Dynaudio Focus 400XD stereoplay 02 2015 Test

Die Zukunft ist jetzt
Test & Technik  Digitale Aktivbox
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Amp, DAC und Drahtlos-Übertragung:
eingebaut im Lautsprecher? Ja, aber bitte
HiRes und audiophil! Warum die Dynaudio
Focus XD das High End der Zukunft ist.
L
ange Jahre sah es so aus, als
ginge der Trend zu High-EndKetten mit möglichst vielen Bausteinen: Vor-/End- und Laufwerk-/
Wandler-Kombis, Monoblöcke oder
sogar abgesetzte Netzteile bevölkerten die HiFi-Studios. In letzter
Zeit geht es eher umgekehrt: Immer
mehr Hersteller bieten multifunk­
tionale Geräte, die Streamer und
Amp oder Player und Verstärker in
ein Gehäuse verbauen. Nicht zuletzt, weil sich eine solche Anlage
mit nur einer Elektronikkomponente und drahtlosen Aktivboxen viel
leichter ins Wohnzimmer integrieren
lässt, markiert diese Bewegung so
etwas wie die Renaissance von HiFi
im Heim. Echte High-Ender mögen
so etwas bisher belächelt haben:
„Die Sender können ja gerade einmal CD-Auflösung, und von der
geht auch noch was verloren“.
Vorurteile dieser Art sind jetzt
nur noch eines: von gestern. Denn
Dynaudio stellt mit seiner neuen
Focus-XD-Serie drei High-EndAktivboxen vor, die nicht nur mit
HiRes-Wandlern bis 24/192 digital
und verlustfrei ansteuerbar sind,
sondern die auch die Verbindung
zwischen den Boxen auf Wunsch
drahtlos ermöglichen. Bei stereoplay nahm die kleinere von zwei
Standboxen, die Focus 400 XD,
ihren Platz im Hörraum ein.
Beim Auspacken noch keine Erleuchtung: Bis auf ein kleines Fens02/15 stereoplay.de
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ter oben in der Schräge des
Lautsprechers und ein aktivboxentypisches Anschlussfeld unterscheidet sich die XD kaum
von einer normalen High-EndBox der passiven Focus-Reihe.
Doch spätestens bei Inbetriebnahme zeigt sich, dass hier alles
anders ist. Nur eine der Dynaudios muss – idealerweise per
digitales Cinch-Kabel – mit
einer entsprechenden Quelle,
etwa einem Streamer verbunden
werden. Schaltet man die Anlage dann per Fernbedienung
ein (und hat eine Box korrekterweise als „Master“ und eine
als „Slave“ ausgewählt), synchronisieren sich beide untereinander, was durch eine blinkende LED-Anzeige und einige
Sekunden Wartezeit gekennzeichnet ist (und im stereoplayTest erst nach erneutem Ausund wieder Einschalten pro­
blemlos funktionierte).
Leuchten beide Boxen mit
kleiner blauer LED, ist die Verbindung hergestellt, und wie
von Zauberhand bewegt sich
die Lichtkette auf beiden Lautsprechern synchron, wenn man
Der digitale S/PDIF-Eingang akzeptiert Signale bis 24/192 und schickt
ebensolche zur anderen Box weiter.
Software-Updates gibt es per USB.
Die stufenlose Ortsanpassung filtert
die Bassbereiche je nach Stellung
unterschiedlich.
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die Lautstärke auf der Fernbedienung verändert. Liegt dann
ein Signal an, werden die Musikanteile eines Kanals in der
entsprechenden Box gewandelt
und wiedergegeben, die des anderen per hochauflösender
Funkstrecke drahtlos an die andere Box gesendet. Das geht bis
zu einer Auflösung von 24/96
verlustfrei. Wer die höchste
Auflösung von 24/192 übertragen will, muss auch die Boxen
per Kabel verbinden.
