SCHWEIZER EISENBAHN-REVUE 1 1/2016 1 "\.~,... P..._.,,., - ~· - ' \ .·· ~. ..._.___ . .. " - .1.. , ..: . .: ~ • - __ ' 'J . - i ~ ~ - 1 • L , ~ ,· 1 ! Nach dem TRAVYS-Unfall bei Trois-Villes ................... ~~ ~ -_c_ -,~ -.. - ' .' ~ St. Gallen: ,,Grün" für Durchmesserlinie Spurwechsel der Strecke nach Les Brenets? ~~, 1 1• .J . .. . . ~- .. ....... ETR 470: Sündenbocke oder Kulturgüter? Erkenntnisse zur Entgleisung bei Daillens . " _1_a,..=._ -.. ,._ / : • i ... ' ~ ~ . -- , J - ~ . -~ F~-- - - -fll ." J - ... - { ~· i:'~ ~, t .. . - Ell idêc-1ns • • .:=: Von Bahn 2000 zum Gotthard-Basistunnel ';a ~ ~ • .• ~ • - . ' ·--"{ ' ~ ;, Erster Albula-Gliederzug abgeliefert 1 TGV-Unfall im Elsass Fr. 16.70 EUR 13,40 49 Schweizer Eisenbahn-Revue 1/2016 Spurwechsel zur Zukunftssicherung der Linie Le Locle - Les Brenets Dr. Markus Rieder Centre de Compétence Trafic Régional Rieder (CCRR), Winterthur Ausgangslage Am 29. August 2015 wurde offiziell der 125. Geburtstag der meterspurigen Eisenbahnlinie Le Locle - Les Brenets gefeiert, die auch ais ,,Le Régional " bezeichnet wird . Diese im Neuenburger Jura, auf mehr ais 900 Meter über Meer gelegene , rund 4,2 km lange Regionalverkehrslinie ist seit 65 Jahren elektrifiziert. Bei den Festreden der anwesenden Politiker wurde die Bedeutung der Eisenbahnlinie hervorgehoben und betont ,,qu 'on défendra cette ligne bec et ongles". lm Wissen darum , dass seiche Beteuerungen im Kon fliktfall sehr schnell relativiert werden , hat der Gemeinderat von Les Brenets bereits Anfang 2014 eine Studie zur dauerhaften Sicherung der Linie Le Locle - Les Brenets (LL - LB) in Auftrag gegeben , die auf der Gemeindeseite www.lesbrenets.ch heruntergeladen werden kann. Die Entwicklung der rechtlichen Rahmenbedingungen für Eisenbahnbetriebe der letzten Jahre hat erhebliche Auswirkungen auf Linien mit schwacher Nachfrage, die deren Weiter- betrieb in Frage stellen kbnnen. Dazu gehbren die Umsetzung der am 1. Januar 2004 in Kraft getretenen Bestimmungen über die behindertengerechte Gestaltung des bffentlichen Verkehrs bis zum 31. Dezember 2023 sowie die Anpassung der Abgeltungsverordnung von 2013, die einen Kostendeckungsgrad von 30 % verlangt, wenn erhebliche lnvestitionen in den Betrieb nbtig werden , was mit der Umsetzung des Behindertengleichstellungsgesetzes auf etlichen Reg ionalverkehrslinien der Fall ist (Erhbhung der Perronkanten , behindertengerechte Zugange, behindertengerech tes Rollmaterial) . Für Schmalspurbahnen kommt noch die Forderung zur Nachrüstung der Zugsicherung gemass dem neuen nationalen Standard ZBMS (Zugbeeinflussung Meter- und Spezialspurbahnen) dazu. Diese Rahmenbedingungen haben dazu geführt, dass die Schienenverkehrsangebote einer ganzen Reihe von Regionalverkehrslinien überprüft oder alternative Angebote mit einem besseren Kosten-Nutzen-Verhaltnis gesucht werden , was schliessl ich oft eine Umstellung auf Busbetrieb bedeutet. Die - - - - Bahnlinie Le Locle - Les Brenets Buslinie Les Brenets - Les Pargots - --------- Verlangerung Les Pargots - Villers-le-Lac - - - - SBB/ SNCF-Linie Bahnhof Les Brenets 'L p t • es argo s \ /"'\..... ... ' - - · ···.. / Tu nnel Châtelard (299 m) ··.. / ·\·... / Tunnel Rayat (36 m) \ 1 Tunnel Monterban (721 m) Haltestelle / ~····· ~ Bahnhof ·······.......................... -~ Le Loc le .t<;''~~:f~:· ............ ~ Bah nhof Le Locle-Col-des-Roches - 1000 900 BOO 700 "' ~ [ ,,.. 600 ll 500 : :;: ll 400 ~ 300 283 200 Zeitliche Phasen der Entwicklung von Reg ionalverkehrslinien (Grafik: CCRR). Konstruktion s-Phose Bundesgesetz über den Bou und Betrieb der Eisenbohnen ouf dem Gebiete der schweizerischen Eidgenossenschaft vom 23 . Dezember 1872, Art. 29 lnfrogestellung 0 0- 1. Zyklus der Modern isierung o Bundesgesetz über die Hilfeleistung on private Eiwrnbahn- und Schiffahrbunternehmungen vom o. 6. April 1939 0 0- Konsolidierungs-Phose 0 0- 0 0 0 OO- 1nfrogestellung Il. Zyklus der Modernisierung Bohninfrastrukturfonds (BIF) BV Art. 870, Übergangsbestimmungen ~ 0 Konsolid ierungs-Phose 0 lnfragestellung von Regionalbahnen ist kein neues Phanomen , sondern tritt in zyklischen Abstanden auf (siehe Abbildung oben). Diese lnfragestellung ist gerechtfertigt, wenn sie dazu führt, dass der Status quo überwunden werden kann , und die Bereitschaft bei Bund , Kantonen und Gemeinden vorhanden ist, originelle Lbsungen finanziell mitzutragen. Reine Besitzstandwahrung im Sinne, dass die Bahn zum dekorativen Bestandteil einer Region gehbrt, ist nicht haltbar. Jede Bahnlinie muss den Nachweis einer endogenen Rechtfertigung erbringen , das heisst, sie muss ein reales Bedürfnis abdecken und von der lokalen Bevblkerung tatsachlich genutzt werden. Historischer Abriss Der Ursprung der Linie geht zurück auf das Vorhaben einer normalspurigen Eisenbahnlinie Le Locle - Besançon via Les Brenets , wobei der Lac des Brenets mit einem 150 Meter langen Viadukt überspannt werden sollte. Nachdem sich diese Plane ais nicht realisierbar erwiesen , entschloss man sich zum Bau einer bescheidenen Meterspurbahn, die am 1. September 1890 von der Régional des Brenets (RdB) in Betrieb genommen wurde. Die Strecke besitzt drei Tunnel (Monterban 721 m, Rayat 36 m , Châtelard 299 m) mit einer maximalen Steigung von 30 %0 und zwei Zwischenhalten , Le Chalet und Les Frêtes. lm Erbffnungsjahr kamen zwei dreiachsige Dampflokomotiven mit vier Personenwagen und zwei Güterwagen zum Einsatz. Zwei Jahre spater kam noch eine dritte Lokomotive dazu . Das Verkehrsaufkommen hielt sich in der Anfangsphase auf einem bescheidenen Niveau und war gepragt von Auf- und Ab schwungphasen der Wirtschaft (siehe Abbildung links). 100 1892 1906 1915 1916 1917 1922 1929 Jahr 193 6 1939 1945 1946 1947 1953 Mitte: ÔV-Strecken westl ich von Le Locle (Zeichnung: Schweizer Eisenbahn-Revue). Unten : Die Entwicklung der Fahrgastzahlen auf der Strecke Le Locle - Les Brenets in den ersten 60 Betriebsjahren (Grafi k: CCRR). 50 Schweizer Eisenbahn-Revue 1/2016 Modernes Design auf altem Fahrzeug: der 65jahrige Triebwagen BDe 4/ 4 3 auf dem ehemaligen Normalspurgleis 3 in Les Brenets (Foto: Th. Stolz, 13. Oktober 2011 ). Aufwand realisierbar. 