- Meuselwitz GUSS Eisengiesserei GmbH

OTZ vom 01.12.2015
Verkehrsexperten des Bundes in
Meuselwitz: Schwertransporte bald ohne
Polizei
01.12.2015 - 08:25 Uhr
Der Bund will die Beamten von der Begleitung der Großraumtransporte entbinden. Die
Wirtschaft fürchtet, dass die Vergabe an private Verwaltungshelfer nicht „kostenneutral“ für
sie ausgehen wird.
Meuselwitz-Guss-Chef Herbert Werner (rechts) führte am Montag Staatssekretär Michael
Odenwald (Mitte) durch die Eisengießerei. Und natürlich die CDU-Abgeordneten Volkmar
Vogel, Katharina Landgraf (2.v.l.) und Simone Schulze. Foto: Steffen Beikirch
Meuselwitz. Zum dritten Mal saßen am Montag bei Meuselwitz Guss Verkehrsexperten
zusammen, um bessere Rahmenbedingungen für Schwertransporte auf den Weg zu bringen.
Einen 30-köpfigen Stab aus drei Bundesländern hatten die CDU-Bundestagsabgeordneten
Volkmar Vogel und Katharina Landgraf zusammengetrommelt. Zentrale Figur diesmal:
Michael Odenwald, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium.
Ihm sei klar, welche Bedeutung das Thema für den Standort Meuselwitz hat, sagte Odenwald.
Die Eisengießerei im Altenburger Land schickt pro Woche 15 Tieflader mit Windrad-Teilen
auf die Reise. Dieses Jahr werden die Schwertransporte die Zahl von 789 erreichen. Das sind
333 mehr als 2014. Für 2016 ist eine weitere Steigerung auf gut 970 Transporte anvisiert,
verdeutlichte der geschäftsführende Gesellschafter Herbert Werner. Von Montag bis
Donnerstag gerechnet sind das knapp fünf Tieflader pro Tag.
Auch deutschlandweit geht die Entwicklung in diese Richtung, sagte Odenwald. Wurden im
Jahr 2007 noch 90 000 Schwertransporte genehmigt, so rollten 2014 bereits 140 000. „Das
zeigt, dass die Wirtschaft funktioniert.“ Aber die Polizei, die in diesen Tagen schon mehr als
genug ausgelastet ist, stöhnt unter den Einsatzstunden, die für Schwertransporte zu leisten
sind. Außerhalb von Autobahnen etwa müssen die Beamten bei Fahrzeugen ab 3,50 Meter
Breite als Begleitung voraus fahren.
Neues Begleitfahrzeug 4 wird eingeführt
Für Entlastung sollen nun private Begleitunternehmen sorgen, die für diesen Auftrag als
„Verwaltungshelfer“ verpflichtet werden. „Wir werden das System komplett umstellen“,
kündigte Odenwald an.
Dafür sei jedoch auch eine neue Generation von Begleitfahrzeugen notwendig. Ein Merkblatt
für das sogenannte „Begleitfahrzeug 4“ (BF 4), das in Zukunft bei den Transporten die Polizei
ablösen soll, liegt bereits vor. Das Auto soll deutlich mehr Verkehrszeichen darstellen und
sowohl nach vorn als auch zur Seite abstrahlen können, um Kreuzungen und Einmündungen
zu sperren und den Gegenverkehr zu warnen. Die Bundesanstalt für Straßenwesen lizenziere
diese Fahrzeuge im Moment, berichtete der Staatssekretär.
Das jedoch genügt nicht: Die Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrsordnung muss auch
geändert werden. Mit der Maßgabe, gleich eine bundeseinheitliche Regelung zu garantieren.
Dies jedoch erfordert vermutlich auch ein Votum von Bundestag und Bundesrat. Deshalb
könne die Verordnung wohl frühestens im dritten Quartal 2016 in Kraft treten, so Odenwald.
Aus Meuselwitz nahm er am Montag den Auftrag mit, die Neuregelungen müssten für die
betroffenen Unternehmen kostenneutral bleiben. Die sinnvolle Entlastung der Polizei dürfe
nicht den Firmen auf die Füße fallen, mahnten Teilnehmer der Beratung an.
Fährt die Polizei als Begleitung mit, koste das für eine Viertelstunde rund 15 Euro pro Person.
Zuzüglich Kilometergeld von rund 60 Cent, rechnete Polizeihauptkommissar Holger Kunow
von der Landespolizei Gera vor.
„Günstiger wird es wahrscheinlich nicht. Das habe ich schon begriffen“, flachste MeuselwitzGuss-Chef Herbert Werner. Dass sich der Genehmigungsaufwand ohne Polizeieinsatz
reduziert, mag wohl klappen. Aber möglicherweise werde es mit der neuen Regelung sogar
teurer, fürchtete Werner. Lutz Meyer, Geschäftsführer der Markranstädter
Straßensanierungsfirma Kutter, will, dass die Schwertransport-Begleitung als Extra-Punkt
Eingang in die Ausschreibung von Bauvorhaben finden kann, damit die Kosten gleich erkannt
und mit kalkuliert werden können. Meyer ärgert sich noch immer: Seine Firma ist als
Dienstleister für die öffentliche Hand unterwegs, wird aber oft durch langwierige
Transportgenehmigungen ausgebremst. Das Online-Portal Vemags zum
Verfahrensmanagement für Großraum- und Schwertransporte müsse noch besser gepflegt
werden, damit eine schnellere Auskunft möglich ist, sagt er.
Steffen Beikirch / 01.12.15 / OTZ