Bildung und Sport PI-Symposium „Spuren hinterlassen...“, 27. & 28.10.2015 Schriftliche Workshopdokumentation Workshop Nr.: 18 Thema: Systemisches Lerncoaching – Lernmotivation erhöhen und persönliches Potenzial entfalten Referierende: Dr. Christiane Wesselowsky Diese Dokumentation ist im Rahmen eines Kooperationsprojekts des Pädagogischen Instituts mit der KSFH München und der LMU München entstanden. Die nachfolgenden Aufzeichnungen geben den Eindruck der AutorInnen wieder und sind nicht mit den Referierenden der Workshops abgestimmt. AutorInnen: Tobias Gartner Pädagogisches Institut • Symposium 2015 • Dokumentation • Workshop Systemisches Lerncoaching – Lernmotivation erhöhen und persönliches Potenzial entfalten 1. Wissenschaftlicher Hintergrund zum Workshop Was bedeutet Coaching? „Coaching ist eine intensive und systematische Förderung ergebnisorientierter Problem- und Selbstreflexion sowie Beratung von Personen oder Gruppen zur Verbesserung der Erreichung selbstkongruenter Ziele oder zur bewussten Selbstveränderung und Selbstentwicklung“ (Greif 2008, S. 59) Kernaussagen des systemisch-konstruktivistischen Ansatzes: • Jedes Individuum ist ein sich selbst regulierendes System und wiederum Teil eines größeren sozialen Systems. • Es finden Wechselwirkungen zwischen System und Umwelt (Kontext) statt. • Das Verhalten des Einzelnen beeinflusst immer das Verhalten aller und ist damit sowohl Ursache, als auch Folge. • In komplexen Systemen können Entwicklungen nicht geradlinig gesteuert werden, sie haben nicht nur eine Ursache. • Menschliche Erkenntnisse sind nicht objektiv „richtig“ oder „wahr“, sondern subjektiv konstruiert. • Jeder Mensch erschafft sich sein eigenes Bild der Wirklichkeit und hat seine eigene innere Landkarte (subjektive Realität). • Die Konstruktions- und Sinngebungsprozesse sind individuell. Systemisches Coaching: Im systemischen Coaching soll der/die Klient_in „eine Erweiterung seiner gewohnten Denkweise und damit einhergehend einen Perspektivenwechsel erfahren, welcher zur Entwicklung eines Lösungssystems beiträgt. Das systemische Coaching hat dabei den Anspruch, konkrete Handlungsalternativen sowohl auf der Verhaltensebene als auch auf der kommunikativen Ebene mit dem Klienten zu erarbeiten, die er in seine Lebenswelt integrieren kann.“ (Lieser 2014, S. 16) 2. Wesentliche Thesen und Ergebnisse des Workshops Leitfrage im systemischen Lerncoaching: „Wie läuft der individuelle Lernprozess ab und wie kann der/die Lernende ihn optimieren?“ Systemisches Lerncoaching… … ist eine spezifische Beratungsform … findet auf der Prozessebene (Metaebene) statt … ist gekennzeichnet durch pädagogisch-psychologische Gesprächsführung … ist auf die individuellen Bedürfnisse des/der Lernenden abgestimmt … thematisiert die Anliegen und Problemfelder des/der Lernenden … umfasst die Gesamtpersönlichkeit des Lernenden … unterstützt den Ziel- und Problemlöseprozess des/der Lernenden … fördert Selbstkompetenz und Selbsteinschätzungsfähigkeit des/der Lernenden … folgt einem bestimmten Format, das erlernt und trainiert werden muss 2 Pädagogisches Institut • Symposium 2015 • Dokumentation • Workshop Systemisches Lerncoaching – Lernmotivation erhöhen und persönliches Potenzial entfalten „Beratung ohne Ratschlag“ Ziele von Lerncoaching: Ziel von Lerncoaching ist die Erweiterung von Lernkompetenzen und individuellen Lernstrategien, außerdem die Stärkung der Motivation, sowie das Lösen von Lernblockaden und Prüfungsängsten. Zusätzlich steht die Steigerung von Selbstverantwortung und Selbsteinschätzung im Fokus des systemischen Lerncoachings. Zusammengefasst geht es um eine „Verbesserung des Lernprozesses und der Lernqualität im Hinblick auf individuelles, kompetenzorientiertes und selbstgesteuertes Lernen.