DIE KILLER BOHNE - mitten-im

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DIE
KILLER
BOHNE
EUR 5,– / CHF 7,–
Wie hemmungsloser
Soja-Anbau die Welt ruiniert –
am Beispiel Argentinien
RELIGION Warum ein US-Soldat zur Südsee-Gottheit wurde
HYPERLOOP Mit 1.220 km/h durch Kalifornien
EXTREMES LEBEN Am heißesten Ort der Erde
AUSGABE 04
JUNI & JULI 2015
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TERR A M ATER | JUNI & JULI 2015
4
8 ERSTAUNLICHE
BILDER
von Mutter Erde und ihren Bewohnern.
18
20
EIN MENSCH IN RATH
Suman Shriwastav,
todesmutige Stuntfrau in Indien.
EIN WUNDER NAMENS
HARPYIE
Der stärkste Raubvogel aus Südamerika.
22
EIN TAG, DER DIE
WELT VERÄNDERTE
Am 30. Juni 1907 startete die
Ralley Peking-Paris – und damit der
weltweite Siegeszug des Autos.
24
EIN ORT ZUM
ENTDECKEN
Jiuzhaigou: Das legendenumwobene
Biosphärenreservat im Westen Chinas.
26
REISE IN
DER ROHRPOST
Eine Handvoll finanzkräftiger Visionäre
arbeitet am Transportmittel der Zukunft:
Mit Überschall durch eine Vakuum-Röhre.
40
TERRA MATER
IM ÜBERBLICK
H
E R Z L IC H W I L L KOM M E N! Wir freuen uns, Ihnen eine Kost-
probe des Natur- und Wissensmagazins Terra Mater überreichen
zu dürfen. Wir wollen Sie damit verführen, einen genaueren Blick
auf die Wunder unserer Welt zu werfen. Alles, was Sie dazu brauchen, ist ein
bisschen Zeit.
Als wir im Jahr 2012 auf die kühne Idee kamen, eine neue Zeitschrift auf
den Markt zu bringen, hatten wir von Anfang an das Ziel, einen Gegenentwurf zu schaffen zur Atemlosigkeit und der Oberflächlichkeit unserer heutigen Zeit. Bewusst langsam und ein bisschen altmodisch sollte das Heft gestaltet sein, mit langen, sorgfältig recherchierten und liebevoll geschriebenen
Storys. Traditionell auch unser journalistischer Ansatz: Wir spannen erstklassige Fotografen mit hervorragenden Autoren zusammen und schicken sie in
alle Teile der Welt, damit sie von dort mit authentischen und zeitlos gültigen
Geschichten zurückkehren – um dem Untertitel des Magazins gerecht zu werden: „Die Welt entdecken und begreifen“.
Doch nun wünschen wir Ihnen viel Vergnügen mit diesen 44 Seiten aus
dem Terra Mater Magazin (eine komplette Ausgabe hat einen Umfang von
164 Seiten). Und sollten Sie auf den Geschmack kommen: Alle zwei Monate
erscheint ein neues Heft und liegt dann beim Zeitschriftenhändler Ihres Vertrauens um 5 Euro auf. Noch bequemer ist nur noch ein Abo: Details dazu
gibt´s auf S. 42.
Die Redaktion
Vier spannende Geschichten, die Sie
im gedruckten Heft erwarten.
Wenn du sprichst,
dann wiederholst du nur, was du schon weißt.
Aber wenn du zuhörst,
lernst du vielleicht etwas Neues.
Dalai Lama
IMPRESSUM: HERAUSGEBER: Karl Abentheuer CHEFREDAKTEUR: Andreas Wollinger CREATIVE DIRECTION: Christine Eisl ART DIRECTION: Mag. (FH) Isabel Neudhart
CHEF VOM DIENST: Mag. Gottfried Derka FOTOREDAKTION: Mag. Isabella Russ (Ltg.), Thomas Kronsteiner REDAKTION: Ivo Filatsch, Mag. Andrea Gastgeb, Sebastian Grübl,
Sabine Holzer, Dr. Walter Köhler, Mag. Martin Mészáros, Andrea Pascher GRAFIK: Isabel Erlebach, B. A. AUTOREN: Wolfgang Hofbauer, Steffan Heuer, Mag. Martin Zinggl FOTOGRAFEN:
MG.M.B. Akash, Marcus Bleasdale, Scott Carr, Craig Eccles, Gabor Pozsgai, Joe Schmelzer, Yuli Seperi, Tom Wagner ILLUSTRATOR: Denis Mujacovic LEKTORAT: Hannes Hessenberger (Ltg.)
PRODUKTION: Veronika Felder (Ltg.), Martin Brandhofer, Michael Menitz HERSTELLUNG: Michael Bergmeister LITHOGRAFIE: Clemens Ragotzky (Ltg.) OFFICE MANAGEMENT:
Manuela Gesslbauer (Assistentin der Geschäftsführung), Kristina Krizmanic VERLAGSLEITUNG: Franz Renkin ANZEIGEN: Gerald Daum, Thomas Hutterer MARKETING: Mag. Barbara Kaiser
VERTRIEB: Mag. Klaus Pleninger GENERAL MANAGER: Wolfgang Winter REDAKTIONSANSCHRIFT: Heinrich-Collin-Straße 1/1, 1140 Wien, Tel.: +43/1/90 221-0, Fax-DW: 27930,
E-Mail: [email protected], www.terramatermagazin.at MEDIENINHABER, EIGENTÜMER & VERLEGER: Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15,
5071 Wals bei Salzburg , FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU: 63611700
Ein Produkt aus dem
3
WE LTBILD
Erstaunliche
Momentaufnahmen
von Mutter Erde
4 DONNERWETTER!
P E RT H , AUST R A L I E N. Eine Wolkendecke, so schwer und
Foto: Craig Eccles/HGM-Press
dicht, dass man fürchtet, dass einem gleich der Himmel auf den
Kopf fällt; gewaltige Entladungen von Elektrizität, begleitet von
apokalyptischem Donner, der in den Ohren klingt, als zerreiße es
die Atmosphäre; und dazu ein unberechenbarer Sturm, der
Strommasten und Bäume knickt, als wären es Zahnstocher: Das
Unwetter, das unlängst Westaustralien heimsuchte, zeigte, welche
Gewalt die Natur entfesseln kann – schön und schaurig zugleich.
Foto: Craig Eccles
5
6 WELTBILD
VERKAUFTE BRAUT
MO SH I , TA N SA N I A . Der traurige Blick
dieses 19-jährigen Mädchens ist nicht inszeniert:
Anita hat trotz ihrer Jugend kaum mehr Aussicht
auf ein selbstbestimmtes Leben. Sie war 16, als
sie gegen ihren Willen vom Vater verheiratet
wurde und die Schule verlassen musste. In
Tansania sind – wie in vielen Teilen der Welt –
Kinderhochzeiten noch immer tief in der Tradition verankert. Das hat vor allem wirtschaftliche
Gründe: Die Familien rechnen mit der beträchtlichen Mitgift, die für die Töchter bezahlt wird.
Foto: Marcus Bleasdale/VII
Foto: Marcus Bleasdale
7
8 WELTBILD
ALLES GUTE
KOMMT VON OBEN
SH E T L A N DI N SE L N, S C HO T T L A N D.
Es ist nicht gleich klar, was auf diesem Bild
überhaupt zu sehen ist. Der Trick besteht darin,
sich in die Vogelperspektive zu versetzen: Genau
dieser Anblick bietet sich nämlich Lercheneltern,
wenn sie zu ihrem Nest zurückkehren, um ihre
Küken zu füttern. Die weit aufgerissenen
Schnäbel der Jungen wirken mit der signalorangen Färbung ihrer Rachen als Schlüsselreiz
für die zielgerichtete Verteilung der Nahrung.
Foto: Gabor Pozsgai/animal.press
Foto: Gabor Pozsgai
9
10 WELTBILD
RESPEKTABSTAND
H E RON I SL A N D, AUST R A L I E N. Ganz
Foto: Scott Carr/HGM-Press
langsam, wie in Zeitlupe, teilt dieser Schwarzspitzen-Riffhai einen großen Schwarm kleiner
Fische. Das liegt daran, dass er im Augenblick
nicht hungrig ist – ganz offensichtlich haben
Haie in dieser Gegend kein wirklich knappes
Nahrungsangebot. Trotzdem halten die potenziellen Snacks lieber ein bisschen Abstand zum
großen Räuber – man kann schließlich nie
vorsichtig genug sein.
Foto: Scott Carr
11
WELTBILD
STRENGE KAMMER
HOUST ON, USA . In drei Jahren, 2018, soll das
James Webb Space Telescope, das leistungsfähigste je
gebaute Fernrohr, in den Weltraum geschossen
werden. Von seinem Aussichtsposten, 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, wird es in
die unendlichen Weiten des Alls spähen. Die
Wissenschaft hofft, damit Details zur Entstehung
12 des Universums herauszufinden. Die Vorbereitungen für die Mission laufen bereits auf Hochtouren: In diesem Frühjahr wurde das Equipment in der Chamber A des Johnson Space Center
getestet: Es ist dies der einzige Ort auf der Erde,
an dem sich die extremen Bedingungen im Weltraum verlässlich simulieren lassen.
