Die Zukunft ist jetzt Test & Technik Digitale Aktivbox 52 02/15 stereoplay.de Amp, DAC und Drahtlos-Übertragung: eingebaut im Lautsprecher? Ja, aber bitte HiRes und audiophil! Warum die Dynaudio Focus XD das High End der Zukunft ist. L ange Jahre sah es so aus, als ginge der Trend zu High-EndKetten mit möglichst vielen Bausteinen: Vor-/End- und Laufwerk-/ Wandler-Kombis, Monoblöcke oder sogar abgesetzte Netzteile bevölkerten die HiFi-Studios. In letzter Zeit geht es eher umgekehrt: Immer mehr Hersteller bieten multifunk tionale Geräte, die Streamer und Amp oder Player und Verstärker in ein Gehäuse verbauen. Nicht zuletzt, weil sich eine solche Anlage mit nur einer Elektronikkomponente und drahtlosen Aktivboxen viel leichter ins Wohnzimmer integrieren lässt, markiert diese Bewegung so etwas wie die Renaissance von HiFi im Heim. Echte High-Ender mögen so etwas bisher belächelt haben: „Die Sender können ja gerade einmal CD-Auflösung, und von der geht auch noch was verloren“. Vorurteile dieser Art sind jetzt nur noch eines: von gestern. Denn Dynaudio stellt mit seiner neuen Focus-XD-Serie drei High-EndAktivboxen vor, die nicht nur mit HiRes-Wandlern bis 24/192 digital und verlustfrei ansteuerbar sind, sondern die auch die Verbindung zwischen den Boxen auf Wunsch drahtlos ermöglichen. Bei stereoplay nahm die kleinere von zwei Standboxen, die Focus 400 XD, ihren Platz im Hörraum ein. Beim Auspacken noch keine Erleuchtung: Bis auf ein kleines Fens02/15 stereoplay.de 53 Test & Technik Digitale Aktivbox ter oben in der Schräge des Lautsprechers und ein aktivboxentypisches Anschlussfeld unterscheidet sich die XD kaum von einer normalen High-EndBox der passiven Focus-Reihe. Doch spätestens bei Inbetriebnahme zeigt sich, dass hier alles anders ist. Nur eine der Dynaudios muss – idealerweise per digitales Cinch-Kabel – mit einer entsprechenden Quelle, etwa einem Streamer verbunden werden. Schaltet man die Anlage dann per Fernbedienung ein (und hat eine Box korrekterweise als „Master“ und eine als „Slave“ ausgewählt), synchronisieren sich beide untereinander, was durch eine blinkende LED-Anzeige und einige Sekunden Wartezeit gekennzeichnet ist (und im stereoplayTest erst nach erneutem Ausund wieder Einschalten pro blemlos funktionierte). Leuchten beide Boxen mit kleiner blauer LED, ist die Verbindung hergestellt, und wie von Zauberhand bewegt sich die Lichtkette auf beiden Lautsprechern synchron, wenn man Der digitale S/PDIF-Eingang akzeptiert Signale bis 24/192 und schickt ebensolche zur anderen Box weiter. Software-Updates gibt es per USB. Die stufenlose Ortsanpassung filtert die Bassbereiche je nach Stellung unterschiedlich. 54 02/15 stereoplay.de die Lautstärke auf der Fernbedienung verändert. Liegt dann ein Signal an, werden die Musikanteile eines Kanals in der entsprechenden Box gewandelt und wiedergegeben, die des anderen per hochauflösender Funkstrecke drahtlos an die andere Box gesendet. Das geht bis zu einer Auflösung von 24/96 verlustfrei. Wer die höchste Auflösung von 24/192 übertragen will, muss auch die Boxen per Kabel verbinden. Die Fernbedienung verrät noch die Existenz weiterer Funktionen: Zusätzlich zum hochauflösenden Eingang lassen sich noch bis zu drei Sender-Hubs – baugleich mit denen des Xeo-Systems – mit bis zu je vier Kanälen anwählen, die Musik vom TV, vom Computer oder weiteren Quellen drahtlos an beide Boxen zuspielen. Klanganpassungen finden sich auf der Fernbedienung nicht, die müssen per Schalter (für die Höhen) und Drehregler (für die Bass-Ortsentzerrung) direkt am Terminal der jeweiligen Box vorgenommen werden (siehe Bild/Messung links unten). Die entsprechenden Filter liegen übrigens nicht analog im Signalweg, sondern geben lediglich Steuerinformationen an den digitalen Signalprozessor der Box weiter. Dieser sorgt zugleich für die Lautstärke-Anpassung und übernimmt die Funktionen der aktiven Frequenzweiche (im 2,5-Wege-Betrieb). Dies erledigt er mit besonders audiophilen FIR-Filtern, die eine hohe Flankensteilheit bei gleichzeitig perfekter Zeitrichtigkeit und sogar Korrektur der Gruppenlaufzeit ermöglichen! Anschließend geht es mit eigenen Signalen zu den drei Endstufen à 150 Watt. Jede treibt ein Chassis an. Diese wurden exklusiv für die Focus-XDSerie entwickelt: zwei Tiefmitteltöner mit magnesiumverstärkter Polypropylenmembran und reiner Aluminiumschwing spule und eine Seidenkalotte im ungewöhnlich großen 28-mmFormat. Volle Dynamik voraus! Nach