75 Meter lange Perrons waren ohne Schwierigkeiten moglich , aber auch für 150 Meter sind Losungen vorhanden . Die technische Machbarkeit der Umspurung der Linie LL - LB konnte nachgewiesen werden. Aus technischer Sicht stehen dem Vorhaben keine wesentlichen Hindernisse im Weg . Kosten Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die RdB mit der Gesellschaft Pont - Sagne zur Compagnie des Chemins de fer des Montagnes Neuchâteloises (CMN) zusammengeführt. Es sollte nicht die letzte Fusion gewesen sein . 1950 folgte die Elektrifizierung der Strecke mit 1500 V Gleichspannung. Für den Betrieb wurden beim italienischen Triebfahrzeughersteller Reggiane zwei Triebwagen und ein Steuerwagen bestellt, die bis heute einen anstandslosen Betrieb gewahrleisten. Die Streckenhochstgeschwindigkeit wurde nach der Elektrifizierung auf 55 km/h festgelegt. Am 20. November 1991 rutschte bei Km 2.8 eine Stützmauer auf einer Lange von 30 Metern ab. Die Einstellung des Betriebes stand im Raum, konnte aber abgewendet werden , da Bund und Kanton die Wiederherstellung der Strecke für 660 000 Franken finanzierten . Der Betrieb wurde im Juli 1992 wieder aufgenommen. Mit der Vereinfachung der Gleistopologie im Bahnhof von Le Locle wurde es im Jahre 2001 moglich, die Linie um 120 Meter zu verlangern und damit im Bahnhof naher an die Personenunterführung zu rücken. Seit 2009 führt vom Endbahnhof Les Brenets eine Buslinie, die von der Post betrieben wird , bis kurz var die schweizerischfranzosische Grenze , wo sich der grosse Parkplatz ,, Les Pageots" befindet. Ziel dieser Gratis-Buslinie ist es, die Grenzganger zum Umsteigen auf den 6V zu bewegen und zugleich weitere Fahrgaste der Bahn zuzuführen. Mit dem Fahrplan 2016 sollten am Morgen und am Abend jeweils zwei Kurse bis in das angrenzende franzosische Stadtchen Villers-le-Lac mit 4500 Einwohnern verlangert werden. Kurz var Fahrplanwechsel wurde bekannt, dass die Verlangerung der Buslinie zum vorgegebenen Zeitpunkt nicht moglich ist, da das franzosische Departement Doubs die Bewilligung nicht erteilt hat. Seit 2012 wird die Linie LL - LB von den Transports Publics Neuchâtelois (,,transN ") betrieben . Machbarkeit der Umspurung Die Linie LL - LB weist ein werktagliches Verkehrsaufkommen von zirka 450 Personen auf. Dank kompletter Abschreibung von Rollmaterial und lnfrastruktur sowie einem ausserst effizienten Betrieb mit einem Minimum an Persona! ergibt sich ein Kostendeckungsgrad von rund 30 %. Dies gibt Anlass dazu , Strategien zum Fortbestand der Strecke, insbesondere eine effizienzsteigernde Betriebsumstellung , zu prüfen. Das Grundproblem der Linie liegt im lnselbetrieb auf einer ausserst kurzen Strecke. Verschiedene Moglichkeiten wurden schon geprüft, um diese Betriebsform zu überwinden (dritte Schiene bis La Chaux-de-Fonds und Verknüpfung mit den dortigen beiden Schmalspurbahnen , unabhangige meterspurige Linienführung nach La Chaux-de-Fonds, um nicht erschlossene Potentiale ans Schienennetz anzuschliessen). ln einer studentischen Arbeit an der ETH Zürich/IVT