IN SIPPENHAFT
DH A K A , B A NGL A DE SC H . Der
10-jährige Samim kommt eben aus der
Koranschule. Das Glück des Schul­
besuchs ist der einzige Lichtblick seines ansonsten tristen Daseins: Er ist
Flüchtling im eigenen Land – und das
schon in dritter Generation. Seit dem
grausamen Unabhängigkeitskrieg
1971, dem die Gründung des Staates
Bangladesch folgte, leben pakistanischstämmige Menschen in über s­ iebzig
„Bihari Camps“ – die meisten von
ihnen ohne Papiere, rechtlos und
geächtet von der übrigen Bevölkerung.
Fotos: Nasa, G.M.B. Akash/Panos Pictures/www.picturedesk.com
Foto: G. M. B. Akash
13
WELTBILD
WO DIE LIEBE
HINFÄLLT
BI N TA N, I N D ON E SI E N. Es waren einmal zwei
Nachbarn auf der Insel Bintan. Der eine hielt sich
eine Javaneraffendame namens Kimon als Haustier. Dem anderen war ein Kätzchen zugelaufen –
er nannte es Ujang. Eines Tages begegneten einander Affe und Katze – und es war Liebe auf den
ersten Blick: Offenbar entwickelte die achtjährige
Kimon Muttergefühle für die kleine Katze. Seither
trägt sie Ujang liebevoll durch die Gegend und
säubert ihr nach Affenart das Fell.
Foto: Yuli Seperi/HGM-Press
Foto: Yuli Seperi
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zugrundeliegenden Basiswert (Exposure) berücksichtigt werden. Der Kapitalanlagefonds kann aufgrund der Portfoliozusammensetzung oder der verwendeten Managementtechniken eine
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Depotgebühren.
WELTBILD
EIN FOTO
und seine
GESCHICHTE
EINE KLEINE ABLENKUNG
meinem Garten aufgenommen. Wichtig war, dass
die Temperatur unter dem Gefrierpunkt lag, denn
was man hier sieht, sind simple Eiskristalle, die
ich zwischen zwei Polfilter geklemmt habe. Die
vielen brillanten Farben entstehen aufgrund eines
physikalischen Phänomens, der sogenannten
Tom Wagner, 64, ist ein pensionierter Physikprofessor aus
Iowa (USA) mit einem Faible für Fotografie.
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16 Doppelbrechung: Je nach Lage und Dicke des Eises
werden Lichtstrahlen unterschiedlich gebrochen
und erzeugen dabei all diese Farben. Weiß oder
Schwarz ist zu sehen, wenn das Eis zu dünn oder
zu dick ist. Inzwischen habe ich herausgefunden,
dass die besten Effekte zu erzielen sind, wenn die
Kristalle etwa einen Millimeter dick sind.“
Fotos: Tom Wagner/HGM-Press
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Vorteile und Risiken für Anleger
Mischfonds enthalten sowohl
Aktien als auch Anleihen: So
erreicht man eine breite Streuung
über verschiedene Anlageklassen,
Märkte und Branchen. Dadurch
reduziert sich das Risiko im
Vergleich zum Investment in
einzelne Wertpapiere. „Die Anleger
profitieren bei gemischten Fonds
von unserem besonderen Service:
Die Veranlagungsprodukte werden von den Fondsmanagern der
BAWAG P.S.K. INVEST mit täglichem Blick auf die Finanzmärkte
aktiv gemanagt.“, beschreibt Silvia
Bleier, Veranlagungsexpertin bei
der BAWAG P.S.K. die Vorteile.
„Erwartet man beispielsweise für
Aktien eine bessere Entwicklung
als für Anleihen, so wird die
Gewichtung im Rahmen der Bandbreiten des Fonds zugunsten dieser
Anlageklasse erhöht - und umgekehrt.“, so die Expertin.
Die Risiken von Mischfonds
resultieren aus der Zinsände­
rung bei Anleihen, die sich aus
der Ungewissheit über die zu­
künftigen Veränderungen des
Marktzinsniveaus ergibt. Das
Zinsänderungsrisiko wirkt sich
in Form von Kursverlusten aus,
wenn das Marktzinsniveau steigt.
Weiters besteht ein Bonitätsrisiko,
worunter man die Gefahr der Zah­
lungsunfähigkeit oder Illiquidität
eines Anleihenschuldners ver­
steht. Das bedeutet eine mögliche,
vorübergehende oder endgültige
Unfähigkeit zur termingerechten
Erfüllung von Zins­ und Tilgungs­
verpflichtungen der Anleihen in
den Mischfonds.
Darüber hinaus beeinflusst der
Aktien­ und Devisenmarkt die
Kursentwicklung der Fonds.
die bereits heute genau wissen,
wann sie ihr Geld benötigen: Die
anfängliche maximale Aktien­
quote beträgt 30% bzw. 50%
und wird in den Folgejahren
sukzessive zu Gunsten konserva­
tiverer Anlageformen reduziert
Jüngste Ereignisse an den Kapitalmärkten
zeigen, wie wichtig eine breite Streuung über
verschiedene Anlageprodukte ist – so kann
Silvia Bleier,
Veranlagungsexpertin der
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WELTBILD
18 EIN MENSCH IN
Rath
Suman Shriwastav
Stuntfrau in der Provinz Uttar Pradesh, Indien
Was haben Sie heute gefrühstückt?
Noch gar nichts, ich hatte keine Zeit dazu. Als einzige Stuntfrau im Team muss
ich beinahe ununterbrochen trainieren, denn die Konkurrenz schläft nicht.
Aber normalerweise esse ich Dal Bhat zum Frühstück, Linsen mit Reis.
Wie sieht ein ganz normaler Arbeitstag bei Ihnen aus?
So wie der Arbeitstag jedes indischen Mädchens: zeitig in der Früh aufstehen,
das Haus putzen, Wasser holen, für die Familie kochen. Danach gehe ich in den
„Brunnen des Todes“ arbeiten. Das mache ich seit meinem 15. Lebensjahr.
Eine Erinnerung, die Ihr Leben geprägt hat?
Eine sehr schmerzhafte Erfahrung war der unerwartete Tod meines Vaters, als
ich elf Jahre alt war. Ich musste plötzlich arbeiten gehen, um die Bedürfnisse
meiner Familie zu befriedigen. Meine Mutter konnte nicht arbeiten, meine ältere
Schwester hatte sich gerade verheiratet und meine Brüder gingen zur Schule.
Somit blieb nur ich übrig, um Geld zu verdienen.
Ihr wertvollster Besitz?
Alles, was ich habe, ist meine Fähigkeit, Stunts machen zu können.
Ihr größter Wunsch?
Ich wollte immer eine bedeutende Person werden, aber ich komme aus einer
armen Familie. Mein größter Wunsch wäre ein Regierungsposten. Dann würde
ich nicht nur mehr verdienen, sondern hätte auch eine angesehene Arbeit.
Woran glauben Sie?
Ich glaube an Fleiß. Nur wer fleißig ist, bringt es auch zu etwas im Leben.
Und daran, dass man jenen Leuten helfen muss, die nicht arbeiten können.
Wie sieht Ihr Zuhause aus?
Wir leben zu fünft in einer einfachen Hütte aus Lehm und Stroh.
Das ist aber nur vorübergehend.
Wovor haben Sie Angst?
Ich fürchte mich vor nichts und niemandem.
Was können Sie nicht ausstehen?
Ich hasse Menschen, die ihr ganzes Leben vergeuden und nichts tun.
Außerdem mag ich es nicht, wenn man sich mir gegenüber respektlos verhält
und mich als minderwertig betrachtet.
Ihr bisher größter Fehler?
Dass ich in meiner Kindheit nicht zur Schule gegangen bin.
Wenn Sie eine Sache an Ihrem Leben ändern könnten –
was wäre das?
Ich würde gern meinen Beruf wechseln, denn Stuntfrau zu sein
ist sehr riskant – und ich will nicht sterben.
Im Zuge einer Reportage in Südnepal gönnte sich der österreichische Autor und Fotograf Martin Zinggl
eine Pause auf einem nordindischen Jahrmarkt und besuchte dort den „Brunnen des Todes“. So lernte
er die 18-jährige Suman und ihren ungewöhnlichen Beruf kennen.
19
WELTBILD
EIN WUNDER NAMENS
Harpyie
lat.: Harpia harpyja
Schicker Schopf
Der Vogel kann einen Federkranz am
Hinterkopf aufstellen. Das macht er,
wenn er aufgeregt oder aufmerksam ist.
Im Flug liegen die Federn glatt am Kopf –
selbst wenn es spannend wird.
Foto: Joao Marcos Rosa/Nitro Images
Adleraugen
Die Augen und die Pupillen sind
groß und darauf eingerichtet,
auch gut getarnte Beute aus großer
Entfernung zu entdecken.
Eulenohren
Um die Quelle eines interessant klingenden
Geräusches genau zu lokalisieren, richten die
Harpyien kleine Federn rings um ihre Ohren auf.
Ein Trick, den auch Eulen beherrschen.
2,2 m
20 U
Slalom-Schwingen
Die relativ kurzen, aber breiten Flügel
sind ideal für die Jagd zwischen
Baumkronen und für das Tragen
schwerer Beute. Zum entspannten
Segeln eignen sie sich weniger.
