche solltet ihr auf jeden Fall nicht verpassen! Ihr erhaltet jede Menge Informationen, die sehr nützlich für euren Auslandsaufenthalt in Südafrika sein werden und zudem habt ihr die Möglichkeit internationale Studenten kennenzulernen. Die Betreuung der internationalen Studenten durch das International Office war wirklich hervorragend. Das International Office hat sich immer sehr schnell zurück gemeldet und war wirklich äußerst hilfsbereit. Während meines Auslandssemesters habe ich 2 IPSU Kurse gewählt, die speziell für internationale Studenten sind. Die IPSU Kurse sind immer auf Englisch und es sind meist kleine Gruppen, eher wie Seminargruppen. Man kann sowohl IPSU Kurse als auch Mainstream Kurse wählen, wobei der Arbeitsumfang bei den Mainstream Kursen erheblich höher ist. Jedoch sollte man sich nicht zu sehr auf seine Kurswahl, die man in seinem Heimatland getroffen hat verlassen. Bei meiner Kursauswahl in Stellenbosch gab es dann meine angedachten Kurse doch nicht für das momentane Semester, sodass ich andere Kurse wählen musste, die jedoch auch sehr interessant waren. Die Prüfungsleistungen in den IPSU Kursen sind nicht immer Klausuren, oftmals muss man auch mehrere Hausarbeiten während des Semesters schreiben oder ein Projekt leiten. Somit sind diese Kurse sehr vielfältig. Jedoch ist der Nachteil bei den IPSU Kursen, dass man nur mit internationalen Studenten zusammenarbeitet und nicht mit südafrikanischen Studenten. Unterkunft In Stellenbosch gibt es zahlreiche Studentenwohnheime, die Zimmer für ein Semester anbieten. Sollte man jedoch nicht in ein Studentenwohnheim ziehen wollen, so kann man sich entweder in der Orientierungswoche mit einigen anderen internationalen Studenten zusammenfinden und nach einem Haus oder einer Wohnung suchen oder man probiert es über Gumtree. Über Gumtree kann man sowohl Häuser, Wohnungen als auch einzelne Zimmer finden. Die Preise gleichen oftmals den deutschen Wohnungs- bzw. Zimmerpreisen. In Kapstadt ist es wesentlich schwieriger eine Wohnung in guter Lage zu finden, jedoch werden die Angebote für Studentenzimmer auch immer mehr. In Kapstadt ist empfehlenswert in den Stadtteilen: Tamboerskloof, Gardens, Sea Point oder Oberservatory (Studentenviertel, jedoch weiter weg vom Stadtkern) zu wohnen. Es gibt auch einige Langzeit-Hostels, wo man mit meheren Leuten über mehere Monate wohnen kann. Ich habe die ersten 4 Wochen auch in einem Hostel gewohnt, bevor ich eine Wohnung gefunden habe. Es gibt zahlreiche Hostels, die dir einen fairen Preis anbieten. In Kapstadt kann ich die Hostels Once in Cape Town oder The Backpack empfehlen. Wie bereits vorher schon erwähnt, ist es in Südafrika ziemlich schwer ohne Auto auszukommen, besonders als Frau. Die öffentlichen Verkehrsmittel wie beispielsweise der MyCiti Bus in Kapstadt ist sehr gut, wenn man jedoch in eine andere Stadt fahren möchte, ist es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln eher schwierig. Das Bahnsystem in Südafrika ist leider noch nicht sehr fortgeschritten, und somit haben die Züge enorme Verspätung und zu bestimmten Zeiten ist es auch nicht sonderlich empfehlenswert mit dem Zug zu fahren. Wenn man jedoch nicht regelmäßig pendeln muss, dann kann man schon mal den Zug benutzen. Fahrrad fahren ist eher unüblich in Kapstadt, dafür aber in Stellenbosch umso beliebter. Besonders abends oder nachts ist es gut mit dem Taxi zu fahren um nichts zu riskieren. In größerer Gruppe ist es aber auch vollkommen in Ordnung nach Hause zu laufen. Die Taxikosten sind hier sehr fair. Nach der Rückkehr Da ich meine angedachten Kurse dort nicht wählen konnte, kann ich meine belegten Kurse nur als Nebenfach anrechnen lassen, was für mich aber auch vollkommen in Ordnung ist. Deswegen ist es wichtig: Falls ihr bestimmte Studienleistungen unbedingt benötigt, informiert euch und sichert euch doppelt ab, dass es eure Kurse auch in dem relevanten Semester gibt. Südafrika ist ein unglaublich interessantes Land, welches meiner Meinung nach aber stets noch im Schatten seiner Vergangenheit lebt. Obwohl die Apartheid seit ca. 20 Jahren vorbei ist, merkt man, dass der Post-Apartheids-Prozess noch sehr lange dauern wird. Wenn man in Stellenbosch oder Kapstadt wohnt hat man schnell das Gefühl in Europa zu wohnen, deshalb rate ich euch, dass ihr euch bewusst Zeit für die süafrikanische Kultur und die Geschichte nehmt und somit auch die “andere” Seite des Landes seht. Fazit Mein Aufenthalt in Südafrika war sehr inspirierend und ich würde es gegen nichts in der Welt eintauschen wollen. Es war herausfordernd sich in einer neuen Kultur zurechtzufinden und einzuleben, doch durch den europäischen Einfluss in Südafrika ist es mir relative schnell gelungen. Obwohl die aktuelle politische Situation nicht optimal ist, ist mir die Hilfsbereitschaft und die Offenheit der südafrikanischen Menschen sehr ans Herz gewachsen. Für mich war es inbesondere sehr spannend mitten in der Post-Apartheids-Phase zu sein und zu erfahren wie gespalten diese Gesellschaft doch noch ist. Ich denke, meine Wahl fiel auf Südafrika, weil es ein Land ist das unglaublich viel zu bieten hat. Es gibt wunderschöne Landschaften und Natur, verschiedene Kulturen und Religionen treffen aufeinander, ehemalige Apartheids-Gesellschaft und noch vieles mehr. Aber auch was mein Studium betrifft hat es mich sehr nach vorne gebracht. Es hat mir mein Studienfach Psychologie aus einer anderen Perspektive gezeigt und ein Spektrum an neuen beruflichen Möglichkeiten aufgezeigt. Durch meine Arbeit in einer NGO konnte ich einen Einblick in die NGO-Arbeit als auch in die Betreuungsarbeit mit traumatisierten Kindern erlangen. Ein Auslandssemester in Südafrika ist wirklich mehr als empfehlenswert.
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