Wenn das Publikum mit den Krücken winkt Der Physiotherapeut Bad Pynnont (Hei). Dass Lachen zur Gesundheit beiträgt, weiß man schon seit langem. Doch als gezielte Anwendung steht es eher selten auf dem Plan einer Rehaklinik. Einer, der sich sowohl Heilung als auch Fröhlichkeit auf seine Fahnen geschrieben hat, ist der Hamelner Hartmut Pirling (45), Physiotherapeut in der m&i Fachklinik. Sein Talent als Entertainer macht er sich ein- bis zweimal im Monat zunutze, um seine Patienten auch jenseits der verordneten Anwendungen erfolgreich zu "behandeln". Wenn Pirling den Klinikalltag gekonnt glossiert und bekannte Schlager witzig umdichtet, dann bleibt bei seinem Publikum im prall gefüllten Vortragsraum kei.n Auge trocken. Dann scheint die eigene Krankheit plötzlich weniger schlimm, dann können die Patienten auch einmal be- Hartmut Pirling nutzt sein Talent als Entertainer und begeistert m&i-Patienten Hartmut Pirling schlüpft in seiner Show in verschiedene Rollen. freit über sich selbst lachen. Und zögern keinen Moment, ihre erhobenen Gehhilfen im Takt der Musik zu bewegen, so wie man es sonst mit Feuerzeugen oder Leuchtstäben macht. "Uber sieben Krücken musst du ge- hen" nennt Hartrnut Pirling sein Programm frei nach dem Peter Maffay-Song, und er formuliert die erste Zeile treffend neu: "Manchmal wünscht ihr euch das alte Knie zurück. ..". Mit Nana Mouskouri-Perücke und Hornbrille be- singt er den Lift, der kommen wird und den einen bringt, "den ich so lieb' wie keinen", nämlich den Chefarzt. Was alles passieren kann, wenn die Patienten die abendliche Sperrstunde verpassen oder bei der Schlacht am Klinik- buffet den Rollator in die Wade gerammt bekommen - der Therapeut findet stets einen pfiffigen Dreh, um alles schlagfertig zu kommentieren. Eine Lachsalve ruft auch die Vorstellung hervor, dass ein Zivi aus Versehen in den Rollstuhl der Seniorin rutscht und die alte Dame die Rollen vertauscht, nach dem Motto: "Sie schiebt den Zivi." Was mit gelegentlichen privaten Auftritten bei Kollegen begann, hat sich für Pirling, der seine Songs mit Gitarre oder eingespielter Musik begleitet, zu einem Hobby entwickelt, das von den Patienten mit Vergnügen angenommen wird. Das bestätigen sie ihm, wie er erzählt, auch am nächsten Tag, wenn es physiotherapeutisch wieder ernst wird und er blockierte Stellen lösen oder die sogenannte Außenrotation der Gelenke in Gang setzen muss.
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