N BE W E GT SI T Z T d
ie Harpyie auf
ihrem Ast, späht und lauscht in den
Dschungel ringsum. Wenn es sein muss
tagelang. Lässt sich ein Brüllaffe blicken, kippt sie
vornüber vom Ast, gewinnt mit kräftigen Flügelschlägen an Fahrt und erreicht lautlos ihre Beute.
Blitzschnell reckt sie die kräftigsten Fänge der Vogelwelt nach vorn – und packt zu. Krallen, länger
als die von Grizzlys, schlagen durch das Fell des
Affen, reißen ihn vom Baum, und fast ohne an Geschwindigkeit verloren zu haben, fliegt die Harpyie
davon, den sterbenden Affen fest im Griff.
Vielleicht war es der Anblick einer solchen
Szene, der europäische Vogelkundler dazu gebracht
hat, den Raubvogel nach den Harpyien der griechischen Mythologie zu benennen – vogelähnliche
Dämonen mit Frauenköpfen, die Menschen packen
und in die Unterwelt verschleppen.
Die Wirklichkeit in den tropischen und subtropischen Wäldern Mittel- und Südamerikas ist
nüchterner: Der nächste Stopp des Raubvogels ist
sein Horst, wo ein Jungvogel auf Nahrung wartet.
Weibchen sind um ein Drittel größer als Männchen, sie töten Beutetiere mit einem Gewicht
von bis zu neun Kilogramm. Männchen tun sich
leichter mit kleinerem, wendigerem Getier. Eine
Arbeitsteilung, die sich bewährt: Harpyien
bleiben einander – ist die Partnerwahl einmal
getroffen – ihr ganzes, bis zu 35 Jahre lang währendes Leben treu.
Harpyie (Harpia harpyja)
Systematik
Langes Leitwerk
Der lange Schwanz dient zum Manövrieren.
Das macht die Harpyien so wendig, dass
sie sogar fliegende Vögel erbeuten können.
KlasseVögel
(Aves)
OrdnungGreifvögel
(Accipitriformes)
FamilieHabichtartige (Accipitridae)
Gattung
Harpia
ArtHarpyie
Das Greifwerkzeug
Das bekannte Naturkundebuch Grzimeks Tierleben nennt
die Klauen der Harpyie „derb“. Eine Charakterisierung als
„zuverlässig tödlich“ wäre auch zutreffend. Sie üben auf
einen Quadratzentimeter eine Kraft von 42 Kilogramm aus.
Kein anderer Vogel hat einen so festen Griff.
21
30
EIN TAG, DER DIE WELT VERÄNDERTE
30. 6. 1907
Gentlemen, start your engines!
I
Herrenfahrer.
Der italienische Fürst
Scipione Borghese am
Steuer seines Wagens.
M SE P T E M BE R 19 07, einen knappen
­ onat nach der Fahrt von Peking nach Paris,
M
dem ersten großen Autorennen der Geschichte, schrieb der Sieger, der italienische Fürst Scipione
Borghese, einen Brief an seinen Mitfahrer Luigi
Barzini: Mit diesem Rennen sei bewiesen, dass es
nicht möglich ist, im Auto von Peking nach Paris zu
fahren. Zumindest nicht „bei ausschließlicher Benutzung des Motors … in ununterbrochener Fahrt
und in die weichen Kissen des Fahrzeugs gelehnt“.
Für den Augenblick mag das gestimmt haben. Denn was Borghese und seine Konkurrenzteams gerade hinter sich gebracht hatten, war von
einer Fahrt in weichen Kissen so weit entfernt wie
eine Klettertour aufs Matterhorn. Dennoch war
das Rennen aus heutiger Sicht so etwas wie der
Startschuss zum Siegeszug des Automobils: Es hatte seine erste Feuerprobe bestanden.
Infrastruktur für die motorisierte Fortbewegung gab es damals nicht. Straßen, tragfähige
Brücken, Wegweiser, Werkstätten, Pannenhilfe,
Raststätten, Tankstellen? Negativ. Viele Menschen
in abgelegenen Gegenden wussten nicht einmal,
dass es so etwas wie Automobile überhaupt gab. In
einem chinesischen Dorf interessierten sich die
Bauern sehr für das Getriebe – sie vermuteten ein
kleines Pferd in seinem Inneren.
Peking–Paris 1907: Das Autorennen um die
halbe Welt wurde im Jänner 1907 von der französischen Tageszeitung „Le Matin“ ausgerufen, um
die Leistungsfähigkeit der noch relativ frischen Erfindung Automobil unter Beweis zu stellen. Das
Reglement war überschaubar: „Es gibt weder Formalitäten … noch Bestimmungen … Es handelt
sich darum, von Peking im Automobil abzufahren
und in Paris anzukommen.“
Ende März verfassten ein
paar mögliche Teilnehmer des
Rennens in Paris eine Art Kommuniqué: „Peking–Paris ist vielleicht ein unausführbarer Versuch.“ Die meisten Bewerber
meldeten sich daraufhin nicht
mehr. Im April sagte der „Matin“ das Rennen ab. Borghese
sowie vier weitere Teams schifften sich mit ihren Autos trotzdem nach Peking ein und stellten somit den Veranstalter vor
vollendete Tatsachen. Am VorAnkunft des siegreichen
Teams in Paris: „Es handelt
sich darum, von Peking im
Automobil abzufahren und
in Paris anzukommen.“
22 WELTBILD
FOTOS: GETTY IMAGES, Luigi Barzani, WWW.PICTUREDESK.COM
mittag des 30. Juni 1907 verließen vier Autos – ein
45 P S starker Itala (mit dem Fürsten Scipione Borghese, dem Mechaniker Ettore Guizzardi und dem
Journalisten Luigi Barzini an Bord), zwei De DionBouton aus Frankreich, ein Spyker aus Holland
sowie als fünfter Teilnehmer ein französisches
Motor-Dreirad – Peking bei strömendem Regen in
Richtung Nordwesten. Vor ihnen lagen 16.000 Kilometer – darunter nur 4.000 Kilometer auf einer
Straße, die diesen Namen verdiente; und mindestens 200 Kilometer, die so unwegsam waren, dass
die Fahrzeuge geschoben oder gezogen werden
mussten.
Barzini, der Journalist, der im Itala mitfuhr,
hat das Rennen in seinem Buch „Peking–Paris im
Automobil“ akribisch dokumentiert. Es ist genau
genommen die einzige komplette Quelle zu dem
Rennen, darum weiß man Detailliertes heute auch
nur von den Erlebnissen der Itala-Besatzung.
Deren Vorbereitungen waren zum Teil akribisch, wenn auch freilich lückenhaft und im Übrigen atemberaubend umständlich: So ritt Borghese
vor der Abfahrt von Peking 100 Kilometer nach
Norden und überprüfte mit einem Bambusstab,
der so lang war wie das Auto breit, ob dieses die
1
zahlreichen Engstellen auf den Bergen entlang der
chinesischen Mauer passieren konnte. Konnte es,
allerdings musste es auf dieser ersten Etappe großteils von Maultieren und Helfern gezogen werden.
Auf dem Itala wurden 100 Liter Öl und 300 Liter
Benzin mitgeführt. Das reichte für die ersten
1.000 Kilometer. In der Mongolei, wo das Dreirad
schon bald nicht mehr weiterkam und seine Be­
satzung von Einheimischen vor dem Verdursten
2
gerettet werden musste, hatten Kamelkarawanen
alle 600 Kilometer ein Benzindepot eingerichtet.
Auch in Russland gab es solche Depots mit
Treibstoff und Reifen. Zahllose Stellen von größter Schwierigkeit mussten passiert werden – „endlose Tage voller Regen und Schmutz“, schreibt
Borghese in einem Brief. In einem bestimmten
Punkt war das Rennen jedoch ziemlich modern:
Die Teams folgten der Telegraphenleitung, die es
damals auch schon in China und der Mongolei
gab. An den Stationen kabelte Barzini seine Er­
lebnisse an die europäischen Zeitungen.
Von den Straßen in Sibirien erwarteten sich
die Herrenfahrer eine gewisse Entspannung. Was
sie nicht wussten: Auch diese waren in einem erbärmlichen Zustand. Besonders die Brücken erwiesen sich als vollkommen desolat. Einmal brach
der Itala ein. Die Passagiere wurden in alle Richtungen geworfen, das Auto sank hecklings geradewegs in die Tiefe – und konnte von den praktisch
unverletzt gebliebenen Männern nach stundenlanger Schwerarbeit unbeschädigt geborgen werden.
Erst nachdem die Grenze zwischen Asien und Europa überschritten war, änderten sich die Verhältnisse zu einer nachgerade luxuriösen Ausflugsfahrt mit Stationen in Städten, wo die Fahrer als
Helden gefeiert wurden und an vornehmen Empfängen teilnahmen.
Am 10. August traf das Team Itala als um­
jubelter Sieger in Paris ein. Die De Dion-Boutons
und der Spyker kamen 20 Tage danach ins Ziel.
Nur das Dreirad hatte aufgeben müssen. Das Auto
hatte sich, bei allen Einschränkungen, die der harten Strecke geschuldet waren, als zuverlässiges
Transportmittel bewährt. Als Siegespreis für Borghese und seine Mannschaft gab es übrigens eine
Flasche Mumm-Champagner. Text: Wolfgang Hof bauer
3
4
1: „Straße“ am
Baikalsee: „Endlose
Tage voller Regen
und Schmutz“.