wurde die ldee geboren , die Strecke auf Normalspur umzuspuren , womit Les Brenets schliesslich doch noch in das nationale Schienennetz eingebunden würde.1 ln der eingangs erwahnten , von der Gemeinde Les Brenets bestellten Studie wurden kürzlich die technische Machbarkeit einer Umspurung auf Normalspur, die Kosten eines solchen Unterfangens, die Auswirkungen auf das Fahrgastpotential sowie die raumplanerischen Aspekte naher untersucht. Technische Machbarkeit Auf technischer Ebene stellen sich drei wesentliche Hindernisse: - Lichtraumprofil auf der Strecke, bei Durchbrüchen sowie in Tunneln, - minimale Kurvenradien, - erforderliche minimale Perron lange von 150 Metern. Mit Ausnahme der drei Tunnel und einer Strassenunterquerung kann das für Neuanlagen vorgeschriebene Lichtraumprofil EBV 2 eingehalten werden. Das Lichtraumprofil der drei erwahnten Tunnel mit einer Gesamtlange von 1056 Metern ist ungenügend und muss aufgeweitet werden. Es sind rund 18 500 m 3 Gestein zu extrahieren . Ais kritisch ist auch eine Unterquerung der Kantonsstrasse 169 zu betrachten , die im Übergang zu zwei gegenlaufigen Kurvenradien liegt. Dieses Problem kann jedoch mit der ohnehin notwendigen Streckung der Kurvenradien entscharft werden , ohne am Bauwerk selbst Anderungen vornehmen zu müssen . Der minimale Kurvenradius wurde mit 150 Meter festgelegt , um ein uneingeschranktes Befahren der Linie mit allen Regionalverkehrsfahrzeugen zu gewahrleisten. Die heutige Linienführung weist vier Kurvenradien zwischen 90 und 135 Meter auf, die alle gestreckt werden müssen . Dem stehen allerdings keine unüberwindlichen Hindernisse entgegen . Die Regelperronlange im Regionalverkehr von 150 Meter ist nicht an allen drei Haltestellen, insbesondere Le Chalet, ohne erheblichen Bei der Kostenabschatzung wurde der Umbau des Bahnhofs Le Locle ausgenommen , da die dort notigen , sehr geringfügigen Anpassungen im Rahmen der anstehenden Perronerhohung vorgenommen werden konnen. Folgende Elemente wurden in die Kostenberechnung einbezogen: - Abbau der gesamten Strecke inklusive samtlicher Gebaude, - Erstellung von Unter- und Oberbau , - samtliche Bauwerke, - Ersatzverkehr mit Bussen wahrend der Umbauphase von sechs Monaten . Der grosste Einzelposten entsteht durch die Aufweitung des Tunnelprofils, die sich mit rund 10 Millionen Franken niederschlagt. Die Gesamtkosten für das Projekt werden mit 41 Millionen Franken veranschlagt, das heisst rund 10 Millionen Franken pro Kilometer. Potential Die Potentialberechnung einer umgespurten Linie Les Brenets - Le Locle mit bis mindestens La Chaux-de-Fonds verlangerten Zügen basiert auf einer Fahrgastzunahme von 12 % . Entscheidender sind aber der Effekt einer Verdichtung der Bahnhofsquartiere in einem Umkreis von 500 Meter und die durchgehende Verlangerung der Buslinie Les Brenets - Le Pageot nach Villers-le-Lac. Mit diesen Parametern wurde für 2020 ein Fahrgastpotential von 950 Personen pro Tag errechnet, wobei rund 400 Personen durch die nach Villers-le-Lac verlangerte Buslinie zugeführt werden (Grenzganger) . Heute