Die Walliser Politik dreht sich im Kreise

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Juni 2015 | Nr. 3 | www.peak45.ch
Kraftort
Gampel for ever
Sport
Erno auf dem
Jakobsweg
Im Fokus
Die Walliser Politik
dreht sich im Kreise
Bienvenue!
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EDITORIAL
Das Wallis
am Scheideweg
Liebe Leserinnen und Leser
Auf das Wallis als Lebens- und Wirtschaftsraum im allgemeinen und das Oberwallis im
speziellen kommen in den nächsten Jahren gewaltige Herausforderungen zu, wie etwa die
Umsetzung des neuen Raumplanungsgesetzes und der Zweitwohnungsinitiative. Auch der
strauchelnde Tourismus, die Frankenstärke und der zunehmend unter Druck stehende Finanzausgleich machen den Bewohnern das Leben gewiss nicht einfacher. Die Forderung
nach Unterstützung und Förderung als Allheilmittel haben in einer Zeit, in der die Solidarität in einer zunehmend urbanen Schweiz immer mehr wackelt, einen schweren Stand.
PHILIPP SCHMID
Aber auch strategisch-strukturelle Überlegungen und Entscheidungen rücken vermehrt ins
Zentrum des Interesses und der Diskussion. Der Reformstau im Wallis wächst und eine
unbewegliche Politik erschwert, verzögert und behindert die Entwicklung in unserem
Kanton.
Dieser Politik widmet sich das dritte «Peak45 - Magazin für Walliser Lebensart» im Fokus-Thema «Die Walliser Politik dreht sich im Kreise». Eigentlich wüssten ja alle, dass sich
gerade auf politischer Ebene einiges ändern müsste. Es wissen jedoch auch alle, dass dies
wohl bis auf weiteres nicht geschehen wird.
Haben Sie keine Angst liebe Leserin, lieber Leser: Neben der eher «schweren» Kost des
Schwerpunktthemas, welches jedoch trotzdem mit grossem Genuss zu lesen ist, haben wir
auch Beiträge, die lockerer daherkommen. Wir präsentieren Ihnen eine äusserst abwechslungsreiche Themenvielfalt: Warum ist das Open Air Gampel für Sina ein Kraftort? Wie
gross ist die sportliche Herausforderung, der sich Erno mit dem Jakobsweg angenommen
hat? Wird der erste Brief an das Wallis von Johanna Stöckl nicht der letzte sein und wird
sie im Magazin vom Dezember 2015 von ihrer ersten Reise ins Wallis berichten können?
Wer träumt denn da von einem Oskar? Dieser und mehr Lesegenuss liegt vor Ihnen.
HUGO TREYER
Mit diesem Magazin beginnt eine vierteilige Serie über die «Digitale Revolution und das
Berggebiet». Wir lassen uns damit bewusst auf ein Experiment ein und sind natürlich gespannt auf Ihre Anregungen und wie sich diese Serie bis Ende 2016 thematisch entwickelt.
Wir wünschen Ihnen eine spannende, abwechslungsreiche Lektüre und gute Unterhaltung.
Wenn Ihnen unser Magazin gefällt, empfehlen Sie uns als Lektüre weiter oder abonnieren
Sie das Heft.
Die Initianten
Philipp Schmid
GFW Development AG
Hugo Treyer
Valmedia AG
Schreiben Sie uns!
Haben Sie eine Frage?
Oder möchten Sie etwas mitteilen?
Wir freuen uns auf Ihr Echo:
[email protected]
PEAK45 06/2015 ..... 3
Inhalt Juni 2015
6
Im Fokus
DIE WALLISER
POLITIK DREHT
SICH IM KREISE
6
von Luzius Theler
16
Porträt
«Der Wunschkandidat»
von Susanne Perren
20
Wie du und ich
Im Rhythmus der Natur
von Elena Enja Lynch
22
24
Geschichte
Legionäre
des Heiligen Stuhls
16
von Roger Mathieu
22
Rendez-vous
Einen Sechstel haben
oder Sechster sein?
von Gabriel Bender
26
Sport
Erno auf dem Jakobsweg
800 Kilometer vom
18. August bis
11. September 2014
von Peter Salzmann
28
Kultur
Musikdorf Ernen –
preisgekröntes Festival
von Beat Moser
4
26
20
32
Gastkolumne
Brief ans Wallis
von Johanna Stöckl
34
Kraftort
Gampel for ever
von Sina
36
Schpiis & Trank
Raclette und Pinot noir?
von Michel Villa
38
Frauen, (de)emanzipiert euch!
34
36
Gschpässig
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an Pin
von Luciana Brusa
40
Global Forum Wallis
Die digitale Revolution
und das Berggebiet
von Philipp Schmid
42
Literatur
Der Literat
Oskar Freysinger
von Kurt Schnidrig
44
Wallis Tipps
5 Gründe, das Wallis diesen
Sommer zu besuchen
42
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Die Walliser
Politik dreht sich
im Kreise
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IM FOKUS
Politische Sachfragen ohne Interesse
Text: Luzius Theler (1948) arbeitet nach Jahrzehnten als Redaktor und stellver­­tre­tender Chefredaktor des «Walliser Boten» heute als freier Journalist und Publzist.
Er ist seit 13 Jahren Walliser Korrespondent der «Neuen Zürcher Zeitung».
Der Wahlkampf nimmt Fahrt auf.
Doch bei den Eidgenössischen Wahlen im Wallis
geht es praktisch einzig um Sitze und Köpfe.
Die drängenden Fragen zur Zukunftsgestaltung
werden kaum thematisiert.
Staatsrat Oskar Freysinger gibt seit Monaten den Part, den er liebt und den
er gut kann: den des Wahlkämpfers. Ob am Fernsehen oder am Radio – zurzeit ist der Walliser Bildungsminister zur Hauptsache als Wahlhelfer für die
Seinen unterwegs. Denn neben seinem eigentlichen Beruf, dem eines Staatsrates der Republik und des Kantons Wallis, bekleidet er immer noch Spitzen­
ämter in der Kantonalpartei und auf eidgenössischer Ebene. Und entsprechend tönt es auch: Freilich geht der zusätzliche, der achte Nationalratssitz
an die SVP und es winkt – so die Sterne gut stehen – sogar ein Ständeratsmandat, orakelt der SVP-Guru. Dabei scheut er nicht davor zurück, die
überwundene Krebserkrankung eines Kandidaten ins Spiel zu bringen. Das
bringe einen Sympathiebonus, schiebt er ohne den geringsten Anflug von
Verlegenheit nach. Und einem anderen Oberwalliser Kandidaten räumt er
exzellente Wahlchancen als Nationalrat ein, weil er einer der besten Herzchirurgen des Kantons sei und in dieser Eigenschaft viele Patientinnen und
Patienten sehe. Nun, da er der praktisch flächendeckend vom Burnout bedrohten Lehrerschaft eine zusätzliche Ferienwoche zugeschanzt hat, weil gut
20 Wochenstunden nun doch schier unerträglich sind, ist es wohl an der
Zeit, an die Partei und deren Fortkommen zu denken. Er sieht, wie viele
Kommentatoren, die SVP im Wallis weiterhin auf der Siegerstrasse und da
will er ganz vorne dabei sein, wenn es wieder ein Glanzresultat zu feiern
gibt. Dass er als Wahllokomotive fehlt, weil ein Doppelmandat nicht mehr
in Frage kommt, ist für ihn kein Problem, denn er steht immer noch im Zentrum des Geschehens, mitten im Wahlkampf.
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IM FOKUS
Die CVP beisst
die Zähne zusammen
Weniger locker und siegesgewiss ist die Mutter aller Wahlschlachten, die CVP. Sie hat das Siegen verlernt. Bei den letzten kantonalen Wahlen verlor sie so viele Mandate, dass in der Schlussabrechnung die absolute Mehrheit im Kantonsparlament verschüttging.
Sie hat zwar drei Wahllokomotiven von beachtlichem Kaliber, die
ihre Sitze locker verteidigen werden: Ständerat Jean-René Fournier, Nationalrätin Viola Amherd und Yannik Buttet werden das
Rennen zweifelsfrei machen. Aber der dritte CVP-Sitz im Nationalrat könnte wackeln, denn es gilt einen grossen Sänger der politischen Mitte zu ersetzen, der zum gegebenen Moment dem SVPHaudegen Oskar Freysinger in populistischen Anflügen und wahltaktischen Spitzkehren wenig nachstand: CVP-Präsident Christophe
Darbellay. Die Nationalratsliste für die CVP des welschen Kantonsteils läuft auf eine Lehrer- und Beamtenliste hinaus, die eher Ausdruck einer Staats-, denn einer breit abgestützten Volkspartei ist.
Anwärterinnen und Anwärter aus dem Unternehmerflügel sucht
man vergeblich. Auch die SP muss ihr Zugpferd Stéphane Rossini
ersetzen, der sich ebenso wie sein Jagdkamerad Christophe Darbellay auf einen Einzug in die Walliser Regierung bei den Wahlen
2017 vorbereitet. Für den Ständeratssitz des Oberwallis, der bisher
im Turnus zwischen den «Schwarzen», der CVP Oberwallis, und
den «Gelben», den Christlichsozialen des Oberwallis, ausgeknobelt wurde, tritt die CVP mit Beat Rieder an. Er mag ein dezidierter Vertreter der Bergregionen sein und sich redlich um eine garantierte Mindestzahl von Sitzen für das Oberwallis im Grossen Rat
bemühen, aber in den bevölkerungsstarken Zentren das Mittelund des Unterwallis kennt man ihn kaum. Wird die Lokomotive
Jean-René Fournier auch dieses Mal den Oberwalliser C-Anwärter
auf den zweiten Sitz des Kantons im «Stöckli» mit über die Ziellinie nehmen? Franz Ruppen von der SVP, der Quereinsteiger Pierre-Alain Grichting von den Freisinnig-Liberalen oder der alte SPKämpe Thomas Burgener wollen genau das verhindern. Alle drei
treten mit dem Anspruch an, die CVP-Hegemonie bei der Besetzung der beiden Ständeratsmandate zu brechen. Die CVP beisst angesichts dieses für weite Bevölkerungsschichten wählbaren Trios
die Zähne zusammen und sondert Durchhalteparolen ab.
8
Pierre-Alain Grichting
Grundlagenforschung
ist nützlich
Bei den Ständeratswahlen ist ein Blick auf die Ergebnisse
2011 aufschlussreich. Ständerat Jean-René Fournier lag
in der Endabrechnung über 15'000 Stimmen über dem
SVP-Herausforderer Oskar Freysinger, der sich damals
auf dem Gipfel seiner Popularität befand und einen
Wahlkampf nachgerade US-amerikanischen Zuschnittes
betrieb. Trotzdem: Selbst René Imoberdorf mit seiner im
kantonalen Vergleich kleinen Hausmacht der Oberwalliser Christlichsozialen nahm Freysinger rund 7900 Stimmen ab. Gibt es einen Grund anzunehmen, dass die CVP
jetzt, da sie in den kantonalen Wahlen von 2013 noch
einmal Federn lassen musste, weniger diszipliniert aufritt?
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IM FOKUS
Und wird einer der SVP-, der SP- und der FDP-Kandidaten das Ergebnis Freysingers noch einmal um fast 8000
Stimmen übertreffen? Keiner der nun auf den Plan getretenen Anwärter hat den elektoralen Punch des Rossschwanz-Trägers, der in beiden Kantonsteilen punktete.
Das übrige Teilnehmerfeld lag vor vier Jahren ziemlich
nahe bei einander: Der Freisinnige Jean-René Germanier
kam auf rund 27'000 Stimmen, Stéphane Rossini auf
gut 24'000 Stimmen und Franz Ruppen auf fast 24'000
Stimmen. Rein mathematisch würden diese Ergebnisse
jederzeit ausreichen, um der CVP eines der beiden Ständeratsmandate abzujagen, denn sie kommen locker auf
über 60 Prozent, während die CVP unter Umständen sogar unter die Barriere von 35 Prozent absacken wird.
Aber selbst einem weiter geschwächten C-Block können
die Minderheiten nichts anhaben, wenn sie nicht zu Allianzen finden. Und das ist ausgeschlossen. Eine Allianz
zwischen den Sozialdemokraten und der SVP ist sozusagen gegen die politische Natur der beiden Parteien. Rein
ideologisch liegen der rechte Flügel der Freisinnig-Liberalen und der SVP nicht weit auseinander. Darum gibt es
Kreise bei den Walliser Freisinnig-Liberalen, die sich ein
Zusammengehen mit der SVP zumindest im zweiten
Wahlgang wie in anderen Kantonen vorstellen könnten.
Aber hier spielt nicht ein vollständiger Bürgerblock wie
zum Beispiel in Basel oder in Zürich, denn die stärkste
bürgerliche Kraft im Kanton, die CVP, ist ja das erklärte
Angriffsziel. Dazu kommt, dass jeden Freisinnig-Liberalen, der sich offen für eine Allianz mit der SVP ausspräche, ein parteiinterner Bannstrahl träfe. Der Schock ob
dem Verlust der Regierungsbeteiligung ist im freisinnig-liberalen Lager noch nicht überwunden. Wenn der
CVPO-Mann Beat Rieder im ersten Wahlgang nicht
ganz dramatisch abfällt, könnte es sogar zu einer stillen
Wahl kommen – wie gehabt vor vier Jahren. Brenzlig
10
würde es für den CVPO-Kandidaten dann, wenn JeanRené Fournier im ersten Wahlgang die Hürde des absoluten Mehrs schaffte. Aber das ist nicht wahrscheinlich.
Denn 2011 fehlten Fournier für diesen Riesensprung über
13'000 Stimmen. Bei einem absoluten Mehr von rund
60'500 Stimmen kam er auf gut 47'000. Das ist eine
Weltreise und damit zerschlagen sich die Hoffnungen,
dass sich der schwarze Kandidat im zweiten Durchgang
allein auf weiter Flur befände und so zur leichten Beute
einer anderen Partei werden könnte. Wenn aber Beat
Rieder stark zurückfiele, dann würde bei den Schwarzen
wohl ein weisser Ritter oder noch wahrscheinlicher: eine
weisse Ritterin auf den Plan treten, etwa in Gestalt von
Nationalrätin Viola Amherd. Eine Partei, die sich in der
Defensive befindet, ist nicht nur geschlossen, sondern sie
übt ihren Mandatsträger erheblichen Druck aus, wenn es
denn darum geht, die Möbel zu retten.