2: Vorbeifahrt an
einem chinesischen
Tempel bei Kalgan:
Das Auto musste oft
gezogen werden.
3: Im Schlamm
stecken gebliebenes
Dreirad: Endstation
in der Mongolei.
4: Panne auf
einer Brücke: 16.000
Kilometer ohne
Infrastruktur.
23
WELTBILD
EIN ORT ZUM ENTDECKEN
33° 6’ N, 103° 55’ O
Jiuzhaigou-Biosphärenreservat, China
UNESCO -Weltnaturerbe
ragenden tibetischen Hochland, befindet sich auf mehr als
2.000 Meter Seehöhe ein magischer Ort: Ein böser Geist, so
die Legende, habe einst eine Fee derart erschreckt, dass sie einen Spie­
gel fallenließ – seine Splitter bildeten dann 114 kristallklare türkisfarbene
­Seen. So märchenhaft sieht denn auch der Nationalpark im „Tal der neun
tibetischen Dörfer“, wie die Übersetzung von Jiuzhaigou lautet, aus: Durch
die üppig bewaldeten Hügel unterhalb der schroffen Gipfel des Min-ShanGebirges gluckert das Wasser aus 47 Quellen, stürzt in bezaubernden Was­
serfällen über Karstfelsen und sammelt sich in den erwähnten Seen. Das
Gebiet ist Lebensraum für 160 Vogelarten und Säugetiere vom Riesenpan­
da bis zum Wasserreh.
Beste Reisezeit
24 Wie komme ich hin?
Tipp
Seit 1992
Herbst
Per Flugzeug nach Chengdu,
von dort aus per Inlandsflug
nach Songkan, dann noch
90 Minuten mit dem Bus ins Tal.
Seit 2009 bietet der Park
geführte Wandertouren abseits
der Touristenströme an.
China
Jiuzhaigou
Foto: Getty Images
N
ÖR DL IC H DE R M E GAC I T Y C H E NGDU, i m jäh auf­
BITTE LÄCHELN: ÜBERWEISEN
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26 TECHNIK
Reise in der
Rohrpost
Illustration: Denis Mujakovic
Eine Handvoll Pioniere arbeitet in
Los Angeles an der Vision des Hyperloop:
Sie wollen Passagiere und Fracht
mit Überschallgeschwindigkeit durch
eine Vakuumleitung schießen.
Text: Steffan Heuer
27
TECHNIK
Fahrminuten nördlich des internationalen Flughafens von Los Angeles, wurde
schon einmal kühne Transportgeschichte geschrieben. In einem mehrere hundert Meter langen
Hangar ließ der genial-größenwahnsinnige Industriemagnat Howard Hughes in den 1940er-Jahren
eines der größten Flugzeuge der Welt bauen.
Die Hercules H-4, spöttisch-liebevoll „Spruce­
Goose“ – zu Deutsch Fichtengans – genannt, war
der Prototyp eines Militärtransporters, der mit
einer­Spannweite von 97,5 Metern sogar den Airbus A380 in den Schatten stellt. Leider dauerte
die Konstruktion des hölzernen Wasserflugzeugs
zu lange, um im Zweiten Weltkrieg eingesetzt zu
werden. Das einzige Exemplar hob nur zu einem
kurzen Testflug ab, bevor es zum kuriosen Ausstellungsstück wurde – eine Fußnote in der Geschichte des menschlichen Strebens, immer noch
schneller, höher und weiter zu kommen.
Für den Architekten, Stadtplaner und ge­
lernten Autoingenieur Craig Hodgetts ist diese Anekdote der Transportgeschichte täglicher
Ansporn, diesmal über den Prototyp hinaus zu
kommen. Der 78-Jährige steht in Hughes’ altem
Hangar einer Gruppe von 25 Studenten der University of California in Los Angeles (UCLA) vor,
die mit Hochdruck am nächsten Kapitel menschlicher Fortbewegung arbeiten: dem Hyperloop. So
hat Elon Musk, der kalifornische Multimilliardär
und Serienunternehmer, der der Welt mit SpaceX
privat finanzierte Raumfahrzeuge und mit Tesla
schnittige Elektroautos bescherte, seine bis jetzt
verwegenste Idee getauft.
Passagiere sollen in Kapseln mit mehr als
1.220 km/h durch fast luftleere Röhren geschossen werden – schneller als der Schall oder eine
Pistolenkugel. So ließen sich die 600 Kilometer
zwischen Los Angeles und San Francisco in gut
40 Minuten bewältigen. Musk stellte seine Idee
Mitte 2013 der Öffentlichkeit vor und bat die Welt
um Hilfe, Kritik und fundiertes Feedback, um den
Hyperloop Wirklichkeit werden zu lassen – ohne
sein direktes Mittun.
Seither ist Los Angeles – und nicht etwa das Hightech-Mekka Silicon Valley – zum Epizentrum der
28 Entwicklungsarbeit geworden. Wenn alles nach
dem überaus optimistischen Plan läuft, soll bereits im kommenden Jahr der Spatenstich für eine­
Hyperloop-Teststrecke erfolgen, ab Mitte 2018
­
könnten die ersten Passagiere die Rohrpost des
21. Jahrhunderts erleben.
UCLA-Professor Hodgetts ist einer der führenden
Köpfe dieser kleinen, aber rasch wachsenden Schar
von Architekten, Stadt- und Verkehrsplanern, Ingenieuren, Materialwissenschaftern, Programmierern und Unternehmern, die grundlegend verändern wollen, wie Menschen sich selbst und auch
Waren befördern: leiser, schneller, umweltfreundlicher und platzsparender als mit der Schiene, dem
Auto, Lkw oder Flugzeug.
„Eine Kapsel durch eine Vakuumröhre zu befördern ist nicht schwer. Da kennen wir alle physikalischen Einzelheiten, einschließlich des Antriebs“, sagt Hodgetts an einem strahlend blauen
Frühlingstag, als er durch den von den Studenten „Suprastudio“ getauften Hangar schreitet und
immer wieder vor Skizzen und Modellen der verschiedenen Bestandteile des Hyperloop stehen
bleibt. „Die großen Fragen stellen sich bei den
Bahnhöfen: Wie speisen wir Tausende von Menschen sicher und bequem in den Hyperloop? Wie
und wo baut man die Stationen, damit sie in die
Stadt von morgen passen und sich nicht zu einem
Moloch entwickeln wie die heutigen Flughäfen?“
Man sieht ihm seine 78 Jahre nicht an. In
Jeans, kariertem Hemd und Turnschuhen, mit verschmitzt funkelnden Augen unter einem Schopf
weißer Haare und mit seinem federnden Schritt
könnte Hodgetts auch ein in die Jahre gekommener Tech-Unternehmer sein, der über sein jüngstes
Start-up schwärmt: „An etwas so Aufregendem zu
arbeiten hält jung und passiert nur alle paar Jahrzehnte. Und“, fügt er hinzu und wendet sich drei
lebensgroßen Holzmodellen einer Hyperloop-Kapsel zu, „wir haben die Chance, mit einem Unternehmer zusammenzuarbeiten, der unserem akademischen Brainstorming die nötige Richtung gibt,
damit es sich umsetzen lässt.“
Gemeint ist Dirk Ahlborn, Gründer und
CEO von Hyperloop Transportation Technologies
(HTT ), der in einem der Modelle auf einem
Fotos: Joe Schmelzer; Illustration: Hyperloop Transportation Technologies
A
M BLU F F C R E E K DR I V E , ein paar
Craig Hodgetts
Gelernter Autoingenieur, berufen zum Architekten,
­Stadtplaner und – Visionär
Mit seinen Studenten leistet er Vorarbeiten für ein
neues Transportmittel. Der 78-Jährige ist überzeugt,
die Jungfernfahrt eines Hyperloop noch zu erleben.
1
1: Kartonmodell. Noch
diskutieren Studierende die
grundlegenden Konstruk­
tionsprinzipien. Und doch
soll schon ab nächstem Jahr
eine Teststrecke entstehen.
2
3
2: Fantasievolle Vision.
Einst könnte ein HyperloopNetz die Metropolen der
Welt verbinden. Eine Rohrbrücke würde dann auch die
San Francisco Bay durchqueren, die an dieser Stelle
über 100 Meter tief ist.
3: Modell einer End­
station. „Wie baut man
einen Bahnhof, damit er
sich nicht in einen Moloch
entwickelt wie die heutigen
Flughäfen?“
Bewegte Studie:
Wie sich Studenten eine
Endstation vorstellen, an der
Passagiere bequem einund aussteigen können.
Link zum Video:
https://www.terramatermagazin.com/videos
29
„Nachdem wir noch immer nicht wissen,
wie Teleportation funktioniert –
könnte sich bitte jemand darum kümmern? –,
ist die einzige Möglichkeit
für superschnelles Reisen eine Röhre, in
der ganz spezielle Bedingungen herrschen.“
Elon Musk
Elon Musk
Unternehmer, Hyperloop-Mastermind
Er hat die Idee niedergeschrieben
und der Welt geschenkt.
Mit deren Umsetzung will er sich
aber nicht belasten.
Holz-Styropor-Sessel Platz genommen hat. Dem
38-jährigen Deutschen sitzt der Jetlag sichtlich in
den Knochen. Er ist gerade aus Dubai zurück­
gekehrt, wo er auf der größten Eisenbahn-Messe
des Nahen Ostens vor staunendem Publikum eine
Rede über seine Vision gehalten hat.