durchqueren taglich mehr ais 3000 Fahrzeuge Les Brenets mit seinen gut 1000 Einwohnern , die grosse Mehrzahl davon sind Grenzganger. Raumplanung Ein zentrales Element zur dauerhaften Sicherung einer umgespurten Bahnlinie nach Les Brenets ist die innere Verdichtung des Bahnhofsquartiers von Les Brenets und des Gebietes um die Haltestelle Le Chalet in einem Umkreis von 500 Metern. Es geht darum , die notige kritische Masse an Einwohnern und Arbeitsplatzen zu schaffen, um eine genügende Nachfrage auf der Bahn zu erreichen. Diese Verdichtung führt nicht nur zu einer Potentialsteigerung der Eisenbahnlinie, sondern ist auch Voraussetzung für die Existenz anderer Dienstleistungsbetriebe wie Laden , Post oder Apotheke. Die Umspurung der Linie LL - LB bietet dabei eine einmalige Gelegenheit für die Gemeinde Les Brenets, da samtliche heute bestehenden Betriebsgebaude bei einer Umspurung nicht mehr gebraucht werden. Die Gemeinde Les Brenets plant bereits, eine neue Kinderkrippe und die Raumlichkeiten für die ausserschulische Betreuung gleich neben dem Bahnhof zu erstellen . Die ldee besteht darin , dass die Eltern ihre Kinder dort abgeben konnen und anschliessend mit dem Zug zur Arbeit fahren . Darüber hinaus ware aber eine komplette Neugestaltung mit der damit verbundenen Dynamik moglich. Die Gemein- 51 Schweizer Eisenbahn-Revue 1/2016 de Les Brenets hat diese Chance erkannt und spricht deshalb schon heute vom ,,cœur du futur quartier de la Gare" . Schlussbetrachtungen Der Betrieb der schmalspurigen 4,2 Kilometer kurzen Stichlinie LL- LB beherbergt in seiner heutigen Form keine Entwicklungsperspektive. Die ausseren Rahmenbedingungen , die den Weiterbetrieb der Linie geführden, müssen ais Chance genutzt werden . Nur eine radikale lnfragestellung des Status quo und neue Lësungsansatze kënnen der betroffenen Region zu neuer Dynamik verhelfen . Eine Umspurung der Strecke auf Normalspur hat folgende Vorteile: - Aufhebung des lnselbetriebs durch lntegration ins Normalspurnetz, - Beseitigung des Kapazitatsproblems im Bahnhof Le Locle durch die Aufhebung des Schmalspurgleises, - Synergieeffekte durch die ohnehin anstehende Perronerhëhung in Le Locle, - durchgehende Züge mindestens bis La Chaux-de-Fonds , - keine Rollmaterialbeschaffung nëtig , da bereits vorhandenes, behindertengerechtes Material benützt werden kann , - einfache lntegration der Linie in bestehende Umlaufe mit einer Fahrzeit von 20 Minuten für eine Hin- und Rückfahrt Oe sieben Minuten plus sechs Minuten Wendezeit), dadurch niedrige Betriebskosten , - Synergieeffekte durch die ohnehin anstehende Oberbausanierung und die mittelfristig anstehende Tunnelsanierung der bestehenden Linie, - raumplanerische Chancen verbunden mit der Redynamisierung von Les Brenets, - Langfristige Sicherung der Linie zu einem vertretbaren Preis. Die ldee der Umspurung der Linie LL LB stësst auf taube Ohren beim Kanton. Er liebaugelt mit der ldee der Totalsanierung und der Anschaffung neuer Triebwagen (für das Meterspur-Lichtraumprofil) für 12 Millionen Franken . Dies muss wohl