Beat Rieder
Roberto Schmidt
Das Wallis erhält einen weiteren Sitz, den achten im Nationalrat. Wenn man die Ergebnisse der letzten Nationalratswahlen zu Grunde legt, könnte dieser Sitz an die
CSPO und dort an Roberto Schmidt gehen. Er hätte ihn
vor vier Jahren knapp gehalten. Viele Bürgerinnen und
Bürger rieben sich die Augen, dass es dem Leuker Gemeindepräsidenten und amtierenden Nationalrat damals
nicht reichte, obwohl er ein persönliches Glanzresultat
erreichte. Doch bei Proporzwahlen spielt die Parteistärke
für die Zuteilung der Sitze eine entscheidende Rolle und
da halfen ihm die massenhaften Nachschreibungen wenig. Die SVP ihrerseits lag damals ebenfalls knapp mit
143 Listen unter dem Ziel des zweiten Sitzes. Seither haben die Christlichsozialen bei den kantonalen Wahlen
2013 einen Schwächeanfall erlitten. Dazu kommt:
Ebenso wie auf der Liste der Sozialdemokraten und der
CVPO fehlt hier die parteiinterne Spannung, wie sie auf
zwei anderen Listen knistert: Patrick Hildbrand von der
SVP hat sich den letzten Jahren stark profiliert; er fordert Franz Ruppen heraus. Hildbrand, der aus einer alten christlichsozialen Dynastie kommt, die inzwischen
zur SVP umgeschwenkt ist, hat sich in der Gesundheitspolitik und dort zuletzt in der Untersuchungskommission zum Gesundheitswesen einen Namen gemacht. Der
Briger Arzt ist zudem im Bezirk Leuk über familiäre
Banden stark verankert. Auch bei den Freisinnig-Liberalen muss sich der in die vierte Periode gehende frühere
Nationalratspräsident Jean-René Germanier nicht zu
knapp seiner Haut wehren. Denn der junge Philipp Nantermond ist ihm eng auf den Fersen. Vor diesem Hintergrund ist ein Sitzgewinn für die Freisinnig-Liberalen
nicht ausgeschlossen, zumal sie ob der Ständeratskandidatur von Pierre-Alain Grichting im Oberwallis den vor
vier Jahren erreichten Tiefpunkt in der Wählergunst wohl
nicht noch einmal unterschreiten dürften.
Konkurrenz
auf zwei Listen
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IM FOKUS
Das Land ist
schlecht unterwegs
Von Sachfragen
dispensiert
Höchst aufschlussreich ist nun, dass der Wahlkampf bisher einzig eine lebhafte Diskussion um die Köpfe brachte,
die auf den Plan treten, und deren Aussichten auf eine
Wahl. Das hat in der Walliser Politik eine grosse Tradition. Das Land dreht sich wie das Personenkarussell der
Parteien im Kreis und gleicht dabei einer Katze, die sich
in den eigenen Schwanz zu beissen versucht und darob
die Mäuse aus den Augen verliert. Kaum je in einer Diskussionsrunde werden Sachprobleme angeschnitten.
Selbst grosse Herausforderungen, die sich im politischwirtschaftlichen Umfeld stellen, bleiben weitgehend ausgeklammert. Die Parteien haben verinnerlicht, dass die
Wählerinnen und Wähler sich lieber mit Kurzfutter und
flotten Sprüchen kirre machen lassen, statt sich mit den
drängenden Fragen und Dossiers zu befassen, die gerade
jetzt über Wohl und Weh des Kantons entscheiden. Alle
anderen Parteien schauen gebannt auf die simplen Rezepte der SVP, die ihre Popularität weitgehend von
schweizerischen Themen bezieht. Es ist diese Mischung
aus Euroskepsis und Angst vor einer schleichenden Islamisierung der Gesellschaft, angereichert mit einigen populären Kunstgriffen aus der Tagespolitik, die als Programm und als Basis für einen fulminanten Erfolg bei
einem knappen Drittel der Wählerschaft ausreicht. Dass
man in Turtmann oder in Nax ohnehin keine Minarette
baut und das mittlerweile kaum mehr jemand in der
Schweizer Politik der EU beitreten möchte, spielt kaum
eine Rolle. Leistungsausweis braucht es (noch) keinen.
Sprüche genügen: Oder wie es eine böse Zunge formulierte: Obwohl die SVP im Gemeinderat von Visp sitzt
und ein SVP-Mann in der Regierung, gibt es immer
mehr Asylbewerber in den Kleegärten...
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Das Wallis ist just im Jubeljahr nicht gut unterwegs.
Praktisch alle Parameter in Wirtschaft und Finanzen sehen schlecht aus. Die Industrie und der Tourismus kämpfen mit einem Schweizer Franken, der sich praktisch auf
einen Schlag nochmals um gegen 20 Prozent verteuert
hat. Freilich sind auch gute Zahlen für den zurückliegenden Winter zu vermelden. Aber der Schein trügt. Bald
schon wird einem über die Pharma-Industrie, die Metall­
industrie, den Maschinenbau und die Auslandübernachtungen extrem stark mit dem Export verwobenen Landstrich wie dem Wallis die Rechnung für die verfehlte
Politik der Nationalbank und des Bundesrates unter die
Nase gerieben. Die Metallindustrie sieht ihre Margen
praktisch vollständig im Keller, die Pharmabranche
kämpft mit demselben Problem, wie erste Entlassungen
bei der Société Suisse des Explosifs in Gamsen zeigen.
Dazu kommt, dass die Wasserkraft, diese einzige Ressource des Kantons in Form eines Rohstoffs zurzeit eine
Krise durchläuft, wie es sie noch nie gab. Der Heimfall
der hydroelektrischen Anlagen könnte zum totalen Reinfall geraten. Die Schweiz und das Wallis verlieren auch
im internationalen Strommarkt den Anschluss und das
Gewicht. Mittlerweile produzieren nicht wenige Kraftwerkanlagen, die eben noch den Stolz des Kantons ausmachten, unter den Gestehungspreisen. Freilich kann
sich das ändern, wenn zum Beispiel Deutschland in der
Energiepolitik wieder zur Vernunft käme und die Milliarden-Subventionen an die Wind- und Sonnenenergie
zurückfahren würde. Aber die Zeiten, in denen sich die
immerhin einheimische, erneuerbare und saubere Energie aus Wasserkraft in herrlich einträgliche Strom-Baronate einteilen liess, an denen sich ganze Scharen von
Verwaltungsräten, Kantonen und Gemeinden gütlich taten, sind wohl endgültig vorbei. Es fehlt dem Kanton an
einem Plan B für den Fall, dass nach dem Angriff auf den
Finanzausgleich aus der Ecke der Geberkantone auch
noch eine Schmälerung der Wasserzinsen drohte. Die Instrumentarien, die man geschaffen hat, reichen in der
Energiepolitik und im Tourismus nicht aus, um den Herausforderungen auch nur im Ansatz zu begegnen.
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IM FOKUS
«Reförmchen»
statt Reformen
Der mehr als nur bescheidene Reformfahrplan der letzten Jahre zeigt es: Weder auf der kantonalen noch auf
der kommunalen Ebene ist eine Territorialreform abzusehen, welche die Verwaltungs- und Gebietsstrukturen
endlich den Gegebenheiten des 21. Jahrhunderts anpassen würde. Die Reformschritte erfolgen portionenweise
und es hat sich vor kurzem gezeigt, dass die Bevölkerung
sogar diesen Neuerungen im Trippelschritt eine Abfuhr
bereitet. Das hängt damit zusammen, dass die bisherige
Mehrheitspartei während Jahrzehnten das Gegebene als
das Bewährte hinstellte und damit implizit, wenn nicht
sogar explizit die Notwendigkeit von Neuausrichtungen
und tiefgreifenden Reformen noch vor einer echten Diskussion abwürgte. Die Bezirke sind ein aufschlussreiches
Beispiel dafür, wie obsolete Gebietsstrukturen selbst
eine vom Bundesgericht verfügte Reform der Wahlkreise
überleben. Dabei wäre dem Kanton just im Jubiläumsjahr 2015 ein mutiger Schritt für eine Verfassungsreform
wohl angestanden. Der Anstoss für einen grösseren
Wurf muss wohl von der Zivilgesellschaft kommen; es
zeichnet sich ab, das bald schon die Unterschriftensammlung für die Forderung nach einer Gesamtrevision
der Kantonsverfassung kommt. Gleichzeitig sind die brennenden und aktuellen Dossiers nicht vom Eis: Bei der Umsetzung der Zweitwohnungs-Initiative sind die Gebirgskantone wie die Tölpel auf dem falschen Fuss erwischt
worden: Hinter ihrem Rücken sind sie, die doch das Spiel
zu diktieren meinten, von den FDP-Liberalen und der
SVP, die sich mit der Initiantin Vera Weber an den Tisch
hockten, eiskalt geduscht und ins Aus manövriert worden. Dasselbe gilt für die spektakulär verlorene Abstimmung zur Revision des Raumplanungsrechts. Überforderte Gemeinden sind nicht in der Lage, die Ortsplanungen
14
und Baureglemente etwa über Bauland-Zusammenlegungen so auszukleiden, dass Bauwillige zu einem Bauplatz kommen und die öffentliche Hand nicht horrend
teure Flickteppich-Erschliessungen finanzieren muss.
Der Kanton hat sich faktisch vor Jahrzehnten schon aus
diesen heiklen Dossiers verabschiedet. Bisher hat die Koordination unter den Gemeinden in raumplanerischer
Hinsicht nicht einmal ausgereicht, um die Ausscheidung
von abgestimmten Industrie- und Gewerbezonen vorzunehmen. Praktisch jede Gemeinde betreibt eine eigene
Ansiedlungspolitik, die darin besteht, kostbaren Boden
für eingeschossige Hallen aller Art zu verschleudern.
Die Demographie als dicker Knüppel
Doch der ganz dicke Knüppel wird von der Bevölkerungsentwicklung vorab auf das Oberwallis und die Seitentäler heruntersausen: Die demographische Entwicklung ist eine Zeitbombe, die zwar lange schon tickt, aber
die niemand anrühren will. Zaghafte Versuche nach der
Forderung eines eigentlichen Masterplanes für die Berg­
dörfer sind schon wieder ins Reich der politischen Eintagsfliegen verbannt worden. Dabei ist absehbar, dass
sich weite Landstriche weiter entvölkern, dass ganze
Bergtäler ausbluten und dafür das geschieht, was die
schweizerische Regionalpolitik neuerer Prägung bewusst
will: Die Zentren werden gefördert, dort sind die entscheidungstragenden Stellen in der Regionalpolitik angesiedelt, die sich durch zentralistische Denkmuster und
durch fehlende demokratische Legitimation auszeichnen. Regionalpolitik wird nicht von Leuten betrieben,
die zum Beispiel gegenüber einer Urversammlung zu Rechenschaft verpflichtet wären. Gerade für die touristischen Regionen bis auf ein paar Hotspots wie etwa Zermatt wird sich die Abwanderung fatal auswirken. Denn
weder sind Gemeinschaften von Zweitwohnungsbesit-
zern in den Bergtälern finanziell überlebensfähig, noch
leisten die Bewohner auf Zeit einen Beitrag zur Erhaltung der Kulturlandschaft, die doch den besten Teil der
landschaftlichen Reize des Wallis ausmacht. Dazu belastet eine nachgerade fatale Steuerpolitik die, welche noch
in den Bergdörfern der Seitentäler und der Talflanken
des Wallis leben. Fiskalpolitisch gesprochen ist jeder
Steuerzahler, jede Steuerzahlerin, die in den Berggebieten wohnt, nicht ganz bei Trost. Doch verhindert eine
seltsame Koalition von Gemeindevertretern aus dem
Berggebiet, die nicht auf Einnahmen verzichten wollen,
und Talvertretern, die keine Lust haben, mehr in den Finanzausgleich einzubezahlen, jegliche Steuerharmonisierung zwischen Berg und Tal. Dafür wird nun auf
schweizerischer Ebene der so genannte «Pendler-Abzug»
madig gemacht, weil man findet, die Menschen sollten
dort leben, wo sie arbeiten. Im Klartext müssten also die
grosse Mehrheit der Oberwalliser, die noch in den Berggemeinden wohnen, schleunigst ins Tal abwandern...
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«Der Wunschkandidat»
Text: Susanne Perren (1969), aufgewachsen in Brig, arbeitet als Autorin und Journalistin für verschiedene Medien und Verlage und betreut als PR-Fachfrau primär Projekte im
Kultur- und Konsumbereich sowie für den öffentlichen Verkehr. Von ihr sind im Limmat Verlag die beiden Bücher «Rosenkranz und Fasnachtstanz» sowie «Diese Walliser» erschienen. Sie lebt seit acht Jahren in Luzern.
Bernard Zen-Ruffinen, 59, Vorsitzender von 800 Top-Beratern bei Korn Ferry, hat zu Beginn
seiner Karriere in Lateinamerika einen Alltag mit Ecken und Kanten erlebt. Er handelte
mit Kaffee, später mit Schokolade, profilierte sich in der Logistik, bis er zur Essenz stiess,
die ­ihn stets umtrieb: Menschen zu führen und sie zu motivieren, an einem grösseren Ganzen
mit­zuarbeiten. Wer sich bei ihm ein Newplacement erhofft, tut gut daran, das übliche Dreieck Kollegium Brig–Uni Fribourg–Bank in Zürich zu erweitern.
Es würde eines jener Interviews werden, in dem der befragte Top Manager Dinge sagt wie ‹zielorientiert entwickeln› ‹an den Fähigkeiten arbeiten›, ‹Werte schaffen›,
‹zuhören› und ja, die Familie sei wichtig, das Wichtigste
überhaupt. Doch es kam anders. Bernard Zen-Ruffinen
ist einer, der weiss, wie Erde riecht, wie das Licht in den
Lärchen golden bricht an einem späten Herbsttag, wie
man mit kolumbianischen Kaffeebauern auf Du und Du
verhandelt, was etwa gleichzusetzen ist mit einem Hänggert über potenziell prämienwürdige Widdertiere an einem Gläcktag.