Ahlborn war der erste Unternehmer, der
Elon Musks Idee aufgriff und sich noch im Sommer 2013 ans Werk machte, sie zu realisieren –
und zwar nach den Prinzipien des Crowdsourcing
und Crowdfunding, also mit der fachlichen wie
fi nanziellen Unterstützung von Freiwilligen in
­
aller Welt. Bei HTT kann jeder am neuartigen
Hochgeschwindigkeitszug mitarbeiten, der mindestens zehn Stunden pro Woche investiert.
Aus diesem Grund hat HTT keine Hierarchie wie ein herkömmliches Unternehmen. Unter dem CEO organisieren sich seine inzwischen
fast 300 Mitarbeiter in 16 selbständige, virtuelle
Gruppen mit je drei bis vier Teams, die alle nötigen Aufgaben in Angriff nehmen – von den
verwendeten Materialien für die aufgeständerten
30 Röhren über die Antriebstechnik, Statik und Erdbebensicherheit, Luftschleusen, Kapseldesign und
Streckenführung bis hin zu Passagierkomfort,
Unterhaltungsprogramm an Bord und der Wirtschaftlichkeitsrechnung möglicher Trassen.
Die meisten Mitarbeiter haben fixe Jobs, viele
von ihnen bei renommierten Technologiefirmen
wie Boeing, Cisco oder Microsoft. Konzepte und
Designentwürfe werden in Telefon- und Videokonferenzen diskutiert und auf einer Onlineplattform
veröffentlicht. Im Lauf der Planung habe HTT bereits mehrere Patente beantragt, so Ahlborn. Im
Gegenzug für ihren Input bekommen alle regelmäßig hier arbeitenden Mitarbeiter nach Stundenzahl
bemessene Aktienoptionen, die nach Ahlborns
Plan schon bald bares Geld wert sein sollen. „Wir
kriegen jeden Tag fünf neue Bewerbungen herein.
Wenn das so weitergeht, könnte unser Team bald
auf 1.000 Leute anwachsen. Das ist der beste Beweis, dass die Welt den Hyperloop für kein Hirngespinst hält“, sagt der gelernte Bankkaufmann
aus Berlin, der seit sieben Jahren in L. A. lebt.
TECHNIK
Foto: Laif; Illustration: UCLA Hyperloop Suprastudio
Einen gehörigen Teil der Planung verdankt
Ahlborn den zwei Dutzend Magisterstudenten,
die seit dem Sommer 2014 unter Anleitung von
Professor Hodgetts Machbarkeitsstudien und Designentwürfe entwickelt haben. Sie widmen sich
insbesondere drei Fragen: Wo hat ein solches Beförderungsmittel überhaupt Sinn? Wie können im
Minutentakt verkehrende Kapseln sicher und flüssig mit Passagieren beladen und wieder entladen
werden? Und wie kann man die Reise in einem
fensterlosen Geschoss so gestalten, dass einem von
der Beschleunigung nicht schlecht wird?
Alles praktische Fragen, die Elon Musk aussparte, als er den Hyperloop vor zwei Jahren in
einem knapp 60 Seiten langen Dokument skizzierte. Ihm schwebte eine blitzschnelle, umweltfreundliche Verbindung zwischen den zwei Ballungszentren San Francisco und Los Angeles im
bevölkerungsreichsten US-Bundesstaat vor. Dieselbe Strecke, auf der Verkehrsplaner und Politiker seit Jahren versuchen, simple Hochgeschwindigkeitszüge rollen zu lassen, wie sie im Rest der
modernen Welt schon lange üblich sind. Doch in
der Zukunftsschmiede Kalifornien ist ein solches
Äquivalent zum ICE oder TGV immer noch weit
von der Realisierung entfernt, weil mit immer
­höheren Baukosten (inzwischen geht man bereits
von 67,6 Milliarden Dollar aus) und langwierigen
Klagen von Anrainern zu rechnen ist.
Musk stellte deswegen harsche Kritik am Status quo ins Zentrum seiner Vision: „Wie kann es
sein, dass die Heimat des Silicon Valley und des
Jet Propulsion Laboratory – wo so unglaubliche
Dinge wie die Mars-Rover entstehen – einen Zug
bauen würde, der einer der teuersten und einer
der langsamsten der Welt wäre? Wenn wir schon
massiv in ein neues Transportsystem investieren,
dann sollte die Rendite ebenso groß ausfallen.“
Und dann trat Musk die Idee der blitzschnellen
Rohrpost mit einer rhetorischen Frage los: „Gibt
es wirklich ein neues Transportmittel – einen fünften Modus nach Flugzeugen, Eisenbahnen, Autos
und Schiffen, der diese Voraussetzungen erfüllt
und sich praktisch umsetzen lässt?“
Mit den Details des fünften Transportmittels
ringen seitdem Praktiker wie Hodgetts und Ahlborn. Sie glauben fest daran, dass sich sämtliche
Probleme bei der technischen Umsetzung lösen
und alle politischen Hürden nehmen lassen. „Ich
werde es auf jeden Fall noch erleben, dass im Hyperloop Passagiere fahren“, meint der rüstige Architekt. Vorerst werden seine Überlegungen nicht
in Beton und Stahl umgesetzt, sondern als WebClips, die den jeweiligen Planungsstand zeigen.
Ob die ursprünglich angedachte Verbindung
zwischen San Francisco und Los Angeles kommt,
ist Hodgetts egal, solange nur irgendwo ein Hyper­
loop entsteht.
Seine Studenten, die zu 80 Prozent aus China­
stammen und weiblich sind, haben sich inzwischen
auf die leichter zu realisierende Strecke L. A. – Las
Vegas konzentriert. Die fünf Stunden lange Fahrt
durch die Mojave-Wüste auf der Inter­state 15 ist
nicht nur langweilig, sie zählt – gemessen an der
Zahl der Verkehrstoten – zu den gefährlichsten
­Strecken in den USA. In einer Vakuumröhre ließe
sie sich in 44 Minuten bewältigen, ohne die politischen und rechtlichen Probleme einer Trasse
durch dicht besiedelte Landstriche nahe der Küste
S. 70
aufzuwerfen.
Großer Bahnhof.
Hyperloop soll schneller,
effizienter und umweltfreundlicher funktionieren
als herkömmliche
Transportsysteme.
Dieser Entwurf sieht vor,
dass die Endstation im
Stadtzentrum liegt –
dadurch verkürzen sich
die Anfahrtswege für
die Passagiere.
Endstation Hyperloop:
Wie die sorgfältige Trennung
der Passagierströme
selbst in der Rushhour
Staus vermeiden soll.
Link zum Video:
www.terramatermagazin.com/videos
31
DIE VISION VOM FÜNFTEN TRANSPORTMITTEL
Wie sich Enthusiasten und Risikokapitalisten
den Hyperloop vorstellen.
Die Kapsel:
Einblick in das neue Verkehrsmittel
Personenkabine.
28 bis 40 Passagiere sitzen in einer fahrerlosen Kapsel. Frühe Konzepte sahen vor, dass
auch ganze Autos mitgenommen werden können. Weil die Kapsel keine Fenster hat, vermitteln
Monitore an den Innenwänden ein Bild von draußen.
Batterie. In ihr steckt die Energie für den Antrieb der Turbine –
und für die Unterhaltungselektronik im Fahrgastraum.
Luftkanäle. Sie leiten Luft von der Turbine durch die Kapsel
hindurch ans Heck. So wird verhindert, dass das Fahrzeug die Luft
vor sich durch die Röhre schieben muss. Ein Teil der Luft wird
abgezweigt und in die Ski gepresst.
Ski
Solarzellen. Die Röhren tragen
Solarpaneele. Nach Berechnungen
von Elon Musk reicht die so gewonnene
Energie für den Betrieb aus. Große
Batterien überbrücken Nächte und
Schlechtwetterperioden.
Magnetschienen
in der Röhre.
Einzelne Sektoren lassen
sich genau getimt unter
Strom setzen und ziehen so
die Kapsel voran. Weil das
Fahrzeug keinen Roll- und
kaum Luftwiderstand
überwinden muss, reicht es,
die Kapsel in großen
Abständen zu beschleunigen – dazwischen
rauscht sie ohne Antrieb
durch die Röhre.
Die Röhren.
Zwei Röhren verlaufen
stets parallel – je eine pro
Fahrtrichtung. Noch sind
sich die Konstrukteure
nicht einig, ob sie die beiden
Tunnel neben- oder übereinander sortieren sollen.
32 TECHNIK
Die Stützen.
Für Ideengeber Elon
Musk einer der
Hauptvorteile des
Systems: Weil die
neue Trasse hoch über
der Erde verlaufen
kann, bildet sie kein
Hindernis für Mensch
und Tier am Boden.
Dämpfer. Die Röhren
lagern nicht direkt auf
den Stützen, sondern
auf Dämpfungselementen. Damit
soll die Anlage auch
starke Erdbeben
sicher abfedern.
Der Tunnel.
Starke Pumpen an den
Bahnhöfen erzeugen einen
starken Unterdruck im
Inneren der Röhren.
Deshalb ist der Luftwiderstand für die Kapsel
minimal, und sie kann eine
Geschwindigkeit von bis zu
1.220 km/h erreichen.