ais ,, Effet d'annonce" bezeichnet werden, da mit der simplen Adaptierung an das Behindertengleichstellungsgesetz die strukturellen Grundprobleme der Linie in keiner Art und Weise gelëst sind . Nach wie vor bestehen bleiben : - das unverandert geringe Fahrgastpotential, - das Fehlen raumplanerischer Impulse. Scheinbar hat der Kanton Angst, dass das Projekt einer umgespurten Bahn LL - LB das aufgegleiste kantonale lnfrastrukturprogramm komplett überladen würde.2 Dieses Programm enthalt widersprüchliche Projekte, wie die beiden Umfahrungan von Le Locle und La Chaux-de-Fonds für knapp 1 Milliarde Franken , sowie eine Neuauflage des ebenfalls nicht überzeugenden Tunnelprojekts La Chaux-de-Fonds - Neuchâtel. Da mit dem Bahninfrastrukturfonds (BIF) lnfrastrukturprojekte durch den Sund bestimmt werden, ist zu befürchten , dass durch untaugliche Projekteingaben des Kantons , wie der Modernisierung der bestehenden Linie LL - LB , diese vom Sund zurückgewiesen werden. Damit hat der Sund den ,,schwarzen Peter" : Er wird verantwortlich für die Stillegung der Strecke und nicht der Kanton. 1 Baeriswyl , Vincent J .: Perspektiven eines zusammenhangenden Schmalspurnetzes von Les Brenets bis Delémont. Institut für Verkehrsplanung und Transportsysteme (IVl), ETH Zürich , Zürich 2011 , S. 66. 2 Conseil d ' Etat NE: Neuchâtel Mobilité 2030 Stratégie cantonale du 1"' juillet 2015. - die Perspektivlosigkeit des lnselbetriebs, - der ungenügende Kostendeckungsgrad , der sich durch die Sanierung massiv verschlechtern wird , Folgenschwere Fahrleitungsstërung in Horgen Oberdorf Die Arbeitswoche nach dem ersten Advent begann für unzahlige Pendler und Freizeitreisende auf der Achse Zug - Luzern nicht gut: Sieben Stunden lang, von 7.53 bis 14.54 Uhr, war am Montag, 30. November 2015, die Strecke Saar - Thalwil unterbrochen, nachdem in Horgen Oberdorf die S24 20428, eine DTZ-Doppelgarnitur, die Fahrleitung über Gleis 400 heruntergerissen und jene von Gleis 300 in Mitleidenschaft gezogen hatte. Danach war der Bahnhof eingleisig wieder befahrbar; erst ab 16.56 Uhr war wieder ein uneingeschrankter Betrieb mëglich . Mitten in der morgendlichen Hauptverkehrszeit strandeten mehrere gut besetzte Pendlerzüge im Raum Zug - Saar - Sihlbrugg sowie Thalwil - Horgen Oberdorf. Der morgendliche HVZ-IR 2210 Luzern - Zürich, in dem zufüllig ein SER-Redaktor sass, war gerade in Saar abgefahren, ais die Stërung eintrat, und kam in Sihlbrugg zum Stehen. Es verging eine Stunde, bis der Zug in Rückwartsfahrt hinter die Einfahrweiche zurücksetzte, um so die SZU-Sihltalstrecke zu erreichen. Nach dem Zustieg eines Lotsen ging es in recht flotter Fahrt und mit nur einem Kreuzungshalt über Adliswil - Zürich Giesshübel durch den Manessetunnel nach Wiedikon und Zürich HB. Dort traf der Zug um 9.48 Uhr mit anderthalb Stunden Verspatung ein . Das sichtlich engagierte Zugpersonal informierte mit regelmassigen , bisweil'en etwas optimistischen Durchsagen {die mit 20 Minuten angekündigte Fahrt Sihlbrugg - Zürich HB dauerte doppelt so lang); hingegen wurden keine ,,SorryChecks" verteilt, wie bei Verspatungen ab 60 Minuten an sich vorgesehen. Die schatzungsweise 800 bis 1000 Fahrgaste des nachfolgenden IR 2626 Luzern - Zürich Flughafen wurden in Zug auf die S9 via Affoltern am Albis verwiesen , die an diesem Vormittag sehr gut ausgelastet sein dürfte. Den Reisenden der folgenden Züge wurde ab Luzern die Fahrt mit Regelzügen über Olten empfohlen ; es wurden keine IR Luzern Zürich HB (- Zürich Flughafen) über Olten umgeleitet. Dies ist laut SBB bei Stërungen ,,in einer ersten Phase nicht vorgesehen"; anschliessend seien ,,die Ressourcen der Lokführer erschëpft" gewesen. Man habe die Prioritat darauf gelegt, ein ,,stabiles Konzept über einen langeren Zeitraum aufrecht zu erhalten". Die Züge Zürich - Tessin - Milano und umgekehrt nahmen , soweit sie nicht ausfielen , den Weg über die Südbahn und hielten in Rotkreuz, was die Fahrzeit um 20 bis 30 Minuten verlangerte. Wer das wusste, konnte indes auf diesem Weg relativ schnell und bequem von Luzern nach Zürich (oder umgekehrt) gelangen - so auch der SER-Redaktor, dessen Termin in der Ostschweiz langst hinfüllig war und der deshalb vier Stunden nach der lnformationen statt Reklame auf dem ,,Werbeboard" des neuen LED-Generalanzeigers in Zürich HB. Wahrend Fahrgaste nach Luzern auf den ,,Reiseweg via Olten" verwiesen wurden, verkündeten die Lautsprecher aile paar Minuten, die ,,lnterregio" würden ,,umgeleitet" - was nur auf die Züge nach dem Tessin zutraf. Oeren Extrahalt wurde in Rotkreuz nirgends erwahnt (Foto: M. Rellstab, 30. November 2015). Abreise unverrichteter Dinge wieder in Luzern eintraf. EC 13 Zürich - Milano, der sich bei Stërungsbeginn im Raum Horgen Oberdorf befunden hatte, wurde vom aus Rotkreuz angerückten Lësch- und Rettungszug nach Sihlbrugg geschleppt, wofür eine Hilfskupplung montiert werden musste. Danach musste der ETR 4 70 wieder mit Luft versorgt werden , bevor er die Fahrt mit zweieinhalb Stunden Verspatung (!) ais EC 70013 Richtung Süden fortsetzte - allerdings nicht bis Mailand , denn der Zug wurde in Chiasso auf die Gegenleistung gewendet. Ab Zürich waren nach Angaben der SBB nur 70 Leute an Bord , was wohl dem Nachfragerückgang ais Folge des wenig attraktiven Angebots geschuldet ist. Die Fahrt des IR 2627 Zürich - Luzern endete kurz vor 8 Uhr in Oberrieden Dort; die mehreren hundert Reisenden in diesem Zug wurden nach Auskunft der SBB ab 9.10 Uhr mit Ersatzbussen weitertransportiert. (mr) -..,~ ..~·· "''~··" -~ ..·-"...-- A Einschrankungen irn Bahnverkehr. ... ,. ""' Unterbruch: Thalwil • Saar """" - .. - . -, a;,;,O' . ---·-ri>"°" _______ _ untett>rochen. f1hr1ettungsstorung 0 1 1 30.11.2015 / o7:53 lnformationen. 1 unbe•~mmt ----- • Hach ""'1-Goldau • eel\lnIOn•. M\lano Centrale: EC /IR I . !CH ,..tden umgeleltet (OM• Hait ln zug) -Nach saar: 59 bis zug umstetgen. 51 J s2• bis saar . .~~~~:~ ~':,;!~";,!~:;t'l•hn ' .;:~.:;uueuz: bis Thalwll umslelgen, - Nach LUitm: RelseweQ via Ottefl · 59 bll Zug. umste\gen, IR I 51 bll • Nach Zug : S9 bis Zug ~. •
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