Kulturwechsel bei Korn Ferry
Der Vorsitzende von Korn Ferry Europa, Naher Osten
und Afrika lebt in Spanien und in der Schweiz. Es macht
keinen Unterschied, aus welchem Land er am Montagmorgen zur Arbeit fliegt. Zürich, London, gelegentlich
Moskau, Abu Dhabi, Johannesburg, Paris: Seine Berater,
die der in Sitten aufgewachsene Leuker augenzwinkernd
‹Spediteure im Anzug› nennt, schätzen seine galante Art
und vor allem den respektvollen Umgang, der mit der Ära
Zen-Ruffinen bei Korn Ferry Einzug hielt und den er Menschen aller Hierarchiestufen entgegen bringt. Eigenschaften, die einem keine Teppichetage lernen.
Kaffeeglück...
Es gab auch eine Zeit ohne Hermès-Kravatten. Costa
Rica in den Achtzigerjahren. Kleinbäuerlich organisierte
Kaffeeplantagen und eine Industrie im Aufbau. Bernard
Zen-Ruffinen, damals für Jacobs Suchard unterwegs,
stieg morgens um fünf Uhr in einen staubigen Pickup,
fuhr auf Kaffeeplantagen, überzeugte die Bauern, den
bestmöglichen Kaffee an seine Firma zu liefern. Er hat
diese Zeit geliebt. Zentralamerikanischer Kaffee, ein purer, überzeugt den Kenner noch heute. Von Röstungen
und Aromen schwärmt er wie andere von Weinbuketts.
Inzwischen steht indes auch bei Zen-Ruffinen eine Nespresso-Maschine zuhause. Das Kaffeebrühen nähme zu
viel seiner Zeit in Anspruch.
... und Schokomisere
Jahre später, als Jacobs Suchard an Philipp Morris verkauft wurde, heuerte er zuerst für den Schokoladengiganten Van Houten in Chicago an und wechselte drei Jahre
später zu Danzas in Miami. Dort scheiterte – so dieses
Wort überhaupt angebracht für eine solche Vita – er an
Logistikern, die verpackte Pralinen in Containern in
Texas ohne Kühlung stehen liessen. Die zum Muttertag
beschenkten Mütter entdeckten in der Schachtel statt der
einzelnen Schokolade-Kirschen-Pralinen einen undefinierbaren braunen Klumpen, dem kaum beizukommen
war. Einen solchen Qualitätsfauxpas wollte er nicht hinnehmen. Ohnehin hatte er schon ein Auge auf den Headhunter Heidrick & Struggels International Inc. geworfen.
Vice versa: Bernard Zen-Ruffinen, ein steter Wunsch­
kandidat. 2009 stieg er bei Korn Ferry ein, seit zwei Jahren führt er dort 800 Berater, die in Europa, im Nahen
Osten und in Afrika für Korn Ferry stets auf der Suche
nach Talenten sind, welche den Wünschen ihrer Kunden
als ideale Mitarbeiter entsprechen.
Das Wallis bleibe Heimat, wird der Weltgewandte am
Ende des Gespräches sagen und man glaubt es ihm aufs
Wort.
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spor
port
glo
gast
PORTRÄT
Bernard Zen-Ruffinen, was bedeutet «en Ggrigg sii»?
Ein was? Darf ich einen Jocker setzen?
Wir haben das vom Französischen entlehnt – le cric, der
Wagenheber – und bezeichnen damit eine Person, die
eine schwierige Aufgabe mit Leichtigkeit meistert. Dieser Ruf eilt auch Ihnen voraus. Wie leben Sie damit?
Das habe ich mir noch nie überlegt. Ich stehe jeden Morgen voller Energie auf, sehe das Gute und freue mich darauf, was ich tagsüber lernen werde. Positiv eingestellt
sein, ist die eine meiner Devisen...
...Sie scheinen einen Katalog davon zu haben?
Es gibt eine zweite: Excellence with elegance of heart,
wobei sich elegance of heart nicht etwa auf die Kleiderwahl bezieht, sondern auf die Art
und Weise, wie man sich benimmt
und die Leute behandelt. Einfache
Sachen, wie den unterschiedlichsten
Menschen denselben Respekt zollen,
haben meinen Erfolg begünstigt. Ungeachtet dessen, ob ich in Nordamerika, Südamerika oder in Europa arbeitete.
genau in jenen Situationen. Authentizität ist eine der
wichtigsten Eigenschaften einer Führungspersönlichkeit. Nicht jeder hat Charisma: Nicht alle füllen einen
Raum, wenn Sie eintreten. Doch die Art und Weise wie
sie reden, macht den Unterschied.
Entscheidet also der Bauch vor dem Kopf?
Einfache, klare und direkte Worte sind stets jene, die einem unverzüglich und ohne grosse Redestrategien in den
Sinn kommen. Sie auszusprechen braucht Mut, was wiederum eine andere wichtige Führungstugend ist. Wir arbeiten selbstverständlich auch mit Assessments. Doch ob
ein Kandidat ins künftige Umfeld passt, lässt sich nicht
anhand psychologischer Tests entscheiden. Dazu braucht
es die Fähigkeit, sich einzufühlen.
«Im Scherz nenne
ich meine Kollegen
gelegentlich
‹Spediteure im Anzug›.»
Einst versetzten Sie Güter, heute
Menschen.
Im Scherz nenne ich meine Kollegen
gelegentlich «Spediteure im Anzug»
– in Anlehnung an meine Zeit in der
Logistik. Wir befördern Leute von A
nach B, mit Zwischenhändlern und einer konsolidierten
Rechnung für den Kunden. Ob im Kaffeehandel, in der
Logistik oder nun im Headhunting: Ich führe gerne
Menschen und motiviere Teams.
Dienstleister wechseln eher in die Konsumgüterindustrie,
als umgekehrt, wie dies bei Ihnen der Fall war.
Die Industrie war eine gute Lehrmeisterin. Ich musste oft
spontan in einer Fremdsprache vor Hunderten von Leuten unangenehme Dinge erklären, ungeachtet dessen ob
mir Bauern, Kunden, Mitarbeiter zuhörten. Die besten
Reden kommen aus dem Herzen. Wer zu rational denkt
und spricht, kommt bei den Leuten nicht an. Diese Bodenständigkeit, die mich das Wallis gelernt hat, half mir
18
... oder entsprechend ausgeklügelte Fragen?
Auch. Ich lasse die Kandidaten gerne etwas über ihre
Mentoren erzählen. Gab’s welche? Was brachten sie uns
bei? Es gibt immer wieder Kandidaten, die erwidern, sie
hätten alles selber erreicht. Sie erkennen ihre Begleitpersonen nicht – dabei gibt es immer welche. Das versetzt
mich in Alarmstufe.
Würden Sie ein weniger gutes Profil in Kauf nehmen,
wenn der Charakter stimmt?
Auf jeden Fall. Es braucht allerdings Mut, dies dem Kunden beizubringen. Das ist gelegentlich bei Quereinsteigern der Fall. Deren «anders sein» kann ein Unternehmen bereichern.
Das «anders sein» nehmen auch Walliser in Anspruch.
Ein Fundus für einen Headhunter?
Es gibt ein paar interessante Biographien, in der Tat.
Mich begeistern vor allem jene, die lange Zeit im Ausland tätig waren. Aber wir sind ein sehr diskretes Geschäft. Ich kann Ihnen allenfalls einen Namen nennen,
der ohnehin bekannt ist: Raymond Loretan. Er ist engagiert und verfügt über einen tadellosen Leistungsausweis. Es gibt wenige Walliser mit solchem Profil. Viele
steigen in den Dienstleistungssektor ein. Um jedoch eine
Spitzenposition zu bekleiden, sind Kenntnisse des Konsumgütermarketings eine ausgezeichnete und wünschens­
werte Voraussetzung.
auch, aber die Politik dahinter stimmt nicht. Oft spielt
der Neid mit. Der eine kritisiert den andern. Das hindert
am Vorwärtskommen.
Dennoch bleibt Ihre Liebe zur Heimat ungebrochen?
Unbedingt. Ich sitze liebend gerne an einem späten
Herbsttag bei Franz & Heidi auf der Terrasse in Findeln,
oder in Derborence beim wunderschönen Naturstausee,
wenn die Lärchen gelb leuchten. Die Walliser Wurzeln
erlauben mir, furchtlos in die Welt zu ziehen. Ich weiss,
wo ich mich wohl fühle. Sollte mir etwas zustossen, erwarte ich, dass man mich zurück bringt. Der Blick von
Leuk aufs Tal, begeistert mich immer wieder.
Das heisst für junge Walliser: Ab ins Ausland?
Dasselbe gilt für uns Schweizer generell. Wir werden immer mehr abgekapselt. Das überbrücken wir, indem wir
ins Ausland gehen. Zudem habe ich die Schweiz besser
kennen gelernt, als ich sie von aussen betrachtete.
Welche Branchen wären opportun?
ABB, Nestle, Geberit, Firmenich oder speziell auch
Transportunternehmen, bei denen viel Learning by doing
möglich ist. Und: Ostwärts gehen. Asien ist heute, was
damals Zentral- und Südamerika oder die Vereinigten
Staaten generell waren.
Die Marke Wallis unternimmt viel, um gut aufgestellt zu
sein. Was sagt Ihr Blick von aussen?
Das Wallis benimmt sich bedauerlicherweise wie eine
Provinz. Wir sind uns zu wenig bewusst, wie wir uns
projizieren – davon die Anstrengungen im Tourismus
einmal ausgeschlossen. Die Kleinpolitik hindert uns an
der Umsetzung von grösseren Visionen wie die Ansiedlung von Hightechfirmen, die im Wallis einen idealen
Standort fänden. Das Klima stimmt, die Life-Balance
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PORTRÄT
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WIE DU UND ICH
Im Rhythmus der Natur
Text: Elena Enja Lynch (1991) aus Brig studiert Geschichte, Politik- und Theaterwissenschaft an der Universität Bern und am Trinity College Dublin. Das regelmässige Schreiben für verschiedene Medien
hält sie davon ab, anderes zu tun – und das findet
sie gut so.
Paradiesisch ist das Wort, welches den Biohof von Morena Kotay wohl am besten beschreiben würde. Ihre
Alp­­wirtschaft ‹Schüfla› liegt abgelegen auf der Südseite
des Mattertals auf 1’450 m.ü. M. und gehört zum Dorf
Embd. Besucht man sie zum ersten Mal, glaubt man,
sich verfahren zu haben. Es gibt keine offiziellen Wegweiser, sondern nur vage Anhaltspunkte, die einen zu ihr
führen: Nach dem Tunnel beim alten Pferdetransporter
rechts hoch und dann der Naturstrasse folgen. Nach
mehreren Zweifelsmomenten endlich bei ihr angekommen, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Der Wiler scheint wie aus einer anderen Zeit – die Hektik und Schnelllebigkeit der Aussenwelt scheint den Alltag hier (noch) nicht eingeholt zu haben – im Gegenteil.
Hier stolzieren mehrere Pfaue in all ihrer Federpracht
frei auf der Naturstrasse umher. Ihre Hunde tollen verspielt herum und begrüssen einen im schwanzwedelnden
Rudel. Kein Wunder, hat die Kinderbuchautorin Helen
Güdel aus Törbel Kotays Hof als Sujet für eines ihrer Bücher gewählt.
Kotay bewahrt eine romantische Vorstellung von der
Landwirtschaft und lebt und strebt tagtäglich danach,
diese für sich zu verwirklichen. Sie lehnt die profitorientierte Massentierhaltung ab – ihre Ställe sollen das ursprünglich Gemütliche und Heimelige behalten. Am
liebsten hätte sie wohl die altertümlichen Stadel-Ställe
ihres Wilers so gelassen wie aufgefunden. Doch wenn
die Hörner des Ziegenbocks mit der niederen Stalldecke
kollidieren, muss sich was ändern – Atmosphäre hin
oder her. Seit über 20 Jahren lebt Kotay nun auf der
‹Schüfla›. Als sie den Wiler bezogen hatte, stand dieser
vorgängig mehrere Jahrzehnte leer. In den Wohnräumen
befanden sich noch Heubetten, einen Esstisch mit darauf
abgestellten Tässchen. Als sie den Hof nach langwierigen
und mehrjährigen Verhandlungen mit der besitzenden
Erbgemeinschaft endlich übernehmen durfte, hat es zwei
Wochen ununterbrochen geregnet und die Häuser waren
20
in einem desolaten Zustand, das Dach undicht. «Das
Wasser ist immer an verschieden Stellen ins Innere gedrungen. Immerzu musste ich mein Klappbett umplatzieren», erzählt die bald 43-jährige. Aber es ging nicht
anders – dieser neue Hof war das Einzige, was ihr in diesem Moment blieb. Nach und nach hat sie den Wiler renoviert, das Nötigste zuerst. Parallel dazu hat sie den
Hof bewirtschaftet und sich um ihre Tiere gekümmert.
Noch heute lebt Kotay ohne fliessendes Wasser und beheizt ihre Wohnräume mit Holz. Sie will es so. «Wenn
Auswärtige hierher kommen, können sie oft nicht nachvollziehen, dass man sich dafür entscheiden kann so minimalistisch zu leben – so ganz ohne Luxus.» Luxus,
hingegen, bedeutet für Kotay bereits Schokolade und
Kaffee zu haben, wann sie will und so viel sie will. Sie erfreut sich an dem was sie hat und haben kann. Das materialistische Verlangen nach mehr ist ihr fremd.