Die Fernbedienung verrät
noch die Existenz weiterer
Funktionen: Zusätzlich zum
hochauflösenden Eingang lassen sich noch bis zu drei Sender-Hubs – baugleich mit denen
des Xeo-Systems – mit bis zu
je vier Kanälen anwählen, die
Musik vom TV, vom Computer
oder weiteren Quellen drahtlos
an beide Boxen zuspielen.
Klanganpassungen finden sich
auf der Fernbedienung nicht,
die müssen per Schalter (für die
Höhen) und Drehregler (für die
Bass-Ortsentzerrung) direkt am
Terminal der jeweiligen Box
vorgenommen werden
(siehe Bild/Messung
links unten).
Die entsprechenden
Filter liegen übrigens
nicht analog im Signalweg, sondern geben lediglich Steuerinformationen an den digitalen
Signalprozessor der Box weiter.
Dieser sorgt zugleich für die
Lautstärke-Anpassung und
übernimmt die Funktionen der
aktiven Frequenzweiche (im
2,5-Wege-Betrieb). Dies erledigt er mit besonders audiophilen FIR-Filtern, die eine hohe
Flankensteilheit bei gleichzeitig
perfekter Zeitrichtigkeit und
sogar Korrektur der Gruppenlaufzeit ermöglichen!
Anschließend geht es mit
eigenen Signalen zu den drei
Endstufen à 150 Watt. Jede
treibt ein Chassis an. Diese wurden exklusiv für die Focus-XDSerie entwickelt: zwei Tiefmitteltöner mit magnesiumverstärkter Polypropylenmembran
und reiner Aluminiumschwing­
spule und eine Seidenkalotte im
ungewöhnlich großen 28-mmFormat.
Volle Dynamik voraus!
Nach erfolgter Verbindung zog
die Focus 400 XD die Hörer in
ihren Bann. Ihr schnelles Antreten und der präzise und hart
kickende Bass bei Paul
O‘Briens „Big Yellow Taxi“
brachten eine unbändige musi-
kalische Energie und einen
Drive in den Hörraum – und
einige Tester zu der Frage, ob
hier wirklich eine Dynaudio am
Werke sei. Yellos „The Expert“
von der stereoplay-CD 01/10
groovte und knallte in allen Frequenzlagen, ließ in den Höhen
sogar etwas zu viel Glanz aufblitzen, woraufhin die Tester
gleich einmal die Raumanpassung nutzten und die allerhöchsten Höhen um ein Dezibel reduzierten. Dann demonstrierte
die Dynaudio gekonnt, dass
hohe Auflösung, spritziges Timing und eine doch ermüdungsfreie Sauberkeit in den Höhen
keine Widersprüche sein müssen. Keine Frage, die durch die
aufwendigen FIR-Filter erreichte Zeitrichtigkeit lässt sich besonders im unteren Frequenzspektrum klar nachvollziehen.
Doch auch ansonsten betörte die Focus mit aktivboxentypischen Tugenden ihre Hörer:
Die Stimmen des Duettinos „Su
l‘aria“ (von der video-6/14-CD
Dynaudio Focus 400 XD
Der Tiefmitteltöner besitzt
eine riesige
75-mmSchwingspule
und ist innen
mit großzügigem Polkern
gegen Kom-
7950 Euro (Herstellerangabe)
Vertrieb: Dynaudio
Telefon: 04108 / 41 80 0
www.dynaudio.de
Auslandsvertretungen: siehe Internet
Maße: B: 20,5 x H: 99,5 x T: 29,5 cm
Gewicht: 20,5 kg
Aufstellungstipp: Wandabstand beliebig, Hören ideal 2,5 – 3,5 m, normal/gut bedämpfte Räume bis 40 qm
Messwerte
Frequenzgang & Impedanzverlauf
pressionen
belüftet.