erfolgter Verbindung zog die Focus 400 XD die Hörer in ihren Bann. Ihr schnelles Antreten und der präzise und hart kickende Bass bei Paul O‘Briens „Big Yellow Taxi“ brachten eine unbändige musi- kalische Energie und einen Drive in den Hörraum – und einige Tester zu der Frage, ob hier wirklich eine Dynaudio am Werke sei. Yellos „The Expert“ von der stereoplay-CD 01/10 groovte und knallte in allen Frequenzlagen, ließ in den Höhen sogar etwas zu viel Glanz aufblitzen, woraufhin die Tester gleich einmal die Raumanpassung nutzten und die allerhöchsten Höhen um ein Dezibel reduzierten. Dann demonstrierte die Dynaudio gekonnt, dass hohe Auflösung, spritziges Timing und eine doch ermüdungsfreie Sauberkeit in den Höhen keine Widersprüche sein müssen. Keine Frage, die durch die aufwendigen FIR-Filter erreichte Zeitrichtigkeit lässt sich besonders im unteren Frequenzspektrum klar nachvollziehen. Doch auch ansonsten betörte die Focus mit aktivboxentypischen Tugenden ihre Hörer: Die Stimmen des Duettinos „Su l‘aria“ (von der video-6/14-CD Dynaudio Focus 400 XD Der Tiefmitteltöner besitzt eine riesige 75-mmSchwingspule und ist innen mit großzügigem Polkern gegen Kom- 7950 Euro (Herstellerangabe) Vertrieb: Dynaudio Telefon: 04108 / 41 80 0 www.dynaudio.de Auslandsvertretungen: siehe Internet Maße: B: 20,5 x H: 99,5 x T: 29,5 cm Gewicht: 20,5 kg Aufstellungstipp: Wandabstand beliebig, Hören ideal 2,5 – 3,5 m, normal/gut bedämpfte Räume bis 40 qm Messwerte Frequenzgang & Impedanzverlauf pressionen belüftet. „Die schönste Filmmusik“) stellte sie vollkommen gestochen scharf und separiert nebeneinander. Demgegenüber hatte man bei weniger genau abbildenden Passivboxen öfter das Gefühl, diese würden verschwimmen. Dieses mit einer nicht opulenten, doch stimmigdreidimensionalen Bühne, die den Gesangsstimmen Luft zum Atmen und dem Hörer Raum zum Träumen gab. Die alterna- tive Kabelverbindung ergab auch bei 24/192-Material keinen direkt hörbaren Vorteil: ein weiterer Beweis, wie weit die Drahtlos-Technik schon ist. Die Focus XD bietet erstmals echten HiRes- und HighEnd-Klang mit dem Komfort einer Multiroom-Anlage. Und wird so manchen iPod-verwöhnten Gelegenheitshörer zum High-Ender machen. Wetten, dass? Malte Ruhnke ■ Die Elektronik in der Focus XD Seitlich am ausgewogensten, sehr tief mit kräftigem Oberbass Pegel- & Klirrverlauf 85-100 dB SPL 110 dB Dynaudio Focus 400 XD 85 dB Pegel- & Klirrverlauf 90 dB 95 dB 100 dB 100 dB 90 dB 80 dB 70 dB 60 dB 50 dB 20 Hz 50 Hz 100 Hz 200 Hz 500 Hz 1 kHz 2 kHz 5 kHz Mittelhochton vorbildlich sauber, im Tiefbass etwas hoher Klirr Eingänge S/PDIF, RCA analog Digitalformate PCM bis 192/24 Untere Grenzfreq. -3/-6 dB 38/25 Hz Maximalpg (> 80 Hz: 104 dB) 102,5 dB Stromverbrauch (Standby/On) 1,1/19 W Bewertung 1414 9 1212 6 +0.5 V 2 0 mV Abbildung 10 Sprungantwort Bassqualität Dynaudio Focus 400 XD Grenzdynamik +1.0 V Feinauflösung Die Module hinter dem Terminal sind mit Elektronik wahrhaft vollgepackt: Neben analoger Eingangssektion, A/D-Wandler, DSP-Weichenelektronik mit absolut zeitrichtigen FIRFiltern (siehe „Sprung antwort“) und drei Verstärkerkanälen enthält die Focus XD auch eine leistungsfähige WirelessElektronik. Diese basiert nicht auf OEM-Chipsets mit festen Spezifikationen, sondern kann Musiksignale in unterschiedlicher Auflösung übertragen. Im klassischen Fall, wie oben Natürlichkeit 14 Klang 61 -0.5 V 0 10 203040506070 -1.0 V 0 ms 1 ms 2 ms 3 ms 4 ms 5 ms Messwerte8 6 ms ■■■■■■■■■■ Praxis9 links abgebildet, muss nur eine Funkstrecke von der Master- zur Slavebox etabliert werden, dann steht echte HiResAuflösung von 24 Bit Wortbreite und 96 kHz Samplingfrequenz zur Verfügung. Laufen beide Boxen drahtlos, werden die Signale mit 16 Bit und 48 kHz übertragen. Genutzt ■■■■■■■■■■ Wertigkeit8 ■■■■■■■■■■ wird dazu ein digitales, vor Störungen und Signalunterbrechern optimal geschütztes Übertragungsprotokoll, das alle drei für WLAN bereitgestellten Frequenzbereiche ausnutzt: 2,4 GHz für Multiroom und 5,2 sowie 5,8 GHz innerhalb eines Raumes. Sehr transparente und doch spielfreudige Box mit tiefem, satt präzisem Bass und absolut perfektem Timing. Außer extremen Tiefbasspegeln kann sie wirklich alles und spielt mit drahtloser Verbindung zwischen den Boxen genauso perfekt. stereoplay Testurteil Klang absolute Spitzenklasse Gesamturteil sehr gut 61 Punkte 86 Punkte Preis/Leistungüberragend 02/15 stereoplay.de 55
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