Bereits als Kind hat sie gespürt, dass sie mit Tier und Natur in Symbiose leben will. Dass ihre Tochter im Stall ihrer Grosseltern übernachten, alleine im Wald Beeren
sammeln wollte und als Frau kein traditionelles Verlangen nach Familie hatte, konnten ihre Eltern jedoch nicht
nachvollziehen. Beherrscht von klaren Vorstellungen von
richtig und falsch, passte Kotay mit ihren Lebenswün-
endwie «Bisher hat’s immer irg
traue er
v
f
au
ar
d
d n
u
rt
ie
n
io
kt
fun
ich weiter.»
schen nicht in das elterliche, konservative Schema hinein. Ihnen zu liebe, hat sie dann eine Lehre als Arztgehilfin absolviert. Dass sie später nie auf ihrem gelernten
Beruf arbeitete, sondern ihren eigenen Weg in die Landwirtschaft ging, konnten ihre Eltern nur schwer akzeptieren. Stattdessen alpte sie und bereiste Indien und Nepal, machte in Griechenland die Oliven- und Orangenernte mit, lernte Griechisch. Nach ihrer Rückkehr
hütete sie mit 20 Jahren vorübergehend einen Hof im
Berner Oberland, damit der Besitzer seinen Sohn in Kanada besuchen konnte. Später durfte sie diesen Hof ganz
übernehmen, da der in die Jahre gekommene Bauer keinen familieninternen Nachfolger fand. Sie zog gleich nebenan in eine Mietswohnung und bewirtschaftete über
mehrere Jahre den Bauernhof – alleine. Es fühlte sich
richtig an. «Ich habe mich selten so verwurzelt und zuhause gefühlt wie zu dieser Zeit an diesem Ort», erinnert
sie sich. Im Wallis lebt sie zwar nun schon viel länger,
aber der Einstieg in die Gesellschaft lief um einiges erschwerter ab. Bis heute ist sie die Auswärtige geblieben.
Und trotzdem hat sie sich vorwiegend alleine für sich
und ihre geliebten Tiere hier im Wallis ein kleines Paradies aufgebaut. Auch wenn die Hilfe anderer dafür unverzichtbar war, wie sie selbst betont, verdient das Respekt.
Ins Wallis verschlagen hat es Kotay erst als ihr die Mietswohnung im Berner Oberland wegen Eigenbedarf gekündigt wurde und sie keine andere Wohnmöglichkeit in
Stallesnähe fand. Auf ein Inserat im Magazin ‹Tierwelt›
hin, welches einen Hof in Embd zur Miete ausschrieb, ist
sie ins Wallis gezogen. Sie lacht bei dieser Erinnerung
und führt mit ihrer weichen, tiefen Stimme aus: «Meine
Möbel habe ich bei den Tieren im Tiertransporter verstaut.» Es ist ein hartes Leben, bei dem man oft nicht
weiss, wie weiter. Besonders schlimm ist es im Winter
wenn die Zufahrtsstrasse zum Wiler verschneit ist und
man realisiert, dass man nun vollends auf sich alleine gestellt ist. Und dennoch hat sie lange dafür gekämpft, ein
solches Leben führen zu dürfen. Alles was sie heute
kann, wie käsen, melken, ihren Tieren Geburtshilfe leisten, hat sie sich selbst auf ihrem Weg in die Landwirtschaft angeeignet. Kotay ist gläubig. Das Wissen, dass
Gott das alles so für sie vorgesehen hat und die Erwartung, dass er es zum Guten führen wird, hat sie über die
Jahre durchhalten lassen. Aber auch wenn es ein ständiges Über-die-Runden-kommen ist, tauschen möchte Kotay jedoch mit niemandem. Sie liebt es im Rhythmus der
Jahreszeiten zu leben und die Lebensqualität, die sie daraus gewinnt, ist unersetzlich. «Bisher hat’s immer irgendwie funktioniert und darauf vertraue ich weiter.»
Besonders jetzt, wenn sich die jahrelange schwere körperliche Arbeit langsam bemerkbar macht. Ohne externe Hilfe bleibt nun immer mehr Arbeit liegen. Der
Körper leidet. Ihr Gesicht ist furchig und wettergegerbt
und dennoch auf seine eigene Art natürlich schön. Die
unverhohlene und freundliche Schönheit einer Bäuerin
eben, die ihren Wunsch mit Tier und Natur in Symbiose
zu leben, für sich realisiert hat.
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GESCHICHTE
Die päpstlichen Zuaven von Leuk in
der Tradition des Regimentskommandanten
Eugen Allet.
Text: Roger Mathieu – Uttenthal ist 1944 in Leuk-Stadt geboren, wo er auch heute noch wohnhaft
ist. In seiner zwanzigjährigen Tätigkeit als Lehrer, davon 4 Jahre in Dänemark, und durch die Mitarbeit in kantonalen und schweizerischen Lehrerorganisationen lernte er verschiedene Schulsysteme kennen. Bei seiner Pensionierung am 31. Dezember 2005 war er der Verantwortliche der kantonalen Mittelschulen, Sekundarstufe II, d.h. der Gymnasien und Handelsmittelschulen.
Der Rahmen war 1991 mit dem Jubiläum zum 700-jährigen Bestehen der Eidgenossenschaft gegeben, um mit
der Gründung des Vereins «Zuaven Regiment Leuk»
1990 und der Uniformeinweihung im Herbst 1991 die
Geschichte der päpstlichen Zuaven neu aufleben zu lassen.
Die Geschichte des Zuaven Regiments ist eng mit dem
Schicksal und Verlust des Kirchenstaates verknüpft. Vor
150 Jahren begannen militärische Operationen gegen
den Kirchenstaat im Zuge der Einigung Italiens. Dadurch wurde die Unabhängigkeit des Kirchenstaates,
dessen Oberhaupt Papst Pius IX. war, bedroht. Es war
ihm klar, dass er eine grössere Streitmacht benötigte, um
sein Gebiet verteidigen zu können. Deshalb rief der Papst
die katholische Jugend der Welt zu Hilfe.
Die Zuaven in der französischen Armee waren ursprünglich aus Nordafrika rekrutierte Truppen. Sie trugen auffällige, an türkisch-orientalische Trachten angelehnte Uni­­­­formen. Die päpstlichen Zuaven entstanden aus einer Ein­
heit, die 1860 von General de Lamoricière als FranzösischBelgische Tirailleure aufgestellt wurde. Am 1. Januar 1861
wurde die Einheit in Päpstliche Zuaven umbenannt und
unter das Kommando des Schweizer Obersten Eugen
Allet gestellt.
Die päpstlichen Zuaven waren hauptsächlich junge
Männer, die unverheiratet und römisch-katholisch waren.
Sie dienten freiwillig Papst Pius IX. in seinem Kampf gegen die italienische Revolution. Ihre Uniform unterschied sich von derjenigen der französischen Zuaven nur
anhand der Farbe Grau und einem roten Beschnitt. Ein
rot-graues Käppi ersetzte den für die nordafrikanischen
Zuaven typischen Fes.
Mit der Auflösung der päpstlichen Armee im September
1870 kehrte Oberst Eugen Allet nach Leuk-Stadt zurück,
wo er am 28. März 1878 verstorben ist.
22
Es ist als ein Glücksfall zu bezeichnen, dass der erste
Kulturpreisträger der Gemeinde Leuk, Victor Matter, im
alten Pfarrhaus fündig geworden ist. Als Autor und Regisseur vieler geschichtlicher Theaterstücke war er stets
auf der Suche nach Unterlagen und Kostümen. Im Pfarrhaus entdeckte er eine alte Uniform. Nach verschiedenen
Untersuchungen, Nachforschungen und Vergleichen
stellte sich heraus, dass es sich um eine Uniform des Zuaven Obersten Eugen Allet handelte. Damit war die Suche
nach einer Uniformvorlage abgeschlossen. Die Wahl war
nicht leicht gefallen. Einerseits sollte die Uniform der
Leuker Zuaven mit dem Wallis geschichtlich verankert
sein und einen engen Bezug zur «Leuca fortis» haben.
Das «Zuaven Regiment Leuk» konnte aus der Taufe gehoben werden.
Nun steht der Verein da, uniformiert und bewaffnet wie
zur Zeit des einzigen Zuaven Obersten der Militärgeschichte. Heute zählt das Regiment 28 aktive Mitglieder,
das sich wie folgt zusammensetzt:
➝ 1 Kommandant
➝ 2 Vize-Kommandanten
➝ 2 Fänner (Vereins- und Gemeindefänner)
➝ 1 Tambour
➝ 22 Zuaven
Das Palmares der vergangenen 25 Jahre zeigt auf, dass
das «Zuaven Regiment Leuk» nebst den kirchlichen und
weltlichen Festen in der Region auch an verschiedenen
Anlässen im In- und Ausland im Auftrag des Kantons
Wallis teilgenommen hat. Höhepunkt war sicher der Besuch des Regiments 1998 anlässlich der Vereidigung der
Schweizer Garde in Rom mit einer Audienz bei Papst Johannes Paul II.
Das «Päpstliche Zuaven Regiment Leuk» – so heisst der
Verein nach der Statutenänderung 2014 – ist stolz, die
Erinnerung an den grossen Leuker Sohn mit ihrer Tradition hochzuhalten.
Legionäre des
Heiligen Stuhls
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RENDEZ-VOUS
Einen Sechstel haben oder Sechster sein?
Text: Gabriel Bender (1964) ist Soziologe und Historiker. Er arbeitet als Professor an der Fachhochschule Westschweiz sowie als Verantwortlicher für Soziokultur am Psychiatriespital Malévoz. Daneben ist er Verfasser zahlreicher wissenschaftlicher und literarischer Werke.
Vor 200 Jahren haben die Bürger von Martigny beschlossen, sich friedlich, doch endgültig voneinander zu
trennen. Nach längeren, demokratisch geführten Verhandlungen wurde das Gemeindeterritorium zweigeteilt.
Das offizielle, am 8. März 1814 unterzeichnete Dokument trägt den erstaunlichen Titel «Acte de séparation
de la montagne d’avec la plaine» (Trennungsakt von Berg
und Tal). Die Bewohner kamen zum Schluss, dass die Interessen zwischen den Einwohnern entlang der Dranse
und denjenigen an den Hanglagen Richtung Forclaz-Pass
(La Combe) zu unterschiedlich waren, um weiterhin eine
gemeinsame Gemeinde zu bilden. Und dies, nachdem
man während Jahrhunderten zusammen war und eine
politische Gemeinschaft bildete.
Bei der Trennung wurden die gemeinsamen Güter aufgeteilt, ebenso die Rechte und Pflichten sowie die Markttage und -plätze. Dies alles geschah ohne Hass und Gewalt,
wie es Brüder und Schwestern tun, die das Familienerbe
respektieren. Jedes Dorf und jeder Weiler hatte seinen
Delegierten zu den Verhandlungen geschickt, um den
Akt beim Notar zu unterzeichnen. In einem ersten
Schritt trennte sich 1814 das Tal vom Berg. Dann erlangten auch die einzelnen Quartiere des Talortes Martigny
ihre Autonomie: Martigny-Ville 1835, Charrat 1836,
Martigny-Bourg und La Batiaz 1837. Im Jahr 1899
trennte sich dann Trient von Martigny-Combe. Aus einer Gemeinde wurden so deren sechs.
24
Dann, doch erst viel später, schlossen sie sich wieder zusammen, wenn auch nicht alle. 1959 fusionierte La Bâtiaz mit der Stadt und 1964 tat Martigny-Bourg das gleiche. Und im April 2015 verkünden die Behörden von
Charrat hochoffiziell, dass die Zukunft der Gemeinde
im Zusammenschluss mit Martigny liege. Sollte diese
Fusion zustande kommen, würden über 16'000 Gemeindeangehörige im Tal wohnen und noch gerade 160 am
Berg (Trient). Welch ein Wandel im Zeitraum von 200
Jahren.
Die Einwohner der Grossgemeinde Anniviers haben sich
über ein Jahrhundert lang gestritten. 1905 trennten sie
sich schliesslich voneinander und teilten sich ebenfalls in
sechs Gemeinden auf. Politisch waren sie nun zwar unabhängig, doch blieben ihre Territorien wie ein unförmiges Puzzle eng ineinander verschachtelt. So lebten sie ein
Jahrhundert lang nebeneinander, um 2006 erneut zu einer Einheit von 2'500 Einwohnern zu verschmelzen. Aus
sechs wurde eins.
1912 hat sich Salvan vom schattigen und windigen Tal­
ort Vernayaz getrennt. Die Konservativen befürchteten,
die Eisenbahn und die Industrie am Fuss der Pissevache
und der Trientschlucht könnten ihre Macht gefährden.
Und in der Tat: 40 Jahre später wählte Vernayaz einen
Sozialisten zum Präsidenten! Letztgewählter war ein
Christdemokrat.
Ganz anders verhielt es sich in Lens. Hier wurde 1899 nach langen
Diskussionen und einer Petition eine Abstimmung durchgeführt.
Dabei ging es um die Frage, ob Lens in mehrere Gemeinden aufgeteilt werden sollte. Die Abstimmungsresultate waren ebenso klar
wie gegensätzlich: In Lens gab es 184 Nein und kein einziges Ja.
Die übrigen Orte stimmten gerade umgekehrt: Chermignon stimm­te
mit 182 zu 3 Stimmen zu, Montana mit 92 zu 0, Icogne mit 63 zu
­­ 3.
Auffallend sind auch die Unterschiede zwischen Martigny und
Lens. Im Fall von Martigny erfolgte die Aufteilung nach dem Prinzip oben/unten, indem die am Berg Wohnenden die Alpen übernahmen, während die Talbewohner sich um die Fruchtbarmachung der Rhoneebene kümmerten. Demgegenüber wurde der
Berg in Lens in vertikale Streifen geteilt, so dass jede neue Gemeinde
in den Besitz von Gletschern, Alpweiden, Wäldern und Weinbergen gelangte. Sämtliche Bewohner konnten so weiterhin ihr gewohntes System der jahreszeitlichen Wanderung mit dem Vieh
praktizieren: mal war man oben auf der Alp, mal unten in den Reben, meistens aber in der Mitte, in der Nähe von Kirche, Friedhof
und Bistro.
Doch wie überall ist auch hier nichts endgültig. So wurde im Oktober 2011 die Bevölkerung von Lens gefragt, ob die 1899 getrennten Gemeinden sich wiederum zusammenschliessen sollten. Die
Antwort war klar: Bei einer Rekordstimmbeteiligung sagten 62%
nein. Wenn also die Grosseltern keine Trennung der Gemeinde
wünschten, wollten die Enkel ihrerseits nicht die Teile zusammenflicken, die damals auseinanderfielen; wenn sie auch das hübsche
Musée du Grand Lens betreiben, wo zu lesen ist, dass Montana,
Chermignon, Icogne und Lens in der Vergangenheit vereint waren.