Die Röhre
im Querschnitt
Die Turbine. Sie saugt Luft aus der Röhre, drückt sie
ins Innere der Kapsel und stößt sie am Heck wieder aus.
Das dient der Aerodynamik, nicht dem Antrieb.
Der Ski – wie er
die Kapsel in Schwebe hält
Druckluft
wird aus dem
Inneren der
Kapsel in
Richtung Ski
gepresst.
Die „Klinge“:
Am Boden der Kapsel ist eine
Metallschiene befestigt.
Sie verläuft berührungsfrei
zwischen den beiden
Magnet­schienen des Tunnels
und wird von diesen a
­ n- und
dadurch vorangezogen.
Illustration: Denis Mujakovic
Magnetschienen
Die Röhre im Querschnitt
Ski: Sie bilden den millimeterdünnen
Luftpolster zwischen Kapsel und Röhre,
auf dem das Fahrzeug durch den Tunnel
gleitet. Der Polster entsteht, indem Luft
von der Turbine durch Löcher im Ski
nach außen gepresst wird.
Amerikanische Transportmittel im Vergleich
50–95 km/h
160–190 km/h
1.100 km/h
1.220 km/h
33
TECHNIK
Bleibt nur die Frage, wie aus den Holzmodellen im Hangar in Los Angeles und den bunten
Computersimulationen auf Dirk Ahlborns Rechnern ein zuverlässiges Transportmittel entstehen
soll, für das sich ein Normalsterblicher eine Fahrkarte leisten kann.
Hier kommt Quay Hays ins Spiel. Der vermögende Immobilieninvestor aus Los Angeles
plant seit bald zehn Jahren eine grüne Retortenstadt im Central Valley Kaliforniens, dem strukturschwachen und dünn besiedelten Agrargürtel
in der Mitte des Staates. Nach einem durch die
jüngste Rezession bedingten mehrjährigen Planungsstopp holt Hays gerade die nötigen Genehmigungen ein, um 2017 mit der ersten Bauphase
zu beginnen. „Kalifornien setzt den Standard für
den Rest des Landes und der Welt, was umweltfreundliche, zukunftweisende Ideen angeht“, sagt
der braun gebrannte 58-Jährige, in dessen schulterlange, blonde Mähne sich das erste Grau geschlichen hat. Seine geplante Öko-Stadt „Quay
Valley“ ist für ihn California 3.0. Ein „Portal in
die Zukunft“, wie es im 19. Jahrhundert San Francisco nach Ausbruch des Goldrauschs und im vergangenen Jahrhundert Los Angeles als „goldener
­Westen“ der Konsumgesellschaft war.
Für Quay Valley, das direkt an der Inter­
state 5, der Nord-Süd-Hauptschlagader Kaliforniens, liegen wird, hat der Unternehmer insgesamt
30 Quadratkilometer Brachland gekauft. Die Stadt
soll in fünf Bauphasen auf 25.000 Wohnhäuser für
75.000 Einwohner und einen ausgedehnten Unterhaltungsdistrikt wachsen, dessen Hotels, Läden
und Attraktionen im Jahr mindestens zehn Millionen Besucher aus dem Umland anziehen.
Versorgt wird die Stadt ausschließlich von
erneuerbaren Energiequellen. Sie werde als Paradebeispiel für nachhaltige Urbanität dienen,
schwärmt Hays, dessen Firma Grow Holdings
bis jetzt nur fünf feste Angestellte beschäftigt, den
Chef und seine Frau eingeschlossen. In das Milliardenprojekt, an dem mehr als 200 Berater beteiligt
waren, hat er nach eigenen Angaben bisher 15 Millionen Dollar seines eigenen Geldes gesteckt, vor
allem für Grund und Boden. „Jeder wird dort hinziehen wollen. Wo sonst kann ich mir für 275.000
Dollar ein großes Haus leisten, nichts für meinen
Strom bezahlen, gute Schulen, eine neue Universität und grüne Verkehrsmittel nutzen und so den
kalifornischen Traum des 21. Jahrhunderts leben?“,
fragt Hays. Er sieht seine Stadt vor allem als guten­
Wohnort für Telearbeiter, die für große TechFirmen in Ballungszentren werkeln.
Für Dirk Ahlborn ist die Retortenstadt zwischen
ausgedörrten Wiesen, Tomatenplantagen und
Mandelhainen der ideale Standort für eine erste
Teststrecke. Nach ersten Gesprächen im Jänner
war er sich mit Hays schon Ende Februar einig,
einen Vertrag abzuschließen.
Grow Holdings stellt ihm Land im Wert von
acht Millionen Dollar zur Verfügung, auf dem
HTT eine rund acht Kilometer lange Schleife
bauen und betreiben wird. Das dazu notwendige
Kapital von rund 100 Millionen Dollar will Ahlborn noch in diesem Jahr mit einem Börsengang
einsammeln. „So wird die erste Hyperloop-Strecke
Teil einer wirklichen Gemeinde und zu einer Touristenattraktion, anstatt irgendwo einsam in der
Wüste zu stehen“, sagt der Exildeutsche.
Über Stock und Stein
Studenten tüfteln an
der schnellsten Trasse
zwischen Los Angeles
und Las Vegas. Jeder
Geländetyp dazwischen
verlangt nach eigenen
Lösungen. In der Wüste,
wo viel Platz ist, wird die
Kapsel ihre Höchstgeschwindigkeit erreichen.
34 Schnell in der Wüste
Langsamer zwischen den Bergen
In den Straßen von L. A.
Eine Vision aus Styropor und Holz
Der Prototyp.
Ahlborn in einem
Versuchsaufbau. Damit
soll die Bequemlichkeit
der Hyperloop-Kapsel
optimiert werden.
Dirk Ahlborn
Gründer und CEO
von Hyperloop
Transportation Technologies
Foto: Joe Schmelzer; Illustration: UCLA Hyperloop Suprastudio
Der gebürtige Deutsche
treibt das Milliardenprojekt
mit freiwilligen Mitarbeitern
voran, denen er Aktienoptionen verspricht.
Die Kapsel in Aktion:
Wie Monitore im Inneren
der fensterlosen Kapsel
die Umgebung zeigen.
Link zum Video:
www.terramatermagazin.
com/videos
35
Beschleunigung auf 1.220 km/h
13,67 s
Konstante Geschwindigkeit 483 km/h
Abbremsen von 483 km/h auf Stillstand
Las Vegas
20,98 s
Konstante Geschwindigkeit 483 km/h
Bremsen von 1.220 km/h auf 483 km/h
A: Streckenprofil in Los Angeles.
20,98 s
D
1.000 Meter
Seehöhe
Los Angeles
B: Unter dem Antelope Valley.
C
C: Über die Berge.
Kurvenradius: 3,7 km
Höchstgeschwindigkeit: 483 km/h
Hyperloop-Trasse
22,5 km
1.220 km/h
Steigung > 6%
1.280 m
1.000 m
50 km
11,2 km
885 km/h
D: Durch die Wüste.
1.321 m Steigung > 6%
72 m
Routenplanung. Noch vor der
Lösung wichtiger technischer
Fragen denken die Kalifornier
schon über den Streckenverlauf
nach. Wo möglich, wollen sie
die Trassen von bestehenden
Verkehrswegen nutzen.
1.280 Meter
Seehöhe
B
A
20,98 s
Konstante Geschwindigkeit 1.220 km/h
Beschleunigung von 0 auf 483 km/h
Von L. A. nach Las Vegas in 43 Minuten und 50 Sekunden
100 km
150 km
200 km
250 km
300 km
350 km
400 km
450 km
515 km
Auf Stelzen und durch Tunnel. Der Vorteil dieser Route liegt in der Wüste: Über die Hälfte der Trasse verläuft durch dünn
besiedeltes Gebiet, wo sich keine Anrainer über eine neue Verkehrsader beschweren – und wo die Kurven so große Radien
haben, dass die Kapsel fast Schallgeschwindigkeit erreicht. Ein Autofahrer aus L. A. braucht bis Las Vegas zirka fünf Stunden.
Die Schleife wird zwei Bahnhöfe im Norden
und Süden der Stadt haben und soll den viel befahrenen Highway an zwei Stellen gut sichtbar
überqueren – eine hervorragende Eigenwerbung
für die futuristische Technologie. Von Spitzengeschwindigkeiten jenseits der 1.000 km/h kann hier
natürlich noch keine Rede sein, dazu ist die Strecke zu kurz, und die Kurven sind zu eng.
Aber um Rekorde geht es in Quay Valley
auch nicht, sondern darum, einen Präzedenzfall
zu schaffen. Ohne Passagiere sollen die Kapseln
im Testbetrieb immerhin auf rund 320 km/h beschleunigt werden. „Wir wollen der Welt zeigen,
dass man einen Hyperloop mit heute bestehender
Technologie bauen kann. Sobald die Strecke läuft,
wird es nicht lange dauern, bis irgendjemand auf
der Welt eine richtige Langstrecke baut“, ist Ahl-
36 born sicher. Anfragen gäbe es bereits aus Asien,
Europa, Südamerika und dem Nahen Osten.