“ Praxisanlässe von Lerncoaching im schulischen Kontext: • • • • Klassenleiter_innen- oder Tutor_innengespräche Bilanz- und Zielgespräche Logbuchgespräche Systemisches Lern- bzw. Schüler_innencoaching 3. Erlebte Wirksamkeitsfaktoren im Workshop Mittels einer PowerPoint Präsentation und vielen konkreten Praxisbeispielen erfolgten ein praxisorientierter Input der theoretischen Grundlagen sowie eine strukturierte Vermittlung von Inhalten, Zielen und Leitprinzipien des systemischen Lerncoachings. Sogenannte „Externalisierungs-Tools“ wie z.B. „Emotion Cards“ oder „Tiere für Aufstellungen“ vermittelten einen Einblick, wie systemisches Arbeiten in der Praxis aussehen kann. Darüber hinaus wurden im Workshop zahlreiche interaktive Übungen und Methoden eingesetzt. So begann die Veranstaltung mit einem Austausch im Plenum darüber, was die Teilnehmer_innen mit „Lernen“ verbinden; die Ergebnisse des Austauschs wurden auf einem Flipchart festgehalten. In der Übung „Einfach gute Momente“, ging es darum, seine(n) Gesprächspartner_in nach einem „guten Moment“ zu fragen und danach zusammenzufassen, was gerade gehört wurde und die erwähnten Fähigkeiten und Stärken zurückzumelden. Dies förderte die Selbsteinschätzung sowohl in Bezug auf die Anwendung systemischer Fragen wie auch in Bezug auf das eigene Erleben in der Rolle des/der Befragten. Der Hinweis der Referentin, dass der Titel des Workshops zumindest unter systemischen Gesichtspunkten ungünstig gewählt sei, sorgte zunächst für Verwirrung und erzeugte kognitive Dissonanz. Nach kurzem Titel-Rätseln im Plenum kamen die Teilnehmer_innen darin überein, dass sich der Workshop weniger referenziell auf das Lernen als vielmehr auf den/die Schüler_in konzentrierte und der richtige Titel somit „systemisches Schüler_innencoaching“ lauten müsste. Ein Video eines Bilanz- und Zielgesprächs in der Schule, welches eine Lehrerin mit einem Schüler und seinen Eltern zeigte, ermöglichte es, die theoretischen Impulse praktisch erfahrbar zu machen und trug somit zu einem gelingenden pädagogischen Erleben bei. Nach jeder Einheit sowie zu Beginn und am Schluss des Workshops, wurde im Plenum über die eigenen Vorstellungen, Eindrücke und eventuell noch ausstehende Fragen diskutiert und ein Austausch ermöglicht. Hier gab es Raum, seine eigenen Lernvorgänge auf Basis der Metakognition nochmals zu reflektieren. Außerdem gab es hier auch die Möglichkeit, der Referentin Feedback zu geben. 3 Pädagogisches Institut • Symposium 2015 • Dokumentation • Workshop Systemisches Lerncoaching – Lernmotivation erhöhen und persönliches Potenzial entfalten 4. Offene Fragen Wie kann man Schwierigkeiten begegnen, die sich aus dem Rollenkonflikt zwischen Lehrkraft und Lerncoach des Schülers, sowie Ansprechpartner_in der Eltern ergeben? Welche Strategien gibt es, während des laufenden Schulalltags verbindliche Bilanz- und Zielgespräche zu implementieren? 5. Weiterführende Literatur Greif, S. (2008): Coaching und ergebnisorientierte Selbstreflexion. Theorie, Forschung und Praxis des Einzel- und Gruppencoachings. Göttingen: Hogrefe. Lieser, C. (2014): Praxisfelder der systemischen Beratung. Wiesbaden: Springer VS. Patrzek, A. (2015): Systemisches Fragen. Professionelle Fragetechnik für Führungskräfte, Berater und Coaches. Wiesbaden: Springer Gabler. Webers, T. (2015): Systemisches Coaching. Psychologische Grundlagen. Wiesbaden: Springer Fachmedien. 4
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