Heute wollen sich die Gemeinden Montana, Chermignon, Randogne und Mollens zusammenschliessen. Die Stimmberechtigten haben an der Abstimmung vom 14. Juni 2015 Ja gesagt. Somit entsteht eine politische Einheit von 11'000 Einwohnern, das heisst die
sechstgrösste Walliser Gemeinde nach Sitten, Martigny, Siders,
Monthey und Brig-Glis.
Legenden von links nach rechts
Dorf Lens mit Kirche
Aussicht auf Martigny von der Route de Tassonières
Schloss Bâtiaz bei Martigny
Aussicht von Lens auf die Statue «Christ-Roi»
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Erno a
800 Kilometer vom
18. August bis 11. September 2014
Text: Peter Salzmann (1962) aus Visp ist Wanderleiter bei www.alpevents.ch
Angebote: Starlight-Dinner mit Himmels­präsentator Peter Salzmann, jeden Donnerstagabend von Januar bis März im Kulmhotel Gornergrat, dem höchsten Hotel der Schweiz.
Erno Grand, warum sind Sie auf den Jakobsweg
gegangen?
Jeder Mensch sollte einmal im Leben eine aussergewöhnliche Leistung erbringen, die nur für ihn zählt. Nicht zur
Leistung eines einzelnen Tages war ich kritisch. Die Leistung, die ich jeden Tag – ob Sonne oder Regen – erbringen musste, hat mir anfangs Bedenken gemacht.
Wie war die Vorbereitung?
Eigentlich hatte ich vor, von zuhause aus von Susten
nach Santiago zu laufen. Aber dazu wären weitere 4 bis
5 Wochen nötig gewesen. Ich habe das Buch von Hape
Kerkeling «Ich bin dann mal weg» gelesen. Allerdings
musste ich feststellen, dass Buch und Wirklichkeit zwei
verschiedene Welten sind. Auch habe ich mit Personen,
die den Weg oder Teile davon machten, das Gespräch gesucht. Ich habe mir eine Karte besorgt, die tägliche Etappenziele enthielt, an die ich mich aber nicht hielt.
Sie haben sicher zuviel eingepackt?
Ideal wäre ein Rucksack von 7 bis 8 kg gewesen. Beim
täglichen Aufbruch hatte ich mit Getränk, kleinem
Pro­­viant und der obligaten Pilgermuschel 11 kg. Manche
Pilger haben überzählige Sachen weggeworfen. Ich nicht,
auch wenn ich sie nicht gebraucht habe. Sie haben mich
jeden Tag daran erinnert, dass wir im Überfluss leben.
26
Sind Sie allein gelaufen?
Ich bin zwar allein gelaufen, habe aber unterwegs viele
interessante Bekanntschaften gemacht, mit denen ich einige Tage lief, uns getrennt und wieder mal getroffen haben. Einer sagte: «Ich bin zu Hause unausstehlich, nur
hier auf dem Jakobsweg bin ich glücklich.»
Nach 10 Tagen konnte ich
beide grossen Zehennägel vom
Nagelbett nehmen.
Haben Sie Ihre Grenzen ausgelotet?
Nach 3 Tagen auf dem klassischen französischen Weg,
dem Camino Francés, taten mir Füsse, Glieder und Muskeln weh, Blasen an den Füssen – alles tat weh. Mein einziger Gedanke war: 10 Prozent sind geschafft! Nur noch
etwas mehr als 700 km! Nach 10 Tagen konnte ich beide
grossen Zehennägel vom Nagelbett wegnehmen. Die unterwegs gekauften Sandalen waren dann eine Wohltat.
Haben Sie in Hotels geschlafen?
Nie. Ich habe meistens in einem Etagenbett im Saal der
Pilgerherbergen zusammen mit 15 bis 30 anderen Pilgern
geschlafen. Ich war glücklich, wenn nicht alle Betten besetzt waren. Noch in finsterer Nacht, meistens ohne
Licht, bin ich aufgestanden, habe den Schlafsack gerollt
und die wenigen Sachen im Finstern in den Rucksack gepackt und bin losgelaufen. Fast immer lief ich bis zu einer Stunde in völliger Finsternis unter einem herrlichen
Sternenhimmel. Einmal zog ich – ohne bewussten Grund
– zum ersten Mal an diesem Morgen, meine Taschenlampe aus dem Hosensack und schob den Schalter nach
vorn. Ich blickte in zwei kleine rote Augen eines jungen
Feldhasen. Eine tiefe innere Ehrfurcht vor der Natur
durchzog mich. Nach zwei bis drei Stunden Laufen ass
ich normalerweise in einem zufällig «vorbei kommenden» Restaurant Frühstück.
Machen Sie nochmals so etwas?
Der Camino beginnt nach dem Camino. Was kommt,
was erwartet mich, da draussen, in der Welt, die während Wochen an mir vorbei ging? Ich war wieder schnell
im Alltag, bin aber in Gedanken immer mal wieder auf
diesem Weg. Es könnte schon sein, dass ich mich nochmals auf den Camino mache. Vorher aber will ich durch
das schottische Hochland, von Glasgow nach Forte William wandern. Etwas Mystisches!
An was denkt man während dem wochenlangen Laufen?
Am Morgen kann man 5,5 km pro Stunde machen, tagsüber wird es 30 Grad im Schatten, gegen Abend werden
es noch 4 km für mein durchschnittliches Tagespensum
von fast 35 km. Die Gedanken auf dem Weg beschäftigen sich nicht mit dem Gestern, nicht mit dem Morgen.
Nur das JETZT zählt, nur der Augenblick, die Begegnung, die gerade geschieht. Es ist ganz besonders der
Kampf des Körpers, des Geistes, der dich zu einem grossen Teil absorbiert.
Pellerine oder Schirm?
Pellerine. Ich habe aber auch Pilger getroffen, die auf einen Schirm schwören.
Erleichterung oder Wehmut am Ziel?
In Santiago angekommen sind Tränen der Freude fast
unausweichlich. Ein Gespräch mit einem zufällig anwesenden Priester wurde zu einem Erlebnis. An der Pilgerschlussmesse raste das grosse Weihrauchgefäss, welches
von sieben Mönchen an einem 25 Meter langen Seil
durch die Kathedrale geschwungen wird, nur knapp
zwei Meter an mir vorbei. Für die Compostela, das Pilgerdokument musste ich drei Stunden anstehen. Für den
Pilger überhaupt kein Problem. Zeit zählt nur, wenn man
keine hat. Seither versuche ich, noch besser Wichtiges
von Nebensächlichem zu unterscheiden.
Schwarz oder Weiss
Stöcke oder keine?
Zwei Stöcke, sind wirklich eine Erleichterung zum abwärts laufen, müssen aber verstellbar und richtig eingestellt sein.
Pilgerstempel oder Kilometer?
Laufen. Beim Pilgern soll natürlich der Pilgerstempel
nicht vergessen werden. Es sollte aber keine Jagd auf
Stempeln sein.
Gite / Refugio oder Hotel?
Soll die Pilgererfahrung ganzheitlich werden, sollten es
schon Pilgerherbergen sein.
Handy oder No Handy?
Handy aber gezielt einschalten oder nur für den Notfall.
Sightseeing oder Feierabendbier?
Es muss beides Platz haben.
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Preisgekrönt
Festi
ntes
stival
Musikdorf Ernen
Text: Beat Moser (1958) ist seit 1992 freiberuflich als Journalist,
Reiseleiter und Fotograf mit Spezialgebiet Verkehr, Reisen und
Tourismus Schweiz tätig. Er arbeitet auch als Eisenbahn-Buchautor
sowie als Fachberater für Medienarbeit und Filmprojekte.
Es gibt im Wallis einige sehenswerte Bergdörfer. Im Vergleich ist das Musikdorf Ernen
aber einzigartig. Die sonnige Aussichtslage über dem Tal, das historisch wertvolle
Ortsbild und die besondere Atmosphäre abseits der Hektik sind wichtige Trümpfe, die
weit gereiste Musi­ker und Literaten ins Goms locken. Hier finden sie ihre Ruhe, sind
privat in Ferienwohnungen untergebracht und fühlen sich gut aufgehoben und bestens
umsorgt. Zudem können sie sich beim Musizieren von einer zauberhaften Alpenlandschaft inspirieren lassen. Neben der persönlichen Betreuung werden die Künstler mit
erlebnisreichen Ausflügen und Wanderungen in der Bergwelt belohnt.
Die Berichte von unvergesslichen Eindrücken und dem einzigartigen Ambiente sprechen sich jeweils rasch in den überschaubaren Musiker­kreisen herum. So sind auch renommierte Persönlichkeiten bereit, für Auftritte oder als Gast ins etwas abseits gelegene Ernen zu kommen. Dort finden sie den Kontrast zum ansonsten üblichen Leben
in Fünfsternhotels der anonymen Grossstädte. Einige nehmen auch ihre Famil­ie in die
Schweiz mit, um sich gemeinsam in den Bergen zu erholen. In Ernen lernen sich die
Künstler auch gegenseitig kennen. Es haben sich nach solchen Kontakten auch schon
neue Musikforma­­tio­nen gebildet.
Das Nischen-Festival
Begonnen hat die Musiktradition in Ernen im Jahr 1974 mit den Meisterkursen des
ungarischen Pianisten György Sebök und den Konzerten der Kursabsolventen in der
Dorfkirche St. Georg. Nach seinem Tod 1999 baute­der Vereinsvorstand das Festival
Musikdorf Ernen aus, das seitdem nachhaltig zu einem international bekannten
Schweizer Kultur­ereignis gewachsen ist. Während sieben Wochen im Juli und August
wird jedes Jahr ein attraktiv zusammengestelltes Programm dargeboten, bei dem fast
80 Künstler und Autoren ein Publikum von rund 6000 Personen zu begeistern wissen.
Mit einem Budget von CHF 700’000.– und 40 Helfenden organisiert Intendant Francesco Walter in der Kirche und im Tellenhaus über 30 Konzerte und Autorenlesungen.
Es gibt auch Nebenveranstaltungen wie Referate, Diskussionen und Filmvorführungen. Musika­lischer Höhepunkt sind die Barockwochen, die passend zur Ausstattung
der Kirche­vom Erner Barock-Ensemble mit viel Erfolg inszeniert werden. In dieser
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Zeit kommt auch die amerikanische Schriftstellerin Donna Leon nach Ernen und leitet gemeinsam mit weiteren Autoren eine Literaturwerkstatt mit Schreibkurs. Auch sie
ist eine Liebhaberin der Musik dieser üppigen Zeitepoche. Hoch im Kurs stehen auch
die Klavier-Woche und die Kammermusik-Konzerte. Bereits seit 2008 gibt es in Ernen
ausserdem das literarische Wochenende «Querlesen», an dem sich deutschsprachige
Autoren bei Buchlesungen präsentieren. Unter dem Motto «Klassik trifft Jazz» findet
auch dieser beliebte Musikstil seinen Platz im Veranstaltungsprogramm. Ergänzt wird
das reichhaltige Angebot zudem mit einem Seminar mit Biographie-Werkstatt und einem Meisterkurs für Orgel. Während den Wintermonaten beschränken sich die Aktivitäten auf ein als Visitenkarte möglichst top-besetztes Weihnachtskonzert und auf
das etwas unterhaltsamere Silvesterkonzert am 30. Dezember. Als Nischen-Festival
mit ungewöhnlichem Programm und speziellen Künstlern lässt sich gut zwischen den
grossen Festivalorten Gstaad, Verbier, Luzern und Davos leben.
Der Festival-Macher
Und wer sitzt im Hintergrund, koordiniert und organisiert, löst Probleme jeder Grösse,
hört zu und vermittelt? Es ist Intendant Francesco Walter, der mit grossem persönlichem Engagement alle Fäden in den Händen hält. Der gebürtige Tessiner mit Jahrgang
1960 hat vom kaufmännischen Angestellten über verschiedenste Tätigkeiten in die
Laufbahn des Kultur­managers gewechselt. Mit einem höheren Wirtschaftsdiplom in
der Tasche arbeitete er u.a. als Künstleragent und als Referent des Ballettdirektors im
Stadttheater Bern. Dann bildete er sich zuerst zum Kulturmanager und danach zum
Sponsoringmanager weiter und schloss 2006 an der Universität in Bern ein Nachdiplomstudium im Fach Tanzkultur ab.
Heute amtet Francesco Walter auch als Vizepräsident der Gemeinde Ernen und als
Vorstandsmitglied im Landschaftspark Binntal, wo das Musikdorf dank seiner Nachhaltigkeit optimal ins Angebot passt. Als Touristiker ist er dankbar für alle Aktivitäten in seiner Ferien­region, die neben Kurtaxen-Einnahmen auch der Gastronomie willkommene Umsätze bringen. Seit 2013 sitzt der umtriebige Kultur­manager als Grossrat
im Walliser Kantonsparlament und kandidiert bei den nächsten Wah­len als Nationalrat der CVP Bezirk Goms. Das Musik-Festival wird vorwiegend von der Altersgruppe
40+ besucht. Diese Leute möchten sich Zeit nehmen und den Aufenthalt in Ernen geniessen. Gut die Hälfte des Publikums stammt aus dem Oberwallis. Die treue­sten
Gäste kaufen sich ein Abonnement (15 %), während drei Viertel ihre Billette über den
Vorverkauf beziehen und der Rest die Abendkasse benützt. Die Eintrittspreise sollten
bezahlbar sein. Durch den Billettverkauf kann rund ein Drittel des Festival-Budgets
gedeckt werden. Die aktuell 440 Mitglieder des Vereins Musikdorf Ernen steuern ihren Teil über die Jahresbei­träge bei. Die 2001 gegründete Stiftung hilft mit Legaten
und Spenden. So ist die Suche nach Sponsoren eine sehr wichtige Aufgabe des Intendanten. Und diese Arbeit wird trotz breitem Netzwerk immer schwieriger. Umso erfreuter war man über die unerwartete Nachricht, dass das Festival Musikdorf Ernen
den wichtigen Doron-Preis zugesprochen erhalten habe. Am 17. Februar­2015 durfte
Francesco Walter in Zug die mit CHF 100’000.– dotierte Auszeichnung entgegen nehmen. Die Schweizerische Stiftung für den Doron-Preis ehrt bereits seit 30 Jahren
ausser­ordentliche Leistungen in den Bereichen Kultur, Gemeinwohl und Wissenschaft.