Das Geschäftsmodell bereitet ihm ebenso wenig Sorgen. „Bei einer Strecke wie San Francisco
nach Los Angeles gehen wir von einem Fahrpreis
von 30 Dollar aus. Aber wer sagt, dass ich mir
für den Hyperloop überhaupt ein Ticket kaufen
muss?“ Internetfirmen, die ihre Dienste von Spielen bis E-Mail im Gegenzug für Nutzerdaten und
gezielte Werbung gratis anbieten, sind für den
HTT-Gründer das Vorbild, wie sich der Betrieb
des Hyperloop alternativ finanzieren ließe.
Fenster gibt es in der mannshohen Kapsel ohnehin keine, also kann man den Passagieren Werbung zeigen, Unterhaltungsprogramme verkaufen
oder sie kostenlos zu großen Einkaufszentren befördern, wenn Einzelhändler die Reise sponsern.
TECHNIK
Foto: Joe Schmelzer; Illustration: UCLA Hyperloop Suprastudio
Oder der Kunde kauft sich ein Transport-Abo,
das alle möglichen Beförderungsmittel beinhaltet.
­„Ridesharing-Anbieter und die Tests autonomer
Fahrzeuge machen vor, wie persönlicher Transport von morgen aussehen wird“, skizziert Ahlborn seine Vision: „Ich bestelle mit dem Smartphone ein Roboter-Taxi, das mich zum Bahnhof
bringt, wo ich in eine Hyperloop-Kapsel umsteige.
Das revolutioniert das Stadtleben.“
Ähnlich überschwänglich sieht das Ahlborns
Konkurrenz, die seit diesem Frühjahr in ein Lagerhaus in der Innenstadt von Los Angeles eingezogen ist und noch lauter trommelt als er. Hyperloop Technologies hat sich nicht nur einen zum
Verwechseln ähnlichen Namen ausgesucht, sein
Gründertrio prahlt auch mit engen Verbindungen
zu Elon Musks Firmenimperium und dem Weißen Haus. So arbeitete Cheftechnologe Brogan
BamBrogan­vorher bei Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX. Der zweite im Bunde, Shervin
Pishevar, ist ein schwerreicher Venture-Kapitalist
und Investor im ebenso prominenten wie kontroversen Taxiunternehmen Uber, während Jim
Messina stellvertretender Stabschef von Präsident
Barack Obama war. Die drei werben damit, das
Ohr des Vaters des Hyperloop und Zugang zur
politischen Führung zu haben, die auf zukunftweisende Technik setzt.
Mit 8,5 Millionen Dollar Startkapital im Rücken ist die Neugründung gerade dabei, weitere
80 Millionen einzusammeln und Experten an­
zuwerben, um ihre Version umzusetzen. Dabei
betonen die Chefs, dass sie sich anfangs auf Überschall-Beförderung von Fracht konzentrieren wollen. Dem Vernehmen nach soll eine Teststrecke in
Texas entstehen, vielleicht in Zusammenarbeit mit
SpaceX. Detailfragen wollte bei Hyperloop Technologies niemand beantworten.
Klar ist jedoch, dass die Truppe eine Aufholjagd vor sich hat, Ahlborns virtuelle Gemeinde hat
fast zwei Jahre Vorsprung. Der Deutsche sieht die
Konkurrenz deshalb noch gelassen: „Wir haben
einen Vertrag über eine Teststrecke, wir haben Patente. Uns einzuholen kostet ein Vermögen. Aber
grundsätzlich freue ich mich, dass wir nicht allein
sind. Das zeigt, dass der Hyperloop kommt.“
Dass allerdings schon in naher Zukunft Passagiere in den Genuss der rasenden Rohrpost
kommen, bezweifeln Experten. Es gibt zu viele
gesetzliche Hürden und ein zu dichtes Geflecht
bestehender Transportmittel, um den „fünften
Modus“ in seinem Geburtsland aus dem Boden zu
stampfen. „Statt Amerika bieten sich Länder wie
China oder Indien mit großer Bevölkerung und
Nachholbedarf bei der Infrastruktur an. Selbst
in Afrika ergibt ein Hyperloop Sinn: Modernste
Technologie hilft, den Status quo mit einem großen Satz zu verbessern, ähnlich wie beim Mobilnetz“, sagt Jordan Brandt, der beim SoftwareUnternehmen Autodesk in San Francisco arbeitet.
Er wird dafür bezahlt, beim führenden Hersteller
von Designprogrammen für Architekten und In­
genieure weit in die Zukunft zu blicken.
Brandt erarbeitete bereits im Sommer 2013
eine viel beachtete Konzeptstudie, die beleuchtet,
wie eine 600 Kilometer lange Hyperloop-Trasse
in nur zweieinhalb Jahren hochgezogen werden
könnte. Sein Vorschlag: Mobile Roboter bewegen
sich entlang der Strecke und spinnen dabei
Quay Hays
Immobilieninvestor aus
Los Angeles
Er hat 15 Millionen Dollar
in ausgedörrte Wiesen
investiert, um weitab großer
Zentren eine neue Stadt aus
dem Boden zu stampfen.
Eine Hyperloop-Teststrecke
im Ortsgebiet soll Touristen
und Investoren locken.
37
TECHNIK
Weil sein Arbeitgeber
Software für Architekten
und Ingenieure vertreibt,
kennt er viele fantastisch
wirkende Projekte. Er
würde lieber Rohstoffe
in Pulverform durch
Rohrleitungen jagen.
Neue Tunnelvision. Anstatt die Rohre aus Stahl anzufertigen, will Jordan Brandt
Roboter einsetzen, die die Tunnel vor Ort aus Kohlenstofffaser spinnen.
eine­luftdichte Röhre aus Kohlenstofffasern, bei
der beide Röhren wie eine große Acht übereinander abgesteppt werden.
Der Zukunftsforscher weiß, wovon er spricht,
denn das Programm Autodesk wird weltweit für
den Entwurf komplexer Gebäude und Maschinenteile verwendet, von Autobahnkreuzen bis
zum Elektromotorrad. Das Unternehmen stellt
auch Ahlborns Heer an Mitarbeitern kostenlose
Li­
zenzen seiner Software zur Verfügung. „Die
für Hyperloop nötige Technik benutzen wir seit
Jahren, etwa in der Luft- und Raumfahrt“, erklärt
Brandt. „Es geht nur darum, mit größeren Maschinen größere Röhren zu weben.“ Obwohl: Kohlenstofffasern wären im Vergleich zu den Stahl­
röhren, die in Quay Valley verwendet werden
sollen, ein teures Unterfangen.
Der Futurist, der mit Ahlborn und Hodgetts
in regelmäßigem Kontakt steht, sieht für den Hyperloop freilich eine andere Zukunft als den Personentransport voraus. Er glaubt, dass sich die Technik am besten für blitzschnelle Frachtbeförderung
eignete, nicht nur für Stückgut, sondern vor allem
für Materialien in Pulverform wie Plastik, Keramik
und Metallstaub. Diese Materialien würden in einer Vakuumröhre wie Flüssigkeit fließen und könnten Tausende von 3D-Druckern an großen wie kleinen Industriestandorten füttern, eine Technologie,
die unter dem Begriff „Industrie 4.0“ als Zukunft
der dezentralen Fertigung gehandelt wird.
Solche kleineren Rohrpostleitungen, beschreibt
Brandt seine Vision, ließen sich relativ einfach
verlegen, ähnlich einem Glasfaserkabel oder einer­
Gaspipeline, um Rohstoffe für die Volkswirtschaft
der Zukunft im Handumdrehen anzuliefern. Ganz
neu ist diese Vorstellung nicht: Der amerikanische
Science-Fiction-Autor Neal Stephenson beschrieb
derar­t ige Leitungen schon 1995 in seinem Roman
„Diamond Age. Die Grenzwelt“.
Selbst wenn aus der Vision für den Hyperloop am Ende etwas anderes als die Personenbeförderung mit Überschallgeschwindigkeit werden
sollte, sagt Brandt, sind Pioniere wie Hodgetts und
Ahlborn auf dem richtigen Weg: „Sie treiben die
Grenzen des Möglichen und Vorstellbaren voran.
Davon profitieren alle.“
38 Fotos: Joe Schmelzer
Jordan Brandt
„Futurist“ bei
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DIE WELT ENTDECKEN UND BEGREIFEN.
Vorgesch m ack au f da s H e f t
Weltreise zum Blättern
Hat Ihnen die „Hyperloop“-Story gefallen? Wir haben
noch mehr solche Reportagen! Hier ein Ausblick auf weitere spannende
Geschichten, zu finden in der aktuellen Ausgabe von Terra Mater.
RE LIGION
„Wer mir folgt,
wird bekommen, was er will.“
Chief Isaac One, Prediger der reinen Lehre von John Frum
G OT T
ist ein
AM E RI KAN E R
Fotos: Vlad sokhin/agentur Focus
Auf der Insel Tanna im Südpazifik hält sich
seit 70 Jahren eine schräge Religion: der Cargo-Kult.
Seine Anhänger hoffen auf die Wiederkehr ihres Gottes.
Er heißt John Frum und trägt die Uniform eines
US-Soldaten. Ein Missverständnis? Oder Irrsinn?
Ein Lehrstück über Verlockung,
Macht und Ohnmacht des Glaubens.