„Die schönste Filmmusik“)
stellte sie vollkommen gestochen scharf und separiert nebeneinander. Demgegenüber
hatte man bei weniger genau
abbildenden Passivboxen öfter
das Gefühl, diese würden verschwimmen. Dieses mit einer
nicht opulenten, doch stimmigdreidimensionalen Bühne, die
den Gesangsstimmen Luft zum
Atmen und dem Hörer Raum
zum Träumen gab. Die alterna-
tive Kabelverbindung ergab
auch bei 24/192-Material keinen direkt hörbaren Vorteil: ein
weiterer Beweis, wie weit die
Drahtlos-Technik schon ist.
Die Focus XD bietet erstmals echten HiRes- und HighEnd-Klang mit dem Komfort
einer Multiroom-Anlage. Und
wird so manchen iPod-verwöhnten Gelegenheitshörer
zum High-Ender machen. Wetten, dass? Malte Ruhnke ■
Die Elektronik in der Focus XD
Seitlich am ausgewogensten, sehr
tief mit kräftigem Oberbass
Pegel- & Klirrverlauf 85-100 dB SPL
110 dB
Dynaudio Focus 400 XD
85 dB
Pegel- & Klirrverlauf
90 dB
95 dB
100 dB
100 dB
90 dB
80 dB
70 dB
60 dB
50 dB
20 Hz
50 Hz
100 Hz
200 Hz
500 Hz
1 kHz
2 kHz
5 kHz
Mittelhochton vorbildlich sauber, im
Tiefbass etwas hoher Klirr
Eingänge
S/PDIF, RCA analog
Digitalformate PCM bis 192/24
Untere Grenzfreq. -3/-6 dB 38/25 Hz
Maximalpg (> 80 Hz: 104 dB)
102,5 dB
Stromverbrauch (Standby/On) 1,1/19 W
Bewertung
1414 9 1212
6
+0.5 V
2
0 mV
Abbildung
10
Sprungantwort
Bassqualität
Dynaudio Focus 400 XD
Grenzdynamik
+1.0 V
Feinauflösung
Die Module hinter dem
Terminal sind mit Elektronik wahrhaft vollgepackt:
Neben analoger Eingangssektion, A/D-Wandler,
DSP-Weichenelektronik mit
absolut zeitrichtigen FIRFiltern (siehe „Sprung­
antwort“) und drei Verstärkerkanälen enthält die
Focus XD auch eine
leistungsfähige WirelessElektronik. Diese basiert
nicht auf OEM-Chipsets
mit festen Spezifikationen,
sondern kann Musiksignale
in unterschiedlicher Auflösung übertragen. Im
klassischen Fall, wie oben
Natürlichkeit
14
Klang 61
-0.5 V
0 10 203040506070
-1.0 V
0 ms
1 ms
2 ms
3 ms
4 ms
5 ms
Messwerte8
6 ms
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Praxis9
links abgebildet, muss
nur eine Funkstrecke
von der Master- zur
Slavebox etabliert werden,
dann steht echte HiResAuflösung von 24 Bit
Wortbreite und 96 kHz
Samplingfrequenz zur
Verfügung. Laufen beide
Boxen drahtlos, werden die
Signale mit 16 Bit und 48
kHz übertragen. Genutzt
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Wertigkeit8
■■■■■■■■■■
wird dazu ein digitales, vor
Störungen und Signalunterbrechern optimal geschütztes Übertragungsprotokoll, das alle drei für
WLAN bereitgestellten
Frequenzbereiche ausnutzt: 2,4 GHz für Multiroom
und 5,2 sowie 5,8 GHz
innerhalb eines Raumes.
Sehr transparente und doch
spielfreudige Box mit tiefem, satt
präzisem Bass und absolut perfektem Timing. Außer extremen
Tiefbasspegeln kann sie wirklich
alles und spielt mit drahtloser
Verbindung zwischen den Boxen
genauso perfekt.
stereoplay Testurteil
Klang
absolute Spitzenklasse
Gesamturteil
sehr gut
61 Punkte
86 Punkte
Preis/Leistungüberragend
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