Dieses Geld kann der Verein nun in den Ausbau der Festival-Infrastruktur investieren
und damit das Ansehen der beispielhaften Walliser Kulturveranstaltung weiter steigern. Die Herausforderung an die Kulturschaffenden ist gross. Wie sagt Francesco
Walter: Der Rahmen des Festivals ist gegeben. Das Programm muss aber jedes Jahr neu
überraschen, damit das Interesse bei Künstlern, Literaten und beim Publikum nicht
nachlässt.
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www.musikdorf.ch
Franceso Walter
Erner Dorfkultur
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GASTKOLUMNE
Brief ans Wallis
Text: Johanna Stöckl – Kälte verträgt sie besser als Hitze. Sie liebt den Winter, mag den Schnee
und reist – zum Teil auch beruflich – viel. Wenn sie sich zwischen einem Wochenende in den Bergen
und ein paar Tagen am Strand entscheiden müsste, wäre ihre Wahl klar: Berge! Johanna Stöckl lebt und arbeitet in München, wo die gebürtige Österreicherin als freie Journalisten für Tageszeitungen, Special Interest-Magazine und Onlineportale hauptsächlich über Aktivreisen und
Outdoorsport schreibt.
Liebes Wallis
Als mich die Anfrage dieses Magazins erreichte, ob ich
ein paar Zeilen über dich schreiben wolle, musste ich absagen, denn – das ist mir wirklich peinlich – ich war noch
nie bei dir zu Besuch, obwohl ich als Reise-Journalistin
gerne über Berge, alpine Regionen und deren Bewohner
berichte. So gesehen bin ich dir eine Erklärung schuldig.
Warum ich bisher noch nicht im Wallis war, mag am Abstand liegen, mit dem wir uns begegnen. München und
Zermatt trennen 550 Kilometer. Google Maps prognostiziert mir eine Fahrzeit von 6 Stunden und 35 Minuten.
Ich erreiche dich nicht «mal eben so». Von München aus
orientiere ich mich daher für ein Wochenende in den Bergen eher Richtung Süden: Österreich, Südtirol, Italien.
Doch wenn ich ehrlich bin, hinkt diese Ausrede. Schließßlich bin ich auch schon nach Frankreich in den Skiurlaub
gefahren. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich
glaube, ohnehin schon viel von dir zu wissen, dich also
aus der Ferne «kenne». Unzählige Reportagen habe ich
über dich gelesen oder im TV gesehen. Beeindruckende
Bilder habe ich im Kopf, wenn ich an dich denke: Aletschgletscher, Matterhorn, Monte Rosa Hütte ... Wenn
ich ans Wallis denke, träume ich auch von HonigS chokolade Marke Toblerone, in deren Logo
Mandel-­
sich dein bekanntester Berg versteckt, von Raclettekäse
und edlem Weisswein, den ihr als Fendant in die Welt exportiert, von perfekten Skipisten in Crans-Montana,
Leukerbad und Saas-Fee, von spektakulären Abfahrten
in Zermatt. Aber auch coole Events wie die Freeride
World Tour in Verbier assoziiere ich mit dir.
Erst kürzlich verfolgte ich wieder einmal gespannt eine
Dokumentation über die Erstbesteigung deines prominentesten Berges durch den Briten Edward Whymper und
seine Seilschaft am 14. Juli 1865. Exakt 150 Jahre ist das
her. Vielleicht sollte ich das Jubiläum zum Anlass nehmen, dir in diesem Sommer endlich den überfälligen Besuch abzustatten? Ich muss dem Mister Wallis ja nicht
gleich über den Hörnligrat aufs Dach steigen. Mir würde
es ja schon reichen, diesem perfekten und formvollendeten Berg mit etwas Respektabstand zu begegnen. Ihn wenigstens einmal zu umrunden.
Zu meiner Entlastung möchte ich dir noch etwas sagen.
Vor drei Jahren war ich dir – zumindest in Gedanken –
schon sehr nahe. Ich traf gemeinsam mit meinem Freund
alle Vorbereitungen, um die bekannte «Spaghetti-­Runde»
in deinem Monte Rosa Massiv zu absolvieren. Am Gipfel
des Breithorn, der Vincent Pyramide, der Signalkuppe
und auf dem Balmenhorn stand er schliesslich alleine.
Ich hatte mir kurz vor der Tour beim Skifahren das
Sprunggelenk gebrochen und lag im Krankenhaus. Als
ich nach seiner Rückkehr die genialen Fotos von der
Tour sah, war ich richtig down. Wie gerne hätte auch ich
auf der Margherita Hütte, dem höchst gelegenen Gebäude Europas, übernachtet und ein paar deiner atemberaubend schönen Viertausender bestiegen, die man hier
relativ leicht erklimmen kann.
PS.: Das Argument, dass ich mir über den aktuellen
Frankenkurs die Schweiz ganz generell nur zähneknirschend leisten kann, lässt du sicher gelten. Wobei deine
Bewohner – wie die von Grächen – Devisen-Probleme
mitunter überaus charmant umgehen, indem sie uns
Euro­
ländern unabhängig von irgendwelchen Banken
einfach einen künstlich tief gehaltenen Frankenkurs garantieren. Das mag das Devisenproblem nicht wirklich
lösen, macht euch Walliser aber sympathisch. Ihr seid offensichtlich ziemlich pfiffig.
Zum Schluss noch ein Geständnis, das hoffentlich keiner
meiner österreichischen Landsleute liest. In jungen Jahren schwärmte ich von eurem erfolgreichsten Skifahrer,
Pirmin Zurbriggen. Ich konnte diese «Liebe» natürlich
nur heimlich ausleben. Als Österreicherin darf man im
alpinen Skisport keinen Schweizer unterstützen ;-) Ich
tat’s trotzdem.
Wie du siehst, habe ich eigentlich ein grosses Interesse an
dir und deinen Leuten. Ich verspreche hier und heute,
dich im Sommer erstmals aufzusuchen.
Bis bald also, Wallis!
Gruss aus München,
Johanna Stöckl
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Ya nYan’s
M a tt e r h o r n
Seit gut einem Jahr arbeitet die Künstlerin YanYan an der Serie «Matterhorn».
In der Wohnung ihrer Eltern in China
hängt seit vielen Jahren ein Bild vom
Matterhorn und dieser Berg hat sie
schon lange fasziniert. Die Matterhorn
Serie passt perfekt zum Jubiläumsjahr
150 Jahre Erstbesteigung des Matterhorns. Mit Witz, Charme und Sexappeal
befasst sich die Künstlerin mit diesem
einmaligen Walliser Berg. Wenn ihre
Werke zum Schmunzeln Anlass geben
so hat die Künstlerin ihr Ziel erreicht.
Die Künstlerin YanYan lebt seit rund 15 Jahren in der
Deutschschweiz und stammt ursprünglich aus
China. Geboren wurde sie in Yunnan, einer Provinz
angrenzend an Thailand. Schon als Kind ist ihre Familie (der Vater war Autor) oft innerhalb Chinas umgezogen. Entsprechend sagt sie heute von sich,
dass sie überall Ausländerin ist, auch in der Schweiz.
Bereits mit sechs Jahren hat sie mit der Malerei begonnen und hat dann von 1987 bis 1991 an der Yunnan Art University Kunst und Malerei studiert. Später
hat sie in verschiedenen Städten in China, so Peking
und Guangdong, als Lehrerin und Innendekorateurin
gearbeitet. In dieser Zeit sind viele Bilder,
aber auch Buchillustrationen entstanden.
Seit dem Jahr 2000 lebt YanYan nun in der
Schweiz und hat unser Land kennen- und
lieben gelernt. In dieser Zeit sind verschiedene Bilderserien entstanden. Jede Serie
erzählt eine in sich abgeschlossene Geschichte. Dabei sind für die Künstlerin Humor, Einfachheit, reine Farben, Schönheit
und auch eine Prise Erotik sehr wichtig.
Ihre Werke hat YanYan in verschiedenen Galerien in der Deutschschweiz ausgestellt, so
unter anderem auch in der Galerie Erni
Kunsthandel in Luzern.
Die Matterhorn Serie von YanYan ist in der
Zeit vom 24. Juni bis 12. September 2015 in
der Weinhandlung Albert Mathier & Söhne
in Salgesch ausgestellt.
www.yanyan.ch
[email protected]
1
Gampel for ever
Text: Sina (1966) ist die erfolgreichste Mundartsängerin der Schweiz und seit 20 Jahren ein fester Bestandteil der heimischen Musikszene. Alle ihre Alben haben Top Ten Chartplatzierungen erreicht, neunmal wurde sie mit Gold und zweimal mit Platin ausgezeichnet. Zur Zeit
tourt Sina mit ihrer Band und dem aktuellen Album «Tiger & Reh» durch die Lande.
Meine Freundin, die Schriftstellerin Sibylle Berg,
hat in einer früheren Ausgabe über «das permanent
nasskalte Wetter in Gampel» berichtet. Mit dieser
Aussage konnte sie unmöglich das Dorf am Eingang
des Lötschental meinen, denn 200 Sonnentage pro
Jahr können nicht irren. Ich weiss das, schliesslich
bin ich da aufgewachsen.
Als Teenager sass ich oft auf der Terrasse des damaligen «Dokterblocks» und habe zugesehen, wie sich
alle halbe Stunde Blechlawinen aus Autos und Töffs
von Goppenstein her durchs Dorf schlängelten.
Anhalten gabs nur auf Verlangen: Für einen Nussgipfel in der Bäckerei Wüst oder wenn die Blase
drückte – letzte Gelegenheit im Rest. Jägerheim.
Das Dorfleben, eher gemächlich und Gampel wie
die Lonza, ein meist ruhig dahin plätschernder Fluss.
Das änderte sich, als mein damaliger Freund Beat
Zengaffinen mit seinen Brüdern, ihrem Sänger
Thomas Lauwiner und meinem späteren Mischer
Joggi Bregy das 1. Openair ins Leben rief. Zu diesem
Zeitpunkt war noch keinem klar, dass Gampel Jahre
später zu einem der wichtigsten Schweizer Festivals
gehören würde. Mit der Ruhe war es also plötzlich
vorbei, wenn auch nur für ein kleines Wochenende.
Schade eigentlich. Aber es wurde besser: 1986 spielten
Family Force und Span vor 500 Leuten. Letztes Jahr
reisten über 90'000 Leute nach Gampel und machten
aus dem Dorf für vier Tage eine pulsierende Kleinstadt.
Mein erster Auftritt am Gampjer Openair war 1987
– im Kassenhäuschen. Als Helferin durfte man in
den Pausen gratis an die Konzerte; ich habe jede freie
Minute vor der Bühne verbracht. Zwei Jahre später
präsentierte ich mit Michel Villa die verschiedenen
Bands. Und 1994 folgte dann meine Premiere als
Sängerin mit meinem ersten Mundartalbum «Sina».
Wo sonst Kühe weideten, Campinggäste mit Hunden
am verlassenen Rottenufer spazieren gingen und
unsere Clique am Wochenende um ein Lagerfeuer
34
gesessen hatte, sah ich plötzlich auf eine wogende
Menge, die meine Songs mitsangen. Ziemlich surreal
das Ganze. Und dann die Familie, Freunde aus der
Schulzeit, meine 80jährige Gesangslehrerin aus
Zürich, alle waren sie da. Was war ich nervös!
Ein paar Bilder haben sich mir in diesen letzten
29 Jahren ganz speziell eingeprägt: Wie ich Nina
Hagen, die in ihrem engen Lederrock die Stufen nicht
hoch kommt, auf die Bühne helfe. 1991 auf dem viel
zu grossen Flugplatz in Raron, wo Michel Villa und
ich mit Trottinetts von Bühne zu Bühne fahren, um
die jeweiligen Bands rechtzeitig ansagen zu können.
Marla Glen, die mit ihren langen Fingernägeln rote
Striemen auf meinem Rücken hinterlässt und dazu
ein eindeutiges Angebot macht. Wie mir, als ich auf
der Bühne den Auftritt von Guesch Patti absagen
muss, ein paar Bierflaschen haarscharf um die Ohren
fliegen. Später bei einem meiner Konzerte, komme
ich in einem übergrossen Ballon auf die Bühne.
Vorher zählen wir die Schritte bis zur Bühnenmitte,
damit der Reissverschluss oben ist und ich diesen
ohne Probleme öffnen kann, bevor die Luft dünn
wird. Meine Haare verfangen sich durch die ausströmende Luft im Reissverschluss, werden eingeklemmt
und ich schaffe es knapp auf die erste Strophe
auszusteigen. Elegant war das nicht!
Es gab ein paar magische Konzerte, die mich verzauberten, mitrissen: Deep Purple, Snow Patrol,
Joan Osborne, Jovanotti, Katzenjammer.
Dieses Jahr, am 30jährigen Jubiläum des Openair
Gampel, werde ich wieder von der Bühne ins
Publikum schauen, stolz und begeistert, dass es
die MacherInnen und das Team rundherum immer
wieder schaffen, auf einem Stück Ackerland ein
einmaliges Erlebnis auf die Beine zu stellen. Und
vielleicht denke ich einen Moment lang an das
allererste Openair zurück, als die Bühne noch
ein wackliger LKW-Anhänger war.
KRAFTORT
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SCHPIIS & TRANK
Raclette und Pinot noir?
Text: Michel Villa (1956) ist Sänger und Caterer
aus Leuk. Sein Titel «dr Tifil isch gstorbu» platzierte
sich bei den grössten Schweizer Hits von SRF auf dem 2. Platz.
Es gibt Leute, die lieben zum Fisch eher einen Rotwein als einen Weissen. Jeder nach seiner Facon ist hier wohl die Devise. Etwas trinken oder essen was
man nicht so mag, nur weil es «die guten Manieren» erfordern ist unsinnig.
Jedermann(frau) soll sich so ernähren, dass es dem Gaumen schmeichelt.
Das heute auf gesunde Ernährung immer mehr Acht gegeben wird, gut so!