Text: Tiemo Rink
Fotos: Vlad Sokhin
44
45
044-Cargo Cult 44
18.05.15 12:17
045-Cargo Cult 45
18.05.15 12:17
E NTDECKE R
Foto: NatioNal MaritiMe MuseuM, GreeNwich, loNdoN. MiNistry oF deFeNce art collectioN
Der Mann,
der den
Längengrad fand
John harrisons h-4, innenansicht
Die vierte Version von Harrisons Schiffsuhr war die Krönung
seines Lebenswerks – schön wie ein edles Schmuckstück,
zugleich aber das komplexeste technische Gerät seiner Zeit.
National Maritime Museum Greenwich, England
Im 18. Jahrhundert löste ein einfacher Handwerker
das größte wissenschaftliche Problem seiner Zeit:
Der schottische Tischler John Harrison konstruierte
eine Uhr, die es erstmals ermöglichte, auf hoher See den
geografischen Längengrad und damit die exakte Position
eines Schiffes zu bestimmen. Dennoch musste er sein
Leben lang um Anerkennung kämpfen.
Text: Michaela Schwarz
116
116-Laengengrad 116
40 GOTT IST EIN
AMERIKANER
Auf einer Insel im Südpazifik
hält sich seit 70 Jahren eine
schräge Religion: der CargoKult. Seine Anhänger hoffen
auf die Wiederkehr ihres
Gottes. Er heißt John Frum
und trägt die Uniform eines
US-Soldaten. Ein Lehrstück
über Verlockung, Macht und
Ohnmacht des Glaubens.
117
18.05.15 12:04
117-Laengengrad 117
18.05.15 12:04
LÄNGENGRAD
Im 18. Jahrhundert löste ein
kluger Tischler das größte
wissenschaftliche Problem
seiner Zeit:
John Harrison konstruierte
eine Uhr, die es ermöglichte,
auf hoher See die exakte
Position eines Schiffes zu
bestimmen. Um die gerechte
Anerkennung kämpfte er
sein Leben lang.
LANDWI RTSCHAF T
Die Killerbohne
Soja wurde innerhalb weniger Jahre zu einem der wichtigsten
Nahrungsmittel-Rohstoffe der Erde. Keine andere Frucht wird
mit vergleichbarem technologischen Aufwand produziert.
Und nirgendwo sind die wirtschaftlichen, politischen,
ökologischen und sozialen Folgen des Booms so dramatisch wie
in Argentinien. Eine Landvermessung in neun Etappen.
Sojahülse mit Bohnen.
Ein bis fünf Samenkörner
werden von einer Schote
ausgebildet. Um den
Nährwert der Pflanze
weiß der Mensch seit
7.000 Jahren. Doch nun
bringt ihr massenhafter
Anbau Ökosysteme
und Gesellschaften aus
dem Gleichgewicht.
Text: Andreas Fink
Fotos: Eduardo Leal
Still Life: Michael Rathmayer
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77
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L E B E N S R AU M
Die Danakil-Senke im Norden Äthiopiens ist eine der
lebensfeindlichsten Gegenden der Welt. Dennoch ernährt
sie seit jeher das Volk der Afar: Männer brechen Salz
aus dem Boden und bringen es auf Kamelen zum Verkauf
ins Hochland. Doch nun droht die globale RohstoffBranche ihr Geschäft für immer zu zerstören.
Fotos: Alessandra Meniconzi
Text: Andreas Wollinger
Das
weiße
Gold
von Danakil
DAS WEISSE GOLD
VON DANAKIL
Die Tiefebene im Norden
Äthiopiens gilt als die
lebensfeindlichste Region
der Welt. Dennoch
ernährt sie seit jeher das
Volk der Afar:
Männer brechen Salz aus
dem Boden und bringen
es zum Verkauf ins Hochland. Jetzt bedroht die
globale Rohstoffbranche
das Geschäft.
w
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133-Danakil 133
18.05.15 12:21
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DIE
KILLER
BOHNE
Wie hemmungsloser
Soja-Anbau die Welt ruiniert –
am Beispiel Argentinien
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132
132-Danakil 132
DIE KILLERBOHNE
Soja wurde innerhalb
weniger Jahre zu einem
der wichtigsten Nahrungsmittel-Rohstoffe der
Erde. Und nirgendwo
sind die wirtschaft­lichen,
ökologischen und sozialen Folgen des Booms so
dramatisch wie in Argentinien. Eine Landvermessung in neun Etappen.
RELIGION Warum ein US-Soldat zur Südsee-Gottheit wurde
HYPERLOOP Mit 1.220 km/h durch Kalifornien
EXTREMES LEBEN Am heißesten Ort der Erde
AUSGABE 04
JUNI & JULI 2015
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DIE
SCHWARZEN
PHARAONEN
Als dunkelhäutige Nubier
die Macht im
Reich am Nil ergriffen
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DER SCHLÜSSEL
ZUM EWIGEN LEBEN
WILDE ZEITEN
Taharqa,
Pharao aus Nubien
im 7. Jh. v. Chr.
Von Kopfjägern zu Fortschrittsopfern:
Wie Papua-Neuguineas Hochlandvölker die moderne Welt erleben
Eine rätselhafte Qualle hat den Tod überlistet. Kann der Mensch das auch?
SEX STATT GEWALT Das verblüffende Rezept der Bonobos zur Konfliktlösung
ARCHÄOLOGIE Auf der Suche nach der vor Japan versunkenen Flotte des Kublai Khan
GEISTERTEILCHEN Wie Neutrinos die Wissenschaft in Atem halten
GIFTIGES GOLD Wie eine Glücksritterstadt in den Anden den Titicacasee verseucht
DIE PARSEN VON MUMBAI Warum Indiens heimliche Elite jetzt auszusterben droht
DELFINFORSCHUNG Überraschende Erkenntnisse über die Meeressäuger
WALFANG EXTREM Mit Ruderboot und Speer auf der Jagd nach Pottwalen in Indonesien
RELIGION Warum sich im russischen Tatarstan Muslime und Christen vertragen
HEILUNG NACH MASS Wie Biomarker und Big Data die Medizin revolutionieren
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VI SIONE N
NOCH
FRAGEN
Ungelöste
Rätsel der
Wissenschaft
H
A M M E R AU F DE N Daumen, Mund
auf, Schrei raus, Gaumenzäpfchen: flatter, sabber. Keine Frage: Zur Darstellung
von akutem Schmerz im Comic eignet sich das
Gaumenzäpfchen ganz hervorragend. Aber wofür
eigentlich sonst noch?
Überraschende Antwort von Anatomen und
Auskennern: keine Ahnung! Wobei – so explizit
sagt das natürlich keiner, stattdessen liefern Forscher sinnloses Wissen, und man wird den Verdacht nicht los, sie tun das, um von ihrer Wissenslücke abzulenken. So erfahren wir Dinge,
nach denen wir gar nicht gefragt haben. Zum
Beispiel: Das Gaumenzäpfchen – im Fachjargon
„Uvula“ genannt, nach dem lateinischen „Träubchen“ – ist voll mit Sekret absondernden Drüsen,
außerdem steckt noch ein Muskel drin, der seine
Länge verändern kann. Und: Im Französischen
und im Deutschen gibt es Laute, die nur dank
dem schwingenden Zäpfchen zustande kommen
(„rrrrrrr!“). Englisch sprechende Menschen kommen dagegen ganz ohne gutturales Gurren aus.
Vielleicht weiß irgendein schlauer Wikipedia-Texter mehr? Fehlanzeige. Dafür ist die
(absichtliche?) Ablenkung hier besonders kreativ. Vom „Uvula“ geht es über den Link „Uvula-Piercing“ umstandslos zu „Fellatio“; eh klar,
Stichwort Würge­reflex und so – vom wirklichen
Zweck des unschuldigen Träubchens sind wir da
schon meilenweit entfernt. Letzte Hoffnung: die
medizinische Fachliteratur. Erste Wahrnehmung:
Wahnsinn, wie wenige Studien zu einer so naheliegenden Frage veröffentlicht wurden. Das Standardwerk zum Thema stammt aus dem Jahr 1992,
da haben Forscher in Israel geprüft, ob die Uvula
vielleicht ein Überbleibsel der Evolution ist, eine
Erinnerung an Zeiten, da wir uns zum Trinken
nach unten beugen mussten. Die Uvula wäre demnach ­eine Art Verschluss, damit sich der wasser­
schlabbernde Vorfahr nicht verschluckt. Den
müssten unsere nächsten Verwandten ja immer
noch haben. Doch bei sieben untersuchten Tieren fanden die Forscher nichts, nur Paviane haben
klitzekleine Uvulae am Gaumen.
Also zurück zum Start. Erfüllt sich das Dasein des Zäpfchens vielleicht einfach im SpuckeAbsondern? Damit der Rachen stets schön feucht
ist? Aber wie kommen dann sonst ähnlich kon­
struierte Tiere ohne Zäpfchen aus? Weil die ja
auch nicht sprechen. Also: Zäpfchen hilft sprechen? Aber die Engländer!
Unter der Annahme, dass die Evolution den
Deutschen und den Franzosen keine Extrawurst
an den Gaumen gehängt hat, bleibt vorerst das
Comic die einzige gesicherte Daseinsberechtigung
des Gaumenzäpfchens.
Die nächste Ausgabe von TE RRA MATE R erscheint am 4. August 2015.
44 Illustration: Andreas Leitner
Wozu braucht der Mensch sein
Gaumenzäpfchen?