Wir erleben in der Gastronomie immer mehr Gäste die Laktoseintoleranz,
Glutenunverträglichkeit oder andere Probleme haben. Vegetarisch und Vegan
ist längst Standart. So hatten wir ein Hochzeitsbankett mit 80 Gästen, von
denen 28 Vegetarier waren. Es ist immer eine Freude, diese alle zufrieden zu
stellen. Daran kann man sich als engagierten Gastgeber zu erkennen geben.
Denn wer eine Mehlallergie hat, kann nichts dafür und sollte sich bei einem
Bankett ernstgenommen fühlen. So sind mir diese Gäste immer speziell
wichtig. Betroffene sollten sich jeweils bei den Einladenden melden, denn so
kann auf sie eingegangen werden.
Mein Lieblingskäse ist der Turtmänner. Diesen Käse erkenne ich blind. In
Martigny, im Relais San Bernhard, kaufte ich kürzlich portionierten Raclette-Käse. Drei Sorten aus Val des Bagnes und Val d'Anniviers sowie Turtmänner. Diesen habe ich klar favorisiert und blind erraten.
Sonntags habe ich ein Ritual: Raclette, «Tatort» und Pinot Noir, im Winter
kommt freiwillig noch die Sonntagsmesse dazu. Schwierig die Sommerzeit,
wo die «Tatort»-Wiederholungen anstehen. Da leide ich. Das Raclette schmelze
ich unter einem Öfeli, pfeffere es und esse es ohne Beilagen! Aber mit einem
wunderbaren Schluck Rotwein, meist einem Pinot Noir. Die weggelassenen
Kartoffeln sind eine Referenz an meine Kalorienzufuhr. Das ist für mich Erholung pur und der Abschluss eines meist arbeitsreichen Wochenendes.
«Erdbeermousse
an Pinot Noir»
Zutaten für 6 Portionen
ZUTATEN
500 gr. Erdbeeren
250 gr. Zucker
500 ml Pinot Noir
1 Pl. Gelatine
500 ml Rahm, geschlagen
ZUBEREITUNG
Ich mag Rotwein lieber als Weissen. Von 1986 bis 2007 habe ich keinen
Schluck Alkohol getrunken. Ich moderierte damals «Mikado» bei SRF und
fand, dass Trinken und Jugend-TV nicht zusammenpassen. Erst vor ein paar
Jahren erinnerte ich mich, das ich früher gerne ein Glas Rotwein zum Essen
getrunken hatte und das s‘Tante Margrith in Fiesch, über 100 Jahre alt und
einem Gläschen nicht abgeneigt ist. So geniesse ich ab und zu ein Glas, trinke
aber nie bei der Arbeit oder mittags.
Auffallend ist zudem, dass bei Apéros länger je mehr auch Rotwein getrunken wird. Der Pinot Noir eignet sich bestens als Bankettwein, da er mehrheitlich beliebt ist und Spezialitäten, beispielsweise aus dem Eichenfass,
nicht allen zusagt…
Heute stelle ich Ihnen ein Dessert vor, welches mit Pinot Noir zubereitet
wird…
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Die Erdbeeren werden mit Zucker und
der Hälfte des Rotweines püriert.
Den restlichen Rotwein nimmt man,
um die Gelatine einzuweichen.
Wenn die Gelatine gequollen ist, wird
sie nach Packungsanweisung aufgelöst (nicht kochen) und unter rühren
dem Erdbeermousse hinzugefügt.
Zum Schluss wird die Sahne untergehoben. Bis zum Servieren kühl stellen.
Viel Spass beim Nachkochen!
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Viktorina, Flora, Irma
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Frauen ,
(de)emanzipiert
euch!
Am Feuer der Ahninnen
Text: Luciana Brusa (1979) aus Visp ist Nachrichtenredaktorin und -sprecherin beim Schweizer Radio und Fernsehen SRF in Bern sowie freischaffend als Regisseurin und Autorin bei Theater und Hörspielen tätig.
Sie ist schön. Ihr Haar rot und wild. Aus dem runden
Gesicht strahlen mich bernsteinfarbene, exotisch anmutende Augen an. Sie ist klein gewachsen, schlank, mit einem üppigen Busen. Ihr Lachen ist ansteckend: voll, laut
und ehrlich. «Schii isch ä Häx.» Was sie ausmacht: Liebe,
Güte, Kreativität. Herzlichkeit, Spontaneität, Intuition.
Altes Wissen, neue Erkenntnisse, überlieferte Rituale.
Die Asche glüht noch
Zurück zur Weiblichkeit
«Hock di ans Fiir va diinä Ahnä.» Mit dem Rat der schönen «Hexe» wusste ich nichts anzufangen. Aber sie hatte
damit ein Samenkorn in mir gepflanzt, das keimte,
wuchs und reifte bis mein Stammbaum daraus erblühte.
Ich begann ihn zu studieren, verfolgte die Wurzeln zurück bis 1853, der Geburt meiner Ururgrossmutter. Wie
sah sie aus? Mein Vater suchte mir zu liebe tagelang nach
Fotografien meiner Ahninnen. Er blätterte mit mir durch
Alben, die so alt waren, dass sie uns zwischen den Fingern zu zerfallen drohten. Zu meinem Erstaunen erkann­te
ich mich in Gesichtern wieder, die mir völlig fremd waren. Auf mein Drängen hin hob Papa Schätze aus seinem
Erinnerungsvermögen. Ich legte die Informationen ineinander wie Puzzleteilchen, bis in mir ein Bild dieser
Frauen entstand, aus deren Früchten ich stamme.
«Ä schuppu Fröijä wissund nimmä was wiiblich isch»,
sagt die schöne «Hexe», Mutter und Ehefrau, die mutig
genug war, selbstständig zu werden, sich von ihrem Angetrauten in vorbildlicher Freundschaft trennte, eine unerwartete Liebesbeziehung einging, viel unterwegs ist
und nun im Ausland ein neues Leben aufbaut. Ich stimme
stumm nickend zu, ohne zu wissen, was sie eigentlich
meint. Weiblichkeit? Ich spüre, diese Frage muss ich für
mich selbst beantworten.
Sie waren keine Amazonen, Erstbesteigerinnen oder Pionierinnen. Sie waren Mütter, Witwen und Hausfrauen.
Sie waren aber auch Lehrerinnen, Reisende, Geschäftsfrauen, Angestellte. Sie waren unabhängig, selbstständig, frei im Kopf; ohne ihr Handeln zu hinterfragen.
Meine Mutter unterbricht lachend meinen temperamentvollen Redefluss: «Jetz hesch gat gmacht wiä ds Irmeli!»
Ich bin ihr nie begegnet, meiner Grossmutter Irma. Sie
starb vier Jahre vor meiner Geburt. Ich sei ihr nicht nur
äusserlich nachgeraten, schmunzelt meine Mutter. Was
sonst hat Irma mir vererbt?
schii > sie
schuppu > viel
Häx > Hexe
Fröijä > Frauen
hock di > setz dich
wissund > sie wissen
Fiir > Feuer
nimmä > nicht mehr
Zu Hause am Schreibtisch. Im Internet stosse ich auf
stählerne Härte, abgeklärte Rationalität, verbissene
Karriereansprüche, die mich aus leeren Augen anstarren.
Augen, umrahmt von getuschten Wimpern, mit einem
Schatten auf den Lidern. «Was isch wiiblich?», echot es
in meinem Kopf, während ich Frauen aus Politik und
Wirtschaft über Krieg und Finanzen referieren höre.
Frauen, die ihren männlichen Attributen Oberhand gewähren, um beachtet zu werden, um Machtpositionen
einnehmen zu können. Wo ist die Weiblichkeit? Und ich
meine nicht im Kreis sitzende, gemeinsam menstruierende Esoterikerinnen! Ich rede von Intuition, Ruhe,
Wandel, Gefühl, Kreativität, Ästhetik, Humor, Gespür...
Mein Blick schweift immer wieder hin zu verblassenden
schwarz-weiss Fotografien, aus denen mich meine Ahninnen zu beobachten scheinen. Ihr Ausdruck ist klar,
selbstbewusst, unbeirrt. Ihre Züge sind rund, weich,
warm. Was ist euer Geheimnis? Es flüstert in mir: Spüre
deine weiblichen und männlichen Wesenszüge und setze
sie weise ein. Was ist euer Erbe? Der Mut, das zu tun,
wonach dir der Sinn steht, wohin dich deine Intuition
und Begabung leiten, unabhängig von deinem Geschlecht.
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GLOBAL FORUM WALLIS Das
SILICON VALLEY
Die digitale Revolution und das Berggebiet 1
Text: Philipp Schmid (1964) ist dipl. Natw.ETH (Fachrichtung Biotechnologie) und heute als Unter­nehmer, Projekt- und Eventmanager tätig. Er ist Initiant des Global Forum Wallis und des Peak45.
Das kalifornische Silicon Valley prägt uns mit technologischen Innovationen, mit seiner Denk- und Arbeitsweise, mit unternehmerischen Giganten wie Apple, Facebook und Google bereits heute massgeblich und wird
auch unsere Zukunft entscheidend (mit)gestalten. Wem
gehört also unsere Zukunft? Was bedeutet die globale,
in etlichen Bereichen vom Silicon Valley aus gesteuerte
technologische und die damit verbundene gesellschaftliche Entwicklung für Bergregionen im allgemeinen und
das Wallis im speziellen? Welche Perspektiven bieten sich
uns dadurch? Wie können wir unsere Rolle in dieser
«neuen» Welt finden und welche? Welche Chancen bestehen und welche Gefahren lauern? Was muss sich in
unserem Kanton (grundlegend) verändern? Kann uns
das Silicon Valley allenfalls dazu inspirieren?
In der vorliegenden sowie in den nächsten drei Ausgaben
des Magazins wird das Global Forum Wallis den Versuch unternehmen, auf diese und weitere Fragen einzugehen und Lösungsansätze zu finden:
Teil 1
Die digitale Revolution: Das Silicon Valley (Juni 15)
Teil 2
Die digitale Revolution: Disruptive Innovation
(Dezember 15)
Teil 3
Die digitale Revolution: Unternehmertum & Risikobereitschaft (Juni 16)
Teil 4
Die digitale Revolution: Der Anforderungskatalog
(Dezember 16)
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Dem Establishment eins auswischen
Im Sommer 1987 sass ich für einen mehrmonatigen Aufenthalt durch die USA im Bus von San Francisco nach
Cupertino. Dabei nahm ich zum erstenmal (un)bewusst
Begriffe wie Palo Alto, San José oder auch die Stanford
University wahr. Im Nachhinein deutete damals für
mich persönlich (und natürlich oberflächlich betrachtet)
nichts darauf hin, wie diese Region als ehemalige Obstplantage innert 25 Jahren die Welt nachhaltig verändern
würde. Damals existierten Unternehmen wie Facebook
und Google noch nicht. Apples Macintosh, aber auch Intel und Oracle waren mir jedoch bereits ein Begriff.
Zu der Zeit wurde der revolutionäre Geist, der Wunsch,
dem Establishment eins auszuwischen, eher mit der Flower- Power-Bewegung der späten Sechziger-Jahre in San
Francisco in Verbindung gebracht. Und kaum mit technologischen Innovationen. Kaum mit einer Region, die
den Aufstieg des Internets so entscheidend geprägt und
damit in den letzten zwei Jahrzehnten zahlreiche Branchen umgewälzt hat, von der Medien- über die Unterhaltungsbranche bis hin zum Tourismus. Notabene eine Region, die eine Industrie nach der anderen neu erfindet
und Zukunftsbranchen wie Computer, Biologie, Energie
oder Transport zu (be)herrschen trachtet.
Palo Alto, Stanford und Sand Hill Road
Heute bezeichnet der «Sammelbegriff» Silicon Valley
Produkte einer einzigartigen Kultur, zu der Europa wohl
den Anschluss verloren hat. Das Silicon Valley ist das
Florenz der Renaissance. Eine Region, welche unsere
Zukunft mit seiner Moral der grundsätzlichen Machbarkeit im Guten und Schlechten massgeblich prägen und
gestalten wird. Aktuell kämpfen wir in Europa gegen
den Rückstand an. Wir scheinen auf dem alten Kontinent alle massgeblichen Techniktrends von der Suchma-
schine über soziale Netzwerke bis hin zum Smartphone
um Jahre zu spät erkannt zu haben.
Keimzelle dieser Innovationen und der damit verbundenen Entwicklung ist das eingangs erwähnte Palo Alto.
Ein eigenwilliges Gemisch aus Geist und Geld, geprägt
von der Bereitschaft, alles infrage zu stellen. Es hat den
inzwischen verstorbenen Steve Jobs hergebracht, der in
Sachen Visionen die Massstäbe gesetzt hat. Die Stanford
University, deren kritische Köpfe eine der Spezialitäten
dieser Universität sind, ist die wichtigste Hochschule des
World Wide Web. Ihre akademische Leistung wird als
phänomenal taxiert.
Schlussendlich hat das Silicon Valley Gründern und Investoren seinen Aufstieg zu verdanken. Weltweit einmalige 15 Milliarden Dollar werden heute, mit der Sand
Hill Road als Zentrum eines quasi geschlossenen Systems, pro Jahr ausgegeben. Hier wird (in) die Zukunft
gelebt. Das Silicon Valley zieht viel Know-How aus allen
Ecken der Welt an. Damit verbunden findet ein Braindrain aus Europa in Richtung Westen der USA statt: Wer
klug ist, wandert rechtzeitig ins Silicon Valley ab.
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2014 |
Globale Digitalisierung
Schliesslich steht das Silicon Valley für die globale Digitalisierung. Alles was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert. Branche für Branche wird die digitale Netzwerkwirtschaft aushöhlen. Von den Medien über die
Medizin bis hin zum verarbeitenden Gewerbe. Unsere
stolze Industrie könnte also schon bald überholt werden.
Leider versteht jedoch unsere Gesellschaft und Politik
nach wie vor wenig von der Digitalisierung. Niemand
scheint richtig für das Internet zuständig. Auch wir in
der Schweiz, bzw. im Wallis sind digitale Spätzünder im
Vergleich mit dem globalen Schrittmacher aus Kalifornien. Die beschriebenen Trends und der aktuelle Zeitgeist sollten für uns eigentlich beunruhigend sein. Solange wir aber in unserem Kanton mit Strukturen und
Instrumenten von gestern Herausforderungen von morgen anpacken, bleiben wir in einer Sackgasse stecken
und drehen uns weiter im Kreis.
Der vorliegende kurze Bericht kann natürlich dem «Phänomen» Silicon Valley niemals gerecht werden. Einem
Phänomen, welches den Grundsatz folgt, dass wer die
Gesellschaft verändern will, Programmierer wird: «Wir
sind alle Ingenieure, das ist der Geist des Silicon Valley».
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Geschicht
1500 Jahre
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Abtei St-Ma
Juni 2015 | Nr. 3 | www.peak45.ch
Kultur
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Im Fokus
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Der Verein Peak45 unterstützt die Entwicklung und Realisation von
Projekten im und für das Wallis, mit oder ohne Beteiligung von weiteren
Institutionen, Organisationen und Personen.
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Er ist Herausgeber des «Peak45 – Magazin für Walliser Lebensart» und unterstützt
mit dem Peak45-Pitch aktiv interessante Geschäftsideen aus dem Wallis für das Wallis.
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Jakobsweg
Für weitere Auskünfte: [email protected]
Im Fokus
Die Walliser Politik
dreht sich im Kreise
PEAK45 06/2015 ..... 41
Die Oskarträume sind noch
nicht ausgeträumt
Text: Kurt Schniderig (1953) ist als Germanist Dr. phil Professor für Deutsche Literatur und Kommunikation an der HFMS Siders. Zudem ist er freier Mitarbeiter mit Schwerpunkt «Literatur» und Präsident von «Kinder-und Jugendmedien Wallis».
Der Literat Oskar Freysinger
Er wäre der erste Walliser Schriftsteller und Poet, der einen Hollywood-Oskar für
seine preisgekrönte Literaturverfilmung «Die Schachspirale» mit Stars wie Tom Hanks
oder George Clooney entgegennehmen dürfte. Dafür würde er vermutlich sogar seine
Politikerkarriere opfern. Bereits vor mehr als fünf Jahren gab der Germanist Oskar
Freysinger bekannt, dass ein Filmproduzent aus Hollywood seinen Roman «Die
Schachspirale» verfilmen wolle. Der Produktionsbeginn verzögerte sich. Schuld sind
die fehlenden 10 Millionen Franken, ohne die das Kinoprojekt nicht realisiert werden
kann. Wegbereiterin für Freysingers Filmdeal ist die Bernerin Inge Hochreutener, eine
Spezialistin in Sachen Urheberrechte. Sie gibt sich sehr optimistisch. Die Oskarträume
sind also noch nicht ausgeträumt. Das Drehbuch sei nämlich bereits fertig gestellt und
einer Vorproduktion stehe eigentlich nichts im Weg, erklärte Hochreutener noch vor
einigen Monaten gegenüber der Zeitung «Schweiz am Sonntag». Nun brauche es aber
noch Zeit und Verhandlungsgeschick. Und vor allem brauche es Investoren.
Oskar Freysingers Roman und Drehbuch «Die Schachspirale» spielt sich ab auf einem
imaginären Schachbrett von 19 Millionen Quadratkilometern. Das riesige Schach­­brett
erstreckt sich geographisch von Zaryzin bis nach St. Petersburg und von Ivon Moskau
bis zum Baikalsee. Darauf spielt sich «die grösste und unbarmherzigste Schachpartie
der Menschheitsgeschichte» ab, die russische Revolution. Der Roman überzeugt durch
den originellen Aufbau. Jedes Kapitel ist einem Schachzug nachempfunden, jede Romanfigur kommt einem Grossmeister im Schach gleich, der mit letzter Konsequenz ein
Spiel spielt, dessen Ausgang aller menschlichen Werte entbehrt. Ergreifend und berührend ziehen auf diesem Schach­brett menschliche Schicksale den Leser in ihren Bann.
Man darf sich fragen, was wäre, wenn sich Oskar Freysinger ganz und ausschliesslich
der Literatur und der Dichtkunst widmen würde? Würde er sich in diesem Fall mit
Tom Hanks und George Clooney in Hollywood auf dem Set treffen statt sich mit seinen politischen Gegnern im Wallis und landesweit zu duellieren? Natürlich, auch
Schriftsteller brechen Tabus und auch Dichter provozieren. Doch diese bleiben meist
Schreibtischtäter und niemand braucht sich vor ihnen zu fürchten.
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Manchmal allerdings scheint die Personalunion von
Schriftsteller und Politiker auch fruchtbar zu sein. Dann
nämlich, wenn der Schriftsteller und der Politiker Freysinger einen Burgfrieden miteinander schliessen. Schnell
kann dann das «Grusswort des Staatsrates» in einer Fest­
­zeitung zu einem literarischen Höhenflug geraten. Wie
kann das Eidgenössische Schützenfest im Oberwallis zu
einer harmonischeren Welt beitragen? Die Antwort auf
diese Frage gibt nicht der Politiker, sondern der Poet
Freysinger. Und für den Poeten Freysinger hat das Zusammenspiel zwischen dem Schützen, seiner Waffe, der
Kugel und der Zielscheibe eine metaphysische Dimension. Die Scheibe wird zum Spiegel der Seele, sodass das
Ziel nicht verfehlt werden kann. Und ganz im Sinne der
buddhistischen Lehre führt das Ziel des Schützen noch
viel weiter als die konzentrischen Kreise auf einem Stück
Karton. «Auch der Stierkämpfer mit seiner Muleta, der
meditierende Mönch, der versunkene Leser oder der
schaffende Künstler kennen diesen Moment des Loslassens, wo das Ego sich im wahren Wesen auflöst und das
Universum sich im Detail offenbart»… schreibt Freysinger in der Festzeitung. Das ist angewandte Literatur,
zweifelsohne.
Aber wie nur passen solch philosophische Gedanken zu
den «schamlos gereimten» Gedichten im Saal des Nationalrats genauso wie in Freysingers neuer Gedichtsammlung «Fabelhaft»? Auch im Gedicht «High Noon» wird
geschossen, zwei grossmaulige Cowboys duellieren sich.
Literaturangaben Oskar Freysinger:
Die Schachspirale. Roman.
Editions La Matze, 2. Auflage. 175 Seiten.
Fabelhaft. Skurrile Gedichte.
Werd & Weber Verlag. 112 Seiten.
LUCA. Chronik eines perfekten Verbrechens.
Werd & Weber Verlag. 204 Seiten.
Doch wenn vom Schnaps
die Hände beben
Dann schiesst man öfters
mal daneben.
Die beiden Schützen
fielen drum
vom Schall nur
(und vom Rauche) um.
Dessen ungeachtet: Das literarische Versprechen des
Schriftstellers Oskar Freysinger ist gross. Er textet nicht
bloss schamlos und skurril. Erschienen sind bereits Romane, Gedichtbände und auch Kurzgeschichten, und
zwar auf Deutsch genauso wie auf Französisch. Das
schaffte im Wallis vor ihm nur Rainer Maria Rilke. Im
Rahmen eines Rilke-Festivals erhielt Freysinger für ein
Gedicht den Lyrikpreis. Der Vorwurf, Oskar Freysinger
nutze die Bühne auch für seine literarische Leidenschaft,
könnte auch als Vorteil umgedeutet werden. Stellte nicht
auch der «Meister der Kurzgeschichten», Peter Bichsel,
seine literarische Meisterschaft als Bundesratsberater in
den Dienst der (linken) Politik? Er bescherte dem damaligen Bundesrat Willi Ritschard manch geglückte Pointe.
Eine Symbiose des Schriftstellers und Politikers Freysinger scheint dann zu glücken, wenn er wirkliche Geschehnisse in eine Fiktion kleidet, um damit die Wirklichkeit
zu beeinflussen. So ganz in der Art eines Truman Capote
(In Cold Blood) oder Gilles Perrault (Le Pull-over rouge).
Erst kürzlich ist die perfekt und seriös recherchierte Geschichte des 7-jährigen Luca als «Chronik eines perfekten Verbrechens» auch in deutscher Sprache erschienen.
Als Walliser Sicherheitsdirektor kritisiert Freysinger in
diesem Tatsachenroman seine eigenen Ermittler.
Geniale Literatur-Projekte des Schriftstellers Freysinger
warten noch auf ihr Erscheinen. Das Stück «Die Rückkehr» etwa soll zu einer beissenden Satire werden. Protagonist darin wird Jesus Christus selber sein. Jesus
kommt zurück, nachdem er seinen ersten Heilsplan für
missglückt erklärt hat. Und ja, es wird nicht alles so laufen, wie Jesus es will…
Keine Frage: Der Literat Freysinger träumt noch weitere
Oskarträume.
PEAK45 06/2015 ..... 43
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LITERATUR
das Wallis diesen Sommer zu besuchen .
Texte bereitgestellt von Valais/Wallis Promotion
TIPP 2
Brig-Glis feiert:
feiern Sie mit!
TIPP 1
© Va l a i s / W a l l i s P r o m o t i o n
© Va l a i s / W a l l i s P r o m o t i o n
So lautet das Motto der 800 Jahr Feierlichkeiten in Brig-Glis. Das Jubiläumsjahr bietet ein
vielfältiges Programm mit zahlreichen Highlights. Von Musik über Literatur bis hin zum
Theater. Wir laden alle von Herzen ein, die
Alpenstadt Brig-Glis und ihre kunterbunten
Jubiläumsveranstaltungen zu besuchen. Brig ist
die lebendigste Stadt des Wallis. Auf unseren
Plätzen und in den Gartenbeizen fängt der
Süden an. Die schöne Altstadt mit Patrizierhäusern, heimeligen Gaststätten und Hotels lädt
zum Verweilen ein. Shopping ist an der lebendigen Bahnhofstrasse angesagt. Brig beherbergt mit dem Stockalperpalast einen der
bedeutendsten barocken Palast­bauten der
Schweiz. Wir freuen uns auf Ihren Besuch.
Operettenfieber in Leuk
Mehr Infos zum Jubiläum und den Feierlichkeiten finden Sie unter: www.800jahrebrig.ch
Jeweils im 4-Jahresrhythmus verwandelt sich das Schloss Leuk
in eine wahre Zauberwelt. Grund?
Programm-Highlights
Die Operette Leuk ist zu Gast! Nach einer «Nacht in Venedig»,
19. und 20. Juni 2015:
«Gräfin Mariza» und «Der Vogelhändler» wird diesen Sommer
Alpenstadtfest mit verschiedenen Konzerten
«Die Zirkusprinzessin» aufgeführt. Ein amouröses Verwirrspiel
2. bis 5. Juli 2015: 6. Frauenstimmenfestival
rund um einen falschen Prinzen, eine echte Fürstin und einen
8. August 2015: «Va isch fer ew»
verschmähten und intriganten Verehrer. Die einmalige Kulisse
Briger Vereine präsentieren sich auf dem
zwischen den beiden Schlössern und der Blick über das Rhonetal
Stadtplatz
garantieren den Zuschauern ein einzigartiges Operettenerlebnis.
3. bis 5. September 2015:
«Die Zirkusprinzessin», 1926 in Wien uraufgeführt, findet zwischen
«Light and Music – Stockalpers Lichtspekta-
dem 5. und 12. August 2015 an insgesamt 12 Abenden statt.
kel»
4. bis 8. November 2015:
BergBuchBrig – mit Vernissage Jubiläumsbuch
1. bis 25. Dezember 2015:
Weihnachtsbeleuchtung mit Gerry Hofstetter
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TIPP 3
Sport inmitten der Rebberge
Eine unermessliche Spielwiese an Höhenmetern. Ebenso bietet die Walliser Landschaft aber auch aussergewöhnliche
Produkte und Genussmomente. Sport und Kulinarik ideal zu verbinden, weiss der Velosporttag Walliser Weine. An
diesem Event können die Teilnehmer die Weinberge von Sitten bis Varen in der Gesellschaft von Walliser Velosportprofis und anderen Persönlichkeiten aus Sport, Politik und Kultur entdecken.
In der Start- und Zielzone in Sitten stehen Degustationen der besten regionalen Produkte auf dem Programm. Der
TIPP 5
TIPP 4
Festival Musikdorf
Ernen 4. Juli bis 21. August 2015
Das Musikdorf Ernen ist ein vielfältiges Festival. Die Musik
nimmt die Eindrücke und die Atmosphäre der Umgebung auf
und verstärkt sie auf einmalige, unverwechselbare Weise.
In Ernen kann man Musik hören, oder spannende Gespräche
mit Musikern live erleben. Oder ein Schreibseminar von
Donna Leon und Judith Flanders oder eine Biographie-Werkstatt besuchen. Man kann innovative Musik innovativ ver­­mittelt bekommen. Oder wandern, sich sonnen, lesen und
essen nach Punkten und Hauben von Gault Millau. Erleben
Sie Klaviermusik vom Feinsten oder barocke Werke abseits
der ausgetretenen Pfade. Schauen und hören Sie herein, wir
freuen uns auf Sie! Bis bald www.musikdorf.ch
Das Walliser
Jubiläum
für CHF 18.15
Vor 200 Jahren hat sich die Schweiz
ins Wallis verliebt!
Mehr als 30 vielseitige Projekte und
Veran­staltungen, offizielle Festivitäten
am 7. und 8. August 2015, ein Jahr in
den Farben des Wallis: Während dem
ganzen 2015 feiert das Wallis das
200-Jahr-Jubiläum seines Beitritts zur
Schweizerischen Eidgenossenschaft.
Damit jeder die Mö­glichkeit erhält,
dieses Jubiläum schnell und bequem zu
ent­decken, lancierten verschiedene
Walliser Transportunternehmen wie
PostAuto Wallis oder Region­Alps eine
spezielle Wochenend-Tageskarte für
den Preis von CHF 18.15 (Halbtax).
Gültig ist dieses symbolische JubiläumsTicket noch bis am 27. Dezember 2015.
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Velosporttag Walliser Weine findet am 1. August 2015 statt.
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Das Wallis ist das perfekte Abenteuerland für Velofahrer:
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WALLIS TIPPS
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Herausgeber:Verein Peak45, c/o GFW Development AG,
Hauptplatz 4, 3953 Leuk-Stadt
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